[Subura] Cloaca Maxima und ihre Nebenkanäle


  • Große Steinblöcke, dicht an dicht verfugt und abgedichtet, bildeten das Gewölbe der Cloaca Maxima, das breite Netz der Kanalisation unter der römischen Stadt. Schon seit der Königszeit durchzog die Cloaca die Stadt. Ständig unter dem Licht des Tages, barg sie viele Geheimnisse und Mysterien. Allerlei Spuckgeschichten geisterte unter den Menschen von Rom über die Cloaca herum. Was daran wahr war, wussten wohl nur wenige. Und zwar die, die sich nicht scheuten durch die Kanäle zu laufen oder gar ihre Geschäfte dort zu betreiben.


    ~Im Moment befinden wir uns zwar in der Cloaca, doch noch nicht unter der Subura. Eher unter einem gehobenen Viertel, in der die Casa Caecilia ihr Domizil hatte. Ein kleiner und schmaler Gang, ein kleiner Bach aus ekelhaften Abfällen, Schlammwasser und die Fäkalien der verschiedenen Häuser. Anwesende Personen sind ein völlig verdreckter Fabus, der Hochstapler Decius, mit einer Laterne in der Hand (aus dem Atrium der Caecilia auch als Salzhändler Pulcher bekannt), zwei Handlanger, der nicht minder stinkende Hannibal und die „gerettete“ Nadia. Alle sind noch um den Latrinenausgang der Casa Caecilia versammelt. Die letzten Worte von Nadia hallten durch den Gang. "Haben wir es geschafft?" Steigen wir nun wieder nach dieser kurzen Übersicht in die Handlung~


    Misstrauisch sah sich Hannibal in dem kleinen Kanal um. Einige Ratten krabbelten über den kleinen Steg, Wasser rann an der Wand hinab, es schien wohl draußen wieder mal zu regnen. Doch abgesehen von den vielen kleinen Nagetieren, die die Kanalisation unsicher machten, schien es ruhig zu sein. Von den Latrinen waren auch keine aufgeregte Rufe zu hören. Hannibal nickte und lächelte schief. „Das haben wir! Aber komm, lass uns von hier verschwinden!“ Er begnügte sich lediglich mit dem Lächeln, denn so dreckig wie Hannibal war, wollte er Nadia den weiteren Gestank durch eine Berührung nicht zumuten. Außerdem hatten sie sowieso Zuschauer, die immer noch leise ab und an vor sich hin kicherten. Nur Fabus teilte die Erheiterung nicht, war er doch voll in den Kanal gefallen. Hannibal nickte auch ihnen zu und wandte sich um. Vorsichtig balancierte er auf dem steinernen Sims entlang. Noch mal in den Kanal fallen, wollte Hannibal auch wieder nicht. Das war schon genug an Überwindung, die er heute geschafft hatte.


    Zielstrebig führten ihn die Schritte durch den Kanal und zu einer Weggabelung. Ohne zu zögern, und nur mit einem kontrollierenden Blick, nahm er den rechten Weg und lief schnell weiter. Immer mal wieder warf er einen Blick über seine Schulter, um nach Nadia zu sehen. Aufmunternd lächelte er dabei. Hinter Nadia liefen die anderen Hochstapler, leise vor sich hintuschelnd und murmelnd. Verschiedene Gänge wurden durchquert, sie wurden immer größer und dann wieder kleiner und noch verworrener. Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen als plötzlich Schritte an einer Weggabelung zu hören waren und ein Schaben. Hannibal hob die Hand und blieb stehen. Mit gerunzelten Augenbrauen spähte er um die Ecke. „Decius, mach die Lampe aus! Schnell!“ Ohne zu widersprechen blies Decius die kleine Windlaterne aus und es wurde stockdunkel im Gang. Die Schritte kamen näher und ein vager Lichtschein. Und ein leises Schimpfen....

  • Grimmig blickte Sciurus auf eine tote Ratte hinab und schob sie schließlich mit dem Fuß vom Weg, bevor sie weiter gingen. Dass der Etrusker tot war, dies war bedauerlich, doch es ärgerte Sciurus nicht halb so sehr, als dass Sica ihn beseitigt hatte, noch bevor er den purpurnen Ring der Verheißung hatte auftreiben können.


    "Ich habe bereits ein Dutzend Käufer dafür!" schimpfte er leise und ärgerte sich noch mehr darüber, dass Sica auf seine Vorwürfe noch kein Wort gesagt hatte, seit sie die Wohnbereiche des Mannes mit der Maske verlassen hatten. "Keiner außer dem Etruker wusste, wo der Ring zu finden ist, wer weiß, ob wir ihn nun jemals in die Finger bekommen!"
    Da Sica nur ein klägliches Ziel für seine Wut abgab, richtete sich diese langsam auf den verstorbenen Schieber. "Porca miseria, warum auch versucht dieser elende Bastard den Gewinn zu erhöhen? Wenn er nicht schon tot wäre ... Deficiente! Figlio de puttana!"

  • Sica reagierte nicht auf die Beschwerden des anderen Sklaven. Er blickte während des Gehens starr geradeaus und seine Augen fixierten die nächste Abzweigung. Plötzlich wurde er aufmerksam und glaubte irgendetwas gesehen zu haben. Mit einer leichten Berührung an der Schulter machte er Sciurus auf die Unregelmäßigkeit aufmerksam und die beiden verharrten augenblicklich an Ort und Stelle. In der langen Zeit ihrer Zusammenarbeit hatten sie sich längst zahlreiche unauffällige Zeichen angeeignet, mit denen man sich in solchen Fällen lautlos verständigen konnte. Dabei gab es sowohl Gestiken, die sie überirdisch verwendeten, als auch bestimmte Berührungen, mit denen man sich in absoluter Dunkelheit verständigen konnte. Da sie in diesem Fall aber noch eine kleine Laterne dabei hatten, machte Sica die knappe Geste für 'Licht'. Da er nicht vorhatte, einem Unbekannten in völliger Dunkelheit gegenüber zu treten, ließ er die Laterne selbst jedoch an. Lautlos zogen Sica und Sciurus ihre Dolche und warteten.

