Zwei Flavier und die Märkte

  • Eine kleine Schneise bildete sich in der Menschenmenge, die Rom fest in ihrem Griff hielt, wo immer Minervina und Gracchus entlang schritten, denn zwei stämmige Sklaven durchpflügten die Menge wie ein Segelschiff das Meer, und die beiden Patrizier folgten direkt in ihrem Kielwasser.
    "Wenn du einen besonderen Wunsch hast, so sage nur, wo du hingehen möchtest. Den Rest des Tages ziehen mich keine weiteren Pflichten zurück in den Tempel, ich stehe dir also voll und ganz zur Verfügung. Die Mercatus Traiani sind gleich dort vorn, hinter dem Forum des Traianus."
    Ehe er seine Schwester zu ihrer Zeit in Aegyptus befragen wollte, musste Gracchus noch einmal auf das Opfermahl zurückkommen. Denn obwohl er diese Rolle nie hatte haben wollen, so war er der älteste männliche Abkömmling seiner Familie geblieben und sah sich dahingend in der Pflicht, ein wenig auf jene zu achten.
    "Diesen Mann, vorhin auf dem Forum, du kanntest ihn tatsächlich nicht? Ich hoffe, er wurde nicht aufdringlich? Seit der amtierende Volkstribun öffentlich unseren Stand der Lächerlichkeit preisgibt, ist es für uns nicht unbedingt einfacher geworden in Rom."
    Ehrliches Bedauern sprach aus seinen Worten, weniger über die Schwierigkeiten, welche dies für Patrizier brachte, denn mehr darüber, dass solcherlei überhaupt geschah.

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  • Minerva war beeindruckt von der Vielfalt der Geschäft und der Menschenmasse. Es kam ihr vor als wäre sie in einem Ameisenhügel gelandet. Alexandria war zwar eine riesige Stadt, aber weit nicht so pompös wie Rom.


    "Wie sollte ich meine Wünsche kennen, wenn ich nicht einmal den Ort kenne wo ich sie erwerben sollte? Ich werde mich inspierieren lassen und dein Urteil mein liebster Bruder ist hier sehr gefragt !!"


    Ihm würde das zwar nicht gefallen, aber sie hatte auch ein wenig Angst, alleine in den Straßen von Rom... und Gracchus schien ein wunderbarer Führer zu sein...


    "Und wie schon gesagt, ich kannte diesen Mann nicht. Aber er hatte etwas Beschützendes an sich... so machte er mir keine Angst und belästigt hat er mich schon garnicht... Ich denke seine Schweigsamkeit zollt vom unterschwelligen Hass gegen Patrizier... den ich aber schwer nachvollziehen kann."


    Sie atmete tief durch


    "Wer ist unser Volkstribun? Da ich erst seit kurzem hier weile hoffe ich, dass diese Frage nicht zu....ährmm.. dumm ist..."

  • Ein feines Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen. Wie die meisten Frauen ließ Minervina ihre Wünsche vom Angebot leiten, was in Rom bald zu endlosen Wünschen führen konnte. Natürlich gereichte dies jedoch ihm ebenfalls zum Vorteil, führte er sie doch in diejenigen Bereiche des Marktes, in welchem jene Waren angeboten wurden, welche einer Frau ihres Standes und ihrer Schönheit nur zur Ehre gereichen konnten. Zu ihren Seiten eröffneten sich bald die kleinen Läden, in welchen tylusische Seid, Gold aus Parthia oder Schmuck aus Africa geboten wurde, welche Gracchus jedoch augenblicklich nur mäßig interessierten. Viel eher folgte er äußerst aufmerksam Minervinas Worten über jenen Mann, der sie beinahe ein wenig beeindruckt zu haben schien. Doch er ging nicht näher darauf ein, beantwortete stattdessen ihre Frage.
    "Sein Name ist Terentius Cyprianus, ein ehemaliger Legionär, ein Niemand aus einer unbedeutenden Familie, welcher kaum andere Mittel hat um in der Politik Fuß zu fassen, als dass er das einfache Volk mit unsinnigen Reden und Aktionen auf seine Seite zieht. Schon während seiner Wahlrede hat er unseren Stand angegriffen und gefordert, die Rolle der patrizischen Gentes in der Gesellschaft weiter zurückzudrängen."
    Gracchus schüttelte nur verständnislos den Kopf.
    "Wohin? Wo stehen wir noch, wenn nicht bereits mit dem Rücken zur Wand? Nun, wie dem auch sei, er hat sich gleichermaßen auch direkt gegen die Senatoren gestellt und wie man hört verhält er sich in der Curia Iulia nicht gerade angemessen. Es bleibt nur zu hoffen, dass er am Ende nicht für ernsthafte Unruhen sorgen wird, denn eines ist sicher, wenn auch unsere Rechte nicht mehr die sein mögen, welche unsere Vorfahren genossen, so steht der Imperator zweifelsohne mit uns an der Wand. Doch dies sind keine Dinge, welche dich belasten müssten, meine Liebe."

