Truppenappell der Legio I

  • Dann kamen die equites angeritten. Die Kommandos des decurio und der Unterführer hallten über den campus. Außer dem Schnauben der Pferde und dem Klappern ihrer Geschirre war sonst nichts zu hören.


    Dann reihten sie sich ein, wie immer auf dem rechten Flügel. Alles lief wie am Schnürchen ab, so wie sie es gelernt und oft durchexerziert hatten. Und da standen sie wie zur Parade, aber nicht für eine Parade. Sie waren wie für ein Manöver ausgerüstet, nur dieses Mal mit Zusatzrationen an Verpflegung und ihrer Spezialwaffe.


    Der decurio ritt zum primus pilus und meldete aus dem Sattel.


    "Nuntio. Turma I vollzählig angetreten. Marschbereitschaft hergestellt, centurio."

  • Es lag etwas besonderes in der Luft. Nichts war so wie immer. Man konnte spüren das etwas geschichtsträchtiges passieren würde, vielleicht nicht heute oder Morgen. Aber es begann mit dem Antreten.
    Leicht nervös stand Fontinalis in den Reihen der Männer

  • Es hätte ausgesehen wie bei einem der üblichen Übungsmärsche, wäre nicht die ganze Legion auf den Beinen gewesen. Mehr Lärm als sonst lag in der Luft, als sich Priscus am Ende seiner Centurie auf den Campus schob. Es war erst die zweite Stunde, aber er war schon seit Stunden auf. Er hatte die Männer kontrolliert, die Räumung der Stuben, die Beladung der Tragtiere, um dann seinem Centurio Meldung zu machen, der das meiste davon trotzdem noch einmal selber kontrollierte. Es war eben doch kein Übungsmarsch, der hier anstand, sondern Ernst.

  • Gedrückt war seine Stimmung. Weder Lucilla noch Marei hatte er zum Abschied sehen können. Das, was er nie dachte, dass es eintrat geschah an diesem Morgen. Die Legion marschierte. Großes Antreten auf dem campus in voller Ausrüstung. Mit der Versetzung zu den Eques wurde es vorerst nichts. Das schriftliche Einverständnis war noch nicht da. Verständlich, die Legion rückte aus. Nach dem Feldzug, wenn es ein danach gab. Eiskalt lief es ihm über den Rücken. Sollte seine Freiheit auf dem Schlachtfeld ein Ende finden? Er wusste wie es auf dem Schlachtfeld zu ging. Es war nicht seine erster krieg in den er zog. Nein, niemals, da waren Lucilla und die kleine Marei. Er durfte sie nicht enttäuschen und im Stich lassen.
    Diesmal zog er für Rom gegen Rom ins Feld. War das überhaupt sein Krieg? Raushalten ging nicht mehr. Er hatte sich als Römer ausgegeben und war laut Tabula ein Römer. Er diente in der Legion. Es war sein Krieg auch wenn es ihm nicht schmeckte.


    Optio Tallius hatte sie und ihre Ausrüstung ausgiebig geprüft, bemängelt, Mängel wurden abgestellt. Die Centurie war marschbereit und stand auf dem campus. Marius stand neben Antias. Es brauchte keine Worte zwischen den beiden um sich zu verständigen. Einer stand für den anderen ein.

  • Es dauerte nicht lange, bis Ruhe eingekehrt war. Ursus trat vor und schaute ernst über die geordnet dastehenden Männer. „Soldaten der Prima! Es ist soweit! Wir haben den Feind eindeutig feststellen können: Vescularius Salinator ist der Mann, der für den Tod unseres geliebten Kaisers verantwortlich ist! Der Mann, den Valerianus für seinen besten Freund hielt und der sich nun angeeignet hat, was des Valerianus war! Ihr werdet euch fragen: Stimmt das auch? Und ich versichere euch: Ja, es stimmt! Der Bruder unseres geliebten Valerianus, der ehrenwerte Consular Lucius Aelius Quarto ist hier und so wie wir will auch er, daß der Mörder seines Bruders hinweg gefegt werden muß aus Rom! Vescularius Salinator ist der Mörder des Kaisers! Vescularius Salinator ist der Feind Roms! Nieder mit Vescularius Salinator!“ Ursus hob die Faust während er dies ausrief und hoffte, die Männer würden in diesen Ruf mit einstimmen.


