• Der Alexandriner muss ein bisschen in seinen Bart herein grinsen. In der Tat verhält es sich nach seiner Einschätzung eher so, dass die Gelehrten am Museion sich eher darum bemühen, ihren Hochmut ins Unermessliche zu steigern als sich in Demut zu üben. Aber das brauchen die jungen Eleven ja nicht zu wissen.


    "Du sprichst nicht dumm für deine Jugend. Also pass mal auf: Ich könnte einen Brief nach Alexandria verfassen mit der Bitte, dich dort aufzunehmen. Aber ich denke es ist klüger, wenn du gleich mit mir mitkommst, wenn ich in ein paar Monaten nach Hause aufbreche. Denn so kann ich mich besser für deine Aufnahme einsetzen und dir hier schon die nötigen Voraussetzungen beinbringen.


    Zum Beispiel: Gib mit bitte die Schriftrolle wieder."


    Schön, wenn man so selbstlos und nur dem Wissen verpflichtet sein kann. :D

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • "Das wäre sehr großzügig von dir.", antwortete Nikophileaus und überreichte Theodorus die Schriftrolle, in der der Westafrikanische Riesenkäfer behandelt wurde. Der Gelehrte schien geradezu vernarrt in das Tier oder in das Buch zu sein, aus welchem Grund auch immer. Er wusste nicht warum, jedoch kam Nikophileaus eine Geschichte in den Sinn, die er in Athen gehört hatte. Wertvolle Handschriften von Sophokles, Aischylos und Euripides, die sich im Besitz der Polis befanden, waren angeblich nach Alexandria ausgeliehen worden und von dort nicht mehr zurückgekehrt... . Da Nikophileaus selbst möglicherweise bald das Vergnügen haben würde, die immer noch großartige Bibliothek des Museions zu benutzen, hielt er jedoch solche Formen der Bestandserweiterung für durchaus annehmbar. Auf die eindeutige Forderung Theodorus hin musste er seine Erheiterung unterdrücken. Schließlich würde Theodorus in nächster Zeit sein Lehrmeister sein und seinem Lehrmeister musste er Achtung entgegenbringen.

  • Und abermals verschwindet das Schriftstück in Theodorus' Tasche.


    "Na gut. Ich werde schauen, was ich für dich machen kann. Wenn es dir nichts ausmacht, muss ich jetzt allerdings weiter. Ich hab noch zu tun."


    Mit diesen Worten verabschiedet sich Theodorus.


    "Chaire, mein Freund. Man sieht sich hoffentlich bald"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • "Das hoffe ich auch.", antwortete Nikophileaus und lächelte zum Abschied. Auch er verließ die Bibliothek, er wollte in die Casa Pompeia, um seine Sachen zu packen. Dann würde er nach Ostia reisen und hoffentlich bald ein Schiff nach Alexandria erwischen.

  • Ticinius war schon bei der Öffnung der Therme am Nachmittag gekommen, um ein wenig zu entspannen und soziale Kontakte zu knüpfen. Nach dem Baden hatte er eine Weile Ball gespielt und danach einigen Ringern zugeguckt, die ihren Sport auf einem Sandplatz ausübten. Er lehnte es ab, selbst zu ringen, da er vom Zuschauen bei Athletikwettkämpfen wusste, dass man diese Sportart fast nicht ohne irgendwelche Verletzungen ausüben konnte. Dennoch war das Ringen die harmloseste Sportart der griechischen Schwerathletik, die an Brutalität von Boxen und besonders Pankration locker übertroffen wurde.


    Nachdem der eine Gegner aufgegeben hatte, ging Ticinius in Richtung Bibliothek. Unterwegs kaufte er von einem Verkäufer verdünnten Wein und einige Früchte. Damit ausgestattet betrat er die Bibliothek und schaute sich interessiert die Schriftrollen an, die dort auslagen. Seine Absicht war, einige Bücher zu suchen, die sein Wissen über das Militär erweitern würden. Nach solch einem Buch fragte er einen Sklaven, der in der Bibliothek arbeitete, und bekam von diesem eine Schriftrolle aus dem ersten Buch des Sextus Iulius Frontinus. Mit dieser setzte er sich an einem Tisch und begann zu lesen:


    DE CONSTITUENDO STATU BELLI


    Alexander Macedo, cum haberet vehementem exercitum, semper eum statum belli elegit, ut acie confligeret.


