Die Germanin und die Hüter des Gesetzes

  • Erst drei Tage waren vergangen, seit dem ich dem Händler entkommen konnte. Immer noch sah ich ihn die ganze Zeit vor mir. Allein die Erinnerung bereitet mir eine Gänsehaut nach der anderen, denn er war schrecklich und sah auch so aus. Dieser Mann war mittelgroß, hatte eine Glatze, einen dicken Bauch und schmierige Hände, die nie ruhig halten konnte. Wenn er den Mund aufmachte konnte man seine gelben und brüchigen Zähne erkennen und sein Atem war das widerlichste was man sich vorstellen konnte. Der Gedanke an ihn brachte mich schon wieder fast um den Verstand und ich musste noch etwas durchhalten, bis er es aufgab nach mir zu suchen. Zwar war ich jetzt schon seit drei Tagen in dieser Stadt auf der Flucht vor ihm und versteckte mich in den dunkelsten Ecken die ich finden konnte. Ich war mir ganz sicher, dass er noch weiter auf der Suche nach mir war, denn ich würde ihm eine Menge Geld auf dem Sklavenmarkt einbringen, aber diesen Gefallen wollte ich ihm nicht tun. Ich war doch frei und würde mich nicht noch einmal einsperren lassen. Sehr lange schon hatte ich auf diesen einen Moment gewartet und immer wieder gebetet, dass er kommen würde, dann war er da und ich habe ihn genutzt. Viele Jahre hatte es gedauert und nun war es soweit, aber ich musst noch aus dieser Stadt verschwinden, in der ich mich nicht auskannte. Als wir einfuhren hatte ich gesehen, dass die Tore bewacht wurden und sicher würde es nicht so einfach werden einfach so aus der Stadt zu spazieren, aber auch dafür würde mir noch etwas einfallen.


    Die letzten Tage hatte ich also in einer dunklen Ecke verbracht, mitten in den runtergekommen Vierteln von Rom. Hier würde man mich nicht so schnell aufspüren, da war ich mir sicher und der Händler war keiner, der zu den zuständigen Vigillen rennen würde, denn sicher war er auch nicht grade koscher. Solche Menschen wie er waren doch alle korrupt und machten hintenrum ihre krummen Geschäfte. Da ich mich kaum raustraute, ausser wenn es dunkel wurde, hatte ich auch kaum etwas zu essen. Mein Trinken konnte ich mir problemlos an den unzähligen, kleinen Trinkspendern der Stadt besorgen, aber das Essen sah schon spärlicher aus. Ich war froh wenn ich überhaupt ein kleines, trockenes Stück Brot ergattern konnte und auch dies war schon viel.


    Nach diesem Tag nun war ich schon ziemlich ausgemergelt und ich wusste, dass ich endlich etwas zu Essen brauchte, und zwar nicht nur ein kleines Stück Brot. Wieder musste ich warten bis die Sonne sich dem Untergang neigte und ich mir halbwegs sicher sein konnte, dass der Händler nicht mehr hier irgendwo rumlungerte. Vielleicht würde er es ja doch bald einfach aufgeben.


    Als ich fand es wurde Zeit kroch ich langsam und leise aus meinem Versteck. Hier in der Ecke war es ziemlich ruhig, was mich beruhigte und ich mich etwas sicher fühlen konnte. Etwas strich ich meine nicht grade saubere Tunika zurecht. Ziemlich abgerissen sah sie aus, aber so fiel man hier sicher nicht so doll auf, als wenn ich etwas feines angehabt hätte. Die Sonne verließ immer mehr ihre Bahn und nur noch das Rot erglimmte am Himmel und es dauerte sicher nicht mehr lange dann würde es ganz dunkel sein und nur noch Fackeln und diverse Lampen würden die Strassen erhellen, wenn überhaupt. Ob ander mich, wenn sie mich sahen, gleich als Sklavin erkannten wusste ich nicht, aber es konnte mir auch egal sein, solange es niemand war, der eine Beschreibung von mir hatte. Leider war man als Germanin doch ziemlich auffällig, denn so viele blonde Frauen gab es hier nicht unter diesem Abschaum von Römern.


    Ich setzte also einen Fuß vor den anderen und sah mich immer wieder um. Es war ruhig, war es doch eine abgelegne Ecke, aber sicher gab es auch noch einige belebtere Strassen und Gassen, vor allem da wo es diese Lupaner gab in denen sich diese Römer immer wieder vergnügten. Wahrscheinlich weil sie keine andere Frau abbekamen. Wen wunderte das schon?


    Mittlerweile waren die Abende und die darauffolgenden Nächte nicht mehr ganz so warm wie noch vor wenigen Wochen. Man konnte spüren, dass der Herbst langsam Einzug nahm und auch ich spürte es deutlich an meinen Armen, wo sich viele oder fast alle der kleinen Häärchen aufgestellt hatten. Ich lief weiter und bog in eine Seitengasse ein wo einige Stufen nach unten führen. Langsam ging ich diese entlang und meinte Schritte zu hören, aber diese waren auch auf der Stlle wieder verstummt. Ich merkte wie ich die Luft angehalten hatte und begann wieder zu atmen, als ich nichts mehr hörte. Wahrscheinlich waren meine Nerven einfach zu angespannt und ich bildete es mir ein. Mein Körper war merkwürdige Schatten an die Hauswände und man konnte das Gefühl bekommen, dass sie nach einem Griffen, denn irgendwie gesellten sich zu meinem Schatten noch andere merkwürdige Schatten. Mit stark klopfenden Herzen sah ich dem Schauspiel zu und dann....


    ...da waren doch Schritte und es waren mehrere. Es wären noch ein paar Stufen gewesen, bis unten gewesen wäre, aber das konnte ich nicht mehr schaffen, denn die Schritte kamen immer näher und ich war mir sicher, dass es mehr als eine Person war, wie man an den leichten Schatten auch erkannte. In meinem Kopf rasten die Gedanken und ich drehte mich auf der Stelle um, um die Treppen wieder nach oben zu laufen, doch bezweifelte ich, dass die Zeit langen würde um nicht gesehen zu werden.



    Sim-Off:

    Hier kommt schon jemand ;)

  • Eine kühle Nacht war es. Wohl die kühlste in letzter Zeit, denn der Herbst löste den Sommer ab und die Bäume warfen ihr Blätterkleid ab, um sich schon so langsam auf den Winter vorzubereiten. Ja, eine Nacht, in der Mann am liebsten in den Unterkünften bleiben wollte, darüber lachen wollte, dass nun andere diese fast schon bemitleidenswerte Aufgabe der Patrouille hatten, aber wie es in solchen Situationen nunmal immer der Fall ist, war ich derjenige, der in einer solchen Nacht den Geschäften der Vigiles nachging. Natürlich nicht alleine. Ein einzelner Vigil, auch wenn er Optio war, konnte im Falle eines Falles so gut wie nichts ausrichten. Eine kleine Unruhe in den Straßen, wo schon mehr wie zwei Personen beteiligt waren, wäre schon ein Problem gewesen, denn auch wenn ich bewaffnet war, konnte ich von drei Männern überwältigt werden und wenn es einer darauf anlegte, konnte es auch ein einzelner schaffen. Bei einem Feuer konnte man alleine gar nichts ausrichten, ja nicht einmal Hilfe aus der Castra konnte gerufen werden, denn das Feuer konnte ja nicht unbeaufsichtigt daherbrennen. Das war der Grund, weshalb eine Patrouille aus mehreren Soldaten bestand ... den Vigilen und ihrem Optio ...


    Eine kühle Nacht war es. Eine besonders dunkle Nacht und es machte sich schon bemerkbar, dass die Sonne sich nun häufiger von den Strapazen des Tages erholte und dem Mond öfters mal den Vortritt ließ. Die Tage wurden kürzer, die Nächte dafür umso länger. Wir mussten mehr arbeiten, während die Urbaner etwas mehr Pause machten. Ausgleichende Gerechtigkeit? Schließlich waren sie im Sommer länger draußen und ehrlich gesagt taten sie mir leid, wie sie mitten im Sommer in ihren Rüstungen marschierten, die stechende Sonne auf die nackte Haut und den schimmernden Metallpanzer, der sich im Laufe einer Sonnenumdrehung bis ins unermessliche an Temperatur anzunehmen schien. Ich wusste, wovon ich redete, ich war ja zu dieser zeit ein Miles der Cohortes Urbanae ... und nun? Nun würde ich mir in der eisigen Kälte des Winters den Arsch abfrieren müssen, den Schnee unter den Füßen, den Schnee auf dem Helm und die Kälte überall. Seltsame Eigenschaften hatte Metall. Der Sommer ließ es unerträglich heiß werden, während der Winter es zu einem Eisgefängnis werden ließ. War das wirklich besser als der Sommer? Nein, aber es war doch auch nicht schlechter?


