Heimkehr und eine missgestimmte, junge Dame

  • Als Mädchen war sie losgezogen und als junge Dame kehrte sie also nun heute zurück. Minervina hielt sich an der Oberfläche des Schiffes auf. Ungefähr 18 Monate hatte sie in Achaia zugebracht und sich einiger Studien gewidmet. Sie hatte viele patrizische Gepflogenheiten nachzuholen, seit sie aus den plebeischen 'Fängen' ihrer Mutter entfliehen konnte. Sie lebte deutlich lieber in ihrer väterlichen Familie, der gens Tiberia. Und sie wusste ganz genau, dass sie dort eher hingehörte als unter Plebeier. Die schönen Seiten des Lebens boten deutlich mehr Reize als die Bescheidenheiten des einfachen Volkes.


    Und der heutige Tag bot ebenfalls keinen Luxus. Sie hatte sich in ihren warmen Umhang eingekuschelt, der keine richtige Form besaß. Er war edel verziert aber wie sie ihn trug, war ihr gleich, solange er diese elendige Kälte abhielt. Den letzten und auch den heutigen Tag hatte es ununterbrochen genieselt. Der gestrige sanfte Wind war zu einem mittleren Sturm herangewachsen und durchnässte sie bis auf die Knochen. Die kleinen Regentropfen stachen in ihren Augen und unwürdigerweise hatte sie sich am frühen Morgen bereits über der Reelng übergeben müssen. Kein sehr würdiges Opfer an Neptun.


    Im Moment lehnte sie sich mit schwachen Beinen an die hölzerne Wand irgendeiner Unterkunft um zur Ruhe zu kommen. Noch immer rumorte ihr Magen, ihr Gesicht war aschfahl und ihre Laune auf dem absoluten Tiefpunkt. Dabei konnte sie es sich kaum vorstellen, dass ihre Laune noch niedriger als die Temperaturen sein könnte. "Verdammt!" rief sie undamenhaft und funkelte irgendeinen der Matrosen zornig an, der an ihr vorüberschlenderte. Wenigstens für einen Wutausbruch reichte ihr inneres, fast erlischendes Feuer noch. Sie würden in Misenum anlegen. Sie war dagegen gewesen, doch nun erwartete sie nur noch sehnsuchtsvoll den Moment in welchem sie endlich anlegten. Die Freude auf festen Boden war unermesslich größer geworden, als jene ihre Familie wieder zu sehen. Shlaff wandte sie sich dem Bug zu und ihr Herz machte - samt Magen, dank einer weiteren kleinen Welle - einen großen Hüpfer, denn dort lag die Hafenstadt.
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    Mit ihrer kleinen Sklavenschar verließ sie schwankend das Schiff. Sie konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Das erleichterte Aufatmen der Seeleute, diese unfreundliche Person loszusein, registrierte sie gar nicht. Jetzt wäre ihr ihre Pietas auch herzlich egal. Beinahe hätte sie wieder würden müssen. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Gesicht weiterhin leichenblass. Ihre Augen matt, sie zeigten deutlich ihre schlechte Laune an. Wie sollte sie nun nach Hause kommen? Sie wollte in keiner rumpeligen Kutsche nach Hause, sie wollte eine Sänfte. Eine Sänfte mit Sklaven, die genau wussten wie man sie möglichst schaukelfrei trug. Aber nichts dergleichen war hier. Wie sehr die Sklaven während eines solchen Transportes gelitten hätten, wäre ihr nun auch egal.

  • Zu sagen, er wäre verstimmt, wäre eine eklatante Untertreibung gewesen. Erst hatte er den halben Vormittag in der Curia verbracht, weil zwei Fischer sich nicht über ihren Anteil einigen konnten und nun richterlichen Beistand wollten. Und dann kam auch noch dieses Unwetter auf, gerade als er heimgehen wollte. Jetzt ging er sicher schon eine halbe Stunde durch den feinen Nieselegen, der sich immer mehr zu einem Unwetter heranreifte, je länger Corvinus sich auf den Straßen Misenums befand. Lysithea, eine hübsche Sklavin, die er freiließ und die sich mit einem Lupanar selbstständig gemacht hatte, winkte ihn heran zum Eingang des zwielichtigen Betriebs und bot ihm Wärme und ein trockenes Bett, doch er lehnte schmunzelnd ab. Das hätte ihm heute noch gefehlt. Die Curia war recht unterbesetzt und darum blieb um so mehr Arbeit an ihm hängen - und dann auch noch das weibische Gezänk des Claudiers in der Curia Italica ertragen zu müssen, nagte am sonst so stählernen Faden seiner Geduld.