    C. Caesar bello civili, cum veteranum exercitum haberet, hostium autem tironem esse sciret, acie semper decertare studuit. *


    [...]


    Nachdem er diese Schriftrolle zu ende gelesen hatte, wollte er sich die nächste nehmen, fand sie aber nicht dort, wo sie eigentlich sein sollte. So stand er ratlos vor dem Regal und versuchte verzweifelt, sie zu finden.


    Sim-Off:

    * Über die Bestimmung der Kriegsführung


    Der Makedone Alexander entschied sich immer, wenn er eine starke Armee hatte, für die Kriegsführung einer offenen Feldschlacht.


    Gaius Caesar hatte im Bürgerkrieg eine Armee von Veteranen und wusste, dass der Feind nur Rekruten hatte. Deshalb kämpfte er immer in einer offenen Feldschlacht.

    statim sapiunt, statim sciunt omnia, neminem verentur, imitantur neminem atque ipsi sibi exempla sunt

  • Als neuer scriba Logei der Bibliothek der Schola Atheniensis (= "ScriLoBiScholA", wie ich mich in meiner ganzen Pracht und Amtsfülle zu nennen geruhe :D) finde ich es wichtig, mich auch über Konkurrenzangebote zu informieren, ob die Themenbibliothek auch von der Schola betreut wird oder nicht, weiß ich nicht, mit solchen Marginalien gibt sich der "ScriLoBiScholA" ja nun nicht ab, dafür hat er seine wuselnden Kreaturen (Laas?), aber ein Inspektionsgang wird sich sicher lohnen.


    Ich hatte schon im häuslichen balneum ausgiebig den Staub vom Vormittag abgespült, sodaß ich ohne größere Verzögerung die Räume zu deren vorzüglichstem Zweck die Agrippathermen erbaut wurden, links und rechts lassen konnte, wo der Architekt sie geplant und der Baumeister sie aufgerichtet hatte. Regal um Regal, armarium um armarium klappere ich die Reihen ab wie ein Imperator seine Legionen, nehme hie und da eine Rolle heraus und spreche einige aufmunternde und anerkennende Worte zu den einfachen Soldaten im Dienste Minervas und im Kampf gegen alle jenen, die sich ihnen als Leser nähern wollen.


    Wer ist das? Ein Angestellter der Thermenbibliothek? Ein Gast aus den Thermen, der hier genügend Staub ansammeln will, um ein weiteres Mal ins Wasser zu hüpfen? Oder gar ein Leser? Jedenfalls durchwühlt er - durchaus aber mit Respekt - die Rollen, als würde er irgendetwas suchen, was ihm vielleicht dazwischen gefallen ist. Wahrscheinlich irgendeine Münze.


    "Salve, verzeih'" tigere ich mich heran, "suchst Du etwas oder möchtest Du Ordnung in die Unordnung bringen?" Hie und da war mir aufgefallen, daß die Rollen nicht penibel geordnet sind, sondern Plinius (Maior) bei Caesar liegt, das III. Buch der naturales historiae neben dem III. Buch des bellum Gallicium, ob das eine Ordnung sein soll? Welche?

  • Dies war wirklich eine schreckliche Unordnung in der Bibliothek. Dort, wo eigentlich das zweite Buch von Frontinus sein sollte, lag die heroides von Ovid, und auch daneben lag es nicht. Doch während Ticinius noch suchte, sprach ihn ein Mann, der ungefähr sein Alter hatte, an. Ob dies wohl ein Bibliotheksangestellter ist?


    "Eigentlich hatte ich nicht vor, hier Ordnung in die Unordnung zu bringen, obwohl die Bibliothek dies sicher nötig hat.", antwortete er auf die Frage des Fremden, "denn im Moment suche ich das zweite Buch der Strategemata des Frontinus. Doch dort, wo es sein sollte, liegt ein anderes Buch. Gibt es hier irgendein System, womit man die Bücher leicht finden kann, oder muss man für jedes Buch die Angestellten fragen?"