  • Mit ein wenig Mühe rappelte Nadia sich von dem dreckigen Boden wieder auf und versuchte ziemlich erfolglos ihre Hände an ihrer ohnehin schon schmutzigen Tunika anzuwischen. Ihr Gesicht sah nicht besser aus was man zum Glück wegen dem leichten Licht nicht so erkennen konnte. Dass sie so stank wie Hannibal und eigentlich auch die anderen, denn der Gestank setzte sich auch an die fest die nicht in der Brühe rumgekrochen waren, bemerkte sie nicht mehr so schlimm da ihre Nase schon halb ´taub´deswegen war. Sie schenkte Hannibal, ihrem Retter, ein zaghaftes Lächeln und war seiner Meinung von hier so schnell wie möglich zu verschwinden. Den anderen Männern die gleich anfingen zu tuscheln schenkte sie nur einen kurzen Blick und dann versuchte sie einfach nur hinter Hannibal zu bleiben und nichts anzufassen und vor allem auch nicht auszurutsche denn im Wasser oder was auch immer das darstellte wollte sie nicht landen.


    Ihr Herz schlug allerdings die ganze Zeit immer noch schnell und die Angst hatte sich in ihrem Nacken festgesetzt und wollte sich nicht vertreiben lassen. Immer wieder beruhigte sie sich in Gedanken, dass ihr hier unten nichts passieren konnte, ausserdem war sie mit Hannibal zusammen und mit den anderen Kauzen mit denen sie nichts anfangen konnte, aber es waren Freunde von Hannibal also brauchte sie vor ihnen auch keine Angst zu haben. Hin und wieder musste sie einer Pfütze ausweichen und einmal hatte sie auch Glück genau in eine zu treten was einen leisen Seufzer aus ihrer Kehle entringen ließ.


    Doch was dann geschah, diese abrupte anhalten damit hatte sie nicht gerechnet und stieß genau gegen Hannibal. Ein ersticktes Geräusch von ihr war die Folge und gleich darauf verstummte sie und etwas schnürrte ihr die Kehle zu. Ihre Hand lag an der Seite von seinem Rücken und so schnell würde sie den Körperkontak mit ihm auch nicht unterbrechen wollen. Sie traute sich kaum zu atmen und dieses mal war es nicht wegen dem Gestank hier unten sondern wegen dem der Stimme vor wenigen Sekunden noch. Hatten sie eben das Licht ausgemacht konnten sie nun einen anderen lichtschein sehen, aber er kam nicht von der kleinen Gruppe. Ihre Finger berwegten sich auf dem Rücken von Hannibal und in ihrer Angst griffen sie in den klammen Stoff seiner halb zerrissenen Tunika. Ihr Herz schien einige male Aussetzer zu haben und das Blut rauschte in ihren Ohren als sie dem Lichtschein zusah.

  • Das Zusammentreffen


    Jetzt war es soweit, die Klingen wurden gewetzt, die Dolche gezückt und die Ohren gespitzt. Doch halt! Wer war das eigentlich in dem Kanal dort unten? Wer waren nun die Protagonisten und wer die Antagonisten? Wer die Helden und wer die abrundtiefen Bösewichte, die unsere Helden nur aufhalten wollen? Sehen wir das doch mal aus den verschiedenen Blickwickeln.


    ~Zeit angehalten, Sanduhr hingelegt~


    [Blick auf die verängstigte Nadia, wie sie dicht hinter Hannibal steht. Das laute Pochen ihres Herzens ist schon bis zu uns zu hören]


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    ~ Als erstes soll Nadia vorgestellt werden. Blonde Schönheit aus dem fernen Britannia. Früher hatte sie doch eine glückliche Kindheit, trotz des schweren Schicksals als Sklavin. In einer liebvollen Familie aufgewachsen, bei einem äußerst „liebevollen“ Herren und Liebhaber, schien alles wahrhaft sonnig zu sein. Doch Rom zeigte ihr die bittere Realität. Ja, bitter war es in der Tat. Denn nur ein Kuß führte zu ihrem Abstieg. Entflohen, gefangen und beinahe der Freiheit entgegen geeilt, wieder gefangen, sitzt sie nun hier- im Kanal, verklebt mit einer eckelhaften Brühe. Die Verführung aller Männerherzen scheint sie so nicht zu sein, doch schaffte sie es doch oft die Sympathien der Leser und die Herzen der Römer für sich zu gewinnen, vom Patrizier bis zum Sklaven. Ist sie die Heldin?~

    [Schnitt hinter Sica, wir schauen über seine muskulöse Schulter hinweg, die angespannt scheint. Ah ja, er hat ja den Dolch gerade gezogen!]


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    ~ Von seiner Seite aus ist Nadia mit Sicherheit nicht die Heldin unseres kleinen Abenteuers! Nein, im Gegenteil. Ein ständiges Ärgernis ist diese Sklavin, denn sie zieht mit ihren Taten nur den Ruf der Familie in den Dreck. Und der ist ein Teil von Sicas Aufgabe! Doch was wissen wir über diesen mysteriösen Verwalter der Gens Flavia? Sehr wenig, doch seine Treue scheint einzig und alleine Secundus Flavius Felix zu gelten. Womit dieser die Loyalität des doch sehr eigenen Sklaven errungen hat? Wir wissen es nicht! Sica, kalt und berechnend, ein ausgebildeter Gladiator, ist der Kopf eines wahren Netzwerkes der Schattenwelt. Ein genialer Kopf und Anführer von einem Sumpf von Verbrechern. Doch nur in der Nacht, am Tag führt er mit strenger Hand den Haushalt der Villa Flavia. Und dort hat kein Sklave, der ihm nicht aufs Wort gehorcht, zu Lachen. Wären wir in einer Ganovengeschichte wäre er der Held! Von Nadias Perspektive aus ist er der abgrundtiefe Bösewicht!~


    [Wechsel der Perspektive auf Sciurus blaue Augen, in ihnen spiegelt sich das vage Licht der Lampe wieder.]


