Tablinium | QTV und Albina

  • Als Tiberius Vitamalacus der Besuch seiner Cousine gemeldet wurde, wusste er natürlich schon bescheid. Er brauchte nur kurz auf den Tisch zu greifen und hatte den Brief ihres Vaters in der Hand. Irgendwie weckte dies bei ihm zwiespältige Gedanken, hatte doch gerade erst Calvina entschieden, Rom zu verlassen und zurück zu ihren Vater zu gehen.
    Er war selbstkritisch genug, sich zu fragen, warum dies passiert war, ob er zu streng gewesen war, seine Ansprüche zu hoch. Aber er hatte diese Gedanken beseite geschoben, schliesslich waren sie alle Patrizier und er stellte an andere nicht geringere Ansprüche als an sich selbst.


    Knapp nickte er dem Sklaven zu, das hiess, man möge den Besuch herein führen. Er selbst, der hochgewachsene Soldat, blieb sitzen, widmete sich wieder den Unterlagen, welche er zuvor studiert hatte, einfach abwartend, bis seine Cousine erschien.

  • Mit einem freundlichen "Danke" nickte Albina dem Sklaven noch einmal zu um dann innerlich zögernd doch nach Außen hin bestimmt das Zimmer zu betreten.
    Dort saß er, ihr Cousin. Ein Mann der ihr Verwandter war, der den gleichen Großvater wie sie hatte und der ihr dennoch ebenso fremd war, wie jeder Fremde auf der Straße.
    Sie trat vor und blieb einige Schritte vor seinem großen Schreibtisch in gebührendem Abstand stehen.
    Er wirkte streng, ja beinahe verbittert. Nichts an seinen Zügen verriet Freude oder Freundlichkeit. Aber sie hatte schon früh gelernt Menschen nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen.


    "Salve, mein lieber Cousin. Schon lange freue ich mich dich kennenzulernen. Und nun ist es endlich soweit!Es ist schön, dir endlich gegenüber zu stehen!"

  • Er sah nicht auf, jedenfalls nicht sofort. Er hörte sich scheinbar regungslos an, was sie zu sagen hatte. Aber er sah nicht auf, sie blick war auf die Wachstafel vor sich gerichtet und das dies kein leerer Blick war, wurde erkenntlich daraus, das er etwas auf dieser Tafel notierte.
    Doch es wurde auch erkennbar, das er sehr wohl mitbekam, was sie sagte, denn die rechte Hand, welche den Griffel führte, deutete zwischendurch kurz auf den Stuhl vor seinem Tisch, die unzweifelhafte aufforderung an Albina sich zu setzen.


    Dann, nach einer scheinbar ewigen Zeit des eisigen Schweigens, die lange dazu ausreichte, das sie sich setzte, hob er seinen Kopf.


    "Albina !"


    Es war eine Begrüssung, doch die Begrüssung eines Soldaten, genauso knapp wie sie auch kühl war. Auch das Gesicht, des Tiberiers, der hier hinter seinem Tisch im Tablinium sass, gekleidet in eine schlichte, geradezu militärische Tunika, zeigte keine Regung.


    "Wie geht es deinem Vater ? Wie war die Reise ?"


    Nur mir sehr, sehr viel gutem Willlen war ein klein wenig mehr Herzlichkeit in den beden Fragen auch nur zu erahnen.

  • Nun denn, so hatte sie der erste äußere Eindruck wohl doch nicht getäuscht... er war kühl. Doch was sonst sollte sie zunächst von ihm erwarten. Sie vergaß immer wieder, dass auch sie ihm fremd war, auch wenn sie so viel jünger war als er.
    Aber immerhin hatte er sie gefragt wie ihre Reise war und es ihrem Vater ginge. Auch wenn man dies als einfach Höflichkeiten betrachten konnte, hatte sie das Gefühl ein klein wenig mehr Herzlichkeit in seiner Stimme zu hören. Und dies war immerhin ein Anfang, sagte sie sich.

    "Meinem Vater geht es bestens, lieber Cousin. Er und Mutter sind bei guter Gesundheit. Sie lassen dich und den Rest der Familie herzlich grüßen. Sie überlegen schon, ob sie nun, da ich ihnen vorausgegangen bin nicht auch wieder die alte Heimat aufsuchen sollten!"


