Die Koppel und die große Weide

  • Einige der Tiere, so hatte Loki gesagt, kamen nicht so recht mit den Stallburschen zurecht. Nun das gehörte geändert. Loki! rief er, als er an diesem Morgen in den Stall kam. Bringt die Tiere raus, mit denen die Stallburschen beim Training nicht klar kamen.
    Er wollte sie sich heute einmal draussen anschauen und sehen, was er mit ihnen machen konnte.
    Als er aus dem Stall wieder heraus ging in Richtung Koppel, bildete sein Atem feine Wölkchen und er rieb sich die Hände um sie zu wärmen. Bald würde wohl der erste richtige Frost kommen, so wie er das im Gespür hatte.

  • Die Bedienstete führte den ehrenwerten Ioshua Hraluch zu dem Gestüt des Hauses. Merkwürdig, dachte Ioshua, wie man sich mitten in der Stadt ein Gestüt halten konnte. Dazu war es doch viel zu eng.


    Er trat auf den Menschen zu, den ihn das Mädchen als Munatianus deutete.

    "Shalom, du bist Ancius Duccius Munatianus, nehme ich an ? Ich bin Ioshua Hraluch, tylusischer Staatsbürger und bescheidener Untertan seiner Majestät Tiberius Annius Otho I."

  • Er war gerade mit einem der Dreijährigen beschäftigt und machte ihn mit sich vertraut, sorgte dafür, dass er sich nicht so störrisch benahm und stand kurz davor aufzusitzen, als er eine Stimme hörte. Er drehte den Kopf und sah einen vollkommen Fremden, dessen Erscheinungsbild durchaus amüsant anmutete. Heilsa, grüßte er und winkte Lucius. Führ ihn an der Trense ein bisschen im Kreis und sorg dafür, das er warm bleibt. Wenn er sich wehrt, bleib standhaft. Dann wandte er sich wieder dem Fremden zu. Der bin ich, nickte er ihm zu. Von Tylus hatte er, so seine Meinung, auch schon mal was gehört. Tylus handelt mit Seide, richtig?

  • Ioshua sah zu wie der Mann sich um das junge Pferd kümmerte. Daheim in Tylus widmete er auch viel Liebe und Pflege in die Aufzucht seiner Schätze. Man konnte also sagen, daß der Mann Ioshua von anfang an sympathisch war. ;)


    "Ja, das stimmt. Aber das ist nur ein Teil der Waren, mit denen wir handeln."


    Weiter wollte er nicht ausführen, zumal das auch nicht sein eigentliches Anliegen war, weswegen er den Duccier aufsuchte.


    "Es erfreut mich, den bekannten Ancius Duccius Munatianus persönlich zu begegnen.


    Der Grund meines Kommens ist derart, daß ich in den letzten Wochen viele namhafte Händler aus allen Teilen des Reiches kontaktiert habe, zwecks der Gründung einer gemeinsamen Handelsallianz, die zum Wohle des Reiches, aber auch zum Wohle eines übergreifendes Handels und natürlich zu unserem eigenen sich für die Interessen einer starken Wirtschaf einsetzt.


    Ich komme daher mit diesem Anliegen zu dir, in der Hoffnung, dein Wohlwollen zur Teilhabe an dieser Allianz zu bekunden."

  • Bekannt? meinte er mit schmunzelnd hochgezogener Braue. Vielleicht hier, aber im Reich? Dennoch machte er eine einladende Geste, dass sie sich etwas entfernt auf eine Bank setzen konnten. Interessiert hörte er ihm zu, meinte dann aber schliesslich. Das klingt durchaus, auf den ersten Blick interessant, aber Du wirst sicher verstehen, wenn ich zunächst gerne mehr darüber erfahren würde, bevor ich ja oder nein sage. Hast Du mehr Details dazu? Er winkte Hraban, einen Jungen von einem kleinen Gehöft in der Nähe, vielleicht 10 Jahre alt, den er erst letzte Woche eingestellt hatte. Zu dem Tyluser sagte er: Ich darf Dir doch etwas zu Trinken anbieten? Honigwein? Falerner? Mulsum? Etwas heisses vielleicht bei dem Wetter? Hraban war heran und fragte auf germanisch höflich, was er denn tun könne. Ebenso auf Germanisch meinte er. Sobald unser Gast sich entschieden hat lauf zu Marga und hol, was er gerne trinken würde, sagte er lächelnd und wuschelte ihm einmal kurz durchs Haar. Das mochte Hraban zwar nicht so, aber das schiefe Grinsen von ihm machte deutlich, dass er die Geste als eben jene erkannte, als die sie gedacht war, nämlich Lob für den Eifer.

