• Commodus hatte beschlossen eine Pause zu machen von seinem alltäglichen Wahnsinn in der Basilica Ulpia, wo er häufig das Gefühl hatte, dass alle die dort hin kamen lieber in einen Aesculap-Tempel gehen sollten statt ihn zu belästigen. Und so war er nun zu einem kleinen Spaziergang aufgebrochen, der ihn zuerst über das Forum Traiani und in die Mercati Traiani geführt hatte und nun auf dem Forum Romanum fortgesetzt wurde. Er hatte die Hoffnung, dass auf der Rostra etwas spannendes passierte und spielte auch mit dem Gedanken in der Curia vorbeizuschauen um sich über die Tagesordnung des nächsten Tages zu informieren.


    Aber jetzt war für ihn erst einmal wichtig das warme Wetter und den schönen Tag ein Stück weit zu geniessen. Die Sklaven, Klienten, Scribae und Lictores die fleissig hinter ihm her marschierten und teilweise versuchten ihn zu einer Rückkehr an die Arbeit zu bewegen, ignorierte er so weit es ging und konzentrierte sich auf den vor ihm liegenden Weg. Hier und da grüsste er die eine oder andere, ihm mehr oder weniger bekannte, Person.

  • Durus entdeckte den Praetor, der mit seinem gesamten Gefolge über den Platz spazierte. Offensichtlich wollte er ein wenig Abstand von der Arbeit gewinnen, denn er ignorierte einen Liktor, der immer wieder versuchte, ihn von irgendetwas zu überzeugen. Jaja, diese lästigen Angestellten immer...also beschloss er, ihn zu erlösen, indem er ihn in ein Gespräch verwickelte.


    "Salve, Prudentius!"


    grüßte er den Alten.

  • Commodus war dankbar über den mehr oder weniger jungen Mann, der ihn da ansprach. Er war sich zwar nicht ganz sicher, ob er ihn kannte und woher, doch kam er ihm irgendwie doch bekannt vor.


    "Salve." erwiderte er und versicherte sich mit einem kurzen Seitenblick, dass seine ewig störenden Begleiter einen Schritt Abstand wahrten.


    "Ein wirklich schöner Tag heute, oder?" fragte er.

  • Durus lächelte und blickte kurz zum blauen Himmel, der nur von ein paar winzigen Wölkchen unterbrochen war.


    "Oh, wunderbar. Man möchte fast der Stadt den Rücken kehren."


    Durus ging fest davon aus, dass Commodus ihn kannte, da er ja das letzte Jahr das Aedilat bekleidet hatte. Deswegen stellte er sich gar nicht erst vor.


    "Aber Dir wird die Arbeit einen Strich durch die Rechnung machen, nicht wahr?"


    fügte er mit einem kurzen Blick auf den Anhang des Praetors an.

  • "Wie es scheint ja." sagte er und seufzte leise.


    "Allerdings freue ich mich in gewisser Weise sogar darauf. Ich habe seit Jahren keinen Sommer mehr in Rom erlebt. Damals geboten noch Julier und Claudier über das Imperium." sagte er lachend. Mittlerweile kam ihm der Mann immer bekannter vor.

  • "Ach, ich für meinen Teil muss sagen, dass man wenig verpasst, wenn man den Sommer in Rom nicht erlebt. Diese Hitze und der Gestank..."


    Durus erzählte besser nicht von jenem Sommer, als der Tiber so niedrig gewesen war, dass das Abwassersystem nicht so recht funktioniert hatte...Durus war damals auf sein Landgut geflohen - zum Glück!


    "Iulier und Claudier?"


    fragte er leicht verwirrt und erinnerte sich erst dann, dass Senator Prudentius ja ein Sohn Germanias war - und das offensichtlich sehr treu. Aber in seinem Alter...wer konnte ihm das verdenken?

  • "Kaiser Claudius und sein unsäglicher Nachfolger. Die letzten beiden Kaiser des iulisch-claudischen Geschlechts." sagte er mit leichtem Unverständis. Selbst ein junger Römer sollte solche Dinge wissen, selbst wenn er nicht dabei gewesen war.


    "Damals war ich noch ein Junge der in den Strassen Roms seinen Spass hatte." sagte er etwas wehmütig, schliesslich war das schon ein halbes Jahrhundert her.

  • Durus kannte natürlich die Kaiser des Reiches, auch, wenn er sie nie persönlich kennen gelernt hatte.


    "Seit so langer Zeit hast du nicht mehr Rom im Sommer erlebt?"


    fragte er deshalb, um seine Frage zu präzisieren. Wahrscheinlich war es das Alter, dass ihn so verständnislos machte - oder aber Durus' Angewohnheit, seine Fragen manchmal recht unpräzise zu stellen...

  • "Ich habe Rom recht jung den Rücken zugewandt und habe danach eher selten ganze Jahre hier verbracht." sagte er lächelnd und hatte das Gefühl, dass der junge Mann, dessen Name ihm zum Verrecken nicht einfallen wollte, ihm nicht so recht glauben wollte.


    Einer der Sklaven, seines Zeichens Nomenclator, bemerkte Commodus Unsicherheit und flüsterte ihm, nachdem er sich langsam genähert hatte, den Namen seines Gegenübers zu.

