Atrium | Helvetius Cato, Furianus

  • Auroras Schritte waren ein leises Trippeln auf dem Mamor. Im Atrium angekommen führte sie den Besucher, an herrschaftlichen Statuen vorbei, und über ein kunstvolles Bodenmosaik hinweg, direkt zu einer elegant geschwungenen Mamorbank. Schüchtern wies sie auf die Sitzgelegenheit, und wisperte: "Wenn du vielleicht Platz nehmen möchtest, Herr?"
    Schon war sie wieder unterwegs, um Furianus zu suchen, und ihm zaghaft Bescheid zu geben, daß sein Klient - dessen Name ihr in der Zwischenzeit schon wieder entfallen war - im Atrium auf ihn wartete.

  • Viel hatte sich im Atrium nicht verändert, seit ich das letzte Mal hier war und so betrachtete ich die Einrichtung fast schon mit einem gewohnten Auge, auch wenn sie trotz allem so faszinierend war. Eine Villa war etwas gänzliches anderes, als unsere Casa und auch die Ausstattung war sehr edel. Man merkte richtig den Unterschied, zwischen den reichen Patriziern und den 'normalen' Plebejern, wie ich und meine Familie es waren.
    Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb dann an der Bank hängen, zu der mich Aurora wies und mit einem kurzen Nicken auf ihre Frage ging ich dort hin und setzte mich, während ich der jungen Sklavin hinterher schaute, wie sie wieder ging, um meinen Patron zu holen.

  • Kurze Zeit später erschien auch der Patron am anderen Ende des Atriums und ging möglichst erhaben auf den Klienten, dem er auch trotz seiner Position immer ein Lächeln zu schenken bereit war, zu.
    Furianus reichte seinem Klienten die Hand zum Gruße und wies auf eine Klinengruppe vor dem impluvium.


    "Salve, Helvetius Cato. Komm, setzen wir uns."


    Ein unscheinbares Zeichen mit dem Zeigefinger auf einen Sklaven bedeutete diesem sich um die Verköstigung zu kümmern, was er auch sogleich in Angriff nahm und in die culina ging.
    Es war ein frischer Morgen und Furianus in einen Mantel gehüllt.

  • Es dauerte auch nicht lange, bis mein Patron das Atrium betrat und ich mich von der Marmorbank erhob, um Furianus freundlich zu begrüßen. Es war wesentlich persönlicher, als nur die Grüße, die man mit dem Brief verschickte und so war ich froh, dass er wieder in Roma, in Reichweite war, denn ich war nie ein großer Freund des Schreibens gewesen.


    “Salve Patron.“ Ich nickte kurz auf seine Frage hin und fügte dann noch mit Worten hinzu: “Gerne...“
    Langsam folgte ich dem Flavier zu den Klinen, nahe des impluviums und wartete, dass er sich niederlegte, ehe ich es tat.


    “Ich hoffe, ich störe nicht, du hast gewiss viel zu tun ...?“ fragte ich vorsichtshalber.

  • "Was wäre ich nur ein Patron, wenn ich keine Zeit hätte meine Klienten anzuhören."


    Sagte er amüsiert und legte sich auf die Kline.
    Seine Hand streifte das Wasser im Becken, welches Wellen schlug. Nachdem die lästigen Tropfen von der Hand geschüttelt waren, wandte er sich wieder seinem Klienten zu.


    "Ich denke, dass dein Besuch nicht ohne Grund ist."


    Spielte er an und blickte zu einem der nahestehenden Sklaven, welcher sich auf´s Einschenken verstand und seine Funktion auch wahrnahm.

  • Es gab mit Sicherheit den einen oder anderen Patron, der für seine Klienten keine Zeit hatte, oder erübrigen wollte. Er nutzte sie dann einfach nur als Prunkobjekt, denn jemand mit vielen Klienten, war gemeinhin angesehener, als jemand ohne. So nickte ich nur und freute mich innerlich, dass Flavius keiner dieser Leute war und er Zeit für seine treuen Klienten hat.
    Als er sich auf die Kline gelegt hatte, wanderte mein Blick noch einmal durch den Raum, wobei er den Sklaven in der nähe streifte und ich ihn für einen kurzen Augenblick beobachtete, ehe ich mich ebenfalls auf eine der freien Klinen niederlegte.


    “Natürlich. Wie du mir bereits auf der Rostra sagtest, hast du meinen Brief nicht bekommen. Der dürfte nun sicherlich im Domus der Flavier von Hispania liegen, während Du nun hier bist.“ Kurz zuckte ich mit den Schultern. Zwar stand nicht wirklich viel wichtiges in diesem Brief, aber er war relativ lang, was mich ärgerte, denn ich schreibe selten solch langen Briefe und wenn es soweit ist, dann kommen sie nicht bei der Person an, zu der sie sollten.


