• Der Tiberier kannte sich kaum innerhalb des nichtrömischen Flavia-Zweigs aus. Trotzdem nickte er und nahm sich vor, nachzusehen.
    Tiberia Fabia hingegen sagte ihm sofort etwas. Die Mutter von Flavia Messalina Oryxa, der Verschwörerin. Jaja, die Tiberier waren nicht immer so kaisertreu gewesen...
    Er erwiderte ihr Lächeln. Sie kam ihm doch recht nett vor...


    "Oh, das möchte ich jetzt lieber nicht ausrechnen. In jedem Falle würden die Ecken des kretischen Labyrinths kaum ausreichen."


    antwortete er.

  • Offensichtlich sagte ihm der Name meiner Mutter doch etwas. Vielleicht hatte er sich auch nur an meine Halbschwester erinnert. Nun ja, das war ein Familienkapitel an dem Calpurnia immer noch schwer trug.


    "Das wäre in der Tat eine adäquate Arbeit für Sisyfus. Sollte er denn einmal mit dem Steine rollen fertig werden, könnte man ihn verpflichten. Aus welcher Linie der Tiberia entstammst Du?"


    Calpurnia freute sich, unverhofft einen geistreichen Gesprächsparter gefunden zu haben. Da sie in Rom nicht viele Leute kannte.

  • Wie der Wind seine Richtung, so änderte offenbar ihre Herrin die Richtung ihrer Launen. Hoffentlich würde der edle Herr nicht so schnell bemerken, was für einen Handfeger er vor sich hatte. Für Rebecca war dieses Gespräch eine Wohltat. Vielleicht würde die gute Laune ihrer Herrin bis zum Abend anhalten. Rebecca hatte keine Lust auf Schläge oder noch schlimmers. So stand sie, neben dem Berg von Leibwächter, bei den beiden sich köstlich amüsierenden Menschen und langweilte sich.

  • "Ich gehöre zur Tiberia Ahala. Genaugenommen bin ich der Sohn des Manius Tiberius Ahala."


    Durus erwartete nicht, dass Calpurnia diese (noch) unbedeutende Seitenlinie der Tiberia kannte, denn sein Vater hatte einen einsamen Militärposten in Alexandria besetzt.
    Einen Moment überlegte er - das Plaudern war noch nie seine große Stärke gewesen...

  • Etwas ratlos hörte Calpurnia aus welcher Seitenlinie er stammte. Die Gens Tiberia war ihr natürlich ein Begriff, doch wie weit gefächert diese Familie war, hatte sie bisher noch nicht beschäftigt. Auch wenn sie eine halbe Tiberia war.


    "Vielleicht ist Dir mein leider zu früh verstorbener Gatte vom Namen her bekannt? Er war ja nicht nur in Hispania eine bekannte Persönlichkeit." ... und ein ausgemachter Querkopf, aber das dachte Calpurnia nur. "Ich war mit Marcus Flavius Obscuro verheiratet.".
    Das gab wieder einen Stich, sie hatte ihren, manchmal etwas schwierigen, Obscuro wirklich geliebt.

  • Da Durus wenig Ahnung von den Hispaniern der Gens Flavia hatte, kannte er ihn nicht. Wäre es ein Exconsul oder Praetor gewesen, hätte er vielleich von ihm gehört, aber so...
    Die Sache mit dem verstorbene Gatten verriet, dass Calpurnia zu haben war...wenn sie nicht bereits wiederverheiratet war, was der Tiberier jedoch schnell herausfinden würde. Wenn er herausfand, wie bedeutend sie in der Flavia war und wie begütert sie sich erwies...
    Er machte ein entschuldigendes Gesicht.


    "Zugegebenermaßen nein. Ich habe lange Zeit in Alexandria verbracht, deswegen kenne ich mich kaum in Hispania aus."