    Für ein paar stumme Augenblicke blieb er auf dem Forum vor der Baustelle stehen, die einmal der Tempel der Iuno werden sollte und sprach ein leises Gebet, ehe er weiterschlenderte, gen Hafen. Heim wollte er noch nicht, sonst würde sein geliebtes Weib auch noch glauben, er wäre untätig. Dank des tagelang andauernden Regens war auch in der Curia nicht so viel zu tun wie üblich, nur schlug er den Leuten auf die Stimmung und so zogen bei solchem Wetter immer mehr Leute vor Gericht. Auf einer kleinen Anhöhe machte er halt und überschaute den zivilen Hafen des Portus Miseni, um mit dem Blick nach dem Amphitheater zu suchen, welches sich am Strand bei Bauli befand. Zum Glück hatte er sich einen Mantel über die Schulter geworfen, aber das half nicht viel, der Regen sorgte dafür, dass die weiße Tunika schon unangenehm an seinem Leib klebte und das Leder der Sandalen ziepte. Also war es eigentlich nur ein beschissener Tag wie jeder, ereignislos und... bis er sah, wie eine zierliche junge Frau ein Schiff verließ, umringt von Sklaven. Und sie wirkte nicht so, als würde sie Sol invictus dazu veranlassen, die Sonne erscheinen zu lassen.

  • Schon nachdem sie den Steg verlassen hatte und sich auf festem Steinboden Misenums befand, blieb sie kurz stehen. Einerseits war sie erleichtert. Der Unwürde eines weiteren Schwächeanfalls ihres Magens hatte sie sich nun gewiss entzogen. Ihr Haar, durch den Regen ganz kraus, hing auch nicht besonders gepflegt ihr zartes Gesicht herab. Den schweren, vollgesogenen Umhang warf sie missmutig einer Sklavin zu. Unter diesem trug sie nun eine weiße Tunika und eine rote Palla, die sie sich erst einmal wieder richtete. Es wurde Zeit dass sie ins Warme kam. Nur wohin? Für eine Frau ihren Standes kam ein normales Wirtshaus auf keinen Fall in Frage. Zu zwielichtig, zu schäbig, zu undamenhaft. Ihr Blick huschte durch die Bedienstetenschar und verhieß zu deutlich, dass sie Ärger suchte. "Steh gerade!" fuhr sie auch sogleich ihr erstes Opfer, eine neue Errungenschaft an. Kurz darauf fuhr ihre Handoberfläche an die Stirn und ihrer Brust entrang sich ein tiefes Seufzen.


    Nachdem sie sich ungefähr 5 Augenblicke lang selbst bemitleidet hatte, fasste sie wieder neuen Mut und sah sich um. Da erblickte sie ein Gesicht. Eines der wenigen Gesichter, die sie in der näheren Umgebung überhaupt sah. Wer war auch so blöd und hielt sich bei solchem Schweinewetter auch schon draußen auf? Sie betrachtete den Mann ein wenig länger. Er schien auch nicht sonderlich fröhlich zu sein, wie sie es auf die Entfernung ausmachen konnte. Einige kurze Momente des Überlegens und sie machte sich auf. Ihre Tunika raffend steuerte sie in Richtung Misenum. Und umso näher sie dem Manne war, wenn sie ihn betrachtete, umso bekannter ward er ihr. Als sie näher gekommen war, strich sie sich ihr Haar aus dem Gesicht und blickte ihn direkt an. In ihrem Kopf arbeitete es, während sie auf eine Begrüßung wartete.

