Atrium - Helios, Hungi

  • Den ganzen Tag war es schon bewölkt und trüb gewesen, es war ganz klar: der Herbst hatte nun endgültig Einzug in Rom gehalten. Man merkte, daß einzelne Windstöße schon kühle Luft mit sich brachten und der Ianitor, der gerade ein wenig fröstelte, nahm sich in Gedanken vor, daß er jetzt definitiv mehr anziehen mußte, zumindest aber seine Füße einwickeln.


    Wenn Ihr bitte warten würdet... Ein Bibbern konnte er gerade noch vermeiden, während er das Atrium verließ, um den Hausherrn vom Besuch zu unterrichten.

  • Helios nickte dem Sklaven leicht zu, um zu bedeuten, dass er sich natürlich bereit erklärte ein paar Minuten seines Lebens auch zu warten.


    Seine hände verschränkte er am Rücken und betrachtete den Raum, welcher sich in seiner Pompösität und Luxus durchaus den anderen anschließen konnte. Doch das Atrium, es war jedem bekannt, war der repräsentativste Teil.


    Doch die Fußbodenheizung schien nicht recht zu funktionieren oder der Hausherr hielt es schlicht nicht für nötig jetzt schon zu heizen - der Marmorboden war jedenfalls ein wenig zu kalt.

  • Hungi hatte seinen Besucher etwas warten lassen müssen, kam doch der Offizier gerade zu einer Zeit, in dem Hungi ein Bad nahm. Er wies daher seinen Sklaven an, den Offizier in der Zwischenzeit zu bedienen, bis Hungi wieder gekleidet war, um den Vigil entsprechend empfangen zu können.


    Das dauerte halt seine Zeit, er war ja auch nicht irgendwer, sondern ein Senator. Und er fragte sich, ob er den Vigil schon jemals gesehen hatte. Ob sein Gedächtnis schon nachließ? Na, das würde Hungi gleich merken.


    Furius Helios. grüßte Hungi den Besucher, als er ins Atrium kam. Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?

  • "Senator Vinicius, salve."


    Sagte Helios leicht lächelnd und begrüßte den Senator - zwar nicht militärisch, aber er war ja auch in privaten Belangen hier.
    Bescheidenheit war nie unangebracht, besonders bei einer so honorierten Person.


    "Nicht doch, Senator, mir obliegt Ehre von dir empfangen zu werden, einem so vorbildhaften Soldaten."


    Helios hielt inne und entsann, dass er nicht um den heißen Brei herum reden sollte, schließlich war er doch mehr Soldat und hatte sich besonders vor dem ehemaligen Praefectus Praetorio auch überwiegend wie einer zu verhalten. So wurde er ernster und fing sogleich an.


    "Senator Vinicius, du bist ein Mann von Ehre, deine Augen sahen viel, dein Schwert führtest du immer zum Schutze des Imperiums, des Kaisers, dessen vollstes Vertrauen du sicherlich noch immer besitzt. Dein Ruf in Rom ist tadellos und stest spricht man von deinen Taten und deiner aufopfernden Arbeit damals bei den Cohortes Praetoriae, sowie auch noch heute als Senator und Princeps Senatus dieses altherwürdigen Gremiums.
    Darum, Senator, bin ich hier. Ich will ehrlich zu dir sein und gleich vorab sagen, dass mir an der Ritterwüde sehr viel liegt, ich diese anstrebe.
    Doch dazu brauche ich die Hilfe eines Mannes, derer es in Rom nicht viele gibt, gar bist du der einzige Mann von solch einem tadellosen Stand und Ruf.
    Daher, Senator Vinicius, bitte ich dich um die Aufnahme in dein Patronat. Ich werde dir stets treuer und ergebener Klient sein, ich weiß um meine Rolle, und im Gegenzug bitte ich dich mir deine Unterstützung zukommen zu lassen."


    Er war ein Offizier, der noch nie vor dem obersten Heerführer, dem Imperator, kniete. Auch in seiner bisherigen Laufbahn ergab sich nie solch eine Gelegenheit, doch vor einem solchen Mann, einem solchen Soldaten, der ihm stets Vorbild war, würde er seinen Stolz überwinden.
    Und so ging er bei seinen letzten Worten auf ein Knie.

  • Es kam wahrlich sehr selten vor, daß Hungi in relativ kurzer Zeit gleich 3 Stimmungen hintereinander hatte. Zuerst war er schon geschmeichelt ob der Lobpreisungen des Vigils, dann aber doch ein wenig überrascht über dessen Anliegen und aber die Schlußeinlage des Offiziers, die machte ihn erst wirklich sprachlos.


