Atrium | Claudia, Flavius Furianus

  • Sie liess ihren Blick durch das Atrium schweifen und ihre Gedanken glitten kurzzeitig hinaus aufs Landgut.


    "Nun, es war sehr schön dort draussen, doch war es auch etwas unpraktisch. Ich bin hauptsächlich hierher gezogen um nicht so einen weiten Weg zu den Sitzungen des Collegiums zu haben. Doch das hat sich ja nun erledigt."

  • "Das ist natürlich etwas...unglücklich."


    Dabei lächelte er kurz, um sie ein wenig aufzuheitern und seinen Groll gegenüber der kaiserlichen Entscheidung ein wenig verbergen zu können.


    "Er wird schon bald merken welch eine Verlustschneise du in den Cultus Deorum durch dein Ausscheiden führtest, er wird zur Besinnung kommen. Und wenn nicht, so käme dies nicht ungelegen - ich kann für dich sorgen und einen gut erzogenen Erben wünsche ich mir natürlich ebenfalls."

  • Aha, daher hüpfte also der Hase, einen Erben wollte er ;).


    "Ich zweifle nicht daran, dass du für mich sorgen kannst und bin natürlich bereit nach Kräften dafür zu sorgen, dass dir ein gut erzogener Erbe angedeihen wird."

  • "Es freut mich, dass wir die gleichen Ansichten und Meinung teilen."


    Claudia musste wahrlich Erfahrung in der Erziehung der Kinder gehabt haben, erzählte sie ihm doch von ihren eigenen, die ihr schmerzhaft beraubt wurden.
    Aber er musste ihr nun, das wurde ihm stets eingeredet, als künftiger Ehemann in seine Absichten oder Pläne einweihen, so dass sie alles wusste und sich nicht ausgeschlossen fühlen konnte.


    "Ich werde morgen um eine Audienz beim Imperator erbitten und ihm mitteilen, dass ich gerne aus dem Amte des Architectus Provincialis entlassen werden möchte, um so der Politik - der Prätur - nachgehen zu können.
    Ich hoffe, dass er morgen gut gelaunt sein wird und mir dies erlaubt. Meine Geduld habe ich schon vor zwei Jahren bewiesen, als ich das Amt antrat, statt Senator zu werden."

  • "Ich werde dir die Daumen drücken." sagte sie. "Aber ich bin mir sicher, dass er dir diesen Wunsch erfüllen wird. Schliesslich hast du nicht gerade wenig Zeit in dein Amt investiert und das obwohl es nur vorrübergehend sein sollte."

  • "Manchmal, so scheint es mir, ist dem Imperator nicht bewusst was solche Ämter für Hintergrundarbeit mit sich bringen. Aber wir werden es morgen erfahren, ich teile es dir natürlich ebenfalls mit, bis dahin bleibt uns wohl das Warten."


    Er wusste nicht recht was er nun sagen sollte, schließlich hatten sie schon lange miteinander geredet und er genoss noch immer ihre Anwesenheit. Es zog ihn zwar näher zu ihr, aber es durfte jetzt noch nicht sein, es war zu früh, sie erst verlobt.
    Ungehemt das auszusprechen was er wirklich dachte und fühlte konnte er nur in Briefen. Dies sagte schon der alte Cicero, Briefe erröten nicht.

  • "Ich werde deine Nachricht voller Vorfreude erwarten." sagte sie und fügte in Gedanken hinzu Und wenn der alte Mann dir deinen Wunsch nicht gewährt wird es sicherlich Mittel und Wege geben.


    Sie lächelte ihn an. "Erzählst du mir noch ein Wenig von Hispania? Wie ist es dort mittlerweile?"

  • Er konnte Hispanias Schönheit wohl schlecht in Worte fassen, doch ihr zuliebe versuchte er es mit ein wenig Gestik gepaart.


    "Nun, die Sonne scheint wohl wie schon viele Leben zuvor, das Gras wächst hoch und wunderschöne Blumen erblickt man an jeder Ecke. Die Fassaden der Häuser sind weißer, als die unsrigen, die Menschen gut gelaunt, entspannt und doch zielstrebig.
    Mittlerweile weiß ich auch was eine hispanische Fiesta ist, leider wurde mir das nicht mitgeteilt, ich dürfte es erblicken, als ich den Proconsul in seinem...naja, ich erspare dir diese Details. naja, ich verließ diese Fiesta auch sogleich und ließ mich entschuldigen.
    Ich traf Rediviva Helena im Grabmonument deines Verwandten, als ich ihm Opfer und Geschenke darbrachte, um ihn zu ehren. Wir führten ein ernstes Gespräch miteinander und mir wurde immer deutlicher wie stark ihre Bindung zueinander doch war und noch immer ist, sie scheint ihn wahrlich zu lieben, bis heute."


    Er genehmigte sich eine kleine Pause, die er mit einem weiteren Schluck des verdünnten Weines überbrückte.


    "Durch meine Tätigkeiten als Architectus besuchte ich auch Carthago Nova und sah auch die ländlichen Siedlungen außerhalb der großen Städte.
    Eine schöne Provinz, ein angenehmes Klima, der ideale Ort um im Alter sesshaft zu werden - wie Kampanien es in Italia ist, doch um einiges ruhiger."

  • Sie geriet ein wenig ins Träumen, als er von ihrer Heimat erzählte und verlor sich fast in ihren Gedanken an die Zeit die sie dort verbracht hatte.


    "Ja, die beiden hatten eine sehr starke Bindung. Die Heirat hatte auch viel mit Liebe zu tun, nicht so wie bei den meisten die so etwas nur als Machtmittel benutzen." sagte sie.


    "Mir scheint, du hast dich in diese Provinz verliebt." sagte sie grinsend. "Hast du dir bereits ein kleines Landgut dort gesucht?"