    Sah sieh dort etwa eine klitzekleine Regung des Interesses in seinem Blick. Sie war aufs Äußerste von der Selbstbeherrschung dieses Mannes beeindruckt. Es war ihr nämlich nicht möglich sich vorzustellen, dass diese Kälte alles war, was in ihrem Verwandten existierte.


    "Die Reise, nun ja, sie war ein wenig anstrengend. Aber ich habe früh gelernt, die Dinge im Allgemeinen positiv anzugehen und daher war die Reise durchaus eine Bereicherung. Ich hab sehr viel vom Reich sehen können und die Spannung auf den letzten Kilometern der Fahrt war sehr aufregend. Es war meine erste große Reise und wirklich schön. Aber wieso hast du uns nicht schon längst einmal in Illyricum besucht?"


    Konnte sie vielleicht auf diese Weise ein wenig mehr Persönlichkeit in die Unterhaltung bringen?

    "Was hätte ich dort auf dem Land für den Besuch aus der Stadt und vor allem für die Gesellschaft eines Cousins gegeben?"

  • Der Gesichtsausdruck des Tiberius Vitamalacus veränderte sich nicht, er blieb kühl und ausdruckslos wie gewohnt. Seit frühester Kindheit hatte ihm sein Grossvater gelehrt, was es hiess ein Römer zu sein. Und nicht irgendein Römer, sondern ein Patrizier, einer jener Römer, die dabei waren, als die Könige aus der Stadt vertrieben wurden. Nun, rief er sich in Errinnerung, die Tiberier, die ja nicht ursprünglich seine Familie waren, waren erst seit einigen Jahren im Adelsstand.


    Sein Blick wurde durchdringend, der Blick eines Offiziers, der einen Miles mustert, ein Blick, der über das Äussere hinaus ging, der Tief in das Innere zu gehen schien und die innersten Wesenzüge zu entlarven schien.


    "Der Dienst am Imprium liess dies nicht zu," meinte er trocken auf ihren Frage nach seinen möglichen Reisen ins Illyicum. Aber es war auch, wie es seine Art war die reine Wahrheit, wobei er ihr es auch ersparte, selbst auf zu zählen, wo überall ihn der Dienst am Imperium hin verschlagen hatte in den letzten Jahren.


    "Reisen ist mit mühen verbunden, doch sollten wir uns nicht scheuen, sie auf uns nehmen." Wieder war seine Stimme kühl, vielleicht klnag sogar ein kleiner Vorwurf mit, schliesslich marschierten die Legionen jeden Tag ohne zu murren. "Aber es freut mich, das deinen Eltern gut geht und du etwas lernen konntest auf der Reise."


    Seine Hand griff nach dem Brief ihres Vaters, sein Blick löste sich aber nicht von ihr. "Dein Vater hat mir deine Ankunft mitgeteilt. Du weisst, was er mir geschrieben hat ?"


    Wie alt mochte sie sein ? Etwa so alt wie Calvina, die zurück nach Korsika gegangen war, schätzte er. Und damit war sie etwa so alt wie seine Nova, als er sie damals kennen und lieben gelernt hatte.

  • Warum um alles in der Welt vermochte sie nicht zu ihm durchzudringen? In jeder anderen Situation war es ihr ein leichtes, die Menschen für sich zu begeistern. Das allerdings ließ sich leider auch zu wesentlichen Teilen auf ihr Äußeres zurückführen und das war etwas , was ihr stets mißfiel. Sie hätte es garnicht nötig gehabt, der liebenswürdige Mensch zu sein, der sie war. Die meisten nahmen dies erst war, nachdem sie schon von ihr begeistert waren. Doch Quintus schien das garnicht war zunehmen. Sein Blick hatte sich im Gegensatz zu dem aller anderen für gewöhnlich nicht bei ihrem bloßen Eintreten erhellt und das war etwas, das sie durchaus reizte. Was auch immer ihr Cousin auch war, er erschien ihr weder Oberflächlich noch Unaufrichtig.