    Als wieder Ruhe eingekehrt war, ergriff Ursus abermals das Wort. „Wir werden nun losziehen, uns mit Truppen aus Germanien vereinigen, die so wie wir keinen Kaisermörder als Kaiser akzeptieren können, und mit ihnen gegen jene kämpfen, die sich von dem Mörder haben blenden lassen und ihm folgen! Ihr werdet fragen: Wer soll Kaiser sein? Und ich habe die Antwort für euch: Cornelius Palma hat sich dazu durchgerungen, diese ungeheure Verantwortung zu tragen. Er wird das schwere Erbe des Valerianus antreten, so es uns gelingt, den Tyrannen zu vertreiben. Laßt uns Salinator entgegentreten und ihn vernichten! Rächt Valerianus! Für Rom! Für Cornelius Palma!“

  • Es lag eine gewisse Spannung in der Luft. Das konnte man bereits beim Antreten und ausrichten der Formantion erkennen. Was dann kam war die ansprache des Legaten. Das der aktuelle Kaiser nicht der rechtmäßige war, das wusste jeder. Aber wer das schwere Erbe antreten sollte, das wusste Fontinalis nicht. Er hörte zwar den Namen, konnte damit nichts Afangen.
    Stolz brüllte Fontinalis mit, so Laut er konnte.
    Rächt Valerianus! Für Rom! Für Cornelius Palma!“

  • Die Rede des Legaten war klar und eindeutig. Für einen alten Optio wie Priscus war dies genau richtig. Jetzt wussten sie also, wo der Feind stand. Priscus hatte keine Ahnung warum und wieso, und irgendetwas tief in seinem Innersten sträubte sich noch dagegen, auf Rom zu ziehen, aber er unterdrückte es mit anderen Gedanken. "Rächt Valerianus!", brüllte er mit, denn das war einfach. "Für Rom!", brüllte er mit, denn das ging immer. "Für Cornelius Palma!", brüllte er mit, denn wessen Namen hätte er sonst rufen sollen? "Mars mit uns!", brüllte er dann, denn das war wichtig. "Lasst Quarto zu und sprechen!", forderte er dann noch, auch wenn es im allgemeinen Gebrüll sicher nur schwer zu hören war.

  • In diese Lage hatte er sich selbst gebracht. Ein Krieg der Römer in er geraten war. Das er gegen Römer zog störte ihn nicht, es rief keine positiven oder negativen Emotionen hervor. Er trug einen römischen Namen, das hieß noch lange nicht, dass er einer war. Nicht auffallen mitbrüllen. Er kannte keinen der Römer, weder den Guten noch den Bösen. Mars dagegen, das war einer den man kennen musste. Der Gott des Krieges, für den lohnte es sich zu brüllen. Er sollte ihnen Kraft schenken.
    " Für Mars, Mars mit uns!!!" Antias stimmte in das allgemeine Rufen, Schreien, Brüllen mit ein und reckte die Faust gen Himmel.

  • "Rache für Valerianus! Tod dem Verräter!"
    brüllte auch Licinus im Chor mit seiner centuria.


    Wie schön schwarz weiß gefärbt die Welt doch sein konnte, wenn man es nur zuließ. Bekam der einfache Soldat, ja sogar der durchschnittliche centurio für einen möglicherweise zweifelhaften Fall ein klares Ziel bekam, die Rache, eienn Feind, Vescularius, und natürlich einen Hoffnungsträger, Palma, serviert, so war er zufrieden. War er dann noch versorgt und versprach man ihm die Unterstützung der Götter, so hatte man zumindest für die ersten Züge einen motivierten Soldaten. Zumindest bis zum ersten Gefecht.
    All diese Gedanken hätten Licinus kommen können, würde er nicht im Grunde seines Herzens zu diesen Soldaten zählen. Mehr noch, er vertraute seinem Legaten und hätte nie erwartet, dass dieser sie alle gerade hinters Licht führte. Stattdessen rief stimmte er ein
    "Für Rom!"
    erkannte aber immerhin die Ironie in diesem Ruf, ging es doch eigentlich gegen Rom, bzw. den aktuellen Machthaber.