    Und deswegen dauerte es zwei, drei Momente, bis Hungi wieder seine Sprache zurückgefunden hatte und sich etwas angewidert vom Offizier abwandte.


    Ich bitte dich, steh auf! Du beschämst mich in meinem eigenen Hause!

  • Helios war selbst mehr als überrascht und war zunächst sprachlos. Solch eine Reaktion war wahrlich nicht abzusehen gewesen.
    So stüzte er sich auf sein Knie und stand auf.
    Nun hatte er zumindest festgestellt, dass der Senator nicht zu den Patronen gehörte, die ihre Klienten mit Brot abspeisten und diese Beschimpften. Helios hätte so eine Beschimpfung niemals über sich ergehen lassen, aber zu seiner Zeit legte man das noch als Kompliment, als Worte des Vertrauens aus.
    Der Senator war anders, das war nun klar, doch die Routine Helios´war nun hinfort.
    Einige Augenblicke verharrte er stehend vor dem Senator und sprach dann.


    "Entschuldige, ich dachte, dass sich diese Verhaltensweise in solch einer Situation und vor so einem Mann ziemt."

  • Vor mir mußte noch niemand knien, es sei denn, er war ein verurteilter Verbrecher, der vor meinen Augen auf seine Hinrichtung wartete.


    Hungi atmete tief ein und aus. Das war so ziemlich der schlechteste Einstand eines potentiellen Klienten, das er je erlebt hatte.


    Welchen Rang bekleidest du, Vigil?

  • Helios hoffte nicht viel Unmut beim Senator erregt zu haben und war nun mehr als nur verunsichert.


    "Praefectus Castrorum der zehnten Kohorte am Palatin."


    Gab er automatisch von sich, als ob der Mann sein Vorgesetzter wäre. Hoffentlich genügte das, um den Senator milde zu stimmen, welcher deutlich unerfreut von seinem einseitigen Kniefall war.

  • Sim-Off:

    Wenn du tatsächlich in Zivil da bist, dann frage ich mich, warum du am Abend zuvor deine Rüstung polierst und dies in meinem Eingangsthread so schreibst.


    Nachzulesen hier.


    Hungi legte seine Stirn in Falten.


    Praefectus Castrorum... Der höchste Rang, der ein Plebejer erreichen kann. Wer ist dein jetziger Patron?

  • Sim-Off:

    Du hast Recht, ich habe nicht aufgepasst. Editiert.


    Diese Strin in Falten war kein allzu hoffnungsvolles Zeichen auf Milde oder ein beruhigtes Gemüt.
    Der erste Satz schien eher nicht an Helios gerichtet, sondern nur ein offen zur Schau gestellter Gedankengang zu sein und so nickte er nur ruhig, antwortete.


    "Ich hatte bisher keinen Patron, Senator."


    Helios überlegte noch kurz, ob er erwähnen sollte, dass der jetzige Praefectus Praetorio mit seiner Leistung zufrieden war und seine Ernennung ja fast mitgestaltete. Aber das musste er sich aufheben, falls der Senator nach dem Grund des Erreichten fragen würde.

  • Helios war zuerst ein wenig überrascht, dann verwundert, doch sogleich auch wiederum gereizt, da der Senator nicht glauben konnte, dass er es aus eigener Kraft zu diesem Rang brachte. So unfähig sah Helios auch nicht aus, sagte er sich selbst und versuchte sich zu fassen.
    Einen Augenblick lang herrschte Ruhe und plötzlich wusste er, worauf der Senator anspielte.


    "Ich lüge nie, Senator. Als Zivilperson habe ich keinen Patron und auch nie einen gehabt. Als Soldat jedoch bin ich stets Klient meines obersten Geldherrs, dem Imperator Caesar Augustus, so, wie jeder Soldat im Exercitus Romanus."


    Die Gereiztheit in seiner Stimme konnte er noch verbergen, doch seine Augen blickten entschlossen in die des Senators.

  • Soso. Hungi ging ein paar Schritte voraus und setzte sich, bot dem Gast aber noch keinen Sitzplatz an. Nur eine Handbewegung signalisierte einem Sklaven, der möge dem Besucher einen Becher Wein, natürlich verwässert, reichen.


    Bevor ich darüber entscheiden kann, ob du mein Klient werden kannst, möchte ich ein paar Informationen haben. Bisher weiß ich noch nichts von dir außer deinen Namen und deinen Rang.

  • Helios ließ sich Zeit, um sich passende Worte hinlegen zu können und den Verlauf seines Lebens nicht unnötig auszuweiten.


