Der Garten der Casa Matinia ist groß und mit vielen Pflanzen und Blumen versehen. Es wurde darauf geachtet eine schöne Atmosphäre zu schaffen. Viele Sitzgelegenheiten sind von Hecken und Blumen umgeben und geben einen kleinen Sichtschutz. Kleine, schmale Wege führen durch den Garten und man kann sich auch in einen kleinen Pavillion setzen.
Hortus
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Ein schöner Garten auch im Winter. Sein Kommen war jedoch weniger den Schönheiten zugetan, als einer Aufgabe, die ihre Tücken bereits zu oft gezeigt hatte. Vielleicht fand der Senator heute Antworten, die ihm in diesem 'Fall' weiterhalfen.
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Wenig später stiess Agrippa zum Aedil
"Medicus, ich grüsse dich, ich hoffe doch man dir Wein und Gebäck angeboten?"
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"Hat man, danke Senator." Ließ der Aedil erkennen. Das er es aber abgelehnt hatte. tat nichts zur Sache, denn er war seit einigen Wochen schon auf strickte Diät gesetzt und das galt wohl für beides. Das Lotterleben beim Schlemmen von süßen Plätzchen und daneben dem hemmungslosen Einflösen von Weinkredenzen.
Auf gleicher Höhe wie Agrippa kam Avarus zum Thema.
"Ich komme zu dir, um einige Vorgänge während deines Proconsulats in Hispanien näher zu beleuchten. Dabei intressiert mich die Auflösungspraxis einiger Stadtkassen. Kannst du mir darüber etwas berichten?"
Wollte der Aedil dem Senator Gelegenheit geben Angaben zu klären, bevor ein falscher Eindruck entstehen konnte...
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Agrippa setze sich und gab Avarus das Zeichen, er solle doch dasselbe tun.
"Mein Proconsulat in Spanien, also führt dich zu mir. Geht es um die Vorwürfe dieses Annaer? Ich habe weder bestochen noch habe ich Besteckungsgelder bezahlt, ausserdem habe ich mich auch nicht auf Kosten der Kassen berreichert, alles was ich für mich behalten habe, war das Gehalt, welches mir durch Kaiser ausgezahlt worden ist. Was die Gelder in Kasse betreffen, wurden dieses an die Provinzkassen gezahlt, wo Sie heute noch sind bzw. waren wo ich meine Provinz an meinen Nachfolger übergeben habe."
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"Vorwürfe des Annaers?" Fragte der Aedil ungläubig, denn ihm war sowas nicht bewußt oder bekannt. Zugleich schien diese Nachrede in eine andere Richtung zu gehen und Avarus hob die Hand. "Nein darum geht es mir nicht. Vielmehr um die Münzbestände der Städte Baetica und Corduba. Nach ihrer Zusammenführung von Verwaltung und Münzerei wurden jene Geldbestände nicht wie dabei üblich der Provinzkasse Hispaniens zugeführt sondern an private Personen übereignet. Daher meine Frage, was dieser Praxis für ein Grund voraus ging?" ...immerhin hatte man es in den Archiven ordnungsgemäß vermerkt. Nur ein Narr wäre mit dem Karren voller Diebesgut aus einer Staatsmünze gefahren und hätte sich dafür auch noch einen Passierschein ausstellen lassen.
Intressiert auf die Antwort schaute Avarus Agrippa an.
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"Die Bestände wurden einer Privatperson übertragen? Wem wurden Sie übertragen?"
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"Nun ich traute meinen Augen auch nicht, als ich dies in den obligatorischen Listen sah und habe den Weg in die Archive am Kapitol auf mich genommen, um Gewissheit zu schaffen, das es sich nur um ein Versehen handelt, aber auch dort erschienen die gleichen Namen: Octavius Dio in Corduba und Helvetius Sulla in Baetica. Das es nur bis heute niemanden aufgefallen ist, wundert mich sehr. Zumal es sich nicht um kleine Beträge handelt."
