• Immer wieder war Albina von der Geschwätzigkeit dieser Sklavin überrascht. Zumindes schien sie keine allzu große Furcht vor ihren Herrschaften zu haben. Doch nur weil Albina milde war, hieß das nicht, dass andere ihr das ebenso durchgehen lassen würden. In diesem Augenblick jedoch entschied sie die junge Frau nicht zu tadeln, viel zu gut war ihre Laune im Vergleich zu sonstigen Tagen.
    "Ja, ich glaube dein Vater hatte da nicht unrecht.Davon habe ich auch schon gehört." stimmte sie Crista dann zu. Sie blickte zu dem Korb den Crist ihr näher vor die Füße geschoben hatte und erblickte einen fein gewebten dunkelblauen Stoff. Sie fasste ihn an dem einen Ende und zog ihn dann sacht aus dem Korb. Prüfend ließ sie ihn durch ihre Finge gleiten und stellte fest, dass es sich um Seide handelte.
    "Schau mal, ist das nicht schön? Es ist so blau und dennoch so dunkel, dass es einem Nachthimmel ähnelt." schmunzelte sie dann, während sie den Stoff spielerisch vor ihr Gesicht zog, wie einen Schleier, den sie bei fremdländischen Frauen schon des öfteren gesehen hatte. Und auch wenn man ihren Mund dadurch nicht sehen konnte, verrieten ihre Augen, dass sie grinste.

  • "Aha.. und von wem hast du.. öhm.. habt Ihr das gehört?" fragte sie neugierig nach. Um nicht so groß vor Tiberia Albina aufzuragen, beschloß Crista sich vor sie und ihrem Bett auf den Boden zu hocken. Sie zupfte die Falten heraus und das Schultertuch zurecht, während die Herrin sich dem mitgebrachten Tuch widmete. Lächelnd sah sie zur Frau auf und nickte. "Ein wahrlich schöner Stoff. Die Farbe steht Euch übrigens sehr gut. Blau in unterschiedlichen Abtönungen ist gerade schwer im kommen..." erzählte sie weiter drauflos, was sie im Klatsch und Tratsch während dem Markteinkauf aufgeschnappt hatte.

  • "Ebenso wie du, von meinem Vater. Er ist ein sehr gebildeter Mann." meinte Albina auf die Frage hin und ihr viel auf, wie wenig sie in letzter Zeit an ihre Eltern und ihr ehemaliges Zuhause gedacht hatte. Es war einfach viel zu viel geschehen, seit sie fortgegangen war und eine große Kluft lag zwischen der Albina von damals und der von heute.
    "Das wundert mich nicht." lächelte sie dann. "Blau war schon immer meine Lieblingsfarbe und es war nur eine Frage der Zeit bis auch die anderen Leute erkennen, wie wunderschön sie ist." nahm sie dann Bezug auf die Tatsache, dass Blau laut Crista derzeit in Mode war.
    Sie faltete das Tuch zusammen und zog ein weiteres aus dem Korb. Dieses Mal eines in einem frischem Linggrün, welches mit Goldfäden versetzt war. "Hmm... auch ein schönes Stück. Allerdings ist so helles Grün nicht ganz das meine. Es lässt mich blass wirken." plauderte sie dann weiter und war erstaunt, wie gut es ihr tat, mal wieder mit jemandem zu reden, auch wenn es nur eine vorlaute Sklavin war.

  • Albina blickte durch den Spiegel zurück zur Tür, erkannte Cato und lächelte milde. "Ach Cato, ich glaube nicht, dass mein Vetter dich freigelassen hast, damit du mich weiterhin Domina nennst. Und du störst nicht."
    Dann wandte sie sich richtig an, sodass sie Cato gegenüber saß.
    "Was führt dich zu mir?" fragte sie interessiert.

  • Ich trat ein und erwiderte ihr Lächeln. "Wie du es wünscht,. Dom,. äh Albina," sagte ich zu ihr. Es fiel mir immer noch schwer, sie nicht Domina zu nennen, zu lange war diese Anrede gewöhnt gewesen. Aber es freute mich auch, das sie darauf bestand, das ich sie nicht mehr Domina nannte. Allerdings, hatte ich auch schwierigkeiten, auf den Punkt zu bringen, was ich eigentlich von ihr wollte.
    "Du kennst Crista ?"
    fragte ich, um noch hinzuzufügen: "Sie ist eine Sklavion von Tiberius Lupus..."