    Die Frage die er ihr gestellt hatte berührte ein Thema, das sie selbst brennend interessierte. Zwar hatte ihr Vater ihr davon erzählt, dass es diesen Brief gäbe, aber was drin stünde, wusste sie selbst nicht so genau... sie konnte es nur erahnen. Daher sprach sie einfach mit der selben Offenheit wie ihr Cousin es ihr vorgemacht hatte :


    "Nein, ich weiß es leider nicht. Ich kann es höchstens ahnen. Wirst du mir berichten, was mein lieber Vater dir geschrieben hat?"

  • Er legte den Brief wieder auf den Tisch, der Inhalt war ihm nur zu gut bekannt. Im Grossen und Ganzen ähnelte er sowieso jenem Brief, der Calvinas Vater ihm geschrieben hatte. Doch diesmal war seine Überrachung nicht so gross gewesen, schliesslich konnte er mit dem Gesicht ihres Vaters etws anfangen. Es war eines der vielen gewesen, die er vor vielen Jahren auf seiner Hochzeit gesehen hatte.


    "Er kündigt dabei eine Ankunft an. Und obendrein trägt er mir auf, hier in Rom für dich zu sorgen."


    Es war nur eine kleine Bitte, aber sie bedeutete sehr viel, eine grosse Verantwortung. Für ihn, der sein Leben als Soldat verbracht hatte, war es einfacher auf hunderte von Probati zu achten, als auf nur eine junge Frau, die gerade erst der Kindheit entsprungen war. Da war es eigentlich ein Glück, das Calvina zurück nach Korsika gekehrt war und Minervina noch nicht aus Archia zurück.


    "Warst du schon einmal in Rom ?"fragte er gewohnt kühl und sachlich.

  • Eben diese Antwort hatte sie erwartet. Ihr Vater schien der Meinung zu sein, dass sie in Quintus Obhut gut aufgehoben sei und sie war zu gut erzogen, um die Entscheidungen ihres Vaters in Zweifel zu ziehen.


    "Nein, ich war noch nie in Rom. Und ich muss gestehen, dass die Größe der Stadt alle meine Erwartungen übertroffen hat. Ich habe zwar schon sehr viel aus den Erzählungen meiner Eltern über Rom erfahren, aber ich vermute, man kann etwas solch großartiges garnicht in die entsprechenden Worte kleiden. "


    Wie schaffte es ihr Cousin bloß, dass sie sich, obwohl sie sich unterhielten, fühlte als seie sie Luft. Nicht mehr als ein Wissensspeicher, um die Antworten auf seine Fragen zu liefern. Ja, er war gut... Doch sie würde sich nicht einschüchtern lassen.
    Sie reckte ihr Kinn leicht nach vorne und blickte ihn unumwunden an.


    "Also hat mein Vater die die Sorge um mich während meines Aufenthaltes hier übertragen? Ich kann nur hoffen, dass die , werter Cousin, das wirklich Recht ist. Schließlich obliegt dieser Aufgabe viel Verantwortung, das ist mir durchaus bewusst und ich kann mir vorstellen, dass deine Pflichten als Senator dir bereits einen Großteil deiner Zeit abverlangen."


    Sie wollte ihm vor Augen führen, dass sie kein naives Dummchen vom Lande war, wie man vielleicht annehmen konnte.
    Auch wenn sie sich nie über gebühren für die Politik ereifert hatte so war sie den Unterhaltung der Männer auf dem Landgut ihres Vaters doch immer mit offenem Ohr gefolgt und hatte die wesentlichen Elemente in sich verinnerlicht.


    "Aber Sorge dich nicht, ich weiß wo mein Platz ist und ich werde dir, das ist eines meiner größten Bestreben, so wenig zur Last fallen wie möglich und mich hüten dir Anlass zur Sorge zu geben."

  • Sie schien ein aufgewegtes Mädchen zu sein, die angst, das ihr Vatr ihm ein naives Kind vom Land geschschickt hatte, hatte sich schnell verflüchtigt. Auch wenn er schwierigkeiten hatte frauen genauso schnell zu beurteilen wie Männer, war er sich dieser Tatsache mittlerweile sehr bewusst. Er spürte auch nicht diese wiederstrebende Haltung, wie sie Calvina an den Tag gelegt hatte.


    "Es ist die Bitte eines Verwandten. Dieser nach zukommen ist meine Pflicht. Und ich habe stets meine Pflicht getan."