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  • Trotz der wunderbaren Angebote und der farbenfrohen Eindrücke lauschte Minervina den Worten des Gracchus interesiert.


    "Nun denn, ich kenne die Rede des Terentius Cyprianus nicht und ich kenne auch ihn nicht... so werde ich lieber nichts über diesen Fall sagen. Aber vielleicht werde ich ihn ja irgentwann kennenlernen... dann würde die Sache schon anderst Aussehen...


    Aber du hast Recht... Menschen begegnen uns mit Misstrauen nur weil wir Patrizier sind... Vor allem hier in Rom ist es sehr auffallend. Leider ist, denke ich, nicht nur der Pöbel daran Schuld... du weisst was ich sagen will..."


    Sie nahm eine goldene Kette in die Hand und bewunderte diese. Der darin eingefasste weiss, aber in der Sonne regenbogenfarben-, schimmernden Opal, war das Herzstück dieses Schmuckes.


    "Wunderschön,... Siehst du, Rom ist wie eine Kette... Der Opal ist der Patrizier, der zwar klein ist aber der Kette das gewisse Etwas gibt und das Gold ist der Pöbel, Wertvoll und wunderschön. Beide sind ohne einander Nutzlos, der Stein zwar schön aber fast wertlos und die Kette zu einfach und zu langweilig, als dass sie wer tragen würde. In Kombinaton jedoch schaffen sie etwas vollkommen Neues, wunderschönes und sehr Wertvolles..."


    Minervina blickte wieder Gracchus an... lächelte..und legte die Kette wieder auf ihren alten Platz.

  • "Nein, nein, Minervina."
    Das Kopfschütteln war nun eher energischer Natur.
    "Du wirst den amtierenden Volkstribun ganz sicher nicht kennen lernen, dieser Mann ist kein Umgang für dich und ich bin sicher, er ..."
    Gracchus stockte und sog scharf die Luft ein. Seine Gedanken waren nichts, was die Ohren seiner Schwester erreichen sollte, denn sie befassten sich mit den schmutzigen Details der Politik. Details, welche er nicht einmal selbst gewillt war, näher zu ergründen. Er winkte mit einer unbestimmten Geste ab.
    "Dieses Misstrauen ist schon seit langem völlig unbegründet, seit Homines Novi in den Reihen des Senates sitzen und ihn zu größeren Teilen bevölkern, als wir es noch jemals vermögen werden, seit die Legionen des Imperiums durch die Hände von Plebeiern geführt werden, welche ihr Soldatenleben als einfache Legionäre begannen, seit die Collegien von Aufsteigern durchdrungen sind. In dieser Welt sind wir doch längst nur noch ein Abglanz alter Zeiten. Einst angesehene Gentes wie die Claudia verkaufen sich, um ihren Status zu halten, und alles, was uns noch zusteht ist die Steuerbefreiung und ein paar Ämter, welche ohnehin kein Plebeier annehmen will, weil sie von Verzicht, strikter Pflichterfüllung und wenig Lohn durchdrungen sind, für welche sich keiner von ihnen auch nur im Ansatz hergibt, weil sich keiner von ihnen für eine Idee hergibt, sondern nur für Geld und Macht."
    Entgegen des Themas, welches nicht dazu angedacht war, und auch entgegen seiner Art begann Gracchus ein offenes Lächeln zu zeigen. Er legte seine Hand unter Minervinas Kinn, hob ihren Kopf ein Stück an und betrachtete sie versonnen.
    "Doch bei den Göttern, was wäre die Welt ohne Edelsteine? Grau und leer. Und wenn in diesen wunderschönen Edelsteinen zusätzlich noch ein solch philosophischer Geist steckt, dann ist es wenig verwunderlich, wenn der Plebs noch immer von Neid zerfressen wird."