  • "Ah, ich erinnere mich! Du lebst hauptsächlich im hohen Norden, nicht wahr?"


    stellte er halb fest und fragte zugleich. Er konnte sich nicht vorstellen, in dieses kalte Land zu ziehen. Zumal Durus eher die Vorstellung hatte, dass dort wilde in Bärenfellen durch die Gegend liefen und nur von der Macht der Legionen, die dort massiv stationiert waren, vom Plündern und Brandschatzen abzuhalten waren.

  • "Mittlerweile. Früher lebte ich an den verschiedensten Orten des Imperiums. Achaia, Aegypten, Hispania, und an ich weiss nicht an wie vielen anderen Orten." sagte er. Commodus hatte sein Leben definitiv gut genutzt und hatte Mitleid für all jene, die Rom niemals verlassen hatten.


    "Und was ist mit dir Tiberius, hast du schon viel mehr vom Imperium gesehen als diese riesige Stadt und ihr Umland?"

  • "Natürlich. Ich besitze ein schönes Fleckchen Erde in Misenum. Meine Jugend hingegend habe ich in Aegyptus verbracht. Und natürlich ein paar Bildungsreisen - etwa nach Achaia. Trotzdem muss ich feststellen, dass diese Stadt noch immer das beeindruckendste ist, was ich in meinem Leben gesehen habe. Alexandria mag nicht weit zurückstehen, aber dennoch..."


    In Gedanken wog er die beiden Städte ab. Caesareum contra Capitol, Agora contra Forum Romanum, Rhakotis contra Subura. Und der Palatin konnte Rhegion um Längen ausstechen! Roma war und blieb das Herz der Welt.

  • "Misenum? Ein wirklich schöner Ort. Ich spiele selbst auch mit dem Gedanken mir dort ein wenig Land zu kaufen." sagte er und erinnerte sich daran diesen Plan endlich weiter voranzutreiben.


    "Aegyptus ist eine wundervolle Provinz. Ich verbrachte viele Jahre dort und sehne mich noch heute nach diesem wundervollen Ort. Leider ist es mir ja mittlerweile nicht mehr vergönnt dort hin zu reisen." So wie er in Zukunft vermutlich sowieso nicht mehr sehr häufig reisen würde.

  • "Oh ja, in Misenum ist es herrlich. Das Meer bringt einen angenehm kühlen Wind."


    Vielleicht würden sie ja Nachbarn werden. Zumindest wirkte das Land rund um die Villa Tiberia Miseno ein wenig verwildert - als wäre es ager publicus.


    "Ja, das ist wirklich schade. Aber dafür genießt du ja andere Privilegien, die das ganze ein wenig aufwiegen können. Und im Zweifelsfalle kannst du dich ja auch in Achaia mit echten Philosophen streiten."

  • "Das klingt wirklich gut. Allerdings hänge ich mit meiner Entscheidung noch zwischen Misenum und Mantua fest. Beides sind durchaus reizvolle Orte." sagte er und hatte seine Entscheidung eigentlich schon so gut wie getroffen.


    "An manchen Tagen würde ich alle Privilegien die ich hier geniesse dafür eintauschen einen ruhigen Lebensabend in Alexandria zu verbringen." sagte er und deutete auf seine Begleiter, die ihm dort sicherlich nicht fehlen würden.

  • Durus lächelte. Manchmal wünschte er sich auch zurück in die Stadt seiner Jugendtage. In die verwinkelten Viertel, die imposanten Straßen und das berühmte Museion.


    "Mantua hat den Nachteil, dass es ziemlich weit weg ist. Die Entfernung von Rom ist kaum in einem Tag zu schaffen."


    bemerkte er. Deswegen sah er Quintus auch kaum noch.

  • "Das ist sicherlich etwas, das für Misenum spricht." sagte er nickend. "Allerdings hängt es natürlich auch noch davon ab, ob man dort ein Stück Land bekommt, dass einigermassen erschwinglich und trotzdem nicht unfruchtbar oder winzig ist."

  • Calpurnia hielt es nicht mehr in der Villa. Das Wetter war einfach herrlich. Sie konnte ihre neue Garderobe ausführen. In eine leuchtend weisse Tunika gehüllt, über der sie einen himmelblauen leichten Umhang trug und nur von Rebecca und einem bulligen Sklaven aus Felix Beständen begleitet, bewegte sie sich noch etwas gelangweilt durch die Gassen Roms. Der Sklave schob ihr den Weg frei, so das Calpurnia nicht mit dem Pöbel in Berührung kam.

  • "Ach, in Misenum gibt es kaum unfruchtbares Land - im Zweifelsfall kann man noch immer Öl anbauen. Das machen die meisten ohnehin. Über die Preise allerdings...also vor ein paar Jahren wurden Villen für 5000 Sesterzen angeboten, wie ich mich erinnere...wie sich die Preise seitdem entwickeln, kann ich nicht sagen."


    erklärte er in Erinnerung an seine eigene Magistratur im schönen Misenum.
    In diesem Augenblick stach ihm über die Schulter von Commodus hinweg eine fremde Schönheit ins Auge. Der Sichelmond an ihrem Schuh wies sie eindeutig als Vertreterin des Patriziats aus. Wenn er nur seinen Nomenclator nicht vergessen hätte...

  • "Es wird sich zeigen." sagte er. Einer seiner Scribae erinnerte ihn vorsichtig an einen dringenden Termin und Commodus nickte.


    "Tiberius, ich muss dich leider verlassen, denn es stehen heute noch einige Peregrini, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, auf meinem Terminkalender."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!