    Eine kühle Nacht war es, in der wir uns nun fast lautlos durch die Straßen bewegten. Nicht mehr wie das mir wohlbekannte Geräusch der caligae welche im Gleichschritt über die Gepflasterten Straßen Roms glitten war zu vernehmen. Nicht mehr als unförmige Schatten, verursacht durch den ungleichmäßigen Schein, mehrerer Fackeln, war zu sehen und nicht mehr, als der Geruch eines ungepflegten Kameraden war zu riechen. Für jemanden, der nicht darauf aus war uns zu bemerken war es fast unmöglich uns zu erkennen, wenn er nicht gerade das Feuer unserer Lichtspender sah.
    Die Straße war links und rechts von allerlei tabernae gesäumt, welche nun nach Ladenschluss verriegelt waren. Meist mit einer Holztür, die man wie Fensterläden einfach vorklappen konnte, manchmal von Hozplatten, die tagsüber einen Schutz vor der Sonne boten und somit über den Köpfen der Kunden war, oder auch einfach eine leere Theke, mit leerem Hinterraum, weil sich der Inhaber jeden Abend bemühte, seine Waren sorgfältig wegzuräumen. Jeder hatte so seine Art, aber alle hatten eines Gemeinsam: Die Angst vor Räubern, Vandalen und aussetzigen Sklaven und Streunern, die gerne mal den ein oder anderen Laden aufbrachen, um sich deren Inhalt anzueignen. Was war für einen entflohenen Sklaven nur wunderbarer, als ein ganzer Raum voller Speisen? Was war für einen Vandalen nur befriedigender, als eine komplett zerstörte Inneneinrichtung und was war für einen Räuber und Dieb gierstillender, als das verscherbeln teurer Weine und Stoffe?


    Eine kühle Nacht war es, in der sich etwas ereignete, welche die trostlosen Momente einer nächtlichen Patrouille aufhellte. Ja, Arbeit ... entgegen der Vermutung vieler wünschte man sich in solchen Momenten nichts sehnlicher, als irgendetwas zu tun. Diese Langeweile konnte einen förmlich auffressen und so war es doch wie ein Wink der Götter, dass nur eine Ecke weiter eine Sklavin um ihre Zukunft bangte. “Vigiles, wir nehmen heute mal eine andere Route und gehen gleich nach rechts!“ befahl ich mit einer ruhigen, trotzallem aber herrscherischen Stimme. Der Lärmpegel musste unten gehalten werden, wir wurden bezahlt, dass es still war ... im Gleichschritt kamen wir der Biegung Sekunde für Sekunde näher, bis wir sie schließlich erreichten. Einer der Vigilen schwenkte kurz die Fackel um die Ecke und lugte hinterher. Einen kurzen Moment blieb er starr und sah unablässig auf einen Punkt, ehe er den Kopf schüttelte und sich wieder zurückdrehte. “Optio, ich weiß nicht recht. Ich glaub, da war was...“ Der Vigil zuckte kurz mit den Schultern und schaute skeptisch wieder nach hinten. Es war rein symbolisch gemeint, denn von diesem Winkel aus hätte er absolut nichts in der Gasse erkennen können, aber was er vielleicht davor gesehen hatte ...
    “Sicher?“ fragte ich ebenfalls skeptisch nach und ohne auf seine Antwort zu warten, nahm ich eine der Fackeln in die Linke und betrat dann die neue Gasse. Kurz schwenkte ich die Fackel von links nach rechts und wieder zurück, um ein möglichst groß erleuchtetes Gebiet zu haben und tatsächlich, da war jemand. Nein, es war mehr ein Schemen, als die Statur eines Menschen. Kein Mensch war so dürr und abgemagert, so klein. Ganz und gar nicht, wie ein normaler Mensch es sei denn ... “Wer ist da? Sklave, komm raus!“ rief ich in die Richtung des Schemens und wartete auf eine Reaktion. Ein Fluchtversuch würde nicht viel helfen, so abgemagert hatten Sklaven nicht ausreichend Energie, um lange genug zu rennen oder Widerstand gegen vier ausgebildete und bewaffnete Vigilen zu liefern...

  • Meine Füße trugen mich die Stufen hinauf auch wenn es mir schwer fiel mich so schnell zu bewegen, so kaputt wie ich doch war. Ich konnte schon das Ende sehen, denn schließlich war die Treppe nicht so lang, doch da erschall hinter mir eine Stimme, genau in diesem Moment wo ich hinter der Ecke verschwand. Mein Herz hatte das Klopfen von Hammerschlägen angenommen, wie es bei einem Schmied immer der Fall war. Immer wenn er auf das Eisen schlug, so fühlte sich mein Herzschlag grade an. Ich hatte nicht sehen können wieviele Männer nun dort unten am Ende der Treppe warteten, aber rausfinden wollte ich es auch nicht und stehen bleiben schon gar nicht. So verschwand ich also hinter der Ecke ohne mich noch einmal umzudrehen, was auch nicht viel gebracht hätte. Die Sandalen die ich an den Füßen trug waren schon ziemlich verschlissen und eigentlich gar nicht mehr zu gebrauchen. An vielen Stellen waren sie schon rissig und ich konnte jeden Stein und jede Erhebung unter ihnen spüren und erfühlen. Leider waren meine Schritte auf dem Boden nicht grade geräuscharm und mit diesen Schuhen kam ich auch immer wieder ins rutschen und musste mir einen Halt suchen.


    Wieder hatte ich keine Ahnung ob sie mich verfolgen würden, denn ich konnte ja nicht wissen, dass es Vigilen waren die dort unten standen oder sich auch schon mittlerweile vom Fleck gerührt hatten um mich zu kriegen. Vielleicht hatten sie auch den Befehl eine entflohene Sklavin einem ganz bestimmten Händler wiederzubringen, aber das konnten sie mir nicht antun. Ich wollte doch nur wieder nach Hause, mehr nicht. Natürlich sah ich es auch nicht ein den Römern zu dienen, denn sie konnten doch selbst ihre Wäsche waschen, den Dreck wegräumen und kochen, warum holten sie sich da aus anderen Ländern Unschuldige und zwangen sie dazu für sie zu arbeiten. Man konnte diese Römer niemals verstehen, nie.
    Ob dieser Mann, laut seiner Stimme war es ja einer, mich für so dumm hielt, dass ich anhalten würde nur weil er gerufen hatte? Der schien ziemlich naiv zu sein, aber das konnte man sicher ausnutzen und ich würde es versuchen, aber erst musste ich sehen, dass ich hier Land gewann und sie mich nicht in die Finger bekommen konnten.


    Nicht weit von mir bog die Strasse in eine weitere kleinere ab und ich rannte in diese hinein, nicht ahnend, dass es sich hier um eine Sackgasse handeln würde. Aber es gab Dinge die erfuhr man doch recht spät und meistens zu einem Zeitpunkt wo es zu spät zum handeln war. Die Luft brannte in meinen Lungen, ich war es einfach nicht gewohnt einen Dauerlauf hinzulegen, aber was tat man nicht alles um ein gutes Leben zu haben. Kurz bevor ich wieder ins Schlittern geriet sah ich wohin mich mein Weg führen würde und so versuchte ich anzuhalten und sah nach oben. Ausser Puste legte ich eine Hand an meine Stirn und dachte nach, denn vor mir tat sich eine ziemlich hohe Wand auf, die ich nicht überwinden konnte, aber für den Weg zurück war es einfach zu spät. Vielleicht aber wussten sie auch nicht in welche Strasse ich gelaufen war. Hecktisch sah ich mich um, nach einem geeigneten Versteck, aber hier war nichts. Dunkel lagen die Häuser da, denn die meisten hatten sich langsam zu Bett begeben um fit für den morgigen Tag zu sein, aber ich stand hier draussen und musste um meine Zukunft bangen und das tat ich wirklich.


    Mit den Händen fuhr ich an der Mauer entlang als würde ich eine geheime Tür suchen, die es natürlich nicht gab, oder iich wollte einfach sehen ob die Mauer Wirklichkeit und nicht einfach nur eine Täuschung war, und beileibe mir wäre eine Täuschung lieber gewesen als diese undurchdringbare Wirklichkeit. Da war eine Niesche in der Wand und das einzige was mir einfiel war mich einfach dorthinein zu zwängen und zu hoffen, dass sie nicht in diese Gasse gehen würden.

  • Plötzlich verschwand die schemenhafte Gestalt in den dunklen Schatten , welcher von dem ein oder anderen Mauersims geworfen wurde. Die Häuserreihen war sehr hoch gebaut, damit auf einer niedrigen Grundfläche viele Menschen eine Bleibe fanden, welche auch für einfache Leute zu bezahlen war. Die insulae waren schlicht gebaut und boten einem kaum Komfort, es war nun einmal das nötigste zum Leben und Arme waren glücklich, überhaupt so viel zu haben.
    Einen kurzen Moment starrte ich dem Schatten noch hinterher, nein, eher auf die Stelle, wo ich ihn vermutete. War es nun überhaupt etwas? Einbildung oder doch Realität? Nein, da musste wer sein, schließlich hatte der Vigil es auch gesehen. Nocheinmal kniff ich die Augen schlitzförmig zusammen, um vielleicht etwas mehr in der Finsternis zu erspähen, aber nicht einmal das Schwenken der Fackel brachte im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel.