  • Das einzige, was seine grollende Laune ein wenig gütlicher stimmte war, dass die weisse Tunika des Mädchens begann, immer mehr von ihrer Figur zu zeigen, ne mehr der Regen sie durchnässte. Sie hatte recht hübsche Beine, befand er, während er den Kopf schieflegte und erst eine halbe Sekunde zu spät bemerkte, dass sie ihn ansah. Vergnügt hoben sich die Mundwinkel des Raben und er nickte ihr zu, die Stimme schließlich erhebend.
    "Recht feucht heute, hm?"
    Und musste vergnügt lachen, während die schwarzgelockte, wilde Mähne ihm immer mehr ins Gesicht hing. Er hätte auch durchaus ein Fischer sein können oder ein junger Neptunpriester, so wie er da stand, doch dann ging er von der Anhöhe herab und langsam auf sie zu, ihre Sklaven mit einem musternden Blick bemessend.
    "Salve. Willkommen in Misenum."

  • Seine Blicke nahm sie weniger erfreut zur Kenntnis. Gut, es mochte recht reizvoll sein seine Blicke auf sich zu ziehen, aber besser in einer anderen Situation. Hier und jetzt war ihr kalt, war sie wütend, durchnässt, gereizt.. Sie straffte ihre Schultern ein wenig und betonte durch die geradere Haltung ihre recht gut gebauten Kurven noch ein wenig stärker. Eigentlich beabsichtigte sie eine etwas respektheischendere Haltung um weniger leidend auszusehen, doch in diesem Moment beachtete sie die nasse Tunika nicht weiter, die sie umschmeichelte. "Vielen Dank. Das Wetter scheint es weniger freundlich mit uns zu meinen." umging sie seine Anspielung auf potentielle Feuchtigkeit. Sie hatte einen Verdacht, dass seine Worte sich nicht nur auf den Regen bezogen, aber sie konnte sich nicht vorstellen dass ein Fremder so mit ihr sprechen würde. So schämte sie sich eher ihrer Gedanken und verbannte den Verdacht rasch wieder aus ihrem Kopf.


    "Minervina, Tochter des Tiberius Maximus." stellte sie sich ihm vor, während sie ihn eingehend musterte. Er sah recht.. wild aus, was ihre Vorstellung anbelangte. Und ihr fiel auf, dass er auch deutlich älter war als sie. Und doch hatte er etwas anziehendes an sich, was wohl manche Frauen auch zum Ausziehen bewog. Solcher Dinge wurde sie sich noch nicht lange bewusst, aber schon seit sie dies tat hatte sie auch hervorragend Enthaltsamkeit gelernt und ließ sich durch ihre Blicke nicht im geringsten anmerken, was sie dachte. "Irgendwoher kenne ich dich..." stellte sie langsam fest. Sie wurde dieses Gefühl einfach nicht los. Aber woher sollte sie ihn kennen? Sie war noch nie in ihrem Leben in Misenum gewesen...

  • Der Mundwinkel des "wilden Raben" hob sich etwas, er hob kurz den Blick an und eine kräftige Windbö erfasste ihn kurz und ließ Haar und Kleidung im Regen erzittern. Erneut musterte er sie, diesmal aber eindeutig mehr im Gesichtsbereich, auch wenn er nicht den einen oder anderen abschweifenden Blick vermeiden konnte, so wie sie vor ihm stand, als wolle sie sich ihm präsentieren oder anbieten. Doch was ihn am meisten fesselte, waren diese Augen und so kam ihm recht rasch die Erkenntnis und Erinnerung, welche sich bestätigte als sie sich vorstellte. So begann er ebenso, sich vorzustellen, mit der ihm eigenen basslastigen Stimme, während er mit der Hand eine ausschweifende Geste über Misenum andeutete.


    "Allerdings. Ich bin Artorius Corvinus, Duumvir von Misenum. Wir lernten uns in Rom kennen, allerdings war der Tag etwas freundlicher als der heutige..", meinte er und erlaubte sich dann doch ein kurzes Grinsen, während er sich den Regen aus dem Haar strich. "Ist doch gutes kampanisches Wetter, der Regen fällt fast lotrecht, nur leicht zur Seite geneigt." Und auch wenn er nicht wollte, dass sie bemerkte, dass ihre Augen ihn in ihren Bann schlugen, gelang es ihm nicht, den Blick von ihnen abzuwenden.