    "Ich bin in Achaia geboren und wuchs dort, wo einst der Stadtstaat Sparta lag, auf. Im zarten Kindesalter schickte man mich und meinen Bruder auf eine Militärakademie aus archaischer Zeit, wo ich lebte, kämpfte und lernte.
    Als ich dem Jungenalter entwuchs, machte ich mich auf nach Rom, in der Hoffnung die Welt zu sehen.
    Da bot sich natürlich die Classis an, die doch ims ganzen Mare Internum agiert. Und so diente ich dort viele Jahre lang als Nauta, doch die Schwertführung an Land misste ich zu sehr.
    So quitierte ich meinen Dienst und ließ mich zu den Vigiles versetzen, da die Cohortes Urbanae nicht gerade an Personalmangel klagen konnte und ich Rom bei den Vigiles besser dienen konnte, als einer der zahlreichen Miles der Chortes Urbanae.
    Und so unterstand ich auch dem Befehl des derzeitigen Praefectus Praetorio, unter dem ich zuerst zum Optio und dann zum Centurio avancierte. Er spielte auch mit dem Gedanken mich zum Praefectus Castrorum zu ernennen, wurde jedoch zuvor versetzt. Ein guter Mann, wenn ich das anmerken darf.
    Der neue Praefectus Vigiles, der derzetige, wollte sich ein eigenes Bild von mir machen, bevor er mich auch zum Praefectus Castrorum ernannte.
    Nun bin ich im Range des Praefectus Castrorum und stehe vor dir, Senator.
    Ich habe keine Eltern, diese sind schon früh verstorben, eine Frau und Kinder habe ich bislang auch noch nicht."

  • Die Gedankenpause des Praefectus Castrorum störte ihn nicht weiter, allerdings fürchtete er, daß der Vigil seine Lebensgeschichte allzu sehr ausformulieren würde. Daß er es nicht tat, überraschte ihn zwar nicht wirklich, hinterließ aber einen angenehmen Nachgeschmack.


    Gibt es nähere Verwandte, die mir ein Begriff sein sollten?


    Und der letzte Halbsatz blieb ihm ein Widerhall in seinen Ohren, oftmals war der Wunsch nach dem Ritterstand deswegen wichtig, da man die Mätresse - oder netter bezeichnet Freundin - ehelichen wollte.


    Gibt es eine Frau in deinem Leben?

  • "Ich kann beides nur verneinen."


    Sagte er kurz und ohne jegliche Emotionen.
    Seine Familie, Freund und zugleich Geliebte war das Militär, für etwas anderes blieb da nicht viel Zeit.
    Außerdem waren die Frauen für ihn nur eine kleine Trophäe, welche man sich mit Charme und List gewinnen konnte, so wie in manch einem Krieg die Schlacht.

  • Mhm... mhm...


    Hungi nickte langsam, eine Hand am Kinn, überlegend. Im Prinzip hatte er alles erfahren, was er wissen wollte. Im Prinzip.


    Eine Frage hätte ich noch, Klient. Wie kamst du zu deinem Cognomen?


    Er stockte und da fiel ihm doch glatt mehr ein.


    Nein, ich habe doch noch Fragen. Du kennst die Pflichten eines Klienten?

  • "Nun, mein Name..."


    Fing er an und stoppte sogleich, als der Senator eine andere Frage vorzog.


    "Ich kenne die Pflichten des Klienten und kann dir alle, bis auf die morgentliche Salutatio, da ich in der Castra lebe und von dort nicht jeden Morgen weggehen kann, zusichern."

  • Hungi nickte, hatte er diese Antwort doch erwartet. Und es war ja auch nichts Neues, manch andere Klienten konnten dies aufgrund ihrer militärischen Verpflichtungen ebenso wenig.


    Da du kein Zivilist bist, bin ich davon schon ausgegangen. Und da du alle Pflichten eines Klienten kennst, wie du sagst, erspar ich uns beiden auch die Aufzählung derselben. Selbstverständlich habe ich auch Pflichten, die ich sehr ernst nehme und ich hoffe und nehme gleichzeitig an, daß du mit demselben Ernst die Sache siehst.


    Hungi hatte sich in der Zwischenzeit erhoben und stand nun vor dem Praefectus Castrorum. Daß wir uns nicht falsch verstehen, ich erwarte nichts Unmögliches von dir. Doch ich muß mich ebenso auf dich verlassen können, wie du auf mich.

  • "Natürlich."


    Gab Helios zurück und nickte leicht.


    "Wie ich zu dir gekommen bin, weil du neben den vielen gewichtigen Eigenschaften auch mein Vertrauen genießt, so sollst auch du dich auf mich verlassen können."


    Schließlich war solch eine Verbindung von einem stetigen Geben und Nehmen gekennzeichnet, nur die Mittel und Wege der Hilfe waren anders.

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