  • Innerlich grinste Albina bei Catos Worten, doch nach außen hin wirkte sie völlig gefasst. Crista also... Nunja, Publius hatte ihr letztens bereits berichtet, dass da anscheinend etwas mehr zwischen der neuen Sklavin und Cato war. Und Albina verstand auch nur allzu gut, weshalb. Auch wenn sie ihres Erachtens nach zu schwätzig war, hatte sie dennoch ein sehr angenehmes Gemüt. So nickte die junge Patrizierin zunächst und meinte dann:
    "Ja, ich kenne sie. Was ist denn mit ihr?" Das sie eine Ahnung hatte,was da vor sich ging, ließ sie sich zunächst nicht anmerken.

  • Hätte ich geahnt, das Albina schon ahnte, das zwischen Crista und mir wesentlich mehr war als üblich, dann wären mir meine nächsten Worte sicher leichter gefallen, aber so druckste ich nur herum.

    "Nun,.. wir haben uns neulich getroffen,.. ich hatte eine Vase umgestossen,.. und Crista kam mir zu hilfe,.....und wir kamen uns etwas näher,... "


    Warum konnte ich nicht einfach sagen, was mich umtrieb ?

  • Albina konnte sich ein Schmunzeln nur schwer verkneifen, als Cato so herumdruckste. Es war schon ein wenig niedlich und es tat ihr ein wenig Leid, dass sie ihm vorenthielt, was sie bereits wusste. Doch sie hatte das Spiel begonnen und nun musste sie es auch weiterspielen.


    "Ja, von dem Vorfall habe ich bereits erfahren. Die Villa hat viele Augen und noch mehr Ohren, wie es oft scheint." meinte sie dann freundlich, aber ohne weitere Anspielungen Crista bezüglich. Wenn Cato ihr etwas mitteilen wollte, dann würde er da wohl durch müssen.

  • Einer der Haussklaven hatte Albina soeben eine Papyrusrolle gebracht mit erneuter Nachricht ihres Verlobten. In Ruhe hatte sie sich einen der Stühle vor das Fenster gezogen, durch welches die klare Frühlingssonne in ihr Cubiculum schien und dann die Zeilen ihres Verlobten entrollt.


    Ad
    Tiberia Albina,
    Villa Tiberia,
    Rom


    Meine Liebste, ich grüße dich.


    Entschuldige mir meine Stille, werte Anverlobte. Angesichts der Situation das Reich und die Zukunft unser aller betreffend, konnte ich bisher noch keine Minute des Tages entbehren, um dir noch so kurze Zeilen zu schreiben.


    Im Traume sehe ich dich durch die weiten Felder Hispaniens glücklich und zufrieden schreiten, mir verstohlene Blicke zuwerfend. Das bereitete mir Sorgen.
    Doch die Priester sagen mir, der Traum bedeute nur Gutes. Immer wieder träume ich davon und immer wieder verzehre ich mich nach deinem Anblick, deinem Lächeln, deiner Stimme.
    Es kommt mir wie Jahre vor, dass ich das letzte Mal deinem Gesichte gegenüberstand und doch weiß ich, es sind nur Monate gewesen. Doch bereits diese sind zu viel.
    Wann kommt Vitamalacus, Albina? Ich respektiere deinen Wunsch auf seine Ankunft hin zu warten, doch dieser Krieg scheint kein Ende nehmen zu wollen und auch wenn ich für dich noch Jahre warten müsste, ich würde es tun. Doch bedenke die Zungen Roms. Ich will nicht, dass du zum Gesprächsstoff wirst - verletzt wirst.