  • Aus unerfindlichen Grund störte sie sich gar nicht weiter an seiner etwas eingehenderen Musterung. Nein, es gefiel ihr sogar irgendwie. Und auch in ihren Augen war zu lesen, dass sich ihre schlechte Stimmung zumindest um ein Mindestmaß verringerte. Aber sie nahm diesen tiefen Blick nicht nur entgegen, sondern erwiderte ihn auch. Musternd sandten ihre dunkelbraunen Augen einen freundlichen Blick in seine Richtung, auch wenn er noch durch Distanzierung gezeichnet war. Nur als er kurz mit seiner Hand über Misenum deutete, wandte sie ihr Gesicht ab und offenbarte ihm ihr zartes Profil. In ihren Gedanken suchte sie nach Artorius Corvinus und langsam wollten die Erinnerungen zurückkehren. Es war jener Tag, an welchem sie Belenor verloren hatte. Ihr Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln.


    "Ja richtig, ich erinnere mich. Es war der Sommer voreineinhalb Jahren, kurz bevor ich nach Achaia aufbrach." bestätigte sie ihn und widmete sich wieder seinen Augen, die sie durch ihr Interesse irgendwie beruhigt hatten. "Eine Einladung steht noch aus, die du damals aussprachst." ergänzte sie ihrer beider Erinnerung mit einem nun mehr zu einem Schmunzeln erweiterten Lächeln. Während er allerdings das Thema wieder aufs Wetter zurücklenkte wandte sie sich abermals mit leicht zusammengekniffenen Augen der See zu, denn der Wind trieb die kleinen Tropfen schmerzhaft in ihr Gesicht.


    "Auf See kann ich mir angenehmeres vorstellen als einen Seegang der einen von den Beinen fegt und Regen der einen bis auf die Haut durchnässt und selbst in unseren warmen Regionen eine Gänsehaut verursacht. Aber sicherlich, die Geschmäcker sind verschieden." kam es über ihre weichen Lippen. Auch ihr Bauch begann sich während ihrer Übertreibungen ein wenig zu entspannen. Der einstmalige Ärger verflog allmählich und wich einer reinen Misslaune, die sich aber ebenfalls noch in Maßen hielt.

  • Ihr Profil war ihm nicht entgangen, keineswegs. Die zarte Nase, der formschöne Hals.. kurz betrachtete er den Rumpf ihres Schiffes und ließ seine Gedanken schweifen, ehe er wieder zu ihr sah und vergeblich versuchte, jenen Gedanken aus seiner Fantasie zu drängen. Langsam ließ er sich vom Wind etwas nach hinten drängen und drehte sich schließlich um, um sie auf selber Höhe zu flankieren.


    "Was, du willst unser wundervolles Wetter verschmähen und stattdessen einen Mann, der aussieht wie ein alter Fischer, in sein Haus begleiten, um eine alte Einladung einzufordern?" Doch er ließ ihr gar keine Gelegenheit, auf diese doch eher rhetorische Frage zu antworten. "Gern."


    Und so deutete er voran, um sie durch die verwinkelten Gässchen auf der Halbinsel Misenums zu führen..

  • Sie wandte ihr Gesicht wieder zu ihm, als er sich an ihre Seite begab und betrachtete ihn mit neutralem Gesichtsausdruck. Sie mochte sein Gesicht. Es wirkte aufrichtig und erfahren - und das war eher selten bei Männern seines Alters der Fall. Dass diesen beiden Eigenschaften auch noch Attraktivität beigemischt war, obwohl er ein wenig wilder wirkte, musste man nicht weiter betonen. Oder machte grade diese eher ungewöhnliche Auftretensart etwas Besonderes aus diesem Mann? Auf seine Worte reagierte sie mit einem sachten Lächeln. "Siehst weniger wie ein alter Fischer aus. Eher wie ein mutiger Held." stellte sie mit etwas aufgemunterter Stimme fest und beobachtete ihn um eine Reaktion festzustellen.


