• Theodorus denkt angestrengt nach. Er hat keine Ahnung, wo man hier anfangen soll. Eigentlich bedarf hier so ziemlich alles einer Generalüberholung.


    "Am wichtigsten ist wohl erst einmal der Dachstuhl, dann einige Stellen im Mauerwerk, sowie neue Türen, die auch schließen. Der ganze Wandschmuck und so weiter, das kann noch eine Weile auf sich warten lassen, denke ich. Hauptsache ist erst einmal, dass dieses Haus wieder in einen würdigen Grundzustand gebracht wird."

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  • Einer der Sklaven trug immer eine Wachstafel bei sich und diese übergab er nun dem Octavier.


    "Ich schreib mir mal alles auf damit ich später immer noch weiß was zu tun ist." :]


    Während er das sagte schrieb er sich alles auf.

  • Während der ehemalige Duumvir sich alle Einzelheiten aufschreibt, gefällt sich Theodorus in der Rolle des Fremdenführers.


    "...und dieser Schrein da, das ist der Aron Ha Kodesh, in dem die Thora, unsere Heilige Schrift aufbewahrt wird..."


    Eigentlich hört ihm gar keiner zu. Detrius schreibt und die Sklaven gucken verwirrt drein. Einer nestelt nervös an dieser merkwürdigen Kappe herum, die Theodorus allen aufzusetzen angewiesen hat.


    Als er sieht, das Detrius mit dem Schreiben fertig ist, fällt ihm ein, dassbald der Gottesdienst anfängt:


    "Nun, lieber Detrius, habt ihr alles gesehen. Ich hoffe, es war interessant und lehrreich für euch und muss mich noch einmal für alles bedanken, was ihr für die Synagoge zu tun bereit seid. Wenn ihr Interesse habt, seid ihr herzlich eingeladen, einmal den Gottesdienst zu beizuwohnen. Der Maariw, der Abendgottesdienst beginnt in ungefähr einer Stunde." Dann fügt er noch hinzu: "Natürlich, wenn ihr Interesse habt."
    Er weiß, dass Nichtjuden Bekehrungsversuchen meistens mit Misstrauen begegnen. Dass Nichtjuden nach den meisten jüdischen Traditionen gar nicht von Juden bekehrt werden können, wissen dabei nur sehr wenige.


    "Habt ihr sonst noch Fragen bezüglich der Synagoge?"

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  • Detritus würde dem Gottesdienst beiwohnen und ausnahmsweise auch beten, ja beten dass Theodorus endlich seinen Namen erlernt.


    "Wir Römer interessieren uns sehr für andere Religionen und deshalb werden wir natürlich bleiben."


    Zwei der Sklaven wollten sich schon verdrücken.


    "Hier geblieben ihr zwei!!!"

  • Sim-Off:

    upsi! :D [SIZE=7]bis jetzt echt nich gemerkt trotz aller Hinweise. Wie peinlich :([/SIZE]


    Langsam treffen schon die ersten Besucher des Gottesdienstes ein. Ein bunt gewürfelter Haufen: Männer in wallenden, bunt gestreiften Gewändern mit dichten, langen Bärten aus Iudea, eher zivil wirkende Gestalten, Araber, Iberer, Afrikaner, Ägypter, Griechen, Illyrer, Gallier, manche in prunkvoller Gewandung mit dicken Goldringen an den Fingern, andere mit abgerissenen Lumpen oder der derben Kleidung alter Seebären. Viele exotisch, gehüllt in allerlei fremde Gewänder, mit Kopfschleiern und Schminke, Turbäne und fremde Haartrachten ragen in die Höhe. Auch viele Römer sind gekommen, die das Judentum für einen weiteren attraktiven Mysterienkult halten oder einfach nur Interesse an der jüdischen Kultur haben wie Detritus. Auch der ein oder andere staatliche Beobachter schleicht sich ein, um zu sehen, ob der Gottesdienst auch ruhig und moderat abläuft.


    "Nun, lieber Detrius (Theodorus lernt den Namen einfach nicht :D, dann setzt euch doch oder unterhaltet euch mit den Gästen. Das ist hier erlaubt und erwünscht." Er weist dabei auf eine der Bänke an der Wand, ein Platz, der weit am vorderen Ende der Synagoge steht, ein Ehrenplatz, der Nähe zu Gott symbolisiert.


    "Ah, da kommt ja schon der Rabbi. Verzeiht, ich muss kurz einige Worte mit ihm wechseln, wenns recht ist."