  • Furianus lächelte ebenfalls.


    "Ich weiß nicht, ob ich mich verliebt habe, denn das Reich ist sehr groß und hat so manche Schönheit zu bieten. Achaia ist sicherlich genau so schön, wie es Hispania ist. Und du hast Recht, ich habe mir ein Stück Land mit einem kleinen Landgut gekauft, vielleicht können wir schon im nächsten Sommer Erträge einfahren."


    Es war ein Landgut mitten in einem fruchtbaren Tal, flankiert von zwei Wäldern, die auch am Tage keinen einzigen Lichtstrahl durchließen - recht selten in Hispania.

  • "Sicherlich hat das Reich auch andere schöne Teile, doch ist Hispania etwas besonderes. Die Zeit vergeht dort anders und die Menschen sind etwas ganz besonderes."


    Das er ein Stück Land gekauft hatte hörte sie gern und das Lächeln wurde intensiver.


    "Hab ich es mir doch schon fast gedacht, dass du dir dort ein Standbein schaffen würdest."

  • "Das ist wahr, dennoch gibt es noch unzählige Orte, an die ich gerne reisen möchte. Doch ich fürchte, dass mir dies erst im hohen Alter gestattet wird - ich habe Verpflichtungen gegenüber Rom, Dir und unseren künftigen Kindern.
    Aber du scheinst mich schon sehr gut zu kennen, denn eigentlich war der Kauf eine spontane Entscheidung nach einem Ausritt in diese Ebene."


    Sagte er lächelnd und nickte ihr anerkennend zu. Frauen hatten Geheimnisse, Analyse des Partners schienen sie wohl auch zu beherrschen.

  • "Mein Liebster, das ist die Magie Hispanias. Wer einmal dort war, wird immer wieder dorthin zurückkehren wollen." sagte sie mit einem Lachen.


    "Mir ging es genauso. Als ich damals aus Achaia zurückkehrte, spielte ich erst mit dem Gedanken nach Rom zu gehen, doch dann kamen mir die schönen Zeiten meiner Jugend in Hispania wieder vor Augen."

  • "Magie also."


    Sagte er lächelnd und schüttelte dabei ungläubig den Kopf.


    "Du scheinst Hispania wohl auch verfallen, vielleicht mehr aufgrund deiner positiven Erlebnisse, als dem Ort an sich? Obwohl das ja von Person zu Person variiert, ich eher die Natur schätzen gelernt habe."

  • "Auch der Ort selbst hat es mir angetan. Die Landschaft um Tarraco herum und auch die Städte. Alles dort ist einfach wundervoll und mein Herz wünscht wieder dort zu sein." sagte sie lächelnd.

  • "Wenn dein Herz es wünscht, Claudia, solltest du ihm folgen. Dich leiden zu sehen ist sträflicher, als dich an einem andren Ort glücklich zu wissen. Und glaube mir, es würde mir nahe gehen, um dich bin stets besorgt."


    Sagte er nun ernster und blickte ihr tief in die Augen. Irgendwann würden sie an dem Punkt stehen, nicht in nächster Zeit, doch irgendwann würden ihre Meinungen auseinandergehen. Dieser Situation nicht unbeholfen ausgeliefert zu sein war kein schöner Gedanken und so wusste er lieber jetzt um ihre Bedürfnisse, Sehnsüchte oder Wünsche, als sich dann plötzlich mit jenen konfrontiert zu sehen.

  • "Mein Herz wünscht sich zwar zurück nach Tarraco, doch was sollte ich dort tun? Ich wäre dort allein und völlig auf mich gestellt." sagte sie.


    "Abgesehen davon, ist der Wunsch nach deiner Nähe, der in meinem Herzen stetig wächst, bereits jetzt größer."

  • "Wie schwach wäre doch der mächtigste Mann Roms ohne solch eine Frau wie dich? Und wieder erfreust du mein Herz mit deinen Worten, kein Lobgesang, kein Amt vermag dies so wie du, Claudia."


    Die erzwungene Ferne schmerzte ihn in diesem Moment nur noch mehr und er konnte sie nur anlächeln, wie er es selten tat. Ein Lächeln der Förmlichkeit fern, ein Lächeln voller Zufriedenkeit und Dank.


    "Ja, mit dir an meiner Seite bin ich reicher als ein Crassus, ehrenvoller als ein Caesar und stärker als ein Hannibal oder Alexander der Große. Zukünftige, den Göttern werde ich stets für den Gang zum Tempel der Venus danken, der mich zu dir führte."

  • Sie erwiderte das Lächeln.


    "Männer wie Crassus, Caesar, Hannibal oder Alexander erbauen Reiche oder regieren Völker, doch was ist all dies im Vergleich dazu Wahrhaftes Glück bringen zu können?"

  • "Einige Männer halten ein Leben fern von Geschichtsbüchern für vergeudet - solche Männer wie die eben genannten."


    Sagte er ruhig und besonnen, blickte gen Boden und dann wieder in ihre Augen.


    "Einst zählte ich zu ihnen, bevor ich dich traf und den Sinn für das Schöne, das Alltägliche und Unscheinbare, entdeckte. Ich fürchte, dass mir die Schönheit Hispanias nie aufgefallen wäre, wenn ich meine Sinne nicht bei unseren Begegnungen geschärft hätte. Jeden Blick, jede Bewegung und Veränderung in deiner Stimme nahm ich in mich auf, versuchte es zu deuten, dich zu verstehen und kennzulernen. Ich danke dir für diese Gabe.
    Das wahrhafte glück versucht ein Jeder von uns zu finden, doch viele suchen falsch und ihr Weg führt ins Endlose. Das Glück liegt nicht in der Ferne und Utopie, es kann sehr nah sein."

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