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    ~Ist er angespannt oder lauert in den blauen Augen des Sklaven eine mörderische Glanz? Wir wissen es nicht! Denn von seinem Inneren gibt dieser „gute“ Sklave, wie er sich doch selber bezeichnen würde, nichts preis. Ist er nur der Handlanger von Sica? Wollen wir ihn mal nicht so verharmlosen. Denn mit dem Dolch ist er bestimmt nicht minder tödlich. Und auch er sieht in der Sklavin wohl ein kleines Ärgernis. Das „Ding“ macht ja auch immer wieder Probleme. Gut, dass sie nicht die Sklavin von Gracchus ist. Aber da besteht auch keine Gefahr. Sciurus scheint seinem Herrn besser als Bettgefährte zu gefallen. Doch fern von den Augen seines Herrn zeigt Sciurus was für versteckte Talente in ihm schlummern. Kunstwerke, seltene Schmuckstücke, es gibt nichts, was er nicht beschaffen kann. Und zimperlich ist er dabei auch nicht. Wartet er nur auf den Zeitpunkt, wo er Sica ersetzen kann? Wir werden sehen. Ist er ein Held? Wenn, dann ein sehr Tragischer. Ist doch sein Leben stets von den Begierden seines Herren überschattet. ~


    [Harter Schnitt auf Hannibal. Seine dunklen Augen verschmelzen mit der Umgebung]


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    ~Hannibal! Wer schon nach einem Eroberer benannt wurde, kann ja nicht ganz normal sein. Ausgebüchster Sklave und Hochstapler, schon seine Eltern und seine Großeltern und einige Generationen zuvor dienten der Familie Flavia. Es ist da erst recht kein Wunder, dass Hannibal nicht mehr ganz gesund im Kopf ist. Mehrere Frauen und Männer mussten schon durch seine Hand sein Leben lassen. Attentate, krumme Dinger, er lässt nichts aus in seinem Leben. Sciurus und er würden sich bestimmt nicht mögen, schließlich arbeiten sie beide für Sica. Oder ist es doch anders? Auf jeden Fall scheint Hannibal genauso bemüht zu sein, die Fäden der Unterwelt an sich zu reißen. Für Nadia ist er tatsächlich heute der Held des Tages. Doch in einer Geschichte wäre er nur der Held, wenn es um das traurige Schicksal eines kleinen Psychopathen gehen würde. ~


    ~Zurück zur Handlung- die Sanduhr fließt weiter~

  • Pfiep! Pfiep! Eine Ratte huschte durch den Gang, es tröpfelte leicht und es war kühl und unangenehm in dem engen Kanal. Hannibal hielt den Atem an, nur Decius konnte sein Schnaufen nach dem langen Laufen schwer unterdrücken. Nein, die Ratte war es nicht alleine, außerdem sah Hannibal jetzt eindeutig den Lichtschimmer, nachdem ihre eigene Laterne gelöscht war. Schnell tastete Hannibal zu seinem Dolch...doch er war nicht dort! Siedend heiß schoss es ihm in den Kopf, dass er ihn nicht mit in die Casa genommen hatte. Schließlich wollte er nicht mit einem Dolch bei dem Praefekten erwischt werden. Bei den Furien! Hannibal unterdrückte ein Fluchen. Schnell wandte er sich um und beugte sich zu Nadia. Seine leicht rauhe Wange streifte ihre zarte Haut und er raunte ihr, kaum hörbar, einige Worte ins Ohr. „Nadia, wenn ich Dir das Zeichen gebe, verschwindest Du durch den Gang. Einfach immer weiter laufen und dann am Ende nach oben. Geh zu Scintilla in der Spelunke darüber. Sag, dass ich Dich geschickt habe.“ Er gab Nadia keine Zeit etwas zu erwidern, denn aus einem Impuls heraus, umgriff er ihre Taille und zog sie an sich.


    Einen Moment hielt er sie still und dann küsste er Nadia stürmisch. Fast als ob er damit rechnen würde, dass es ihre letzte Begegnung war. Seine Lippen, etwas trocken und aufgesprungen, pressten sich auf Nadias Mund und seine Zunge drängte sich forsch zwischen ihre Lippen. Gleichzeitig war er aber auch wiederum sanft dabei. Dann löste er sich von ihr, gab ihr auch keine Gelegenheit für eine Ohrfeige, denn er winkte [man konnte es aber nicht sehen] seinen Kumpanen zu und bog um die Ecke. Decius, Fabus, und die zwei anderen Männer folgten ihm auf den Schritt. Zwar waren sie allesamt [mit Ausnahme von Hannibal wie wir ja nun wissen] nur Hochstapler und nicht mehr als eine Suburaprügellei gewöhnt, doch standen sie wie ein Mann hinter Hannibal. Dieser schritt in die Mitte des Kanals, flankiert rechts und links von je zwei Mann. Kalt sah er zu der Lichtquelle und überrascht hob er seine linke Augenbraue....

