[Umland] - Das Lager der Cohors II Balearum

  • Die Späher waren vorauageritten, die Nachhut mit dem Tross der Auxiliareinheit aus Emerita erreichte wenig später die Ausläufer der Colonia. Zwei Meilen vor den Toren der Stadt hatte die 500 Mann starke Truppe Quartier bezogen. Mit militärischer Präzisionsarbeit wurden die Zelte geschlagen, die Pallisaden errichtet und der Wall für die Pallisaden aufgeschaufelt.


    Am Abend als das Lager schließlich stand und die Soldaten in ihren Quartieren ruhten, kamen die ersten Spähtrupps von ihren Erkundungen in der Gegend zurück. Und einer dieser berittenen Patrouillen versetzte das Lager und den Kommandanten in helle Aufregung in der Gestalt eines Gefangenen, den der Optio auf den Rücken seines Pferdes gebunden hatte. Das Gesicht war zerschunden, die Kleider zerlumpt, die Haare verfilzt und dennoch verbarg sich mehr hinter diesem Gefangenen als hinter einem ganz gewöhnlichen Landstreicher.


    Die wie sich herausstellte sensationelle Ergreifung des führenden Rebellenführers Decimus Pompeius Strabo, auf dessen Kopf ein stattliches Lösegeld im ganzen Land ausgesetzt war, ließ die Männer juben und in ihnen die frohe Erwartung aufsteigen, daß es ein leichtes werden würde, den Kampf zu gewinnen. "Ohne ihren Anführer sind diese Rebellen nur die Hälfte wert !" verbreitete sich die Gewissheit, daß man die Stadt ohne Probleme zurückerobern werde.
    Doch dieser Fang zeigte auch eine andere, folgenrichtige Erkenntnis. Nämlich daß Pompeius Strabo nicht der Einzige Aufrührer und Urheber dieses Aufstandes sein konnte, sondern daß es mehrere waren, ja daß möglicherweise Strabo am Ende gar nicht der das Hirn dieser Operation war, ein Repräsentant, jemand der das Maul aufriss, doch die Fäden indes sponnen andere.


    Das Verhör brachte nicht viel rum und der Kommandant verzichtete darauf, die sogenannte "Wahrheit" seines Sträflings zu erfahren. Viel eher sendete er einen vertrauensfähigen Botschafter nach Tarraco, um den Proconsul von den neuesten Entwicklungen zu informieren.

  • Es dauerte noch eine Weile, ehe auch Sophus das Lager der Cohors fand. Es war zum Ende hin einfacher geworden, die Spuren zu finden, doch es stellte sich heraus, das der Vorsprung größer gewesen war als gedacht.
    Von der Gefangennahme des Rebellen Strabo hatte er indes nichts erfahren. Möglicherweise nur deshalb, weil er nicht gefragt hatte, möglicherweise auch, weil es geheim gehalten worden war.
    Als er und sein Begleiter, der Sacerdos des Mars, jedenfalls das Lager erreichten, ritten sie auf das Tor zu und hielten dort.
    "Salve!" rief Sophus, so laut er es vermochte. "Ein Abgesandter aus Tarraco erwartet Einlass!"

  • Die Späher der Rebellen hatten herausgefunden, wo sich das das Lager der Cohors II Balearum befand. Als Kaufleute getarnt, die Wein und Lebensmittel verkauften, betraten sie das Lager und kundschafteten alles aus. Etwa 500 Soldaten wurden gezählt, und dazu ein etwa gleich großer Tross. Dabei fanden sie heraus, dass die Cohors Strabo gefasst hatten und festhielten.

  • Ein reger Briefverkehr hatte sich in den letzten zwei Wochen entwickelt. Ihre Übermittler waren unauffällige Wesen, denen so schnell jeglicher Verdacht abgesprochen wurde.