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  • "Oh Bruder, du hast recht... Politik ist nicht ganz das Meine... und gerade deswegen will ich diesen Volkstribun kennenlernen. Ich möchte beide Seiten verstehen und sehen.
    ..und von dem gens Claudia habe ich zwar schon gehört, leider hatte ich noch keine Gelegenheit einen von ihnen kennenzulernen.


    Aber lasst uns nicht über solche Dinge an so einem wunderschönen Tag sprechen...Hilf mir lieber ein Schmuckstück für die Saturnalien zu finden."


    Minervina sah wie Gracchus dieses Thema beschäftigte und beschloss nicht über Politik sprechen zu wollen. Schließlich war sie eine Frau und war auf dem Markt. Wer brauchte hier schon Politik? ;)


    "Ich gehe wieder zur Schule und habe heute meine erste Prüfung abgelegt." platze sie heraus... "was sagst du?"

  • "Es wird dir nicht möglich sein, beide Seiten zu verstehen, du hast es gesehen auf dem Forum. So wird es dir überall ergehen, du kannst nicht verbergen, wer du bist."
    Obwohl Gracchus befürchtete, dass der Praetorianer durchaus anderer Intentionen hatte, sich an ein Mitglied der Gens Flavia zu heften, so diente er doch als Beispiel, wie es auch ein beliebiger andere Bürger hätte sein können.
    "Wie dem auch sei, zumindest einen Wunsch werde ich dir efüllen können, derjenige, eine Claudia kennenzulernen. Claudia Antonia, mein Eheweib. Sie ist ein wenig verschlossen, doch möglicherweise wird es dir als Frau gelingen, sie etwas aus sich herauszulocken."
    Er ließ seine Fingerkuppen über ein feines Geschmeide aus Gold gleiten. Doch Minervina hatte Recht, ohne einen Schmuckstein wirkte es unvollständig.
    "Zur Schule, tatsächlich? Das ist fantastisch, ein Mensch kann nie genug Wissen in sich aufnehmen. Gibt es schon ein Ergebnis?"
    Seine Aufmerksamkeit wurde von den dargebotenen Waren abgelenkt. Er hob eine Kette, hielt sie seiner Schwester an den Hals und legte den Kopf leicht schief, sie mit prüfendem Blick musternd.
    "Wenn ich dir helfe, ein Schmuckstück für dich zu finden, wirst du mir helfen, eines für meine Gattin auszusuchen?"

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  • Sie lächelte...
    "Gerne, aber nur wenn du das, was du in der Hand hast sofort weglegst, denn es ist nicht besonders... schön... Wie sieht Claudia Antonia aus? Und wie kleidet sie sich?.. denn Schmuck sollte zur Person passen."


    Sie nahm ein anderes Stück in die Hand.


    "hm.. ja die Schule... nein, der Abgabetermin ist erst am 13.12, habe es aber schon gestern abgegeben... Die nächste Woche will ich die Umgebung von Rom erkunden, da habe ich keine Zeit für die Schule."