  • Jeden sehnigen Muskel seines Körpers angespannt harrte Sciurus mit dem kleinen Messer in der Hand aus, bereit im nächsten Moment zuzustechen, einen Eindringling zu jagen oder selbst zum Gejagten zu werden. Jene, die ihre Lampen löschten, hatten immer etwas zu verbergen, waren es Schmuggler mit wertvoller Ware, Eindringlinge von Oben, die nach jenen von unten suchten oder die Lakaien eines der führenden Männer der Unterwelt, die sich gegenseitig auflauerten. Sciurus kannte die Gänge unter der ewigen Stadt schon lange. Er konnte hier jeden Verfolger abhängen, sofern es notwendig war, und manches mal, im Falle einer Übermacht, war dies durchaus notwendig. Doch was im nächsten Augenblick um die Ecke trat, war weder eine Übermacht, noch war es bedrohlich. Es war Hannibal, der Gefallene, und wahrlich sah es danach aus, als wäre er nicht nur aus der Gunst seines Herrn gefallen, sondern weit tiefer in die Cloaca, als es notwendig war.


    "Hannibal?" Sciurus lachte auf und ließ ein wenig von seiner Anspannung fallen, ein wenig jedoch nur. "Du solltest nicht alles glauben, was sie dir hier unten erzählen. Ein Bad im Schlamm macht keineswegs schöner, zumindest nicht, wenn es der gaballte Schlamm aus allen Därmen dieser Stadt ist."

  • Sie rechnete nicht damit, dass es sich um die zwei Männer in ihrem Leben handelte, die ihr schon einiges angetan hatten was man nicht mehr rückgängig machen konnte. Geschlagen und misshandelt, gedemütigt und fast in den Tod getrieben. Es war ein Segen, dass sie hier unten nicht sehen konnte und nur das Flackern der Lampe wahr nahm die von einer Hand gehalten wurde, irgendwo dahinten. Das Blut rauschte ohne Ende in ihren Ohren und die Stille war gleichzeitig wieder so laut, dass sie alleine deswegen hätte schreien können. Man konnte das Rascheln der Kleidung von den anderen hören, wie sie sich bewegten und dann doch angespannt die Luft anhielten. Eine Situation in der niemand sein will, wahrlich niemand, aber sie steckte genau in dieser fest.


    Sie griff sich grade an die Stirn, als Hannibal sich zu ihr beugte und flüsterte. Die Worte wollten sich gar nicht so schnell verarbeiten lassen wie es von nöten gewesen wäre, aber auch da musste sie jetzt durch und spürte seinen Körper an ihrem. Eine Situation die sie schon einmal hatten wo sie dachte ihn nie wieder zu sehen. Ein Abschied! Nicht schon wieder schoß es ihr einen Bruchteil später durch den Kopf doch auch dieser Gedanke zerbrach wie ein gefallener Becher wieder, als sei seine Lippen spürte wie sie sich auf ihre pressten und ihre Hände sich in seine Seiten gruben. Nadia hatte seinen Kuss ohne Gegenwehr erwiedert und ein kaum hörbarer Seufzer war das Ergebnis, als er sich wieder von ihr löste und sie zu denken begann. Kein Wort kam über ihre Lippen und sie stand reglos da und dann huschten sie alle um diese Ecke.


    Nadia kam nur langsam zu sich und sie fragte sich wie Hannibal sich das vorstellte. Sie musste doch an ihnen vorbei, sie musste diesen Weg gehen, aber wie? In diesem Moment war es ihr klar, dass sie das nicht schaffen würde wenn sie nicht den Weg zurück nehmen wollte und ohne Licht wäre sie hier unten alleine verloren, das konnte er nicht von ihr erwarten und auch nicht verlangen. Die Panika drang in ihre Kehle und sie stellte sich an die Ecke wo eben noch Hannibal gestanden hatte und sah um die Ecke in den Lichteschein. Er war nicht weit entfernt und das Licht flackerte, aber sie konnte nur Gestalten erkennen und Hannibal. Ihre Finger legten sich an die Ecken der Ecke und so blieb sie stehen, ob sichtbar oder nicht spielte in ihren Augen keine Rolle mehr, denn man würde sie in naher Zukunft doch bemerken.


    Nadia hatte die Luft angehalten und lauschte auf die Stimme die auf einmal erhallte und das Blut gefror in ihren Adern. Das konnte nicht sein, das konnte einfach nicht sein. Sie kannte die Stimme und sie hasste sie, aber sie war sich nicht sicher. Das konnte doch nicht sein, dass sie hier unten wieder auf einen ihrer Peiniger stoßen würde, nicht nachdem sie doch dachte ihnen entkommen zu sein. An ihrem Fuß strich eine Ratte vorbei und Piepste aufgeregt, dass sie nach unten schaute.

  • Sica sagte nichts und auch die Anspannung seiner Muskeln löste sich nur zum Teil wieder. Er ließ seinen Dolch wieder sinken und steckte ihn mit einer geübten Bewegung weg. Seine vornehmliche Aufmerksamkeit galt dabei den ihnen gegenüberstehenden Männern. Die meisten kannte er und deswegen traute er ihnen vorerst auch nicht. Stumm wartet er ab und beobachtete.

  • Platsch! Platsch! Unaufhörlich tropfte das Wasser in kleine Pfützen, die rannen zu winzigen Bächen an der Kante des Steges zusammen und machten den Boden noch glitschiger als er schon war. Hannibal unterdrückte nur mit Mühe und Not leise vor sich hinzupfeifen. Stattdessen sah er Sciurus noch einen Moment kühl an. Decius hatte Sica als erstes ausgemacht. Seine Augen weiteten sich und er war nahe dran, einen Schritt zurück zu gehen. Er war ja nicht lebensmüde. Mit dem Praefekten sich anlegen? Ja, schön und gut, aber mit Sica? Bei Mercurius, das war zu viel verlangt. Hannibal sah kurz zu Decius als ob er seine Bedenken zu spüren schien, dann wandte er sich wieder zu Sciurus. Kalt und freudlos lachte Hannibal auf. „Das verlangt ein gutes Ding nun manchmal, Sciurus. Aber ich wusste nicht, dass Du in die Abfallbeseitigung gewechselt hast! Aber ich hörte schon, dass die Arbeit in der Cloaca sehr lohnend sein soll. 25 Sesterzen die Woche! Hast Du bei Deinem Herren ausgedient?“ Hannibal grinste und sah mit einem „wissenden“ Blick an Sciurus hoch und runter. Er zuckte mit der Schulter als ob er damit sagen wollte: Na klar, eindeutig abgelaufen!