    Nachdem sich gerüchteweise die Ankunft der Cohors vor den Toren der Stadt herumgesprochen hatte, die Stimmung aber aus Angst vor weiteren, einschreitenden Repressalien der Rebellen nur gedämpft war, hatte sich mittels des Einsatzes mobiler Brieftauben ein erster Kontakt zwischen den noch immer im Untergrund befindlichen Speculatores und der abwartenden Cohors gebildet.


    So gelangten einige Informationen in die Hände des Lagerkommandanten, die sich für einen anstehenden Ansturm auf die Stadtmauern als nützlich erwiesen. Der vor mehreren Wochen eingeschleuste Spion im Führungsstab der Verschwörer erwies sich als wertlos. Man sah vom ihm nichts mehr.


    Dabei nicht weniger wertlos zeigte sich jedoch die Tatsache, daß die Kornkammern der Stadt sich leerten und die Nahrungsbestände sich dem Ende neigten. Die Patrouillen der Cohors hatten nämlich Anweisung jeden Karren, der in die Stadt hinein oder aus der Stadt hinauswollte abzufangen, zu kontrollieren und gegegebenenfalls nicht passieren zu lassen. Aus diesem Grunde kamen keine Nahrungsmittel mehr in die Stadt, was sich für die andauernde Belagerung nur als günstig herausstellen konnte.


    Den Gefangenen Strabo hielt man unter strengster Bewachung im Inneren des Lagers auf. Der Kommandant erachtete es für sicherer, ihn hier zubehalten, als eine wagreiche Patrouille nach Tarraco zu schicken, in Anbetracht der Gefahr, die Rebellen könnten bemüht sein, ihren einstigen Anführer zu befreien.

  • Am Morgen des PRIDIE ID MAR DCCCLVII A.U.C. (14.3.2007/104 n.Chr.) lag die Sonne dicht über dem Land und eine warme Brise frühlingsnaher Erwartung streifte die Gemüter.
    Der Praefect der 500 Mann starken Truppe steht am Eingang seines Kommandozeltes und empfängt den Tag. Sein Blick wandert die breite Hauptstraße des Lagers hinunter deren Gasse noch leer und unbenutzt ist. Das Tor, ein sieben Fuss hoher Palisadenzaun, ist geschlossen und auf dem angrenzenden Wachturm steht ein Posten und schaut ins Freie.


    Er fühlt, daß der Zeitpunkt gekommen ist, ja er ist sich sogar sicher, denn länger können sie nicht mehr warten. Die andauernde Belagerung der letzten Wochen hat er dazu genutzt, immer wieder Pläne durchzugehen, Karten der Umgebung und Corduba. Dazu der nie abgerissene Strom an wertvollen Informationen durch die versteckten Ermittler.
    Er atmet tief ein. Die frische Morgenluft, die seine Arme streichelt, dringt durch seinen Körper. Er trägt nur einen dünnen palium unter seiner Tunika. Seine Hand fährt ans Kinn und streicht sich durch den imaginären Bart. Das kantige Gesicht ist rauh, gezeichnet von harten Kämpfen auf erbarmungslosen Schlachtfeldern. Viele gaben ihr Leben, die er kannte. Die kleinen Augen verengen sich, als fixierten sie einen Punkt in der Ferne. Er stemmt die Hände in die Hüften und zieht die Brust raus. Das kurze, schwarze, gekräuselte Haar ruht auf seinem Haupt, und er denkt sich, könnte nicht jeder Morgen so sein, so kurz vor einer Schlacht, die letzte Ruhe genießend und in der Erinnerung an längst vergangene Taten schwelgend.


    Abrupt endet sein Blick. Der Vorhang fällt und er begibt sich in sein Zelt. Wie es sich für einen Kommandanten gebührt vor einer Schlacht, bittet er Mars um seine Gunst. Leise flüstert er sein Gebet. Er betet für seine Männer, daß ihnen nie der Mut abhanden komme, für sein eigenes Schicksal und für den siegreichen Ausgang der Schlacht.