    Vielleicht konnte der Fremde helfen. Doch Ticinius zweifelte daran, denn dieses Chaos schien so, als ob die Angestellten nachlässig arbeiten würden und die Bücher dorthin stellten, wo gerade Platz war. In seiner Casa waren die Bücher alle alphabetisch nach den Namen der Autoren geordnet, doch leider war sie zwar besser sortiert wie die der Therme, dafür aber leider deutlich kleiner.

    statim sapiunt, statim sciunt omnia, neminem verentur, imitantur neminem atque ipsi sibi exempla sunt

  • Ein Leser.


    Einer, der selbst Schriftrollen in die Hand nimmt und das Chaos mit sich selbst potenzieren hilft. Soll ich ihn abstechen und seinen Leichnam hinten zu den zwei toten scribae schleifen, die langsam vorsichhinfaulen? Rette ich damit die Bibliothek vor den verzehrenden Blicken der Leser? Oder soll ich ihn vergiften? Mit verdorbenem Puls, auf die Rollenaußenseiten appliziert, sodaß ihn der Hauch des Todes mit jedem Male, da er das Buch weiter aufdreht, mehr und mehr umweht, bis er schließlich an seinem Wissensdurst krepiert? Der weltberühmte Bibliothekar Cnaeus Flavius Burgus, blind von Geburt an und immer mit seinem speichelleckerischen Adlatus Laas, dem fiesen Friesen, unterwegs überlegt.


    Ich schaue auf das Brett, von wo der Mensch offenbar die Rolle genommen hat. Sallustius Crispus, Horatius Flaccus, Ovidius Naso ... Die Thermenbibliothek ist, so geht mir auf, eine Themenbibliothek: nach Sachgebieten und Gattungen sortiert. Nich' doof.


    "Hm, wenn das die Heroiden sind", die ich bestimmt einmal lesen sollte, jedenfalls hatte sie rector Aelius Callidus erwähnt und ich das Exemplar der Schola schon in meinem Büro, "und das das erste Buch der Strategemata des Frontinus ist, dann würde ich sagen: dann sind die Strategemata wohl falsch. Hier sind auch Horatius Flaccus, die epistulae ex Ponto auch von Ovidius Naso" ich grabbele weiter, "Seneca Minor ad Lucilium, Cicero, ich denke, das hier ist das Regal mit Briefen." Ob Medea an Iason oder Cicero ad Atticum war ja auch egal.


    "Vielleicht hat das Exemplar hier ja auch Aelianus Tacticus, der hängt wenigstens seit einiger Zeit in der Bibliothek der Schola herum" und geht mit seinem Gefurze allen auf die Nerven.

  • Langsam verstand Ticinius, welches System dahinter steckt, obwohl er dies anders gemacht hätte. Er persönlich hätte die Bücher alphabetisch und nicht thematisch sortiert, allein schon um solche Missverständnisse zu vermeiden. Dann müsste er woanders nach Frontinus suchen. Aber wo? Vielleicht gab es irgendwo ein Regal mit Schriftrollen, die keine Reden, Gedichte, Briefe oder Geschichtswerke sind.


    Der letzte Satz des Mannes verwirrte Ticinius. Aelianus Tacitus? Wer ist das denn? Dem Namen nach zu urteilen ein Freigelassener. Und das Buch soll in der Bibliothek der Schola sein? Wie kommt es dorthin? So weit er wusste, durften doch die Bücher nicht aus den Thermen mitgenommen werden? Hatte dieser Tacitus es gestohlen? Er wurde immer verwirrender. "Das Buch ist in der Bibliothek der Schola? Ist diese denn besser ausgestattet als die in der Therme? Kann man denn dort leichter Bücher finden als hier?", fragte Ticinius den Mann, der sich anscheinend besser in Roms Bibliotheken auskannte als er selbst. "Verzeih bitte die vielen Fragen, doch ich bin noch nicht lange in Rom und kenne mich hier noch nicht so gut aus", sagte er entschuldigend.


