[Officium] Curator Aquarum

  • Macers Verwirrung wurde nicht kleiner. Avarus schien sein eigenes Zeitmaß erfunden zu haben, wenn er ante meridiem irgendwo eine neunte Stunde des Tages unterbringen konnte. Er fragte sich, ob er nicht vielleicht jetzt wenigstens 'ad meridiem' meinte und damit den Beginn der vierten Stunde des Tages. Das wäre immerhin eine annehmbare Zeit. "Nun gut, ich bin sowieso den ganzen Vormittag hier, du kommst mich einfach abholen, wenn du soweit bist." Damit war das Problem gelöst, auch wenn diese ominöse neunte Stunde Macer nachhaltig verwirrt hatte.

  • "Vale, Avarus", verabschiedete sich Macer und war froh, dass die seltsame Debatte um die Uhrzeit damit endgültig beendet war. Zu welcher Stunde Avarus nun auch immer auftauchen würde, das müsste dann wohl die seltsame neunte Stunde vor dem Mittag sein. Macer nahm sich vor, bei Gelegenheit einmal in der Binliothek bei den griechischen Schriftstellern nachzuschauen, ob man Zeit auch anders messen konnte, als er und der Rest von Rom es tat.

  • Zum Nachmittag hin hatte ich den fertiggestellten Unterlagen den letzten Schliff verpasst und alles noch einmal auf Fehler untersucht. Als mir keine mehr auffielen, machte ich mich auf zum curator. Nachdem ich hereingebeten wurde, trat ich freundlich ein und grüßte Macer.


    Salve, curator. Ich möchte dir die Arbeit vorstellen, die ich nun in den letzten Tagen abgeschlossen habe.


    Noch etwas nervös legte ich die Pergamentrollen auf einen kleinen Hocker und suchte die ersten Dokumente zur Ansicht heraus.




    Diese beiden Dokumente zeigen das nun überarbeitete Verzeichnis der Wasseranschlüsse. Dabei sind mir ein paar Unstimmigkeiten aufgefallen. Bei folgenden Wasserabnehmern wurde entweder falsch abgerechnet oder eine Zahlung steht noch aus.



    Legenda


    Nachzahlung seitens: Wasserversorgung - Verbraucher

  • Macer ließ sich die Listen geben und studierte sie recht gründlich. "Sehr ordentliche Arbeit! Das sieht übersichtlich und vollständig aus und wird eine gute Grundlage für die weitere Arbeit sein." Auch die erfreulich kurze Nachzahlungsliste betrachtete er genauer. "Sehr schön, dass es offenbar kaum Fehler gab. Hoffen wir, dass es bei den Namen nicht zu viele weitere Änderungen gibt, wenn wir die Besitzer aufsuchen. Sind noch weitere Unstimmigkeiten als die hier genannten und verbesserten aufgetreten?"

  • Ich atmete innerlich auf und lächelte weiter höflich. Auf seine Frage hin konsultierte ich noch einmal kurz meine Notizen.


    Nein, soweit das aus meinen Aufzeichnungen ersichtlich wird, gab es sonst keine Unstimmigkeiten.

  • Im Grunde hatte Macer auch nicht erwartet, dass die zuständigen Männer unordentlich gearbeitet hatten, aber so eine Bestätigung und Kontrolle der Arbeit war sicher trotzdem sinnvoll. "Erfreulich. Dann wissen wir nun, dass die Daten auf dem neuesten Stand sind. Danke."


    Er nahm die Listen an sich und platzierte sie auf einer Seite an seinem Schreibtisch, um sie später weiter verwenden zu können.


    "Dann habe ich gleich einen neuen Auftrag für dich, diesmal ohne lange Listen und dafür mit viel Bewegung. Und zwar sprach mich vor einiger Zeit bei einem privaten Gespräch der Praefectus Praetorio Caecilius Crassus darauf an, dass in seiner Casa mit dem Wassernaschluß nicht alles zum besten wäre. Ich habe mich bisher noch nicht drum gekümmert. Gehe bitte zu seiner Casa und erkundige dich, ob es tatsächlich Probleme gibt und ob jemand die genauer beschreiben kann, damit wir sehen können, ob wir einen Techniker brauchen."

  • Ich war doch schon stolz auf mich, dass ich diese erste Aufgabe zufriedenstellend gelöst hatte. Freudig hörte ich den nächsten Auftrag. Ich sollte also zum Praefectus Pratoriae. Keine schlechte Aussicht.


    In Ordnung, ich werde mich darum kümmern. Leider bin ich erst seit ein paar Wochen in Rom. Daher müsstest du mir jedoch sagen, wo der Praefectus wohnt., erwiderte ich verlegen. Ein Abstecher bei der Stadtplanung, die auch im selben Haus "residierte", war sicher keine schlechte Idee. Dort konnte ich mir eine aktuelle Karte der Stadt beschaffen.

  • Macer erhob sich von seinem Platz und spazierte zu dem großen Plan der Stadt, der in seinem Büro an der Wand hing. Der war zwar eigentlich dafür gedacht, Wasserleitungen und ähnliches zu vermerken, aber für eine grobe Wegbeschreibung reichte es trotzdem. "Die Casa Caecilia befindet sich hier" erklärte Macer und deutete mit dem Finger auf die passende Stelle. Anders als sein Namensgedächtnis war seine geografische Orientierung nämlich ziemlich gut und wenn er einmal irgendwo war, fand er das mit ziemlicher Sicherheit auf jedem halbwegs vernünftigen Plan wieder.