    Der Duft von geräucherten Weihrauch verbreitet sich in dem Zelt.

  • Mars sog den Duft des Weihrauchs und den des Morgens ein. Die Feldzugssaison wurde erst in einigen Tagen eröffnet. Noch war der richtige Zeitpunkt nicht gekommen.

  • Als Sophus ins Lager zurückkehrte begab er sich sofort zum Zelt des Kommandanten. Die Vorbereitungen für die Schlacht waren unübersehbar und er hatte gleich zwei Versprechen einzulösen.
    Vor dem Zelt hielt er inne, die Wachen davor musternd.
    "Sagt dem Herrn, dass ich als Augur Holz benötige für ein Rauchopfer. Es soll vor den Toren der Stadt aufgeschichtet werden, außerhalb der Reichweite ihrer Bogenschützen. Und wenn es möglich ist soll ein Stier herausgebracht werden. Ich will die Götter befragen."
    Seine Stimme war nun fest, entschieden, beinahe befehlend. Er wartete nicht auf eine Antwort sondern zog sich rasch in sein Zelt zurück. Er hoffte.

  • Sim-Off:

    Nach langer Abwesenheit geht es auch bei Strabo endlich weiter. Die Prätorianer dürfen sich vielleicht über den größten Fang seit Jahren freuen, wer weiß ;) Ich hoffe es ist okay, dass ich jetzt wieder mitmische...


    Lange saß ich zusammengekauert in der Zelle und meine Gedanken kreisten immer um dieselbe Sache. Wie ging es den Menschen in Corduba? Waren die kaiserlichen Truppen schon in den Süden vorgerückt? Tränen rannen langsam mein Gesicht hinab, während ich in der Dunkelheit vor mich hinstammelte.


    "Ich...habe sie verraten! Alle!", sprach ich immer wieder, bis mich der Schmerz in den Schlaf brachte.


    Aber auch dort fand ich keine Ruhe. Immer weiter verfolgten mich die Bilder der brennenden Stadt, von schreienden Würdenträgern. Und immer weiter ritt mein Gaul durch die Dunkelheit. Sterne rasten an mir vorbei. Plötzlich stoppte mein Pferd und sprach fröhlich zu mir:


    "Das Gericht ist eröffnet. Verhandelt wird der Fall Strabo gegen den Bastard aus Rom!"


    Und wahrlich, ich stand in der Curia von Rom, vor mir mein stolzer Gaul im Richterstuhl. Er trug eine Toga, die ihm sogar recht gut stand. Stolz blickte er in die Runde. Ich tat es ihm gleich? Doch was sah ich? Keine Menschen saßen dort im Rund. Es waren Schafe. Wiederkäuend und mit leerem Blick sahen sie mich an und ließen ein Blöken vernehmen, das mich erschütterte. Auch sie trugen Togen, die jedoch an einigen Stellen schon löchrig und ausgefranst waren. Und ich sah im selben Augenblick den Grund dafür. Sie knabberten am Stoff, dass es eine Wonne war, ihnen zuzusehen. In Eintracht vereint war die ganze Schafsherde dort versammelt und sah mich blökend an.
    "Er soll die härteste Strafe erhalten, die einem Verräter zusteht!"


    Ich blickte mich panisch um, wusste ich doch nicht, was er meinte. Noch während mein Blick herumging, blökte die Herde:


    "Die hääääärteste Straaafe!"


    Ich fiel vor dem Richter auf die Knie und flehte um Gnade. Immer tiefer sank ich auf den Boden, bis meine Tränen den Marmorboden wässerten.


    "Das Höchststrafmaß für Hochverräter...", rief eine hölzerne Stimme rechts neben mir. Ich sah mich mit tränenverschmiert nach der Stimme um und entdeckte auf der Bank des Anklägers eine Puppe, die hin und herschwung, ihre Glieder merkwürdig verzerrt. Von den Gliedmaßen hingen Fäden und führten immer höher. Angsterfüllt und in Erwartung dessen, was am Ende dieser Fäden wartete, erblickte ich die riesenhafte Hand des Kaisers, der nur weiter panisch lachte und aufstampfte.


