Arbeitszimmer | Furianus, Callidus

  • Der Ianitor trat an die Tür, klopfte kurz und öffnete. Demütig streckte er seinen Kopf ins Zimmer und räusperte sich. "Herr, der Comes Italias, Marcus Aelius Callidus, ist an der Porta und wünscht dich zu sprechen. Möchtest du seinem Wunsch entsprechen und ihn empfangen?"

  • "Ja, Herr." Der Ianitor zog die Tür hinter sich zu und ging zurück zur Porta, wo er den Besucher herein bat. Mit diesem ihm folgend betrat er schließlich das Arbeitszimmer wieder.


    "Herr, Aelius Callidus, Comes Italias." Mit einem Nicken ließ er den Besucher zu seinem Herrn eintreten.

  • Callidus trat in den Raum und grüßte den Flavier freundlich.


    > Flavius Furianus, ich grüße dich! Das letzte Mal, als ich dich besuchte, bat ich dich um die Übernahme des Amtes des Comes, doch wie ich hörte, hast du in der Zwischenzeit Ämter in Hispania innegehabt und kümmerst dich nun um die Getreideversorgung... <


    Erst wollte er das Amt des praefectus annonae erwähnen, doch blieb es ihm einfach im Halse stecken. Ein Patrizier im Amte eines Präfekten, ein Amt, das nie zuvor durch einen Patrizier ausgübt worden war, ein plebeisches Amt...Callidus ließ sich aber nichts anmerken und schluckte den Kloß herunter, schließlich war er aus erfreulicheren Gründen als wegen irgendwelcher Ämter hierhergekommen.


    > Dieses Mal möchte ich dich jedoch nicht mit lästigen Amtsgeschäften langweilen, sondern mit dir über unsere gemeinsame Freizeitbetätigung sprechen, die Wagenrennen. <


    Weiterhin freundlich lächelnd blieb Callidus vor Furianus stehen, nachdem er während des Sprechens langsam durch den Raum auf den Flavier zugetreten war und sich umgschaut hatte.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Furianus empfing den Comes und Factiogenossen freundlich und bot ihm sogleich einen Platz an. Sogleich eilten Sklaven in die Kücher und Keller, um Speis und Trank herbei zu schaffen.


    "Lang ist es her, Aelius, als wir uns gegenüberstanden."


    Sagte er lächelnd und nahm den Becher entgegen, der ihm mit verdünntem Wein gereicht wurde. Callidus erhielt ebenso einen.


    "Ja, die Factio..."


    Merkte er kurz an und ertappte sich dabei schon fast vergessen zu haben, dass er dieser als Princeps vorstand.


    "Natürlich, reden wir über die Factio."


    Gespannt wartete er auf das erste Gesprächsthema, da er selbst keinen günstigen Einstieg finden konnte, besonders nicht in dem Zusammenhang.

  • Dankend nahm der Aelier den Becher entgegen und ließ sich nieder.


    > Ich komme schnell zum Punkt, da deine Zeit sicher auch stets knapp bemessen ist. In den letzten Rennen zeigte die Purpurea nicht unbedingt die Leistung, die man bei solch berühmten Fahrern erwarten könnte. Das vergangene Jahr bescherte uns nicht allzu viele Siege und man fuhr hinterher. Wir mussten uns immer wieder der Praesina geschlagen geben und auch Plätze an die Veneta abtreten. Im nächsten Jahr sollte es anders sein.
    Ich will nicht nur als stummer Zuschauer an den Rennen teilhaben, sondern die factio aktiv unterstützen, auch auf finanzielle Art und Weise, wenn hierdurch etwas getan werden kann. <


    Callidus machte nun eine Pause und trank einen Schluck, um seinen Gegenüber die Möglichkeit zu geben, auch zu Wort zu kommen.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Furianus hörte dies natürlich mit Freude, besonders die finanzielle Opferbereitschaft des Comes. Eigentlich waren zu dieser Geste nur der alte Princeps und er selbst bereit. Vielleicht war es auch in den anderen factios so, dass mit der Verantwortung auch die Bereitschaft zur Spende vorausgesetzt war.


    "Das freut mich natürlich sehr, Aelius. Unsere Kasse ist gut gefüllt, doch Spenden dürfen auch gerne eingebracht werden."


    Aber wie man mit dem ganzen Geld die Leistung steigern konnte, das war ihm unklar. Vor einiger Zeit hatte er einen Übungs- und Zuchtplatz in Hispania erworben, was sich nicht als Fehlinvestition herausstellte. Sie hatten stets gute Trainer, Handwerker und Entwickler gehabt, allzu viel liess sich nich ändern, doch womöglich hatte der Aelier eine Idee.


