Die Decimer unterwegs: Auf der anderen Rheinseite

  • "Den Met machen wir selbst. Viel mehr tun dies unsere Frauen. Ein jedes Kind lernt es"
    Ein, man möchte schon fast sagen, stolzes Lächeln umspielte seine Lippen bis er die nächste Frage hörte. Einen augenblick dachte er darüber nach, erinnerte sich an einige Gespräche, die auch mit ihm geführt wurden und antwortete schließlich.
    "Für Modorok sind jene Germanen auf der anderen Limesseite so etwas wie Verräter. Sie haben sich dem Leben Roms hingegeben und von ihrem germanischen sich losgesagt. Ich weiß, dass dem nicht ganz so ist. Doch für ihn sind sie Verräter und die Römer die Feinde. Da es für ihn fesstand zu siegen, verlor er keinen Gedanken daran, wie es eventuelle werden könnte, wenn er es nicht schaffen würde. So sammelte er alle romfeindlich gesinnten Stämme und Männer um sich und schaffte es eine große Armee zusammen zu stellen und diese unter einem Kommando zu führen. Dies ist etwas sehr seltenes. Germanen akzeptieren nur selten einen großen Führer, einen Kuningas. Doch er war dies für sie alle. Er versprach Rom zu vertreiben, die Gefahr abzuwenden und Land zurückzuerobern. All dies, was viele von schon so lange wollen und sie in ihm die Kraft dies zu schaffen und er hätte diesen Kampf gewonnen, wenn nicht zu letzt einige dieses Stammes, einige der Mattiaker die mitgezogen waren, die Seiten gewechselt hätten. Ich war nicht dabei und ich weiß nicht ob es Taktik oder späte Vernunft war, die ihnen da einkam. Auf jeden Fall war dieser schwere Krieg anders zu Ende gegangen als man zu erst vermuten mochte und auch wenn es jetzt wieder ruhig ist. Es wird immer jemanden geben, der es wieder versucht und vielleicht wird dies in einigen Jahren Modorok selbst sein, der erneut versucht das einstige Land der Germanen zurückzugewinnen."
    Er nahm nun einen kräftigen Schluck von seinem Bier und sah den jungen Römer an. Hoffentlich verstand er ihn nicht falsch. Er hatte ja nur erklärt wie es dazu kam...

  • Mattiacus hörte aufmerksam zu. Er merkte sich alles, was der Furisti ihm gesagt hatte.


    "Ich verstehe......... Hat sich seit diesem Krieg etwas an der Einstellung der Germanen jenseits des Limes den Römern gegenüber geändert oder herrscht Verbitterung über die erlittene Niederlage ?"

  • Der Mann musste mit dem Kopf schütteln.
    "Es hat sich wenig an dieser Einstellung geändert. Die unter uns, die schon immer Rom zugeneigt waren, sind es noch immer und die anderen sind es nicht. Sie sind ruhiger geworden. Doch der Unmut ist noch immer vorhanden. Sie sehen in Rom eine Bedrohung, etwas, dass ihnen das nehmen will, was ihnen alles bedeutet. Ich glaube, dass sie je etwas daran ändern wird. Es wird immer welche geben, die gegen Rom sind und gegen das was Rom bringt. Wir akzeptieren Rom als Nachbarn. Doch viele von uns könnten sich nicht vorstellen, Römer zu werden."
    Es gab einfach zu viele Dinge in denen man sich unterschied.

  • Mattiacus nickte.


    "So etwas hatte ich erwartet. Was glaubst du, kann Rom tun, um diese Situation zu ändern ? Du musst wissen, es liegt in den Interessen Roms und seiner Bürger mit seinen Nachbarn im Norden in Frieden, Harmonie und Eintracht zu leben. Was erwartest du dir zum Beispiel von einer Freundschaft in Rom?"


    Mattiacus war gespannt auf die Antwort des Furisti. In Rom konnte man vielleicht in den Schreibstuben große Pläne schmieden. Es kommt aber immer darauf an, was die Interessen der Menschen vor Ort war. Mattiacus war sich bewusst, dass eine Bedrohung der Provinz Germania ganz schnell eine Bedrohung des ganzen Imperiums werden kann.

  • Das war eine gute Frage. Was erhoffte er sich denn? Einen Moment überlegte er und versuchte dann das, was er sich wünschte und erhoffte in gute Worte zu packen.
    "Ich möchte, dass Rom uns so respektiert wie wir sind. Auch mit unserem Land. So wie es scheinbar im Moment auch ist. Dafür lassen wir die Grenze in Ruhe und respektieren diese. Ein reger Handel untereinander wäre auch nicht zu verachten. Vielleicht kann man dies ja auch bei diesem Treffen anregen von dem du sprachst. Aber das Wichtigste ist, dass man uns respektiert und in Frieden lässt. Dann respektieren wir auch euch und eure Grenze."