    "...ist die Wiederaufnahme des Täters in unsere Gemeinschaft. Die Herde des Kaisers! LEBENSLANG!", beendete der Ankläger seinen Ruf und das versteinerte Gesicht grinste mich an. Wieder warf ich mich dem Pferd vor die Füße.


    "Bitte, tötet mich! Vierteilt mich und verfüttert meinen nichtsnützigen Leib an die Krähen! Aber nicht die Herde... ich flehe Euch an!"


    Der ganze Saal tobte, die Herde blökte, der Kaiser lachte, der Ankläger klapperte mit den Gelenken. Und mein Pferd erhob sich, nahm meinen Kopf und drehte ihn gewaltsam zur Schafsherde hin.


    "Ich verurteile dich zu lebenslänglichem Aufenthalt in der Herde des Kaisers! Auf dass dies deine Genesung bedeutet!"


    Ich versuchte mich loszureißen und schrie immer lauter. Das Lachen des Kaisers wuchs zum Sturm an, alles verschwamm vor meinen Augen.


    "NEEEEEEEEIIIN!!!"


    Ich wachte schweißgebadet auf und blickte mich um. Noch immer lag ich in der nassen Zelle, umgeben nur von Stille und Dunkelheit. Aus den Ritzen der Zellentür sah ich gleißendes Licht, scheinbar hatte ich viel geschlafen. Plötzlich wurde die Tür aufgeschlossen und zwei Soldaten traten ein. Ängstlich blickte ich ihnen ins Gesicht und rutschte weiter nach hinten. Weiter weg von ihnen. Weiter weg von diesem Wahnsinn. Als ich gegen die kalte Wand stieß, packten und zerrten sie mich aus der Zelle hinaus. Ich blickte mich panisch um und erblickte wieder das Lager. Doch es schien weitergerückt zu sein. Wie lange hatte ich geschlafen? Waren es Tage gewesen? Am Horizont sah ich Rauschschwaden. Corduba? Verzweifelt zerrte ich an den Fesseln, doch die Soldaten waren Bären und ich zu schwach, um noch etwas zu wagen. Sie brachten mich scheinbar zum Praetorium. Plötzlich stand ich vor einem großen Zelt. Das war scheinbar ihr provisorisches Praetorium. Ich wurde hereingeführt und auf die Knie gezwungen. Immer schwächer wurden meine Glieder und mir trat der Schweiß in Poren hervor. Einer der Soldaten wandte sich an seinen Kommandanten.


    "Der Gefangene redet im Fieberwahn. Scheinbar ist er in einem ernsten Zustand."


    Fieberwahn? Ernster Zustand? Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Schwäche nicht nur von meiner Behandlung herrührte. Wahrlich, ich konnte mich kaum noch aufrecht halten und wankte hin und her.

  • Am späten Vormittag kam eine große Reitertruppe auf eines der Lager der Cohors zu und hielt vor dem Tor an. Ein Optio löste sich von der Truppe und ritt langsam zu den Torwachen.


    Decius blieb auf dem Pferd sitzen, schaute die Wachen an und sprach:


    "Im Namen des Kaisers, wir wünschen den Kommandeur der Cohors II Balearum zu sprechen!"

