Res Gestae des Quaestor Urbanus

  • Solche Reden hatten etwas von Lobhudelei und übertriebener Selbstdarstellung. Ich hörte einige Reden und erinnerte mich an Marketenderinnen, die schales Bier verkaufen wollten. Ich betrat die Rostra und würde mich kurz fassen.



    Bürger Roms, hört meinen Bericht. Den Aufgaben des Quaestor Urbanus bin ich treulich und absolut nachgekommen. Auch habe ich darüberhinaus Gespräche beim Kaiser geführt, damit wir gemeinsam neue Ziele erreichen können. So steht dem Ausbau des Hafens von Misenum hoffentlich in Kürze nichts mehr im Wege. Die Händler wird es freuen - und das Militär wird ebenso seinen Nutzen daraus ziehen. Auch arbeite ich daran, das wir bald eine jedem zugängliche Sterbekasse haben werden. Doch dazu später mehr, denn mit dem Amt des Quastor Urbanus hat es nichts zu tun. ;)


    Doch einen Makel könnt Ihr mir anhängen.


    Ich schmunzelte leicht, doch auch eine Verärgerung war nicht zu übersehen.


    Die Chronicusa, die ich über Hispania weiterführen wollte, die wird weiterhin partiell unvollständig sein. Trotz meiner Bemühungen erhielt ich keine sonderlich nutzbaren Informationen.



    Ich wollte die Namen derer, die Unterstützung zusagten, da sie dort lebten, doch nichts einhielten, nicht nennen. Sagen wir einmal, es geschah nichts von Belang. Das ich nebenbei auch noch einen Cursus an der Schola hielt, das behielt ich für mich.

  • Ein bisschen müde und durstig von dem vielen Beten im Magna Mater Tempel schritt Medeia in einer schlichten Tunika und einer schlichten Palla gekleidet vom Palatin herunter und betrat über die breite Prozessionsstrasse das Forum Romanum. Da ihr Weg sie auch an den Tempeln und der Rostra vorbeiführte, konnte sie den Redner gerade beim Erklimmen der Stufen ausmachen. Ein Funke Neugier stieg auf und sie trat langsamen Schrittes und sich nach einem fliegenden Weinverkäufer umsehend auf die Rostra zu. So konnte sie der kurzen Rede des ehemaligen Quaestors folgen. Eine Weile schwieg sie und räusperte sich leise. Wenn man stundenlang nur betete, fiel das laute Sprechen wieder etwas schwerer.


    „Aurelius, Deine Worte sind mir etwas zu vage und ominös, als dass ich daraus einen Rechenschaftsbericht erkennen kann. Bitte, erläutere mir doch, was für neue Ziele, abgesehen vom Hafen, Du angestrebt hast und was die Gespräche mit dem Kaiser mit Deinem Amt zu tun haben?“


    Medeia lächelte freundlich und fuhr mit ihrer zweiten Frage fort.


    „Und vielleicht könntest Du mir auch genauer erklären, warum Du die Arbeit an der Chronik nicht vollführen konntest? Was meinst Du damit, dass Du keine Informationen über die Ereignisse von Hispania bekommen konntest? Liest Du etwa nicht die Acta?“

  • Auch Tiberius Vitamalacus hatte den wenigen, wagen Worten des Aureliers gelauscht. Und er hatte fast angesetzt selbst ein paar Fragen zu stellen, da hatte er bemerkt, das seine frühere Amtskollegin zu sprechen ansetzte. So lauschte er ihren Fragen und da sie fast das selbe Fragen wie er selbst, hielt er sich zurück und wartet die Antwort des ehemaligen Quaestors ab.

  • Zitat

    Original von Artoria Medeia
    „Aurelius, Deine Worte sind mir etwas zu vage und ominös, als dass ich daraus einen Rechenschaftsbericht erkennen kann. Bitte, erläutere mir doch, was für neue Ziele, abgesehen vom Hafen, Du angestrebt hast und was die Gespräche mit dem Kaiser mit Deinem Amt zu tun haben?“


    Medeia lächelte freundlich und fuhr mit ihrer zweiten Frage fort.


    „Und vielleicht könntest Du mir auch genauer erklären, warum Du die Arbeit an der Chronik nicht vollführen konntest? Was meinst Du damit, dass Du keine Informationen über die Ereignisse von Hispania bekommen konntest? Liest Du etwa nicht die Acta?“



    Diese Frau war mir flüchtig bekannt und nicht gerade in bester Erinnerung gewesen, was wohl an ihrem Umgang liegen mochte, doch schwieg ich mich darüber aus und schaute sie liebenswürdig -.^ an

    Sim-Off:

    ;)



    Gute Frau, Deine Frage birgt ein Rätsel in sich. Die Ziele eines Quaestors sind definiert, so dass es an sich müßig wäre, mir diese Frage überhaupt zu stellen.


