Abends auf dem Forum

  • Zügig bog er in eine finstere Gasse ab, in die ich mich wohl kaum getraut hätte, vor allem da ich nicht wusste wohin sie genau führte. So legten wir auch ein schnelleres Tempo zu und ohne das ich es bemerkte, war ich näher an den Caecilier herangetreten. Dicht hinter ihn, führte er mich durch ein Labyrinth von Wegen und Abzweigen. Ich verlor vollkommen die Orientierung und es wurde immer schwieriger ihn nicht aus den Augen zu verlieren.


    „Wohin ist mein Onkel aufgebrochen? Was meine Cousine betrifft, solltest du dir schon eine glaubwürdige Ausrede überlegen, sonst kommst du ihr nicht so schnell aus.“ Während ich ihm versuchte zu antworten, suchte meine Hand die seinige. Dabei strich sie an seinem Arm entlang hinab, bis sie sich um seine Hand schloss. „Sie wird dich sicherlich fragen, was du mit mir gemacht hast!“ Fügte ich noch scherzend hinzu, wobei ich jetzt erst richtig, die Wärme seiner Hand registrierte.

  • Livilla schien es tatsächlich schwer zu fallen ihm zu folgen und er merkte, wie ihre Hand nach der seinen tastete. Sie erschien ihm eiskalt, Livilla mußte wirklich frieren. Da er seinen Mantel aber nicht dabei hatte, konnte er ihn leider auch nicht anbieten. Aber immerhin ihre Hand konnte er ein wenig anwärmen. ;)


    Nun ging es zügiger vorwärts, da auch er nicht unbedingt länger als nötig in diesem Gassengewirr verweilen wollte. Schließlich konnte er schon den schwachen Schein einiger Fackeln auf der nächsten größeren Straße erkennen.


    Möglichst leise antwortete er.


    "Dein Onkel ist nach Spanien aufgebrochen, wie auch mein Großcousin."


    Er wollte nicht unbedingt laut durch die Straße schreien, daß die beiden mit den Prätorianern nach Spanien aufgebrochen waren und hoffte daß der Zusammenhang ihr auch so klar wäre.
    Wieder in scherzendem Tonfall antwortete er:


    "Ich hoffe es ist nichts verwerfliches, daß ich dich nach hause geleitet habe. Obwohl sie möglicherweise fragen würde, wie es überhaupt dazu kam."

  • Er hatte nichts dagegen, das ich seine Hand gesucht hatte. Kichernd bestätigte ich Metellus Meinung über die Fragen meiner Cousine. „Oh, Metellus, als erstes wird sie fragen woher wir uns kennen. Sie wird sicherlich nicht sehr über die Wahrheit erfreut sein. Auch wenn man in die Situation kommt für einen Miles verdächtig auszusehen, sollte man auf kein längeres Gespräch eingehen."


    Ich ließ mich von Metellus weiterführen und als wir endlich wieder auf eine beleuchtete Straße kamen, spürte ich das Gefühl der Erleichterung in mir. Auch wenn das Licht der Fackeln nicht ausreichte, viel Helligkeit zu spenden. Doch war es ein wundervoller Anblick den Weg der Fackeln zu folgen. Manchmal schrumpfte das Licht, wenn Personen vorbei gingen, das wiederum eine gespenstische Stimmung auslöste.


    Mein Onkel war in Spanien? In meiner Heimat? Ich wusste nichts davon, doch war es nicht klug, Metellus mehr darüber auszufragen. Er hielt sich eben auch sehr zurück und es musste wohl an der Umgebung liegen, in der wir uns aufhielten. Wer sein Großcousin war, konnte ich im Moment nicht sagen. Obwohl die Straße nun ein wenig beleuchtet war, ließ ich seine Hand nicht aus, sondern drückte sie noch fester.

  • Er behielt den scherzenden Ton bei hoffte aber sehnlichst, daß Livillas Cousine nicht auf sie warten würde. :D
    "Da hilft es vermutlich auch nicht, daß einige oder viele ihrer Verwandten ebenfalls Milites sind. Auch daß der Zufall unsere Wege mehrmals kreuzte, wird sie wohl nicht beruhigen."