    “Als erstes möchte ich natürlich erfahren, wie es Dir geht, wie es in Hispania war und was Du dort in deinem Amt als Architekt für Bauten geplant, entworfen und nicht zuletzt vielleicht beim Bau beaufsichtigt hast.“

  • "Ja, vermutlich wurde der brief dorthin geliefert."


    Sagte er nachdenklich und verwarf diesen Gedanken, gepaart mit einer schwungvollen Handbewegung und einem Lächeln.


    "Naja, die Schreiberei scheint dir sowieso verhasst, also könntest du es mir auch jetzt mitteilen."


    Sogleich kam ein Sklave herbei, der ein großes, rotes Tuch in den Händen hielt. Natürlich traute er sich nicht den Dominus zu unterbrechen, daher wartete er ungeduldig im Blickwinkel von Furianus, der dem Sklaven auch schnell gewahr wurde.


    "Was gibt es denn?!"


    Sagte Furianus mürrisch sich von Cato abwendend.


    "Dominus, verzeiht, doch das Werbetuch ist aus der Färberei geliefert worden. Man fragt nach ob es euch gefällt und wie oft man es duplizieren muss."


    Der Sklave breitete das große Tuch mit einem Schwung aus, so dass es im Luftzug wehte.


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    Und damit rief der Sklave in Furianus unabsichtlich den Zorn hervor. Dieser beherrschte sich und seufzte nur kurz.


    "Verbrenn es und sage dem Färber er soll weitere Kopien unterlassen, ich bezahle ihm den vollen Preis, wie vereinbart."


    Der Sklave nickte und ging sofort ab.
    Jetzt verstand er, dass der Dominus das Tuch nicht sehen wollte, erinnerte es ihn doch an die Absage des Kaisers zur Wahl. Werbetücher sollten es sein, man wollte sie überall aufhängen, um sich so noch einige Stimmen zu sichern. Doch nun waren sie nutzlos, würden verbrannt werden.


    "Wo waren wir?
    Ach ja, nun, in Hispania hatte ich drei Projekte zu betreuen. Eines, welches mir vor Ort aufgetragen wurde, eine Wasserleitung nach Carthago Nova, und die zwei kaiserlichen Aufträge, die mir der Imperator auftrug. Es war die Wiederverwertung der beiden ehemaligen Kastelle der Legio IX und Ala II."

  • Eine Antwort auf Furianus Frage blieb mir im ersten Moment verwehrt, als einer der vielen Sklaven der Villa das Gespräch indirekt unterbrach. Er hielt ein rot gefärbtes Tuch mit einer Aufschrift und einem Bild meines Patrons in die Höhe. 'Vote Furianus' waren die großen Lettern und leicht über die Reaktion meines Patrons überrascht, machte ich mir so meine Gedanken. Wollte er wählen? Ich nahm an für die Prätur, aber anscheinend durfte er nicht. Eine solche Reaktion wäre dann wohl nicht das Ergebnis gewesen. Da ich aber nicht weiter dieses Thema behandeln wollte, nicht weiter Salz in die wohlmöglich offene Wunde geben wollte, reagierte ich nur mit Erstaunen auf seine Antwort.


    “Eine Wasserleitung und die Wiederverwertung zweier Kastelle? Das waren ja wirklich große Projekte und ich bin mir sicher, dass sie sich gut in deine Liste von Referenzen ergänzen werden. Ich nehme stark an, die Bauten verliefen hauptsächlich problemlos?“


    Völlig problemlos verlief schließlich keine Arbeit, das lag einfach in der Natur des Menschen.

  • Furianus, der noch immer von diesem zwischenfall gezeichnet war, nickte nur bedächtig und antwortete auch eher nebensächlich.


    "Ja, es hat mich schon eine Menge Zeit und Skizzen gekostet. Zum Glück hatte ich gutes Personal und die Berechnungen stimmten weitestgehend. Ein paar Sklaven fanden zwar den Tod, aber das ist der übliche Verschleiss."


    Und sogleich wurden ihnen Trauben und süße Datteln gereicht. Furianus bediente sich selbstverständlich.