    "Um die Leistung zu steigern hätten wir genug Mittel, doch die Frage ist wie wir dies erreichen können. Hast du Ideen?"

  • Callidus hatte sich bis vor kurzem noch als Zuschauer den Wagenrennen gewidmet, erst nachdem er nach Rom gekommen war, befasste er sich intensiver mit den Rennen, mit den Wagen und den Konstruktionen. Wie es um den Rennstall der Purpurea bestellt war, war ihm allerdings unbekannt.


    > Nun, ich denke, dass wir drei gute Fahrer haben, noch. Um auch für die Zukunft mit guten Fahrern rechnen zu können, sollte unser Nachwuchs in den Rennen des nächsten Jahres vermehrt eine Chance bekommen. Was die älteren und erfahrenen Lenker angeht, so sollte die Taktik ausreichen, um endlich wieder vorn mitfahren zu können, so uns auch die Götter gewogen sind.
    Sollte es jedoch an guten Fahrern und Talenten mangeln, wären frühzeitige Neueinkäufe und Anwerbungen von Lenkern sicher eine Möglichkeit. Dafür will ich mich durchaus bereiterklären, Gelder zur Verfügung zu stellen, so es bei einer gutgefüllten Kasse überhaupt notwendig ist. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Furianus hörte dem Aelier aufmerksam zu und nickte, als dieser endete.


    "Falls wir Neueinkäufe tätigen, welchen der Fahrer würdest du vorschlagen? Vielleicht auch ein Austausch?"


    Er sah zwar keinen Bedarf an einem neuen Fahrer, doch die Idee Callidus´sollte nicht verworfen werden und als Option für Ausfälle käme dieser Gedanke in Betracht.

  • > Derzeit verfügt die Purpurea ja über eine durchaus beachtliche Zahl an Lenkern, so dass ein zusätzlicher kaum von Nutzen wäre. Ein Austausch könnte allerdings später einmal in Betracht kommen. Einen Lenker abzugeben und Gelder hinzuzufügen, könnte der Purpurea bessere Nachwuchstalente anderer Stzälle einbringen. Für solche Transfers kämen aber wohl nur Russata, Aurata und Albata in die Auswahl. Praesina und Veneta werden sich darauf erst gar nicht einlassen, allein schon wegen ihres falschen Stolzes. <


    Wie es um die Veneta bestellt war, wusste Callidus nur zu gut. Und Gelder brauchte die factio nicht, war doch sein Verwandter mit seinen Geldmitteln deren princeps.


    > Wie dem auch sei, es sollte in den nächsten Rennen einer unserer Nachwuchsfahrer zu einer starken dritten Kraft aufgebaut werden. Für den Sieg unseres stärksten, dominator spectatorum, bitten wir zusätzlich noch die Götter. <


    Den letzten Satz beendete er mit einem deutlichen Lächeln, denn trotz all der kleinen Gaben treuer Anhänger schienen die Götter keine factio zu bevorzugen oder zu benachteiligen, auch wenn sie die Purpurea in letzter Zeit etwas vernachlässigt hatten.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Furianus nickte die Vorschläge des Aeliers mit Interesse ab.


    "Ja, der Nachwuchs wurde zwar schon in den letzten Rennen gefördert, eigentlich überall, wo sich die Möglichkeit dazu ergab. Doch bedauerlicherweise fehlte es an Leistung. Aber dies wird sich hoffentlich mit der Zeit noch ändern - so hoffe ich jedenfalls."


    Die Veneta war schon stets die factio der üblichen Aristokraten, wohl auch vieler Patrizier. Sogleich fragte er sich welcher factio sein Vater wohl angehörte, ob er sich überhaupt parteiisch verhielt und in irgendwelchen Factiobüchern eingetragen war. Aber das war nun Nebensächlich.


    "Dominator ist der beste Fahrer im Vergleich zu allen anderen und es war mir stets ein Rätsel weshalb er sich nicht durchsetzen konnte. Denn eigentlich hat er ja die Fähigkeiten dazu, die Chance muss nur ergriffen werden. Ich hoffe die Götter zollen uns in der Zukunft mehr ihre Aufmerksamkeit, so dass auch mal die Fahnen der Purpuera beim Zieleinlauf hoch und heftig geschwungen werden. Vielleicht wäre ein kollektives Opfer an Fortuna oder Neptun, als Gott der Pferde, angebracht? Was meinst du dazu?"