    Minervina seufzte...hatte sie schon auch die Abneigung gegen sie in der Schule verspürt.. wahrscheinlich hatte Gracchus recht, vielleicht aber auch nicht.


    "Man sollte nicht verurteilt werden, nur weil man Patrizier ist... der Pöbel sieht das ja schon als eine Art Geburtsfehler an... "- sie schüttelte den Kopf-" unglaublich,.... wobei... wir Frauen haben es ja hier um einiger leichter."


    ;)

  • Einsichtig legte Gracchus das Schmuckstück zur Seite, an seiner Schwester bot es tatsächlich keinen schönen Anblick. Es würde äußerst mühsam werden, etwas entsprechendes zu finden, welches in ihrem Antlitz nicht sogleich verblasste und gleichsam ihre natürliche Schöhheit hervorhob. Gracchus war ein äußerst feinsinniger Mensch, er erkannte Schönheit, wenn er sie vor Augen hatte. Er liebte die Betrachtung wahrer Schönheit in jeglicher Form, war es Malerei oder Bildhauerei, ebenso wie er auch der Betrachtung seiner Gattin in diesem Sinne viel Freude abgewinnen konnte, er lauschte gerne schöner Musik und schönen Worten und er genoss schöne Stimmungen, die ihn tief im Innersten zu berühren vermochten. Doch das Schicksal hatte ihn in dieser Hinsicht zu einem Konsumenten verdammt, es war Gracchus unmöglich, selbst Schönes zu schaffen, sei es von Grund auf oder auch nur aus Kobination schöner Dinge heraus. Eine schöne Frau mit einem schönen Schmuckstück noch schöner zu machen, dazu war er ebenso wenig fähig, wie die Buchstaben seiner Initialen auch nur in annähernd perfekter Weise zu Pergament zu bringen, so dass er mit der anschließenden Betrachtung zufrieden sein konnte. Mit der Besorgung von Geschenken betraute er für gewöhnlich seinen Sklaven Sciurus, welcher ein Händchen für solche Dinge hatte, und lehnte höchstens später die Dinge ab, welche ihm selbst nicht gefielen. Sciurus stand zwar nicht weit, bei den übrigen Sklaven, welche sie begleiteten, und beobachtete die Menge um sie herum, doch nun seine Meinung einzuholen war unmöglich.
    "Du solltest selbst auswählen, was dir gefällt, und ich werde dir sagen, ob es dir angemessen ist. Denn wenn es dir nicht gefällt, so wird es niemals an dir schön sein können."
    Er hoffte, sie würde dieses Angebot annehmen und nicht weiter auf seine Wahl drängen.
    "Antonia, nun, sie ist ein wenig kleiner als du, und hat eine äußerst weibliche Figur. Ihr Haar ist weich und von einem tiefen, dunklen Braun, beinahe schwarzfarben. Ihre Gesichtszüge sind äußerst sanft, wenn auch stolz, und ihre Lippen sind voll und perfekt geformt. Ihre Augen sind braunfarben und ihre Haut pfirsichweich. Sie kleidet sich nach der gängigen Mode, wenn auch natürlich nie übertrieben bunt oder schrill, und was kostbar ist, ist gerade gut genug für sie."
    Merkwürdig, wie genau er das Bild Antonias vor Augen hatte, hatten sie sich doch weder vor noch nach der Hochzeit sonderlich oft gesehen.
    "In der Tat, ihr habt es wirklich leichter. Schönen Frauen liegt Rom noch immer zu Füßen, gleich, welchen Standes sie sind, und wenn ihr euch der Erfüllung eurer Pflichten widmet, dann trägt euch Rom auch noch auf Händen. Hast du dich eigentlich schon nach einem geeigneten Ehemann umgesehen, Minervina? Oder bist du deswegen nach Rom gekommen?"

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  • Minervina nahm eine zarte Silberkette, in die ein Blutroter Rubin eingefasst war. Der Stein sah fast so aus wie ein Tropfen Blut... aber wunderschön.