    “Verdammt, ich sagte doch stehenbleiben ...“ murmelte ich leicht erzürnt vor mich hin und ging einen halben Schritt zurück, um nicht allzu laut mit meinen Kameraden zu sprechen, oder ihnen etwas zu befehlen. “Kommt mit, aber verhaltet euch ruhig!“ flüsterte ich und machte dann den ersten Schritt in die neue Gasse. Diesmal kein Gleichschritt mehr, jeder versuchte auf seine Art und Weise so wenig Lärm wie möglich zu machen, was aber durch das Bestehen einer Fackel recht sinnfrei war ... wenn man uns nicht hörte, dann sah man uns dafür umso mehr. “Nein Männer, vergesst es ... kommt mit, im Eilschritt!“ befahl ich dann schließlich in einer normalen Gesprächslautstärke. Den ganzen Block musste man deswegen ja auch nicht aufwachen lassen.


    Rasch waren wir nun in der Gasse unterwegs und ließen herrenlose Töpferware, alte Holzkarren und die ein oder andere verirrte Ratte hinter uns. Sie suchten in den nachts unbelebten Straßen nach Essensresten vom Tage und es kam doch schon vor, dass eine ganze Horde, dieser Pestviecher durch die Abwässer ans Sonnen-., beziehungsweise Mondlicht kamen. Und das schlimmste war wohl ihr Gestank, der leicht einen Würgereiz verursachen konnte und wenn dann nun auch noch zwei, drei von den abartig pelzigen Wesen da waren, sollte man lieber flüchten, denn die wenigsten wollten sich das Essen noch einmal durch den Kopf gehen lassen...


    “Optio ... hier ist eine Abzweigung. Sollen wir die Gasse weitergehen, oder in die neue einbiegen?“ fragte der Vigilus mit einer überaus leisen Stimme. Die war man noch vor dem Brand letzte Woche gar nicht gewöhnt. Nein, da war man froh, wenn sie einmal nicht so laut waren, wie sonst, aber jetzt war es ungewöhnlich, überhaupt einen Mucks von den Vigiles zu hören, mit denen ich mich sonst immer Nacht für Nacht durch das dunkle Rom quälte. Das 'Optio' vor dem Namen scheint doch so langsam seine Wirkung auszubreiten ... “Moment ...“ erwiderte ich gelassen und schaute einmal in das schwarze Nichts vor mir und dann in das schwarze Nichts links von mir. Welch grandiose Auswahl man hatte. Wo könnte er oder sie verschwunden sein? Geradeaus, in irgendeiner kleinen Nische versteckt oder noch weiterrennend, während ich mir her darüber den Kopf zermaterte, oder doch in die kleine Gasse links? Nein, es war sinnlos, ich musste die Gruppe aufteilen.


    “Milo, Tulianus, ihr geht geradeaus und folgt der Straße. Schnell, wir müssen diesen Sklaven einfangen und du Pictor, kommst mit mir in die Seitengasse!“ “Natürlich Cato“ Die beiden Vigiles nickten nur leicht und machten sich mit der Hand am Knauf des Gladius auf den Weg ins Ungewisse, während ich mit der Fackel in der Hand, und die andere Hand ebenfalls auf dem Schwertknauf voran ging, um die nächste Seitengasse zu inspizieren. Sie war wesentlich schmaler, als die davor und gar nicht zu vergleichen, mit der davor. Allein das Gerümpel und anderer Unrat an den Seiten verengte es wieder ein Stück mehr und wenn uns jemand entgegen kommen würde, so könnte er uns nicht so einfach umgehen.
    Unabwendbar folgten wir nun den, in den Boden eingelassenen, Steinen, welche Schritt für Schritt die Belastung unserer Körper mühelos aushielt. Es dauerte nicht lange, bis wir am Ende der Gasse eine Wand sahen, eine Sackgasse also. Es waren noch einige Schritt bis dort hin und das fehlende Licht konnte verhinderte das Sichtbarmachen einer dritten Person, falls denn eine hier war. Langsam schwenkte ich meine Fackel, um mehr erkennen zu können, blieb aber stehen ...

  • Diese Niesche war eng und unbequem und ich konnte fühlen wie etwas an meinem Hinterkopf entlangkrabbelte und sich mir die Nackenhaare aufstellten und ich mich nicht dem Bedürfnis hingab mich zu schütteln. Es wunderte mich, dass ich hier überhaupt reingepasst hatte, aber es ging und ich hielt ja sogar meine Luft an, damit mich auch nichts verraten konnte. Ein leises Fiepen verriet mir, dass ich hier wohl in einer Wohnung stand und die Bewohner es nicht lustig fanden, dass sie einen ungebetenen Gast hier hatten. Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass diese Ecke von einer Familie Ratten bewohnt war und so rannten diese natürlich ziemlich aufgebracht hinaus auf die Gasse und suchten sich, ärgerlich fiepend, einen vorläufig anderen Unterschlupf. Mir sollte es recht sein und ich hatte auch nicht vor weiter zu ergründen was hier noch alles rumkreuchte.


    Dann kamen diese Geräusche, diese schweren Schritte und das Klappern von Rüstungsteilen. Sie konnten mich nicht gesehen haben, das war unmöglich, also waren sie nur zufällig hier und wenn ich mich still verhielt könnten sie mich auch nicht sehen. Oder sagen wir es besser so, sie durften mich einfach nicht sehen. Noch hatte ich nicht sicher rausgefunden um was für Männer es sich handelte, aber ob ich das wirklich wollte.....meine Antwort darauf konnte ja nur ein nein sein. Wer wollte als flüchtige Sklavin oder Sklave schon den Hütern des Gesetzes in die Arme laufen? Die Schritte kamen wirklich näher und ich konnte nicht hören wieviele es waren die da kamen. Plötzlich gesellte sich auch noch der Schein einer Fackel zu den Schritten und ich presste mich noch weiter in die Ecke und legte eine Hand auf meinen Mund um auch jedes Geräusch zu unterdrücken was ich machen könnte.


    Das Flackern des Feuers ließ seltsame Schatten erstehen, auch wenn es nicht wirklich erhellte, so war das was man sehen konnte schon unheimlich genug. Zwar hatte ich keinen guten Ausblick von meinem Aufenthaltsort, aber ich glaube mehr wollte ich auch nicht sehen. So presste ich mich also fester an die Wand die sich hinter mir auftat und betete im Stillen, dass sie mich nicht entdecken würden. Wenigstens hier könnte mir ein Gott seinen Segen geben. Das Klopfen von meinem Herzen war so laut, dass ich meine andere Hand zwischen meinem Körper und der Wand nach vorn drängte um sie auf mein Herz zu legen. So konnte ich das Bumbern und Schlagen spüren. Es ließ meine Hand bei jedem erneuten Schlag erzittern.


    Immer noch war das Licht weit genug entfernt und ich merkte, dass sie sich nicht mehr bewegten. Wahrscheinlich würden sie gleich kehrt machen und gehen. Hier war ja niemand. Als ich mich ein klein wenig bewegen musste, da ein Krampf meinen Fuß heimsuchte trat ich auf etwas weiches und lebendiges. Lebendig deswegen, weil das Knäul auf welches ich getreten war laut fiebend davonhuschte, genau zwischen den Beinen des Optio hindurch und über den Fuß des anderen Vigilen und dann in der Dunkelheit verschwand, die hinter ihnen war. Nun brach mir der Schweiß auf der Stirn aus und ich konnte nur noch hoffen, dass sie nicht näher kamen.

  • Einen kurzen Moment verharrten wir so. Regungslos, still, nur die Augen geöffnet und darauf abwartend, das sich in dem kuriosen Spiel aus Licht, Schatten und Dunkelheit irgendeine Bewegung abzeichnete, oder irgendein Mucks. Einfach ein Zeichen, dass dort irgendetwas lebendes ist. Noch einmal schwenkte ich die Fackel von links nach rechts und wieder zurück, um einen größeren Lichtradius zu haben. Nein, da war nichts. Nur eine hoch thronende Wand, eine Sackgasse. Wenn irgendwer hier sein sollte, dann müsste er davor stehen, hier gab es keinerlei Möglichkeiten, sich zu verstecken. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Pictor, ein ernstes Gesicht zog und dann zu mir schaute. “Optio ... hier ist nichts ...“
    Kurz schwieg ich, ließ seine Worte in der Gasse verhallen und schaute mit zusammengekniffenen Augen weiter an das leere Ende dieser Gasse, ehe ich eine Antwort gab. “Ja ... ja ... du hast recht. Hier ist niemand.“ Fast schon geistesabwesend verließen die Worte meine Lippen. Irgendetwas stimmte hier nicht ... hier konnte unmöglich jemand sein, aber trotz allem hatte ich das Gefühl, dass wir nicht alleine waren, dass dort jemand war.
    “Das einzige, was da is sind eh Ratten. Die ham wer auch inner Castra!“ Mit diesen Worten drehte Pictor sich um und ging einen kleinen Schritt in die Richtung, aus der wir kamen. Stumm nickte ich nur, wusste gar nicht, ob er es überhaupt mitbekam und wollte mich auch gerade umdrehen, als mich ein Fiepen doch davon abhielt. “Cato man, ich sag doch: Rat...“ Mit einem Handzeichen befahl ich dem Vigilus, still zu sein, was auch sofort eintrat. Ja ... natürlich Ratten, aber fiepten die mal einfach so rum? Ich kannte mich mit diesen biestigen Viechern nicht aus. Ich wusste, dass sie groß sein konnten, dass sie Krankheiten übertragen konnten und das sie einfach nur ekelerregend waren, aber das konnte ich von dem ein oder anderen Soldaten auch sagen. Entweder war dort ein Revierkampf ausgebrochen, oder dort war tatsächlich jemand.