    Doch weiß ich nicht, ob Du seinerzeit meine Wahlrede hier hörtest? Tatest Du dieses? Eben damals wurde ich arg kritisiert, da ich äußerte, DAS ich weitere Ziele über das Amt verfolgen würde. Nun, junge Frau. Eben dieses tat ich dann ja auch. Und zwar, indem ich neue, für das Imperium nützliche Projekte anschob.

  • Schweigen! Medeias Augenbrauen wanderten ganz langsam hoch und sie sah den Mann auf der Rostra mit einer Mischung aus Überraschung, leichter Langeweile und Belustigung an. Dann stahl sich auch ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. „Nein, ich hörte Deine Wahlrede nicht. Darum geht es hier jedoch nicht. Welche schönen Worte Du im vornherein gewählt hast, sind jetzt völlig bedeutungslos. Hier geht es um deinen Bericht zu der vergangenen Amtszeit und was Du dort getan hast. Oder wie wir erfahren, was Du nicht getan hast. Aber wenn Du darüber nicht Auskunft geben magst, sagt das natürlich auch viel aus!“ Sie lächelte immer noch und entdeckte dann doch einen fliegenden Weinhändler, den sie heran winkte. „Aber scheinbar hast Du selber keine Antwort auf meine Frage zu der Chronik. Denn es ist ja offensichtlich, dass Du Deine Pflichtvernachlässigung auf Andere schieben möchtest als selber für Deine Versäumnisse einzustehen. Oder sehe ich das falsch?“

  • Diese Frau schien den Bewegungen eines Weinverkäufers mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als den Worten, denen sie hätte zuhören können. Dunkel erinnerte ich mich daran, das sie einer Familie en-tlaufen, ähm, -sprungen war, die seit jeher durch fragwürdige Attacken auf sich Aufmerksam machen wollte. Meine Augenbraue schob sich gelangweilt empor. Solche Schmähworte lernte ein jeder Jüngling im Rhetorik-Unterricht. Und das im ersten Cursus.


    Nun, auch wenn deine Worte den Versuch eines Sinnes zu ergeben wollen, so verarbeite doch bitte erst die Worte die ich wählte. UND dann verarbeite sie. Sobald Du dieses getan haben wirst, dann wirst Du Deine Fragen selbst beantworten können. Doch - Du magst mir vergeben - diese plumpen und haltlosen Verbalattacken Deinerseits, die sind unwürdig, um beantwortet zu werden. Solche Gespräch magst Du eher im Theater führen können.


    Warum nur mussten diese Plebejer stets versuchen, sich durch hohle Phrasen hervorzutun?

  • Eine ganze Weile hatte er dem Wortwechsel zwischen dem Aurelia und seiner Kollegin gelauscht. Es war erstaunlich, wie viele Worte der Aurelia fand ohne etwas auszusagen und zu um seine Berichtspflicht zu drücken. Lange hatte er so eine dreistigkeit schon nicht mehr gehört,...


    Kurz nickte er Titus zu, das dieser ihm folgen möge. Mit festen Schritten bahnte er seinen Weg durch die Menge, unaufhaltsam seinen Weg bahnend. Und noch im gehen ertönte seine Stimme über das Forum, laut und kräftig wie gewohnt.


    "Aurelius Cicero, du sprichst von plumpen und haltlosen Verbalattacken meiner ehemaligen Amtskollegin. Verzeih, doch nichts davon konnte ich entdecken in ihren Ausführungen. Nein, es waren vielmehr das berrechtigte Nachfragen und eine Angebot an dich, deine Res Gestae zu vervoillständigen. Denn diese war, und ich habe nicht nur einige mir angehört, sondern auch schon zwei derselben gehalten, äusserst durftig."


    Er blieb stehen und sah zu dem Aurelier auf der Rostra hinauf.


    "Wenn ich deine politischen Taten, welche nicht zu deinem Amt gehörten heraus nehme, beläuft sich deine Aussage auf folgendes :"


    "`Ich habe meine Arbeit getan, aber konnte nichts an der Arbeit an der Chronicusa beisteuern.`"


    "Etwas wenig, da wirst du mir zustimmen, oder ?"


    Kurz machte er eine Pause, blickte sich kurz um und sprach dann weiter.