  • "Das hört sich sehr gut an. Genauso denkt auch der Statthalter und damit der Princeps in Rom, und auch ich selbst." bekräftigte Mattiacus.


    "Handel ist wichtig für unsere beiden Völker, denn der Handel festigt Beziehungen und Freundschaften. Unsere Händler haben viele Güter, die wir austauschen können. Wein, Glas, Schmuck" Und damit auch die römische Lebensart dachte sich Mattiacus" die wir mit euch gegen dass, was ihr uns zu bieten habt, und das ist nicht wenig, tauschen können. Dazu ist es wichtig, dass unsere Händler darauf vertrauen können, sich sicher jenseits des Limes bewegen zu können und nicht gleich Opfer dahergelaufener Banditen und Diebe werden. Aber hier bei dir Furisti, wird sich jeder Händler sicher fühlen!"


    Handel war natürlich im Intersse Roms, auch dass es um den Limes einen Gürtel von Pufferstämmen gab, die erstmal die Last eines Angriff, sofern denn einer kommen sollte. Diese Sicherheit bezahlte Rom mit seinen Gold und Wein. Doch diese politischen Überlegungen behielt Mattiacus ersteinmal für sich und prostete dem Fursiti zu.

  • Auch er prostete dem Römer zu und dachte einen Moment nach. Es verwunderte ihn schon, dass man auf einmal so viel Interessen hegte wo es doch lange Zeit eher ruhig war. Ob Rom nun wirklich zur Vernunft gekommen war?
    "Wenn dem so ist freue ich mich schon auf das Treffen. Es wird dort sicher angeregte Gespräche geben."

  • Schweigsam hörte ich dem Gespräch zu. Hin und wieder nippte ich an meinem Trinkhorn und versuchte einige germanische Wörter aufzuschnappen.
    Mein Blick ging von einem Germanen zum anderen. Jeden versuchte ich mit einem kurzen Blick einzuschätzen. Das Gastrecht der Germanen mag ihnen durchaus heilig sein - worauf ich auch vertraute - doch sollte man auf alles vorbereitet sein. Eine falsche Geste, die als Beleidigung gewertet würde, könnte alles zunichte machen.
    Solche Gedanken der Vorsicht im Hinterkopf - schließlich war ich für die Sicherheit der Decimer verantwortlich - lauschte ich dem Gespräch.

  • "Das wird es, der Statthalter möchte sich mit seinen Nachbarn austauschen und für einen fortschrittliches Beisammensein eintreten."


    Mattiacus nahm noch einen Schluck vom Met. Er wollte das Thema vom Politischen zum Alltäglichen leiten.


    "Bedienen euch die Frauen immer? Ich meine bei Tacitus und Cäsar gelesen zu haben, dass die germanischen Frauen mit den Männern auf einer Stufe sehen und gute Ehefrauen das gleiche Ansehen genießen wie die größten Kriegshelden."

  • Nun musste der Mann aber breit grinsen.
    "Der Mann von dem du sprichst, hat recht. Die Frauen haben die Herrschaft über Haus und Hof. Keiner von uns würde es wagen ihnen hier zu widersprechen. Das bekommt uns nicht gut."
    Er lachte schallend und auch die Frauen grinsten.
    "Sie bedienen uns nicht. Man kann es Aufgabenteilung nennen Während wir uns um die Äcker und die Verteidigung unseres Hab und Gutes kümmern, sind sie die Herrinnen hier. Deswegen wagen wir es auch nicht uns hier einzumischen."

  • "In Rom ist das ein wenig anders. Rein rechtlich haben die Frauen weniger zu sagen als die Männer, der Vater hat das Sagen im Haus, auch über die Söhne; genau wie euer Mundwalt. Aber das heißt nicht, dass die Frauen machtlos sind. Es gibt Frauen in Rom, für deren Lächeln ein Mann sterben würde."


    Mattiacus musste lächeln und dachte an all die großen und kleinen Abenteuer, die er so in Rom erlebt hat.


    Er hätte natürlich auch erwähnen können, dass einige Kaiser nur Marionetten ihrer Ehefrauen und Mütter waren wie Nero, aber er wollte die Imperatoren dem Furisti gegenüber als lächerlich darstellen.

