Atrium | Claudia, Flavius Furianus

  • Furianus blieb im Atrium stehen und wartete mit hinter dem Rücken verschrenkten Händen auf seine Verlobte.
    Schon damals machte er die Erfahrung, dass Frauen etwas länger brauchten, bis man sie erblicken durfte. Eine Sklavin weihte ihn glücklicherweise ein, dass man als Frau erst einmal eine lange Prozedur der Maskierung über sich ergehen lassen musste, bevor man es wagte einem Mann gegenüber zu treten.

  • Doch nachdem die ganzen Prozeduren des Maskierens und Einkleidens abgeschlossen waren, betrat Claudia das Atrium. Sie war in ein elegantes Seidenkleid gehüllt und an ihren Armen glänzten mehrere goldene Armreifen. Ihre Haare waren hochgesteckt und von ein paar gräulichen Strähnen durchsetzt.


    Sie lächelte, als sie auf ihren Verlobten zuging und streckte ihn bereits kurz nach dem betreten des Atriums ihre Hände entgegen.


    "Lucius." sagte sie und ihre Stimme verriet ihre Freude über seine Rückkehr.

  • Auf Furianus Gesicht zeichnete sich ein ebenso strahlendes Lächeln ab und er ergriff ihre Hände.


    "Claudia, ihr Töchter der Venus seid uns Männern in einsamen Stunden eine Qual, doch in den wenigen Stunden in eurer Gegenwart bezaubert ihr uns mit einem Wimpernaufschlag für Monate."


    Lächelnd beugte er sich ein wenig zu ihr und gab ihr einen leichten Kuss.


    "Deine Schönheit ist heute wieder einmal nicht mit Gold oder Perlen aufzuwiegen."

  • "Du übertreibst." sagte sie mit möglichst glaubhafter Bescheidenheit, auch wenn sie ähnlicher Meinung war. :D


    Sie deutete auf zwei Sessel, die kurz vorher von zwei Sklaven bereitgestellt worden waren und nahm auf einem Platz.


    "Ich freue mich sehr, dass du wieder da bist. Zu einsam war es ohne dich." sagte sie.

  • "Ich wollte dir zuerst eine Antwort schreiben, doch ich wäre vermutlich unmittelbar nach dem Eintreffen des Briefes angekommen."


    Sagte er, während er auf den Sessel zuschritt und darauf auch Platz nahm.


    "Hispania war zwar eine positive Erfahrung, ich würde das nicht missen wollen, doch auch ich sehnte mich nach deiner Anwesenheit. Und dein Brief machte mir etwas Sorgen, denn ich kann noch immer nicht verstehen warum der Kaiser so mit dir verfuhr."

  • "Es freut mich, dass es dir in meiner Heimat gefallen hat. Im Nachhinein bereue ich, dass ich damals nicht einfach mit dir mitgekommen bin." sagte sie leicht wehmütig.


    "Warum er so mit mir verfuhr ist auch mir ein Rätsel, doch habe ich mich damit abgefunden. So habe ich wenigstens einen größeren Spielraum und kann dich auch begleiten, wenn du an entfernte Orte entsandt werden solltest."


    Sie fasste es nicht, dass sie damit quasi einem Wunsch ihres Bruders entsprach, doch war sie mittlerweile durchaus dazu bereit Rom zu verlassen.


    "Darf ich dir etwas anbieten?"

  • Furianus stützte sich mit der Faust am Kinn ab.


    "Dennoch, er hätte nicht so mit dir verfahren dürfen. Du bist eine Patrizierin, eine Pontifex und meine Verlobte. Dadurch dürfte er auch von mir keine Sympathien mehr erwarten."


    Dies verstärkte natürlich seine Meinung und der Wunsch nach der alten res publica oder einem fähigen Herrscher, einem Flavier, wurde noch größer.
    Domitian ließen sie verbieten und die Erinnerung an ihn konnte dennoch nicht verblassen, denn er war ein guter Herrscher gewesen, nur dem Senat bereitete er Unbehagen - nur das war der Grund warum man die Erinnerung an ihn tilgen wollte. Dies bekam Furianus schon früh auferlegt, sich für seine Ahnen nicht zu schämen, sich jedoch bezüglich dieses Mannes etwas zurück zu halten.
    Doch so schnell sein Ärger auch gekommen war, er wich nach einem Blick in die Augen seiner Verlobten einem Lächeln.
    Sie war bereit ihm zu folgen, ein Schritt, welchen er nie vermutet hätte. Claudia war für ihn noch immer die stolze Patrizierin, die auch entgegen seinen Wünschen zu handeln bereit war - er war sichtlich überrascht.


