Audienz für den Legatus Augusti Cursu Publico Medicus Germanicus Avarus


  • Der Magister Domus Augusti erreichte in Begleitung von Germanicus Avarus die Aula Regia. Wie immer fand sich ein dort ein Diener des Palastes, dem er auftrug: “Sage dem Imperator Caesar Augustus, dass der Legatus Augusti Cursu Publico Medicus Germanicus Avarus hier ist. Er erbittet eine Audienz.“

  • Reichlich kühler als in den Amtsstuben war es hier. Die fein gewebte und mit reichlichen Ornamenten verzierte Toga hielt dem Druck der Lüfte jedoch stand. Zumal Avarus sich in Räumen ausgeglichener Zirkulation auch wohler fühlte, als in Stuben mit hochgezüchteten Kohlebecken.


    So legte er eine letzte Hand an die Bekleidung. Sah sich um und stellte fest, daß sich seit einem Jahr nichts Wesentliches im Thronsaal getan hatte. Bei den Anweisungen des Quarto's überlegte er eine Weile, unterließ es aber dann doch ihn darauf hinzuweisen nicht als Legatus Augusti cursu Publico aufzutreten, denn schließlich war es ein Titel und keine Niedertracht.


    So wartete er geduldig ab und überlegte, wie er hier mit mehr architektonischer Schönheit viel Geld verdienen könnte.

  • Geschäftig betritt der Kaiser den Saal, denn heute steht mehr als die durchschnittliche Anzahl von Audienzen auf seinem Tagesprogramm.


    "Sei gegrüßt, mein Legatus für den Cursus Publicus. Ich sehe dich wohlbehalten zurück von deiner Reise."

  • "Salve Imperator Lucius Ulpius Iulianus."


    Sein Haupt neigte sich ein wenig.


    "Das bin ich und so möchte ich mich erneut dem römischen Staat hier in Rom mit vollem Tatendrang widmen. Ein Grund genug, um heute hier zu erscheinen."


    Eine kleine Redepause folgte, bevor Avarus das Thema der Themen ansprach:


    "Ich bin gekommen, um um Erlaubnis zu bitten, für das höchste Amt im Cursus Honorum kandidieren zu können."


    Klar und deutlich ohne viele Verwirrungen in den Ausformulierungen hatte Germanicus Avarus seine Sprache gewählt. Gleich zum Kernpunkt kommen, nicht verzehdern.

  • Dieses Anliegen überraschte den kaiser durchaus. Hätte man ihm vorher gesagt, dass der Legatus wegen eines solchen Anliegens kommt, hätte er sich etwas besser darauf vorbereiten können.


    "Sicher keine leichte Entscheidung, doch du wirst auf deiner Reise genug Zeit gehabt habe, sie zu überdenken. Du meinst, dir ist verziehen, dass du einst die Gründung Roms in ein schlechtes Licht rücktest?"


    Ebenso gerade heraus, wie der Legatus sein Anliegen vorgetragen hatte, stellt der Kaiser diese Rückfrage.

  • Die Miene des kaisers wird etwas freundlicher.


    "Du befragtest bereits die Götter? Das ist erfreulich. Ich hoffe, die Auguren verstanden ihre Sache. Das Volk scheint derzeit viele Anlässe zu finden, um unruhig zu werden. Du solltest dich auf etwas Gegenwind einstellen.


    Wie stehst du selbst inzwischen zu deinen Aussagen von damals?"

  • Während seine Gedanken sich nach innen kehren, spricht er wie immer frei heraus. Jede andere Regung hätte ihn verdächtig gemacht oder eben unglaubwürdig.


    "Senatoren wie ich sind jederzeit auf Gegenwind eingestellt. Die Wahrheit ist nur selten einfach verdaulich."


    Er blickt kurz auf... und denkt an Lucilla. Noch einen Moment des Schweigens, fast Trauerns seit der Nachricht am Morgen.


    "Ein Tiefschlag für das verwurzelte Volk, eine Basis zum Nachdenken für Dichter und Gelehrte."

  • "Nicht alles, was schwer verdaulich ist, ist die Wahrheit. Und manches schwer verdauliche hinterlässt am Ende nur dünne, übel riechende Luft, doch nichts von Substanz."


    Auch mit einigem Abstand kann der Kaiser an den damaligen Worten des Senators nichts Gutes entdecken.


    "Doch wenn die Götter dich nicht aufhielten, so will ich es auch nicht tun. Dann werden auch die Götter den Wind bestimmen."

  • "Ich danke dir für deine Zusage und werde meine politische Zukunft ganz in die Winde der Götter legen."


    Das jene zu beeinflussen waren, das wußte auch Senator Avarus. Schob aber eine andere Frage hinterher.


    "Für die Zeit als möglicher Consul müßte ich die Arbeit im Cursus Publicus ruhen lassen, habe ich Chancen, es als Ruhephase auch zu sehen oder wird man einen anderen Kandidaten für den Posten des Legatus Augusti cursu Publico erkoren?"

  • "Gesattet es die Funktion, dass der Posten eine ganze Amtszeit lang vakant bleibt? Man müsste annehmen, dass mit ihm keine wichtige Arbeit verbunden ist, wenn dem so wäre.


    Wen könntest du als deinen Nachfolger auf diesem Posten empfehlen?"

  • Eine Annahme, die es nicht leicht war zum umschiffen.


