[Ludi Plebei] Die Naumachia

  • Zitat

    Original von Felicia Scintilla
    "He, hierher!" Scintilla winkte einen Bauchladenmann heran und erstand einen Beutel mit getrockneten Kirschen und Nüssen. Ach wie war das schön, nicht mehr jedes As umdrehen zu müssen! Genüsslich knabberte sie von den Kirschen, und hielt den Beutel einladend auch Cyprianus hin. "Also, ich habe ja gehört, daß in den Reihen der Punier auch Arsakes kämpft. Der, der letztes Jahr Firmus so überraschend geschlagen hat, nachdem er ihm die Nase abbiß. Wirklich ein Mann aus Stahl! Und gnadenlos! Vielleicht gibt's ja heute wieder eine Überraschung...Andererseits, für unsere Flotte kämpft Castor, und der ist Arsakes allemal gewachsen. Wenn auch natürlich keiner von ihnen an den großen Mactator heranreicht. Was ist denn dein Lieblingsgladiator? -Oh!"
    Sie reckte sich und pfiff begeistert durch die Zähne, als die Oceanus die Astante rammte und enterte. Fasziniert sah sie dem blutigen Untergang der punischen Besatzung zu, und steckte sich dabei Kirsche um Kirsche in den Mund.


    "Um ehrlich zu sein ich habe nicht wirklich einen. Ich war zu lange aus Rom weg als das ich Zeit gehabt hätte mir eine nauszusuchen oder darüber informiert zu sein."
    Die Nüsse lehnte er dankend ab und schaute fasziniert dem Seekampf zu, den er so wohl nie wieder sehn würde

  • Die Ludi Plebei
    7. Tag: Neptun versus Baal



    Aber auch die anderen Schiffe bewegten sich und ehe die Astante gekapert war, bremsten die Neptun und die Baal. Die eine fürchtete den corvus, die andere den Rammsporn des anderen Schiffes. Beinahe kamen beide Schiffe zu Stillstand, als plötzlich die Neptun ihre Bewegung beschleunigte.



    Unter Deck der Neptun befahl der Taktgeber Rammgeschwindigkeit, dann ließ er die der Baal abgewandte Seite aussetzen.
    Die gewaltige Triere schien zuerst einfach gegen die fast stehende Baal zu schrammen, doch dann verhakte sich der Rammsporn in der Seite des karthagischen Schiffes. Nun begann ein Wettstreit der Ruderer: Würden die Römer gewinnen, würden sie das feindliche Schiff wegschieben oder gar drehen können. Allerdings war die große Frage, ob die Kraft dann genügen würde, ein Loch in die Schiffswand zu reißen. Dieses Risiko wollten die Karthager jedoch nicht eingehen, weshalb sie ihrerseits versuchten, die Drehung zu verhindern.
    Ein zähes Ringen begann, das endlich die überlegene Ruderzahl der Neptun für sich entscheiden konnte. Langsam drehte sich das davor liegende Schiff. Doch dieses gab nicht auf. Enterhaken flogen von der Baal hinüber an den Bug ihres Gegners. An den befestigten Seilen begannen nun Seemänner, mit Messern zwischen den Zähnen hinüber zu klettern, was jedoch ein völlig sinnloses Unterfangen war: Wie auf allen römischen Schiffen waren zahlreiche schwer gerüstete „Legionärs-Gladiatoren“ untergebracht. Dies jedoch war gar nicht nötig, denn die römischen Seeleute zogen ihre langen Messer und kappten die Seile, sodass die Karthager ins Wasser purzelten oder gegen ihre eigene Schiffswand geschmettert wurden. Nun erkannte der „Feldherr“ Gaius Duilius, dass es keinen Sinn hatte, die Schiffswand mit dem stehenden Rammsporn durchzudrücken. Die Neptun setzte zurück und nahm erneut Anlauf, was die Baal wiederum zu nutzen versuchte, indem sie sich davon machte. Doch sie kam nicht weit, denn schon rammte sich der Dorn des römischen Flaggschiffs in das Heck. Man hörte Aufschreie aus dem Inneren des Schiffes, als offensichtliche einige Ruderer von dem gewaltigen Rammsporn getroffen und zermalmt wurden…
    Nun sank auch hier der corvus nieder. Der lange Sporn traf den Gubernator der Baal, welcher zwischen Brücke und Schiffsboden genagelt wurde. Von ihm gingen markerschütternde Schreie aus, doch dann stürmten auch hier die Legionäre. Diesmal schafften die Karthager es auch nicht, den Ansturm bereits an der Mündung zu blocken – die Seeleute hatten keine Chance gegen die erfahrenen Landkrieger.