  • Der Kommandant deutete eine leichte Verbeugung vor dem kleinen Schrein des Kriegsgottes an und erhob sich darauf. Gewissenhaft wollte er sich auf die anstehende Schlacht vorbereiten. Der persönliche Sklave des Kommandanten hatte ein Bad mit Rosenblüten eingelassen. Das heiße Wasser in der bronzenen Wanne dampfte und der Befehlshaber entblößte seinen gestählten Körper. Sachte tauchte er einen Fuß nach dem anderen in das Nass und lässt sich langsam dahin hineingleiten. Der Duft des Bades steigt in seine Nase und er schließt die Augen.
    Ein Ritual, welches er vor jeder schweren Prüfung abzulegen pflegte, er reinigte seinen kompletten Körper. Sollte ihn Mars auf dem Schlachtfeld zu sich holen, so wollte er ihm rein entgegentreten.
    Das Bad im hinteren Bereich des Zeltes war durch eine aufgestellte, hölzerne Trennwand vom Eingangsbereich getrennt. Der Sklave stand hinter seinem Herrn am Kopfende der Wanne, auf seinem Arm ein Handtuch und die Kriegstunika seines Besitzers.


    Nach dem Bad kleidete er sich ein. Über seiner Tunika trug er einen glänzenden Brustpanzer, ein feuerroter Umhang hatte er über seine Schulter geworfen und die calligae waren bis zu den Knieen geschnürt.


    "Petrus, schick mir die Centurionen !" befahl jener seinem Sklaven im scharfen, befehlsartigen Ton und Petrus, der Leibsklave, eilte sofort los.


    Nach relativ kurzer Zeit traten die gerufenen Offiziere - einer nach dem anderen - in das Zelt des Kommandanten. Dieser erwartete sie bereits.
    Der kleine, quadratische Tisch, auf dem allerlei Pläne und Skizzen ausgebreitet waren, wurde zum Mittelpunkt der morgentlichen Versammlung. Erwartungsvoll sah man in die Runde, bis der Kommandant das Wort ergriff.


    "Meine Herren, wir stehen vor dem entscheidenden Schlag gegen die verschwörerischen Umtriebe der Rebellen, welche auf solch erniedrigende Weise das Antlitz unseres geliebten Kaisers geschmäht haben.


    Als Ordnungsmacht unterliegt es unser Pflicht, dem göttlichen Imperator zu demonstrieren, daß die Sicherheit in dieser Provinz nicht gefährdet ist."


    Zustimmendes Kopfnicken und bekräftigende Worte kommen von den Offizieren.


    "Die Götter sind mit uns ..." sprach der Kommandant als sich die Ereignisse aufeinmal überschlugen. Eine Wache trat in das Zelt, salutierte stramm und auf ein Nicken des Obersten sprach diese "Kommandant, soeben ist ein alter Mann eingetroffen. Er sagt, er wäre ein Priester, ein Augur, und er wollte euch sprechen. Er möchte ein Feuer machen."


    Der Kommandant runzelte mit der Stirn, zeichen seines Ärgers. Nicht nur daß man seine Besprechung gestört hatte, jetzt meldete sich auch noch ein Zivilist am Lager an, ausgerechnet ein Augur, den er unmöglich warten lassen konnte.


    Der Praefect machte eine abfällige Handbewegung. "Schick ihn zum Eingangszelt und lasse ihn dort warten, achja..und gebt ihm alles, was er braucht."
    Darauf entfernte sich die Wache wieder.


    Doch kaum hatte sich die eine Wache verabschiedet, kam schon die nächste und erneut entglitt dem Befehlshaber der 2. Cohorte ein Seufzer. Es wurde die Ankunft eines berittenen Trupps der Praetorianer gemeldet. Kurz angebunden befahl der Kommandant, der sich noch immer im Kreise seiner Centurionen befand, man solle sie herbringen.

  • Nach einiger Wartezeit, während der man wohl den Kommandanten von der Ankunft der Garde informiert hatte, wurden die Praetorianer in das Lager eingelassen.


    Nachdem sie das Tor passiert hatten, stiegen die Praetorianer von ihren Pferden ab, die einfachen Milites nahmen sie in Verwahrung und ließen sich von einem Miles der Cohors zu den Ställen führen wo sie die Pferde pflegen konnten. Der Tribunus machte sich indes mit den beiden Centurionen und Optiones auf den Weg zum Zelt des Kommandanten.