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  • Mit noch einen kurzen Blick nach hinten, um sicherzugehen, dass die Sklaven diesmal sitzen bleiben würden, geht Theodorus in Richtung einer urigen, weißbärtigen und zahnlosen Gestalt, irgendwie einem dieser alten senilen Großvater ähnelnd, die sich ab und an in der Stadt verlaufen und Tage lang umherirren, bis sie ein freundlicher Passant nach Hause führt. Diesen Exemplar hier hat man zu allem Überfluss noch viel zu weit wirkende Zeremoniengewänder umgeworfen. Mit zittrigen Händen fuchtelt er an so einer Art Schrein herum.


    "Der Rabbi ist bei uns ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. Er kennt und liest die Heilige Schrift und berät die Gemeindemitglieder bei ihren Sorgen und Problemen. Er ist kein Priester oder so, normalerweise übernehmen andere den Gottesdienst, aber wir haben hier sonst niemandem.


    Streng genommen bin ich ebenfalls ein Rabbi. Auch Homer, Aristoteles oder, sagen wir einmal, Cicero, würden bei uns Hebräern als Rabbi im weitesten Sinne gelten."


    Dann flüstert er noch: "Bitte lass dich nicht von seinen Aussehen abschrecken. Er ist ein sehr weiser Mann- wenn auch nicht gerade sonderlich klug..."

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  • Die Leute nehmen zwar Platz auf den Bänken, aber es herrscht immer noch Unruhe. Zwei orientalisch aussehende Herren diskutieren über irgendwelche Geschäftsbedingungen und neben Theodorus erzählt ein hebräischer Seefahrer einen staunenden römischen Proselyten Seemannsgarn:


    "...dann bei Messina auf dem Felsen, die Skylla! Ich sags dir! Genau wie Homer sie beschrieben hat..."


    Auch sonst ist nicht viel von den üblichen Prunk und zeremoniellen Bimborium zu sehen, das man eigentlich mit religiösen Veranstaltungen zu verbinden pflegt. Da es keine anderen Angestellten gibt, entnimmt der Rabbi die Thora-Rolle wie beiläufig selbst aus dem Schrein über dem ein traurig flackerndes Öllämpchen das Ewige Licht repräsentiert, und legt die dicke Walze, der man den Schmuck alter Tage noch ansieht, auf das Lesepult. Dann stimmt er Psalm 134 an, in griechisch, damit auch die Nichthebräer (zu denen wahrscheinlich auch der Rabbi selbst gehört) die Worte des Herren aufnehmen können...

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  • Allmählich verstand Detritus was so ein Rabbi überhaupt war. Es handelte sich dabei um einen Gelehrten und weiter nichts und von denen hatte Rom auch jede Menge.


    "Shalom Rabbi" Diesen Gruß hatte ihm der Bezirksverwalter von Tylus beigebracht und nun konnte er ihn voller Stolz präsentieren und zeigen was für ein Kosmopolit er doch war.


    Detritus begrüßte den Rabbi der Gemeinde und überließ dann alles Weitere dem Theodorus.

  • Nachdem Detri ihn begrüßt hat, schaut der Rabbi erst ihn, dann Theodorus fragend an.


    "Er meint: Salve, verehrter Rabbi. So begrüßt man sich auf Hebräisch." klärt ihn Theodorus auf.


    Im Kopf des Rabbis rattert es Hebräisch... Hebräisch... Hmm?...


    Theodorus verdrückt sich den Kommentar, dass zum schlechten Zustand der Synagoge auch das Personal gehört.

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  • Detritus grinste und konnte es kaum fassen dieser Rabbi konnte ja nicht mal die hebräische Sprache...o tempora o mores... 8o


    Der Octavier hatte nun genug gesehen und wollte nun gehen und um dies zu tun schlug er sich mit seiner eigenen Faust einfach auf seine Nase, die dann anfing zu bluten.


    "Theo...ich blute...ich muß kurz raus." Wußte er ja dass sich Juden vor Blut fürchteten.

  • Theodorus muss sich schon sehr wundern über diesen spontanen Akt der Selbstverstümmelung. Aber höflich wie er ist, lässt er sich nichts anmerken.


    "Oh, das tut mir aber leid für euch! Geht ruhig raus und erholt euch."


    Dann wendet er sich zum Rabbi hin und lässt Detritus seines Weges ziehen.