  • Erstaunt lauschte Reatinus den Worten der beiden plaudernden Männer. Richtig interessant wurde es für ihn, als die Frauen ins Spiel kamen. Er fand das System, dass Frauen und Männer gleichgestellt waren gut, denn er konnte eigentlich auch nie wirklich verstehen, warum Frauen in Rom überhaupt niedriger gestellt waren. Doch er durfte sich nicht ablenken lassen, schließlich wollte er nicht durch einen tragischen "Zwischenfall" eine Axt im Rücken haben. Also blieb der Optio wachsam und hörte nur halbherzig zu, was nicht schwer war, schließlich hatte er auch nichts zu sagen...

  • Vorsichtig sah er sich um ob die Frauen auch beschäftigt waren und nicht zuhörten.
    "Nun ja...ein schlauer Mann geht doch jedem Ärger mit der Frau ausm Weg. Nichts ist schlimmer als ein wütendes Weib ertragen zu müssen."
    Er hatte leise gesprochen und sich zu Mattiacus hinübergebeugt. Da er schlau war, sollte das seine Frau nicht hören. Dennoch wollte er aber auf diesen Scherz nicht verzichten.

  • Mattiacus musste grinsen.


    "Recht hast du Furisti" sagte er und musste innerlich lachen. Diese Germanen haben doch Sinn für Humor.


    Er wollte das Thema aber wieder auf etwas anderes lenken.


    "Wie groß ist dein Dorf Furisti und über wieviel Männer gebietest du?"

  • "In meinem Dorf leben 203 Germanen. Damit ist es schon ein recht großes. Über etwa 50 Männer verfüge ich, die mitmir in den Kampf gehen würden. Der Rest sind Frauen, Kinder und alte Männer. Ich schätze das wolltest du wissen. Wieviel Menschen hier in dieser Gaue leben, das kann ich dir nicht sagen. Es gibt viele Dörfer und diese sind unter einem Rich vereint."
    Irgendwie fand er die Neugier des jungen Römers schon interessant. Er wusste zwar nicht ob er sich wirklich dafür interessierte oder nur so tat und warum er es überhaupt tat. Zumindest ob er sich wirklich nur aus diesem Grund dafür interessierte. Dennoch fand er es nicht schlecht, dass die Römer sich scheinbar wieder ihrer Nachbarn bewusster wurden und dieser Mann hier Interesse hatte mehr zu erfahren.

  • "Das heißt, dass du ein bedeutender Mann in deinem Volk bist, Furisti." nickte Mattiacus anerkennt. Für germanische Verhältnisse war sein also sehr groß.


    "In Tarraco, in meiner Heimat in Hispania, leben fast 20.000 Menschen. Und in Rom kann man die Köpfe kaum zählen. Es ist ein riesen Gewussel musst du wissen. Ganz anders als hier in Germanien. Aber das soll der Bedeutung deines Dorfes keinen Abriss tun, im Gegenteil."


    Das waren schon ganz andere Zahlenverhältnisse als dieses Dorf hier, aber Rom war Rom und nicht Germanien.


    "Warst du schon mal auf der anderen Seite des Limes oder der anderen Seite des Rhenus ?"

  • Bedeutender Mann...war er das? Er war der Anführer des Dorfes, aber bedeutend? Ganz so sah er sich nicht, aber wenn der Römer dies meinte.
    "Ich selbst war nie jenseits des Rheins oder des Limes. Ich hatte bisher immer genug zu tun und bisher auch noch kein Anliegen was mich dorthin führte."

  • "Dann hast du ja jetzt eine Gelegenheit im Frühling nach Mogontiacum zu kommen. Ich kann dir einen Besuch der Stadt nur empfehlen, du musst unbedingt einmal die Wasserleitung, die Arena und das Theater sehen."

  • "Ich werde sicher versuchen dies einzurichten. Ansonsten ich spätestens zu dem Treffen werde ich in Mogontiacum sein und mir diese Bauten anschauen."
    So langsam hatte er das Gefühl, dass die Mannen müde wurden. Zumindest seine. Hatten sie schon viel getan heute.
    "Ich möchte diese Runde nur ungern auflösen. Doch wir haben morgen viel zu tun und müssen uns ausruhen. Ihr seid in unserem Dorf willkommen und so ihr möchtet, seid ihr eingeladen noch ein paar Tage zu verweilen.Wir können uns dann sicher noch in einigen Sachen austauschen."
    Ein freundliches und entschuldigendes Lächeln lag in seinem Gesicht.

  • "Gerne" Mattiacus sah sich die Gesicher seiner Begleiter an, die auch nicht mehr so ganz frisch aussahen.


    "Die Müdigkeit überfällt auch uns. Mit deiner Erlaubnis, werde wir uns nun zurückziehen." sagte er zum Furisti.

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