    "Diese hier könnte ihr gefallen... dieses tiefe rot ist sehr einnehmend, aber da der Stein sehr zart ist, so wie das Silber, fällt er auch nicht allzusehr auf."


    Sie legte die Kette in Gracchus Hände, da auch er sie richtig fühlen sollte.


    "Und, ja, du hast recht... es wird Zeit für mich einen Mann zu finden, auch wenn das nicht der einzige Grund ist, weshalb ich nach Rom kam. und es ist schwieriger als ich dachte. Wie soll ich denn Männer kennenlernen, wenn ir schon der Ruf als arrogante Patrizierin vorauseilt. nun ja..."

  • Sinnierend betrachtete Gracchus das Kleinod in seinen Händen. Die Farbe des geschliffenen Steines erinnerte ihn an das Blut eines geopferten Tieres, wie es in dunklem Rot die eiserne Klinge einer Secespita hinablief und sich in kleinen Rinnsaalen zwischen den Pflastersteinen eines Opferplatzes verteilte. Schließlich nickte er.
    "Es ist wunderschön."
    Er reichte das Schmuckstück an Sciurus weiter, welcher sich anschließend um das Aushandeln des Preises und die Bezahlung kümmern würde.
    "Um einen Mann brauchst du dir keine Sorgen zu machen, meine Liebe. Es kommt ohnehin nur ein solcher in Frage, welcher deine Herkunft zu würdigen weiß. Ich werde mit Lucullus darüber sprechen, und vielleicht kann auch unser Vetter Felix ein wenig seiner kostbaren Zeit für ein diesbezügliches Gespräch erübrigen. Er pflegt äußerst gute Kontakte zu allen wichtigen Häusern des Reiches und arrangierte auch die Verbindung zwischen Antonia und mir. Ein Claudius wäre natürlich angemessen, doch ich sehe keine Notwendigkeit, die Beziehung zwischen unseren Familien durch eine weitere Verbindung zu festigen. Vielleicht ein Tiberius? Die Tiberier sind sehr aufstrebend in der letzten Zeit, Tiberius Vitamalacus beispielsweise wird sicherlich bald in den Senat einziehen. Ich glaube mich zwar zu erinnern, dass hier schon eine Verlobung im Raume steht, doch es ist keine sonderlich gute Partie. Zudem, Verlobungen lassen sich leicht lösen."

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  • Irgentwie bekam Minervina rote Bäckchen von diesem Gespräch.


    "Nun ja mein liebster Bruder, ich habe leider die Ansprüche unserer Mutter geerbt. Und die waren sehr hoh. Mein Herz sucht lieber einen stürmischen Soldaten, der sich nichts gefallen lässt und andere Menschen nur mit seiner Anwesenheit in der Luft zerreissen kann. Aber leider ist das utopisch und so werde ich wohl eher meinen Lebensabend mit einem dicken Senator verbringen... "


    Sie seufzte


    "So schön es auch ist eine Patrizierin zu sein, die wahre Freiheit kann man hier nicht genießen... und dass das klar ist, ich will nicht diejenige sein, weswegen sich eine Verlobung löst... auf keinen Fall!"


    Minervina hatte immernoch die alten Vorstellungen der Ehe und hoffte diese vielleicht auch ein wenig durchsetzen zu können...


    "Vielleicht bleibe ich einfach besser alleine... "


    Traurig blickte sie auf die wunderschönen Ringe und Schmuckstücke.