    Prüfend musterte den toten Körper auf den Boden des Kanals. Nur kurz zuckte seine Augenbraue, wirklich darum scheren tat er sich nicht um deren Leichenbeseitigung. Hannibals Kumpanen, bei weitem nicht so abgebrüht, scharrten unruhig mit den Füßen. Keine von ihnen wollte sich mit Sica und Sciurus anlegen. Und Hannibal wusste, dass alle Fersengeld geben würden, wenn es Hart auf Hart kam. Aber so weit wollte er es nicht kommen lassen. Darum verschränkte er nur die Arme vor der Brust und sah zu Sica. „Das Geld ist angekommen?“ Hannibals rechter Mundwinkel hob sich ein wenig. „Die Geschäfte gehen in letzter Zeit ganz gut! Braucht ihr Hilfe?“ Hannibal deutete mit dem Kinn auf die Leiche.

  • Hannibals Bemerkungen besserten Sciurus Laune nicht im Mindesten, doch er lächelte das Lächeln desjenigen, der nicht gefallen war, weder vor seinem Herrn, noch in die stinkende Brühe der Cloaca hinein. "Ich arbeite länger hier unten, als du es dir vorstellen kannst."
    Sein Gesichtsausdruck wurde zu einer Maske, die nichts mehr preisgab von dem, was er hier unten tat, nichts von dem Vermögen, welches er wieder und wieder durch die Gänge trug, nichts von den Leichen, über die er bisweilen stolperte, und nichts von den Namen, die er mit einem Schlag vernichten konnte. Hannibal mochte den Sesterzen hinterher jagen, doch Sciurus wusste, dass Information im Regnum sordidum ein längeres Leben bescherte als die wertlosen Münzen, die Frischlinge gerne um sich scharrten und schon bald samt ihrem Leben wieder verloren.


    Doch womöglich hatte das Auftauchen des Frischlings einen Vorteil, welcher in direktem Zusammenhang mit dem toten Etrusker stand, der nun zwischen Sica und ihm zu ihren Füßen lag. Dass Diejenigen nicht aufgetaucht waren, die den Leichnahm hätten beseitigen sollen, dies bedeutete vermutlich, dass ihr Leben bereits verwirkt war oder innerhalb kürzester Zeit sein würde. Hannibal dagegen stand - außer in einer schlammigen Pfütze - in der Blüte seines - im wahrsten Sinne des Wortes - beschissenen Lebens und außerdem in der Schuld des Vilicus der Flavia.

  • Nadia wünschte sich, dass sie etwas hier hinten hätte sehen können. Wie weit war sie von der kleinen Gruppe entfernt? 10 Meter? Vielleicht kam das sogar hin. Die Dunkelheit griff immer weiter nach ihr und sie konnte schon wieder ihre aufkeimende Panik kaum unter Kontrolle halten. Sogar als sie ihre Augen schloß fühlte sie sich wie eingesperrt, ja wie damals in dieser kleinen Kammer in der sie drei Tage hatte ausharren müssen. Das Atmen viel ihr immer schwerer und sie wusste wenn das noch länger dauern würde......
    Sie durfte daran nicht denken und sie durfte sich nicht verraten. Was würde er mit ihr machen wenn er sie bemerkte? Gleich hier auf der Stelle in die Suppe werfen und ertrinken lassen? Nadia hasste diese Stimme so sehr, dass sie ihr unter die Haut zu gehen schien. Sie schallte von den Wänden nieder und traf sie jedes mal dabei.


    Dunkelheit, Enge und die ganzen anderen Geräusche die sie nicht zuordnen konnten machten alles nur noch schwerer. Ihre Hand lehnte sich an die feuchte Wand an um sich einen Halt zu suchen den sie langsam brauchte, denn auch wenn sie nichts sehen konnte, ausser diesen leichten Schein,hatte sie das Gefühl, dass sich alles drehte. Schweiß brach ihr auf der Stirn aus, Angst und Panik hatten sie vollkommen in ihrer Gewalt und sie musste in die Hocke gehen, wobei ein Stück, ein kleiner Stein, von der Wand abbröckelte *klick, klick, klack, plups* verschwand er in der Suppe nachdem er über den Boden geplumst war.

  • Sicas kalter Blick verfolgte jede Regung innerhalb der ihm gegenüberstehenden Gruppe. Mit regloser Miene wartete er die Szene zwischen Sciurus und Hannibal ab, bevor er jenem antwortete.


    Die Angelegenheit musste erledigt werden.


    Sein Tonfall ließ dabei deutlich hören, dass er die Anwesenheit dieser Leiche nicht erklärte, sondern schlichtweg feststellte. Das Hilfsangebot rief keine positive Reaktion seinerseits hervor. Die Tatsache, dass Hannibal damit andeutete sie würden eine so einfache Arbeit zu zweit nicht problemlos erledigen können, brachte ihm und seinen Helfern einen kostenlosen Auftrag ein. Sica zog den linken Mundwinkel ein Stück nach unten und schüttelte den Kopf.


    Wir brauchen keine Hilfe. Sorgt dafür, dass diese Ratte von hier verschwindet, und erlaubt euch keine Fehler.