    Hernach folgte sie voll Erleichterung seiner Geste, die ihr warme Räumlichkeiten verhieß - hoffentlich. Sicher, noch genehmer wäre es natürlich wenn ihre Füßchen sie nicht allein tragen müssten sondern eine Sänfte es täte.. oder ein Mann.. Beinahe automatisch blickte sie aus den Augenwinkeln wieder zu ihrer Begleitung. Es störte sie dass er solch eine negative Auswirkung auf ihre Gedanken hatte, die sie nach einigem Üben eigentlich als gut kontrollierbar eingeschätzt hätte.

  • Sie entriss diesem, nach ihrer Meinung, Nichtsnutz, der Herrin Kleidung und drängte sich mit einem leisen Fluchen, der Herrin hinterher. „Steh gerade!“, zischte sie leise nach und schüttelte nur den Kopf. Sie zupfte nebenbei ihre Kleidung zu Recht und wäre fast noch über eine kleine Kiste gefallen, die einem Träger heruntergefallen war.
    Sie musste sich beherrschen, schließlich stand es ihr ja nicht an sich zu beschweren, aber das Schiffspersonal war eine Bande von reuelosen widerlichen Tieren gewesen, die sie nur zu gut an alte Zeiten erinnerten. Sie schob mit dem Fuß nun die Kiste zur Seite und eilte, um die Herrin ja nicht zu verlieren. Als sie einen guten Abstand hatte, verlangsamte sie den Schritt und versuchte so gut es ging nicht aufzufallen um die Herrschaften nicht zu stören.


    Jedenfalls kannte sie diesen Mann nicht und Misstrauen war gar kein Ausdruck für dass, was sich zur Zeit durch ihren Kopf schlich, wenn man einmal davon absah, dass man der Männerwelt grundsätzlich Misstrauen durfte, wenn es um die Herrin ging.

  • Dezent aber vergnügt hoben sich die Brauen des Artoriers ein wenig. Ein Held? Naja, eigentlich sah er eher weniger rühmlich aus, aber ein mutiger Held? Damit wollte sie ihn doch sicher nur necken, ein wenig zum Narren halten, aber.. Er musste sich etwas beruhigen, um Würde zu wahren und nicht zu erröten, während er langsam voranging.


    "Dazu hätt ich wohl Legionär werden sollen..", stellte er fest und musste dann doch schmunzeln, während er sich immer wieder das Regenwasser aus dem Haar strich. Neptun meinte es wirklich gut mit dem Wasser diesen Winter und würde er den Sommer ebenso gestalten, würde die Weintraubenlese wohl noch vorzüglicher ausfallen als letztes Jahr.


    Um seinem schlechten Gewissen die Ehre zu geben, jagte wohl Iuno ihm das Bild seiner schönen schwangeren Frau durch den Kopf und er musste etwas an seiner Unterlippe nagen, während er seine Sandalen in einer Seitenstraße in einen Weidenkorb warf und den Weg zu Fuß fortsetzte - es war einfach zu schlammig für das weiche Leder.
    "Und wohin darf ich dich und dein Gefolge führen? Mein Heim wäre wohl kaum dafür angebracht - und meine Villa ist noch nicht zu beziehen..."

  • Sie schüttelte abermals mit dem Kopf, raffte die Kleider auf und holte den letzten Rest der Entfernung zwischen ihr und der Herrin auf, um dieser nur ganz leise ein paar Worte zuzuwispern, ohne das er es je erfahren sollte, was sie gesprochen hatte.


    „Oh ja, lass seine Brust nur weiter anschwellen und er wird dich bald auf Händen nach Hause tragen, wenn seine Frau ihn vorher nicht erwischt“


    Sie wandte sich nun mit einem höflichem Lächeln und einer kleinen Verneigung zu diesem Kerle hin und musterte ihn nun für den ersten Augenblick aus der Nähe.