  • Für einen Moment verhärteten sich Gracchus' Gesichtszüge unmerklich, als seine Schwester auf die Ansprüche ihrer Mutter zu sprechen kam. Doch dies war weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit über die Verfehlungen ihrer Mutter zu sprechen, und womöglich bezog sich Minervina tatsächlich nur auf die Beziehung zwischen ihren Eltern.
    "Nun, trotz der Tatsache, dass unser Vater ein unerbittlicher Soldat war, so war er dennoch Senator. Was denkst du, weshalb sie ihre Verbindung eingegangen sind? Ich bin mir sicher, es waren vor allem politische Überlegungen, auch wenn ich manches mal in meiner Erinnerung Bilder finde, die mich glauben lassen, dass sie sich tatsächlich recht gut miteinander abgefunden hatten."
    Ein wenig beneidete er seine Eltern für solcherlei. Obwohl Antonia ihn nicht abwies, so war ihre Nichtbeachtung doch beinahe schwerer zu ertragen, vor allem und insbesondere hinsichtlich der gesellschaftlichen Pflichten.
    "Doch wir sind, was wir sind, Minervina. Niemand hat uns gefragt, die Götter weisen uns unsere Plätze in der Welt zu, wie es ihnen beliebt. Es steht uns nicht zu, an ihrem Willen zu zweifeln und es steht uns nicht zu, uns über sie hinweg zu setzen. Jeder von uns hat seine Pflicht zu erfüllen, ob sie ihm gefällt oder nicht."
    Es war immer wieder der gleiche Urteilsspruch, der so unbedarft gesprochen und doch so tiefgreifend war. Wie oft hatte Gracchus selbst seinen Vater für diese Weisheit verflucht, wie oft hatte er die Welt dafür verflucht, manches mal sogar die Götter? Da stand er nun auf den Meractus in Rom, führte seine Schwester herum, während zuhause eine Ehefrau auf ihn wartete, die er in keinster Weise begehrte, und welche möglicherweise - und hoffentlich - bereits sein Kind unter dem Herzen trugt, damit auch diese Pflicht getan war. Er hatte Caius von sich gewiesen und ihre Freundschaft zerstört, er war in den Cursus Honorum eingetreten und er würde es vermutlich wieder tun. Das alles nur aus Pflicht, weil er der war, der er war. Doch eine andere Möglichkeit gab es nicht. Er trat näher an seine Schwester heran und brachte seine Lippen nah an ihr Ohr.
    "Es gibt auch Soldaten unter den Patriziern. Unser Vetter Aristides ist noch immer bei der Legio Prima, womöglich weiß er ein geeignete Verbindung."
    Dies war alles, was er für sie tun konnte. Im nächsten Moment schon wandte er sich wieder dem Schmuck zu.
    "Nun wähle etwas für dich selbst, du hast die freie Auswahl."
    Eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen dies so war.

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  • Sim-Off:

    Doch dies war weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit über die Verfehlungen ihrer Mutter zu sprechen, und womöglich bezog sich Minervina tatsächlich nur auf die Beziehung zwischen ihren Eltern. --> alter schwede, der vespasianus war ein guter Fang (der hat sich nichts geflalen lassen!!... also bitte... ;) des hab ich gut eingefädelt.


    "Unsere Mutter hatte den Mann ihres Herzens gefunden, aber die beiden haben sehr spät geheiratet... entweder aus Zweck oder aus Liebe, wer weiss das schon, aber bei ihnen hat es funktioniert.


    Irgentwie verlegen neigte sie leicht den Kopf und flüsterte, fast ein wenig beschämt.


    "Vielleicht kannst du ja unseren Vetter Aristides einmal um seine Meinung (und Freunde)fragen..."


    Plötzlich erspähte sie ein wunderschönes funkelndes Schmückstück an einem der Stände und stürmte hin. Es war eine Goldkette mit einigen Gliedern aus Weißgold. Die Enden liefen zusammen und bildeten eine kurze Schnur, an denen wiederum Bernsteine und andere gelblich beige Steine. Das Herz der Kette war aber ein mittelgroßer, fast durchsichtiger Rosenquarz... Die Kette selbst war zwarnicht besonders kostbar. zog man aber sie an, würde das Ende fast im Dekoltee eines schönen Kleides verschwinden und so einige Blicke an sich binden. Sie war perfekt.


    Minervina blickte zu Gracchus.