  • Ich wandte meinen Blick zur Wand. Ich musste wirklich mit einem Tunnelblick ins officium gekommen sein, die Karte hatte ich dort nämlich nicht gesehen. Einmal mehr bekam ich zu spüren, wie groß diese Stadt war. Das Gewirr aus Straßen und Gassen war wirklich spektakulär. Aber so langsam bekam ich einen Blick dafür. Dankend notierte ich mir in etwa die Lage der casa. Zur Not musste halt ein Passant für meine Fragen herhalten.


    Ich danke dir., antwortete ich und erhob mich dann.


    Gibt es außer diesem Auftrag noch etwas, das ich für dich tun könnte?

  • Macer schüttelte den Kopf und begab sich wieder zu seinem Platz. "Im Moment nicht. Eins nach dem anderen, du bist ja noch nicht lange dabei. In kleinen Schritten geht es leichter." Arbeit gab es genug, aber Macer hatte die Erfahrung gemacht, dass die Neulinge, die sich gleich mit Arbeit überhäuften auch die waren, die am schnellsten wieder aufgaben.

  • In Ordnung., antwortete ich und schulterte meine Umhängetasche.


    Dann werde ich jetzt alle erforderlichen Dokumente holen und mich zum Praefekten begeben. Sobald ich den Auftrag erhalten habe, erstatte ich hier noch Zwischenbericht.


    Also, ich wünsche noch einen guten Tag. Vale.


    Und damit verließ ich das officium in Richtung der Büroräume der aquarii.

  • "Viel Erfolg. Vielleicht hat sich das Problem ja auch erledigt und es gibt gar keinen Auftrag", antwortete Macer zur Verabschiedung und wandte sich wieder seinen Akten zu.

  • Nachdem ich alle nötigen Papiere fertig gemacht, wollte ich beim curator meinen Zwischenbericht in Sachen Caecilius Crassus abgeben. Ich wurde hereingerufen und so trat ich auch ein.


    Salve, Curator. Ich habe hier wie versprochen den Zwischenbericht zum Auftrag, den ich vom Prätorianerpräfekten erhalten habe.



    LAGEBERICHT


    Wie vermutet sind durch Witterungseinflüsse vermehrt Risse im Leitungssystem entlang des peristyliums entstanden. Diese sollen nun ausgebessert werden. Ein Kostenvoranschlag ist bereits ausgefertigt.


    Voraussichtliche Kosten:



      [*]Rohrverlegung von etwa 10m = 175 Sz
      [*]Verlegung der Rohre in tiefere Erdschicht = 45 Sz


    Insgesamt: 220 Sz


    Der Praefectus Praetorio hat den Auftrag erteilt. Zur Ausbesserung soll noch ein Techniker herangezogen werden.



    gez.


    Caius Decimus Scaurus


    Mit den Arbeiten kann sofort begonnen werden.

  • Macer warf einen kurzen Blick auf den Bericht und kratzte sich dann am Kopf. "Es geht um Rohre im Peristyl? Also Teile der privaten Rohrleitung? Dafür sind wir doch gar nicht zuständig. Unsere Verantwortung endet mit dem Anschlußstutzen nach draußen." Immerhin leitete Macer die Cura Aquarum und nicht die Zentralklempnerei von Rom.

  • Na toll! Aber so ein Fettnäpfchen war ja unvermeidlich, gerade für einen Anfänger wie mich. Da musste ich einen kühlen Kopf bewahren.


    Hm, jetzt wo du es sagst... das tut mir leid, aber das soll dir keine Unannehmlichkeiten bereiten. Da ich dem Praefekten schon eine Zusage gemacht habe, werde ich das privat regeln müssen. Ich habe da in meiner Kartei sicher noch private Techniker, die sich um die Schäden in der Casa Caecilia kümmern.


    Darüber hinaus habe ich aber an der Hauptleitung keine Schäden festmachen können. Abgesehen von den obligatorischen Kalkablagerungen war da nichts auszumachen. Hast du denn schon den nächsten Auftrag für mich?


    Wie gesagt, das mit dem Praefekten wird geregelt, ich nehme das auf meine Kappe.

  • "Gut. Einen Handwerker dafür zu finden sollte ja nicht das Problem sein. Selbst wir vergeben ja manchmal Aufträge an externe Handwerker", erklärte Macer noch und damit war der Fall für ihn erledigt. Wenn es keinen Schäden an der staatlichen Leitung gab, hatte er damit nichts mehr zu tun.


    "Ja, es gibt ein paar offene Einträge auf der Liste für das Wassergeld, mit denen du dich befassen kannst." Er griff zu einer Wachstafel und notierte einige Namen. "Casa Didia, Casa Germania und Casa Valeria. Da wurde bei Kontrollen niemand angetroffen, aber das reicht der Cura ja nicht. Wir haben uns umgehört und die Häuser sind noch bewohnt, also muss nach dem Wassergeld gefragt werden. Du hast schonmal einen Aquarius begleitet und dich mit den Tarifen und der Art der Abrechnung vertraut gemacht?"

  • Meine Meinung..., antwortete ich nickend und vermerkte das auf einer Wachstafel. Dann spitzte ich genau die Ohren. Das war nun ein umfangreicherer Auftrag. Ich sollte also die genannten Häuser anlaufen und dort die fehlende Abrechnung machen. Das klang spannend.


    Ja, Metrenarius hat mich letztens gebeten, ihn auf einer Tour zu begleiten. Dort habe ich alles Nötige mitbekommen. Und die nötigen Preistabellen hat das officium ja parat. Ich werde mich darum kümmern.

  • "Sehr schön. Vielleicht begleitet dich ja auch ein Kollege." Macer warf noch einmal einen Blick auf die Tafel und nahm sie nochmal an sich. "Da habe ich aber Blödsinn geschrieben. Nicht Casa Germania, sondern Casa Helvetia steht noch aus. Casa Germanica war eine andere Sache, um die sich jemand anders kümmert."

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