    „Ich glaube es genügt mir und der Herrin... sie sei gelobt, dass mir erlaubt ist, so frei zu sprechen... wenn man uns mit in das vertrautes Heim nimmt, denn schließlich ist es doch angebrachter, wenn man die Gäste in das eigene Haus führt und nicht zu Fremden schickt“


    Während sie sprach, hatte sie den Blick leicht abgewandt, da sie nicht aufdringlich erscheinen wollte. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihn jedoch genau, schließlich wollte sie auf keinen Fall, dass er die Herrin gar ausführte oder sie mit falschen Worten und Taten umspannte.

  • Lanas' anfängliche Reaktion war an Minervina beinahe gänzlich vorbei gegangen. Während sie in Achaia war, hatte sie eine etwas neutralere Einstellung zu Sklaven erlernt. Sie waren da, ihr zu dienen. Behandle sie gut und die Dienste sind gut. Aber als wirklich menschlich sah sie nur noch die wenigsten an. Lediglich ihrer Leibsklavin - Lana also - räumte sie ein wenig mehr Freiheit ein. Auf Corvinus Worte hin allerdings ließ sie ein leises Lachen vernehmen. Ja, langsam erinnerte sie sich wieder seiner und auch dessen, dass sie ihn schon damals recht gern gemocht hatte. Dass er nun allerdings an Artoria dachte, dessen wurde sie kein bisschen gewahr. Insgesamt biss ihr Gewissen so gut wie gar nicht an ihr, denn warum sollte es auch? Sie hatte nichts mit diesem Manne - wenn es auch zugegebenermaßen keine der schlechtesten Erfahrungen wäre - und selbst wenn dies der Fall wäre, so hatte sie daheim niemanden an den sie gebunden wäre.


    Gerade wollte sie auf seine Frage antworten, da sie Lanas leise Worte an ihrem Ohr vernahm. Mit diesen Worten traute sie sich ganz schön was und das ließen auch ihre hochgezogenen Augenbrauen erkennen, unter denen durch einen strafenden Blick gezeichnete Augen lagen. "Er ist ehrbar!" zischte sie leise zurück. Eigentlich hatte sie es nicht einmal nötig sich zu rechtfertigen, aber Lana mochte sie doch recht gern und sah deren Worte durchaus als gewichtig an. Kurz nachdem sie sich beruhigt hatte, wollte sie abermals auf Corvinus' Worte eingehen, was allerdings noch einmal durch Lana vereitelt wurde. Schon wollte sich Zornesröte auf ihre Wangen legen, als sie der Sklavin Worte gewahr wurde. Und diesmal entsprachen sie durchaus ihrer Meinung, was aber nicht viel daran änderte, dass sie sich unterbrochen fühlte.


    Innerlich sah Minervina schon ihre Möglichkeiten für ein warmes Haus schwinden. Sie blickte zu Corvinus. "Es sei denn, es bietet sich ein direkter Transport nach Rom an. Meine Familie wartet dort auf mich und ich möchte ihnen nicht zu viele Sorgen bereiten." Natürlich war dies nur die halbe Wahrheit, aber sie wollte sich - ausnahmsweise mal - nicht aufdrängen. Corvinus schien sie nicht daheim haben zu wollen und vielleicht hatte es wirklich mit ihr zu tun. Vielleicht war sein Heim wirklich nicht ihren Anforderungen gewachsen. Außerdem war sie viel früher als verabredet aufgebrochen, doch sie fürchtete um ihre Zukunft. Sie wollte nicht jemandem versprochen und dann böse überrascht werden. Schmunzelnd schob sie diesen Gedanken beiseite und blickte wieder fragend zu Corvinus.

  • Irgendwo im Hintergrund zuckte ein Donner über den Hafen von Misenum, während er sich wieder eine Strähne aus dem Gesicht strich. Die Sklavin war zwar vorlaut, aber das war er gewohnt - und wenigstens war sie ehrlich und sagte was sie dachte, was selten war bei Sklaven.


    "Es ist nur so, dass meine Villa bei den Höhen von Bauli noch immer im Bau ist und nicht bewohnt werden kann, sodass ich noch immer mit meiner liebsten Gattin und meinen Sklaven in einer großen Insula wohne. Nicht unbedingt der ideale Ort, um jemanden zu empfangen und zu bewirten, nicht wahr?"


