Cubiculum | Nikophileaus

  • Nikophileaus folgte ihr in das Peristylum. Die Morgensonne ließ den Stein der Säulen matt schimmern. Auf den Pflanzen im Garten hing der Tau. Die Luft duftete kühl und frisch. "Wir werden die Besatzung sorgfältig auswahlen, und auch sparsam wirtschaften, denn wir wollen die Kasse des Cultus oder eben Antipaters Kasse nicht übermäßig strapazieren, auch wenn natürlich ein solches Unternehmen auf jeden Fall einigermaßen kostspielig ist. Doch darum brauchen wir uns hoffentlich keine Sorgen zu machen, Antipater wird das Geld aufzutreiben wissen." Nikophileaus ging in Richtung des Eingangs zum Atrium. Seine Schuhe klapperten auf dem Steinboden. Er drehte sich zu Livilla um. "So riskant ist die Reise im Übrigen gar nicht. Es kann sehr viel an schlimmen Dingen passieren, doch die Wahrscheinlichkeit ist annehmbar gering, wenn alles gut vorbereitet ist."

  • Graecus schritt an mir vorbei, er wollte das Tempo bestimmen, eine Vorherrschaft, die ich jetzt schon nicht duldete. Doch vielleicht war das gar nicht so schlecht ihn den Vorrang zu lassen, nur wenn wir alleine waren. Auf der Reise duldete ich dieses Auftreten nicht, wir sollte beide auf gleicher Höhe stehen und sollte es einmal den Anlass geben, auf die Rangordnung zwischen uns beiden einzugehen, musste ich über ihn stehen, als Leiterin.
    „Ich kann nicht behaupten was schlechter ist, ob man nun bei der Mannschaft oder beim Vorrat sparen sollte. Wenn wir keine Qualität beziehen, dann werden wir bald an Bord verhungern, doch sparen wir bei der Mannschaft, werden wir nie unser Ziel erreichen. Und diese beiden Kriterien machen mir am meisten Angst. Wozu würdest du mir raten?" Nachdenklich folgte ich dem Griechen, vom Atrium zum Eingang der Casa Pompeia.

  • Er packte seinen Beutel. Lange dauerte es nicht, denn seine Habseligkeiten beschränkten sich auf wenige Kleinigkeiten. Er wusch sich an einer Schüssel aus Bronze und legte die zweitbeste seiner vier Tuniken an. Dann band er seine Schuhe. Mit einem einfachen Holzkamm fuhr er sich einige Male durchs Haar. Es behagte ihm nicht, die Casa Pompeia verlassen zu müssen. Doch er musste fort. Pompeius Antipater, sein Dienstherr, schien verschwunden. So hatte Nikophileaus die letzte Zeit als Parasit mit trägen Nichtstun verbracht. Sicher würde er die Annehmlichkeiten der Casa Pompeia vermissen und es tat ihm auch ein wenig Leid, Sextus Pompeius zu verlassen, da er diesen und seine dekadente Art schätzen gelernt hatte. Aber er musste fort, um nicht an Langeweile zu sterben. Bevor er also auch seine Schreibgeräte einpackte, ritzte er einige Zeilen in eine Wachstafel.


    An Sextus Pompeius Antipater
    Lieber Sextus Pompeius,
    es tut mir Leid, dass ich Dir folgendes über eine kalte Wachstafel und nicht persönlich mitteilen kann, da ich Dich leider in letzter Zeit nicht in der Casa Pompeia angetroffen habe. Ich möchte schnell zur Sache kommen. Ich habe beschlossen, nach Alexandria zu ziehen, um dort Studien am Museion zu betreiben und um sowohl der hellenischen Kultur wieder näher zu kommen, die ich in Rom vermisste, als auch der östlichen Kultur, die kennenzulernen ich begehre. Ich brauchte einige Zeit, um mich zu diesem Schritt durchzuringen, jedoch half mir bei meiner Entscheidung, dass ich in Rom zugegeben unterfordert war, gerade in letzter Zeit. Ich hoffe, Du kannst dafür Verständnis aufbringen und wirst eine andere geeignete Person finden, um sie mit Iulia Livilla auf die Reise zu schicken. Über den Verbleib Iuliae Livillae kann ich Dir leider keine Auskunft geben. Ihr Verschwinden und die damit zusammenhängende Verzögerung oder gar der Abbruch der Reise nach Achaeia war im übrigen unter anderem auschlaggebend für meine Entscheidung. Da ich in Alexandria meinen Pflichten als Dein Untergebener nicht mehr nachkommen können werde, bitte ich Dich, mich aus Deinen Diensten zu entlassen.
    Auf bald!
    Nik. Grc.

  • Nachdem er den Brief beendet hatte, verstaute er seine Schreibgeräte in seinem Lederbeutel, suchte den Raum nach weiteren Dingen ab, die ihm gehörten, fand dergleichen keine, nahm die Wachstafel und verließ das Cubiculum.

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