Avarus fuhr sich über die Stirn, etwas hatte er noch vergessen. Ahja...
"Neben diesen beiden mußte ich feststellen, das die Schatzmeisterei von Carthago Nova immer wieder Zweck entfremdet wurde. Ihre Bewachung muß derart lasch gewesen sein, das Magistrate sich ohne Schwierigkeiten Geld leihen konnten. Ohne groß nachzurechnen fiel mir dabei auf, das mehr genommen, denn zurückgegeben wurde."
Abschätzend blickte Germanicus Avarus den ehemaligen Proconsul an. Wieviel wußte er von diesen Sachen?
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"Helvetius Sulla ist ein Verräter, ich vermute er wird die Kassen von der Baetica für seine Zwecke geplündert haben, Octavius Dio hatte nie eine Tätigkeit als Magistrat in Corduba, es verwundert mich doch sehr, dass Ihm überhaupt Geld ausbezahlt wurde, da müsste man wohl einen der damaligen Magistrate befragen, weshalb er von Corduba Geld bekommen hat."
Er lehnte sich zurück.
"In Carhago Nova auch?"
"Die einzige Kasse, welche ich direkt überwacht habe, war die Kasse der Provinz, da wirst du sicher festgestellt haben, dass nichts entnommen wurde und dass auch keine Zahlungen an mich getätigt wurden."
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Sowas hatte er gehört, gelesen in der Acta und soweit er es verfolgt hatte auch unter der Rubrik Verhandlungen gesehen. Dem Senator Agrippa mußte daran gelegen sein zu helfen diese Sache aufzuklären. Für Avarus war diese Untersuchung schon zu mysteriös, als das er sie einfach bei Seite legen konnte. Leider waren ja alle beteiligten, begünstigten Männer bereits ins Elysium übergesiedelt.
"Hm, das von Sulla habe ich gehört. Dort wird der Staat wohl nurnoch von den Hinterbliebenen fordern können, was ihm zusteht. Dio's Auszahlungsvermerk trägt die Bezeichnung 'Agrippa'... wo du mir hauptsächlich dazu einfällst. Hilfreich wäre außerdem Namen der Magistrate von damals zu erfahren. Glücklich würde ich mich schätzen, wenn sie noch am Leben sind."
Es lag etwas zurück, das konnte Avarus nicht bestreiten. Aber wenn schon seine Vorgänger dazu keine Ermittlung eingeleitet hatten, war es an ihm zu graben, bevor das Gras jene Stelle völlig überwuchert hatte.
"Nicht Carthago Nova... Namen, das ist was ich brauche."
Durchaus viel weniger als er in den Händen hatte, ging bald nicht mehr. Seine Nachforschungen liefen derweil immer wieder in Sackgassen und es war müßig neue Wege zu finden der Provinz Hispanien seine verlorenen Schätze zurück zu geben.
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"Die Magistrate von Corduba sind alle Tod, da werde ich dir wohl kaum weiterhelfen können und wie Dio überhaupt zu einer Zahlung kommt, ist mir völlig unklar, da er nie Magistrat in Spanien war."
"Von Carthago Nova gibt es noch einige die Leben, Didius Sevycus oder Didius Crassus? Wobei diese dann aber bereits in der Regioverwaltung dienten ..."
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Auch diese Tatsache war mit mysteriösen Umständen gefüllt: 'alle Magistrate sind tot'. Dort weiter zu forschen aber nicht im Interesse des Aediles und so ließ Avarus jene Worte im Raum stehen.
"Nun eine funktionierende Provinzverwaltung schließt auch Organe zur Überwachung ein. Mir wäre wichtig zu erfahren, wer die Magistrate von Corduba und Baetica überwachte zu dieser Zeit und wie es möglich sein konnte, das ein Außenstehender überhaupt Zugang zur Provinzmünze bekam."