  • Die Ludi Plebei
    7. Tag: Dido versus Aeneas


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    Das Schicksal hatte gewollt, dass ausgerechnet die Schiffe Aeneas und Dido aufeinander trafen. So würde der alte Zwist nun mit Waffen ausgetragen.
    Die Dido schien zuerst, ihrem Nachbarschiff Baal zu Hilfe kommen zu wollen, denn sie lenkte nach links. Aus diesem Grunde ging die Aeneas auf Abfangkurs nach rechts. Zusätzlich begann sie, mit ihrem Bordgeschütz Bleikugeln gegen die Dido richten. Einige trafen die Mannschaft des karthagischen Schiffes. So zerfetzten sie Köpfe, durchdrangen die Schilde der „Marineinfanteristen“, rissen Beine ab, doch ein Großteil ging ins Leere und zerfetzte bestenfalls die Wasseroberfläche.
    Jeder Treffer führte zu einem lauten Jubel der Geschützmannschaft, doch der Trierarchus der Dido war einst Veteran bei der Classis Misenensis gewesen. Er wusste, was ein unerfahrener Kapitän tun würde und bremste leicht ab.
    Mit voller Fahrt geriet so die Aeneas vor sein Schiff. Sofort ging die Dido auf Rammgeschwindigkeit und wer unter dem Getrommel vom Beckenrand noch gut genug hören konnte, würde vielleicht das Knallen der Peitschen unter Deck hören – oder zumindest die Illusion haben, denn es wurden zusätzlich Kommandos gebrüllt. Die Bordwand der römischen Triere zerbarst unter dem Druck des Rammspornes. Das Problem der Karthager war nun, dass sie das gegnerische Schiff nicht entern konnten. Also hieß es zurückrudern. Langsam befreite sich die Triere aus dem Rumpf der Aeneas, doch einige Enterhaken waren bereits hinübergelangt und die Hinüberkletternden entfachten einen Kampf auf Deck.
    Der Kampf war jedoch kurz: Die Überzahl der Seeleute auf der Dido verhinderte jeden Erfolg für das „Enterkommando“.
    Langsam begann währenddessen die Aeneas zu sinken. Die Legionäre auf ihr rissen sich die Rüstungen vom Leib und sprangen ins Wasser, andere kletterten auf den Mast, um dem Wasser zu entkommen…

  • Ursprünglich hatte Macer geglaubt, dass es sehr viel einfacher sei, ein Seegefecht zu verfolgen als ein Landgefecht. Anders als bei letzteren mussten die Männer ja auf den Schiffen bleiben und konnten sich nicht beliebig über das Schlachtfeld verteilen. Und aus einem großen Schiff konnten auch nicht plötzlich zwei kleinere werden, die unabhängig manövrierten, wie es bei Landeinheiten der Fall wäre. Trotzdem merkte Macer, dass die Beobachtung dieses kleinen, gut inszenierten Seegefechtes sehr viel Aufmerksamkeit und Konzentration erforderte. Hatten sich an der einen Stelle gerade zwei Schiffe gefunden und im Kampf verkeilt, lösten sich woanders wieder zwei andere. Die einen versuchten sich zu versenken, die anderen zu entern, die dritten versuchten noch anderen Manöver. Und die Tatsache, dass die Männer nur an Seilen oder über Enterbrücken von einem Schiff auf's andere wechseln konnten, machte die Sache zwar einerseits überschaubarer, andererseits aber auch sehr spannend, weil sich an diesen Punkten die Kämpfe konzentrierten.


    Einen richtigen Überblick, welche Seite im Vorteil war, hatte Macer noch nicht. Auch wenn sein gefühl sagte, dass sich die Römer erfolgreicher anstellten. Die gerade von einem sinkenden Schiff ins Wasser springenden Gladiatoren sprachen allerdings eher für das Gegenteil.