    Die Familie konnte manchmal schon kompliziert sein. Allerdings wollte er es sich mit Livillas Cousine auch nicht verscherzen, so daß sie es Livilla explizit untersagte ihn noch mal zu sehen. - Wenn die das überhaupt wollte.


    Sie erreichten die beleuchtete Straße, aber Livilla ließ seine Hand nicht sofort los, sondern drückte sie sogar noch fester. Er würde sie sicher nicht loslassen, war es doch ein Zeichen, daß auch sie ihre Unnahrbarkeit manchmal ablegte.


    Er blickte sich noch einmal um, aber konnte niemanden in der Nähe sehen. Sie schien eben etwas verwirrt bezüglich seiner etwas kryptischen Aussage gewesen zu sein, weshalb er hinzufügte:


    "Du erinnerst dich an unser zweites Gespräch? Mein Großcousin Crassus."


    Aber vielleicht hatte sie ja auch noch gar nichts von den Unruhen in Hispania gehört?

  • Vor allem die Tatsache, das ich abermals alleine mit einem Mann unterwegs war, würde sie entsetzen. Ihr Sorge um mich, zeigte sie nur zu gerne mit Strenge, welche ich schon von Hispania gewöhnt war. Damals genoss ich Constantius Gesellschaft bereits mehr, als die der Mädchen. „Caecilius?" sagte ich vorsichtig und zog an seiner Hand, so das er stehen blieb. Ich wartete bis er sein Gesicht wieder mir zuwandte. Sein Blick wirkte überrascht, er war immer noch auf den Weg konzentriert und nun blieben wir einfach stehen.


    „Würde sie mir verbieten dich zu sehen, ich würde mich nicht daran halten. Es gibt keinen Grund warum wir uns nicht treffen dürften. Ich weiß das du ehrlich und rein bist. Constantius nimmt die Rolle meines Bruders ein und du die Rolle eines guten Freundes, den ich nicht mehr verlieren möchte. Keiner von uns beiden weiß was in der Zukunft geschehen wird, vielleicht kommt es zu Verbindungen, wodurch man einen anderen Stand beitritt. Doch all das soll niemals zwischen uns stehen, wie schwer es auch dadurch werden kann. Versprichst du mir das?" Entschlossen suchte ich seinen Blickkontakt, bevor ich fortsetzte.


    „Ich möchte dich wieder sehen und das kann ich dir nur jetzt sagen. Das verstehst du doch?" Weiterhin war mein Blick auf ihn gerichtet und meine Hand lies die seine immer noch nicht aus.

  • Überrascht bemerkte Metellus, daß Lvilla an seiner Hand zog und ihn wohl zum stehen bringen wollte. Noch überraschter war er allerdings über das, was sie ihm dann sagte. Noch immer hatte sie diese Distanz nicht zwischen ihnen aufgebaut und auch Metellus Anspannung löste sich weiter.


    Als sie geendet hatte nickte er schweigend bevor er dann doch noch hinzusetzte:


    "Ich freue mich, daß du mich wiedersehen willst - das würde auch ich sehr gerne. Ich gebe dir mein Wort, daß nichts zwischen uns stehen soll!"


    Er wich dem Blickkontakt nicht aus, sondern erwiderte ihn.


    "Ja, das verstehe ich."


    Er überlegte, wie sie es anstellen sollten, sich wieder zu sehen, da er wohl schlecht in die Casa Iulia gehen konnte, wenn Livilla keine zufriedenstellende Erklärung für ihre Familie hatte.

  • So ernst ich ihn auch eben angeblickt hatte, verblieb diese Betrachtung auch nach seiner Bestätigung so und erst ein wenig später löste sich wieder diese Strenge. Ich lächelte ihm zu und führte ihn diesemal weiter, dabei lies ich seine Hand nicht los, er hätte sie immerhin auch zurückziehen können. Die Straße wirkte noch sehr belebt, auch wenn man die Menge nicht als Masse bezeichnen konnte, doch diese Ansammlung nahm einen die Vorsicht, bestimmte Gespräche zu vermeiden, die man nun wieder aufnehmen konnte.


