Die Decimer unterwegs: Auf der anderen Rheinseite

  • Mattiacus schaute dem einen der beiden, der sich als Anführer zeigte nach und wandte sich an Corbulo und Centurio Maxentius.


    "Anscheined sollen wir ihnen folgen." Mattiacus schaute nach oben. Der Wind wurde nicht schwächer und es wurden immer mehr Flocken.


    "In Anbetracht der Wetterlage und der Stand der Sonne, falls sie jemals wieder auftaucht, nach zu urteilen müssen wir den beiden wohl folgen. Und ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich hätte jetzt nichts gegen ein wärmendes Feuer."

  • Herwig stieg daraufhin von seinem Pferd ab und bedankte sich bei den beiden für die Hilfe. Dann wandte sich an die Römer.
    "Ihr Dorf ist nicht weit entfernt. Vor Einbruch der Dunkelheit werden wir dort sein uns wird das Gastrecht zu Teil werden. Kennt ihr euch mit dieser Sitte aus?"
    Die Frage war an alle gerichtet. Denn sie durfte es nicht verletzen und das war sehr wichtig für diese Unternehmung.

  • "Unter den Germanen ist es Brauch wenn man um Gastfreundschaft bittet, diese jedem Bittenden zu gewähren. Ihm wird Unterkunft gegeben und Essen und zu trinken. Dafür verlangt der Gastgeber kaum Gegenleistungen. Der Gast darf das VErtrauen des Gastgebers nicht verletzen und ihm oder dem Dorf etwas antun. Auch sollte der Gast auf Wunsch eine Geschichte erzählen. Entweder etwas von sich, aus seinem Leben. Er ist für die Unterhaltung zuständig. Das ist die einzige Entlohnung, die gewünscht wird. Wenn ihr so am Aufbau der Beziehungen zu den Dörfern und Stämmen diesseits des Rhenus interessiert seid, dann solltet ihr diese Gastfreundschaft ehren, heiligen und respektieren."
    Herwigs Blick war Ernst gewesen als er sprach. Es würde sicher nicht viel bringen darauf hinzuweisen, dass dies auch ein Varrat an ihren Göttern war. Sicher würden sie nicht einmal glauben, dass es hier die Götter der Germanen gab.
    Danach wand er sich dann um und ging, das Pferd an den Zügeln führend, den beiden hinterher. Er würde nicht reiten sondern zu Fuß gehen wie die beiden. Die Römer würden schon hinterher kommen, denn sicher wollten sie es bald warm haben und trocken haben.

  • "Von diesem Brauch habe ich schon bei Tacitus gelesen. Das Recht des Gastes wird wohl bei allen barbarischen Völkern sehr hoch gehalten. Solange wir es beanspruchen, stehen wir unter dem Schutz der Götter. Da die Germanen ein sehr gottesfürchtiger Menschenschlag sind, sollten wir im Moment sicher sein und können den beiden Folgen. Und eine Geschichte wird mir bestimmt als Gegenleistung einfallen." witzelte Mattiacus.


    So trotte die Gruppe langsam hinter den zwei Germanen her.

  • Bis jetzt war Reatinus nur still gewesen und beobachtete still schweigend die dunklen germanischen Wälder aus der Höhe seines Rosses. Es war dieses Mal etwas anderes, zu Pferd als nur zu Fuß unterwegs zu sein, dachte er. Doch langsam sehnte er sich nach einer Ruhestätte und einem warmen Feuer. "Sag mal Centurio...", sprach er zum leitenden Offizier, der nicht weit weg von ihm ritt. "Weisst du, wie weit es bis zum Lager ist?! Ich fang mir hier schon fast ´ne fiese Erkältung ein!". Servius analysierte ebenfalls, dass die Sonne, die man hier eh nicht sehen konnte langsam hinter den Bergen verschwand. Er konnte sich nicht vorstellen, nachts in dieser trostlosen und düsteren Gegend umherzuirren. Hoffentlich würde es nicht dazu kommen...
    Er warf einen wachsamen Blick in die tiefsten Ecken des Waldes und jedes rauschende Gebüsch kam ihm schon verdächtig vor. Auch schaute er immer wieder nach hinten, um sicher zu gehen, dass die Männer, die zum Begleitschutz anwesend waren nicht aus der Reihe tanzten.

  • Sie verließen den Wald und sofort begann der WInd stärker zu wehen. Die Flocken wirbelten dem Männern nur so ins Gesicht und der Wind schien selbst durch den dicksten Umhang zu ziehen. Wären die Flocken nicht gewesen, hätte man von hier aus schon das Dorf erkennen können. Doch heute war es hinter einer Wand aus sich mit einander verwirbelnden Schneeflocken verborgen.