  • "Bravo! Nieder mit den Puniern!“ :app:
    Als die Baal gestürmt wurde, hielt es Scintilla nicht mehr auf ihrem Sitz. Sie sprang auf, und applaudierte begeistert den tapferen Legionären der Neptun. Dann fesselte der Überlebenskampf eines über Bord gegangenen Karthagers ihre Aufmerksamkeit. So verlor sie völlig den Überblick, und jubelte ebenso enthousiastisch, als die Dido die Aeneas versenkte. Doch sogleich zeigten ihr die bösen Blicke der Umsitzenden ihren Irrtum auf, und mit glühenden Wangen setzte sie sich schnell wieder hin. Schulterzuckend blies sie sich eine Locke aus dem Gesicht, und spuckte einen Kirschkern im hohen Bogen, über die Köpfe der vor ihr sitzenden hinweg, ins Wasser.

  • Die Ludi Plebei
    7. Tag: Mago versus Virtus



    Endlich prallten auch die letzten beiden Schiffe aufeinander: die karthagische Mago und die römische Triere Virtus.


    In diesem Falle scherte zuerst das karthagische Boot nach rechts aus. Natürlich ahnten die „Römer“ sofort, was der Feind im Schilde führte und wich seinerseits nach links. Bis zum Beckenrand wichen die Galeeren sich gegenseitig aus, doch dann bremste die Mago – so gut es ging – und passierte die Virtus in gebührendem Abstand – man wollte schließlich nicht von der Enterbrücke des römischen Schiffes gefangen werden. Langsam und gemächlich begann die Mago nun, ein Wendemanöver einzuleiten, während die Virtus ihr Heil in der Flucht suchte. Ein Wettrennen begann.
    Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich, dass die Mago über wesentlich kräftigere Ruderer verfügte, weshalb sich der Abstand stetig verringerte. Trotzdem endete die Fahrt abrupt: Als die Virtus beim künstlichen Hafenbecken ankam, wollte sie um das Becken herummanövrieren, als ihr Gegner mit voller Wucht in ihren Bug rammte. Doch der römische Kapitän dachte nicht daran, sich seinem Schicksal zu fügen:
    Mit einem lauten Knall landete auch diese Enterbrücke in den Planken der Karthager. Die Legionäre stürzten hinüber…
    Währenddessen lief die Virtus langsam voll und zog die Mago mit sich…

  • Die Ludi Plebei
    7. Tag: 2. Runde



    Deus Petulans meldete sich wieder zu Wort, nachdem das erste Zusammentreffen der beiden Flotten geschehen war:


    „So, wie wir sehen, ist alles noch immer recht ausgeglichen: Die Die Karthager haben noch ihr Flaggschiff, außerdem die Dido und…naja, die Mago ist noch nicht so ganz sicher, würde ich sagen. Auf der anderen Seite sehen wir die Oceanus und die Neptun. Aber wenn Fortuna ihnen hold ist, kommt auch noch die Mago mit der Virtus-Besatzung hinzu.
    Aber was wird jetzt passieren?“


    Die Melkart hatte nach ihrem Manöver begonnen, etwas Abstand vom Kampfgeschehen zu gewinnen, doch die Neptun begann nun, die Verfolgung aufzunehmen, ihr folgte die Oceanus, die ihre Legionäre zurückgezogen hatte, ohne einen Seemann auf der Astante am Leben zu lassen.
    Auf der Baal hingegen tobte noch der Kampf, obwohl die Römer den Feind langsam vernichteten und die Enterbrücke schließlich ebenfalls einzogen, um die Verfolgung des karthagischen Flaggschiffs aufzunehmen. Ein wilder Ruderwettkampf entstand.


    Währenddessen sprang die Besatzung der Aeneas ins Wasser. Zuerst glaubte man, die Seeleute wollten ans Ufer schwimmen, doch dann erkannte der geneigte Zuschauer, dass sie Männer sich auf die Astante zubewegten, die ja noch völlig intakt war...doch sie hatten die Rechnung ohne die Dido gemacht: Diese begann nun, die Matrosen mit Pfeilen zu beschießen!

  • Immer wenn Macer glaubte, in diesem Seekampf schon fast alles gesehen zu haben, was man sich für eine Wasserschlacht vorstellen konnte, eröffnete ihm das Gefecht noch einige neue Facetten. Eine Verfolgungsjagd mehrerer Schiffe hätte er sich in dem Becken zum Beispiel nicht vorstellen können. Aber jetzt konnte er ganz gebannt verfolgen, wie sich die Männer in die Riemen legten, um Abstand zu gewinnen. Verlassen konnten sie das Becken so natürlich nicht, so dass Macer neben der Antwort auf die Frage, welches Schiff das schnellere sein würde, auch noch gespannt darauf wartete, was dieses siegreiche Schiff dann mit seinem Sieg anzufangen wüsste.


