[Russata vs. Veneta] Dies tonitrus

  • Einigermaßen beruhigt nahm Macer zur Kennnis, dass Thrax nach seinem halben Fehlstart etwas mehr Fahrt aufnahm und die Lücke zu Rothar schließen konnte. Mit mehr hatte Macer eigentlich gar nicht gerechnet und wahrscheinlich würde Thrax dieses Tempo später noch büßen müssen und würde endgültig den Anschluß verlieren, aber in der Wende der zweiten Runde schaffte er es sogar, sich an Rothar vorbei zu schieben. Jetzt dürfte er sich nur nicht von der Ideallinie vertreiben lassen.


    Ein wenig verblüfft bemerkte Macer dagegen, dass sich Diokles irgendwo im hinteren Feld herumtrieb und damit Metellus kräftig zu verwirren schien. Mit Hermes hätte der sich zweifellos einen tollen Kampf liefern können, von dem er sehr viel gelernt hätte, aber plötzlich einen solchen Spitzenfahrer neben sich zu haben, musste ihn wohl ziemlich irritieren. "Zieh' vorbei, wenn's geht und heb' dir den Respekt für später auf, wenn du ein Autogramm haben willst..." brachte Macer leise knirschend zwischen den Zähnen hervor, als der Russatafahrer einfach zu unsicher wirkte und einfach nicht weiter nach vorne kam.


    Nur Brinno tat weder positiv noch negativ überraschendes. Ruhig wie der Tiber schien er schon jetzt seine Runden zu drehen. Es war wirklich etwa dran, dass Germanen eigentlich grundsolide und zuverlässige Kerle waren. Selbst wenn sie, wie Brinno, an einer Hand einen Finger weniger hatten.


    Runde 3


    Auch bei der nächsten Wende war Metellus immernoch nicht damit klar gekommen, Diokles neben sich zu haben. Dazu hatte er auch noch in der Kurve die Außenbahn und verlor nun endgültig den Anschluß. Doch anstatt sich dann wenigstens hinter ihm einzureihen, ließ er dann auch gleich noch Hermes an sich vorbei ziehen, der sich neben seinem großen Factiokollegen zweifellos wohler fühlte.


    Brinno schaute sich zwischendurch mal um und hätte Metellus sicher mitgenommen und ein wenig psychisch angezogen, aber da war zu viel Luft dazwischen und so fuhr er einfach weiter und schaute lieber vorne zu, wie sich Thrax und Rothar um die Ideallinie stritten. Deren Wägen touchierten sich und die Fahrer schienen sich ein paar Worte zuzurufen, aber zum Glück war von splitterndem Holz oder ähnlichen Katastrophen nichts zu sehen. Ebensowenig konnte Macer aber auch erkennen, wer da eigentlich vorne lag.

  • Auf der weitgehend leeren Tribüne des Circus Maximus hatte es sich eine Gruppe von Russata-Fans bequem gemacht, die ein rotes Banner schwenkten und angesichts der nicht ganz schlechten Leistungen der Pferde und Fahrer damit begannen, ihr neustes Russata-Fan-Lied vorzutragen.


    "Was soll'n wir tun mit den lahmen Pferden?"
    "Was soll'n wir tun mit den lahmen Pferden?"
    "Was soll'n wir tun mit den lahmen Pferden schon am frühen Morgen?"


    "Mischt 'was Wein mit in das Futter!"
    "Mischt 'was Wein mit in das Futter!"
    "Mischt 'was Wein mit in das Futter schon am frühen Morgen!"


    "Hoooray, schaut sie rennen!"
    "Hoooray, schaut sie rennen!"
    "Hoooray, schaut sie rennen schon am frühen Morgen!"


    (...)


    [Blockierte Grafik: http://img301.imageshack.us/img301/4836/russata2cx.gif]

  • Dareios scheint sich gut eingefahren zu haben und sich damit zu begnügen immer noch auf einer mittleren Bahn ein Stück vor Thrax und Rothar zu fahren, die miteinander viel zu beschäftigt sind, um sich um den Spitzenfahrer zu kümmern. Oder aber sie registrieren ihn durchaus, beachten ihn aber nicht weiter, weil sie gegen ihn sowieso keine Chance sehen - eine Vorstellung, von der Vic gar nichts wissen will, denn für einen Venetafahrer, ganz egal welchen, gibt es immer die Chance auf den Sieg. Auch wenn es bei den großen Rennen dann auch leider immer bei der Chance bleibt.