    "Ich bin natürlich erfreut über deine Bereitschaft mir zu folgen, ich bin sogar geehrt, Claudia. Doch ich glaube, dass ich noch eine Weile hier in Rom verbringen werde, mir fehlt die Politik."


    Auf die Frage hin ob sie ihm etwas anbieten dürfe nickte er nur leicht.

  • Sie gab einem der Sklaven zu verstehen Wein, Wasser und einige Früchte zu bringen und widmete dann ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz ihrem Verlobten.


    "Mir scheint, er scheint sich aus Patriziern nicht viel zu machen. Lieber umgibt er sich mit Mitgliedern des Pöbels und scheint auch nichts von dem Spott den sie uns entgegenbringen mitzubekommen." sagte sie mit ruhiger Stimme.


    Der Sklave kehrte mit einem Tablett wieder und versorgte Furianus mit verdünntem Wein, Claudia mit Wasser und einen Beistelltisch mit dem Obst. Danach verzog er sich wieder.


    "Wo auch immer dein Weg dich hinführt, dorthin werden die Götter auch mich führen müssen. Und wenn dich dein Weg in Rom festhält, so werde ich auch hier verweilen."

  • "Ich bin deiner Meinung."


    Fügte er kurz hinzu und nahm einen Schluck bevor er wieder fortfuhr.


    "Es ist wahrlich sonderbar, dass er plebejischen Senatoren den Zugang zum Senat sogleich gewährt, Patriziern dies jedoch erschwert wird, wenn man sich die Anzahl der patrizischen Senatoren vor Augen führt. Er scheint Patrizier auch Plebejern gleich zu behandeln, vergisst dabei wohl jedoch die Sitten und Bräuche unseres Standes und die daraus resultierende Einschränkung für unsere Aufgabenbereiche. Aber das Reich fällt nicht auseinander, es herrscht bisweil keine Notsituation und das hält ihn auf dem Thron."


    Zum Glück waren sie hier unter sich, denn solche Worte in der Öffentlichkeit würden nur das Ende seines Lebens einläuten.


    Ihre weiteren Worte zauberten ein breiteres Lächeln auf sein Gesicht und er wusste, dass er sich damit nicht zurückhalten konnte.


    "Du musst nicht, Claudia. Die Politik bindet mich an Rom, doch Rom ist, wie du weißt, nicht der geeignetste Ort um eine Familie zu begründen und seine Kinder aufzuziehen.
    Ich wollte es dir eigentlich während unserer Hochzeit mitteilen, doch es wäre wohl besser es schon jetzt zu wissen, als dann so plötzlich überrascht zu werden und keine Worte mehr sagen zu können.
    Ich habe mir erlaubt für uns ein eigenes Domizil zu errichten zu lassen. In der Villa Flavia in Rom ist zwar viel Platz, doch die vielen Vettern, mein Vetter Gracchus mit seiner Familia und...du weißt worauf ich hinaus will - es wäre ein Kessel mit Strapazen, Hektik und wenig Zeit für Entspannung, dem ich dich nicht gerne aussetzen würde. Außerdem ist Rom nicht die sauberste Stadt und das Leben hier im Sommer unerträglich.
    Darum habe ich eine der exklusiven Villen in Misenum erstanden, ich hoffe es sagt dir zu."

  • Eigentlich hatte sie sich bereits mit der Idee angefreundet in der Villa Flavia hier in Roma zu leben, auch wenn es sicherlich nicht ihre absolute Traumadresse war. Die Pläne, die hier nun offenbart wurden, gefielen ihr auf Anhieb um längen besser.


    "Es freut mich, dass du dir so viele Sorgen darum machst, wo ich meine Zeit verbringen soll. Die Villa Flavia ist in der Tat ein klein Wenig dicht besiedelt und daher erfreut es mich zu hören, dass du uns ein eigenes Heim zugedacht hast."


    Sie lächelte.


    "Misenum ist sicherlich eine gute Wahl. Es ist nicht zu weit entfernt von Rom und ich werde nicht ständig auf dich verzichten müssen. Ich hörte von einem grossen Bauprojekt in Misenum. Ist die Villa Teil dieses Projektes?"