    Dort angekommen blieben Decius und sein Kamerad vor dem Zelt stehen, während der Tribun in Begleitung der Centurionen das Zelt betrat.


    "Salve, Tribunus Cohortis Praetoriae Marius Verus." stellte er sich ohne Umschweife dem Kommandeur der Cohors vor. Offenbra waren er und seine Offiziere soeben in einer Stabsbesprechung.

  • Der Praefect blickte auf, als der Praetorianertribun in voller Montur das Kommandozelt betrat. Eine Menge Helmbuschträger waren nun in dem kleinen Zelt versammelt.


    Wie es sich gehörte, gebot er dem Praetorianer den erforderlichen Respekt.


    "Ave, Tribunus !" und er kommt nicht umhin seine Verwunderung auszudrücken. "Wir haben euch nicht erwartet."


    Plötzlich wird es laut. Zwei Soldaten schleppen den völlig verlausten, unflätigen Gefangenen Pompeius Strabo hinein. Und als der eine der beiden Begleiter gerade Meldung machen wollte "Der Gefangene redet im Fieberwahn. Scheinbar ist er in einem ernsten Zustand." platzte dem Praefect der Kragen.


    "Ja, ist denn heut ein Basar oder was, daß jeder meint, hier hereinzustolzieren. HINAUS !" befahl er im lauten Tonfall. "Sperrt ihn in seine Zelle, wo er hingehört. Ich will nichts mehr von ihm hören."


    Er war jetzt völlig aufgewühlt, so daß er gar nicht den bewundernden Blick des Tribunus bemerkt als dieser den Gefangenen Strabo erblickt, jenes Übel, weswegen sie hier waren, der Auslöser der Rebellion, und nun erbärmlich wie die Schlange im Dreck kriechend.

  • Der Tribun wollte zu einer Antwort ansetzen, als die Soldaten mit hrem Gefangenen daws Zelt betreten und vom Tribun der Cohors unverzüglich hochkant hinausgeworden wurden. Als wieder ein wenig Ruhe eingekehrt war, sprach er:


    "Wir kommen im Auftrag des Praefectus Praetorio Caecilius Crassus und sollen die gegenwärtige Lage der Dinge überprüfen. Wie ich sehe, hat die Cohors wohl soweit alles unter Kontrolle?"


    Und mit einem angedeuteten Nicken in Richtung des nun verschwundenen Gefangenen fügte er hinzu:


    "DIe Berichte sind also korrekt? Der Verräter Pompeius Strabo ist in deiner Obhut?"

  • Nun wollte es der Kommandant genauer wissen.


    "Befindet sich denn der Praefectus Praetorio im Land ? Wieviele Praetorianer stehen zur Zeit auf hispanischem Boden ?


    Ja, es ist soweit alles unter Kontrolle. Wir kontrollieren die Zufahrtswege zur Stadt und kontrollieren das gesamte Umland. Eigentlich waren wir gerade dabei den bevorstehenden Angriff auf die Verschwörer zu planen. Sie sollten ziemlich geschwächt sein.


    Ja, Pompeius Strabo fiel einer unserer Patrouillen zum Opfer. Offensichtlich wollte er fliehen. Ein Zeichen, daß es nicht sehr weithergeholt sein kann mit der Rebellion, doch ebenso ein Zeichen, daß Strabo selbst nicht der einzige Kopf der Bande ist, bzw muß es noch ein zweites Gehirn geben, der die Operation anführt."

  • "Der Praefectus Praetorio befindet sich im Land und wartet auf unseren Lagebericht. Es stehen genug Praetorianer auf hispansichem Boden um die gesamte Provinz zu befrieden."


    antwortete der Tribunus wage, überlegte einen Augenblick und fuhr fort:


    "Du bist der Meinung dass die Cohors den Angriff auf Coduba ohen Unterstützung durchführen können?