    “Pictor ... komm wieder her ... langsam!“ flüsterte ich und winkte ihn zusätzlich noch heran, während ich selber einige kleine Schritte weiter zum Sackgassenende machte. Ich kniff ein weiteres Mal meine Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit, nur um mich vor der herausstürmenden Ratte erschrecken zu lassen. Überrumpelt wich ich einen kleinen Schritt wieder nach hinten, bevor mir klar wurde, dass es nur eine Ratte war ... keine Sekunde später war mir aber auch klar, dass dort mehr wie nur eine Ratte war. Mit einem schneidenden Geräusch untermalt zog Pictor sein Gladius aus der Schwertscheide und kam nun die restlichen Schritt zu mir gehechtet.


    “JETZT!“ brüllte ich, um erstens das Kommando zum Zugriff zu geben und das eventuell vorhandene Opfer unserer Tat zu verschrecken. Das tat oft seine Wirkung, denn durch solche Schreie, wurden sie für einen kurzen Augenblick wie gelähmt und das reichte meist schon, um die gesuchte Person bewegungsunfähig zu machen. Mit schnellen Schritten rannten wir zum linken Ende der Sackgasse, von wo die Ratte auf mich zugeschossen kam, um in eine der kleinen Nische tatsächlich jemanden vorzufinden ... man hätte es sich denken können, dass eine ausgemergelte Sklavin, wie sie es war, in eine kleine Ecke passte. Aber jetzt konnte sie nicht mehr entkommen, wir versperrten zu zweit den einzigen Ausgang, sie war nur eine Handbreite von uns entfernt ... und wir waren bewaffnet ...

  • Immer wieder diese Schritte machten mich wahnsinnig, aber ich durfte mich nicht weiter verraten als ich es schon getan hatte. Die Fackeln oder besser der Schein von ihnen wackelte immer wieder in die verschiedensten Richtungen und das machte mich nervös. Einmal schien es, als würde sich ein Teil des Lichtes und der Schatten entfernen, aber im nächsten Moment war wieder alles anders. Ich wünschte mir, dass ich nicht auf diese Ratte getraten wäre, denn ich hatte das ungute Gefühl, dass gleich noch etwas passierte, aber ich durfte mich nicht bewegen. Es fiel langsam schwer so still hier zu stehen und aufzupassen, dass man keinen Laut von sich gab. Alleine meine Atmung war so beschleunigt, dass ich jeden Atemzug drei mal so laut hörte wie normal, deswegen hatte ich ja auch schon meine Hand auf dem Mund liegen. Und dann immer wieder diese krabbelnden Tiere die bei mir entlang liefen. Es schauderte mir und meine Gänsehaut tat langsam schon weh.


    Als ich die Worte des einen hörte hoffte ich, dass sie nun wirklich gehen würden, aber diese verdammte Ratte hatte sicher meine Wünsche zunichte gemacht, denn hatten sich eben die Schritte noch entfernt verstummte auf der Stell alles. So angestrengt ich auch lauschte, ich konnte nichts hören, ausser das pochen meines Herzens und das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren. Wenn einem etwas in den Wahnsinn treiben konnte, dann eine solche Situation, denn ich wusste, dass alles davon abhing was mit mir geschehen würde, ob sie mich hier in der Ecke fanden oder nicht. Leise in meinem Inneren betete ich zu den Göttern, dass sie mir eine Hilfe schicken mögen, aber diese Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ich das Eisen hörte wie es gezogen wurde. Zwar hatte ich nie eines besessen, aber ich wusste sofort, dass es ein Schwert war oder wie man es auch immer bei den Römern nannte. Geht weg, geht weg, kommt nicht hier her. Bitte, lasst nicht zu, dass sie mich hier finden....


    Im nächsten Moment riss ich meine geschlossenen Augen auf und erblickte die beiden Männer vor mir wie sie jeglichen Fluchtweg versperrten. Das einzelne Wort hallte immer noch in meinen Ohren und starr sah ich sie an, blickte in das Gesicht des einen Mannes, dann in das des anderen. Die Fackeln verzerrten ihre Gesichter zu schrecklichen Grimassen und man hätte denken können, dass die Götter der Unterwelt ihre Behausung verlassen hatten und nun ihre Klauen nach mir ausstreckten. Völlig geschockt konnte ich nichts weiter machen als sie nur anzusegen und mich gegen die Wand hinter mir, an der sicher so einiges klebte, zu drängen und es ihnen schwer zu machen an mich zu kommen. Sie würden mich rausziehen müssen wenn sie mich haben wollten, denn freiwillig kam ich ganz bestimmt nicht. Sie waren einzig allein dafür da mich wieder dem Händler zu überbringen, aber dieser hatte nur eine Strafe für mich und die wollte ich nicht erleiden, das konnten sie mir nicht antun.


    Voller Angst sah ich sie an und war einfach nicht fähig etwas zu sagen, aber viel verstanden hätten sie wohl auch nicht, denn in solchen Situationen konnte ich kein Latein sondern sprach immer Germanisch. Meine Sprache hatte ich nie aufgegeben und würde es auch jetzt nicht und das Lateinische fiel mir ziemlich schwer. Eigentlich sah der Mann gar nicht so gefährlich aus, wenn man sich an den Fackelschein gewöhnt hatte. Vielleicht konnte er mir ja auch helfen, aber solche Gedanken durfte ich erst gar nicht aufbringen, denn immerhin hielt der andere eine gefährliche Waffe in der Hand in der sich das Feuer spiegelte. Ich konnte nichts anderes machen, als von dem einen zum anderen zu sehen und meinem Herzschlag zu lauschen und ihn zu spüren.


    >>Ihr bekommt mich nicht,<< waren meine Worte, leise und langsam gesprochen.

  • Ein kleines Grinsen spiegelte sich in meinen Gesichtszügen wieder, als ich ihre leisen Worte hörte. Wir würden sie nicht bekommen? Das war wohl ein klarer Fall der Naivität oder auch der Verdrängung der Realität, denn welche Chance hatte sie, zu entkommen? Sie war in einer nicht ganz so großen Nische, deren einziger Ausgang von zwei bewaffneten Militärs versperrt wurde. Zusätzlich war sie nicht gerade die Stärkste – so sah sie zumindest aus – und zudem wirkte sie auch recht abgemagert. Der Fackelschein erleuchtete ein wenig ihr Gesicht, in welcher die pure Angst stand. War ihr Herr denn so schlimm? Das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, auch wenn ich wusste, dass es sehr strenge domini gab, aber war die Kälte, die ständige Angst, entdeckt zu werden und jeden Tag um sein Leben zu hadern wirklich besser? Das war es, was sich bezweifelte und so schüttelte ich innerlich nur den Kopf. Vielleicht war es wirklich Naivität und sie glaubte, Freiheit ist gleich Freiheit, aber sie würde noch früh genug erkennen, dass es nicht so war.
    “Hah, wir werden dich nie bekommen? Soll ich mal lachen?“ erwiderte die rauchige Stimme neben mir, bevor sie leise anfing zu lachen. “Pictor, hör auf damit!“ befahl ich und rammte ihm sachte meinen Ellenbogen in die Seite, um den Worten noch einen stärkeren Charakter zu geben, worauf er dann auch verstummte und mir einen skeptischen Blick zuwarf, den ich aber völlig ignorierte.


    “Ich gebe dir die Möglichkeit, freiwillig aus deinem Versteck dort zu kommen. Die Chance auf eine Flucht bleibt dir wohl verwehrt und ich bin nicht sonderlich gewillt, unnötige Gewalt anzuwenden ... du wohl auch nicht, diese zu empfangen!“ sprach ich mit klaren Worten, in dem die Prise eines Befehls steckte. Wer war schon gewillt, eine ansehnliche Sklavin unnötigerweise Schaden zuzufügen? Vielleicht zeigte sie ja Einsicht und würde ohne Widerrede und wehrlos aus ihrer Nische kommen, denn ihre Möglichkeit auf ein Entkommen standen bei Null. Das musste sie eigentlich noch besser wissen, als ich.
    “Optio, ich glaub ja nit, dat die so ma eben rauskommt!“ flüsterte der Vigilus und warf der Sklavin einen verstohlenen Blick zu. “Ich wäre viel mehr für Gewalt und zur Not kann man sie ja soweit bringe, dat sie ... alles freiwillig macht!“
    Ein lüsternes Grinsen, in welchem Mann die halb-gelben Zähne des Soldaten sehen konnte zog sich über seine Lippe, die mehr ein Kraterfeld, als ein Mund war. Die Hand mit seinem Gladius wanderte nach unten und mit zwei freien Fingern zog er sich seine Tunika an der Stelle zurecht, wo man den Lendenschurz vermuten konnte.
    “Halts Maul Pictor oder du wirst in nächster zeit keine Frau mehr zu Gesicht bekommen!“ blaffte ich ihn an, während sich in meinen Augen ein leichtes Zornesfunkeln bildete. Das dieser Vigil immer seine Männlichkeit unter Beweis stellen musste ... einfach grauenhaft. Vielleicht wäre ja das Kastrieren eine nette Bestrafung bei ihm, schließlich gehörte er mit zu den Leuten, die letztens nicht zum Exerzieren kamen ... die verdienten auch noch eine Bestrafung.


