Truppenappell der Legio I

  • Während sie sich unterhielten, marschierten die Soldaten in geordneten Reihen zurück zu ihren Unterkünften und Septima warf ab und einen kurzen Blick zur Seite, denn dieser geordnete Abgang beeindruckte sie ebenso, wie die Masse an Soldaten.
    Ahhh, der Atorius war also verheiratet und seine Frau lebte ebenfalls hier? „Ich bin schon jetzt gespannt darauf, deine Frau kennen zu lernen.“ erwiderte sie lächelnd und nickte dem Atorier zum Abschied zu. Somit wäre sie nicht die einzige Dame unter den Herren.
    Ursus hatte, wie nicht anders zu erwaren, noch einiges zu tun und sie verabschiedete sich mit einem kurzen Kuss auf seinen Mund von ihm. Dazu musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen und gab anschließend Cimon ein Zeichen dass sie gehen würden. „Ich werde auf dich warten.“ versicherte sie ihrem Gemahl und ging anschließend mit Cimon zusammen zurück zum Praetorium. Auf dem Rückweg ließ sie sich die einzelnen Gebäude, an denen sie vorbei kamen, von Cimon erklären und auch wie das Lager aufgebaut war. Die Größe beeindruckte die junge Frau jedoch mehr, denn es war ein ganz schön langer Weg bis zum Praetorium.

  • Reatinus erwiderte die Einladung mit einem warmen, freundlichen Lächeln. Es war Ursus ernst, dass Reatinus kam, man merkte es ihm an. Gerne hätte Reatinus auch Crispina mitgenommen. Doch er wusste nicht, ob sie mitkommen würde. Ursus zu sehen, würde sie womöglich an Germanien erinnern. An ihre Vergangenheit. Sie hatte sie noch nicht hinter sich gelassen und vielleicht war sie noch nicht so weit, neue Kontakte zu knüpfen. Reatinus brauchte eine Ausrede.


    "Sie fühlt sich nicht gut... sie ist aus Germanien hergereist. Ich schätze, die kalten Alpen sind ihr nicht wohlbekommen. Dennoch werde ich ihr eure Einladung übermitteln. Ich danke euch", nickte Reatinus anerkennend. Natürlich war sie nicht krank - doch was sollte er sagen?

  • Gemäß Befehl formierten sich die centurien auf dem campus. Die meisten Soldaten waren mehr neugierig als angespannt, dass so kurzfristig und ohne offenkundigen besonderen Anlass ein Apell angesetzt worden war.


    Licinus centuria war eine der letzten, die sich auf dem campus formierte, bevor der praefectus castrorum das tribunal betrat und mit der Stimme eines Donnergottes rief:


    "Militeeeees! State!



    Aciiiieeees dirigite!



    Ad adventio legati! Oculos vostros aaaaaad sinistram!"


    Als der legatus und der Stab dann auf dem tribunal angekommen waren meldete, nach einem kurzen Austausch von Grüßen


    "Melde legio prima traiana vollständig angetreten!"


    Was im Klartext natürlich hieß ohne Wachen, Kranke und Vexillationes

  • Zusammen mit den anderen Soldaten seiner centuria war auch Priscus auf den campus marschiert und hatte sich eingereiht. Die Rüstungen glänzten, alles war wie immer poliert und eingefettet.


    Neugierig warteten die Männer auf das Erscheinen eines der Offiziere, die für diesen Appell verantwortlich waren.

  • Wie immer in der letzten Reihe seiner Centurie stand auch Optio Priscus und blickte nach vorne. Der unerwartete Appell kam tatsächlich überraschend und versprach daher interessante Neuigkeiten. Fragte sich nur, ob diese eine willkommende Abwechslung im Alltag sein würden oder mehr Arbeit bedeuteten sollten. Der Optio hoffte auf das erste, rechnete aber mit dem zweiten.

  • Wahrscheinlich für Nichts und nochmal Nichts wurden die Legionäre auf den großen Platz gerufen um dort in Reih und Glied auf irgendetwas zu warten. Während das Zeremoniell, die Begrüssung der Offiziere untereinander von statten ging standen die Tirii in der letzten Reihe.


    Matinius setzte den gelangweilten Gesichtsausdruck auf wobei es ihm innerlich ziemlich reizte den Oprio nach dem Grunde auszufragen. War aber eher eine dumme Aktion im Zuge des Appells nun zu tuscheln dachte er bei sich und verharrte daher mundtot in der Linie.