    "Ausserdem wollte ich noch etwas fragen. Antipater lud mich ein auf ein Fest der Ishtar zu gehen, und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mit mir othin gehen würdest... denn alleine wäre mir das unangenehm. (Epsitola)

  • Sim-Off:

    Ich meinte nicht Vespasianus mit den Verfehlungen. ;)


    Auch des nächsten Kleinodes nahm sich Gracchus an, betrachtete es in seiner Hand liegend und hielt es schließlich vor Minervinas Hals. Die gold-gelbfarbenen Steine funkelten in der Sonne und harmonierten wunderbar mit ihrer blassen Haut, ohne allzusehr hervorzustechen. Gracchus neigte den Kopf ein wenig und ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab. Das Schmuckstück wanderte zu Sciurus, welcher sich um alles weitere kümmerte. Gracchus indes wandte sich wiederum seiner Schwester zu und hob fragend die Augenbrauen.
    "Antipater ... wer?"
    Ein Mann jenes Namens war ihm weder näher bekannt, noch überhaupt bekannt, zumindest soweit er sich erinnerte. Natürlich war sein Namensgedächtnis auch nicht sonderlich gut, für solcherlei hatte er für gewöhnlich Sciurus, doch jener war noch in den Zahlungsmodalitäten die Kette betreffend inbegriffen. Einzig die Epigramme des Antipatros von Sidon kamen ihm in den Sinn, doch jener Herr war bereits vor langer Zeit über den Styx gereist.

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  • Sim-Off:

    was dann verfehlung? i steh auf der Leitung


    Sein Name lautet Sextus Pompeius Antipater... Soweit ich weiss ist er erst vor kurzem hier in Rom eingetroffen. Er sprach mich einst am Forum an und sagte er habe früher mit unserer Mutter zusammengearbeitet. Nun ja, und letztens bekam ich einen Brief... und da es sich nicht schickt, für eine Patrizierin alleine auf Feste oder dergleichen zu gehen, wollte ich dich fragen ob du nicht mitgehen würdest.


    Mit großer Freude blickte sie hinter Gracchus und verfolgte mit den Augen was mit dem Schmuckstück geschah...

  • Sim-Off:

    PN


    Auch der volle Name brachte keine plötzliche Erkenntnis und je mehr Gracchus darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, einen Mann dieses Namens tatsächlich nicht zu kennen, was durchaus mit der Tatsache in Einklang lag, dass jener erst seit kurzem in der Hauptstadt weilte.
    "Erwähnte er die Art dieser Zusammenarbeit?"
    Mit einer beinahe unwirschen Handbewegung wischte er jegliche Begweggründe, diese Art der Zusammenarbeit näher zu beleuchten, hinfort.
    "Nun, eine Bekanntschaft wäre ohnehin nur marginal, erachte ich den Kultus der Ishtar doch kaum für geignet, weder für dich, noch für mich. Wir haben genügend eigene alte und mächtige Götter, als dass wir uns der Verehrung einer Gottheit Fremder und Verzweifelter zuwenden müssten. Ishtar ... wenden sich die Ostvölker nicht aus gleichem Grund an sie, aus welchem wir uns der Venus Erucina zuwenden? Davon abgesehen, dass auch deren Festlichkeiten kein Ort für dich wären, weshalb sollten wir unsere eigenen Götter unter fremdem Namen verehren? Es wird geignetere Festlichkeiten geben, um dich in die tatsächlich bedeutende Gesellschaft Roms einzuführen, Minervina, du brauchst nicht jeder beliebigen Einladung zu folgen."

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  • Minervina war schon ein wenig verdutzt. Meinte ihr Bruder etwa, dass sie diese Einladung nur der Einladung willen annahm, oder dass sie naiv war?


    "Es geht mir nicht darum in die Gesellschaft eingeführt zu werden, es geht mir auch nicht darum mich von meinen Göttern abzuwenden, sondern es geht mir darum etwas Neues zu lernen.