    “Nun gut ... Sklavin! Ich gebe dir hiermit die Wahl. Schmerz und Leid oder keines. Du musst einfach freiwillig herauskommen oder du bleibst dort stehen ... allerdings nicht lange, dass versichere ich dir!“

  • Nein sie würden mich nicht bekommen, zumindest nicht lebend. Lieber wollte ich tot sein, als noch einmal den Römern zu dienen. Dieses Grinsen, von beiden, zeigte mir doch nur, dass ich mit meinen Gedanken über sie recht hatte und sie mir etwas böses wollten. Alle Römer wollten mir etwas böses und sie würden es immer wieder versuchen. Ich war mir da ganz sicher und sie würden mich nicht einfach um den Finger wickeln können. Aber ich musste leider schnell merken, dass sie es auch nicht versuchten, sondern mir die Tatsachen direkt an den Kopf knallten. Es war ziemlich schmerzhaft die Wahrheit zu hören, denn ich wusste es doch auch so, dass sie mich hier aus der Ecke rausbefördern könnten, egal wie, sie würden es schaffen und das wiederum machte mir innerlich zu schaffen.


    Mein Latein war nicht das beste, aber ich hatte in den Jahren gelernt zu verstehen und wenn ich wollte auch zu reden, so verstand ich den Mann auch jetzt, dieser der etwas von Gewalt anwenden redete. Leider konnte ich mich nicht weiter an die Wand drücken, denn dazu hätte ich sie zerbröseln müssen. Es gab wirklich kein Entkommen, nicht einmal wenn ich jetzt einfach los stürmen würde, es wäre mein Untergang, zumal die beiden auch noch die Fackeln in den Händen hielten. Sie könnten mich damit verletzen und das wollte ich nicht. Panik nagte langsam immer mehr an mir, aber ich durfte einfach nicht zulassen, dass sie begann von mir Besitz zu ergreifen.


    Laut pochte mein Herz und ich fühlte jeden Schlag in meinem Kopf, als würde mein Herz nicht mehr in meiner Brust sitzen, sondern in meinem Kopf, und dort begann es immer schneller zu schlagen und mit jedem neuen Schlag an Lautstärke zuzunehmen, bis mich dieses Geklopfe vollkommen ausfüllte und dann noch das grässliche Rauschen meines Blutes dazukam. Dieser Mann, so harmlos er doch auch aussah, widerte mich einfach nur an. Er setzte eine harmlose Mine auf und spielte dennoch ein hinterlistiges Spiel mit einem. Wieviele Sklaven hatte er auf diese Weise schon zum augeben gebracht? Ich wusste ja nicht einmal ob es viele Sklaven wie mich gaben die einfach abhauten, egal ob von einem Händler oder von dem eigentlichen Besitzer.


    Die Zeit verstrich so langsam, dabei waren grade wenige Sekunden vergangen wo er mir mitgeteilt hatte, dass er mich auf jeden Fall hier aus dieser schützenden Ecke bekommen würde. Langsam begann sich mein Magen zusammenzuziehen und es stach in der Seite, denn die Panik versuchte immer mehr von mir einzunehmen, aber das durfte ich nicht zulassen und musste es einfach verhindern. Man konnte meinen Atem hören und auch wie sich meine Füße auf dem Boden bewegten und der Kies darunter knackte, aber ich kam nicht raus, sondern stellte mich nur ein wenig anders hin.


    >>Schmerz und Leid werde ich erfahren wenn ich raus komme, wenn ich zurück gehe,also werde ich nicht einen Schitt machen, der mich dieser Pein wieder näher führt.<< Nachdem ich gesprochen hatte, in einem immer noch grässlichen Latein, schluckte ich da mein Hals furchtbar trocken war und ich mich nun auf alles gefasst machte.

  • Unweigerlich rollte ich die Augen. Das durfte ja alles nicht wahr sein. Wieso hörte sie nicht einfach auf das, was man ihr sagte? Glaubte sie denn wirklich, ihr würde Leid und Schmerz erspart bleiben, sollte sie in ihrem Loch dort bleiben? Glaubte sie wirklich, wir würden nun resignieren und von dannen ziehen, damit sie weiter flüchtig wäre und wohlmöglich noch Ärger anstellen würde? Wenn ja, so hatte sie einen falschen Glauben, denn sie würde mit uns kommen, auch wenn sie nicht wollte und sich dementsprechend wehren würde. Ich tat ja auch nur meine Arbeit, erledigte die Aufgabe, für die ich ausgebildet wurde. Ein Scriba schrieb seine Berichte, ein Priester opferte den Göttern und ich ... ja ich löschte Feuer und fing herumstreunernde Sklaven ein. Daran konnte ich nichts ändern und solange ich Optio war, würde das auch weiterhin meine Aufgabe bleiben ... aber das interessierte sie ebenso wenig, wie es mich interessierte, ob sie bei ihrem Herrn Schmerz und Leid erfahren würde. Das wäre nicht mehr Sache von mir.


    “Weib, ich habe es im Guten gemeint, aber wenn du so stur bleibst ...“ ich musste grinsen, ehe ich fortfuhr: “ ... naja, mir machen deine Schmerzen nichts aus!“ Ich nickte Pictor kurz zu, der auch sofort das Gladius zurücksteckte und mir seine Fackel reichte. Noch sollte ihr unnötiges Leid erspart werden, denn wie sagten schon die alten Künster: Wegnehmen kann man immer wieder, dranmodellieren dagegen nicht. “Wie hättest es denn gerne, Süße?“ raunte der Vigil der Germanin zu, ehe er mit seinen Händen in die Halbdunkelheit griff und mit seinen starken, rücksichtslosen Händen erst die Tunika und schließlich auch die Haut darunter packte.


    “Mach nicht zu feste. Sollten wir den Herrn nicht ausfindig machen können, so wollen wir doch ein makelloses Stück auf dem Sklavenmarkt haben! Du würdest nur den Verkaufspreis unnötigerweise herabsenken.““Alles klar Optio“ erwiderte er, immer noch mit einem lüsternen Grinsen. Er würde sicherlich rein aus versehen eine kleine Fahrt zu ihren Brüsten unternehmen und vielleicht konnte er es sogar arrangieren, die Wache bei ihr zu übernehmen. Dann hatten sie beide ein paar ungestörte Stunden ... alleine. Bei diesen Gedanken bekam Pictor ein seltsames Funkeln in den Augen, welches seine Absichten nur allzu offensichtlich verriet. “Hr kleine, wir werden noch Spass haben!“ flüsterte er, damit es sein Vorgesetzter nicht hören konnte, eher er versuchte, sie nun gewaltsam aus der Nische zu zerren.


    Mit drei Schritt Abstand beobachtete ich das seltsame Schauspiel und fragte mich, was der Vigil nur so viel mit der Sklavin sprach. Er kannte sie doch wohl nicht? Nein, das würde er mir sagen, zumindest müsste er wahrheitsgetreu antworten müssen, sollte ich ihn einmal darauf ansprechen. So aber machte ich mir nur meine Gedanken und wartete darauf, dass die Sklavin endlich aus dieser verdammten Ecke herausgeholt wurde, damit man sie zur Castra Vigilum bringen konnte. Dort wartete schon eine warme und gemütliche Zelle auf sie. Nunja ... warm und gemütlich war sie eher nicht, aber das musste sie jetzt ja auch nicht erfahren, man wollte sie ja nicht noch mehr schocken und wenn sie glaubte, dort würde sie eben ein warmer und gemütlicher Platz im Carcer erwarten, dann kam vielleicht ja doch noch die Vernunft. Man sollte schließlich optimistisch denken.

  • So langsam erinnerte er mich mit seinen Sprüchen an den alten Sklavenhändler. Warum geriet ich immer an diese Menschen? Warum konnten sie nicht einmal einfach ein Auge zudrücken und mich gehen lassen? Sie hatten doch wirklich nichts zu verlieren. Es schien doch keiner offiziel zu wissen, dass ich gesucht wurde. Meine Finger begannen sich in die Wand zu verhaken, auch wenn es schmerzte, es war mir egal, denn ich brauchte einen Halt wo ich mich festhalten konnte. Da die Fackeln nun von dem einen Widerling gehalten wurden, wurde auch das Licht hier in meiner Ecke ganz andern. Die Schatten nahmen andere Formen an und wuchsen in die Höhe. Der widerlichste von beiden sollte es also sein, der mich hier rausbringen wollte. So leicht wollte ich es ihm nicht machen.