  • Der Aufmarsch der Truppen blieb selbst im Praetorium nicht unbemerkt, weshalb Septima mit einem kleinen Gefolge aus Sklaven ebenfalls auf dem campus der Legio I erschienen war. Der Anblick der gesamten Legio versetzte sie immer wieder in Erstaunen und inzwischen wusste die Frau des Legaten, dass etwas wichtiges anstand, wenn ihr Mann einen Apell ohne große Vorankündigung befahl.


    Septima lächelte und nickte den bereits anwesenden Offizieren auf dem tribunal zur Begrüssung zu und stellte sich etwas abseits dazu. Neugirieg musterte sie ihren Gatten, der deutlich angespannt wirkte. Was mochte passiert sein?

  • Nachdem die gesamte Truppe Aufstellung genommen hatte, betrat auch Ursus in Begleitung der Tribune die Tribüne, von der aus er sprechen wollte. Es war nur sehr wenig Zeit gewesen, die Rede vorzubereiten. Sie durfte nicht lang sein, mußte den Männern aber mehr bieten als die reine Information. Sie mußten spüren, daß sie sich seiner Führung anvertrauen konnten. Ob ihm das gelingen würde?


    Äußerlich ruhig wartete er den Moment, bis alle Männer verstummten und Ruhe eintrat. „Männer der Prima“, begann er und blickte ernst über die große Menge an Soldaten. Die Seuche mochte viele Opfer gefordert haben, aber die Legion war immer noch eine kampfstarke Truppe. „Ein großer Verlust hat das römische Imperium getroffen. Und ich wage zu behaupten, uns hier in besonderem Maße. Der Kaiser, unser geliebter Kaiser, dem unsere ganze Treue gehörte und dem wir überall hin gefolgt sind und folgen wollten, - ist tot.“ Die Nachricht war zu ungeheuerlich, um ohne Pause weiterzumachen. Unruhe entstand und Ursus wartete ab, bis sich alle wieder beruhigt hatten. „!Diese Nachricht allein wäre schlimm genug, doch es ist noch viel schlimmer. Der Kaiser starb nicht an seiner verzehrenden Krankheit, sondern wurde heimtückisch ermordet. Er und seine Frau und ebenso sein Sohn.“ Es hatte keinen Sinn, irgend etwas verschweigen zu wollen. Die Nachricht darüber würde Mantua sehr bald erreichen. Auf allen möglichen Wegen.


    „Männer, die Mörder werden gefaßt werden, dessen bin ich mir sicher! Sie werden für diese heimtückischen Morde bezahlen! Was wir dazu tun können, werden wir tun!“ Was aber vermutlich kaum etwas sein konnte. Zumal Ursus gar kein Interesse daran hatte, die wahren Verschwörer ans Messer zu liefern. „Wir müssen jetzt unsere Augen und Ohren offen halten. Wachsam sein. Dürfen uns nicht blenden lassen. Viele Dinge können und manche werden geschehen. Unsere Aufgabe wird zunächst sein, ein Chaos zu verhindern. Später werden wir vermutlich kämpfen müssen. Und wir werden bereit sein! Wir werden kämpfen! Für ein Rom in Sinne des Kaisers, dem wir unsere Treue geschworen haben. Für unseren Valerianus!“

  • Der Optio sah sich in seiner Befürchtung bestätigt, dass die Nachricht erstens interessant war und zweitens keine willkommene Abwechslung. Vielmehr war sie einfach ein Schock. Was dazu führte, dass der Optio erst einmal gar nicht mehr weiter nachdachte über irgendwas. Dafür gab es schließlich Offiziere, die zu sagen hatten, wie es weiter ging. Ihm selber war gerade in diesem Augenblick mit dieser Nachricht schlicht die Person abhanden gekommen, auf die er seinen Eid geleistet hatte. "Für Valerianus! Divus Valerianus!", brüllte er erst einmal und war damit nicht alleine.

  • Ein Schlag in die Magengrube wäre leichter ertragen worden als diese Nachricht.


    Der Kaiser...tot. Matinius blickte geschockt zum Legaten nach vorne. Das war eine schlechte Nachricht. Und dass die Familie des Kaisers ebenso ermordet...ERMORDET...wurde machte alles noch schlimmer. Matinius stand wie versteinert da und konnte es nicht fassen. Ein Seitenblick zu Tallius zeigte deutlich dass sich dieser ebenfalls geschockt war.


    Für Valerianus. rief nun der Matinier ebenfalls und wusste nicht so recht ob es wirklich gut war.

  • "Oculos prosam!" brüllte er Lagerpräfekt aus vollem Hals, als die Begrüßung vollzogen worden war und die Köpfe der Soldaten richteten sich wieder.