    Ein weiterer Befehl des Praefecten war es, die Festnahme des Strabo zu überprüfen und den Mann gegebenenfalls unverzüglich nach Tarraco zu bringen. Ich muss dich aso auffordern mir den Verräter zu übergeben."

  • Der Kommandant guckte eindrucksvoll.


    "Genug ? Das wird hoffentlich nicht nötig sein. Aus anderen Regionen der Provinz kamen zur mir jedenfalls keine Klagen über Aufständische.


    Wie schnell können die Truppen hier sein ?"


    Wenn die Praetorianer schonmal da waren, könnten sie ja auch die Schmutzarbeit erledigen, dachte der Kommandant.


    "Eine mögliche Vereinigung beider Einheiten würde dem Widerstand der Verschwörer wohl ein schnelleres Ende setzen."


    Auf die Aufforderung des Tribunus überlegte der Praefect eine Weile.


    "Hmm, sicher, aber Du verstehst, daß ich für sowas einen originalen Befehl brauche. Meine Männer haben den Pompeius gefangen, ich bürge für seine Sicherheit und gebe ihn daher ungern aus der Hand."


    Auch wenn dem Praefecten klar war, daß Strabo in Tarraco bei den Praetorianern viel sicherer aufgehoben war, als hier so nah an des Verschwörers Burg.

  • Der Tribunus dache kurz nach, dann antwortete er:


    "Für den Marsch von Tarraco nach Corduba werden sie wohl 10 bis 11 Tage benötigen, ich werde unverzüglich Kuriere lossenden um sie zu informerien, sie könnten Tarraco in 5 Tagen erreichen.


    Allerdings benötige ich von dir noch sämtliche Informationen über deine und die Lage der Verräter, der Praefectus wartet auf einen detaiierten Bericht von mir."


    Als der Tribun der Hilfstruppen auf die Auslieferung Strabos nicht in seinem Sinne reagierte verhärtete sich sein Gesicht.


    "Das Wort eines Tribuns der Cohortes Praetoriae muss dir genug sein. Glaubst du dass wir bei den brisanten Tätigkeiten die wir unternehmen immer schriftliche Befehle erhalten?"


    Er überlegte eine Weile, dann fuhr er fort:


    "Aber ich sehe dass hier alles unter Kontrolle zu sein scheint, und so wird es wohl das praktikabelste sein diesen Staatsfeind vorerst hier zu lassen, der Praefect wird ja nach Lage der Dinge ohnehin hierher kommen."

  • Sophus trat in das Eingangszelt und atmete tief durch. Er befand sich vor einer schwierigen Konfrontation. Seine Anweisungen für das Feuer hatte er bereits erteilt, aber er plante, es dem Kommandanten noch einmal selbst mitzuteilen. Mit Sicherheit wäre ein Befehl, der direkt von ihm käme, erfolgreicher und hätte mehr Nachdruck. Zwar konnte sich Sophus auf die Tradition Roms berufen aber die galt hier nicht mehr viel. Es war ein Versprechen ...
    Er wartete. Hoffentlich empfing der Kommandant ihn bald.

  • Zitat

    Original von Marcus Caecilius Decius
    Der Tribunus dache kurz nach, dann antwortete er:
    "Für den Marsch von Tarraco nach Corduba werden sie wohl 10 bis 11 Tage benötigen, ich werde unverzüglich Kuriere lossenden um sie zu informerien, sie könnten Tarraco in 5 Tagen erreichen...


    "Gut, dann sehen wir uns in zwei Wochen." gab jetzt der Kommandant der Cohors den Ton an.


    Zitat

    "Allerdings benötige ich von dir noch sämtliche Informationen über deine und die Lage der Verräter, der Praefectus wartet auf einen detaiierten Bericht von mir."


