• Heute hatte ich beschlossen, die Thermen zu besuchen, nicht jedoch der körperlichen Ertüchtigung wegen, sondern um meinen Geist ein wenig zu bilden. mens sana in corpore sano so sagte man und getreu diesem Wahlspruchs hielt ich es, als ich entlang der mannshohen Regale schlenderte, auf der Suche nach interessanten Schriftwerken, welche sich zu lesen, als interessant herausstellen könnte.


    Ich bemerkte die kleine Gruppe an Ausländern, genaugenommen waren es nur zwei, und ich näherte mich unauffällig. Der eine hatte griechische Züge. Das war, der sprach. Ich fuhr mit dem Finger über die nebeneinander gelagerten Papyrusrollen, auf und ab, das Papier fühlte sich rauh an. Wahllos griff ich eine der Rollen hinaus und warf einen Blick auf die Überschrift. 'Das Paarungsverhalten westafrikanischer Riesenkäfer', ne, das war nicht so ganz das Wahre. Ich legte die Rolle wieder zurück.

  • Ah! Nicophileaus braucht Hilfe in der Thermenbibliothek! Natürlich kann Theodorus da helfen. 8)


    "Dass du dich da mal nicht irrst! Diese Bibliothek hat sehr wohl ein System. Zwar ein ziemlich wirres und die meisten würden es mit Chaos verwechseln, aber ein System ist da.


    Homer steht dort hinten..." Er deutet auf ein Regal links von ihm, das fein säuberlich nach Einzelband aufgelistet die "Große Homer-Gesamtausgabe in 17 Bänden, 2. erweiterte und kommentierte Auflage" von Demostehenes von Rhodos enthält.


    "Wo du Ovid und Catull finden kannst, weiß ich allerdings selbst nicht. Vielleicht dort, neben Sappho. Aber erwarte dir nicht zuviel. Die Römer haben es nicht gerade so mit hoher Literatur."


    Dann schaut er zu den naturwissenschaftlichen Werken (bzw. der Sektion, in der normalerweise die naturwissenschaftlichen Werke stehen, denn so genau, dass man sich darauf verlassen könnte, ist das hiesige System dann auch wieder nicht. bemerkt er einen Römer mit sehr extravaganter Frisur, die diesen wahrscheinlich als Liebhaber der Schönen Künste und des leichten Lebens kennzeichnet. Außerdem hat er gerade einen sehr befremdeten Blick, was wahrscheinlich an der Schriftrolle liegt, die er in der Hand hat. Wahrscheinlich hat er sich vergriffen. Hilfsbereit lässt Theodorus kurz von Graecus ab und geht zu ihm hin.


    "Salve, Römer- Ah! "Paarungsverhalten westafrikanischer Riesenkäfer" Bist du etwa Zoologe?"

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  • Überrascht sehe ich auf, als der bärtige Typ, der offensichtlich kein Römer ist, auf mich zukommt.


    "Wie ? ..ähm..ja, nein, ich bin kein Zoologe. Um ehrlich zu sein hab ich mich nur vergriffen. Ich war eigentlich gerad auf der Suche...ähm..."


    Nach was war ich eigentlich auf der Suche ?


    "..nach ein wenig Unterhaltung, aber hier findet sich auch kein normal gestrickter Mensch zurecht." :P

  • Eine Bibliotheca ist vielleicht ein ungewöhnlicher Ort, um einen Gesprächspartner zu finden, denkt sich Theodorus. Er versucht, seinen Blick von der verlockenden Schriftrolle, die Ferrius Minor in der Hand hat, fern zu halten, und dem Gespräch zu folgen.


    "Ach, die Bibliothek ist in der Tat etwas wirr. Man braucht einige Zeit, um das System zu verstehen. Ein neuer Bibliothekar würde den Laden hier sicher ganz gut tun."


    Dann muss er grinsen:


    "Hast du schon Bekanntschaft mit den dicken, schwitzenden, behaarten und grobschlächtigen illyrischen Masseur dieses Hauses gemacht? Als Masseur ist er ein wahrer Magier, aber dass man ihn auch die Bibliotheksordnung zugetragen hat, war dann doch ein bisschen den Bock zum Gärtner gemacht, wenn du verstehst, was ich meine."


