Die Späher waren vorauageritten, die Nachhut mit dem Tross der Auxiliareinheit aus Emerita erreichte wenig später die Ausläufer der Colonia. Zwei Meilen vor den Toren der Stadt hatte die 500 Mann starke Truppe Quartier bezogen. Mit militärischer Präzisionsarbeit wurden die Zelte geschlagen, die Pallisaden errichtet und der Wall für die Pallisaden aufgeschaufelt.
Am Abend als das Lager schließlich stand und die Soldaten in ihren Quartieren ruhten, kamen die ersten Spähtrupps von ihren Erkundungen in der Gegend zurück. Und einer dieser berittenen Patrouillen versetzte das Lager und den Kommandanten in helle Aufregung in der Gestalt eines Gefangenen, den der Optio auf den Rücken seines Pferdes gebunden hatte. Das Gesicht war zerschunden, die Kleider zerlumpt, die Haare verfilzt und dennoch verbarg sich mehr hinter diesem Gefangenen als hinter einem ganz gewöhnlichen Landstreicher.
Die wie sich herausstellte sensationelle Ergreifung des führenden Rebellenführers Decimus Pompeius Strabo, auf dessen Kopf ein stattliches Lösegeld im ganzen Land ausgesetzt war, ließ die Männer juben und in ihnen die frohe Erwartung aufsteigen, daß es ein leichtes werden würde, den Kampf zu gewinnen. "Ohne ihren Anführer sind diese Rebellen nur die Hälfte wert !" verbreitete sich die Gewissheit, daß man die Stadt ohne Probleme zurückerobern werde.
Doch dieser Fang zeigte auch eine andere, folgenrichtige Erkenntnis. Nämlich daß Pompeius Strabo nicht der Einzige Aufrührer und Urheber dieses Aufstandes sein konnte, sondern daß es mehrere waren, ja daß möglicherweise Strabo am Ende gar nicht der das Hirn dieser Operation war, ein Repräsentant, jemand der das Maul aufriss, doch die Fäden indes sponnen andere.
Das Verhör brachte nicht viel rum und der Kommandant verzichtete darauf, die sogenannte "Wahrheit" seines Sträflings zu erfahren. Viel eher sendete er einen vertrauensfähigen Botschafter nach Tarraco, um den Proconsul von den neuesten Entwicklungen zu informieren.