  • Ein kleiner Aufmarsch näherte sich der Basilica Iulia, die Leute schienen sehr aufgebracht zu sein, da sie mit lauten Rufen ihren Unmut bekannten. Lauthals skandierten sie ihre Rufe, sie suchten den Praefectus Annoae, wahrscheinlich hatten sie Hunger oder waren bei der Getreideausgabe hintergangen worden. Die Gruppe oder besser gesagt die Demonstration bestand aus um die 30 Personen und marschierte stetig auf die Basilica zu. Etliche umstehende folgten ihnen entweder nur mit blicken, oder um zu schauen was sich daraus entwickelte.

  • Verus war noch nicht sehr weit gekommen als ihm dieser Haufen begegnete.Sie steuerten von der Richtung her direkt auf ihn zu. Was sollte er tun? Er ging einfach weiter er hatte ja schließlich diese Schriftrollen abzugegeben aber etwas Angst packte ihn doch,so dass er sich entschloss in die Basilica Iulia zurückzukehren und dort Schutz zu suchen,da die Gruppe doch ein wenig zu groß war.Er ging gemächlich zurück mit den Schriftrollen,die Schutz bedürften, auf dem Arm.

  • Gerade als er das gesagt hatte, hörte er ein Rumoren hinter sich. Sein erster Blick ging zu seinen beiden Begleitern, der zweite auf den Mob, der da erschien. Ihr tierisches Lärmen und Gröhlen entlockte dem Patrizier einen kritischen Gesichtsausdruck.


    "Was haben sie denn jetzt schon wieder?"


    fragte er rhetorisch und sah Calpurnia an, als wäre er gerade von der Niederheit des Plebs bestätigt worden.

  • Erschrocken schaute Calpurnia auf die wütende Menge. Wie Recht sie hatte, mit ihrer Meinung über den Pöbel. So benimmt man sich einfach nicht. In Hispania hatte sie derartiges nicht erlebt. Instinktiv erfaßte sie jedoch die Lage. Es wurde mulmig! Jetzt gab es zwei Möglichkeiten, entweder man floh oder zeigte dem Pöbel die Stirn, auch wenn es das Leben kostete! Schliesslich war sie eine Flavia und somit floß etwas vom Blute eines Vespansian in ihren Adern. Sie richtete sich auf und schaute mutig, mit einer eher gelassenen Miene, der Menge entgegen.

  • "Vielleicht überlassen wir diesen Mob lieber dem Praefectus Annonae."


    bemerkte er, als Calpurnia den Eindruck erweckte, sich sogleich mit der Plebs anlegen zu wollen. Nichts gegen Mut, aber Durus fürchtete doch, eine derartige Parteiergreifung war seinem Image nicht zuträglich und würde obendrein keinen Effekt haben - wahrscheinlich hatte der Praefectus einfach wieder einmal irgendwo versagt! Kein Wunder, wenn immer diese ritterlichen Aufsteiger solche Aufgaben wahrnahmen und niemand, der sein Leben lang auf derartige Verwaltungs- und Führungsaufgaben vorbereitet wurde!

  • Durus hatte mit seiner Einschätzung sicher recht, doch missfiel es Calpurnia sich auf einen dieser Aufsteiger verlassen zu müssen. Sie kannte genug von ihnen.


    "Es wäre seine Aufgabe! Aber wenn man sie braucht sind diese Herrn selten zu finden. Mit dem Mund sind sie geschickt und schnell-"


    Sie dachte kurz an ihre Zeit als Duumvir in Tarraco und Carthago Nova zurück. Da hatte sie einige dieser Ritter kennengelernt. Fast wäre sie .... nein, daran wollte sie nicht denken.


    "Was schlägst Du vor?"