    Doch Rothar und Thrax kümmern sich auch nicht um Diokles, der sich nun langsam aber sicher von Hermes und Metellus absetzt, in der zweiten Kurve den gegnerischen Brinno überholt und nun zu ihnen nach vorne aufholt. "Komm schon," murmelt Victor. "Leg dich endlich in die Kurve, verdammt!" Doch Diokels nimmt die Runde wie schon zuvor in aller Ruhe und vor allem, ohne Hast und Eile.


    Runde 4


    Mit einem kurzen Blick über den Rücken auf der ersten Geraden der vierten Runde vergewissert sich Dareios, dass er genügend Abstand zu den hinter ihm folgenden Gespannen aufgebaut hat. Übermütig fängt er an, die wahren Qualitäten des neuen Wagens auszutesten und schlingert ein wenig über die Sandbahn.


    "Dareios!" Es ist ein instinktiver Impuls, der Vic dazu bringt, den Namen des Auriga in scharfem Ton quer durch den Circus zu brüllen. Der Wagenlenker würde davon aber wahrscheinlich sowieso nicht mehr viel hören, geschweige denn, einen Tonfall erkennen. Vic ballt die Hand zur Faust und zwingt sich zur Ruhe. Er hat Dareios selbst gesagt, dass er die Möglichkeiten des Wagens ausreizen und testen soll. Trotzdem macht es ihn wahnsinnig, wenn er sieht, wie das Gespann die Ideallinie verlässt, anstatt sich endlich an die Spitze auf auf der Innenbahn zu setzen.


    Rothar treibt noch immer wie wild seine Pferde an und liefert sich einen Kampf mit Thrax. Schon bei offiziellen Rennen ist oft klar geworden, dass die beiden ungefähr die selbe Klasse sind und es scheint fast so, als würden sie einen kleinen Privatzwist austragen. Die Räder der Wägen kommen sich bedenklich nahe, auch wenn es nicht zur Berührung kommt. Dass es das Risiko dafür nicht wert ist, wissen sicherlich beide genau. Auch wenn bei Aurigae auf der Bahn natürlich nie genau zu sagen ist, ob sie sich an irgendein Risiko erinnern, wenn sie ihre schweißnassen Pferde vor sich antreiben und sie in die gegenerische Bahn lenken.


    Dicht hinter ihnen hängt nun auch noch Diokles, überrholt sie jedoch nicht, obwohl es in seiner Position sicherlich kein Ding der Unmöglichkeit wäre. In der runden Kurve der vierten Bahn dann geht er tief in die Knie, lehnt den Oberkörper weit nach rechts und lässt den Wagen auf einem Rad fahren. "Na endlich! Mit Gefühl, Diokles, mit Gefühl!" Vic hat die Hände vor den Mund gehoben und formt einen Trichter, um dem Auriga seinen Anweisungen zuzurufen. Doch auch dieser hört davon wahrscheinlich höchstens noch seinen Namen.


    Den vierten Venetaner hat Vic schon aufgegeben. Hermes kommt nicht vom Fleck, widmet sich mit dem wesentlich schwächeren Metellus ein paar Keilereien und scheint sich statt an einem der Großen an diesen Roten zu halten. Das würde ein ernstes Nachwort geben.

  • Angesichts der akrobatischen Fahrweise des einen Veneta-Fahrers musste Macer aufpassen, dass ihm nicht allzu offensichtlich der Mund offen stehen blieb. Es wäre ja nicht verwunderlich gewesen, wenn ein Fahrer nach einer heftigen Kollision wilde Kunststücke vollführte, um den Wagen am Umkippen zu hindern und dann Strecken auf nur einem Rad fuhr, aber diesmal schien er das völlig unbedrängt und freiwillig zu tun. Mit einem respektvollen Kopfschütteln blickte Macer zu Victor - die Veneta schien immer für eine spektakuläre Idee gut zu sein.