    Die Panik hatte nun mein Herz erreicht und ich drückte mich mit aller Kraft gegen die Wand hinter mich, dass schon einige Stückchen abbröckelten und zu Boden fielen. Ich verkniff mir einen Schrei als er mich packte und die Finger von ihm, sich nicht nur in meinen Fetzen von Tunika gruben, sondern auch noch in meine Haut darunter. Die Wortes des anderen waren zu schnell woeder vorbei als, dass ich sie verarbeiten konnte. >>Das werden wir nicht!<< Meine Worte kamen nur gekeucht hinaus, denn ich strengte mich einfach nur an nicht von ihm rausgezogen zu werden.


    Du musst kämpfen, kämpfe gegen sie an. Du kannst es schaffen wenn du es nur willst, sagte eine innere Stimme zu mir und verlieh mir ein wenig mehr Kraft. Sie hatte recht, ich konnte es schaffen, wenn ich es wirklich wollte. Meine Augen funkelten auf und der Feuerschein der Fackel erhellte einen Moment mein Gesicht, dann drängte ich meine Hand in sein Gesicht und versuchte meine Finger irgendwie in seinen Augen zu versenken, damit er mich los lassen würde. Er sollte Schmerzen erleiden wie ich es auch immer getan hatte und so drückte ich ihm mit aller Kraft meine Finger ins Auge und uerkratzt ihm dabei sicher auch noch etwas das Gesicht. Meine Füße stemmten sich in den Boden und alles was man noch von mir hörte war ein ersticktes Keuchen.

  • “Oho, haben wir da etwas auch noch jemand widerspenstiges erwischt? Na das lob ich mir, ich steh auf Frauen, die's hart wollen!“ erwiderte Pictor, noch immer lüsterne Grinsen aufgesetzt. Der Halbschatten ließ seine Augen nur noch tiefer in den Höhlen aussehen, wie sie es sonst schon waren, und verleihten ihm gespenstisches Aussehen und seine Absichten ließen ihn zusätzlich einfach nur abstoßend aussehen. Ihn allerdings kümmerte es nicht, solange er für genügend Sesterze die Lupae kaufen konnte. Die beschwerten sich äußerst selten über ihn und wenn doch, dann war seine erste und meist auch einzige Reaktion die flache Hand. Schon viele hatten diese von ihm zu spüren bekommen und mehr als ein leises Wimmern war dann meistens nicht mehr zu hören. Das dieser Kerl niemals einen Erben haben wird, war jedem, außer ihm selbst, klar und er bildete sich immer ein, der absolute Frauenschwarm zu sein. Schließlich bekam er die Frauen, die er will ... nur falsch.


    “Bei Mars, was reden die denn da?“, murmelte ich in mich hinein, rief dann aber wesentlich lauter: “Pictor verdammt, was machst du? Hol sie endlich da raus, ich hab noch einen Becher Wein im Castellum ... der wartet nur darauf, getrunken zu werden!“ Hätte ich nun keine Fackeln in der Hand gehabt, hätte ich nun die Hände genervt auf die Hüfte gelegt, so verlagerte ich aber nur das Gewicht von einem Bein auf das andere. Wenn das noch länger dauern würde, müsste ich wohl noch selbst Hand anlegen und das wollte ich eigentlich vermeiden, schließlich hatte man dazu seine Vigiles. Nicht umsonst wurde ich befördert!
    “Je, Optio sof ...“ Die Antwort des Miles endete abrupt und für einen kurzen Moment wurde es völlig lautlos. Interessierte lugte ich mit dem Kopf nach links, um eventuell etwas mehr erkennen zu können, aber mehr als den breiten Rücken Pictors ließ sich einfach nicht sehen. Plötzlich wurde die gesamte Gasse von einem lauten Schrei erfüllt, aber wider erwarten nicht von der Sklavin, sondern vom Vigilus.


    “Du kleine Schlampe!!“ fügte Pictor seinem Schmerzensschrei hinzu und riss dann völlig blind an der Tunika der Sklavin herum, stolperte leicht nach hinten und riss sie mit. Endlich waren sie aus der Nische raus, aber noch immer war im Kopf des Vigil nichts weiter als Schmerz. Wie konnte es diese Sklavin nur wagen? Einen gutaussehnden, kräftigen Mann so mit Füßen zu treten ... beziehungsweise die Finger in die Augen zu stecken?
    “Pictor ... Pictor .... PICTOR" rief ich mehrmals, bis dieser endlich zur Besinnung kam, während er nun mit verschwommenen Blick bemerkte, dass diese Sklavin immer noch bei ihm war. Wie konnte sie nur? Mit vor Zorn geröteten Wangen, ließ er eine Hand von ihrem arm ab, nur um Sekunden später diese mit einem lauten Knall auf ihre Wange nieder rasen zu lassen. “Wage das nie mehr!“

  • Meine ganze Kraft hatte ich daran gesetzt ihm endlich weh zu tun. Sein Schrei zeigte mir auch genau das, dass es Wirkung zeigte wie ich meine Finger in sein Auge borhte. Meine Nägel kratzten über sein Gesicht und hinterließen sicher schöne rote Striemen. Leider sah ich es nicht weil es hier in meiner Ecke viel zu dunkel war, aber ich war mich sicher, dass mein Kratzen Spuren hinerlassen würde. Ich wehrte mich weiter und war umso überraschter, als er mich an meiner schon ledierten Tunika packte, und aus meiner Schützenden Niesche zerrte. Zwar hatte ich mit einer Hand noch versucht mich an der Wand festzuhalten, aber alles was ich schaffte waren mir meine Fingerkuppen aufzureißen, was ein schmerzendes Brennen auslöste. Doch das nahm ich nur nebenher wahr, denn ich hatte grade andere Sorgen. Ich hatte keinen Schutz mehr und war den beiden Männern hilflos ausgeliefert. Da war sie wieder meine Panik, die auf die Schnelle begann mir die Luft abzudrücken und dann merkte ich auch noch, dass er mich immer noch an den Armen unklammert festhielt. Ich kam gar nicht dazu mich noch schnell zu wehren oder gar zu versuchen wegzulaufen, nein, denn ich bekam mit seiner ganzen Kraft seine Hand in mein Gesicht.


    Ich hatte die Hand nicht gesehen, aber ich spürte wie mein Kopf auf die Seite flog und wie ich das Gefühl hatte mein Gesicht würde gleich verbrennen. Benommen sackte ich in die Knie und spürte schon wieder einen Schmerz, denn er hielt meinen einen Arm noch fest, an dem nun gerissen wurde, da ich ja nicht mehr auf meinen Beinen stehen konnte. Meine Innerliche Stimme begann wieder zu reden und hörte nicht auf damit. Los steh auf, du musst aufstehen und weglaufen. Sie werden dich mitnehmen und einsperren. Schon morgen wirst du wieder bei ihm sein wenn du dich nicht wehrst. STEH AUF! Gerne hätte ich versucht diese Stimme zum verstummen zu bekommen, aber dazu war ich grade nicht in der Lage und so haltte sie immer und immer wieder in meinem Kopf hin und her.


    >>Lasst mich in Ruhe, ihr dürft das doch gar nicht.<< Welch verzweifelter Versuch von mir etwas auszurichten obwohl ich doch wusste, dass ich verloren hatte. Ägnstlich hob ich meinen Kopf an und durch den Fackelschein sah mein Peiniger noch viel schlimmer aus. Er hatte sicher nichts für Sklaven übrig, wie auch nicht der andere, der für mich immer noch ein heuchler war. Knallrot prankte der Händeabdruck von dem Mann auf meinem Gesicht. Es schien fast, als hätte seine Hand sich eingebrannt und würde da für immer nun bleiben. Ich musste einen weiteren Versuch starten um von den Männern wegzukommen. Die Stimme nahm langsam immer mehr zu und kontrollierte mich. Ich griff mit meinen Fingern in die Hand von ihm wo er mich am Arm festhielt und packte zu. Ich zehrte an meinen letzten Kraftreserven und petzte mit meinen Fingern und den Fingernägeln in seine Haut, denn ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass er mich loslassen würde.

  • Pictors Hand schlug schneller auf die Wange der Sklavin ein, als ich reagieren konnte. Hätte ich dies nämlich gekonnt, so hätte ich dem Einhalt geboten, aber es war zu spät. Noch hatte sie nichts wirklich schlimmes verbrochen, bis auf die Tatsache, dass sie eine flüchtige Sklavin war. So schmerzhaft, wie Pictors Schrei geklungen hat, konnte es allerdings nicht sein, wenn er schon wenige Augenblicke später so zielsicher seine flache Hand ins Ziel führen konnte. “Hast du den Verstand verloren? Ich warne dich: Missachte niemals mehr meine Befehle! Ich sagte, so wenig anrichten, wie möglich!“


    Leicht verdutzt drehte sich der Miles um, den Arm der Sklavin noch immer haltend. Sie hatte ein lächerliches Gewicht für ihn und so gab es auch keine Probleme, als sie am Boden lag und er ihren Arm nach oben zerrte. Das würde wieder nur ihr Schmerzen bereiten, nicht dem Optio oder dem Vigil. Es interessierte ihn einfach nicht, ob es Nortruna in diesen Momenten gut ging, oder nicht. Dementsprechend viel auch die Antwort des Soldaten aus: “Hast Du nicht gesehen, was sie gemacht hat? It ihren Fingern hat sie in meine Augen gestochen! In meine AUGEN!“ brüllte er das letzte Wort noch einmal deutlich, als hätte ich ihn nicht bereits beim ersten Mal verstanden. “Gehts dir noch gut? Schon mal was von korrekter Anrede gehört? Ich bin Optio und kein Probatus mit dem du so umspringen kannst! Und wage es nicht, mich noch einmal so anzubrüllen, sonst brüll ich einmal zurück ... allerdings jeden Morgen, bevor du aufstehst genau neben deinem Ohr!“ blaffte ich zurück. Diese Sklavin musste ihm völlig den Verstand vernebelt haben, so wie er sich verhielt.


