Audienz für Aelia Adria


  • Gemeinsam mit seiner Gattin betrat der Magister Domus Augusti die Aula Regia. Der Weg von ihrem Heim, der Domus Aeliana, hierher war nicht weit gewesen, dennoch fröstelte ihn, wie eigentlich bei jedem seiner Besuche in dieser kühlen Halle. Zumindest im Winter.
    Einem Palastdiener, dem die niedrigen Temperatur scheinbar nichts auszumachen schien, befahl er:
    “Gehe zum Imperator Caesar Augustus und sage ihm das Lucius Aelius Quarto zusammen mit seiner Frau, der S…, ähm… der Senatorin Aelia Adria hier ist. Wir bitten um eine Audienz.“

  • “Ähm… nein, natürlich nicht.“, antwortete Quarto ganz ernsthaft, weil er ihr Schmunzeln nicht bemerkt hatte.


    Seine Aufmerksamkeit galt nämlich einem besonders untätig und auffallend faul herumstehenden Palastdiener, den er auch sogleich erbost anfuhr:
    “He, Du, sieh’ zu das die Kohlebecken glimmen. Immer diese Schlamperei hier, man erfriert noch!“

  • Keineswegs frierend erscheint der Kaiser im Saal. Bei seinem derzeitigen engen Terminplan bleibt keine Zeit, sich auch noch über die Temperatur auszulassen.


    "Seid gegrüßt. Es ist selten, dass der Magister Domus Augusti selber Gast einer Audienz ist und dann auch noch mit seiner Gattin. Sicher hätten wir das auch in meinem Büro besprechen können."


    Sein Blick gleitet über beide Ehepartner und bleibt dann auf der Senatorin liegen.


    "Ich nehme an, diese Audienz geht auf deinen Wunsch zurück. Aber lass' mich dir zunächst zur Geburt eures Kindes gratulieren. Es hat mich gefreut, von der glücklichen Geburt zu hören.


    Was führt euch nun zu mir?"

  • Wie froh war sie während des Wartens, nochmal umgedreht und einen Schal umgelegt zu haben.


    Sie nickte leicht mit einem Lächeln.
    "Hab Dank, mein Kaiser. Wir selbst haben die größte Freude mit ihm.


    Ich möchte nicht zu viel kostbare Zeit in Anspruch nehmen und gleich mein Anliegen vorbringen.


    Ich war immer dankbar für die Ehre, einen Platz im Senat einnehmen zu dürfen und ich habe dies auch lange Zeit nach besten Kräften und Gewissen genutzt um mich einzubringen.
    Doch war es mir schon in den letzten Monaten, vor allem wenig überraschend aus persönlichen Umständen heraus, diesen Platz zu nutzen, so wie ein Senator es sollte.


    Mein Kaiser, ich möchte Dich bitten mich von meinen Senatorenpflichten zu entbinden."

  • Audienzbesucher schienen zu Beginn des Jahres sehr kreativ zu sein, denn so vielfältig wie derzeit waren die Themen seiner Audienzen schon lange nicht mehr gewesen.


    "Ein selten vorgetragenes Anliegen, welches gut durchdacht sein will. Ich nehme an, du hattest in den letzten Monaten durch deine persönlichen Umstände genug Zeit dazu und wirst nicht nur deinen Willen, sondern auch den deines Mannes und der Götter in Erfahrung gebracht haben.


    Der Senat sprach ja kürzlich über Senatoren, die ihren Pflichten nicht nachkommen, wennauch aus anderen Gründen. Wenn dein Wunsch aus genau dieser Einsicht heraus entsteht, dann werde ich mich dem nicht verschließen."

  • Den Willen des Mannes? Sie hatte ihn darüber informiert und er hat keine eigene Meinung dazu abgegeben, woraus sie schloss, er unterstütze sie dabei.


    "Ich habe gründlich darüber nachgedacht, ja, es ist mein Wunsch.
    Ich danke, mein Kaiser."

    Sie blickte zu Quarto, der ja im allgemeinen mehr Erfahrung mit Audienzen hatte, den sie war sich nicht sicher, ob damit das Gespräch schon wieder zu Ende war.

  • Der Kaiser bemerkt die leichte Unsicherheit der Senatorin, sieht aber keinen Grund für Unruhe.


    "Möchtest du diesen Entschluss persönlich dem Senat bekannt geben? Möglicherweise möchte man dir dort für deine Arbeit danken.


    Anderenfalls könnte ich diese Entscheidung auch veröffentlichen lassen, was eher einem stillen Abschied gleich käme."

  • "Ein offizieller Abschied ist es in jedem Fall. Du verzichtest lediglich auf die Möglichkeit, dass der Consul im Senat einige Worte an dich richtet. So werde ich deinen Abschied nun also bekannt geben lassen."


    Mit einem Seitenblick auf einen Diener versichert sich der Kaiser, dass das Anliegen bereits notiert wurde.


    "Dann möchte zumindest ich die Gelegenheit ergreifen, dir für deine Arbeit im Senat zu danken. Du hast Recht, zuletzt war deine Stimme dort selten zu hören, aber immerhin warst du einst sogar die Vorsitzende dieses Gremiums. Du hast deine Stimme immer mit Sorgfalt und Überlegung eingesetzt."

  • Mit einem freudigen Lächeln nahm sie das Lob des Kaisers an.
    "Meine Zeit im Senat möchte ich auch keinesfalls missen.
    Mein Gemahl wird mich hoffentlich in Zukunft ab und zu über die aktuelle Politik auf dem Laufenden halten.


    So möchte ich nicht länger wertvolle Zeit stehlen.
    Ich danke für das Verständnis. "

  • Der Kaiser hat derzeit wirklich vielfältige Verwendung für seine knappe Zeit, doch eine Frage muss er noch anschließen.


    "Ich möchte dich nun auch keinesfalls davon abhalten, deinen Pflichten als Mutter nachzukommen, aber trotzdem interessiert es mich, ob du deine Funktion an der Schola Atheniensis weiter ausüben wist."

  • Mit einem Schmunzeln reagierte Adria auf diese Frage des Kaisers, die mehr als unerwartet kam.
    "Ich bin derzeit noch offiziell Rektor der Schola, doch haben mir schon in den letzten Monaten andere wichtige Mitarbeiter der Schola viel Arbeit abgenommen.
    Es ist geplant, die Struktur der Schola in nächster Zeit ein wenig zu ändern, im Zuge dessen soll der Posten des Rektors auch an jemand anderen weitergegeben werden. Also werde ich auch diese Aufgabe langsam abgeben."

  • Aufmerksam hört der Kaiser zu, denn gelegentlich interessieren ihn auch diese Dinge abseits der Politik, des Militärs und der Götter. Vor allem, wenn wichtige Veränderungen anstehen.


    "Ich bin gespannt, welche Veränderungen das sein werden und werde mich weiter informieren lassen.


    So wünsche ich dir für deinen weiteren Weg alles Gute und den Schutz der Götter. Dasselbe natürlich auch für euren Nachwuchs."

  • Der Kaiser nimmt den Dank entgegen, erhebt sich und verabschiedet sich dann endgültig von den beiden, wobei er den Magister Domus Augusti an diesem Tag sicherlich noch häufiger sehen wird.

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