    Auf der anderen Seite des Beckens ließ er dabei das Geschehen nicht aus den Augen. Er hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, aber jetzt wo er es sah, erschien es ihm völlig logisch und naheliegend, dass man ein Schiff auch schwimmend entern konnte. Dass die Verteidiger dies mit Pfeilen und Bögen zu verhinder versuchten, kam ihm da fast schon normal vor.

  • Die Ludi Plebei
    7. Tag: Ende einer Jagd



    "Jetzt sehen wir einen klassischen Ruderwettstreit. Offensichtlich sind die Karthager feige!"


    bemerkte Petulans völlig unqualifiziert. Jeder musste sehen, dass dieser Kampf sowieso verloren war, wenn die Dido sie nicht unterstützen würde. Der Abstand zwischen Neptun und Melkart vergrößerte sich, jedoch begann die Oceanus langsam, die Neptun zu überholen. Die Ruderer auf dem kleineren Schiff waren offensichtlich nicht ganz so ermüdet wie das Flaggschiff nach dem Kräftemessen mit den Karthagern.


    Der Darsteller des Hannibal Gisko stand noch immer auf seinem Türmchen und spähte ständig zur Dido, die inzwischen viele Matrosen in den Tod geschickt hatte, sodass sich das Wasser um die Astante an einigen Stellen leicht rötlich verfärbte. Trotzdem begann die ersten, den Rammsporn zu erklettern. Einer von ihnen hatte plötzlich ein Seil mit einem Enterhaken in der Hand - offensichtlich war es um den Leib geschlungen gewesen. Das wurde geworfen.
    Der erste Kletterer wurde durch einen Pfeil von der Dido wieder schreiend in die kalten Fluten geworfen, doch endlich gelang es jemandem. Kurz darauf hingen an vielen Stellen des Karthager-Schiffs Seile ins Wasser. Auch kletterten bald die Galeerensklaven, Matrosen und sogar einige "Legionäre" die Planken hinauf.
    Das war der Dido zu viel: Sie begann nun auf Rammkurs zu gehen und da beiweitem nicht genügend Ruderer an ihrem Platz waren, barst bald auch der Schiffsrumpf der Astante - die anstrengende Schwimmaktion der römischen Besatzung hatte keinerlei Nutzen gehabt! Deswegen konnte man deutlich das enttäuschte Aufschreien der Matrosen hören. Aber vielleicht hatte es doch etwas gebracht, denn nun...



    Ein Gatter im Hafen öffnete sich und heraus schwammen Krokodile aus dem Nil, wie der Krokodilkenner erkannte. Sie bewegten sich ziemlich schnell auf die Mitte des Beckens zu, jedoch würden sie noch geraume Zeit brauchen, bis sie ankamen...


    Unbeeindruckt davon hatten die Römer die Mago geentert. Es dauerte nicht lange, da war die Enterbrücke vom eigenen Schiff aus eingezogen und das neue Schiff besetzt. Nun war nur noch das Problem, dass beide Wasserfahrzeuge sehr tief im Wasser lagen und man sich irgendwie aus dem perforierten Schiff befreien musste...

  • Je länger der Kampf dauerte, umso mehr füllte sich das Wasser mit Blut, Pfeilen und vor allem Treibholz. Zumindest war das Macers Eindruck und jetzt kamen auch noch Krokodile hinzu. Den Organisatoren gelang es wirklich, den Zuschauern immer neue Spannungsmomente zu bieten. Dabei wäre das nach Macers Meinung gar nicht unbedingt nötig gewesen, denn er hatte einen Zeit lang genug damit zu tun, sich im Kopf einen Überblick zu verschaffen, welche Mannschaften von welchen Schiffen sich gerade wo befanden, wohin gehört und wen als nächstes angreifen wollten. Die teilweise phantasievollen Rüstungen der Gladiatoren halfen ihm da nicht wirklich bei der Orientierung und spätestens als die Römer erfolgreich ein karthagisches Schiff erobert hatten, welches dann sofort von einem anderen karthagischen Schiff angegriffen wurde, konnte er sich nicht einmal mehr auf die Schiffstypen verlassen, um die Seiten zu erkennen. Da war ihm doch die Infanterie mit eindeutigen Schildbemalungen und Feldzeichen lieber. Wenn man nicht gerade einen Bürgerkrieg hatte.