    Immerhin brachte das Manöver etwas Bewegung in den festgefahreren Kampf zwischen Thrax und Rothar. Der Blaue schien den Einsatz seines Kollegen zu ahnen und etwas Geschwindigkeit raus zu nehmen, meinte Macer zu erkennen, was Thrax die Möglichkeit gab, etwas Platz nach vorne zu gewinnen. Wenn das mal gut ging und die Pferde das aushielten.


    Von allem unbeeindruckt für weiter Brinno und machte auch weiterhin keine Anstalten, soch nach hinten fallen zu lassen, um Metellus im Duell mit Hermes ein wenig Motivation zu geben. Aber Macer hatte ihm ja gesagt, dass er sein Rennen fahren soll, da war nicht allzu viel Mitdenken zu erwarten.


    Runde 5


    Am liebsten hätte Macer Thrax noch zugerufen, dass er sich nicht umgucken soll. Hatte er aber nicht und eigentlich war es ja auch völlig richtig, sich gelegentlich umzugucken, wer da von hinten kam. Erst Recht in einer Kurve. Nur dann, wenn von hinten ein Veneta-Fahrer kam, der nur auf einem Rad fuhr und man darauf nicht vorbereitet war, dann konnte es eine sehr dumme Idee sein, wie man unschwer an Thrax erkennen konnte. Vor der Kurve lag er fast auf ideallinie und in Front, nach der Kurve war er völlig neben der Spur und ließ den Blauen ungehindert davon ziehen. Zweifellos war der durch sein spektakuläres Manöver auch einfach schneller, aber das ganze nahm schon Formen eines Überraschungsangriffs an.


    "Dranbleiben! Dranbleiben!", brüllte Macer daher zur Bahn hinunter, auch wenn die Gespanne kaum in Rufweite waren. Das konnte genauso auch für Metellus gelten, der sich langsam aber sicher mit seiner gewohnten Rolle als Schlußlicht abzufindend rohte und dessen Überholversuche gegen Hermes immer wieder scheiterten. Immerhin war ihm anzumerken, dass er sich an die Order der Trainer hielt, abwechselnd eine agressive und eine ruhige Runde zu fahren, aber der Erfolg war leider kaum zu messen.

  • Auf der Tribüne fanden die Fans der Russata auch weiterhin Gefallen an dem Rennverlauf und der guten Position ihres Spitzenfahrers. Vielleicht hatten sie ja doch heimlich die zweite Strophe ihres Liedes in die Tat umgesetzt:


    "Was soll'n wir tun mit dem schlechten Fahrer?"
    "Was soll'n wir tun mit dem schlechten Fahrer?"
    "Was soll'n wir tun mit dem schlechten Fahrer nach so vielen Rennen?"


    "Stecht ihm Dolche in den Hintern!"
    "Stecht ihm Dolche in den Hintern!"
    "Stecht ihm Dolche in den Hintern für die ganzen Rennen!"


    "Hoooray, schaut er legt los!"
    "Hoooray, schaut er legt los!"
    "Hoooray, schaut er legt los gleich beim nächsten Rennen!"


    (...)


    [Blockierte Grafik: http://img301.imageshack.us/img301/4836/russata2cx.gif]

  • "Diokles, jawoooohl! Diokleees!" Vic kann sich nicht mehr zurückhalten. Die Quadriga des alten Venetalenkers geht ab wie ein scharfer Hund und nimmt mehr und mehr an Geschwindigkeit zu. Nachdem Diokles die Pferde über die ersten Runden geschohnt hat, kann er jetzt noch alles aus ihnen rausholen und schiebt sich endlich an Thrax und Rothar vorbei. Wenn das so weitergeht, dann muss sogar Darios an der Spitze des Felds aufpassen.