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  • Man mag gar nicht glauben, dass es Viertel in Ostia gibt, um die es noch schlechter steht als um die Hafenanlagen. Aber der erste Blick auf das Viertel der Synagoge beweist klar: Es gibt sie!


    "So, hier wären wir!" meint Theodorus und führt Heraklit zum Häuschen neben der Ruine, wo er an die Türe klopft.


    "Wer ist da?" lässt sich nach einiger Zeit eine freundliche Stimme vernehmen.


    "Theodorus" meint Theodorus.


    Daraufhin geht die Türe auf. Eine schwarz gekleidete, etwas dickere, orientalisch anmutende Frau in mittleren Jahren, deren frühere Schönheit man gerade noch so erahnen kann, öffnet die Türe.


    "Schalom, Rabbi Theodorus!" begrüßt sie freundlich. "Der Rabbi kommt gleich. Aber komm doch rein!"
    Dann schaut sie Heraklit an. "Und wer bist du?"

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  • Ja, okay ich hatte mir das ganze irgendwie prächtiger und schöner und größer vorgestellt. Aber immerhin gab es hier..., nein doch nicht, ja aber, nein auch nicht....
    Okay es war ein reines Drecksloch und ich würde mir meine Schlafunterkunft wohl mit einer Ratte teilen müssen...


    Die dicke Frau, die uns die Tür öffnete schien die Frau des Rabbis zu sein, daher entgegenete ich mit dem nötigen Respekt:


    "Mein Name ist Heraklit von Epirus."

  • Theodorus erklärt der Frau: "Heraklit ist ein Bekannter von mir und braucht eine Unterkunft. Er ist auch Hebräer."


    "Ja, natürlich. Kommt doch bitte rein!" antwortet sie und führt die beiden ins Innere des Gebäudes. "Die Gästezimmer sind im ersten Stock."


    So ramponiert, wies von draußen ausschaut, ist das Haus nun auch wieder nicht. Gut, die Stufen knarzen und die Wände sind sehr feucht, aber es lässt sich hier durchaus leben. Die Frau weist Epikur ein kleines Dachzimmer zu.

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  • Also eigentlich ging es mit der Unterkunft. Okay es roch zwar nach Fisch und der Wind pfiff durch alle Ritzen, aber was konnte man für gar kein Geld schon bekommen?
    Ich richtete es mir mit meinen Habseligkeiten, also gar keinen so bequem wie möglich ein und ignorierte einfach die Ratten, die sich mit mir ihr Lager teilten.
    Irgendwann schlief ich dann doch ein.

  • Wer auf kitschige Landromantik steht, der wird den verwilderten Garten hinter der Synagoge lieben. Theodorus macht es sich, nachdem er nach Heraklit gerufen hat, auf einen der herumliegenden Steinquader bequem. Unter freien Himmel philosophiert es sich doch immer noch am besten. Vorausgesetzt, man kann seinen Kopf sinnvoll einsetzen. Das schmerzhafte Pochen in Theos Schläfen, die Nachwirkungen der letzten Nacht, erinnert ihn aber daran, dass die nächsten Stunden wohl eher etwas grausam werden könnten...

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  • "Guten Morgen, mein junger Freund. Ich hoffe, du hast angenehm geruht." Theodorus selbst ist an diesen Tag nicht mehr nach Rom zurück gekommen, sondern irgendwann beim Rabbi auf der Kline eingeschlafen. Bevor am frühen Nachmittag ein bösartiger Sonnenstrahl sich seinen Weg zwischen Theodorus verklebte Augenlider schob, ratzte er dort laut und friedlich.


    "Dann wollen wir doch mal zu dem Wesentlichen kommen. Ich nehme an, Lesen, Schreiben sowie die Lektüre einiger wichtiger Texte, also Homer und die Septuaginta hast du sicherlich schon am Gymnasion daheim gelernt, oder?" Insgeheim musste er dazu fügen: Wenn diese epiriotischen Halbbarbaren überhaupt so was wie Gymnasien kennen...

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  • Ich schwankte und hörte eine furchtbar laute und dröhnende Stimme, die meinen Kopf beinahe zum Bersten brachte.
    Ich nickte einfach nur mit dem Kopf, doch diese heftige und extrem anstrengende Bewegung ließ meine Kopfschmerzen nur schlimmer werden.
    Ich war ziemlich wütend auf diese Alexandrier, die hier rumbrüllen wie die Pferdebarbaren, die ihre Stadt errichteten.

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