    Das eine Entermanöver war weniger erfolgreich gewesen und die erschöpften Kämpfer konnten einem schon ein wenig Leid tun. Das andere Manöver hatte besser geklappt, aber auch hier drohte der Erfolg buchstäblich Baden zu gehen, meinte Macer mit seinen bescheidenen Seefahrtskenntnissen an der Tieflage des Schiffes zu erkennen. Gespannt wartete er ab, ob die Kämpfer auf die Idee kommen würden, erst einmal ihre schwimmenden Kollegen an Board zu nehmen, um sie nicht durch die Krokodile zu verlieren und wieder eine volle Schiffsbesatzung zu stellen. Womit sich dann allerdings auch die Frage stellen würde, ob ein voll besetztes Schiff schneller sinkt als ein halb besetztes.

  • Die Ludi Plebei
    7. Tag: Ende einer Jagd



    Endlich erreichte die Melkart das Ende des Naumachia-Beckens und die Oceanus konnte das Schiff beinahe einholen, als Plötzlich etwas Netzartiges über die Reeling des Karthager-Schiffes geworfen wurde. Zwischen zwei blau gefärbten Fässern schwamm nun ein Galeeren-Schreck auf dem Wasser - die Oceanus hatte keine Chance: In den nächsten Schlägen verhedderten sich die Ruder in dem Netz und das Schiff wurde langsamer. Die Melkart hingegen wendete nun und ehe sich das Netz aus den Rudern löste, hatte es Rammkurs auf das kleinere Schiff genommen, während Pfeilsalven auf die nun eintreffende Neptun niedergingen.
    Auf Deck des römischen Flaggschiffes konnte man immer mehr Männer zusammensacken sehen, weshalb die Legionäre schließlich ihre Schilde über die Köpfe hielten und eine Art Schildkröte auf dem Schiff bildeten. Da die Melkart ungeahnte Energie entwickelte, erwischte die Neptun ihren Gegner nicht, sondern schrammte an ihrem Heck vorbei, wobei sie nicht rechtzeitig die Ruder einziehen konnte: Krachend brachen die ersten Ruder, bis die hinteren eingezogen waren. Damit war das Schiff stark verlangsamt, während die Oceanus zum Opfer des Schiffes von Hannibal Gisko wurde.


    "Massenzusammenstoß!"


    brüllte Petulans begeistert in seine Flüstertüte und man konnte sehen, wie er auf der Kommentatorenloge seine Arme nach oben riss.


    In dieser Zeit bemannte die Besatzung der sinkenden Virtus die Ruderbänke der Mago. Man konnte deutlich die Verluste erkennen, denn der Anzahl der herausschauenden und wild schlagenden Rudern zu urteilen schien nur jede zweite Bank besetzt. Mit voller Kraft stemmten sich die Männer in den Rückwärtgang, um sich aus dem sinkenden Schiffsrumpf zu manövrieren. Knirschend löste sich der Rammsporn endlich aus dem Bauch, als es bereits höchste Zeit wurde, denn nur kurze Zeit später wäre das Wasser durch die Ruderlöcher auch in die Mago eingedrungen.
    Mit einem letzten Satz lösten sich die Schiffe endlich, woraufhin dem neuen Römerschiff ein ungeahnter Auftrieb zuteil wurde, der zu einem richtiggehenden Aufhüpfen auf der Wasserfläche führte.


    Unterdessen zog auch die Dido ihren Rammsporn aus der geenterten Astante und begann unbeeindruckt vom Bogeneinsatz der todgeweihten Besatz auf dem sinkenden Schiff ein Wendemanöver, um die neue Bedrohung anzugreifen.


    Auch die Krokodile kamen näher und näher...