    Mit Diokles Manöver hat aber nicht nur der rote Thrax seine Schwierigkeiten, auch Rothar bringt er ein wenig aus der Ruhe. Während sich sein Teamkollege langsam aber sicher vor ihm von Rechts zur Mitte der Bahn schiebt, weiß Rothar nicht mehr so ganz wohin er ausweichen soll, ohne die Pferde abzubremsen. Verzweifelt versucht er Thrax weiter zur Innenbahn zu drängen und dadurch diesen zum Verlangsamen zu zwingen.


    Runde 6


    Hermes schüttelt jetzt endlich Metellus ab, für eine große Veränderung seiner Position ist es aber zu spät. Trotzdem hängt er sich an Brinnos Verderber, oder zumindest dahin, wo der Verderber wäre, wenn Brinno einen hätte.


    An der Spitze des Felds zieht Diokles endgültig vor Thrax und Rothar. Er zieht aber nicht völlig auf die Innenbahn, denn es bleibt weiterhin möglich, dass er Dareios noch überhohlen könnte. Irgendetwas in der Art scheint er seinem Factiokollegen auch zuzurufen, denn Dareios hebt auf der Mitte der zweiten Geraden seine Hand und winkt mit dem Daumen hinter sich, um Diokles anzudeuten, dass er sich hinter dem Sieger einreihen kann. Vic könnte sich die Haare raufen, als er das sieht. 'Hände immer an den Zügeln lassen' ist eine der Grundregeln, die jedem Auriga schon von Anfang an eingetrichtert werden. Ganz besonders gilt sie in der sechsten und siebten Runde und vor allem bei der Geschwindigkeit, die Dareios momentan drauf hat.


    Die einzigen, die noch um jeden Digitus kämpfen sind Rothar und Thrax. Kaum schiebt sich Rothar einen halben Pferdekopf vor seinen Konkurrenten kommt schon die Kurve und wirft ihn wieder zurück. Noch so ein Grund, um sich die Haare zu raufen, aber Vic ballt nur die Hände zu Fäusten und grummelt vor sich hin.

  • Fast am anderen Ende des Circus, auf ihrem Stammplatz der Südkurve, haben sich einige Fans der Veneta versammelt und feiern fröhlich vor sich hin. In jeder Runde erwarten sie ihre Helden, und wenn der erste um die Kurve fährt, stoßen sie die Unda an.


    "...V ...IV ...III ...II ...I ..."


    "UNDA!"

    .o. .o. .o. .o. \o\ \o\ |o| |o| |o| /o/ /o/ .o. .o. .o. .o.
    .o. .o. .o. .o. \o\ \o\ |o| |o| |o| /o/ /o/ .o. .o. .o. .o.
    .o. .o. .o. .o. \o\ \o\ |o| |o| |o| /o/ /o/ .o. .o. .o. .o.


    "VENETA VICTRIX!"



    http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif

  • Diese Runde war so gar nicht nach dem Geschmack von Macer, denn offenbar hatten die Fahrer im Eifer des Trainings schon alle Kräfte verschossen, um zumindest am Anfang mit den Blauen mithalten zu können. Metellus würde von seiner letzten Position nicht mehr wegkommen, da machte sich Macer keine Hoffnungen mehr. Hermes vergrößerte den Abstand und der junge Fahrer machte einen sichtlich entmutigten Eindruck. Davor war Brinno unterwegs, auch mit genug Abstand nach vonre und nach hinten, um nichts mehr zu gewinnen und zu verlieren.


    Nur Thrax hatte noch Möglichkeiten, aus denen er aber denkbar wenig machte in dieser Runde. Erst hatte er Diokles passieren lassen müssen, jetzt zog auch Rothar an ihm vorbei und gewann auf den Geraden immer wieder Abstand nach vorne. In den Kurven kam Thrax zwar näher heran, aber das reichte lange nicht zum überholen. "Nicht abreißenlassen! Da geht noch was! Jetzt musst du beißen!"