  • Ioshua folgte seinem Gastgeber zur Bank. Von dort hatte man einen guten Überblick über die Koppel, wo der junge Lucius das Pferd im Kreis führte.


    Er überlegte.


    "Was kannst du mir aus deiner Heimat besonderes anbieten ?" fügte dann aber noch schnell lächelnd hinzu "Nur bitte keinen Met. Über dieses Wundergetränk habe ich schon ganze Geschichten gehört. Ich glaube, es würde meine Aufmerksamkeit erheblich mindern, wenn ich mich dem berauschenden Getränk hingebe."


    Was er damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen wollte, war die Überlegung, daß er wohl als ungeübter Tylusier nicht mit dem starken Met zurecht kommen würde. ;)


    Kurzerhand entschloss er sich also "Ich denke, Honigwein würde mir gefallen."


    Dann kam er auch schon wieder auf den Gesprächsinhalt zurück.


    "Also, Sinn einer solchen Handelsallianz ist der Gedanke, daß mehr Händler und Unternehmer mehr erreichen können, wenn sie sich zusammenschließen, als wenn jeder einzeln kämpft. So soll es uns gelingen, die Interessen für eine starke Wirtschaft zu bündeln, sei es zum Beispiel einflussreiche römische Senatoren bei Gesetzänderungen die Wirtschaft betreffend zu beeinflussen.
    Letztlich läuft eine solche Allianz darauf hinaus, daß sich deren Mitglieder - zumindest unmittelbar - nicht Konkurrenz machen würden, daß man sich gegenseitig Waren abnimmt, zB beim Rohstoffkauf, und daß vielleicht auch zu günstigeren Konditionen. Wichtig ist natürlich, daß die Entscheidungsfreiheit des einzelnen Händlers gewährleistet bleibt. Es soll kein Kartell werden, in dem dem Einzelmitglied Entscheidungen abgedungen werden."

  • Er schmunzelte bei der Bemerkung mit dem Met und dann seiner Wein des Honigweins. Vielleicht sollte er ihn vorwarnen, dass das ein und das selbe war, aber er ließ es und schickte den Jungen mit dem Auftrag fort Met zu besorgen. Aufmerksam lauschte er dann den Worten und machte einen relativ neutralen Gesichtsausdruck dazu. Als er geendet hatte, schüttelte er dann den Kopf. Das Alles klingt ja ganz interssant, aber ich sehe da keine Vorteile zum Jetztstatus drin. Denn wenn ich das Beispiel des Rohstoffes aufgreifen darf, dann bin ich bei meinen Betrieben entweder sekber Rohstoffaufbringer oder kann auf die Betriebe der restlichen Familienmitglieder zurückgreifen, von ein paar Kleinigkeiten, die man ausser Acht lassen kann, weil sie hier vor Ort günstig und in guter Qualität und Quantität zu haben sind, einmal abgesehen.
    Die Wirtschaft hier läuft gut, die Konkurrenz ist klein und die Abnehmer wissen die Qualität zu schaffen. Wir haben den Vorteil eine germanisch abstämmige Familie zu sein und somit ein beliebter Ansprechpartner für beide Volksgruppen hier zu sein.

  • "Du mißverstehst mich. Es geht nicht um deine Geschäfte und deine Handelsbeziehungen, die du führst. Das sei dir selbstverständlich weiterhin freigestellt.


    Es geht um eine reichsweite Vereinigung einflussreicher römischer und tylusischer Händler, die durch ihr Gewicht entscheidend Einfluss auf die Senatspolitik in Rom nehmen können im Interesse eines freien und ungehinderten Handels."