  • “Der übliche Verschleiss also ... ich hoffe, meinem Bruder gefiel es in Hispania nicht zu gut und er ist dort geblieben? Durch Erzählungen von einigen Leuten könnte man es verstehen, denn bisher habe ich ihn nicht wiedergesehen. Vielleicht habe ich ihn auch einfach so verpasst, wie ich es bei meiner Schwester tat, denn als Optio hat man durchaus mehr zu tun, denn als normaler Vigil und so komme ich auch nicht oft nach Hause.“


    Noch etwas unsicher schaute ich zu, wie Furianus sich einige der Trauben und Datteln nahm. Mein Blick wanderte zum Sklaven, der sie gebracht hatte, dann wieder zu Flavius und schließlich entschloss ich mich, auch eine Dattel zu nehmen und sie genüßlich zu verspeisen.

  • "Ich belückwünsche dich natürlich, falls ich es noch nicht tat, zu deiner Ernennung zum Optio."


    Sagte er lächelnd und schmiss eine weitere Traube hinterher.


    "Deinen Bruder, das muss ich ehrlich sagen, habe ich in den letzten Wochen kaum zu Gesicht bekommen. Ich hatte sehr viel zu tun, er ebenso. Daher denke ich, dass er schon bald nachkommen sollte, falls er es natürlich will. Hispania ist eine wunderschöne Provinz und das Amt des Architectus Provincialis nun für ihn offen."

  • Leicht irritiert schaute ich Furianus schweigend an, bevor mir die Klarheit allerdings ins Gesicht zu springen schien und ich mich für meine kurze Geistesabwesenheit entschuldigte:


    “Oh ja, vielen Dank. Entschuldige, ich vergesse dauernd, dass du den Brief ja nicht bekommen hast und deshalb davon nichts weißt. Naja, ich werde versuchen, mehr daran zu denken ... natürlich steht nun als nächstes Ziel der Rang eines Centurios an der Reihe und ich hoffe, das möglichst bald zu schaffen.“


    erwiderte ich mit einem unmerklichen Zwinkern, ehe ich mir nun einige Trauben schnappte und sie ebenfalls in gemütlichen Abständen den Rachen hinunter gleiten ließ.


    “Hm, ich hoffe, mein Bruder meldet sich wenigstens vorher einmal bei seinem Vater, seiner Schwester und nicht zuletzt bei mir. Ein wenig schade, dass er 'vielleicht' drüben bleibt, aber wenn er in einem schönen Land Karriere machen kann ... wieso nicht...“


    “Ich habe gehört, dass es in Hispania wunderschön sein soll, stimmt das? Vielleicht werde ich in unbestimmter Zukunft einmal dorthin kommen.“ ich zuckte mit den Schultern, da es sicherlich eine schöne Abwechslung wäre, wohl aber auch vorerst sehr unwahrscheinlich wäre.

  • "Schon gut, nun weiß ich es."


    Sagte er lächelnd und gepaart mit einer schwungvollen Handbewegung.
    Die Wege des Klienten, des Caesoninus, waren auch für Furianus nicht ganz überschaubar. Natürlich würde er ihm helfen, auch finanziell, wenn dieser in den Ordo Decurionum aufgenommen werden müsste, um Architectus Provincialis zu werden, doch zur Zeit stand dies noch nicht zur Debatte und auch er wusste nicht welch Ziele der Klient anstrebte.


    "Falls ich dir irgendwie bei deinen Karrierebemühungen behilflich sein kann, so komme ruhig auf mich zurück - ich könnte mit gewissen Männern sprechen."


    Sagte er leicht lächelnd und nahm sich sogleich der weiteren Fragen an.


    "Hispania ist wunderschön, ein ruhiges und beschauliches Fleckchen Land umzäumt von einem wunderschönen Meer. Die Sandstrände sind einzigartig und die Natur unvergleichlich. Die Ruhe ist es, die Hispania auszeichnet.
    Aber jetzt wüsste ich keine Verwundung für einen Soldaten in Hispania, Cato. Hispania ist doch nicht so militärisch geprägt wie Germania - doch dort wäre es mir zu kalt."

  • Leicht erwiderte ich das Lächeln meines Patrons und war froh, dass er mir seine Hilfe diesbezüglich anbot. Zuerst wollte ich allerdings versuchen, dass auf eigenen Beinen zustanden zu bringen, denn hinterher konnte man seinen Patron noch immer zu rate ziehen, aber ich konnte mir wenigstens sagen, ich hätte es alleine versucht.


    “Ich werde darauf zurückkommen, aber der derzeitige Praefectus Vigilum hat bereits so leichte Andeutungen gemacht.“


    Ich zuckte mit der Schulter. Vielleicht war es auch Einbildung und ich deutete in den Worten meines Vorgesetzten wieder mehr herum, als ich durfte und bekam dann Ergebnis, die eventuell mehr Wunschdenken als Realität waren.