    „Caecilius Crassus ist auch Hispania? Weshalb wurde mein Onkel dort hingeschickt?" Sorge lag in meiner Stimme, denn anscheinend war sein Aufbruch eilig gewesen, sonst hätte er sicherlich in der Casa Iulia seine Abwesenheit gemeldet. Es war nicht angenehm zu registrieren, das Seneca sich nicht in Roma aufhielt. In letzter Zeit kam es mir sowieso irgendwie vor, das mir mehr Verantwortung anvertraut wurde, war ich doch manchmal das einzige Familienmitglied, das in der Casa Iulia anwesend war.

  • Die Strenge in ihrem Blick löste sich und nun war es Livilla, die ihm voranging und an der Hand führte. Die Straße war belebter, es war wohl der abendliche Verkehr zu Festmählern und Gelagen.


    "Hast du in der Acta von den Unruhen in Spanien gelesen?"


    Noch immer sprach er nur so wenig wie möglich über die Angelegenheit und hoffte auf Livillas schnelle Auffassungsgabe.


    "Ich sah den Tribun das letzte Mal, als er meine Vorkehrungen an den Horrea kontrollierte. Kurz danach muß er abgereist sein."

  • Bildete ich es mir nur ein, oder hörten sich die Worte des Caeciliers auch besorgt an. Was war nur in meinen geliebten Hispania geschehen, das mein Onkel dorthin ausrücken musste? Metellus wirkte nicht gerade gesprächig was dieses Thema betraf und ich meinte, das der Grund wohl noch immer an der Umgebung lag.


    "Metellus, weshalb machst du so ein Geheimnis daraus, du kennst doch sicherlich den Grund?" fragte ich ihn ein bisschen gereizter, das wohl an meiner zunehmenden Nervosität liegen musste. Dabei sah ich ihn nicht an, meine Erinnerungen schweiften nach Hispania ab, zu den Tagen als Seneca mich besucht hatte. Wie er von seinem Pferd stieg und zu uns ins Haus kam. Das alles war doch noch nicht allzu lange her. Er antwortete nicht schnell genug und so blickte ich erwartungsvoll und leicht verängstig in sein Gesicht. Ich verlangte einen Antwort von ihm, egal ob wir uns in der Öffentlichkeit befanden.

  • Livilla gab sich nicht mit seinen Andeutungen zufrieden, sondern bestand auf eine klare Antwort. Er meinte eine Spur Besorgnis und Nervosität aus ihrer Stimme zu herauszuhören.
    Metellus zog vorsichtig an ihrer Hand um sie zum Anhalten zu bewegen. Er trat noch einen Schritt auf sie zu und hoffte, daß sie dieses als Maßnahme verstand andere Leute von ihrer Unterhaltung auszuschließen.


    Leise sagte er.


    "Die Prätorianer sollen den Aufstand dort niederschlagen und vermutlich auch die Anführer gefangen nehmen. Aber mach dir keine Sorgen, den Berichten nach sind keine Truppen übergelaufen. Die Praetorianer werden es also mit Zivilisten zu tun haben."


    In seinem Blick lag unerschütterliches Vertrauen in Crassus und seine Prätorianer diesen Aufstand schnell zu einem Ende zu bringen.

  • Erst verstand ich nicht so recht, weshalb er mich näher zu sich zog, doch dann blickte ich zur Seite und sah wie andere Leuten an uns vorbeigingen. Manche blickten uns an, einige länger als die anderen, es kam einen fast so vor, als würden sie lauschen. Wer schnappte in Roma schon nicht gerne unoffizielle Gerüchte auf? Es war erschütternd von ihm zu hören, das ein Aufstand an so viel Stärke erlangen konnte, das man nach den Prätorianern verlangte.


    „Ja, wohlmöglich mit Römern. Weißt du weshalb es zu einem Aufstand kam und wer genau diese Menschen sind?“ flüsterte ich ihm zu und mein Blick folgte einem Mann, einen Händler vielleicht, welcher auffallend nahe an uns vorbei ging.


