Keine Lust und noch mehr Frust

  • Das Cato zu den Vigilen versetzt hatte, war an ihm vorbei gegangen, weil er so lange im Krankenhaus verweilt hatte, aber nun verstand er. Besonders gut kannte er ihn ja auch nicht, aber schön zu wissen, dass er nun sein Vorgesetzter war.


    Er lauschte ihren Worten und sprach dann: »Warum sollte er dich schlagen. Was ist mit ihm, dass er sich so verändert hat? Mir kam er damals recht besonnen vor!« Und dann ging er auf ihre Frage ein, lächelte leicht schelmisch und schliesslich grinste er: »Warum ich dir helfe? Nun ... tja ...« Er lachte und schaute kurz zum Himmel, bevor er sie wieder anschaute: »Ich weiss nicht, vielleicht, weil ich ein hilfsbereiter Mensch bin? Oder weil ich einen gewissen Beschützer-Instinkt habe? Oder vielleicht auch nur, weil ich dich vor groben Dummheiten bewahren will - warum auch immer. Ich hege keine Absichten, wenn du das meinst. Vielleicht bin ich auch nur ein einsamer Trottel!« Wieder lachte er. Doch schnell wurde er ernst.


    »Wenn du es wünscht, begleite ich dich zu Cato. Dennoch brauchen wir eine stimmige Geschichte, warum du mir von deinen Sorgen erzählt hast, ohne dass er dir deswegen böse ist. Ich könnte sich getroffen haben, als du weinend am Brunnen gesessen hast und den Namen deines Bruders ausgesprochen hattest, so dass ich hellhörig wurde ...«


    Naja, und dann habe ich dir erzählt, dass ich deinen Bruder kenne, was ja auch stimmt und so kam es, dass du mir von deinem Kummer erzählt hast. Irgendwie so ...«


    Er blickte die junge Frau von unten herauf an und war gespannt auf ihre Antwort.

  • “Wenn ich das alles doch wüsste, warum, wieso und weshalb. Ich werde es wohl akzeptieren müssen. Bei anderen ist er sicher anders, denn da geht es ja nicht um seine Schwester. Ich glaube er weiß gar nicht was er mir damit antut oder angetan hatte. Calvina erwiderte das Lächeln von ihm und schaute wieder kurz zur Seite.
    “Also ein Trottel bist du ganz sicher nicht und ich kann dir jetzt schon danke sagen, dass du mich eigentlich davon abgehalten hast die Stadt zu verlassen. Wenn ich es wohl getan hätte wäre es nur schlimmer geworden. Wenn ich nun darüber nachdenke wird es mir erst einmal richtig bewusst.“ Wieder begann sie zu lächeln und etwas mehr als noch eben und nickte. „Deine Idee gefällt mir und wir können das gerne einfach so machen. Vielleicht wird ihm dann bewusst was wirklich los ist.

  • »Entschuldige, dass ich so viele Fragen stelle, schein am Beruf zu liegen. Und ich wusste nicht, dass Cato nun mein Vorgesetzter ist.
    »Naja, ich gönne es ihm. Ich als Libertus vermag eh nicht mehr aufzusteigen. Aber dass ist ein anderes Thema.« Gabriel lachte verhalten.


    »Gut, wie es auch immer ausgeht, ich bin zuversichtlich!« grinste Gabriel, wie es eben seine Art war. »Gehen wir zu deiner Casa und hoffen, dass Cato da ist. Und dann werden wir sehen, ob alles in Ordnung ist. Und nein, eigentlich bin ich kein Trottel!« Er grinste breit und zwinkerte Helvetia Calvina zu.
    »Na komm, dann lass es uns angehen und es freut mich, dich von einer gefährlichen Dummheit abgehalten zu haben. Ich wäre froh, hier in Rom meine Familie zu haben ...«
    Wieder zwinkerte er ihr zu und überspielte damit seinen eigenen Frust.

  • Calvina war immer mehr froh, dass sie ihn getroffen hatte. Wer wusste schon was mit einem Mädchen in ihrem Alter alles geschehen wäre wenn sie einfach gegangen wäre? Sie wollte am besten nicht weiter drüber nachdenken und würde sich vielleicht später Gedanken machen, aber am besten nicht jetzt. “Ich glaube nicht, dass Cato in der Casa ist, denn da komme ich ja her. Er ist nur noch selten da, denn die meiste Zeit verbringt er in der Castra. Sollten wir da hingehen? Ich bin mir nicht sicher, aber dort werden wir ihn sicher finden, aber ich kann dir nicht sagen wie er letztendlich reagieren wird.“ Sie sah ihn fragend an und gleichzeitig zeigte sie Mitgefühl und spürte, dass sie eigentlich hätte froh sein müssen, dass Cato so reagierte weil er sie liebte. “Hast du gar keine Familie hier?“ Sie hatte schon wieder verdrängt, dass er ein Freigelassener war.