    Runde 7


    Erstaunlicherweise schien Thrax die Worte des Russata-Chefs gehört zu haben oder von sich aus beschlossen zu haben, den Kampf um Platz drei noch nicht verloren zu geben. Auf der letzten Runde trieb er mit aller Entschlossenheit seine Pferde noch weiter an und verlor tatsächlich diesmal auf der ersten Gerade nicht wieder den Anschluß. "Ja! Ja! Ja!", kommentierte Macer mitfiebernd die Situation und gönnte sich nur noch kurze Blicke zu den anderen beiden roten Fahrern. Von Brinno und Metellus gab es aber ohnehin nicht viel neue. Mit ordentlichem Abstand und dem blauen Hermes zwischen sich würden sie das Training wohl auf den hinteren Positionen zu Ende bringen, falls nicht noch irgendein Wagen auseinanderfallen sollte.


    Ganz vorne war zumindest aus Macers Sicht auch nicht viel los, da es ihm schließlich egal sein konnte, ob und wie die beiden Blauen den Sieg unter sich ausmachten. Aber beim Kampf um den Platz dahinter hätte er am liebsten selber den Wagen von Thrax noch mit angeschoben. "Nicht aufgeben! Da geht was! Da geht was!"

  • Unter den Fans der Russata ging der fröhliche Gesang ungeachtet der aktuellen Platzierung weiter, immerhin war man gedanklich ohnehin schon beim nächsten echten Rennen:


    "Was soll'n wir tun mit den starken Gegnern?"
    "Was soll'n wir tun mit den starken Gegnern?"
    "Was soll'n wir tun mit den starken Gegnern aus dem nächsten Rennen?"


    "Werft mit Steinen auf die Pferde!"
    "Werft mit Äpfeln auf die Fahrer!"
    "Werft mit Stöcken auf die Wägen, während dieses Rennens!"


    "Hoooray, schaut er bremst ab!"
    "Hoooray, schaut er fliegt raus!"
    "Hoooray, schaut er siegt nicht; nicht in diesem Rennen!"



    "So gewinnen wir die Rennen!"
    "So gewinnen wir die Rennen!"
    "So gewinnen wir die Rennen unserer Russata!"


    "Hoooray, schaut sie siegen!"
    "Hoooray, schaut sie siegen!"
    "Hoooray, schaut sie siegen! Es siegt die Russata!"


    [Blockierte Grafik: http://img301.imageshack.us/img301/4836/russata2cx.gif]

  • Die letzte, alles entscheidende Runde ist angeborchen und die Lenker holen nochmal alles aus den Gespannen heraus. Dareios Sieg kann jedoch keiner der anderen mehr verhindern, auch wenn Diokles auf der letzten Geraden noch dicht an ihn herankommt. In der letzten Kurve aber bringt die Innenbahn Dareios wieder einen entscheidenden Vorteil. Als er über die Ziellinie donnert liegt er eine ganze Pferdelänge vor seinem Teamkollegen. Jubelnd lässt Dareios die Zügel los, die jetzt nur noch durch seine Hüften gehalten werden, und winkt den Zuschauern auf der Tribüne zu, während die Pferde nur unmerklich Geschwindigkeit zurücknehmen. "Dareios, verdammt, lass die Finger an den Zügeln!" brüllt Vic zur Bahn und schüttelt verärgert den Kopf. "Eines Tages holt er sich den ersten Platz und donnert dann an die Bande mit seinem Quatsch. Es wird sein größtes Rennen sein, aber auch sein letztes!"


    Obwohl Diokles nur den zweiten Platz eingefahren hat steht er in perfekter Siegespose auf dem Wagen und lässt sich vom Jubel der Venetaner nicht stören. Mit höchster Professionalität hat er die Pferde bis zur Kurve soweit abgebremst, dass er jetzt ganz gemütlich herumfährt um die Quadriga auf der zweiten Geraden endgültig ausrollen zu lassen.