Agrippa war doch sicherlich klar, das Avarus nicht zum Nachmittagsklatsch gekommen war, sondern in derer Sache eine Ermittlung führte. Wenn weder genügend Kontrollen vorgenommen worden, noch Maßnahmen zur sicheren Verwahrung des Staatsschatzes getroffen worden, fiel das auch auf die Fähigkeiten des amtierenden Senatsgesandten, den Proconsul zurück. Egal wieviel oder wie wenig er von diesen Vorgängen wußte. Er würde sich erklären müssen. Da war es nützlich im Vornherein auf den Ermittlungsbericht Einfluss zu nehmen.
"Zudem könnten alle Zugangsberechtigten mit namentlicher Nennung helfen. Außerdem wie die Schatzkammern geschützt wurden und welche Mechanismen die Verwaltung zu ihrer lückenlosen Rechenschaft über die lagernden Bestände verwendete."
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Die andauernde Nachdenkphase des ehemaligen Proconsuls von Hispanien nutzte auch der aedil für eine Schadensbilanz. Viel hatte er noch nicht erfahren können. Was im allgemeinen klar war, waren Namen und Summen. Die Zusammenhänge blieben weiter schleierhaft. Nichts stand dem Aedilen ferner, als eine öffentliche Untersuchung einleiten zu müssen, doch die wenigen bewiesenen Indizien forderten das geradezu heraus. Es würde sicher eine schmutzige Kampanie werden. Einige Dreckspatzen auf diese Galeere aufspringen, um ihre eigenen Profile auf Kosten Anderer -womöglich Unbeteiligter, aber sofort mit Bekanntwerden Verurteilter- römischer Bürger, eventuell gar Senatoren, zu profilieren. Nein das war sicher nicht der richtige Weg. Avarus zupfte nervös an seinem Kleidwerk.
Nochmal versuchte er sich den Schaden für Staat und Vaterland in das Gedächtnis zu rufen. Nichteinmal dreitausend Sesterzen waren es, ganz genau zweitausendsiebenhundertzweiunddreißig. Ein Klacks, wenn man bedachte, eine Untersuchung mit Aufbringung dessen zu unterbinden.
Er fuhr sich über die Stirn, fand aber, das es nicht an ihm war diesen Vorschlag zu machen. Soweit sollte es dann doch reichen. Mit dieser Summe war der Gerechtigkeit nach Avarus Gutdünken genüge getan. Auch wenn Agrippa nach seinem Beteuern nichts wußte, so steht außer Frage das Leichtgläubigkeit und überspanntes Vertrauen vor Strafe nicht schützt...
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"Die Magistrate von Corduba und der Baetica? Wie sollte ich diese Überwachen, wenn Sie sich von Rom umd dem Kaiser losgesagt haben und vorher, die Provinz hat immer erhalten was Ihr zusteht, also sah ich keinen Handlungsbedarf, dass ganze zu überwachen."
"In Corduba, Carthago Nova und der Baetica hatten die jeweiligen Duumviri und Comes der Region Zugriff auf das Konto. Wie die Schatzkammern da bewacht wurden, kann ich nicht sagen, aber in Tarraco wurden Sie strengstens bewacht, niemand konnte sich da etwas holen ohne sich verdächtig zu machen."
Agrippa blickte zu Avarus.
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Matinius Agrippa war doch etwas leichtgläubiger als Avarus es vermutet hatte. In Gedanken malte er sein Bild weiter, kam aber zu dem Schluss, das es wohl besser war über die Fakten zu reden, denn hier und heute mit einem flauen Magen die Casa zu verlassen.