    Dabei redet er ganz leise. Schließlich könnte der Kerl hier sein und er ist meistens schlecht gelaunt und immer sehr stark...

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  • "Nein, ich bin noch recht neu in Rom. Aber danke, daß Du mich vorwarnst." ;)


    Ich legte die Schriftrolle wieder zurück. Dann sah ihn etwas verstohlen an.


    "Sag, Du scheinst Dich ja recht gut auszukennen in diesen Räumlichkeiten. Pornographisches Material führt diese Bibliothek nicht ?" 8)


    Ihm war irgendwie so danach. Ob der Titel des eben fälschlicherweise gegriffenen Scriptes daran schuld war ?

  • Der prüde Jude wird etwas rot bei der Erwähnung pornographischen Materials. Warum scheinen denn alle Heiden auf dieser Welt den ganzen Tag nichts anderes zu tun zu haben als sich den lieben langen Tag Orgien mit viel Alkohol, Drogen und Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Menschen und Tieren zu widmen. Auch im Gottesdienst sollen sie vor solchen Ausschweifungen nicht Halt machen. Merwüdrige Welt, wirklich wahr. :P Dann fasst er sich wieder und erklärt hölzern:


    "Mir ist bisher noch keine Bibliothek auf der Welt untergekommen, die so etwas nicht führt. Frag doch mal Nikophileaus dort, der sucht galub ich Ähnliches..."

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  • "Man heißt mich Caius Ferrius Minor, Sohn des Theodores aus Misenum. Ich bin erst seit einigen Tagen hier in Rom und jetzt verstehst Du jetzt vielleicht auch, warum ich mich in dieser Bibliothek noch nicht auskenne."


    Ein Alexandriner also, hm, ganz nette Leute, und vorallem verehren sie den Kaiser. Nicht wie diese hispanischen Separatisten.


    "Ich bin Mitglied der Factio Veneta. Gehörst Du auch einer politischen Coleur an ?"

  • "Es erfreut mich außerordentlich, deine Bekanntschaft zu machen.


    Ach, die Bibliothek. Wie gesagt, das System ist wirklich nicht durchschaubar. Wie auch? Der Bibliothekar ist Analphabet. Er sortiert die Schriften nach Aussehen. Und das mein ich ernst.


    Politisches Coleur? Nun, soweit ich weiß, sind die Factiones offiziell einfach Rennställe. Aber man kriegt ja mit, dass sich bestimmte Interessengruppen einem Rennstall anschließen. Aber ganz ehrlich: Ich habe mich keiner Factio angeschlossen, weil ich nicht der Meinung bin, dass sich freie Menschen über Pferderennen definieren müssen.


    Bei uns in Alexandria gibt es ja eine Volksversammlung, wo sich die Hellenen treffen und über die politischen Belange entscheiden. Ich selbst gelte dort als Traditionalist. Aber Tradition hat ja für die Griechen eine ganz andere Bedeutung als für die Römer.


    Man könnte es so ausdrücken: Traditionalistische Griechen gründen eine Philosophenschule. Traditionalistische Römer diese Bibliothek."

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  • "Stimmt, sie haben ihre politische Gewichtung verloren, nachdem der Imperator sie maßgeblich in ihren Rechten beschnitten hat."


    Etwas überrascht mich die Aussage dann doch, was man einer meiner Mimik wohl auch sehen konnte.


    "Wieso über Pferderennen ? Eine Factio ist doch weit mehr als bloß ein Rennstall. Es ist eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Männer, die sich ihre Parolen auf die Fahnen schreiben und sie lautstark verkünden.


    Du bist also ein Grieche ? Auch ich habe griechische Wurzeln. Mein Großvater kam einst aus Griechenland, als der Imperator ihm und seiner Familie das römische Bürgerrecht verlieh."