  • Ängstlich versteckte sich Rebecca etwas hinter dem breiten Sklaven, der für die Sicherheit ihrer Herrin sorgen sollte. Doch was sollte dieser eine, wenn auch starke Mann, gegen diese Horde ausrichten? Vor allem beunruhigte sie das Verhalten ihrer Herrin. Wollte sich diese Hexe tatsächlich mit diesen wütenden Menschen anlegen? Mutig war das schon, aber auch dumm. Sie verstand sie noch weniger, als zuvor. Was wäre wenn diese Leute, die sicher einen Grund für ihre Verärgerung hatten, ihrer Herrin etwas antun würden? Was wenn sie dabei streben würde? Für Rebecca würde das unmittelbare Folgen haben. Sie bette zu ihrem Herrn Jesus, dass dies nicht geschehen dürfe.

  • "Bevor sie ihre Wut auf die böswilligen Patrizier richten, gehen wir besser..."


    Er sah sich um - wo ging man am besten hin, wenn man mitten auf dem Forum stand? Nach Hause war keine gute Idee - nicht mit einer wildfremden Frau zusammen...vielleicht...zum Forum Augusti? Oder das Capitol hinauf?


    "Hm, was hattest Du denn vor?"


    Vielleicht war es am besten, sie einfach zu begleiten, da er ja kein eigenes Ziel hatte und gerne ein wenig plauderte.

  • Verus rannte nun etwas schneller ,da der Aufmarsch immer schneller näher an ihn heran kam,wahrscheinlich bewegte sich der Aufmarsch schneller als er. Verus näherte sich wieder der Person vor deren Füße er letztes mal gefallen war.Die Schriftrollen drohten herunterzufallen.

  • "Im Grund wollte ich nur etwas durch die Stadt gehen. Ich war lange nicht mehr hier und wollte mir einfach ansehen, was es neues gab in dieser Stadt. Also kein bestimmtes Ziel. Einfach nur spazieren gehen."


    Sie bemerkte den jungen Mann von eben, der in ungeschickter Weise seine Schriftrollen hatte fallen lassen. Er schien vor der Meute davon zu laufen. Calpurnia verzog das Gesicht zu einem verächtlichen Grinsen.


    "Seht unser Held von vorhin. Er scheint zu fliehen, dabei hat er doch vor seines Gleichen kaum etwas zu befürchten." der Lage entsprechend, sagte sie dies leise zu ihrem Begleiter.

  • Durus verfolgte die Flucht des Aquarius ein wenig belustigt. Wie schade, dass er kein Angestellter des Praefectus Annonae war - vielleicht hätte der Mob ihn zerfleischt...


    "Man weiß nie, wen sie als nächstes anfallen...vielleicht ist er ein dermaßen wichtiger Staatsdiener, dass der Mob seine Aggression an ihm entläd..."


    bemerkte er und lächelte. Das hier hatte etwas von einer Tierhetze - oder verhielt sich der Aquarius nur so, obwohl er nichts zu befürchten hatte?

  • Calpurnia lächelte. Weniger wegen des gehetzten Deciumus Verus, vielmehr, weil Durus offensichtlich ihre Meinung über den Pöbel teilte. Ein wahrer römischer Aristrokrat.


    "Da habt ihr Recht. Wir sollten uns zurück ziehen."


    Inzwischen waren die aufgebrachte Menge schon recht nah.

    Einmal editiert, zuletzt von Flavia Calpurnia ()

  • Inmitten des aufgebrachten Mobs befanden sich nicht nur Plebeier aus der Subura, die sich hier versammelten, weil die ausbleibenden Zuwendungen von Seiten des Staates ihre Lebensgrundlage auf empfindliche Weise in Frage stellten. Nein, Demonstrationen dieser Art zogen auch immer einen kleinen, ganz anders gearteten Kreis von Leuten an.