    Die Androhung gegebenenfalls notwendiger Vergeltungsmaßnahmen für einen solchen Fehler ließ Sica deutlich in seinen letzten Worten mitklingen. In diesem Moment wurde seine Aufmerksamkeit allerdings plötzlich von einem Geräusch angezogen, das er hinter Hannibal und dessen Schergen gehört zu haben glaubte. Nur für den Bruchteil einer Sekunde wurde Sicas Blick dadurch von jenen abgelenkt und er starrte kurz in die Dunkelheit hinter ihnen. In der undurchdringlichen Schwärze war nichts erkennen und so gab er nur unauffällig Sciurus ein Zeichen, dass auch er weiter wachsam sein sollte, falls jener es nicht selbst gehört haben sollte.

  • Die letzten Worte von Sica hallten leicht in dem Gewölbe wieder, wurden doch von dem Regengetropfe gut übertönt. Decius scharrte mit den Füßen und sah leidiger Miene die Leiche an. „Hannibals Leute“ musterten Sica und Sciurus nicht ohne Argwohn. Doch auch nicht ohne Unbehagen. Decius konnte das ziemlich gut verbergen. Schließlich war er der langjährigste Hochstapler unter dem Trupp. Und er hatte kaum geschwitzt als er dem Praefecten gegenüberstand. Doch mit jedem Sandkorn, was durch die Sanduhr rieseln würde, nahm die Nervosität der Männer hinter Hannibal zu. Hannibal verschränkte seine Arme vor der Brust und ignorierte Sciurus letzte Bemerkung. Stattdessen sah er Sica an. Hannibal war verwirrt. Warum wollte Sica ihre Hilfe ablehnen und befahl jedoch im gleichen Atemzug, dass sie ihnen doch helfen sollten? Hannibal nahm das wieder als eine mysteriöse Komponente von Sica hin. Ein Mann, den er schwer durchschauen konnte. „Natürlich! Die Leichengruben werden ihn schon dankbar aufnehmen!“


    Das Geräusch in seinem Hintergrund schien Hannibal nicht zu bemerken. Natürlich hörte er es schon, dachte sich jedoch von wo es stammte. Deswegen reagierte er nicht darauf und tat so als ob es das nie gegeben hätte. Doch dann waren noch weitere leise tapsende und schlürfende Schritte zu hören. Hinter Nadia näherte sich langsam eine Gestalt. Sehr langsam. Die Gestalt atmete leise und keuchend, bei jedem Atemzug mischte sich ein ungesundes Rasseln hinein. Die Gestalt blieb einige Meter neben Nadia stehen. Die Ausdünstungen, leicht säuerlich und scharf, waren ein gutes Stück weiter noch zu riechen. „Ein Mädchen...ein Mädchen in meiner Cloaca?“ flüsterte die Gestalt, nur als vager Schemen zu sehen. Seine Stimme klang krächzend und brüchig und war eindeutig die eines Mannes. „Was willst Du hier?“ Wie ein Windhauch trug sich seine Stimme bis Nadia. „Gehörst Du zu den Männern?“

  • Dieser verdammte Stein....Nadia hielt ihre Luft an und versuchte sich nicht weiter zu bewegen, doch sie erstarrte auch so zu einer Salzsäule als sie die Stimme hörte die sie ihr ganzes Leben lang niemals vergessen würde. Aus tausend Stimmen würde sie ihn raushören können. Diese Kälte hatte nur einer drauf und das war Sica. Ihr wurde schwarz vor Augen, was sie aber nicht bemerkte, da sie hier unten sowieso eigentlich nichts sehen konnte. Seine Stimme drang bis in die hinterste Ecke ihres Kopfes und die Wände dieser Anlage hier unten ließen sie immer wiederhallen und noch bedrohlicher wirken. "Sica", flüsterte sie und lehnte ihren Kopf nach hinten an. War sie ihm endlich entkommen musste sie ihm hier unten wieder begegnen und das konnte nicht gut enden. Vor allem nicht da es beide waren die hier ihr Unwesen trieben. Nadia begann ihre Finger gegen die geschlossenen Augen zu pressen, bis sie anfing kleine, blitzende Licher zu sehen. Sie musste sich unter Kontrolle bekommen ansonsten würde sie hier auf der Stelle durchdrehen, denn es steckte schon alles so in ihr, dass der Ausbruch eigentlich kurz bevor war. Die Dunkelheit und diese Stimmen setzten ihr mehr zu als sie es jemals für möglich gehalten hatte und auch als sie wieder Hannibal hörte machte es das alles nicht besser.


    Nein es konnte nur noch schlimmer werden und das zeigte sich in dem Moment als sie dieses schlurfende Geräusch unweit von ihrer Position hörte. Sofort hob sie ihren Kopf wieder an, was erneute Steine abbröckeln ließ, aber das zählte nun nicht mehr, denn sie war nicht mehr alleine. Ihr Atem brannte in den Lungen denn sie wagte es nicht wirklich zu atmen. Hatte sich da nicht etwas bewegt? Sie war sich nicht sicher, aber...doch dann.....eine Stimme, eine Stimme die viel zu laut war um ungehört zu bleiben, eine Stimme die sie verraten hatte und dazu kam nun ein schwacher Umriss, der sich versucht gegen die Dunkelheit abzuzeichnen. Bei Tageslicht hätte man nun die Panik in ihren Augen sehen können. Ein Tier welches wählen musste zwischen dem Bären und dem Löwen, einen anderen Ausweg schien es nicht mehr zu geben. Die Fragen verstand sie gar nicht wirklich, denn sie sah einfach nur die Gefahr in der sie war, die Gefahr verraten zu werden.....nein sie war es schon.....


