• Furianus, welcher schon viele Wochen zuvor vom Comes angesprochen wurde das Projekt der Wasserleitung für Carthago Nova zu übernehmen, hatte nun genug Informationen gesammelt, um sich das erste Mal einen Eindruck der Lage zu verschaffen.


    Wie üblich, so musste er zuerst die planmäßige Begehung auf sich nehmen - ein großes Unterfangen, musste man doch beachten, dass die Wasserleitung eine Länge von etwa 30 Kilometern aufwies.


    "Dem Plan zu urteilen müssen wir zuerst zu der Wasserfassung an einem kleineren Fluss. Den Namen kenne ich nicht, doch er befindet sich nahe einem Dorf, dort müssten wir nachfragen."


    Sagte Furianus die Karte betrachtend zu einem seiner Agrimensi.
    Sogleich fasste er sich mit der rechten Hand ans Kinn und grübelte über das weitere Vorgehen.


    Aus Tarraco waren sie angereist, per Gespann natürlich, denn solch eine lange Fahrt auf eines Pferdes Rücken wäre nur eine unnötige Strapaze, die Furianus sehr gerne überging.


    Doch allem Anschein nach kam er nicht drum herum sich doch auf den Rücken eines Pferdes setzen zu müssen - es war in gewisser Weise seine Pflicht als Architectus.


    Nach einigen Instruktionen des Architectus setzte sich das Gespann gen Südwesten in Bewegung. In dem Zweiergespann saß Furianus und studierte, wie einige Male zuvor, die Skizzen und Aufzeichnungen des Vorgängers und befand sie noch immer als gelungen.
    Dem Zweiergespann folgten vier Pferde, auf denen jeweils ein Ingenieur, Agrimensor, Aquarius und der Bauunternehmer saßen. Einige Sklaven folgten der Kolonne zu Fuß.
    Durch die Sklaven bedingt erreichten sie das Zieldorf erst am Abend und Furianus schickte einen seiner Leibsklaven los, um sich mal ausnahmsweise mit einem einfachen Quartier zu begnügen, ansonsten hätte er sicherlich schon vorab Sklaven vorgeschickt und sich ein Haus oder wenigstens eine Wohnung im ersten Geschoss zu kaufen und einzurichten.
    So residierten sie, zwar unfreiwillig, jedoch überraschend ohne eine Mückenplage, in einem Gasthaus einfacher Art.


    Am nächsten Morgen sattelte man die Pferde und belud das Gespann mit einigen Holzpfählen, die zur Markierung vorgesehen waren.
    Eine Stunde später setzte man sich auch in Bewegung...

  • Sevycius hatte gehört dass Furianus in Carthago war um nach den Wasserleitungen zu forschen. Ein Sklave brachte ihm einen Brief.



    Salve Furianus,
    Ich habe gehört dass du in Carthago bist. Da Agrippa und ich gerade die Reise durch die Provinz angetreten haben und die erste Station gerade auch eben Carthago ist, lade ich dich zu einem Frühstück auf meinem DOMIZIL ein um mir näheres über den fortgang des Projektes Aquadukt zu berichten.


    Gaius Didius Sevycius


  • Furianus, der mit seiner Kolonne schon fast außer Sichtweite des Dorfes kam, erhielt durch einen herbeieilenden Kurier ein Schreiben.
    Sorgfältig las er es und lächelte leicht. Der Comes schien in der Hydrotechnik nicht sehr bewandert, wenn er das Wasserversorgungssystem als Äquadukt bezeichnete - das Äquadukt war nur eine Form, eine Bautechnik, welche zu einer Wasserleitung gehörte. Furianus war sich nicht sicher, ob er kommen könnte, denn schließlich würden sie ab der Flussfassung nur langsam vorankommen und es wäre wohl schon Abend, wenn sie Carthago Nova erreichen würden. Da musste er wohl oder übel in einem Haus, welches er sich noch dafür kaufen würde, übernachten und dann einfach am nächsten Morgen zum Frühstück erscheinen. Denn solch eine Einladung abzulehnen galt stets als unhöflich und Furianus wollte sich diesen Schuh nicht anziehen.