    Immer noch verwirrt, schaute er den Mann an. Hoffentlich konnte dieser ihm etwas Aufklärung verschaffen.

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  • "Ich geh' mal schwer davon aus, daß die Bibliothek der Schola den ganzen Frontinus besitzt, Friede seiner Asche", sage ich. Und daß Aelianus Tacticus auf dem Exemplar hockt wie eine Glucke auf ihrem Küken. "Aber Aelianus Tacticus dürfte die Strategemata gerade kopieren oder kopieren lassen, einer der scriptores hat mir gesagt, der schreibt grad' selbst an einem Buch übers Militär" was mich sosehr interessierte, wie wenn in Ostia 'n Sack Dinkel umfällt.


    "Das hier", ich schlenker' mit dem Arm, "ist ja eine Bibliothek zum Schmökern, zum Unterhalten. Zum Studieren kommen die Leute an die Schola. Entsprechend ist auch das Angebot ein anderes. Und finden braucht man da auch kein Buch, eigentlich darf man das auch garnicht. Man bestellt es und läßt es sich bringen. Ganz simplex." Meistens jedenfalls, die Bücher sind nicht eingesperrt. Theoretisch kann jeder hinein- und hinausspazieren, wie er will.


    "Keine Sorge, ich bin auch noch nich' lange in Rom, ein paar Monate erst. Hier ist es nicht so übersichtlich wie in einem Provinzkaff, das habe ich auch schon festgestellt." :D

  • "Kann man das Buch denn auch nach Hause mitnehmen und dort kopieren lassen oder kann man das nur in der Bibliothek? Dürfen dort Bücher überhaupt kopiert werden?" So wie Ticinius es verstanden hatte, ist dies wohl möglich, immerhin kopiert dieser Tacitus gerade ein Buch, doch nachzufragen schadet nie. "Und wann hat die Bibliothek in der Schola geöffnet?" Vielleicht hatte diese ja auch Vormittags geöffnet, dann musste er nicht nachmittags in die überfüllten Thermen.


    Ticinius fand es interessant, dass der Fremde auch aus der Provinz kommt. Anscheinend kamen viele aus der Provinz oder hatten zumindest einige Zeit dort gelebt, wie er feststellen konnte. "Darf ich fragen, aus welcher Provinz du kommst? Ich stamme aus Hispania und bin dort auf einem Landgut in der Nähe von Tarraco aufgewachsen." Ob der Fremde schon mal von der Stadt gehört hatte oder gar selbst dort gewesen war? Dies war ziemlich unwahrscheinlich, obwohl er nicht aussah wie ein Grieche oder Germane, sondern wie ein Römer, und von diesen gibt es in Hispania einige. Allerdings auch in den anderen Provinzen und besonders in Italien.

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  • Sim-Off:

    Soweit ich weiß, gibt's bislang in der Schola und der Bibliothek kein echtes System und keine wirklichen Vorschriften. Jeder simmt so vor sich hin. :D C. Helvetius Tacitus hat mal ('ne ziemliche) Bürokratie gesimmt, gucktihr hier, ist aber latürnich nicht verbindlich, ebenso wie meine spontane, natürlich völlig vorbildlose -.^ Simmerey.


    "Naja, im Einzelfall weiß ich's nicht, aber wenigstens die curatrix der Bibliothek, Furia Stella, oder bei den wertvollsten und seltensten Papyri wird das der rector der Schola genehmigen müssen. Ansonsten sind die gängigen Sachen wie Cicero oder andere Schullektüre in mehreren Exemplaren im Freihandschrank. Kopien ganzer Werke, die nur einmal da sind, stellt der Kopierservice gegen Entgelt her, mit Genehmigung für Studien auch selbst. Notizen oder einzelne Abschriften kann man sich natürlich im Lesesaal machen." Auch wenn man das Werk immer wieder neu ausleihen mußte, da die Tische am Abend leergeräumt wurden, mit Ausnahme von denen anerkannter Gelehrter und Angestellter sowie praeceptoren der schola, die Bücher auch in ihre Arbeitszimmer und Unterrichtsräume nehmen.