    /edit: sorry, habe einen logischen Fehler entdeckt

  • Macer konnte die Begeisterung des Kommentators nicht ganz teilen, als am Ende des Beckens die Schiffe ineinander rauschten. Die vorhergehende Aktion mit dem schwimmenden Netz konnte er von seinem Sitzplatz aus nicht gut verfolgen, so dass ihm der Grund für die plötzliche Manövrierunfähigkeit des einen Schiffes etwas unklar blieb. Umso faszinierter beobachtete er, wie das karthagische Schiff auf engstem Raum wendete und wieder so viel Fahrt aufnahm, dass es wenig später zu dem vom Kommentator bejubelten Massenzusammenstoß der drei Schiffe kommen konnte. Es hätte Macer nicht überrascht, wenn die drei Schiffe sich nun so sehr verkeilten, dass alle drei gemeinsam auf Grund gingen, aber noch hielten sie sich über Wasser und tauschen Pfeile aus. Welche Seite dort die Oberhand behielt, konnte Macer unmöglich erkennen, dafür versperrten unter anderem auch die Deckaufbauten zu sehr die Sicht. Außerdem wusste man ja nie, was sich unter Deck noch alles tat und welche Seite nicht plötzlich noch ein oder zwei Dutzend Männer mobilieren konnte.


    Welches Ziel die anderen Schiffe gerade anpeilten, konnte Macer nicht erkennen, aber er ging nicht davon aus, dass sie sich auch noch zu dem Klumpen aus drei Schiffen gesellen wollten.

  • "Bravo! Bravo!" :app:
    Scintilla verstand zwar nicht das geringste von Kriegsführung, aber viel von Dramaturgie. Und die war hier vom feinsten, und riß sie immer wieder zu spontanen Beifallsbekundungen hin. Vor allem als dann die Krokodile "auftraten" war sie schlichtweg begeistert.
    "Grandios inzeniert, nicht?" meinte sie entzückt zu Cyprianus.
    "So echt." Daß es tatsächlich "echte" Menschen waren, die da unten ums Überleben kämpften, berührte sie nicht. Als das Netz zum Einsatz kam, flüsterte sie "Genial...", überwältigt hielt sie den Atem an beim 'Massenzusammenstoß', und mit einem sensationslüsternen, wohligen Schaudern wartete sie ungeduldig darauf, daß die Krokodile die Schiffbrüchigen erreichten...

  • Die Ludi Plebei
    7. Tag: Das Große Finale


    [Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/1941/naumachia3ut7.jpg]


    Inzwischen setzten Trompeten an und unter dem Klang der Instrumente neigte sich das Gefecht dem Ende zu. Die Neptun war manövrierunfähig, jedoch so weit von der Melkart entfernt, dass es unmöglich zum Nahkampf kommen würde - jedoch sehr wohl zum Fernkampf, den die Römer sofort aufnahmen.
    Anders hingegen verhielt es sich zwischen dem Karthager-Schiff und der Oceanus. Diese war gnadenlos ins Heck gerammt worden, sodass die Enterbrücke völlig nutzlos war und die Karthager versuchen konnten, sich aus dem gerammten Schiff zu ziehen. Die Oceanus-Besatzung begann jedoch, Enterhaken zu werfen, da sie sich sonst nicht mehr imstande sah, ihr Schicksal zu verändern. Immer wieder flogen Seile, wurden abgeschnitten, hin und wieder gelangte ein Legionär auf die Melkart und wurde niedergerungen. Endlich war der Rammsporn wieder befreit und nahm Kurs auf die Neptun, wobei sie allerdings ziemlich langsam wirkte, denn die Ruderer des Schiffes waren bereits bis zum Äußersten getrieben worden.


    Unterdessen pirschte sich die Dido an die dezimierte, geenterte Mago heran. Diese wiederum schien die Herausforderung anzunehmen und wendete, sodass sie schließlich frontal zu ihrem Gegner stand. Plötzlich tauchten kleine Lichter an Deck auf und das Katapult des Schiffes schleuderte ein leuchtendes Geschoss auf die Dido.
    Klirrend zerbarst das Gefäß mit der brennenden Flüssigkeit am Mast des Karthagerschiffes und ließ einen Flammenregen auf die schreiende Mannschaft niedergehen. Binnen kürzester Zeit brannte die Dido, die bereits zwei Römer-Galeeren auf dem Gewissen hatte, lichterloh und ihre Besatzung versuchte, sich zu retten, denn zu löschen war das ganze nicht mehr.
    Die Mago wendete erneut und attackierte nun das Schiffsknäuel - genauergesagt die Melkart, die inzwischen auf Rammkurs zur Neptun ging.


    Bei dieser verschwanden inzwischen Ruder auf beiden Seiten im Bauch des Schiffes - natürlich nicht ohne Schwierigkeiten - und tauchten endlich wieder gleichmäßig auf beiden Seiten auf. Bei genauer Betrachtung konnte man feststellen, dass es sogar ein oder zwei mehr waren, als eigentlich übrig sein müssten. Dann setzte sich das Schiff gerade noch rechtzeitig in Bewegung, um dem beinahe lahmen Kriegsschiff Melkart zu entgehen.