    Die Kolonne erreichte nach drei Stunden die auf der Karte eingezeichnete Flussfassungsstelle. Furianus entstieg des Zweiergespanns und sah sich den Platz an.
    Es war ein guter Platz für eine Flussfassung, denn hier war er relativ schmal und durch Anhöhen zur Seite begrenzt. So konnte das Wasser ruhig anlaufen, wenn die Flusssperre errichtet worden ist, doch zur Sicherheit musste er trotzdem Begrenzungsmauern errichten, schließlich wollte man kein Wasser in der Erde versickern sehen, es sollte ja in das Wassersystem geleitet werden.


    "Sattelt mein Pferd, ab hier beginnt unsere Arbeit. Das Gespann soll wieder zurück. Du und du, ihr tragt die Holzphäle."


    Sagte er zu den beiden Sklaven, welche sich sofort die Phäle nahmen.
    Nachdem das Pferd Furianus´gesattelt und die Karten in eine Tragetasche verstaut wurden, ging es auch für ihn auf den ungewohnten Pferderücken.
    So folgten sie in den Satteln ihrer Pferde dem weiteren vorgezeichneten Verlauf der Wasserleitung und Furianus bemerkte erfreut, dass ein relativ gutes Gefälle schon am Anfang vorherrschte, man also nicht nachhelfen musste und das Wassersystem unter der Erde anzulegen war.
    Nach etwa 5 Kilometern kamen sie endlich aus dem Wäldchen, in welchem der Fluss lag, zu einem großen Tal mit dahinter aufragenden Anhöhen. Es waren zwar keine großen Berge, aber man konnten schon relativ gut sehen, dass man sie entweder durch Druckrohre überwinden müsste oder eben durch Schachten hindruch führen.
    Sein Pferd war etwas störrisch und trabte ein wenig umher, Furianus richtete seine Worte währenddessen an einen Sklaven.


    "Markiere diese Stelle, hier müssen wir nivellieren lassen."


    Ein weitere Blick galt dem Agrimensor.


    "Merke dir diese Stelle, hier wird man besondrs genau messen müssen, denn Fehler kann man sich in den Anfangsphasen der Wasserleitung nicht leisten, ansonsten verschwenden wir nur Zeit und Ungemengen von Sesterzen.
    Bleibt kurz hier, ich komme gleich."


    Und gab er seinem Pferd einen Stoß in die Seiten und es lief quer zum Talverlauf am Rande des Waldes. Furianus wollte das Pferd nicht erproben, wollte hier kein Wettrennen machen, nein, er musste sich vergewissern, ob man die Anhöhen nicht durch einen Verlauf zu einer Seiten umgehen konnte. So würde man sich eine Druckleitung oder Stollen in die Anhöhen sparen. Doch leider waren auf der rechten Seite schon größere Anhöhen, gar schon Berge.
    So raste er in vollem Galopp zurück, an den verwunderten Männern vorbei in die andere Richtung quer den Anhöhen zu.
    Doch leider war dort auch keine Ausweichmöglichkeit, da dort nur ein kleinerer Pfad verlief und man den Wasserverlauf sozusagen durchschlängeln musste. Und je mehr Ecken, Wendungen, Absenkungen oder Anhöhen so ein Wassersystem aufwies, desto verletztlicher war es. An den Knickpunkten war das Material besonders großen Kräften ausgesetzt und daher sehr angreifbar.
    Wieder bei den wartenden Männern angelangt gab er ein Handzeichen und man ritt direkt zu den Anhöhen...

  • An der Anhöhe angekommen, wies Furianus einem der Sklaven na wieder einen Holzphal an diese Stelle zu stecken.


    "Das Niveau zwischen diesem Phal und dem Ersten sollte auf jeden Fall exakt ausgemessen werden. Nach den ersten Ausmessungen, laut den vorhandenen Aufzeichnungen, ist hier eine besonders kritische Stelle mit einem Höhenunterschied von 5 Zentimetern.
    Druckleitungen habe ich hier nicht vorgesehen, es ist zu niedrig und absurd."


    Wandte er sich an seine Begleiter und wartete die ersten Reaktionen ab, welche zu seiner Freude nur aus wohlwollenden und kurzen Nicken bestanden. So zogen sie dann weiter.


    Nach etwa 9 Kilometern, es war schon später Nachmittag und die Sonne schien unerbittlich auf die müden Häupter, gab Furianus den Befehl einen erneuten Phal zu plazieren.