    Seit ich nach Germanien aufgebrochen war, hatte ich nichts mehr von meiner Heimat gehört. Hatte mich denn alles abgelenkt, das ich es vernachlässigt hatte dorthin zu schreiben? Und nun auf einmal meinte ich ein bisschen Heimweh zu fühlen.

  • Er sah wie erschüttert sie auf seine Aussagen reagierte. Hatte sie erwähnt Verwandte in Hispania zu haben?


    Er folgte ihren unruhigen Blicken und zog sie noch ein klein wenig näher zu sich heran.


    "Es ist immer schlimm wenn Römer gegen Römer kämpfen. Ich meine der Austand hatte einen republikanischen Hintergrund und ging wohl von irgendwelchen Amtsträgern der Region Baetica aus."


    Nach einem Moment fügte er noch hinzu:


    "Hast du Verwandte dort?"

  • Verängstigt hörte ich ihm weiter zu. Er schloss nicht aus das Römer gegen Römer kämpfen würden. Ich ließ meinen Kopf sinken, aber mir war unsere Näher vollkommen bewusst. Meine Hand strich zitternd meiner Tunika entlang.


    "Mutter!" gab ich ihm wimmernd zur Antwort. "Meine Mutter lebt dort!"


    Ich erwähnte Arria Drusilla so selten, als wäre sie nur ein Traum, wenn ich einmal an sie dachte. Doch sofort hatte ich ihr Bild wieder vor mir, als Metellus mir von dem Aufstand berichtete.

  • Ein wenig unbeholfen legte er seine Hand auf ihre Schulter. Dann aber fiel ihm eine wichtige Frage ein.


    "Wo wohnt deine Mutter? In Hispania Baetica oder Tarraconensis?"


    Etwas angespannt wartete er auf ihre Antwort, hoffte daß ihre Mutter nicht in der Unruheprovinz lebte.

  • Als Metellus seine Hand auf meine Schulter legte, zuckte ich ein wenig und gab ihm vielleicht den Anschein, so das er sie wieder enfernen würde. Stattdessen legte ich meine Hand auf die seinige.


    "Ich komme aus Tarraco aber das heißt nicht das meine Mutter dort noch lebt! Oder ob sie sich dort gerade befindet."


    Während ich ihn wieder ansah, spürte ich förmlich, das ich ihm nun zuviel Gefühl zeigte. Er sollte nicht meine Traurigkeit und meine Angst so offen zu sehen bekommen.


    "Metellus, lass uns weiter gehen, ich möchte nach Hause!" Fügte ich noch mitgenommen hinzu.

  • Zunächst hatte es den Anschein, als würde Livilla vor der Hand auf ihrer Schulter zurückschrecken, dann aber legte sie ihre Hand auf die seine.


    Ein wenig überrascht hörte Metellus ihre Aussage. Sie schien schon längere Zeit keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter gehabt zu haben, sonst hätte sie zumindest ungefähr gewußt, wo diese anzutreffen sein könnte. Dennoch schlug er ihr vor.


    "Vielleicht könntest du ihr zu ihrem letzten bekannten Wohnort schreiben? Vielleicht lebt sie ja immer noch dort. Aber auch wenn sie tatsächlich in der Unruheregion leben sollte - solange sie sich aus all dem heraushält und sich aus dem öffentlichen Leben zurückzieht, dann dürften die Chance gut stehen, daß der Aufstand an ihr vorbeigeht. Die Operationen werden sich bestimmt gezielt auf bewaffnete Auständische und ihre Anführer konzentrieren."


    Er konnte deutlich die Angst um ihre Mutter in ihrem Blick sehen, bis ihr Gesicht sich plötzlich wieder verschloß. Ihre Stimme verriet dennoch, daß sie die Nachrichten mitgenommen hatten.


    "Ja, laß uns weitergehen - bevor deine Cousine noch Suchtruppen aussendet."