    "Im Grunde kann man immer in die Schola und die Bibliothek, bei Tag und Nacht. Aber da offenes Feuer, Öllampen und sowas in der Bibliothek natürlich verboten sind, wird man nachts nicht viel sehen können."


    Ich muß lachen - ein Hispanier, wie schön. "Ich bin nicht in der Nähe von Tarraco aufgewachsen, sondern am Rand der Welt, genauer: in Flaviobriga, einen Nest auf der hispanischen Seite Vaskoniens, an der Küste des mare Cantabricum. Bienvenido en Roma, compatriota, ich bin Luca, Cnaeus Flavius Lucanus."

  • "Ich danke dir für deine Hilfe", sagte Ticinius, "ich werde der Schola demnächst einen Besuch abstatten. Darf ich annehmen, dass du in der Schola arbeitest, wo du doch so viel über sie weisst?" Wenn dem so wäre, würde er ihn dort vielleicht treffen.


    "Ich freue mich immer, so fern der Heimat auf einen Hispanier zu treffen, Cnaeus Flavius Lucanus. Mein Name ist Marcus Matinius Ticinius." Der Name kam ihm des Flaviers kam ihm irgendwoher bekannt vor, doch er wusste nicht, woher. Wahrscheinlich hatte er ihn mit irgendeinem seiner Verwandten oder berühmten Vorfahren verwechselt. Ausserdem war es erstaunlich, dass anscheinend nur Patrizier in Rom lebten, waren seine Zufallsbekanntschaften doch alle Patrizier gewesen. "Darf ich fragen, aus welchem Grund du nach Rom gekommen bist?" Wahrscheinlich aus dem selben Grund wie er selbst auch - eine Karriere im Cursus Honorum. Vielleicht ist es ihm auch nur in Flaviobriga zu langweilig geworden.

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  • "Prima, koimm' vorbei - Du darfst annehmen - denn Du vermutest richtig. Ich bin da einer der scribae, eine der Hände in der Bibliothek, die das, was andere nicht schaffen, auch fallen läßt" :D.


    "Marcus Matinius Ticinius - das ist das Gesicht zum Namen: ich hab' Dich auf der Liste zum CRV gesehen, hast Dich auch eingetragen für den Kurs in diesem Monat, nicht?" Vielleicht können wir ja zusammen lernen, denk' ich mir, einander abfragen und die Zeit vertun oder so. Aber was da auf mich, auf uns wirklich zukommt, weiß ich nicht, vielleicht ist Matinius Ticinius ja auch'n Streber, nicht abschreiben, nicht miteinander lernen, nichts riecht besser als die Leiche des Vordermannes und so. Matinius? Wer sind die Matinier? Muß Onkel Gracchus fragen, wenn ich einen Nachmittag erübrigen kann, an der er mir sicherlich mit erlahmenden élan vital alle matinischen Katastrophen ab ovo schildert ...


    "Na, genau aus dem gleichen Grund bin ich in Rom: zum lernen. Hier ist meine Familie, hier gibt's sozusagen die beste Ausbildung im Reich, Nabel der Welt und so. Außerdem nehmen aus Flaviobriga sogar Fuchs und Has' reißaus, weil's ihnen da zu fad is'. Aber wunderschöne Landschaft, tolles Essen, klasse Menschen. Und nur Natur, kein Lärm, kein Gestank, keine Verbrechen." Quasi in Elysio, nur ein paar Gassen weiter rechts.

  • "Nun, ich werde sehen, wann ich Zeit erübrigen kann, um in die Bibliothek zu kommen." Dies wird wahrscheinlich in den nächsten zwei Tagen sein, denn Zeit hat Ticinius reichlich zur Verfügung. "Du hast Recht, ich habe mich zum CRV eingetragen. Ich habe eben überlegt, woher ich deinen Namen kenne, doch es ist mir nicht eingefallen. Weißt du denn, welche Themen im Cursus dran kommen, wo du doch in der Schola arbeitest?" Wahrscheinlich nicht, muss Lucanus doch ebenfalls den Cursus absolvieren., aber Fragen schadet nicht. "Ich habe nämlich leider überhaupt keine Ahnung, was ich dafür können muss. Ich vermute aber mal Wissen über den Cursus Honorum, vielleicht auch über einige Gesetze" Der Cursus war ja die Voraussetzung für das Vigintivirat, deshalb wird so etwas vielleicht vorkommen.