    "Da wird es eng für die Classis Romana!"


    kam es von der Kommentatorentribüne.


    Doch so eng wurde es gar nicht, denn die Besatzung der Melkart entdeckte nun den zweiten Angreifer, während es gerade erneuten Anlauf für einen Rammversuch nahm. Der Pfeilhagel wurde gleichzeitig immer stärker.
    Der Versuch misslang, denn die Neptun wendete längs zu ihrem Angreifer, sodass die Kraft nicht ausreichte, um ein Loch in die Schiffswand zu reißen. Stattdessen schrammte der bronzene Sporn der Melkart erneut an Schiffsholz entlang. Und dann machte es einen Knall und der corvus stak im Deck des feindlichen Schiffes.
    Im Sturm nahmen die Legionäre die Melkart, allen voran der Darsteller des Gaius Duilius. Ein wilder Kampf entbrannte, das Blut auf dem Deck begann zu fließen und Schreie, Kommandos und Hornstöße tönten über die Wasserfläche, die vom Bug der Mago zerschnitten wurde. Da sie jedoch viel zu schwach besetzt war, ging sie ebenfalls längs und warf Enterhaken, die von der viel zu beschäftigten Melkart-Besatzung nicht zurückgeworfen werden konnten.
    So war der Kampf schnell zu Ende und schließlich wurde das rote Wimpel der römischen Flotte auf dem Mast der Melkart aufgezogen.


    "ROOOOOOOOOMAAAAAAAAAA VICTRIX!
    Ich glaub', ich spinne! Dieser herkulesgleiche Duilius!"


    brüllte Petulans und ein tosender Beifall erscholl auf den Zuschauerrängen rund um die Wasserfläche. In diesem gingen die Schreie der schwimmenden Seeleute, die von den Krokodilen in Stücke gerissen wurden, völlig unter. Niemanden interessierte die stellenweise Rotfärbung des Wassers, nur der Gladiator mit dem Federbusch, der auf dem Türmchen am Bug stand, war für den Pöbel interessant. Es war der altbekannte Gladiator Corpulus, der schon seit vielen Jahren in der Arena gekämpft hatte und langsam in dem Alter war, das hölzerne Schwert zu erhalten. Er hatte die Ehre gehabt, den Gaius Duilius mimen zu dürfen und war wieder mit dem Leben davongekommen.

  • Anders als bei einem Wagenrennen, wo die Fahrer am Ende nochmal alles geben oder einer Gladiatorenschlacht, die sich auf den Zweikampf der beiden Helden zuspitzte, hatte Macer das Gefühl, dass eine Seeschlacht am Ende immer langsamer wurde. Was natürlich logisch war, denn je weniger Leute und mehr Löcher ein Schiff hatte, umso langsamer konnte es bewegt werden. Mehrere schienen inzwischen völlig manövrierunfähig zu sein und die anderen waren wohl auch nur deshalb benutzbar, weil das Wasserbecken keinen nennswerten Wellengang auswies und windgeschützt war. Auf dem Meer konnte sich Macer keines der Schiffe mehr tauglich vorstellen.


    Je zäher die Bewegung der Schiffe wurden, umso zäher auch das Ringen der Mannschaften. Entweder um den Sieg auf einem der umkämpften Schiffe oder um das Überleben im Wasser. Da Auftreffen eines Rammsprons oder der Aufschlag eines Corvus schlug da laut in die ansonsten angespannt leise Szenerie - vom Geschrei des Publikums natürlich abgesehen. Macer beteiligte sich nicht daran, sondern verfolgte schweigend und immernoch zumindest teilweise mit den Augen eines Offiziers den Fortgang des Kampfgeschehens.


    Als am Ende jedoch der Sieg der römischen Flotte feststand, stimmte auch er in den Jubel beziehungsweise in den Applaus des begeisterten Publikums mit ein und erhob sich von seinem Platz. Es war wirklich ein spannendes und grandioses Spektakel gewesen, mit einem erwarteten, aber niemals zu leicht erscheinenenden Sieg. Macer hatte sich jedenfalls die ganze Zeit über prächtig unterhalten gefühlt und schaute noch lange gebannt auf das Wasser und die immernoch oben schwimmenden Schiffswracks.

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