"Es ist eine unschöne Sache, die damals in Hispanien passiert ist. Dort wo man gegen den Kaiser zog, lag es nicht in deinem Möglichen Kammern senatorischer Schätze zu bewachen, das sehe ich als logisch an. Jene Magistrate aber, die unbeobachtet im provinziellen Vermögen wildern konnten, sind auf unbedachtes Handeln, vielleicht sogar Blauäugigkeit auch deinerseits mit Staatseigentum davon gekommen. Es wird sich so anhören. Mir liegt an dieser Darstellung nichts, aber es gibt Kräfte, die nur auf eine solche Gelegenheit warten. So hart es klingen mag, aber Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, denn gerade als Überwachungsorgan hättest du fungieren müssen. Doch nicht einmal ein dir vertrauter Beamter hat dies getan. Die Konsequenz daraus ist der Status heute. Dem Staat sind Steuern und damit Vermögen geraubt worden. Die Diebe haben den Weg in den Hardes angetreten, der Schatz aber bleibt verschwunden..."
Avarus erwiderte jetzt den Blick, das Resultat aus dieser Misserie konnte immerhin unöffentlich bleiben. Mußte es aber nicht.
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"Du baust also eine Anklage gegen mich auf? Ich kann dir mit besten Gewissen, meine privaten Bücher offenbaren, ich habe keinen Nutzen daraus gezogen, ich habe mich nicht auf Kosten der Provinz berreichert, wie mir einige meiner Ankläger vorwerfen."
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"Das kann ich mit klarem Gewissen verneinen. Was ich dir aufzeigen wollte, ist die Tatsache, wie es die von dir angenommenen Kritiker verwenden werden, sollte diese Sache öffentlich werden. Und das wird sie, wenn wir nicht zu einer gütlichen Lösung für den Staat kommen."
Das dem so war, hatte Avarus schon vorher bestätigt. Sein Sprichwörtchen war wohl nicht dort angekommen, wo es sollte. Doch dem Aedilen fiel auf, wie schwer es wohl war Klarheiten zu erkennen und daraus sinnvolle Schlüsse zu ziehen. Einen Vorschlag in dieser Lösungsrichtung würde er nicht machen. Dafür hatte Agrippa genügend politische Amter beglitten, um das Offensichtliche zu erkennen, zu analysieren und eine Lösung daraus zu formulieren. Avarus auf jeden Fall war ganz Ohr.
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"Du meinst also ich soll dem Staat eine Spende zu kommen lassen? Obwohl ich nichts dafür kann und der Staat selber auch nicht zu kurz kam, immer erhalten hat, was Ihm zusteht."
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"Die Sachen sind in deiner Amtszeit passiert. Eine Spende wäre die sauberste und unöffentlichste Lösung. Wahrscheinlich das Beste für alle Beteiligten."
Ein wenig naiv kam ihm der ältliche Consular schon vor. So formulierte er es so einfach wie möglich. Es war nur zu hoffen, das jene Vorgänge damit beendet waren. Römische Senatoren ja Consuls an einen Pranger zu stellen, um dann vom Leder zu ziehen war immer eine unschöne Sache und selbst wenn es rechtlich bewiesen würde, das Agrippa eine Teilschuld traf, so würde trotzdem eine ganze Zunft in den Schmutz gezogen. Avarus wollte das nicht und bot daher diesen 'Kuhhandel' an. Zumal es bei einem juristischen Schlammringen ähnlich enden würde. So aber konnte man diese öffentliche Maskerade römischer Gerichte vermeiden und gleichwohl zum Stadtfrieden beitragen.
All das ohne Waffen und was war dazu von Nöten?
"Eine Zahlung von dreitausend Sesterzen sollte alle 'Verluste' abdecken."
Ein Klacks für einen Mann wie Agrippa.
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Agrippa nickte.
"Falls ich mich zu dieser Zahlung entschliessen könnte, wer garantiert mir, das kein zukünftiger Aedil, mit der selben Sache zu mir kommt oder dass ein eifriger Anwalt mich dessen anklagt? Eine Zahlung wäre ja auch sowas wie ein Schuldeingeständis ..."
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