    Vielleicht konnte diese Livilla den Trost spenden, den sie brauchte. Metellus nahm seine Hand von ihrer Schulter, hielt aber ihre Hand immer noch in seiner anderen, als sie sich wieder in Bewegung setzten.

  • Es würde sicherlich nicht dazu kommen, das ich mich aufgrund meiner Sorge um meine Mutter, mich Helena anvertrauen würde. Ich würde mich wohl dafür entscheiden, mic in mein Cubiculum zurück zuziehen und nur alleine Tertia an mich heranlassen. Helena stellte deutlichere Fragen, was das Verhältnis zu meiner Mutter betraf und weshalb sollte ich ihr von meiner Mutter erzählen müssen.


    „Ich wünschte es wäre so, doch kann ich nicht glauben, dass sie sich die Zeit während des Aufstandes in ihrem Haus verstecken wird. Und diesem Anführer ist es sicherlich gleich, wo er so manche Auseinandersetzungen stattfinden lässt, ob dort nun Menschen leben oder nicht. Ist es nicht gerade das was schmerzt, das keiner diesen Aufständen entkommt?"


    Glaubte er jetzt ich würde mir nur negative und schlechte Gedanken erlauben? Es war eben die Realität und es konnte fatale Folgen haben, wenn man sich ihr nicht bewusst wurde. Wir waren nicht weit von der Casa Iulia entfernt. Einige Worte die ich heute gesagt hatte, bereute ich und wünschte mir, sie besser für mich behalten zu haben. Andererseits machte es mich glücklich, gerade eben durch meine offene Persönlichkeit, die ich ihm heute mehrmals gezeigt hatte, ein engeres Verhältnis mich in eingehen zu können.


    Ich fragte mich, wie Metellus wohl reagieren würde, wenn uns Constantius so antraf? Wäre es ihm unangenehm, mehr als noch bei Helena? Und wie würde mein Cousin es wohl aunehmen? Ich konnte mir einfach bei Caecilius nicht vorstellen, das er in irgendeiner Art und Weise schlecht sei und mir diese Eigenschaft verheimlichte.

  • Während er ihr zuhörte, überlegte Metellus ob Livilla wohl viel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter hatte; auch bei ihr konnte er sich nicht vorstellen, daß sie sich in ein Haus verkroch. Er nickte und antwortete ernst.


    "Gewissheit kann wohl kaum einer haben, daß die Aufstände ihn nicht erreichen. Es bleibt wohl einfach zu hoffen, daß deine Mutter sich fern der Kämpfe aufhält und diese schnell vorüber sein werden."


    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, überlegte er kurz ob diese nicht vielleicht zu düster klangen. Andererseits würde Livilla es wohl kaum schätzen, wenn er irgendwelchen bloßen Floskeln zu ihrer Beruhigung sagen würde; dazu war ihre Einschätzung der möglichen Gefahren viel zu realistisch.


    Er wurde sich wieder ihrer Umgebung bewußt und bemerkte, daß sie schon in der Nähe der Casa Iulia sein mußten. Irgendwo hier hatte sie ihn das letzte Mal zurückgelassen. Ein Seitenblick auf Livilla verriet ihm, daß sie tief in Gedanken versunken war. Unwillkürlich wurden seine Schritte langsamer, um den Abschied noch einen Moment hinauszuzögern. Wann er sie wohl wiedersehen würde? Ihre Reise würde mit den Vorbereitungen sicher einige Zeit in Anspruch nehmen. Plötzlich wußte er, was zu tun war. Er blickte sich kurz um, ob auch niemand in der Nähe war. Er ließ ihre Hand los und nahm er seinen Dolch samt Scheide von seinem Gürtel. Er hielt ihn Livilla so hin, daß ein zufälliger Passant den Dolch nicht als solchen erkannt hätte. Mit einem leichten Augenzwinkern sagte er.


    "Nur für alle Fälle... Und als Pfand, daß wir uns wiedersehen, möchte ich ihn dir für die Reise geben. Er begleitet mich schon seit vielen Jahren und ich würde euch gerne alle beide wiedersehen. Du müsstet ihn zunächst natürlich tief in deinem Gepäck verstauen..."