    "Deine Schilderung von Flaviobriga erinnert mich an meine Jugend. Rom ist da ja schon quasi das Gegenteil." Ob besser oder schlechter, konnte Ticinius für sich persönlich mit besser beantworten. Doch einigen geht es vielleicht nicht so.

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  • Ich schüttele grinsend den Kopf: "Ich arbeite nur in der Schola, Ahnung habe ich von nichts; prinzipielle Voraussetzung für einen Posten in der Bürokratie." :D


    Naja, der Kurs beginnt ja in wenigen Tagen, da wird man den Stoff wohl komplett vorgelegt bekommen. Eher studium generale, denk' ich mir, von allem ein wenig ...


    Oder sehr viel von sehr viel? Wer weiß? Pedro hätte jetzt sicherlich vorgeschlagen, die Prüfungsunterlagen zu organisieren, oder einen der Prüfer zu kaufen, vielleicht mit Onkel-Geld, meine Barmittel würden nicht einmal für ein 'ungenügend' reichen.


    "Lassen wir uns überraschen, Rom ist die Stadt der Überraschungen, an jeder Ecke eine, manchmal gute, manchmal Beutelschneider." Ein großer Abenteuerspielplatz, wenn man so will, aber manche Mitspieler hatten sich schon in ihr Schwert gestürzt - wie hieß der eine Senator grad noch? So schnell vergeht die Zeit - oder gingen ins Exil.


    "In der Beziehung ist auch Flaviobriga das Gegenteil, muß ich gestehen. Daheim passiert nur Wetter, und selbst das folgt den Jahreszeiten, ansonsten wird geboren, gelebt, gestorben, allerdings weniger aufregend."

  • Ticinius hörte aufmerksam zu. Anscheinend wusste Lucanus auch nicht, was im Cursus dran kommt. Das war zwar bedauerlich - bedeutete dies ja lernen - doch niemand bekam etwas umsonst, nicht einmal der Kaiser.


    "Nun, wir werden sehen, was auf uns zukommt. Doch so weit ich weiß, kann der Cursus nicht so schwer sein, gibt es doch fast keinen, der ihn nicht bestanden hat. Die Hauptsache für mich ist, ich bestehe ihn. Ob besser oder schlechter, ist eher zweitrangig."
    Nachdem er zuende gesprochen hatte, guckte er auf eine Wasseruhr, die auf einem Tisch stand, um die Zeit anzuzeigen. Es war schon die 11. Stunde, und langsam bekam Ticinius Hunger. Deshalb sagte er zu Lucanus:


    "Ich fürchte, es ist spät geworden. Da ich heute noch wenig gegessen habe, wirst du wirst mir sicher verzeihen, wenn ich jetzt gehe." Er machte eine kurze Pause, um zu hören, ob Lucanus Einwände dagegen hat. "Ich werde demnächst zur Schola kommen. Dort werden wir uns bestimmt wiedersehen." Warum auch nicht, er arbeitete ja schließlich dort.


    Ticinius wartete noch einen Moment, um Lucanus Gelegenheit zu geben, ihm noch etwas zu sagen.

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  • "Na denn, ich krame noch ein bißcken in den Regalen herum und bringe noch Unordnung in das Chaos. Wir seh'n uns. Freut' mich, vale Matinius Ticinius!"


    Ich lächele, deute eine höflich palatinische Verbeugung an und ziehe mich zurück.

  • Da Lucanus nichts mehr zu sagen hatte, verabschiedete sich Ticinius entgültig: "Ich freue mich, dich kennengelernt zu haben. Vale, Flavius Lucanus."


    Nachdem er dies gesagt hatte, ging er gemächlich aus der Bibliothek und den Thermen, um sein Abendessen zu genießen.

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