    "Ein Niveauunterschied von einem Meter ist hier aufgezeichnet, das heißt wir haben viel Spielraum und werden in diesem Teilstück bodennah arbeiten. Die Erde muss also auf ihre Eignung hin überprüft werden."


    Er wandte sich an den Ingenieur.


    "Dieses Gebiet ist für sein großes felsvorkommen bekannt, also könnte man hier auf Hürden solch einer Art stoßen und man müsse entscheiden, ob man den Kanal trogartig ausbauen will oder doch die herkömmliche Schalungstechnik anwendet. Also hier den Untergrund bis auf eine Höhe von zwei Metern unter dem Boden überprüfen.
    Es geht weiter."


    Schon gab er seinem Ross die Sporen und trabte den Männern voraus, die sich noch einmal umschauten, um das Gebiet in Erinnerung zu haben, wenn sie das nächste Mal hierher hinausreiten würden, um die Arbeiten zu kontrollieren.
    Das nächste Geländestück war mit einem großen Niveauunterschied versehen, den auch Furianus auf seinen Plänen eingezeichnet hatte. Es waren über 70 Meter Höhenunterschied, für ein Äquadukt ungeeignet, man würde zwischendurch einen Druckturm bauen müssen, dies war allen klar. Furianus wies den Sklaven wieder an hier einen Holzphal zu stecken.


    "Hier fängt ein problematisches Stück an. Ein Höhenunterschied bis zu der anderen Seite von ungefähr 70 Metern. Die zu überbrückende Strecke beläuft sich selbst auf etwa 6 Kilometer.
    Also, es ist hier nur eindeutig, werden wir uns mit Druckrohrleitungen aushelfen müssen."


    Der Techniker und der Ingenieur horchten in diesem Moment auf, denn sie wussten, dass dies ihre Aufgabe sein würde.


    "Über den Durchmesser und die Anzahl der Rohre werden wir uns später noch unterhalten - dafür müsste ich sowieso mit den Stadträten sprechen und erfahren wie viel Wasser gebraucht wird. Wir reiten nun etwa 3 Kilometer vor, an die Stelle des Druckturms."


    und schon wieder war er es, der zuerst die Zügel bewegte und seinem Pferd die Sporen gab, um schneller ans Ziel zu kommen.
    Die Landschaft war, wie Furianus schon anfangs bemerkte, sehr kahl. Es war ein wenig sandig und auch große Wälder schienen hier nicht angesiedelt. Dies konnte insofern problemtaisch werden, dass hier vermutlich Wasserknappheit herrschte und die unwissenden Bauern auf die Idee kommen könnten die Druckrohrleitung anzuzapfen und so ein Dilemma anzurichten. Man müsste hier eine Station für die Läufer hisntellen, ansonsten wäre das Risiko zu groß.


    Nach einer halben Stunde erreichten sie die Stelle, eine kleine Anhöhe in diesem Kessel. Furianus selbst stieg nun vom Sattel, wies die anderen an es ihm gleich zu tun und befahl den Sklaven ein paar Phäle zu holen.


    Sogleich nahm er einen von jenen und steckte ihn in die Erde, nahm den zweiten, den dritten und einen vierten, mit denen er ein großes Viereck absteckte.


    "Hier wird der Druckturm stehen. Seine Mauern sollten eine normale Dichte haben, der Druck wird nicht allzu groß sein. Desweiteren will ich nicht, wie üblich, dass die Hälfte des Turmes für das Wasser ausgehölt wird, es soll nur ein drittel sein. So ist das Risiko, wie bei anderen Leitungen schon bekannt, nicht so groß, dass der Wasserdruck Schäden hinterlässt.
    Also, Caius, den Turm mit opus caementitium ausfüllen und nur ein drittel für das Wasserbecken zur Verfügung stellen, es mit wasserabweisendem Putz auskleiden.
    Gut, reiten wir weiter."


    Sie bestiegen wieder ihre Pferde und galoppierten nach vorne, um die Anhöhe zu nehmen, welche sich ihnen nach wiederum 3 Kilometern in den Weg stellte.
    Nachdem jene Anhöhe überwältigt worden war gab Furianus wieder die Weisung einen Holzphal zu platzieren.