    Licinus war schon vor der Begrüßung aufgefallen, dass die Ehefrau des legatus mit auf dem tribunal erschienen war. Prompt setzte auch hinter ihm, und nicht nur hinter ihm, ein leises Gemurmel ein, dass von den Offizieren jedoch schnell unterbunden wurde.
    In Licinus Fall reichte ein durch die Zähne gepresstes "Ssssshhhsst!", um seine Männer ruhig zu stellen. Er würde den legatus mal vorsichtig darauf hinweisen müssen, dachte er.


    Dann begann der Aurelier seine Ansprache. Schon die ersten Worte zeugten von einem Geschick im Umgang mit der Einheit, die er kommandierte. Männer der prima, das waren sie, nicht einfach nur Soldaten, sondern die besten.


    Vereinzelte Stimmen erhoben sich in der Kunstpause, aber keiner der centurionen sah sich gefasst, etwas dagegen zu unternehmen. Auch Licinus, der deutlich weniger überrascht war, als der Rest, sagte nichts. Ohnehin herrschte wieder schweigen, sobald der legatus wieder sprach und den zweiten, noch schockierenden, Teil der Nachricht aussprach.
    Diesmal nurnoch stummes Entsetzen in den Rängen. Schweigen, bis es wieder von dem Aurelier durchbrochen wurde.
    "Für Valerianus! Divus Valerianus!" rief auch Licinus. Die Masse der Stimmen, die rief klang nicht traurig, nicht freudig wie sonst meist, wenn der Kaiser ausgerufen wurde. Vielmehr lag Grimm in ihr, der legatus hatte eine gute Rede gehalten, die Soldaten wollten ihren Oberbefehlshaber rächen. An wem wussten sie nicht, aber sie würden bereit sein.


    Und ganz nebenbei hatten sie den verblichenen Kaiser zum Gott ausgerufen.

  • Priscus traute seinen Ohren kaum. Der Kaiser war tot???? Nicht an der Krankheit gestorben sondern ermordet???
    In seinem Kopf begann es fieberhaft zu arbeiten, er hörte das Gemurmel der Männer neben sich überhaupt nicht, auch die Worte des Legaten drangen nicht mehr zu ihm durch. Hatte nicht Axilla etwas vom machtgierigen Praefectus Urbi erzählt? Die Stadt hatte vor Gerüchten geschwirrt, manch einer glaubte zu wissen, der Kaiser sei schon längst tot und der PU hätte schon lange die Fäden der Macht in seiner Hand... Vor allem, wie ging es Seneca? Er war bei den Praetorianern, musste jetzt wahrscheinlich für Ordnung sorgen...


    Aus seinen Gedanken riss ihn das Schreien der Männner. "Für Valerianus!! Divus Valerianus!!" stimmte er in die Rufe ein, aber nur halbherzig. Irgendwo in seinem Magen war ein Eisklumpen, so wie damals, als er die Nachricht vom Tode Narcissas erhalten hatte. Die Zukunft sah düster aus.

  • Langsam kehrte wieder ruhe ein unter den Männern, die ihre Verehrung für den verstorenen Kaiser und vielleicht auch ein wenig die Wut auf seine Mörger herausgeschrien hatten. Nun war Priscus gespannt, wie es weiter gehen würde. Hatte der Legatus noch eine Ankündigung zu machen? Würden sie wirklich nur bereit sein müssen, oder würden sie wirklich kämpfen müssen?

  • Die Männer stimmten in den Ruf ein. Divus Valerianus. Erleichterung machte sich in Ursus breit, jedoch zwang er sich, dies nicht zu zeigen. Das lief besser, als er gehofft hatte. Die Männer hatten die richtige Einstellung, damit ließ sich arbeiten. Langsam trat wieder Ruhe ein. Ursus erhob wieder seine Stimme, als er die fragenden und erwartungsvollen Blicke sah. „Valerianus wird, wie auch die Götter, über uns wachen, Männer! Unsere Treue zu ihm wird uns die nötige Stärke verleihen! Die Götter blicken wohlgefällig auf den, der treu zu seinem Wort steht! Und sie blicken wohlgefällig auf den, der zu handeln weiß und mutig ist! Wir werden kämpfen müssen, dessen bin ich sicher! Und wir werden auf der richtigen Seite kämpfen, dafür werde ich sorgen! Gegen die Feinde Roms! Bis es soweit ist, werden wir uns vorbereiten. Ausgang wird es ab sofort nur noch für die dringendsten Angelegenheiten geben. Wir müssen uns marschbereit halten. Ich bin sicher, in wenigen Tagen schon werden wir wissen, wer der Feind ist, den es zu bekämpfen gilt. Dann werden wir bereit sein. Und wir werden handeln, wie Valerianus es von uns erwarten und auch fordern würde! Die Prima war immer die Legion des Kaisers! Und wird es immer sein! Für den Kaiser! Für Rom!“