    Nadia konnte nicht anders handeln und sprang von der Hocke her auf, wäre fast abgerutscht konnte sich aber noch halten und drängte sich um die Ecke wo auch die anderen waren. ein leieses Keuchen und ein noch leiseres "Hannibal.....es tut mir leid.........das ist jemand....", war von ihr zu hören als sie um die Ecke kam und im Schein der Laterne wie erstarrt stehen blieb. Das Entsetzen war buchstäblich in ihr Gesicht gebrannt und auch wenn die Laterne nicht alles erhallen konnte, so konnte sie doch sehr gut die Männer sehen, die sich abzeichneten. Nadia zitterte am ganzen Körper und hasste sich dafür, dass sie so viel Angst zeigen musste. Hannibal hatte drei Männer hier, ihr konnte doch gar nichts geschehen redete sie sich noch schnell in Gedanken ein, aber sie hatte ja keine Ahnung ob die beiden nicht mehr Macht besaß, ausserdem hatte sie die Dolche noch nicht gesehen, die beide hatten. Vielleicht erkannten sie sie ja gar nicht mehr, hatten sie vergessen, was unwahrscheinlich war, da sie ja als Ärgerniss Nummer eins galt in der tollen Villa Flavia.

  • Wer oft und lange, bisweilen bei völliger Dunkelheit, in der Cloaca und ihren Nebenflüssen unterwegs war, der lernte, das leise Gurgeln und Schmatzen der braunen Brühe zu filtern, das leise Tippeln von Rattenfüßen auf den Steinen als solche zu erkennen und jegliche anderen Geräusche, mochten sie auch noch so gering sein, niemals zu ignorieren. Wer dies nicht lernte, überlebte oftmals nicht lange genug, um dies zu bedauern. Sciurus fasste sein Messer fester und trat einen lautlosen Schritt nach vorne, denn nun konnte man deutlich das schwere Schlurfen von lahmen Schritten vernehmen. Den Blick auf die Biegung hinter Hannibal und seine Männer gerichtet, flüsterte Sciurus so leise, dass es nur der ehemalige Sklave und Sica hören konnten: "Ein Aasfresser. Ich kümmere mich darum."


    Mochte Sciurus den Gefallenen auch nicht besonders gut leiden, mochte er ihm seinen Hochmut irgendwann vergelten, in diesem Augenblick arbeiteten sie alle für den selben Mann, und ein Eindringling in ihr Territorium konnte nicht geduldet werden. Er winkte mit der Klinge in seiner Hand, dass Hannibal und seine Männer zur Seite rücken sollten, zum Abwasser hin, so dass er sich an der Mauer entlang zwischen ihnen hindurchschieben konnte.


    Doch es kam nicht so weit. Das dumme Ding schlitterte hinter Hannibal hervor und machte jegliche Heimlichkeit zunichte. Sciurus Hand mit dem Messer darin ruckte auf Kopfhöhe der Männer vor ihm, gleichzeitig kroch nur mühsam unterdrückte Wut in ihm auf. "Puttana! Kein Aasfresser, Aas!" Nicht nur, dass sie zunichte machte, was war, wie es sein sollte, nun drang sie zudem in Gefilde ein, die sie nicht zu interessieren hatten. In Sciurus' Wut mischte sich Verachtung, Verachtung für dieses zitternde Stück, welches den Anschein hatte, als würde ein einziger Hauch genügen, auf dass es in sich zusammenfiel.

  • Mit großen, blauen Augen sah Nadia die Männer an und konnte sich einfach nicht von der Stelle bewegen. Sie schien einfach festgewachsen zu sein. Und auch wenn das Licht nicht grade zu den hellsten gehörte, konnte sie doch den Hass in den Augen von einem ihrer Peiniger erkennen. Wie gerne wäre sie einfach umgedreht und weggerannt, aber sie konnte einfach nicht. Das blitzen der Waffe war deutlich im Schein der flackernden Laterne zu erkennen und das erschreckte sie noch viel mehr, denn sie wusste ja um das Fehlen des Dolches von Hannibal. Er hatte keine Waffen bei sich und bestimmt wusste keiner was die beiden Männer wirklich in der Lage waren zu tun.


    Eigentlich hatte sie gehofft nie wieder diesen beiden Menschen zu begegnen, die ihr schon so viel Leid beigebracht hatten. Alleine das Zusammentreffen mit Sciurus in den Sklavenunterkünften hatte sie sehr geprägt von allem anderen ganz zu schweigen. Trotz aller Furcht die Nadia hatte tat sie einen Schritt zurück, denn sie traute diesem Sklaven alles zu, auch, dass er sie auf der Stelle töten würde, wenn er doch nur einen geeigneten Moment fand.


    Das Klopfen ihres Herzens schien hier unten doppelt so laut zu sein als es wirklich war und die Zeit war stehen geblieben und alles verlangsamte sich, sogar die Geräusche, das Plätschern und das Denken. Die Worten klangen immer noch in ihren Ohren wieder. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte und drückte ihre gesamte Angst aus und nur eine Bitte sie in ruhe zu lassen, was im nächsten Moment auch wieder etwas unwahrscheinliches an sich hatte.

  • Sicas stechender Blick landete auf der kleinen Sklavin. Seine Haltung veränderte sich nicht, da er in ihr mitnichten eine Gefahr sah. Natürlich erkannte er sie sofort. Er wäre ein schlechter Vilicus gewesen, wenn er die Sklaven des flavischen Haushaltes nicht sämtlich gut gekannt hätte. Selbstverständlich erinnerte er sich auch an ihre Vorgeschichte, die Faulheit und ihre Flucht. Entsprechend gering schätzte er ihren Wert für den Sohn seines Herrn ein, wenn da nicht dessen unnütze Affinität zu dem schmächtigen Ding gewesen wäre. Es wäre nach Sicas Meinung für alle Beteiligten am besten, wenn die Sklavin dem flavischen Anwesen für immer fern bliebe. Entsprechend positiv hatte er ihre 'Verbannung' zu dem Caecilier aufgenommen. Doch auch wenn es Sica eigentlich egal war, wo sich diese nichtsnutzige Sklavin auch immer herumtrieb, so wusste er doch dass sie ausgerechnet hier ganz sicher nichts zu suchen hatte. Ihrem erbärmlichen Gebaren und Gewimmer war nur allzu deutlich zu entnehmen, dass sie in irgendeiner Form mit Hannibal hier war, den Sicas Blick als nächstes unheilvoll durchbohrte.