    Diese Leute waren meist jung und Söhne und Töchter aus besser gestellten Familien, die sich irgendwann einmal im Ausland, meist in Griechenland während ihres Studienaufenthaltes zusammengeschlossen hatten, und sich seitdem ab und zu im Schutze der Nacht heimlich zum konspirativen Miteinander trafen. Diese Treffen waren meist harmlos und normale Anzeichen jugendlichen Ungestrüms. Man unterhielt sich schöngeistig und intellektuell über die Probleme und Ungerechtigkeiten dieser Welt und diskutierte dabei vor allem die Inhalte von Schriften gesellschaftlich eher unbeliebter Philosophen. Häufig betrank man sich aber auch nur hemmungslos oder man kombinierte beides miteinander. Das ehrenwerte und idealistische Ziel all dieser jungen Männer und Frauen war dabei die Herbeiführung einer Gesellschaft grenzenloser Freiheit, Gleichheit und Wohlstands, einer Welt, in der Hunger, Armut und Sklaverei passé sein werden.


    So gingen sie auch heute, obwohl sie eigentlich nicht genau wussten, worum es ging, in betont plebeischer Gewandung mit der wütenden Menge mit, hoben ihre Fäuste in die Luft und skandierten mit fester Stimme Parolen wie: "Nec Deus! Nec Patria! Nec Dominus! Nec Servus!" Damit sie nicht geschnappt werden konnten, falls etwas passieren sollte, redeten sie sich nur mit ihren Decknamen, die ihre edle Gesinnung zeigten, an:


    Prometheus___


    (enthusiastisch)" Das könnte hier was richtig Großes werden, ich habs so im Gefühl! Das Volk lässt sich eben nicht für immer durch Panem et Circenses ruhig stellen! Es muss einfach die Ungerechtigkeit erkennen, die dieses System überall auf der Welt erzeugt: Das Elend der Sklaven in den Minen und auf den Latifundien, die Unterdrückung der Provinzbevölkerung und die Armut der Vorstädte auf Kosten einer kleinen Minderheit, die dickbäuchig im Senat sitzt und debattiert. Ich sags euch: Hispania ist nur der Anfang! Jetzt solidarisiert sich das Volk in der Heimat!"


    Spartacus___


    (skeptisch)"Mich wundert dann aber, wo da der Kampfgeist der werktätigen Bevölkerung bleibt? Diejenigen, die sich hier unseren Reihen anschließen, sind ja doch nur wenige gemessen an dem Leid, das der/die einfache Mann/Frau in der Urbs tagtäglich zu ertragen hat! Wo bleibt der Umsturz? Ich wär da auf jeden Fall dabei, wenns kracht!"


    Gracchus___


    (flüstert)"Psst! Hier sind sicher Spitzel anwesend!"


    Prometheus___


    "Viva Hisp-"


    Gracchus___


    (unterbricht Prometheus) "Sei ruhig, ich meins Ernst!"

  • Zitat

    Original von Flavia Calpurnia
    Calpurnia lächelte. Weniger wegen des gehetzten Deciumus Verus, vielmehr, weil Durus offensichtlich ihre Meinung über den Pöbel teilte. Ein wahrer römischer Aristrokrat.


    "Da habt ihr Recht. Wir sollten uns zurück ziehen."


    Inzwischen waren die aufgebrachte Menge schon recht nah.


    Die aufrührerischen Jugendlichen nicht bemerkend blickte sich Durus noch einmal um und ging dann in Richtung Vesta- und Castor-Tempel. Die beiden Sklaven machten ihm Platz, sodass er sich nicht durch die zusammenlaufenden Männer drängen musste. Wo steckten eigentlich die Cohortes Urbanae, wenn man sie brauchte? Oder die Prätorianer? Spührten sie wieder lieber unschuldigen Bürgern hinterher?


    "Gehen wir erstmal dort zum Castor-Tempel - den werden sie schon nicht gleich niederreißen."


    erklärte er seine Richtung und ging die Stufen zum Tempel hinauf, von wo aus man das Geschehen wunderbar beobachten konnte und sich über die Frechheit des Mobs wunderte - er skandierte äußerst unpatriotische Parolen!

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