    Er sagte dies völlig emotionslos, auch wenn sein Hang zur Pflichterfüllung ihn die bittersten Zeiten seines Lebens eingehandelt hatte. Langsam erhob er sich. Und zum ersten mla zeigte sich die Andeutung eines leichten Lächeln auf seinen Lippen.


    "Aber Verzeih. Du hast eine lange Reise hinter dir und ich habe dir noch keine Erfrischung angeboten."


    Als er zu dem Tischchen herüber ging, der an der Wand des Tabliniums stand, war sein Gang so militärisch steif wie immer und seine gerade Haltung brachten seine Körpergrösse voll zur entfaltung.


    "Ein Glas Wasser ? Oder ewas verdünnten Wein ?"

  • Der Hauch eines Lächelns! Sie war begeistert. Und der letzte Hauch der Anspannung, die sich aufgrund dieser Unterhaltung in ihr aufgebaut hatte verflog.


    "Ein Glas Wasser sollte genügen, viel Dank. Zwar Danke ich Dionysos häufig für die Schöpfung des Weines, aber dennoch trinke ich ihn nur selten und nur zu Gelegenheiten die einer Dame meiner Meinung nach schicklich sind und das sind zumeist Gastmähler. Schließlich braucht man nicht zu leugnen, dass die Auswirkungen des Weines eine Frau viel leichter treffen als einen Mann und der Ruf einer Frau in dieser Hinsicht wesentlich schneller leidet.", sagte sie und lächelte.


    Sie beobachtete ihn genau, während er sich leicht von ihr abwandte um das Tischchen mit den Getränken zu erreichen. Er war groß, sehr viel größer als sie erwartet hatte. Dies war ihr als er noch gegenüber am Tisch saß völlig entgangen. Umso mehr bestaunte sie nun sowohl seinen Körperbau als auch seine Haltung an der es keinen einzigen Mangel zu geben schien.


    "Verzeih, wenn ich es anmerke, Quintus, aber ich muss dir meine Bewunderung aussprechen. Du scheinst noch immer voll und ganz ein Soldat zu sein und die römischen Tugenden sehr enrst zu nehmen. Würden das nur mehr unserer Männer auch heute noch so sehen. Die meisten Herren meines Alters die ich kenne fröhnen vor allem ihrem eigenen Luxus und Pflichtbewusstsein ist ihnen fremd." , sprach sie ihn an, während er ihr wieder entgegen kam um ihr das Glas Wasser zu überreichen.


    "Ich hoffe, du empfindest es nicht als unschicklich, wenn ich das so unumwunden ausspreche."sagte sie schnell, als sie merkte, dass sie vielleicht zu vorschnell die distanzierte Höflichkeit durchbrochen hatte und senkte leicht ihren Blick in der Hoffnung Quintus würde so das Erröten ihrer Wangen entgehen.

  • "Du hast recht, eine junge Dame sollte vorsichtig beim Genuss mit Wein sein, doch würde ich dir empfehlen, auch im Privaten gelegentlich ein wenig verdünnten Wen zu geniessen. Denn eine gewisse Gewöhnung verringert oft mals die negativen Auswirkungen."


    Er ihr den Rücken zugewandt, während er zwei Glässer einschänkte, so dass ihm das leichte Erröten entging. Aber so entging ihr auch das Zufriedene Lächeln, im dem er ihre Worte bewertete. Es war weniger ihre lobenden Worte die ihm so gefielen, es war die Haltung die daraus sprach. Wie sehr musste er selbst den Hang seines Standes zu müssiggang beklagen.

    "Nein, im Gegenteil, ich weiss ein offenes und ehrliches Wort zu schätzen," kommentierte er ihre Worte, während er sich um drehte, sein Gesicht wieder gewohnt kühl, vielleicht eine Spur freundlicher als zuvor.


    "Du hast leider recht, das viele junge Männer leider vergessen haben, was es war, das Rom grossgemacht hat. Es ist ein Zustand, welchen mein Grossvater stets bemängelt hat und leider ist es in der Zwischenzeit nicht besser geworden."


    Er stellte das Glas mit Wasser vor ihr auf den Tisch und setzte sich selbst mit seinem Glas in der Hand wieder auf seinen Stuhl.


    "Zum Wohl."


    Für das was nun kam, hätte er gerne Helena an seiner Seite gehabt, denn zu leicht geschah es, das ein junger Mensch die berechtigte Warnung vor der Stadt als willkürliche Einschränkung empfand. Und dann war natürlich noch die Zukunft von ihr anzusprechen.