    Auch wenn ihm der Gedanke nicht gefiel, den Engel und den Bengel sofort wieder ziehen zu lassen, war es wohl das Beste - vor allem, wenn ihre Familie sie schon erwartete.


    "Ich könnte euch meinen Reisewagen anbieten. Eine Art Karren, nur für die Reise geschaffen und von meinen beiden Wallachen Hektor und Paris gezogen. Da ich in Bälde ohnehin zur Tagung der Curia Italia muss, bietet sich das an - bis dahin müsstet ihr aber meine Pferde versorgen."

  • Sie hatte den Donner ebenfalls vernommen und zuckte innerlich etwas zusammen. Mit einer kleinen Verneigung und einem leichten Lächeln, ließ sie sich wieder in den Hintergrund fallen. Sollte es nun auch noch Gewittern, müsste selbst sie irgendeinem Dach zustimmen. Denn wenn der Himmel grollte und die Luft von Blitzen durchzogen lag, wurde es ihr immer direkt anders ums Herz. Ihr Schritt lag nun zwischen dem der Herrin und diesem Kerl, der scheinbar wirklich einen Grund hatte sie nicht in die eigene Wohnung zu laden, auch wenn sie immer noch misstrauisch war.
    „Sind die Pferde und der Karren, denn auch bei schlechtem Wetter noch zu gebrauchen? Ich meine, schließlich ist die Herrin nun schon genug durchnässt. Sie wird sich nachher noch eine schlimme Krankheit einfangen, wenn man sich nicht bald entscheidet“, sprach sie leise, blieb diesmal jedoch zurück um keinen weiteren Störfall zu erzeugen, auch wenn es ihr schwer fiel.

  • Sim-Off:

    Ich muss tausendfach um Entschuldigung bitten. Ich war länger nicht mehr online und jetzt find ich nicht mehr recht rein. Ich mach nen kurzen Bye-Post und Lanchen, wir machen dann bei Gelegenheit woanders weiter :)


    Minervina fand sich langsam mit dem Gedanken ab, nicht in eine übermäßig bequeme Statt zu bekommen. Sie betrachtete Corvinus abermals aus den Augenwinkeln. Allein die Tatsache, dass sie nichts gegen seine anzüglichen Blicke von zuvor einzuwenden hatte, weckte den Wunsch in ihr, sich zurückziehen zu können. Sie fürchtete nicht um ihre Unschuld, doch um die Reinheit ihrer Gedanken, denn er hatte wirklich ein maskulines Aussehen. Rasch sah sie wieder auf den Weg vor sich und zwang sich dazu, sich das Muster genauer zu besehen. Freilich waren ihre Gedanken frei, doch sie wollte nicht in Verruch geraten und dann schlechtes Gewissen bekommen müssen. Schließlich wollte sie ihrem Vater Ehre machen. "Ist schon gut, Lana." beschwichtigte Minervina mit einem etwas bedrömelten Lächeln. Sie wandte sich wieder an Corvinus.


    "Dann werde ich deine Einladung bei anderer Gelegenheit wahrnehmen. Die Versuchung war da, die Heimkehr zu verlängern, aber es ist besser wenn ich mich wirklich direkt auf den Weg mache." Ihre Stimme war deutlich ruhiger geworden. Sie seufzte noch einmal wehmütig bei dem Gedanken an ein wärmendes Feuer auf, ehe sie fortfuhr. "Ich wäre sehr dankbar für den Reisewagen." erwiderte sie und sah in den Himmel. Umso schöner würde die Heimkehr werden. Auch wenn sich ihr Magen kaum eine Stunde Auszeit von irgendeinem Geschaukel haben würde.


    Und so kam es dann auch. Er stellte ihr den Reisewagen zur Verfügung und gemeinsam mit Lana reiste sie, samt Gepäck, in Richtung Rom. Auch wenn ihr die Reisezeit ewig vorkam, war sie doch ohne Zwischenfälle und recht schnell. Sie hatte die Heimreise aber nicht angetreten, ohne Corvinus das Versprechen abzunehmen, dass er sie bald doch einmal einladen würde.

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