    Richtig spannend wird es noch um den dritten Platz. Thrax lässt sich keinen digitus von seinem minimalen Vorsprung nehmen, doch Rothar ist fest entschlossen, vor dem Roten ins Ziel zu kommen. Bis zur letzten Kurve liegen sie fast gleichauf. Dort beweist der rote Thrax dann, dass er dieses Spiel ebenso gut beherrscht wie die Großen. Trotz der enormen Geschwindigkeit voll konzentriert lenkt er den Wagen sicher auf der Idealkurve und kümmert sich dabei nicht mehr um Rothar. Mit so einem forschen Manöver hat der Blaue nicht gerechnet, auch nicht in der letzten Kurve. Thrax zwingt ihn durch seine unbeirrbare Fahrweise ein Stück nach Außen auszuweichen. Dazu verliert Rothar langsam seine Konzentration und fällt zurück in sein altes Kurvenproblem. Obwohl es bei der Geschwindigkeit und dem Staub schwer zu sagen ist, doch die Ideallinie hält er kaum. Als Rothar die Ziellinie überquert, nimmt Thrax schon die Jubelrufe der Roten entgegen.


    Die drei übrigen Quadrigen fahren durch das Ziel wie Perlen, die an einer Schnur aufgereiht sind. Ohne Konkurrenz um sich herum fällt es ihnen leicht, die Idellinie während der letzten Runde zu halten. Brinno fährt an fünfter Stelle ins Ziel, Hermes ist sechster und Metellus folgt zuletzt.


    Während aus der Südkurve die "Dareios, Dareios, Dareios!"-Rufe rüberschallen, tritt Victor zu Macer. "Ein prima Rennen! Glückwunsch, ihr habt euch den dritten Platz wirklich verdient. Auch wenn ich es ungern zugebe, aber ich fürchte, aus dem Thrax wird nochmal ein ernstzunehmender Gegner. Ihr seid nicht zufällig daran interessiert, ihn zu verkaufen?"



    Obwohl kaum Zuschauer da sind und die wenigen ihre Fahrer genau kennen, läuft jetzt ein Stallbursche über die Bahn. Er hält eine große Tafel über seinen Kopf, auf der das Ergebnis des Rennens aufgemalt ist: 1. Dareios, 2. Diokles, 3. Thrax, 4. Rothar, 5. Brinno, 6. Hermes, 7. Metellus

  • "Bleib' vorne! Nicht aufgeben! Ja! Jaaa! Jaaaaaa!", begleitete Macer den besten der drei roten Fahrer über den Zielstrich und war sichtlich begeistert vom Ergebnis und der Trainingsleistung. Thrax hatte sich an Rothar orientieren sollen und möglichst lange an ihm dran bleiben, aber jetzt kam er sogar vor ihm ins Ziel. Besser hätte aus seiner Sicht der Tag nicht verlaufen können und Macer freute sich mit ihm mit einem breiten Lachen im Gesicht. Das schlechte Abschneiden des jüngsten Russta-Fahrers trübte das Bild zwar gehörig, war aber andererseits nicht ganz so überraschend, bestenfalls in der Deutlichkeit, die der Rückstand am Ende erreicht hatte.


    Strahlend nahm Macer die Glückwünsche von Victor entgegen. "Danke, ja, das war ein tolles Rennen von Thrax. Aber Rothar hat uns das Leben alles andere als leicht gemacht. Und Diokles erst, also, das war ja ein Wahnsinnsmanöver was der da gebracht hat. Wie lange habt ihr das schon geübt?"


    Auf die Kaufanfrage für Thrax ging er erst gar nicht ein. Den wollte er zumindest heute für nichts auf der Welt hergeben.

  • "Geübt? Nuja, gestern einmal kurz, aber nur in mäßigem Tempo und ohne die fantastische Schräglage." Jetzt grinst auch Vic breit. "Wir haben eine neue Technik am Wagen ausprobiert, ist vorgestern erst fertig geworden, hrhr. Dass es auf Anhieb sogut klappt, hätt ich nich gedacht."


    Mittlerweile trudeln die Quadrigen wieder bei den carceres ein. Die Stalljungen eilen zu den Aurigae und beglückwünschen sie zu ihren Siegen - oder muntern sie mit ein paar netten Worten auf, um sich dann um die Pferde und Wägen zu kümmern.


    "Aus diesem Grund muss ich auch direkt nochmal runter und mit unsren Wagenlenkern ein paar Worte wechseln. Kommst du mit runter, oder willst du schonmal mit den anderen ins Factiohaus vorgehen zum Feiern?"