    "Sicher, ich weis das du in deiner Amtszeit einen Cursus an der Scholae gehalten hast, nahm ich doch daran, obwohl mir leider bedingt durch meine Amtsgeschäfte die Zeit fehlte, diesen zu beenden. Doch sollte deine Priorotät nicht bei deinem Amt liegen ? So soll uns diese Frage doch erluabt, warum du nicht an der Arbeit der Chronik beteiligt sein konntest ? Sind denn deine hispanische Quellen, welche wohl geschwiegen haben, die einzige Möglichkeit information über Hispania zu erhalten ?"


    Er schüttelte den Kopf und fuhr dann fort.


    "Nein ! Wie steht es um die Acta ? Und desweiteren, frage ich mich, warum du dich an deinen Verwandten Aurelius Antonius gewandt hast ? Dieser erläuterte mir vor einiger Zeit, wie es ihm möglich war, ohne die Stadt zu verlassen, die Chronicusa der Provinzen Germania und Italia zu vervollständigen. Du willst doch nicht etwas galuben, das dieser damals öffentlich gelogen oder sich mit fremden Federn geschmückt hat ?"

  • Grinsend vernahm der Artorier in einer der hinteren Reihen, wie sich der Patrizier wieder wie ein glitschiger Aal durch die Fragen zu winden versuchten - und mit Genugtuung nahm er wahr, dass es seine Tante war, die ihm die unangenehmen Fragen stellte. Kurz sah er sich um, gönnte sich eine Traube und verfolgte das kleine Drama des Patriziers aufmerksam.

  • Ich schüttelte meinen Kopf.


    Meine damalige Aufgabe bestand darin, gute Frau, die Rechtschreibung zu kontrollieren und die Lücken aufzufüllen, die mein Vorgänger - wohl aus Zeitmangel - hinterließ.
    Dabei fiel mir ein, das eben diese gute Frau meine Vorgängerin war.


    Auch ich hatte Dringlicheres zu tun.


    Du sprichst die Acta an. Wenn es darum ginge, den Inhalt in die Chronicusa zu übertragen - ich halte es für sinnvoller, die Hispanier direkt zu befragen - so könnte auch gleich ein griechischer Sklave die Berichte abschreiben und der Chronicusa beifügen. Eigentlich eine sinnvolle Überlegung, müssten sich die Quaestoren dann nicht mit solch leidigen Dingen belästigen lassen. Wäre mein Sklave Aristos noch am Leben, so hätte ich ihn betrauen können, doch ich als Patrizier werde meine Zeit nicht mit dem Kopieren der Acta vergeuden. Aber ich werde gerne einen Scriba auf eigene Kosten beschäftigen, damit er zukünftig solche Arbeiten verrichtet


    So manch zukünftiger Quaestor würde es zu schätzen wissen.


    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Nein ! Wie steht es um die Acta ? Und desweiteren, frage ich mich, warum du dich an deinen Verwandten Aurelius Antonius gewandt hast ?"


    Mir schien es, als wenn Vitamalacus in der Aufregung ein Wort im Satze vergaß ;) Immerhin hatte ich mich nicht an meinen Verwandten gewandt.

  • Lange Wolken zogen silbrig über den Himmel Roms und verdeckten immer mal wieder die Sonne. So wurde Medeias Gesicht mal in den Schatten, dann wieder in das Sonnenlicht des Herbsttages getaucht. Der etwas kühlere Wind zupfte an Medeias wollene Tunika und an ihrer schlichten, aber wärmenden Palla. All diese Umstände nicht beachtend, wanderten Medeias Augenbrauen nach oben und sie sah den Aurelius einen Moment nur mit amüsiertem Mitleid an.


    „Aurelius, es ist traurig so eine erbärmliche Res Gestae zu hören. Und das noch von einem Mann aus dem Geschlecht einer so ehrwürdigen und alten Familie, die es doch nicht notwendig hätte, mit Ausflüchten und dem Fliehen vor der eigenen Verantwortung die Rede zu spicken. Ich sehe darin nicht gerade Ehrhaftigkeit und ein achtbares Auftreten. Also gut, da Du wohl nicht zu wahrheitsliebenden und aufrechten Worten in der Lage bist, tue ich es für Dich.“ Vielleicht lag ein spöttisches Funkeln in den Augen Medeias? Vielleicht, es war schwer zu erkennen, da sie Cicero mit ernster Miene ansah.