    An die Sklavin gewandt, die ein absolut grässliches Latein sprach – sie war wohl neu in Italien und kam aus einem dieser barbarischen Ländereien – blaffte ich im gleichen Ton wie zuvor zu Pictor zurück: “Willst DU uns belehren, was wir dürfen und was nicht? Überdenke deine Lage Mädchen, wir sind dafür ausgebildet das zu tun, was wir hier machen! Außerdem ist es in deiner Situation wohl eher unangebracht, solche Sprüche von sich zu geben, also schweig!


    Ich wandte mich von den beiden ab und löschte eine der beiden Fackeln, in dem ich sie auf den Boden schmiss und erstickte. Ich wollte nicht zwei tragen und außerdem wäre es immer besser, eine freie Hand zu haben, denn man konnte ja nie wissen, was noch passieren würde. Gerade, als ich aufschauen wollte, hörte ich einen weiteren kleinen Aufschrei und ein weiteres Mal war er nicht von der Sklavin, sondern von meinem ach so tollen Miles. Kurz darauf waren auch wieder wutentbrannte Rufe zu hören, die ich allerdings früh ersticken konnte. “Hör auf hier herumzubrüllen und pack die Sklavin endlich anständig, oder soll ich das erledigen?““Herr, diese Sklavin zwickte mich mit aller Kraft in die Hand, dieses Miststück und““Sie hat dir in den Arm gezwickt? Hallo? Du bist Soldat, verdammt! Mars wird sich über dich schlapplachen ... komm her!“ rief ich und ging einen Schritt auf Pictor zu, drückte ihm die zweite Fackel in seine freie Hand und nahm den Arm der Sklavin.


    Pictor rieb sich an der Stelle, wo Nortrunas Finger ins Fleisch packten und schüttelte die Hand schließlich, in der Hoffnung, der Schmerz würde vorbeigehen. Sollte der Optio doch selbst einmal erleben, wie das wäre!
    “So, so ... du kleines Gör machst hier einen loyalen und tatkräftigen Soldaten nieder?“ Grob zerrte ich sie an ihrem Arm näher zu mir, drehte sie auf den Rücken und schnappte mir ihren zweiten Arm, um sie beide unsanft und nicht ganz schmerzfrei auf den Rücken zu drehen. “Wir werden noch sehen, wer hier wen nieder macht!“ flüsterte ich in ihr Ohr und rief dann zu Pictor: “Los jetzt, wir gehen!“ ....

  • Ich war es ja gewohnt, dass man mit mir in einem solchen Ton sprach und er gab meinen Gedanken dabei recht, denn das Bild was ich über diesen Mann in meinem Kopf hatte wurde somit nur noch mehr bestätigt. Er war ein typischer Römer und ich hatte nichts anderes erwartet. Es war mir egal was er sagte und wie er es sagte. Seine Worte sollten ihm im Hals stecken bleiben und er sollte elendig daran ersticken. Krümmen vor Schmerzen sollte er sich auf dem Boden, in dem Dreck wo ich nun kniete, weil ich mich nicht mehr halten konnte. Mir schmerzte mein Gesicht, aber das war hier nicht von Intresse. Es intressierte keinen, dass sie mir weh taten oder, dass sie mich in die Verzweiflung trieben. Auf keinen Fall wollte ich wieder in die Hände des Sklavenhändler und eigentlich auch nicht in die eines anderen Römers. Es war nur ein kurzer Blick den ich dem Mann zugeworfen hatte und ich musste mich wirklich zusammenreißen nicht in Tränen auszubrechen. Doch die Stimme in meinem Inneren gab mir Kraft durchzuhalten und so versuchte ich mit meiner Kraft diesem dämlichen Römer erneut weh zu tun. Anscheinend gelang es mir auch ganz gut, doch dieses mal griff der andere auch ein.


    Zeig ihnen, dass du nicht einfach nur eine kleine, dumme Sklavin bist. Zeig ihnen, dass du auch eine stolze Germanin sein kannst. Ich war viel zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, als ich einen anderen und viel festeren Griff bemerkte. Als wäre der Schlag in mein Gesicht nicht schon genug gewesen wurde ich grob nach oben gerissen und wirbelte schon fast um mich selbst. Leider konnte ich einen Aufschrei nicht vermeiden, als meine Arme auf meinen Rücken gedrückt wurden. Sofort musste ich mich nach vorne beugen um diesen Schmerzen irgendwie entgegenzuwirken. Es tat fast mehr weh als der Schlag. Kleine Funken tanzten vor meinen Augen und mir wurde die Sicht erschwert, weil meine Haare in mein Gesicht hingen.


    Ich konnte seinen Atem an meinem Ohr spüren als er sprach und er erinnerte mich immer mehr an einen Herrn den ich hatte. Kleine Schauer liefen über meinen Rücken und meine Nackenhaare stellten sich auf. Das Reißen in meinen Armen versuchte ich auszublenden und auch meinen Atem versuchte ich zu normalisieren, aber es war so gut wie unmöglich. >>Nein! Mit welchem Grund soll ich mitkommen? Ich habe nichts getan!<< Ein kläglicher Versuch, der sicher nicht in seine Ohren vordringen würde, also trat ich, wie es auch ein Pferd getan hätte, nach hinten hin aus und spürte auch wie ich ihn trat. Wahrscheinlich war es das Schienenbein und so zog ich noch einmal schnell nach um ihn noch einmal zu treffen. >>Lass mich los<<

  • Nun fing diese störrische Sklavin auch noch an auszutreten. Ihre Tritte waren nicht unbedingt fest und zudem traf sie nur das Schienbein, welches sowieso von den gehärteten Lederbeinschienen geschützt wurde, und ich somit zwar merkte, dass sie trat, es allerdings nicht als Schmerz empfand. Ich zerrte ihre Arme auf dem Rücken noch ein kleines Stück nach oben, gleichzeitig aber auch in meine Richtung, um ihr Entgegenwirken zu verhindern. Sie sollte sich diesem Schmerz nicht entziehen, denn sonst würde sie nie nachgeben und wir müssten uns noch die ganze Nacht mit ihr rumschlagen. Mein Blick wanderte herüber zu Pictor, der noch immer leicht neben der Spur war und etwas unbeteiligt dort herumstand. Mit leicht aggressivem Ton sprach ich ihn wieder an:
    “Pictor! Pictor! Bind ihre Hände hinter dem Rücken zusammen, bevor sie noch anfängt zu schlagen!“ Doch der Vigil reagierte nicht, sondern packte sich nur an die Stirn und schüttelte kurz den Kopf, ehe nach einer fast endlos erscheinenden Zeitspanne eine Antwort auf meinen Befehl gab.
    “Hm ... öh .. was?“ “Pictor, das Seil!“ Er schaute erst mich und dann Nortruna leicht irritiert an, bevor seine Hand hinunter zu seinem Ledergürtel wanderte, an dessen Seite das feste Seil hing. Mit einem zaghaften Nicken entwirrte er es und trat einige Schritte näher auf uns zu. Wieder riss ich an den Armen der Sklavin und gab ein kleines Stück Haut am Handgelenk frei, damit der Kamerad das Seil darum schnüren würde, was er auch zügig tat.


    Es war ein stabiles, wenn auch sehr grobes Seil, was beim engeren Zusammenschnüren, wie Pictor es tat, schmerzhaft an den Handgelenken scheuerte und man nur froh sein konnte, sollte dieses Seil wieder weg sein. Besonders widerspenstige Leute hatten sich damit schon die komplette Haut am Gelenk 'abgeschabt' und das tat dann auch weh, wenn die Fessel nicht mehr angelegt war.


    “Is das so jut?“ fragte der Soldat, während er mit einem prüfenden Blick den Freiraum begutachtete und dann nur zufrieden nickte. “Jo, dat müsst so gehen.“
    Ich zuckte nur mit den Schultern, da ich an meiner jetzigen Position das nicht wirklich gut ausmachen konnte und so vertraute ich schweren Herzens dem Vigil.


