Die Sonne stand tief am Himmel. Ihre Strahlen ergoßen sich in einem milden Licht auf die karg grüne Landschaft um das hügelige Rom. Die sumpfigen Teile Roms befanden sich, den Göttern sei Dank, weiter südlich. So war die Luft klar und rein, die Vögel zwitscherten fröhlich und munter, die Grillen zirpten und ab und an huschte eine Eidechse durch das Unterholz. Marcus hatte jedoch keinen Sinn für die Schönheit der Landschaft. Sein Blick war grimmig auf das nördliche Gefilde gerichtet. Die Sonne berührte den Horizont schon mit dem unteren Rand. Es würde nur noch weniger als eine hora dauern, bis sie ganz hinter den nördlichen Hügeln verschwunden war. Marcus richtete sich im Sattel seines schweißnassen Pferdes auf. Auch Marcus war von der Nachmittagshitze durchdrungen. Besorgt und voll der Angst um seine Tochter spähte er über die Landschaft. Dann wandte er sich um zu seinem Vetter um, zog dabei ein Tuch hervor und wischte sich die schweißnasse Stirn trocken.
„Immerhin hat der Ziegenhirte die Beiden gesehen als sie ab vom Weg geritten sind. Sonst hätten wir ihre Spur bestimmt nicht mehr aufnehmen können.“
Die Zeterein des Ziegenhirten, als auch Marcus seine Herde aufscheuchte, zauberte als Erinnerung schon ein Stirnrunzeln bei Marcus herbei. Aber immerhin hatte der Mann was von dem unverschämten Kerl erzählt und dem Mädchen. Drum hatte Marcus sich die kurze Zeit genommen, ihm zu zuhören. Und so zeigte er ihnen die Abzweigung, wo Phaidra entlang galoppiert war. Wie Marcus vermutet hatte, mehr in nördlicher Richtung. So nahm Marcus mit seinem Vetter Aquilius weiter die Verfolgung auf. Sein Galopp verschreckte erneut eine Ziege, die hastig davon sprang und im Graben neben dem Weg landete. Fast den ganzen Weg hatte Marcus geschwiegen und nur das Nötigste mit seinem Vetter besprochen. Doch dann passierte es, Marcus hatte keine Ahnung wie weiter. So spähte er immer noch, halb im Sattel erhoben, über den Horizont hinweg und hoffte ein Pferd mit zwei Reitern auszumachen. Doch nur einige Olivenbäume bewegten sich im sanften Wind und ihre Blätter glitzerten grün und silbern auf. Die Sonne färbte den Horizont in ein mildes und tiefes Rot, hinterließ einen roten Schimmer auf Marcus dunklen Haaren und seiner metallenen Rüstung.
„Verdammt...!“