    "Nun, Tribun, da wir unmittelbar vor dem entscheidenen Schlag stehen, sehe ich die Lage als durchaus positiv an. Ich werde just in diesem Augenblick mit der Mobilmachung beginnen, damit bei eurem Eintreffen alles vorbereitet ist. Die Speculatores in Corduba, von denen wir erst nach unserer Ankunft erfuhren, leisteten gute Dienste, uns die Versorgungssituation innerhalb der Stadt und das allgemeine Klima unter den Rebellen zu übermitteln. Die Lagervorräte sind knapp und das bereitet mir Sorgen, denn mit jedem Schritt, mit dem wir die Rebellen mehr unter Druck setzen, ziehen wir auch die zivile Bevölkerung in Mitleidenschaft.
    Unsere Patrouillen kontrollieren die großen Hauptstraßen nach Tarraco und Gades. Wichtige Transporte für die Verschwörer in materieller Hinsicht notwendig erreichen nicht mehr die Stadt. Doch zur Selbstaufgabe konnte wir sie noch nicht zwingen.
    Vom Einsatz von Belagerungswaffen und Munition rate ich ab. Wir richten dadurch mehr Schaden an, als daß es nützen würde."


    Zitat

    "Das Wort eines Tribuns der Cohortes Praetoriae muss dir genug sein. Glaubst du dass wir bei den brisanten Tätigkeiten die wir unternehmen immer schriftliche Befehle erhalten?"


    Er überlegte eine Weile, dann fuhr er fort:


    "Aber ich sehe dass hier alles unter Kontrolle zu sein scheint, und so wird es wohl das praktikabelste sein diesen Staatsfeind vorerst hier zu lassen, der Praefect wird ja nach Lage der Dinge ohnehin hierher kommen."


    Der Praefect hatte sich schon auf eine Gegenrede eingestellt, aber der Tribun lenkte gerade noch ein.


    "Ausgezeichnet. Doch nun wirst Du mich entschuldigen müssen, du verstehst, ich habe Pflichten. Ich wünsche eine gute Rückreise."


    Er verabschiedete sich militärisch offiziell von dem Praetorianertribun und nachdem dieser das Zelt verlassen hatte, suchte der Kommandant den eingetroffenen Auguren auf, von dessen Ankunft man ihn anfänglich unterrrichtet hatte.


    Mit einem warem Lächeln - wie für Südländer typisch ;) - begrüßte er den hohen Priester.


    "Salve, ehrwürdiger Augur ! Ich hörte, du wüßtest etwas über die allgemeine Stimmung innerhalb der Stadt."

  • Sophus verneigte sich ein Stück, beließ es aber bei einer leichten Verbeugung. Immerhin hatte er eine feste Position ...


    "Salve, Kommandant. Ich weiß nur das, was man von hier aus sehen kann. Die Stadt lebt, und sie hat sich nicht ergeben und macht auch keine Anstalten dazu."


    Er lächelte sarkastisch.


    "Das allein sollte reichen, um die Stimmung als ungünstig für uns einzuschätzen."


    Für einen Moment sah Sophus an einen unbestimmten Punkt an der Zeltwand, ehe er fortfuhr.


    "Wie dir wohl schon mitgeteilt wurde plane ich ein Opfer vor den Toren der Stadt. Auf dass Mars gestatten möge, mit seiner Hilfe eben diese Tore einzureißen. Worum ich bitte, ist, den Sturm nicht zu beginnen, ehe das geschehen ist. Zweitens, dass Holz für ein Opferfeuer aufgeschichtet wird und drittens ein Opfertier. Ich bin bereit, zu bezahlen, sollte das nötig sein. Allerdings bin ich nicht nur als Augur hier sondern auch im Sinne des Proconsul, Publius Matinius Agrippa.
    Die Befragung der Götter vor der Schlacht sollte ganz im Sinne deines Vorgehens durchgeführt werden. Ich denke, in diesem Sinne sollte mein Verlangen nicht zu viel sein."

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