    Was seine Gedanken jedoch bei aller Kampfesbegeisterung nicht verließ war ein kleines Mädchen in einem hellblauen Kleid. Hatte er alles gut genug vorbereitet, dass seinem kleinen Schatz nichts passieren konnte.
    Sein angenommener Sohn würde sicherlich auf sich selbst aufpassen können.
    Und dann war da noch Marei. Wie würde es dem Sklavenmädchen in der nächsten Zeit gehen. Wo war der Haushalt des legatus eigentlich untergebracht?

  • Publius war alles andere als mit Feuer und Flamme blindlings ins Verderben zu rennen. Er war noch zu jung um zu sterben. Rundherum brüllte jeder HURRA...also ob es zu einem Volksfest ginge wo es Freimet gab und Rinder am Spieß ihre Runden drehten.


    Leicht schüttelte er den Kopf. Doch was sollte er schon anderes machen können. Aus Rom kam keine Nachricht von seinem Onkel. Geld hatte er nicht da der Sold zu gering war um wirklich etwas ansparen zu können und er befürchtete dass der Zahlmeister ihm höchstens das Schwert zwischen die Rippen stoßen würde wenn er das Gesparte verlangte um die Legion verlassen zu können.


    Er jubelte nicht.

  • Nervös hörte Priscus die Rede des Legaten. Also hatten die Gerüchte, dass der Kaiser nur durch Nachhilfe des Vesculariers gestorben war, sich bewahrheitet. In Rom saß ein Monster auf dem Thron und regierte nach seinem Gutdünken. Als die Männer begannen zu brüllen, riss Priscus sein Schwert aus der Scheide, wie so manche anderen Kameraden und stieß es in die Luft.


    "Für Rom, für Cornelius Palma!!!! Rache für Valerianus!!!!!"


    Er war so voller Freude, dass es endlich in den Kampf ging, gegen den Tyrannen.... Plötzlich griff eine eisige Hand nach Priscus´Magen: Seneca! Sein Vetter, der bei den Prätorianern diente und für den Schutz des Vesculariers mit verantwortlich war. Was war mit ihm? Hatte er zwischenzeitlich erkannt, wem er diente und sich heimlich aus dem Staub gemacht? Oder würden sie in den Straßen von Rom gegeneinander kämpfen müssen? Ging es überhaupt nach Rom? Zuerst doch wohl in die andere Richtung, zu den Verbündeten. Blass um die Nase steckte Priscus sein gladius weg. Plötzlich drückte das Gepäck unangenehm und auch die Rüstung schien schwerer zu sein, als noch vor wenigen Augenblicken.

  • Die Tirones hatten einiges zu tun. Sie mussten abmarschbereit, in 30 Minuten, vollzählig am Campus erscheinen. Dies brachte einige Unruhe in die Menge der Auszubildenen was sich auch auf das Erscheinungsbild und Pünktlichkeit niederschlug.


    Fontinalis stand, in den Augen Publius sichtlich mürrisch, am Platz und betrachtete das Treiben welches sich bunt vor ihm abspielte. Publius, momentan die linke Hand des Centurios, blickte eher teilnahmslos zu wobei ihm doch der Eine oder Andere Gedanke durch den Kopf wabberte.


    Wenn das mal gut geht murmelte Avianus aber so laut dass es der Centurio auch noch hören konnte.


    Bisher waren ca. 3/4 der Rekruten am Platz angetreten und formierten sich. Pilii standen bei Fuß und das Gepäck lastete am Rücken. Der Tag würde wohl viel Sonne bringen denn die wenigen Wolken zogen vom Süden her über Mantua hinweg.