  • Gabriel kratzte sich leicht gedankenverloren am Kopf, während er Helvetia Calvina von unten her anschaute. »Hmmmh, ich glaube es wäre keine so gute Idee, dich mit in die Castra zu nehmen. Dort sind Frauen eher unerwünscht, auch wenn ich das persönlich sehr schade finde, ist es doch für die Soldaten eine angenehme Abwechslung im tristen Alltag ...« Er grinste schelmisch. »Aber ich verstehe diese Anordnung schon, schliesslich soll niemanden sie von Dienst abhalten.« Sein Grinsen wurde breiter, bis er dann jedoch ernster drein schaute: »Nein, aber im Ernst. Cato würde es sicherlich nicht begrüssen, wenn ich dich dort mit hinschleppen würde.« Doch er hatte keine andere Idee.
    »Außerdem sollten wir uns genau zurecht legen, wie wir uns getroffen haben. Vielleicht wolltest du etwas einkaufen und ich habe dich vor einem Strauchdieb gerettet?« Wieder war da sein spitzbübisches Grinsen und er musste daran denken, wie es mal mit Iulia Helena ausgegangen war, als er sie vor einem Dieb rettete.


    Auf Calvina letzte Frage antwortete er dann nicht so schnell, sondern blickte sie ein wenig verblüfft an, da er irgendwie nicht mit dieser Frage gerechnet hatte. Doch dann antwortete er aufrichtig: »Nun, meine leibliche Familie, oder dass, was davon übrig ist, lebt in Judäa. Ich habe hier die Gens Didia, bei der ich gearbeitet hatte. Sie ist nun quasi meine Familie ...«

  • Die hatten schon ziemlich merkwürdige Vorschriften. "Was ist eigentlich wenn ihr weibliche Gefangene habt? Müssen die dann draussen bleiben?" Calvi musste bei diesem Gedanken doch schon ein wenig lachen, denn die Vorstellung amüsierte sie doch ziemlich. "Cato würde es so oder so nicht begrüßen wenn er hiervon erfährt. Es wird Ärger geben egal was wir machen werden, denn ich kenne ihn zu gut dafür." Sie ließ ihren Kopf etwas hängen und sah ihn dann nach einer Weile wieder an. "Ich überlasse es dir wie wir das machen. Nur das mir einem Strauchdieb ist keine gute Idee, denn wegen so etwas in der Art ist es zu Hause ja eskaliert und er würde mich dafür einsperren wenn mir so was noch einmal geschehen würde, glaub mir."


    Neugierig sah sie ihn an und wartete auf Antworten zu ihrer Frage und nickte leicht. "Ich hoffe du fühlst dich dennoch wohl auch wenn du diesen Stand hast."

  • Gabriel hatte ihren Worten gelauscht. Das klang alles nicht besonders positiv. So konnte er sich Cato gar nicht vorstellen. Er war damals so hilfsbereit gewesen, ja er und auch Crassus, dieser Prätorianer hatten vielleicht die Angreifer auf ihn davon abgehalten, ihn gänzlich tot zu schlagen.


    »Reden wir lieber nicht über weibliche Gefangene. Natürlich haben wir die, besonders entflohene Sklavinnen.« Er wurde seltsam ernst bei diesem Thema, wollte aber nicht näher darauf eingehen und hoffte, dass sie sich schon in etwa denken konnte, was er meinte. Er selber war damals Angriff im Bergwerk geworden von der Gier, den so mancher Mann beschleicht, wenn er meint, die Macht in den Händen zu halten und ungern dachte er daran. Darüber gesprochen hatte er noch mit niemanden, ausser dass er Didius Falco erzählte, dass er man zwei Menschen umgebracht hatte ...


    »Nun gut, das mit dem Dieb lassen wir sein, aber wie willst du Cato überhaupt erklären, warum du alleine in den Strassen unterwegs warst? Wir sollten uns eine gute Geschichte überlegen, damit er nicht glaubt, dass du dich jedem Fremden anvertraust.«


    Nun grinste er wieder leicht. Straffte stolz und charmant seine Schultern und spielerisch strich er sich durchs Haar wie ein kleiner Geck. Scherzhaft gesprochen sagte er leicht tuntenhaft gespielt: »Nicht, dass ich IRGENDJEMAND bin!« Dann lachte er, für den Fall, sie könnte nicht verstehen, was er meinte und wurde wieder ernster.


    »Und was meinen Stand angeht ...« er verzog leicht seinen Mund, denn nun hatte sie ihn an das erinnert, warum er eigentlich mit schlechter Laune hier gewesen war.
    »Naja, besser, als ein Sklave zu sein. Also beschwere ich mich momentan nicht ...«

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