    "Rom ist eine grosse Stadt, mit vielen Verlockungen, aber auch grossen Gefahren. Daher solltest du die Villa nicht ohne Begleitung verlassen, mindestens ein Sklave der Villa sollte dabei sollte dabei sein. Und ich möchte informiert werden, wenn du die villa verlässt. Und bei Einbruch der Dunkelheit solltest du wieder zu Hause sein."


    Sein Tonfall liess keinen Zweifel daran, wie ernst es ihm war. Und natürlich würde ein Sklave, der sie begleitete auch ihm bericht erstatten, wo sie denn hingehen würde.

  • Sie war froh, dass er ihr Erröten nicht bemerkte und vielmehr noch ihre Offenheit in diesem Punkt nicht anklagte sondern zu begrüßen schien. Langsam hegte sie die Hoffnung, dass die beiden doch besser mit einander auskommen würden, als sie zunächst befürchtet hatte.
    Er kam wieder auf sie zu , stellte eines der beiden Gläser vor ihr auf den Tisch und nahm ihr gegenüber wieder Platz.

    "Zum Wohl!"


    Sie musterte ihn kurz und das kurze Schweigen ließ sie Ahnen was nun kommen mochte. Es war unumgänglich , dass ihr Cousin sie mit den Regeln des Hauses vertraut machte, und so hatte sie diese beinahe schon erwartet.


    "Deine Bedenken erscheinen mir berechtigt. Meine Eltern haben mich bereits mehrere Male im Vorhinein ermahnt. Vor allem auch, weil sie ahnten, dass die Einschränkungen für mich, für die solche auf dem Land bisher nie von Nöten waren , eine starke Umstellung bedeuten würden."


    Sie hob ihren Blick an und schaute ihm direkt , klar aber nicht provozierend, in die Augen.


    "Aber wie gesagt, ich werde dir keine Sorgen machen. Ich werte diese Worte als Zeichen der Fürsorge. Und solange ich mich in deinem Haus befinde, so werde ich deinem Rat stets folgen."


    War das was nun kam anmaßend? Sie wusste es nicht, aber es lag ihr am Herzen.


    " Dennoch möchte ich dich um eines bitten. Wenn ich nun schon so viel Zeit in Begleitung eines anderen Verbringen muss. So würde ich mir gerne selbst einen Sklaven erwählen, der mich gegebenfalls begleitet. Ich denke, dass ich , wenn ich schon viel Zeit in der Gesellschaft eines anderen verbringe, so sollte er mir seine Anwesenheit zumindest nicht unangenehm sein."


    Wieder senkte sie abwartend den Blick.

    "Verstehst du meinen Wunsch?"

  • Sie schien die Regeln gut anzunehmen, ganz anders als Calvina es damals getan hatte. Kein aufmüpfiges Auflehnen gegen die Einschränkungen die unzweifelhaft nötig waren, keine grimmigen Wiederworte und so war Tiberius Vitamalacus erleichtert, auch wenn auf seinem Gesicht sich keine Regung zeigte. Er trank einen kleinen Schluck Wein und stellte ein Glas auf den Tisch, erwiderte dabei ihren Blick.


    "Es spricht nichts dagegen, das du dich von einen Sklaven deiner Wahl begleiten lässt."


    Bei Calvina hatte er da noch deutlich anders reagiert Vielleicht lag das an ihrer Haltung oder aber er selbst hatte seit damals etwas dazu gelernt.

    "Hast du eigene Sklaven mitgebracht oder möchtest du dir einen Sklaven aus der Villa auszusuchen ? Wir könnten uns auch auf dem Sklavenmarkt umschauen, ob es etwas gibt, das dir zusagt."

  • Anders als man hätte erwarten können, stand ihr die Erleichterung über das Verständnis ihres Cousins nicht ins Gesicht geschrieben. Aber es stand ihr prinzipiell immer nur das im Gesicht, was sie auch offenbaren wollte. Von daher ähnelte sie ihrem Cousin vielleicht sogar ein wenig, nur dass sie eine andere Art zeigen wollte wie er.


    "Danke für dein Verständnis. Aber nein, leider habe ich keine eigenen Sklaven mitgebracht."


