Während ich noch überlegte, ob ich auf Corvis Rat hören und die Dinge auf mich zukommen lassen sollte, wandelte er sich von dem bereitwillig unterstützenden Bruder in einen mir vollkommen fremden Mann. Kalt und abweisend war er heute nicht zum ersten Mal, das Dumme nur: Ich wusste wieder nicht wieso. Ich kam zu dem Schluss, dass Gefühle von Männern stets unzuverlässig waren – gleich ob nun die eines Liebsten oder eines Bruders. Dieses Resümee dämpfte mein soeben noch empfundenes Glücksgefühl erheblich, doch dem nicht genug: Die Antwort auf meine letzte Frage war nicht nur niederschmetternd, sie war auch noch boshaft formuliert. Von dem schneidenden Tonfall einmal ganz abgesehen.
Plötzlich saß ein Kloß in meinem Hals, den auch das wiederholte Schlucken nicht beseitigen konnte. Mit nahezu entsetzten Augen starrte ich Corvinus so lange an, bis ich mir der aufsteigenden Tränen bewusst wurde. Hastig schlug ich die Augen nieder und stand im nächsten Moment auf.
„Ich muss jetzt gehen. Danke für die Hilfe“, murmelte ich zum Fußboden und schickte mich an, aus dem Zimmer zu flüchten.