    „Du hast Deine Pflicht als Quaestor nicht erfüllt. Dir oblag es, die Chroniken von Hispania zu führen. Es gelang Dir nicht. Doch statt es Deiner eigenen Verantwortung zu zuschieben, möchtest Du die Schuld auf die Hispanier oder sonst wem abschieben. Doch es war Deine Verpflichtung, dein Amt. Mit Deinem Antritt und Deiner Wahlrede hast Du Dich bereit erklärt, dieses auszufüllen. Doch Du warst nicht in der Lage dazu. Halten wir das mal so fest.“


    Medeias Blick war fest und unerbittlich auf den Aurelier gerichtet als sie weitersprach. „Ob Du Deine Pflicht mit einem Schreibsklaven erledigst, es selber tust oder einen griechischen Gelehrten dafür beauftragst ist völlig irrelevant. Niemand verlangt, dass Du die Ereignisse mit eigener Hand niederschreibst. Doch Du musst dafür sorgen, dass die Arbeit getan wird. Und wenn Du keine Informationen von den Hispaniern bekommst, bleibt die Acta immer noch eine gute Quelle. Viele unserer Artikel in der Acta stammen in der Tat von Autoren aus Hispania. Und Du willst doch nicht sagen, dass die Zeitung des Kaisers unwahre Informationen verbreitet, oder?“


    Und nun kam Medeia noch zu der subtilen Anklage ihrer Person gegenüber, die nicht plumper sein konnte. „Aurelius, wenn Du mit Deinem Vorgänger auf mich anspielst, dann solltest Du Dich in Zukunft besser informieren. Ich bin meiner Arbeit nachgegangen. Ich habe die Chroniken meiner Zeit geführt. Und wenn Du meine Res Gestae gehört hast, hättest Du auch wissen können, dass ich die Chronik von Zeit der Gründung Roms aufgearbeitet habe und in unsere heutige Form gebracht habe und mit tatkräftiger Hilfe einer germanischen Autorin noch diverse Lücken gefüllt habe. Dabei war ich weder längere Zeit in Germania, noch habe ich die Gründung Roms miterlebt. Und das ist somit ein Werk, was selbst in einem Jahr kaum zu bewältigen war. Aber kommen wir doch zu den drei Monaten, die es tatsächlich noch aufzufüllen galt. Hast Du dort wenigstens einen Beitrag geleistet? Und was meinst Du mit: ‚Auch ich hatte Dringlicheres zu tun.’? Was war denn wichtiger als die Arbeit Deines Amtes?“

  • Ich hätte mir eigentlich von vornherein jeden Disput mit dieser Frau ersparen können, kannte ich sie doch von früher. Sie war mir von Anbeginn an - suspekt. Ihr ging es nie um die Sache und das Zuhören, das merkte ich schon früher, das fiel ihr schwer. Wahrscheinlich war es ein tiefsitzender Hass gegen die Patrizier, das sie selbst nur eine Plebejerin war. Ihre haltlosen Angriffe nervten jedoch, und sie reagierte ebenso, wie ich es vorhersah.


    Zitat

    Original von Artoria Medeia


    „Aurelius, wenn Du mit Deinem Vorgänger auf mich anspielst, dann solltest Du Dich in Zukunft besser informieren. ... Was war denn wichtiger als die Arbeit Deines Amtes?“


    Deine Worte sind geprägt von Unterstellungen, damit magst Du den Pöbel beeindrucken, doch den sehe ich hier nicht.


    Das war glatt gelogen, ich weiß....


    Hätte ich Dich gemeint, gute Frau, hätte ich Deinen Namen genannt. Warst Du denn für Hispania zuständig? Doch diese Frage hast Du ja schon selbst beantwortet. Also ist es müßig, darüber weiter zu reden.


    Und wenn Du einfach mal objektiv zugehört hättest, dann hättest Du Dir Deine Frage sparen können, da ich sie längst beantwortete.


    Dank der "Neutralität" dieser Person wusste ich schon jetzt, das in der Acta ein "nettes" Stückchen über mich stehen würde, das mit der Wahrheit ebenso fiel zu tun hätte, wie ein Satyrspiel.

  • War ein leises Seufzen zu hören? Schwer zu sagen, denn der Wind trug diesen, sollte er da gewesen sein, mit sich. Ein feines Lächeln umspielte Medeias Lippen und sie schwieg. Ihre grünen Augen sahen den Aurelier noch einen Moment ernst und prüfend an. „Wenn Du es so siehst, Aurelius. Nun dann soll es so sein, meine Fragen sind hiermit durchaus geklärt. Ich danke Dir für Deine Auskunftsbereitschaft. Vale, Aurelius!“ Ihr Blick schweifte ab und sie sah sich suchend auf dem Forum um. Andere Reden sollten noch gehalten werden und in der Ferne konnte sie den Volkstribun ausmachen. So wandte sie sich ab und schlenderte von diesem Teil der Rostra und zu einer später gebauten Rostra hinüber. Schließlich sollte nicht der Aurelier alleine an jenem Tag mit ihren Fragen ‚belästigt’ werden. Trotzdem hatte sie nicht vor etwas über die Res Gestae zu schreiben. Der Tempel wartete schließlich wieder auf sie.

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