Ihr stockte der Atem bei seinen Worten, denn das waren Dinge an die sie einfach nicht denken wollte, denn der Tod war etwas so endgültiges und sie wollte einfach nicht damit rechnen, dass es vielleicht so weit kommen könnte. Sie wollte Rutger nicht verlieren. Sie hatte sich wirklich in ihn verliebt, auch wenn sie noch so jung war, aber dennoch konnte sie in ihrem Alter schon lieben und ihr war der Stand egal. Vielleicht wäre es der alten Arrecina nicht egal gewesen, aber sie war nicht die alte Arrecina sondern eine neue.
Sie hörte sich alles genau an, folgte mit ihren Augen seinen Bewegungen und sie konnte ihn auf der einen Seite schon verstehen, auch wenn es ihr schwer fiel. Arrecina konnte spüren wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete, aber sie wollte nun nicht anfangen zu weinen, das wollte sie auf keinen Fall und so musste sie immer wieder schlucken je mehr er redete.
"Nein!" sagte sie mit fester Stimme und legte ihre Hände auf seine die auf ihrer Schulter ruhten. „Ich werde dir nicht diesen Dienst erweisen,“ sagte sie leise und machte eine kleine Pause um sich zu sammeln. Die Worte mochten hart klingen aber sie war ja noch nicht fertig mit dem was sie sagen wollte. "Ich werde dich, sollte es so geschehen was niemals der Fall sein soll, verbrennen und dann werde ich dich nicht einfach ins Meer schütten sondern ich werde dich nach Hause bringen und dich über dein Land verteilen. Ich werde auf die höchste Erhebung gehen und dann für dich Gebete sprechen, werde wenn du es möchtest auch Rituale machen, alles was du willst und erst dann werde ich dich gehen lassen, dass du dich in deinem Land zu Hause fühlen kannst."
Nun hatte sie doch Tränen in ihren Augen und eine davon fand einen einsamen Weg ihre Wange hinunter und tropfte von dort auf die Hand von Rutger. "Das verspreche ich dir Rutger. Ich werde dich nicht einfach hier lassen und ich werde dich auch nicht alleine auf den Weg schicken wo du vielleicht nie deine Heimat finden wirst. Ich werde dich hinbringen. Das ist der Dienst den ich dir erweisen kann, denn ich liebe dich!" Sie drückte seine Hände etwas mit ihren und fragte dann weiter mit brüchiger Stimme. "Nimmst du das an?"
Hortus | Eine Statue und ein verbotenes Treffen
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Nein! sagte Arrecina. Enttäuscht presste Rutger die Lippen zusammen und sah betreten zur Seite. Ob sie nicht verstand, worum es dabei für ihn ging? Der Griff seiner Hände lockerte sich, schon wollten sie von ihren Schultern sinken, als er ihre Hände auf den seinen spürte. Langsam richtete er seinen Blick wieder auf ihr Gesicht, und nachdenklich versuchte er im Dunkeln ihre Züge auszumachen. Was sie dann sagte, drang nur ganz allmählich bis zu ihm vor. Zuerst ungläubig, dann zutiefst bewegt sah er sie an.
"Du meinst… du willst wirklich…?"
Er schluckte. Fühlte, wie eine ihrer Tränen seine Hand netzte. Setzte zum Sprechen an, schluckte wieder, und spürte, dass er jetzt besser nichts sagen sollte. Mit einem verräterischen Glänzen in den Augen hob er die Hand und berührte leicht ihre Wange, fuhr ganz zart die Spur der Träne nach, und wischte sie beiseite. Dann nickte er, und atmete tief durch.
"Ich liebe Dich auch."
Jetzt ging es wieder mit der Stimme. Einen Moment hatte er wirklich Angst gehabt loszuheulen. Vor Erleichterung und Rührung. Aber Frowe Hulda sei Dank, es war gerade noch mal gutgegangen."Ja.", flüsterte er, und ein breites, strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als diese ungeheure Last und Angst von ihm abfiel.
"Ja. Ich danke Dir. Das ist… also ich weiß nicht was ich sagen soll."
Überfließend von Zärtlichkeit fuhr er, mit seiner rauen Hand, sanft die Konturen ihres Gesichtes nach.
"Das ist… ach, du bist einfach die wundervollste Frau die es gibt, auf der Welt… Nicht weinen, Kleines! - Komm."
Und er zog sie auf seinen Schoß, umschloss sie kräftig mit den Armen und küsste zärtlich ihre Lippen. So hielt er sie lange, lauschte ihrem Atem und spürte das Pochen ihres Herzens, ihr seidiges Haar und ihre so unglaublich weiche Haut. Ein warmes Glück erfüllte ihn, und dazu eine milde Verwunderung, dass dieses zarte römische Mädchen, so leicht, so zerbrechlich in seinen Armen, ihm so kostbar geworden war, und eine solche Macht über ihn hatte.
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