  • Leicht zweifelnd blickte Macer Victor an und wollte nicht so recht glauben, dass dieses waghalsige Manöver heute tatsächlich zum ersten mal in vollem Einsatz war. "Neue Technik am Wagen? Interessant... Da muss ich mich ja fast schon geehrt fühlen, bei der Premiere dabei gewesen sein zu dürfen."


    Mit einem Grinsen blickt er auf die Bahn hinunter und nickt dann. "Sicher, ich muss doch auch zu meinen Fahrern."


    Gemeinsam gehen die Männer schnellen Schrittes die Treppen wieder hinab und begeben sich dann jeweils in die Abschnitte des Zielbereichs, in dem ihre Factio sich sammelt. Die ersten Pferde der Russata werden gerade ausgeschirrt und die Fahrer haben ihre Zügel losgebunden und wischen sich gerade mit Handtüchern den Schweiß vom Körper. Macer eilt als erstes zu Thrax hinüber und beglückwünscht ihn zu seiner Leistung. Er hatte von diesem Training sicherlich am meisten profitiert und einen wichtigesn Schritt nach vorne gemacht. Wenn man auf die Zahl seiner Rennen schaute, allerdings vielleicht doch ein wenig spät in seiner Karriere, um noch die ganz großen Erfolge feiern zu können. Die Worte, die Macer mit den beiden anderen Fahrern wechselte, waren weniger euphorisch, aber auch zufrieden und eher aufmunternd. Realistisch betrachtet war es nicht verwunderlich, dass Metellus Letzter wurde, aber ein besseres Ergebnis wäre natürlich schon schön gewesen.


    Danach wandte sich Macer auch noch kurz an die diversen betreuer und leistete den Pferden vom Trinken aus ein paar Wassereimern Gesellschaft, dann schaute er sich um, wie weit die Factio Veneta war und welche von seinen Leuten schon bereit waren, ihn ins Vereinshaus der Blauen zu begleiten.

  • Vic klopft zuerst Hermes aufmunternd auf die Schulter und wechselt dann ein paar Worte mit Rothar, dass er sich zukünftig vor Thrax in Acht nehmen muss. Dann tritt er mit einem dicken Grinsen im Gesicht zu den beiden Spitzenfahrern der Veneta. "Jungs, das war spitze! Die Kurve war einfach phänomenal, Diokles, einfach unglaublich! Mit diesem kleinen Stift, deiner Kurventechnik und nem Opfer für Neptun werden wirs den verdammten Grünen bei den nächsten Ludi endgültig zeigen! Die werden nur noch blauen Staub sehen, hrhr!" Vor lauter Euphorie hat Vic schon wieder ganz vergessen, dass er Dareios noch eine Standpauke halten wollte. Aber dafür ist später noch genug Zeit, in den nächsten Tagen oder auch überhaupt nicht mehr.


    Die Pferde werden ausgeschirrt, abgerieben und zurück zu den Ställen gebracht, die Wägen von der Bahn geschoben. "Passt bloß auf die Wägen auf!" ruft Vic einem der Helfer zu und wendet sich dann um, ungefähr zur gleichen Zeit, als auch Macer sich umschaut. Victor geht zu dem Senator rüber. "Dann lass uns mal rübergehen, nicht, dass der Wein noch schlecht wird, oder noch schlimmer, die anderen ohne uns anfangen, hrhr."


    Ein schmaler Durchgang unter den Tribünen hindurch führt aus dem Circus Maximus hinaus. Von hier sind es nur wenige Schritte bis hinüber zum Domus der Factio Veneta.

  • "In der Tat, das können wir nicht riskieren", stimmte Macer eifrig nickend zu.


    "Habt ihr den Wagen?", fragte er dann in die Richtung einiger Russata-Helfer und das Geräusch von rollenden Holzrädern war die Antwort. Natürlich ging es diesmal nicht um einen Rennwagen, sondern um einen kleinen, handlichen und praktischen Holzwagen, der mit einigen Amphoren aus dem Bestand der Russata belagen war, und den die Männer jetzt zum Haus der Factio Veneta zogen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!