    Was hat das zu bedeuten?

  • Und nun war es passiert. Nadia war aus ihrem Versteck geschlittert und jetzt standen sich alle vier Protagonisten, oder sagen wir besser Handlungsträger, gegenüber. In einer anderen Zeit und einem anderen Ort wären schwere Kaliber gezogen worden. Doch hier brodelte nur der Kanal an ihrer Seite und die vielen kleinen Regenflüsse. Doch was hat Nadia überhaupt hervorgelockt?


    [Blockierte Grafik: http://img115.imageshack.us/img115/9335/ratteoa0.jpg]


    ~Wenn wir vorstellen dürfen- Marcus Barus. Barus ist ein uralter Mann, viele Generationen hatte er leben und sterben sehen. Und all jene hatte er überlebt. Seine Urgroßenkel könnte er heute beim Spielen betreuen, Zeugen seiner wilden Zeit von früher. Damals war er in der Subura noch eine Größe gewesen. Ein Gauner, Halunke und Halsabschneider. Nero selber hatte er noch erlebt und mit seinen Leuten die ganze Subura in seiner Hand gehabt. Bis zu jenem schicksalhaften Tag als ihm der Fraß sein Augenlicht raubte. Sehvermögen weg, Bande weg und somit auch seine Macht. Der Abstieg schien wie ein Sturz von dem berühmten Felsen auf dem Palatin zu sein und kam über ihn innerhalb eines Tages. Um seinen vielen Feinden zu entgehen, die ihn töten wollten, versteckte er sich in der Cloaca. Und seitdem lebt er dort, verlässt die Kanäle nur in der Nacht. Keiner kennt sie besser als er. Und in der Subura ist er berühmtberüchtigt. Kein Mann vermag durch die absolute Dunkelheit so zu wandern wie er und keiner war vor seinem Dolch sicher, wenn er in sein Gebiet eindrang. Sein Name war schon lange vergessen. Und alle nannten ihn nur- die Ratte. ~


    Als Nadia vor der Ratte floh, blieb Barus stehen. Er folgte ihr mit seinen zerfressenen Augen, die jedoch nichts sehen konnte. Doch Barus nahm viele andere Dinge gleichzeitig wahr. So hielt er seinen Dolch bereit und blieb stehen. Aber dass es eine Frau war, die vor ihm geflüchtet war, hatte er schon vorher gerochen. Hannibal wandte sich um, als er Nadia hörte. Er lächelte, um sie zu beruhigen, und widmete dann wieder seine Aufmerksamkeit den beiden anderen Männern. Dabei verschwand das Lächeln wieder, so schnell es gekommen war. Kühl und distanziert sah er zu seinen Mitsklaven. „Nadia kennt ihr ja schon?“ Hannibal Gehabe wirkte als ob sie sich in einem sonnigen Park trafen und über harmlose Dinge plaudern würden. „Nadia ist gerade dabei, einige wichtige Dinge zu lernen. Sie ist ungemein hilfreich bei so manch einen Plan gewesen.“ Hannibal lächelte kalt und nichts verriet an seinem Gesicht dieses Lüge. Oder war es keine Lüge? Bei ihrem letzten Coup, war Nadia Dreh- und Angelpunkt ihres ganzen Planes gewesen. Mit dem Kinn deutete Hannibal auf den toten Mann. „Aber wir kümmern uns dann mal um diesen Kadaver!“

  • Nadia konnte nicht mehr verhindern, dass sie einfach langsam auf die Seite trat um sich an die Wand zu drängen, in der Hoffnung aus dem Blickfeld der Männer zu entschwinden, aber das war hier unten in der Enge nicht möglich. Nein sie müssten ja fast nur die Hände nach ihr ausstrecken. Die Kälte die ihr entgegenschlug von Sica und Sciurus hätte kälter nicht sein können. Irgendwie keimte die Frage in ihr was zwei Sklaven der Villa Flavia hier unten eigentlich machten. Die Leiche hatte sie nur ganz kurz gesehen, aber sie hatte auch die Worte gehört die sie gesprochen hatten. Was trieben sie für falsche Spiele und würden sie etwas gegen Furianus machen? Sogar jetzt dachte sie immer wieder an ihn, auch nach allem was gewesen war. Sie könnte Sciurus und Sica verraten, denn sie kannte wen der ihr glauben würde und wenn sie noch erfuhr was mit der Leiche geschah, dann hätte sie auch Beweise und vielleicht bestand so auch eine Möglichkeit sich aus der Affäre ihrer Flucht zu retten.


    Welche Gedanken dies doch waren, schließlich musste sie es erst einmal unbeheligt aus diesen Tunneln hier herausschaffen. Noch war es nicht vorbei und die Stimme und Worte von Hannibal rissen sie wieder hier her zurück. Ihr Herz klopfte wieder schneller und sie blickte mit einem seltsamen Blick zu Hannibal. Nadia hatte vor gehabt etwas zu sagen, aber ihren Mund dann wieder geschlossen, da sie sich nicht sicher war wo sie bei Hannibal grade dran war. Sie begann sich dann aber doch einzureden, dass er sicherlich schon wusste was er da machte.


    Ein Moment fiel ihr Blick wieder auf Sciurus und in ihren Augen stand ein Funkeln und es war nicht nur die Furcht. Sie erinnerte sich bis ins kleinste Detail an die erste Begegnung mit ihm in der Sklavenunterkunft. Dieser Hass der von ihm ausgegangen war......
    Hoffentlich hatte der Alptraum bald ein Ende.

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