    Das war eher ungewöhnlich, aber sie wollte nicht erwähnen, dass sie zu gutmütig war um einen ihrer Sklaven zuhause nur um ihretwillen aus seiner vertrauten Umgebung zu reißen.


    "Ich denke zunächst würde es völlig ausreichen, wenn ich einen eurer Sklaven als Begleiter nehme. Sicher wird der ein oder andere mir angenehm sein. Und wenn es sich abzeichnet, dass mein Besuch in deinem Haus auf Dauer sein sollte, so werde ich mich selbst, gerne auch in deiner Begleitung, nach einem eigenen Sklaven umsehen."


    Sie hielt dies für die diplomatischste Lösung und hoffte die Zustimmung von Quintus zu gewinnen.


    "Gibt es noch weitere Dinge, die du im Moment noch gerne mit mir besprechen würdest?"

  • Er nickte nur knapp, es war ihm auch lieber sie würde sich von einem Sklaven aus der Villa begleiten lassen. Denn diese kannte er und diese wussten, wem sie Rechenschaft schuldig waren. Hätte sie ihre eigenen Sklaven mitgebracht, hätte es leicht passieren können, das diese eventuelle Geheimnisse von Albina decken würden, auch wenn er eigentlich nicht glaubte, das sie solche haben würde.


    "Gut, schau dich unter den Sklaven des Hauses um und wenn du die Villa verlassen willst, lässt du dich von ihm begleiten."


    Es gab noch etwas, das es ansprechen gab, etwas, das er schon mit jedem seiner Verwandten angesprochen hatte. Und natürlich er es auch Albina gegenüber ansprechen. Und er war kein Mann, der dieses Thema auf die lange Bank schob.


    "Es gibt in der Tat noch etwas, das es anzusprechen gilt. Natürlich sollst du in die Gesellschaft der Stadt eingeführt werden, denn letzt endlich besteht für dich wie alle anderen auch die Pflicht zur Ehe. Es gilt also auch, nach einem angemessenen Ehemann für dich ausschau zu halten."

  • Sie hatte damit gerechnet. Es war ihr durchaus bewusst, dass dieser Punkt noch ein Thema sein würde.Aber um ehrlich zu sein, hatte sie gehofft, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt noch eine Weile zum Nachdenken hatte. Aber ob das helfen würde , war auch nicht gesagt.Schließlich dachte sie darüber nach, seitdem ihre Eltern ihr den Entschluss mitgeteilt hatten, dass sie diese Reise für sie geplant hatte. Doch drumrum reden half auch nicht, das war ihr klar.


    "Deine Intention ist mir durchaus nicht fremd. Man könnte unterstellen, dass es auch vor allem diese Motivation war, die meine Eltern damit verfolgten mich hierher zu schicken."


    Warum sollte sie die Wahrheit nicht aussprechen, die ohnehin so offensichtlich war.

    "Da ich mich in der hiesigen Gesellschaft noch nicht so recht auskenne, so werde ich auch in diesem Gebiet auf deine Gutmütigkeit hoffen und mich auf dein Urteil verlassen. Dennoch möchte ich dich bitten, mir zunächst ein paar Tage zu gewähren um mich an die Umgebung zu gewöhnen."


    War das zu viel verlangt? Sie hoffte und glaubte es nicht.


    "Anschließend widme ich mich gerne dieser Thematik. Oder gibt es schon konkrete Dinge, die du mir in dieser Hinsicht darlegen möchtest?"

  • Ehen wurden in ihren Kreisen schon immer mehrheitlich aus politischen Erwägungen geschlossen und er selbst wusste noch genau, wie es sich für ihn angefühlt hatte, als sein Grossvater ihm befohlen hatte eine Frau zu heiraten und nicht die Frau, welche er liebte. Es war ein Moment gewesen, in dem er sich einmal kurz gegen seinen Grossvater aufgelehnt hatte, nur kurz war der Wiederstand und schnell war er gebrochen worden, so tief war sen Pflichtgefühl verankert.


    So war ihm bewusst, wie schwer diese Thema war, welchen Einfluss es auf ihr Schicksal haben könnte. Vielleicht lag es an seinen eigenen Erfahrungen, das er gerade bei diesem Thema weniger streng war, als bei anderen Themen.