    “Gut, wir gehen dann zurück zur Castra. Unterwegs holst du noch die beiden anderen. Zur Not treffen wir uns spätestens in der Castra Vigilum, aber ihr solltet euch schon beeilen, nicht dass ich sie alleine jagen darf, sollte sie tatsächlich abhauen können!“ Wovon ich natürlich nicht ausging. Pictor nickte nur militärisch knapp und ging dann einige Schritte in Richtung der Kreuzung von wo wir kamen. Einige Meter hinter ihm schuppste ich die Sklavin vor mich, sie an einem der Seilenden haltend, welches um ihre Handgelenke gebunden waren.
    “Mit welchem Grund wir dich abführen? Na weil es unsere Aufgabe ist und das du nichts getan hast, stimmt so nicht ganz, denn allein dass du zu dieser Zeit auf freiem Fuß bist, ist ein Vergehen. Die Vermutung, dass du von deinem Herrn abgehauen bist, liegt sehr nahe!“ antwortete ich auf ihre Frage mit einer merkwürdigen Mischung aus warmen und blumigen Tonfall, der aber unterschwellig doch eine recht distanzierte Kühle aufwies.

  • All meine Bemühungen mich wieder zu befreien waren für die Katze, denn ich bewirkte nur, dass ich mehr Schmerzen hatte als vorher. Ich wollte doch nur meine Ruhe und meine Freiheit, mehr nicht, aber die Männer hier schienen das nicht verstehen zu wollen. Das Verdrehen meiner Arme ließ mich lauter aufstöhnen, als ich es wollte, denn schließlich sollte er nicht merken wie sehr es mich doch schmerzte was er da tat, aber ich packte es nicht mich zurück zu halten so schlimm waren die Schmerzen und ausserdem hatte ich nicht mehr die Möglichkeit grade zu stehen, sondern musste mich nach vorne überbeugen. Auf der Stelle gab ich es auf nach ihm zu treten, denn die Schoner schützen ihn mehr als mich, denn ich tat mir an meinem Fuß weh. Gerne hätte ich wahr gemacht von was er da redete und sie geschlagen, aber ich war nichts weiter als eine Frau, eine junge Frau, die niemanden wirklich etwas tun konnte. Alleine deswegen sollten sie mich doch gehen lassen. Da ich mich nicht weiter wehren konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als das alles schweigend über mich ergehen zu lassen und auch die Schmerzen die der Kerl verursachte musste ich hinnehmen auch wenn ich es nicht wollte.


    Und wieder konnte ich mir nicht verkneifen meine Schmerzen kund zu tun, als dieser Grobian das Seil um meine Handgelenke bund und der andere meine Arme weiter festhielt und ich nun wirklich dachte er würde mir seine Finger in den Arm bohren oder die Arme bald brechen. >>Das tut weh<< versuchte ich mein Glück und spürte wie mir das Blut abgedrückt wurde und das Seil in meine Haut schnitt. War sie denn nicht schon genügend geschunden und musste das alles jetzt sein? Mein Gesicht verzog sich zu einer schmerzhaften Grimasse und meine Finger ballten sich zu einer Faust, aber das alles brachte mir nichts und das Seil schnitt bei jeder kleinen Bewegung in meine Haut hinein, Ich konnte mich sicher glücklich schätzen wenn später nicht alles blutig war.


    Ich stolperte nach vorne, als er mich so stumpte und das Seil riss automatisch an meinen Gelenken. Dieser Kerl, ich hasste ihn. >>Ich bin neu hir und wusste nicht, dass ich nicht draussen sein darf wenn es dunkel wird<< log ich ihn an. >>Ausserdem bin ich keine Sklavin sondern eine Besucherin und werde behandelt wie ...<<, mir fiel das Wort nicht ein was sie benutzen dafür und verfluchte diese verdammte Sprache immer und immer wieder. >>Du tust mir weh, es ist nicht fein jemanden so zu behandeln.<< Aus diesem Grund blieb ich vor ihm stehen und drehte mich zu ihm rum. Er war für mich fast nur ein Schatten, denn es war viel zu dunkel um wirklich was zu erkennen, aber ich wusste welchen Weg wir gingen, denn er hatte es gesagt, aber ich wollte in keinem Kerker landen, das wäre fatal für mich und das schlimme war, er wusste das.

  • So langsam ging mir diese Frau wirklich auf die Nerven. Versuchte sie immer mehr, ihre Unschuld zu beweisen, deutlich zu machen, dass sie doch keine Sklavin war, desto weniger schenkte ich ihr Glauben. Wer, wenn nicht eine flüchtige serva oder ein flüchtiger servus, würde sich in einer solchen Dunkelheit durch die gefährlichen Straßen Roms wagen? Zudem so 'abgemagert' und in solch minderwertige Kleidung gehüllt? Für mich gab es keinen Zweifel und wenn ich doch falsch liegen sollte, so wäre es zumindest bis zum Carcer meine Aufgabe, dies herauszufinden ... und zwar nicht, indem ich nur auf ihr Wort hörte. Dem konnte man nämlich einfach nicht glauben.


    “Das ist mir ziemlich ... egal!“ erwiderte ich leicht arrogant und einem merkwürdigen Funkeln in den Augen, welches allerdings in der Dunkelheit untergehen würde. War vielleicht auch besser so, denn das würde sie nicht noch mehr verschrecken und sie würde nicht grad wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rennen. Einen kurzen Moment hielt ich mit meinem Gang inne, musterte sie ein weiteres Mal ihre schemenhafte Gestalt in der Finsternis, packte sie wieder grob an der Schulter und trieb sie wieder vor mich her, nachdem ich sie gewaltsam in die andere Richtung gedreht hatte. Wenn sie das noch öfter machen würde, kämen wie nie mehr in die Castra. Warum musste so etwas bei meiner Patrouille passieren? Warum konnte ich nicht einfach die gewohnte Runde abgehen, nichts finden und dann wieder in die Unterkunft des Kastells gehen, um dort den Rest des Tages, oder der Nacht, zu verbringen. Aber nein! Eine Sklavin aufgegriffen, die dann auch noch in eine Zelle gesperrt werden musste, man würde sie verhören, was sicherlich wieder an mir hängen blieb und vieles mehr. Da war der Rest vom Tag mal wieder gerettet, dachte ich voller Ironie vor mich her und schupste Nortruna immer mal wieder ein kleines Stück nach vorne, wenn sie wieder ihren Gang verlangsamte.


    “Eigentlich solltest du dich glücklich schätzen! Du bekommst eine schöne Zelle ...“, auch wenn diese eiskalt war und einen leicht moderigen Geruch hatte, der fast schon pervers mit dem Pechgeruch der Fackeln harmonierte. Dazu gab es dann eine schöne Vollkost in Form von Brot und Wasser, manchmal auch eine Suppe, die allerdings mehr Wasser, als Suppe war. Das verschwieg ich aber, denn das würde sie nicht gerade dazu bringen, freiwillig mitzukommen. “... und Essen gibt es. Schau dich doch mal an! Was glaubst du, wie lange du es alleine hier draußen durchhalten würdest? Ich gebe dir maximal eine Woche, aber wirklich maximal. Eher drei bis vier Tage.“
    Vielleicht war das ein Weg, sie zur Vernunft zu bringen...

  • Warum wollte er mir nicht einfach glauben? ich konnte genauso gut eine arme Peregrina sein, aber er wollte mich ja nicht mal anhören. Sein Griff war unverändert hart und bohrte sich immer mehr in meine Haut. Es war ihm alles egal, er war halt einer dieser typischen Römer, die unterdrücken wollten, aber ich wollte mich nicht mehr unterdrücken lassen. Er konnte doch nicht wirklich so herzlos sein und mich einsperren nur weil ich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Dieses ständige hin und her geschubse war nicht grade förderlich, dass ich so einfach mit ihm mitgehen wollte, aber dann kam mir der Gedanke, dass er vielleicht wollte, dass ich mich wehrte. Er mochte es vielleicht, sowas sollte es ja auch geben, aber ich würde ihm sicher nicht diesen Spaß bieten, also ließ ich es über mich ergehen auch wenn ich fast zu Boden gestürzt wäre als er mich wieder stumpte. Das alles war so demütigend, dass mir beinahe die Tränen kamen, aber ich wollte sie ihm nicht zeigen und biss auf meiner Lippe rum um das alles zu unterdrücken.


    >>Es kann dir egal sein was mit mir geschehen wäre. Ich wäre schon nicht verhungert und wenn? Du müsstest dich doch drüber freuen, so barbarisch wie du dich verhälst,<< sagte ich in meinem schlechten Latain. >>Dir macht es sicher auch noch Spaß Frauen so zu behandeln und einzusperren?! Und dein Essen will ich nicht.<< Sollte er es doch selber essen, denn sicher war es nicht besser als der Frass beim Sklavenhändler. Da suchte ich mir meine Sachen lieber selber zusammen anstatt mir etwas von ihm oder einem anderen geben zu lassen. Soviel Stolz besaß auch noch ich.


    Je mehr wir liefen desto langsamer kam ich voran, denn das Rennen vorhin hatte meine letzten Kräfte so langsam aber sicher aufgezehrt und ich konnte nicht mehr. Er gestand mir bestimmt keine Pause zu und deswegen fragte ich ihn auch gar nicht, aber wenn der Weg noch lange dauern würde, dann brauchte ich eine. Ausserdem schnitten die Fesseln immer mehr in meine Gelenke ein, denn das Seil war mehr als nur unfreundlich zu meiner Haut und es schmerzte immer schlimmer. >>Wäre es nicht besser du würdest die Fesseln abnehmen? Dann könnte ich besser laufen,<< murmelte ich.

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