  • > Dein Vorschlag klingt gut. Öffentlichkeitswirksam wäre auch ein Opfer an Mars, direkt vor den Equirria; noch wirksamer jedoch ein Sieg bei eben diesen.
    Du kannst mir gerneinen Brief zukommen lassen, was du gedenkst zu tun und welcher organisatorischen Dinge ich mich annehmen soll. <


    Die Worte des Flaviers brachten Zuversicht, dass man im neuen Jahr mehrere Rennen gewinnen würde, jedoch auch den dazugehörenden Druck, dass man das ein oder andere gewinnen müsse, waren die Anhänger der factio durch das vergangene Jahr leidgeprüft.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Was er gedachte zu tun war ihm selbst noch recht schleierhaft, er unentschlossen und über die künftigen Veranstaltungen und Feste nicht genügend informiert. Vielleicht war dies auf seine Isolation zurückzuführen, schließlich nahm ihn die Arbeit mehr ein als die Gerüchte und Sorgen Roms.


    "Was ich gänzlich vermisse ist die Anteilnahme bei Rennen, die Gesamtheit, was jedoch auch mein Verschulden als Princeps der Factio ist. Ich sollte wohl bald eine Sitzung herbeiführen, vielleicht motiviert dies, gibt zumindest die Bestätigung, dass die Factio noch existiert."


    Den letzten Satz kommentierte er mit einem Lächeln. Doch auch ein Vicarius musste gewählt werden, sowie auch ein neuer Princeps, falls der Wunsch nach einem Nachfolger für Furianus aufkeimen würde.

  • Callidus lächelte ebenfalls. Um in der Versenkung zu verschwinden, war die Purpurea doch eine zu große und angesehene factio, der zwar keine großen Siege in der näheren Vergangenheit vergönnt waren, die aber durchaus ihre feste Position im Circus behaupten konnte.


    > Eine Sitzung wäre keine schlechte Idee. Sie würde vor den ersten Rennen dieses Jahres sicher ein Signal für die Mitglieder und Anhänger der factio setzen.
    Ich werde zu dieser Sitzung erscheinen. Eine starke Purpurea wird in Zukunft auch wieder als erste die Linie bei sieben umgedrehten Delphinen überschreiten! <


    Callidus nahm noch einen Schluck aus dem Becher, der hier angebotene Wein stand in seiner Qualität dem auf dem Palatin servierten in Nichts nach.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Dies werde ich sofort in Angriff nehme und eine Mitteilung eines Conventus betreffend an die Mitglieder der Factio verschicken lassen. Wir müssem erstarken, da hast du vollkommen Recht.
    Außrdem fehlt uns ein Vicarius und wohl auch ein neuer Princeps, falls ihr euch meiner entledigen wollt."


    Zwar war der letzte Satz mehr der scherzhaften Äußerung zuzuschreiben gewesen, war jedoch auch mit einer kleinen Befürchtung behaftet.


    "An den Delphinen wird es nicht gelgen haben, unser schlechtes Jahr."


    Sagte er lächelnd und trank aus seinem Becher.

  • Um den Wunsch zu hegen, sich des Flaviers als princeps zu entledigen, kannte sich Callidus zu wenig in der factio aus. Doch klangen in den Worten des Furianus auch Befürchtungen mit.


    > Ich denke, dass der conventus eine gute Möglichkeit der Neukoordination ist. Was die Wahlen angeht, werden wir abwarten müssen, ob du gemeinsam mit einem vicarius erneutr das Vertrauen erhältst. <


    Callidus nahm den letzten Zug aus dem Becher.


    > Es freut mich, dass wir die Arbeit für das neue Jahr nun angehen.
    Ich möchte dir deine Zeit nicht weiter rauben, Flavius Furianus. Wir werden uns auf dem conventus sehen, wo wir gemeinsam alles weitere besprechen können, was einer Besprechung bedarf. <


    Callidus erhob sich von seinem Platz, um sich vom Flavier zu verabschieden.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Auch Furianus erhob sich, um den Aelier zu verabschieden.


    "Ich bin erfreut, dass du dich so um die factio sorgst, Aelius. Wir werden uns dann spätestens beim Conventus der factio sehen und bis dahin wünsche ich dir den Segen der Götter. Vale."


    Das war das Stichwort für einen Sklaven, der sogleich voran aus dem Arbeitszimmer schritt, Callidus den Weg zu weisen.

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