  • Die Tirones strömten von ihren Unterkünften auf den Campus, so wie es befohlen war. Flavus war mit seinem Contubernium einer der schnelleren und stand wie immer in der ersten Reihe. Seine Ausrüstung auf dem Rücken und das Pilum bei Fuß, knotete er noch schnell die Bänder seines Helmes zusammen und wartete mit den anwesenden auf den Rest, der nach und nach anmarschierte. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr und die Laune des Centurios war anscheinend nicht Wetterabhängig!



    Doch es schafften alle Tirones in der vorgegebenen Zeit auf den Campus, wobei sich Flavus dachte, dass sie im Ernstfall sicher keine halbe Stunde hätten um einsatzbereit zu sein.


    Gespannt standen die Tirones da und warteten, darauf was sich die Ausbildner heute für sie ausgedacht hatten.

  • Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis alle Tirones endlich am Platz standen und die Formation geschlossen wurde.


    Fontinalis Gesicht glich dem einer Bulldogge und jeden Moment konnte man glauben er würde gleich dem nächstbesten an die Gurgel springen.



    Tirones. Avianus trat hinter dem Centurio hervor und blickte zu den Männern.


    Ihr habt gerade bewiesen dass Mädchen auch schnell sein können was das herausputzen angeht. Unter einer halben Stunde seid ihr geblieben und somit habt ihr, zumindest vorübergehend, euren Tag etwas angenehmer gestaltet.


    Er blickte kurz zu Fontinalis und stürtze die Lippen als Zeichen ob alles in Ordnung sei und der Centurio selbst sich dazu äussern wollte

  • Na wenigstens das, dachte sich Flavus als er hörte, dass der Tag ein wenig angenehmer gestaltet werden würde.
    Doch die anschließende längere Pause der beiden Ausbildner machte, dann aber doch den ein oder anderen Tiro nervös und so begannen einige unruhig hin und her zu schauen und fragende Blicke auszutauschen, was denn nun passieren würde

  • Fontinalis rührte keine Miene. Nicht mal ein Augenzwinkern. Avianus blickte nun wieder zu den Tirones und lächelte freundlich.


    Wir gehen nun ein wenig Schwimmen. Wer kann Schwimmen? Hand hoch. kurz wartete er und nickte.
    Ein paar der Männer zögerten einen Moment was natürlich nicht unbeachtet blieb. Für die müsste man extra ein paar Stunden Schwimmtraining einrichten.
    Gut. Jene die nicht schwimmen können....erfreuliche Nachrichten für euch....ihr werdet es lernen. Und je besser ihr euch dabei anstellt desto schneller werdet ihr erlöst sein.
    Das ganze recht um. Nun standen die Tirones mit dem Profil zum Centurio und Avianus

  • Vom Rande des Platzes beobachtete Priscus den Aufmarsch der Rekruten. Oft genug hatte er als Optio selber solche Übungen geleitet und es juckte ihn durchaus auch ein wenig, die Männer jetzt einfach zu begleiten. Aber als Signifer hatte er nun andere Aufgaben, so dass er dazu wohl keine Gelegenheit hatte. Stattdessen schaute er ihnen eben nur beim Aufmarsch zu und merkte sich vielleicht den einen oder anderen, der seine Sache besonders gut oder besonders schlecht machte. Immerhin hatte er selber auch ab und zu kleine Sonderaufgaben zu vergeben und da war es gut zu wissen, auf wen man sich verlassen konnte und auf wen nicht.

  • Das schien mal ein interessanter Tag zu werden! Nicht das ewig gleiche Exerzieren heute sollten sie also schwimmen!
    Zum Glück waren Flavus und Cato als Kinder oft in Mogo schwimmen gegangen, aber das war schon lange her! Aber er würde sich schon über wasser halten können, im Gegensatz zu so manch anderem, dem jetzt schon schlecht wurde, bei dem Gedanken schwimmen zu müssen.


    Auf den Befehl drehten sich die Tirones nach rechts, allesamt wie ein Mann! Ja solangsam trug das ganze Üben und Üben doch Früchte! Also warteten sie auf den Abmarschbefehl!

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