    "Du bist gerade erst in der Stadt angekommen und wir wollen natürlich nichts überstürzen. Du solltest dich natürlich erst mal in der Stadt eingewöhnen, bevor wir wirklich nach ein Kandidaten ausschau halten. Ich dachte daran, in den nächsten Tagen eine kleine Feier in der Villa Tiberia zu veranstalten, um dir das Einleben zu erleichtern."


    Zufrieden stellte er fest, das sie ihrer Pflicht als Römerin bewusst war. Aber es überraschte ihn auch nicht, es bestätigte einfach seine Einschätzung ihrer Haltung, zeigte ihm, das sie wie er das Wohl der Familie über das eigene Wohl ansiedelte. Aber nicht umsonst htte er das Wort "wir" verwendet, er würde nicht einfach über ihren Kopf hinweg entscheiden.


    "Lebe dich erst einmal in Ruhe in der Villa ein. Der Maiodomus hat dir ein Zimmer herrichten lassen. Wenn du an etwas Bedarf hast, wird man dir es bringen, die Händler stellen ihre Waren auch hier in der Villa vor. Die Kosten werden natürlich von mir übernommen."

  • Sie wusste so recht garnicht was sie sagen sollte. Bis hierhin verlief alles wesentlich besser als sie erwartet hatte und ihr Cousin brachte ihr jedwedes Verständniss gegenüber auf.


    "Ich danke dir vielmals, lieber Quintus. Ich weiß garnicht, wie ich das wieder gutmachen kann. Ich hoffe nur, dass ich dich nie zu enttäuschen vermag."


    Sie schenkte ihm ein herzliches Lächeln. Und auch wenn sie ahnte, dass er sich so schnell dazu nicht würde durchringen können, war eben dies ihr ein neues ziel. Sie wollte ihren Cousin dazu kriegen ihr irgendwann ein eben so herzliches lächeln zu schenken.Aber bis zu diesem Tage war es noch eine Weile hin, das war ihr klar.


    "Noch einmal, Danke. Ich werde mich dann vorerst zurück ziehen."


    Sie erhob sich und ging auf ihren Cousin zu, der es ihr soeben gleich getan hatte. Es kostete sie unheimlich viel Mut, aber sie legte , wenn auch nur ganz kurz, ihre Hand auf seinen Arm und sah ihn an.

    "Ich wünsch dir einen angenehmen Rest des Abends,Quintus. Wenn noch etwas sein sollte, so weißt du , wo du mich findest."


    Und schon drehte sie sich um und verließ langsam schreitend das tablinium ohne sich noch einmal umzudrehen.

  • Er blieb genau stehen, wo er gestanden hatte, als sie sich umgedreht hatte und sah ihr eine ganze Weile nach. Es war erstaunlich wie schwer es ihm fiel Gesten von Frauen einzuschätzen. Auf einen jungen Probati brauchte er nur einen Blick zu werfen und er ahnte, wie dieser funktionierte, bei einer Frau musste er darüber nachgrübeln.


    Nach einiger Zeit schob er die Gedanken weg, nahm sein Glas und ging zu dem Fenster das auf den Garten zeigte. Es tat ihm gut den Rosenstrauch zu sehen, den Brutus vom Landsitz geholt hatte. Er nippte ewas vom Wein, seine Gedabken wanderten zu Nova,....


    Doch da blieben sie nicht lange, nur kurze Zeit später musste er an Helena denken. Und er wünschte sich, sie wäre in diesen Moment an seiner Seite. Er hatte die verantwortung für eine junge Frau übernommen und Helena, da war er sicher, wäre ihm in diesem Moment eine grosse Stütze.

  • Das Tablinium, in das Albina so respektlos von gerufen wurde, war allerdings leer. Die Tür stand offen, wie meistens wenn Tberius Vitamalacus anwesend war, doch diesmal war vom Hausherren nichts zu sehen. Der Arbeitstisch war aufgeräumt, ein paar Wachstafeln lagen schön sauber gestapelt auf der rechten Seite.


    Einzig auffällig war, abgesehen von dem Fehlen des Tiberiers, ein schwarzes Samttuch, das feinsäuberlich in der Mitte des Tisches ausgebreitet war. Etwas schien darauf zu liegen, das im Licht des Raumes funkelte.

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