    “Es hört sich wunderbar an ... Ich glaube aber ebenso wenig, dass man mich als Soldaten dort brauchen würde. Deswegen sagte ich ja auch in unbestimmter Zukunft ... wenn ich einmal alt und grau bin und man mich nicht mehr als Soldaten brauchen kann vielleicht.“ wobei sich ein amüsiertes Grinsen über meine Lippen zog. Na das würde hoffentlich noch länger dauern, bis es soweit wäre.

  • Einen Centurio zum Klienten zu haben war angenehmer, als einen Optio.
    Je angesehener die Klienten, desto angesehener der Patron. Furianus wusste dies, schließlich war nur diese tatsache der Antrieb für seine Hilfsbereitschaft. Die Klienten würde er immer fördern, denn indirekt förderte er auch sich.


    "Andeutungen? Nun, da wird es wohl nicht allzu lange mit der Ernennung dauern."


    Sagte er lächelnd und nahm wiederum einen Schluck, nach welchem er sich dann eine Dattel genehmigte und während dem Verspeisen noch die Zeit hatte Cato beizupflichten.


    "Ja, als Ort die letzten Jahre zu verbringen eignet sich Hispania hervorragend. Aber ich will dir nicht alles erzählen, du wirst es dann selbst erfahren können, wenn die Zeit gekommen ist.
    Aber bis dahin wirst du wohl Rom dienen müssen, Cato."

  • “Das will ich hoffen, aber man sagt ja auch so schön, dass Geduld eine Tugend ist. Ich glaube nicht, dass es mir weiterhelfen würde, um eine Beförderung zu drängeln, eher im Gegenteil. Naja, ich werde einfach weiter eine gute Arbeit machen und dann wird das schon von selbst kommen.“


    antwortete ich zuversichtlich. Meine Finger wanderten wieder langsam zu der Traubenschale und bedienten sich daran. Nach einer kurzen Pause, in sich zwei der süßen, kleinen Früchte in den Mund fanden, erhob ich wieder das Wort:


    “Und, was hast du nun vor? Nachdem ja dein Vorhaben zur ...“, ich verstummte kurz, rief ich mir durch die Worte doch die Augenblicke vorhin wieder ins Gedächtnis, Flavius Furianus nicht allzu begeistert über die Werbebanner war. Die Schlussfolgerung, dass er demnach nicht zur Wahl zugelassen wurde, lag daher nah. “... zur Wahl anscheinend zunichte gemacht wurde. Gibt es schon konkrete Ideen?“

  • Missmutig klopfte Furianus langsam mit den Fingern auf dem Tisch, während er sich ein paar Trauben genehmigte.


    "Ich werde wohl die Aufgabe des Praefectus Annonae wahrnehmen. Ein verwahrlostes Amt von höchster Brisanz."


    Zwar war ihm das Amt des Curator Aquarum genehmer, doch dieses Amt war nur Konsularen vorbehalten, zu denen er sich nicht im geringsten zählen durfte.

  • "Aber auch ebenso ehrenvoll, soweit ich weiß. Schließlich ist der Praefectus Annonae ziemlich wichtig ... wenn man bedenkt, wie der letzte Amtsinhaber seine Aufgaben erledigt, oder eher nicht erledigt hatte, kannst Du es nur besser machen, da habe ich keine Zweifel."


    bestätigte ich sein Vorhaben, auch wenn es von einem Klienten her wohl etwas unnütz erscheinen würde, vielleicht würde man es gar als 'Schleimen' auffassen. Wenn es so wäre, dann wüsste ich allerdings auch, wer die Schuld dahinter hätte ... kein geringerer als ich selbst. So ehrlich war ich dann doch zu mir selbst. Leicht legte ich den Kopf in den Nacken. Ich hatte schon den ganzen Morgen das Gefühl, dort irgendwo eine Verspannung zu haben, vielleicht sollte ich nachher einmal ins Lazarett gehen.

  • "Natürlich, ein ehrenvoller, ritterlicher, Posten."


    Fügte er bei und zeigte so noch deutlicher auf, wie unzufrieden er mit der jetzigen Position seines Standes war. Auf die religiösen Ämter wurde man förmlich gedrängt, stellte man sich bewusst dagegen, so war man von Standesgenossen beäugt worden. Ein sinnloses Vorgehen auf die Säulen vergangener Zeiten stützend. Aber er konnte es nicht, auch wenn der Wunsch danach größer wurde, anprangen.


    "Falls du Probleme mit der Brot- oder Ölversorgung hast, sprich keine Sesterze, so komme auf mich zu. Ich werde dir dann eine Getreidemarke ausstellen lassen, schließlich bist du frei geborener Römer, legitimer Anwärter auf die Vergabe."

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