    Sim-Off:

    Das ganze ist quasi schon ein Vorgriff auf WiSim 2, wenn sie dann kommt, aber ich denke, es schadet nicht, bereits jetzt damit zu beginnen. ;)


    Er wußte, daß es in Rom ernsthafte Bestrebungen gab, den Handel mit dieser Provinz massiv zu unterbinden. Schon jetzt war das Angebot germanischer Erzeugnisse auf römischen Märkten geringer geworden. Doch dieses Druckmittel anzuwenden, um ihn zu überzeugen, hielt er nicht für opportun. Er hoffte, daß er von sich den Nutzen einer solchen Vereinigung würde erkennen können, den eben jene mitbringen würde.


    "Namhafte tylusische Handelsgenossenschaften und vermögende hispanische Großimporteure haben bereits zugesagt. Ich hoffte auch hier in Germanien Verbündete zu gewinnen."

  • Aha, war nur seine Antwort und er musterte den Mann. Nun, ich werde mir darüber Gedanken machen. Aber ich denke nicht, dass ich bereits heute oder morgen darüber befinden werde. Der Junge kam mit dem Met und war so frei zwei Becher auch einzuschenken, ehe er sie ihnen reichte. Dabei machte er eine leichte aber noch recht unbeholfene Verbeugung. Lucius führte das Tier immer noch im Kreis und schien langsam die Gewalt darüber gewonnen zu haben.

  • Ioshua nahm einen Schluck und atmete aus. "Bene."


    Dann sah er zu dem Duccier. Es war ja nicht so, als ob er nicht drängte. Sein Aufenthalt hier in Germanien war begrenzt und er hätte gerne Ergebnisse. Doch er beschloss nicht weiter darauf einzugehen.


    "Gut. Ich hoffe, du wirst mir deine Entscheidung so rasch als möglich kundtun, und bedenke den Nutzen, den du daraus gewinnst."

  • "Ich bewohne derzeit eine kleine Taverne am Forum."


    Darauf erhob Ioshua sich.


    "Ich danke dir für deine Zeit, Duccius. Doch du kennst das sicher, die Geschäfte rufen, daher möchte ich mich nun von dir verabschieden. Ich bin sicher, daß wir uns einst wiedersehen werden."

  • Er nickte nur freundlich. Vielleicht werden wir das. Die Nornen werden es wissen, wir erst dann, wenn es so weit sein sollte. Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute!
    Mit diesen Worten verabschiedete er sich, um sich wieder um das Pferd zu kümmern.

  • Irgendwer hatte ihm gesteckt, dass Ancius sich vor ner Weile die Lunge nach ihm ausgebrüllt hatte, und so kam Loki gerade an, als ein merkwürdig gekleideter Mench die Stallungen verließ...


    Verblüfft blieb er stehen und wandte sich mit offenem Mund nach dem Mann um... so etwas hatte er doch schonmal gesehen...



    Immernoch etwas verwirrt betrat er die Stallungen, wo Ancius zu Werke war...


    "Ehm... also.... da.... da... der.... nun.... also....", deutete er mit einem Finger nach draussen, wo der Mann mittlerweile verschwunden war...

  • Er sah dem Mann nach und schmunzelte leicht. Ja, so Leute gibt es. Sie kommen meist aus dem Süden oder Südosten. Dort, wo das warme Meer ist. Noch weit südlicher von Rom.
    Dann musterte er Loki.
    Warum kommst Du eigentlich erst jetzt?

  • "Ich kannte mal jemanden...", raunte Loki in Gedanken versunken als er dem Mann noch verschwinden sah.. dann erst registrierte er Ancius' Frage...


    "Oh, jaaaaaaaah... ehm... also.... ich.... war.... beschäftigt!"

  • Loki runzelte die Stirn... hatte er was verbrochen? So oft kam es eigentlich nicht vor dass er zu spät kam, oder sonst irgendwas bei der Arbeit nicht zu aller Zufriedenheit verrichtete...


    Mit dem Kopf voller Gedanken machte er sich daran, zusammen mit Ancius aus den Jungtieren disziplinierte und vor allem fähige Reitpferde zu machen...

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