  • Vorbereiten, ja das war wohl das Gebot der Stunde. Oder eher der Tage, wie Licinus befürchtete, und nicht nur wenige.
    Und auch Ursus glaubte nicht so wirklich dran, wie er aus dem Gespräch zuvor wusste.
    Ansonsten appelierte er wieder an den Nerv genau dieser legio, die sich immernoch als die des Kaisers verstand und das wohl so lange tun würde, bis man sie aus Italia ans Ende der Welt verlegte.
    "Für den Kaiser! Für Rom!", so schallte es jetzt aus tausenden Kehlen. Ersterer war tot, aber das letzte würde ewig sein.
    Die Soldaten trommelten gegen ihre Schilde und verursachten den bekannte bestialsichen Krach, während sie riefen.

  • "Für den Kaiser!!! Für Rom!!!" brüllten die Männer, die Schwerter schlugen gegen die Schilde und Priscus glaubte taub zu werden.
    In seinem Kopf arbeitete es schon die ganze Zeit. Er kannte die Geschichte, seine Ahnen waren schon einmal an einem Bürgerkrieg beteiligt gewesen. Er hoffte nur, dass es Axilla und den anderen gut ging und sie nichts mit der ganzen Sache zu tun hatten. Nun hieß es Vorbereiten... Und wieder warten, bis sich die Fronten klärten. Auf welcher Seite würde Seneca stehen? War er in Gefahr? Er würde einen Brief schreiben müssen.

  • "Für den Kaiser!!! Für Rom!!!" kam es fast gleichzeitig aus unzähligen Kehlen und der Klang der Schwerte welche hart und dröhnend gegen die Schilde prallten erfüllten den Platz mit einem fast unerträglicher Geräuschpegel.


    Hier warf sich nun eine Frage auf die mich beschäftigte. Wer wusste welche Seite die richtige war? Wer konnte sagen welche Ziele die richtigen waren? Der Kaiser war tod und niemand konnte beanworten wer nun dessen Nachfolger sein würde.
    Dabei kam mir der Gedanke meinen Onkel zu kontaktieren denn schliesslich war er Senator und wusste sicher über einiges bescheid. Während nun die Legio I am Campus stand und sich Ohrenschäden und heißere Kehlen verdiente überlegte ich mir wie ich meinen Onkel erreichen konnte. Aus dem Castellum zu kommen war nicht gestattet und sich unerlaubt zu entfernen war eine ziemlich ungüstige Art eine Laufbahn im Heer weiterzuführen.

  • "Für den Kaiser! Für Rom!", stimmte auch Priscus in den erneuten Schlachtruf ein. Was er von seinem Legaten gehört hatte, reichte ihm, um zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Bereithalten und warten, bis der Feind sich zeigte, dann zuschlagen. Das klang in den Ohren des Optios nach einem ziemlich vernünftigen Plan.

  • Der Tag war noch sehr jung. Dunst lag über den Wiesen und Feldern rund um Mantua. Es war noch angenehm kühl zu dieser Stunde, doch schon bald würde die Sonne sich durchsetzen und die Männer, die mit ihrer vollständigen Ausrüstung antraten, zum Schwitzen bringen. Ursus war ebenfalls abmarschbereit. Um sein Gepäck kümmerten sich die Sklaven. Seine Frau und seinen Sohn hatte er auf ein Landgut der Germanicer geschickt, dort würden sie hoffentlich in Sicherheit sein. Sobald seine Männer sich versammelt hatten, würde er ein paar Worte an sie richten, bevor sie dann losmarschieren würden. In wenigen Tagen schon konnten sie sich dann mit den Truppen aus Germanien vereinigen.

  • Licinus führte seine Männer auf den Platz.
    Es war eine ungewöhnliche Parade, denn anstatt der üblichen extrablankpolierten Uniformen sah man dieses Mal hauptsächlich Militärmäntel. Und jeder einzelne der Männer hatte die sarcina geschultert. Am Rand des Platzes standen die mulis beim übrigen Tross und alles wirkte ein wenig improvisierter, aber auch angspannter, als es sonst der Fall war.


    Fast direkt vor dem tribunal erscholl es dann:


    "Consistite!"

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