    Die beiden Männer gingen beharrlich weiter und kämpften sich durch den Schnee, der sich schon bis zu den Knöcheln reichte. Hier und dort gab es schon einige Verwehungen, so dass er auch schon einiges höher dort reichte. Bald würden auch sie am wärmenden Feuer bei ihren Frauen und Familien sitzen. Auf die Römer hinter ihnen achteten sie nicht. Die würden schon hinterher kommen und wenn sie ihnen zu schnell liefen, mussten sie sich eben beeilien. Rücksicht würden sie nicht nehmen.

  • Mattiacus war über die Geschwindigkeit, mit der sich die Männer durch die Schnee kämpften erstaunt. Selbst er zu Pferde konnte nur schlecht mit ihnen mithalten. Er blickte sich um und sah, dass alle in der Gruppe ähnliche Schwierigkeiten hatten.

  • Der Schneefall wurde stärker als wir die Germanen trafen, denen wir jetzt folgten. Beide stapften sehr schnell und geübt durch den Schnee, dass es vielen von uns schwer fiel ihnen zu folgen.
    Viele der Legionäre, die sich für diese Mission freiwillig gemeldet hatten, hatte ich bereits während der Reitergrundausbildung unter meinen Fittichen gehabt. Mit Masse waren es keine guten Reiter. So half ich, wo ich nur konnte, dass niemand stürzt oder sich gar ein Pferde die Beine brechen würde.

  • Bald schon konnte man vor sich dunkle Umrisse erkennen und wenn man genauer hinsah, konnte man sogar diese Umrisse als Zaun erkennen und ein Tor auf, dass die Gruppe zuhielt.
    Beeilen, bald da....
    rief der Ältere in gebrochenem Latein nach hinten in den Sturm. Es waren nur noch wenige Schritte und sie würden bald Schutz gefunden haben. Kurz musterte er auch den Germanen, der neben ihnen ging. Doch schwieg er.


    Am Tor angekommen erklärte er den Wachen kurz die Situation und ging dann auf die Römer zu.
    Waffen ablegen. Dann ihr kommen rein.
    Man vertraute darauf, dass die Römer die Gebote der Gastfreundschaft kannten. Doch wollte man kein Risiko eingehen. Wenn sie heute ein Dach über den Kopf haben woillten, mussten sie wohl darauf eingehen.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    Mattiacus blickte sich um und wandte sich an den Duplicarius Varus.


    "Duplicarius, kommen alle mit? Bei dem Wetter ist das kein Zuckerschlecken."


    Ich blickte zu Decimus Mattiacus und rief
    "Ja, es wird schon gehn. Und wenn ich die Pferde samt ihren ungeschickten Reiter selber tragen muss.
    Hier bleibt keiner zurück!"

  • Waffen ablegen, das gefiel Mattiacus eigentlich gar nicht, Gastrecht hin oder her.


    Er beriet sich mit dem Centurio und dem Duplicarius.


    "Sie wollen uns erst herein lassen, wenn wir die Waffen ablegen. Ich vertraue zwar auf das geheiligte Gastrecht, meine bzw. eure Waffen möchte ich aber nicht irgendwo zurücklassen. Wie gehen wir vor?"

  • "Ihr habt Recht. Das Ablegen der Waffen birgt ein mülmiges Gefühl. Ich schlage vor, dass wir die dennoch Waffen ablegen. Da wir eh jemanden brauchen, der auf die Pferde acht gibt, kann er auch gleichzeitig ein Auge auf die Waffen werfen. Die Legionäre würde ich in unmittelbarer Nähe zu den Waffen biwakieren lassen.
    Sollte etwas passieren, so sind zumindest die Legionäre schnell bei den Waffen und können uns dann raus hauen.
    Bei aller gebotener Vorsicht, die wir walten lassen mögen, sollten wir aber kein Mißtrauen den Germanen gegenüber zeigen. Das würde sie mit Sicherheit in ihrer Gastfreundschaft verletzten."

  • "Das stimmt auch wieder. Also wir sollten unsere Waffen den Legionären übergeben."


    Mattiacus blickte sich um. In der Nähe des Tores war eine kleine Baumgruppe, die trotz der fehlenden Blätter, doch ein wenig Schutz gegen den Wind bot.


    "Am besten, deine Männer schlagen ihre tabernacula dort drüben auf." Er zeigte in die Richtung der Bäume und Büsche.


    "Dort sind sie diesem scheußlichen Wetter nicht ganz so ausgesetzt. Corbulo, Du und Herwig begleitet mich hinein. Ich muss zu erst mit dem Dorfobersten reden."