    Das Fremde weckt zwar Angst in uns, aber wir dürfen uns niemals davon abwenden. Ishtar ist nicht wie die Venus, Ishtar ist meines Wissens ein wenig mehr. Ich will damit natürlich nicht andeuten, dass ich unseren Göttern abtrünnig werde, nur denke ich eins:


    Ist es nicht klüger eine neue Richtung dieser Art wenigstens zu Achten. Denn nur dann hat sie keinen Nährboden um später unseren Göttern gefährlich zu werden. Wenn wir diesen Weg einschlagen und es zumindest tollerieren, dann würde es diesen Nährboden nie geben.


    Ich wurde dazu erzogen in dieser Hinsicht offen zu sein, denn in Ägyptus gibt es viele verschiedene Glaubensrichtungen, aber vor allem ist hier alles von den ägyptischen Gottheiten geprägt. Und doch gab es nie Konflikte, da man jede Richtung - außer boswillige menschenverachtende - akzeptierte."


    Ein wenig entäuscht sah sie ihn an. Wusste sie nun nicht an wen sie sich wenden sollte... aber egal...


    Und nein, mein Bruder, keine Zusammenarbeit, nur ein Zusammeinsein ist ausschlaggebend bei dieser Einladung.

  • Ihre Worte brachten Gracchus dazu seine Schwester mit einem tadelnden Blick zu bedenken.
    "Es geht nicht um fremde Götter, denn diese Götter sind völlig irrelevant und unerheblich. Sie mögen vor sich hinvegetieren bis sie endgültig aussterben und diejenigen, welche sich in ihrer Verzweiflung an sie wenden, beglücken. Bist du verzweifelt, Minervina? Wenn dies so ist, wende dich vertrauensvoll an die Götter deines Volkes, sie werden dir ihre Gunst nicht verwehren. Doch die Feste fremdländischer Götter zu feiern, dies ist wie ... wie einem ausländischen König zu huldigen. In Rom gibt es genügend Wissen, um ein ganzes Leben mit dem Studium dessen zu füllen. Wenn du es wünschst, so werde ich dir alle Schriften besorgen, welche du lesen möchtest, du wirst dich vor neuem Wissen nicht mehr retten können. Doch bei den Göttern, Minervina, halte dich von diesen östlichen Kulten fern."
    Das Thema war nicht unbedingt geeignet, auf den Märkten Roms erörtert zu werden, doch es war dazu geeignet, Gracchus dies beinahe vergessen zu lassen. Seine Stimme wurde ein wenig leiser, zugleich jedoch eindringlicher.
    "Diese Naivität hat unsere Familie schon einmal in Schwierigkeiten gebracht, und wären die Götter, die römischen Götter, nicht so gnädig gewesen ..."
    Er stockte und sog scharf die Luft ein.
    "Es hat ihn in sein Verderben gerissen und unsere Familie beinahe mit. Ich werde nicht zulassen, dass du ihm auf diesem Weg folgst, Minervina. Achte diese Götter meinetwegen, doch tue es aus der Ferne, und nicht indem du an ihren hemmungslosen Feierlichkeiten partizipierst."

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  • Minervina sah ihren Bruder fast ein wenig entrüstet an.


    Ich sagte, mein lieber Bruder, dass ich nur den einzig waren Göttern huldige, nämlich den römischen und dass ich dort nur beiwohnen wollte. Es ging um nichts anderes.. und wenn du schon wieder auf unsere Mutter zurückkommenwillst dann hast du wohl einiges falsch verstanden, denke ich, denn sonst würdest du anderst über sie denken.


    Sie schüttelte den Kopf... was dachte ihr Bruder nur über sie... reine Neugier lies sie daran denken, an dieser Einwehung einer Kopta beizuwohnen, sonst nichts... irgentwie reagierte er hysterisch.


    Aber wie du willst...


    sagte sie kalt


    ..wenn ich nur das tun darf was mir andere vorschreiben...


    sie sah ihn an


    ...das nennt man dann wohl Patrizier..


    wieder blickte sie zu Boden


    ... unsere Mutter tat was sie wollte...

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