    "Die Arbeit des Legaten ist gezeichnet von hektischen Phasen. Nämlich dann wenn er als Kontrollorgan durch die römische Welt reist oder Stichproben artig vertraute Tabellarii einsetzt, um gewisse Normen zu prüfen. Auf der anderen Seite gibt es hingegen auch Monate, wo er sich hauptsächlich in den Schreibstuben hier auf dem Palatin aufhält, um Dokumente, Schriften, Briefe, Formulare, Berechtigungsscheine und Zahllisten durchzugehen. Jene Zeit kann man mit ein paar fleißigen Schreibern ersetzen. Denn es sind durchaus Dokumente, die weder von staatlicher Geheimhaltung, noch von überdurchschnittlicher Komplexität zeugen, als das sie ein gelernter Scribae nicht beherrschen könnte."


    Eine Pause des Überlegens. Doch Avarus will einfach kein geeigneter "Nachfolger" einfallen.


    "Wenn nicht Nachfolger, wie steht es dann mit einer Vertretung? Ich muß zugeben die Arbeit neben den gewissen Annehmlichkeiten im Dienste haben sich fest in meinem Herzen verankert und ich bin mir sehr sicher, das bei einer völligen Aufgabe eine ganze Portion Wehmut einsetzen würde."

  • "Ich bin mit deinen Diensten in diesem Amt auch stets zufrieden gewesen und habe keinen Grund, auf deine endgültige Ablösung zu drängen. Trotzdem müsstest du mir einen Namen nennen, der als deine Vertretung geeignet wäre. Es würde zweifellos zu viel Zeit verstreichen, wenn ich mich nun auf die Suche nach einem ggeigneten mann machen würde. Zumal du die Anforderungen an das Amt bestens kennen solltest."

  • Keine leichte Frage, die der Augustus ihm da stellt. So bewegt Avarus seinen Fuß ein wenig hoch und runter, man kann das auch wippen nennen und überlegt sichtlich. Welche Namen würden ihm auf Anhieb einfallen, wer von diesen Herren war geeignet dafür, wer war möglich in die Pflicht zu nehmen. Wer würde sich sträuben, wer gieren? Letzteres schien ihm die völlig falsche Einstellung zu sein, um die Mühlen am Laufen zu halten. Das war kein einfacher Verwaltungsposten, wo es nicht darauf an kam, wenn mal etwas übersehen wurde oder ein Brief verschwand, ein Frachtgut liegen blieb.


    Damit waren Schicksale verbunden. Liebe, wenn die Worte ewiger Hingabe im Staube eines Officium warteten, während die Geliebte sich im Taumel der Hoffnungslosigkeit einem Anderen hingab. Habsucht, so ein amtliches Schreiben den Verlauf der Straßen nur unzureichend folgte und die Erben sich dem Umgang der Gewalt näherten. Sehnsüchte, wo ein Leben weit in der Ferne an Hoffnung verlor, da der Brief des Mündels in den Mühlen verschlissen war. Derer Dinge waren noch viele. Ob Handel, Freundschaften, Anordnungen, Liebschaften, einfache Schnüre der Verbundenheit, aber auch Nachrichten, Sehnsüchte, Leid und Trauer. Ob Geschenke oder Zuwendungen all das wurde durch vielleicht einen Brief abgedeckt und kam jener vom Weg ab war das Unheil nur selbst vor der Gewissheit Fehler begangen zu haben nicht abzuwenden.


    Nach einigen Abwägen und der damit verbundenen Stille im Saal, erhob Senator Avarus das Wort.


    "Einen Senator aus der Vinicierlinie könnte ich mir vorstellen. Wenn nicht der jetzig amtierende Consul Vinicius Lucianus, dann wäre auch mit sichtlicher Perfektion sein Bruder Vinicius Hungaricus dafür möglich. Doch muß ich ob ihrer möglichen Bestimmungsfreiheit spekulieren. Würde mich aber bei einem Gespräch selbst mit ihnen in Verbindung setzen, falls dies gewünscht wird."


    Noch einmal denkt er nach. Wägt die ihm bekannten Senatoren ab und fügt seiner Vorstellung keinen weiteren Namen bei. Jene die ihm wohl gedanklich bereit wären, sind in guten Verhältnissen für Staat und Land, für Kaiser und Senat zu schaffen. Eine Umverteilung der Plätze über mehrere Institutionen erscheint dem Senator Germanicus Avarus dann doch zu aufwendig für eine Vertretungsphase.


    Edit: Rechtschreibung (das hätte den völlig falschen Ausdruck gebracht)

  • Der Kaiser unterbricht die Stille nicht, die bis zur Antwort vergeht. Dann denkt er selber ebenfalls noch einen Moment nach.


    "Ja, sprich Vinicius Hungaricus an, ob er das Amt übernehmen würde. Als ehemaliger Praefekt der Praetorianer sollte er noch gewisse Kenntnisse behalten haben. Sein Bruder ist zweifellos ein weiterer gut Kandidat, doch lassen wir ihn erst einmal außen vor."


    Der Kaiser nennt keine Gründe dafür, aber es gibt welche.

  • "Gut dann wird dies mein nächster Weg sein." Die Entschlossenheit zeigt, das Senator Germanicus Avarus auf dem Sprung ist. "Mein Kaiser, ich werde mich dann zurückziehen, falls dir nicht an einer weiteren Frage nebst Antwort gelegen ist."

  • Der Kaiser verneint diese Frage und erhebt sich.


    "Nein, ich habe derzeit keine weiteren Fragen, die einer persönlichen Beantwortung bedürfen."

  • "Nun dann Vale, Imperator Lucius Ulpius Iulianus." Er verneigte sich noch einmal und verließ dann rückwärts den Thronsaal. Erst an der Tür wandte er sich zum Gehen um. Sein nächster Weg stand damit fest. Doch vorher wollte er nocheinmal in seinem Officium im Palast schauen, ob lang erwartete Post bereits eingetroffen war.

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