  • Theodorus muss ein wenig die Stirn runzeln. Irgendwie versteht er die Art und Weise, wie die Römer Politik betreiben, immer noch nicht so ganz. Bekanntermaßen teilte dieser wie alle vernünftigen Griechen die Barbaren in die des Südens, die zivilisiert und untertänig, und die des Nordens, die frei und primitiv sind auf. Aber was hätte er zu den Römern gesagt? Untertänig und Primitiv? Na ja, lassen wir das mal. Wir wollen ja Niemanden beleidigen und Schneid haben sie ja schon, die Römer, das muss man ihnen lassen. Auch wenn die Griechen ihnen einiges erst beibringen mussten. 8)


    "Ganz ehrlich: So genau habe ich mich mit den Factiones nie auseinandergesetzt, da mir das Pferderennen als Sport nicht behagt. Ich schaue da lieber Athlethen beim Ringen oder Speerwerfen zu.


    Ah, interessant, du bist also von griechischer Abstammung! Woher kommt deine Familie denn? Und pflegt ihr noch die alten Sitten?"


    Dass Theodorus für die meisten Griechen nicht als Grieche, sondern als Jude zählt, verschweigt er mal lieber. Er ist damit auch alles andere als einverstanden.

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  • "Die ursprüngliche Heimat meiner Gens ist Attika, Athen, aber ich bin selbst nie dagewesen."


    Ich würde dies nachholen, irgendwann einmal. Vielleicht wenn hier in Rom alles überstanden war, aber jetzt erstmal nicht.


    "Ich will meinen, daß wir uns doch ziemlich akklimatisiert haben. Wir sind Römer, beten zu den römischen Göttern, huldigen dem Kaiser."

  • Als Minor Athen erwähnt, seufzt Theodorus auf: "Ich war selbst auch noch nie dort. Zu Gerne würde ich aber einmal dort hin kommen... Ach übrigens: Nicophileaus dort..."


    er zeigt auf den schwächlich wirkenden, schweigsamen Griechen, der anscheinend gerade versucht, in dieser Unordnung seinen Catull zu finden


    "... ist Athnener. Ich glaube, seine Bekannschaft würde dich sowieso überaus erfreuen."


    Im Stillen malt sich Theodorus aus, wie das wohl werden wird. Sicher lustig...

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  • "Oh, ein Athener ! Ich hab gehört, die sollen schwierig sein." :P


    Trotzdem mein Großvater leibhaftiger Athener war, so muß ich sagen, daß ich doch aus dieser familiären Bande keine große Beziehung zu diesen Leuten hatte und auch wenig in Berührung kamen mit jenen Menschen. Mein Vater war dabei noch nicht mal Grieche, sondern Illyrer, ein Soldat, der für den Kaiser lebte, und ich unterschied mich in vielerlei Hinsicht nicht viel von den anderen römischen, jungen Männern.

  • Nikophileaus hatte nichts von Catullus gefunden, offenbar war der Mensch, der diese Bibliothek bestückt hatte, sehr prüder Natur. Dagegen war ein Gedichtband von Sappho in griechischer Sprache vorhanden, in den er sich nun vertiefte.

  • Zitat

    Original von Caius Ferrius Minor
    Ich sah zu dem Jüngling, der noch offenbar in einer Schriftrolle las und sah dann wieder zu dem Juden.


    "Ah, kennt Ihr euch ? Wie ist Dein Name, ehrenwerter Fremder ?"


    "Mein Name ist Nikophileaus, wobei dies der Name ist, den mir ein unfähiger römischer Provinzschreiber gegeben hat. Mein eigentlicher Name ist Nikolaus, doch was sind schon Namen?", sagte Nikophileaus und sah von seiner Schriftrolle auf. "Wie heißt du?" Nikophileaus runzelte lächelnd die Stirn.

  • "Die Freude ist auch auf meiner Seite. Hast du auch eine zeitlang in Athen gelebt?", antwortete Nikophileaus in Koine, davon ausgehend, dass Caius Ferrius diese Sprache verstehen würde. Nikophileaus blickte Caius Ferrius Minor an.

  • Theodorus versucht wachem Verstandes, der Unterhaltung zwischen Nicophileaus und Ferrius Minor zu folgen, wird aber immer mehr von der Schriftrolle, die der jüngere Ferrius bei sich trägt, abgelenkt. Westafrikanische Riesenkäfer... Animalia aus den regiones sub garamantes... Von sowas hört man nicht alle Tage... Was das wohl für Tiere sein mögen...? In Theodorus Interesse mischt sich langsam Gier...

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