Cubiculum | Lucius Flavius Serenus

  • Nach seiner Ankunft hatte Serenus erst einmal „seine“ Räumlichkeiten inspiziert.


    Zunächst einmal fand er in seinem großen Arbeitszimmer, was ursprünglich das Arbeitszimmer von Onkel Senator Felix war, alles unverändert vor. Hier würde es in Kürze voll werden, wenn ein Teil seiner Literatur wieder in die Bibliothek der Villa ausgelagert und seine ganzen Studienunterlagen und die ganzen Klienteninformationen eingelagert werden würden.


    Sein Spielzimmer mit seinen Spielsachen, welches ursprünglich Tante Minervina gehört hatte, war auch noch mit seinen Sachen voll und nicht andersweitig vergeben worden. Perfekt. Selbst einige Wandmalereien hatte man nicht übertünscht. Obwohl er heute fand, dass sie Tante Antonia nicht immer gut getroffen hatten. Man musste als Kind zusehen, wo man in dieser Villa blieb. Erwachsene neigten dazu einen platzmäßig einzuschränken, da die Villa in Roma viel, viel kleiner war als Omas Villa in Baiae.


    Weiter ging es in das ehemalige Cubiculum von seiner geliebten, aber leider auch verstorbenen, Tante Leontia. Der Raum zeigte keine Spuren der ehemaligen Bewohnerin mehr und stand leer. Serenus würde sich die Tage Gedanken machen, wie er auch diesen Raum für sich nutzen könnte. Vielleicht konnte man ja die Fenster und die Tür vergittern lassen und dann könnte man seinen Löwen Leontius hier einquartieren. Derzeit war er mit dem restlichen Rudel der Gens Flavia bei einem namhaften Ludi-Ausrichter in Pflege und wartete auf die nächste Sklaven-Löwung. Vielleicht hatte Serenus ja Glück und es waren schon einige Sklaven wieder in Ungnade gefallen und es kam bald zur Löwung. Bei Oma Agrippina in Baiae fielen andauernd Sklaven in Ungnade und wurden bestraft. In dieser Hinsicht war Onkel Gracchus einfach zu verweichlicht.


    Zuletzt hatte er sein Cubiculum betreten, welches sein großes Bett, zahlreiche Kisten und Regale für seine Kleidung und einen kleinen Schreibtisch enthielt. In Kürze würden hier auch erst mal die Sachen aus der Sänfte angeschleppt werden und morgen würde dann ein schrecklicher Tag folgen. Ein Rudel Sklavinnen und Hannibal würden mit ihm die alte Kleidung aussortieren und die neuen Sachen einlagern. Das war ja in Ordnung, aber das ewige Anprobieren was bereits zu klein war und was noch passte … Bäh! Er durchquerte den Raum und ging auf den begehbaren Wandschrank zu, welcher fast ein separates kleines Zimmer darstellte und das „Cubiculum“ seiner Leibsklavin Dido war. Er stieß die Schranktür auf und blickte in einen leeren Raum! Dido war weg!


    Serenus erlaubte sich einen Augenblick geschockt zu sein und starrte einige weitere Augenblicke in den leeren Raum, in dem nur eine geschlossene Kleiderkiste stand und eine einzelne Sandale lag. Wo war Dido?


    Serenus nahm die Sandale und rief die Hunde zu sich.


    „Sucht! Jungs! Sucht Dido! Und los!“


    Die riesigen Molosserhunde schnupperten an der Sandale, nahmen die Witterung auf und stürzten schnüffelnd aus dem Zimmer. Primär waren die Hunde als Wach- und Kampfhunde gedacht, aber sie eigneten sich auch zum Suchen und Aufstöbern. Lediglich das Apportieren und Anschleichen bei der Jagd klappte nur sehr bescheiden. Allerdings konnte die Suche dauern, wenn Dido sich in der ganzen Villa und im Garten bewegt hatte.


    Serenus dagegen erweiterte seine visuelle Wahrnehmung und konzentrierte sich. Auf diese Weise nahm er Kenntnis von einem Sklaven, der zwischenzeitlich den Raum betreten hatte und einen Teil des Sänfteninhaltes auf den voll beladenen Armen balancierte. Zumindest ließen die behaarten Beine vermuten, dass es ein männlicher Sklave war, denn Kopf und Oberkörper verschwanden komplett hinter diversen Packen, Bündeln, Säckchen und einer dicken Elchfelldecke.


    „Leg die Sachen ab und sieh zu, dass Hannibal oder Sciurus hier auftauchen! Sofort!“ grollte er sehr, sehr ungehalten.

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