  • Die aussicht bald an einem wärmenden Feuer zusitzen, besänftigte Herwigs verkühltes Gemüt. Auch ihm war das Wetter zu wider und fragte sich wieder einmal warum er sich dazu hatte überreden lassen. Doch nun konnte er es nicht mehr ändern. Er war hier.
    Er gab sein Sax eindem der männer am Tor und wartete nun darauf, dass die Römer auch ihre Waffen ablegen würden.
    "Ihr braucht keine Angst zu haben. Nichts fürchtet ein Germane mehr als einen zornigen Gott und die Gastfreundschaft ist ein Gebot, dass stets eingehalten wird. Wer es nicht tut muss mit der Strafe der Götter leben- Diese Gefahr will keiner eingehen."
    Vielleicht beruhigten diese Worte die Römer noch ein wenig. Denn so langsam mochte er hier wirklich nicht mehr stehen und warten.

  • Die beiden Männer sahen einander fragend an. Scheinbar hattes es dir komischen Römer nicht sehr eilig aus dem Schnee zu kommen. Sie aber schon und deswegen wurden sie ob dieser langen Diskussion schon ungeduldig.
    Sie, die immer so stark sein wollen haben Angst.
    Habe ich schon immer gewusst.
    Kannst du gar nicht. Ich bin älter.
    Für mich habe ich es schon immer gewusst...
    Halts Maul...
    Lange wurden sie sicher hier nicht mehr warten. Und die Diskussion unter den beiden, die sie natürlich leise und in germanisch geführt hatten verstummte.
    Nachdem nun endlich diese Römer ihre Waffen abgelegt hatten, gingen die beiden Männer vor zu einer Hütte, die sehr zentral am Dorfplatz gelegen war. Es war eine der größten, die man im Schneegestöber im ausmachen konnte. Sie würde sich bei ruhigem Wetter als größte herausstellen. Es war eben die Hütte des Dorfvorstehers, des Furisti. Der Ältere von beiden klopfte an die Tür und trat ein.
    Gerwini...die römischen Gäste sind da.
    Dann trat er aus der Tür zurück und deutete der Gruppe einzutreten.



    Gerwini saß mit seiner Frau und den Kindern im Wohnbereich des Hauses zusammen am Feuer. Einige ältere Männer, die Dorfätesten und seine Berater, hatten sich eingefunden um diesem Besuch beizuwohnen. Der Furisti stand auf und ging auf die eintretenden Männer zu.
    Heilsa und tretet ein. Ihr batet um die Gastfreundschaft meines Hauses und meines Dorfes und sie sei euch hiermit gewährt. Setzt euch zu uns an Feuer, wärmt euch. Es wird auch bald etwas zu warmes Essen für euch geben.
    Sein Latein war ganz passabel. Sicher hatte es hier und dort noch Fehler, aber die Römer würden es verstehen können.

  • Mattiacus trat in die Hüte ein. Es war zwar nicht der Palast des Imperators, aber es war ihm erstmal egal, da es draußen sehr kalt war.


    Mattiacus nahm eine würdevolle Haltung ein, wie es sich für einen Gesandten des Statthalters gehörte.


    "Ich grüße dich Fürst, mein Name ist Marcus Decimus Mattiacus und bin Gesandter des Statthalters der Provinz Germania Superior Decimus Meridius. Ich entbiete dir seine Grüße und dank sei dir für dein Feuer."


    Die Begrüßung fiel vielleicht etwas formell aus und Mattiacus blickte zu Herwig.


    "Fall es zu Verständigungsproblemen kommt, musst du auf Germanisch übersetzen." sagte Mattiacus leise zu ihm.

  • Da er nur Begleiter des Ganzen war, hielt er sich im Hintergrund. Als dieser Mattiacus schließlich ihn damit beauftragte darauf zu achten, dass es zu keinen Verständigungsproblemen.
    "Ich werde darauf achten und mein best mögliches tun um diese Gespräche zu begleiten,"
    antwortete Herwig und wunderte sich noch immer ob dieser schrecklichen formellen VOrstellung mit der kein Germane wirklich etwas anfangen konnte, der nicht die Standesfolgen der Römer studiert hatte.
    "Du solltest dich nun setzen. Er wird gleich ein Horn mit Met an dich weiterreichen was das Gastrecht noch besiegeln wird. Er wird als erster daraus trinken, es an dich weitergeben, du an deine Begleiter und dann schließlich an den Mann zu seiner rechten zurück. Dies ist ein wichtiges Zeremoniell, das es einzuhalten heißt."
    Herwig hatte dies dem Römer zugeflüstert und hoffte, dass er die Wichtigkeit des Erklärten verstand.

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