    Er wartete gespannt auf ihre Antwort und hoffte, daß sie ihn annehmen würde. Oder war Livilla diese Geste nun doch zur persönlich? Und doch meinte er, daß sie bei ihrem heutigen Treffen ein wenig die Distanz zwischen ihnen verkürzt hatte.

  • Doch war es nun zu diesem Zeitpunkt überhaupt sinnvoll meiner Mutter zu schreiben? Während ich nachdachte, zeigte sich, wenn auch nur kurz, ein Lächeln auf meinem Gesicht. Immerhin hatte ich dasselbe Problem mit meinen Vater, es betraf sie also beide und es war so zusagen eine Pflicht, beiden von meinen Plänen zu erzählen. Manchmal war das Schicksal schon zu verfluchen, der Caecilier hatte Recht, die Aufstände müssten niedergeschlagen werden und das zügig, doch würde dadurch mein Onkel wieder in Gefahr geraten und ich wollte beide nicht verlieren.


    Wir waren doch gar nicht so schnell gegangen und trotzdem waren wir der Casa Iulia schon so nah, das ich fast schon dachte, trotz der Dunkelheit, ihre Umrisse erkennen zu können. Und genau jetzt nahm Metellus Geschwindigkeit ab. Wollte er den Abschied etwa hinauszögern? Sehnte er sich denn nicht schon nach seinen Kameraden? Den zu Bewachenten sollte man schnell an sein Ziel bringen, um ihn vor unnötigen Gefahren zu schützen. Diese Weißheit ließ er nun aber ganz außer Acht. Ich entschloss mich seinem Tempo anzupassen, ohne in irgendeiner Weise darauf zu reagieren. Überrascht das er auf einmal stehen blieb und meine Hand los lies, machte mich skeptisch. Da führte ihn seine Hand zu seinem Gürtel und er nahm den Dolch. Achtsam folgte ich seiner Handlung und er bot ihn mir an. Mein Blick wurde immer skeptischer, erst werden seine Schritte langsamer und dann ein solches Angebot? Was ging nur in ihm vor? Doch seine Worte vertrieben allerlei Verwirrung und das erste Mal hatte ich das Gefühl seinen wirklichen Charakter vor mir zu haben. Es lag nicht daran, weil er mir einen Dolch überlies, sondern weshalb er es tat. Er war ein Miles und er kannte das Gesetz, aber ausgerechnet er gab mir einen Dolch.


    „Metellus….." flüsterte ich ihm zärtlich zu und führte meine Hand, mit aller Vorsicht, auf sein Gesicht zu, wobei ich ihn sanft seine Wange berührte. „Wir werden uns wieder sehen, was auch immer geschehen mag, ob an diesem Dolch Blut kleben wird oder nicht. Dieses Geschenk bedeutet mir mehr, als jeder andere Luxus, den ein Mann einer Frau schenken mag, er ist viel wertvoller für mich. Ich weiß nicht ob du das verstehst."


    Hatte ich richtig gehandelt? Ja, denn ich tat das was mir in den Sinn kam und durch nichts lies ich es mir verbieten.

  • Er hatte unbewusst den Atem angehalten, während er darauf wartete, ob Livilla den Dolch nahm. Doch Livilla nahm ihn nicht nur an, sondern schien sich sogar darüber zu freuen. Statt des üblichen breiten Grinsens trat nun ein verlegenes Lächeln auf sein Gesicht, als sie mit ihrer Hand seine Wange berührte. Vorsichtig legte er seine Hand über ihre und blickte in ihre Augen.


    "Paß bitte gut auf dich auf."


    In seiner Stimme schwang keinerlei Zweifel im Bezug auf ihre Fähigkeiten mit, sondern enthielt einfach nur den Wunsch sie munter und gesund wiederzusehen. Er suchte nach den richtigen Worten, aber die fehlten ihm natürlich.


    "Ich...er...bedeutet mir viel. Ich freue mich, daß er dir...daß du ihn angenommen hast."


    Vielleicht hätte er doch besser schweigen sollen. :D

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