    "Hier ist das Ende der Druckleitung.
    Wie üblich wird hier ein Wasserbecken zum Druckausgleich angebracht werden. Aber es soll nicht zu groß sein, ich will ein wenig Druck schon beibehalten, wir werden ihn erst vor den Stadttoren in einem Speicherbecken abbauen. Hier solle der Druck noch bestehen.
    Weiter, nach dem Absatzbecken, wird der Kanal hier wiederum unterirdisch geführt. Bis zu einem Fluss, der nach ein paar Kilometern kommen wird.
    Er ist unbrauchbar, da zu sehr verschmutzt."


    Fügte er noch schnell an und sie ritten weiter, um an die Stelle zu kommen, an der ein Äquadukt gebaut werden musste. Eine andere Methode der Überbrückung kannte man nicht.

  • Nach ein paar Kilometern auf dem harten Pferderücken waren sie nun an dem Fluss, den es zu überbrücken galt.
    Es war der letzte Abschnitt des Projekts und doch der wohl anspruchsvollste.
    Wieder einmal gab Furianus den Sklaven an die Pflöcke einzustechen und die Stellen somit zu markieren.
    Er selbst drehte sich mit seinem Pferd um die Eigene Achse in die Richtung, von der sie gekommen waren und wies mit der Hand dahin.


    "Dort oben wird der erste Abschnitt des Aquädukts gebaut, natürlich wird da die Baugrube besonders tief sein Müssen, denn es ist ein Geländeeinschnitt und man muss ihn so gut wie möglich stabilisieren. Das heißt besonders hier einen rutschfesten Hintergrund aus opus caementitium errichten. Wie üblich werden die Stützpfeiler aus opus caementitium errichtet und außen mit Ziegelnüberblendet.
    Inmitten des Flusses muss natürlich auch eine feste Grundfläche garantiert werden, dazu wenden wir das Verfahren an, wie es beim Molenbau benutzt wird. Wir arbeiten uns von einer Seite vor und verkleiden die Stützfläche mit einer Schale aus Holzbrettern. In dieser Schale wird dann opus caementitium mit hydraulischem Kalk gegossen, dieser kann auch unter Wasser erhärten."


    Er wies auf einige Stellen im Wasser.


    "Hier, hier und dort. Wir müssen jedoch beachten, dass nach dem Gießen der Stützfläche die Schalung abgebaut werden muss, damit sich der Fluss aufgrund der Sperre nicht in die Seiten ausbreitet und so das Baufortschreiten behindert. Also immer ein Teilstück fertigen und es vor dem Bau des Nächsten abbauen, wir wollen nicht, dass der Fluss hier das ganze Tal überschwemmt.
    Die anderen Bauschritten sind euch ja bekannt, die Höhe des Aquädukts beträgt 25 Meter."


    Nachfragen gab es keine, nachdem Furianus den Männern in die Gesichter blickte und dann milde lächelte.


    "Gut, dann lasst uns weiterreiten."


    Und schon wieder setzte man sich in Bewegung und überquerte den Fluss an einer relativ seichten Stelle. Zwar kam man nicht trockenen Fußes auf der anderen Seite an, aber das war wohl jedem der Beteiligten klar und die Temperatur ließ auch ein gezwungenes Bad zu - es war heiß.
    Die restliche Strecke ritten sie entlang des später verlegten und bodennahen Kanals. Der Abend war verwunderlich leise angebrochen und Furianus hoffte noch vor völligen Sonnenuntergang in Carthago Nova anzukommen, denn der Schutz der Mauern war ihm lieber als das kalte und unsichere Zelt.
    An einer ebenen Fläche, kurz vor den Mauern der Stadt, hielt die Kolonne abermals.


    "Hier entsteht ein Wasserspeicher mit Filtern und Absetzbecken, aber dazu werde ich euch morgen die nötigen Informationen aushändigen, nun sollten wir erst einmal das wohlige Bett dem Pferderücken vorziehen. Beeilen wir uns also."


    Mit einer Handbewegung nach vorne, als Zeichen für das nötig schnelle Vorankommen, setzte sich der Zug in Bewegung, so dass man mit zügigem Tempo und müden Knochen die Stadttore erreichte.
    Die Begehung der Strecke war ab diesem Moment vorbei.

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