Nach der erfolgten Adoption stand einer Heirat nichts mehr im Wege. Ich hielt mich permanent an diesem Gedanken fest, um die Umstürze in meinem Leben zu verkraften, denn insgeheim musste ich zugeben, dass ich mich schon einmal wohler gefühlt hatte. Es lag nicht an der neuen Familie, denn die war sehr entgegenkommend und nett, sondern an einem Einsamkeitsgefühl, das ich einfach nicht abstreifen konnte. Also kreisten meine Gedanken Tag und Nacht einzig um den Grund meines Familienwechsels und damit kam ich recht bald auf das Thema „Kinder“.
Nichts Besonderes mochte man meinen, ich hatte mich damit bereits als kleines Mädchen auseinandergesetzt. Mama zu sein, war das Natürlichste auf der Welt. Nur jetzt, wo dieser Zustand in greifbare Nähe rückte, stellte ich mir Fragen nach dem wie und wodurch. Ich hatte Null Ahnung, wie Kinder entstehen; ich wusste nur, dass man dazu einen Mann braucht. Mutter Aurelia anzusprechen, wagte ich nicht mehr, weil ich sie durch meinen Adoptionswunsch sehr verletzt hatte. Eine neue Mutter gab es für mich nicht, denn Vesuvianus war Witwer. Also blieb nur meine Schwester Epicharis, die in etwa in dem Alter war, wo man solcherlei Themen erörtern konnte, weil sie für uns beide in nicht allzu weiter Ferne lagen.
Geschwind machte ich mich nach dem verspätet eingenommenen Frühstück auf den Weg zu ihrem Zimmer. Hoffentlich war sie noch in der Villa und nicht bereits unterwegs. Ich klopfte hastig, drückte die Klinke herunter und steckte den Kopf durch den Spalt.
„Epi?“