  • Ein wenig skeptisch war er anfangs schon, hatte sie doch ausdrücklich erwähnt an seiner Seite bleiben zu wollen, doch die Skepsis legte sich schnell und er nickte leicht.


    "Es freut mich, dass wir einer Meinung sind. Und ja, die Villa war ein Teil dieses Projekts. Es sind exklusive Häuser und der Architectus sehr kompetent. Die Nachbarschaft ist wie die Häuser erlesen, ich hörte sogar, dass der Kaiser dort ebenfalls eine Residenz für sich beanspruchen würde."


    Dass der Kaiser dort ebenfalls sein Domizil erbauen ließ sollte den Wert dieser Anlage verdeutlichen, auch wenn ihm die Augusta sympathischer war.

  • "Ist der Bau dieser Villen bereits abgeschlossen?" fragte sie, schliesslich wollte sie nicht auf einer Baustelle wohnen.


    "Sind dir sonst noch Personen bekannt, die dort ihre Lager aufzuschlagen gedenken?"

  • Furianus musste ein wenig nachdenken und glaubte, dass er von der Vollendung in der Acta gelesen hatte.


    "Sie müssten fertig sein, eine längere Beuzeit wäre nämlich höchst merkwürdig und besorgniserregend."


    Schließlich war er selbst schon dort gewesen und sprach mit dem Architectus - viel länger hätte es nicht dauern dürfen, es war höchste Zeit.


    "Ich hörte von Vinicius Hungaricus und seiner Frau Tiberia Livia, deine Verwandte. Aelius Quaro und Helvetius Geminus schienen sich auch für die Anwesen zu interessieren. Doch Genaueres weiß ich auch nicht, wir werden dies spätestens am Einweihungsfest zu hören bekommen."

  • Sie lächelte als sie die Namen hörte. Livia stand ihr zwar nie sehr nah, doch waren sie immerhin verwandt und wenn Aelius Quarto dort eine Villa gekauft hatte, so war auch mit der zeitweisen Anwesenheit seiner Frau Adria zu rechnen. Immerhin zwei Personen die sie kannte.


    "Ist dir das Datum dieses Festes schon bekannt?"

  • Ihr Lächeln erfreute auch ihn, schien sie doch mit den Namen zufrieden zu sein, gar erfreut.


    "Leider nicht, doch ich werde schon noch die Zeit finden, um nach Misenum zu reisen und mich diesbezüglich zu erkundigen."


    Er nahm einen zweiten Schluck und wurde nun ein wenig ernster.


    "Doch zuvor sollten wir an unsere Vermählung denken. Die Verlobung liegt schon weit zurück und Rom redet. Nicht, dass ich diesem Geschwätz Glauben schenke, doch wir sind schon relativ lange verlobt und eine Heirat daher mehr als angebracht."

  • "Ich würde dich gerne begleiten, wenn du nach Misenum reist." sagte sie und nachdem sie etwas Obst verzehrt hatte, erwiderte sie:


    "Es wäre mir nur recht, wenn wir einen Termin für die Verlobung ins Auge fassen würden. Und da ich derzeit recht viel Zeit habe, liegt die Wahl des richtigen Tages bei dir."

  • "Natürlich, ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen."


    Sagte er ihr beipflichtend und nahm einen weiteren Schluck.
    Ihren Versprecher, die Verlobung, übersah er mit einem leichten lächeln und überlegte eine Weile.


    "Nun, ich könnte die Hochzeit binnen einiger Wochen organisieren, dies wäre kein großes Problem.
    Natürlich müssen wir einen größeren Zeitrahmen für die Gäte aus Übersee einplanen, denn mein Vater wird sicherlich nicht innerhalb einiger Tage nach Rom reisen können.
    Wie wäre es nächsten Monat am gleichen Tag?"


    Schon jetzt, da er annahm, dass ihm Claudia zustimmen würde, machte er sich einige Gedanken über die Gästeliste.

  • "Gut, dann werde ich mit den Planungen anfangen."


    Ein weiterer Schluck folgte den schon endlos vielen zuvor.


    "Was bewog dich eigentlich hierher zu ziehen, du schienst dem Landgut doch immer so verbunden?"


    Fragte er interessiert und blickte sich kurz um - der Raum war jenem in der Villa Flavia sehr ähnlich.

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