    Es ist ruhig hier und alles wartet auf deine Ankunft. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich fürchte, dass du aufgrund dessen mich nicht mehr als den erkennst, der ich einst war. Ich selbst stehe vor dem Silberspiegel und denke mir, dass mein Angesicht eher zu einem Süditaliener, wohl auch einem Griechen sehr gut passen würde. Und auch mein Haar, einst dunkelbraun, wikrt nun doch recht schwarz. Hispania verändert mich.
    Die größte Angst ist, hier meine Kraft unweigerlich mit der Zeit abzulegen und mich dem ruhigen Leben zu verschreiben. Und das wäre fatal, meine Albina, denn ich habe noch Großes vor. Dir das Beste nur zu geben und unseren Kindern genau das, was ihrem Blute, ihrem Stande wahrlich entspricht, das sind nur einige Ziele aus dem großen Kelch meiner Träume.


    Rom ist gefährlicher geworden, Albina, ich möchte, dass du vorsichtiger bist. Ich habe schon von antipatrizischer Stimmung einiges gehört, besonders in heutigen Zeiten, in denen die Macht noch nicht gesichert, die Welt noch stets in Trauer um den Kaiser, solltest du vorsichtig sein.
    Nach Rom werde ich wohl in nächster Zeit nicht mehr kommen. Und wenn ich komme, so um dich diesem Kessel zu entreissen.


    So verlbeibe ich in Erwartung einer baldigen Nachricht von dir, liebste Verlobte.


    gez.
    Dein Lucius


    [Blockierte Grafik: http://img263.imageshack.us/img263/1722/furiaaaatransparentaz9.png]


    Immer wieder von kurzen Seufzern unterbrochen und mit die Stirn in Falten gelegt, hatte sie die Zeilen gelesen. Langsam aber sicher begann sie nicht weiter mit ihrem Schicksal zu hadern, sondern sich vielmehr in dieses zu ergeben. Und dennoch fiel ihr das Lesen solcher Worte immer wieder schwer. Was war es bloß, was dieser ihr noch immer Fremde an ihr fand? Wie konnte er solche Worte an sie richten, ohne überhaupt wirklich zu wissen, wer sie war? Sicher, sie erkannte, dass es eine großzügige Geste seinerseits war, sich so um sie zu bemühen. Doch jemandem wie ihr, der schon einmal mit großer Inbrust geliebt hatte, kamen die Zeilen wie bloßer Hohn vor. Er träumte von ihr? Konnte das der Wahrheit entsprechen? Für sie waren die Gedanken an die Hochzeit und das Leben danach noch immer wenn überhaupt mit Alpträumen verbunden.
    Und erneut überkam Albina das unendliche Mitleid für den Mann, der sie zu seiner zukünftigen Frau auserkoren hatte, hatte er doch keine Ahnung, wie es wirklich um ihr Herz bestellt war und wie abgekühlt jeglichen emotionalen Regungen waren. Wenn Albina noch etwas empfand, so war es meist Trauer oder Schmerz. Doch sie würde versuchen, zumindest nahm sie sich dies vor, ihren zukünftigen Mann möglichst nie spüren zu lassen, wie es in ihr wirklich vorging. Und so setzte sie sich wieder einmal daran, ihm eine Antwort zu schreiben, von deren Unwahrheit der Worte ihr bereits jetzt leichte Übelkeit aufstieg. Doch was sollte sie sonst tun...

  • Irgendwie wurde mir, zumindest unbewusst, klar , das Albina wusste, auf was ich hinaus wollte. Und es sollte mich auch überraschen, denn schliesslich wusste ich zu gut, wie das Nachrichtenwesen in einer Villa funktionierte.
    "Ich habe mich in sie verliebt,.. und ich glaube, sie liebt mich auch," entfuhr es mir nun spontan.

  • So wie Cato noch zu Beginn mehr gestottert als geredet hatte, so überraschend kam nun sein direktes Geständnis. Albina konnte sich ein kurzes leises Auflachen und ein anschließendes leichtes Grinsen nicht verkneifen.
    Aufmerksam blickte sie Cato dann wieder an. Was sollte sie nun dazu sagen? Cato war schon vor geraumer Zeit mehr als ein Sklave zu einem Vertrauten geworden. Gerade in dem Moment, als er ihre Liebe zu Verres für sich behalten hatte. Und nun schien er selbst verliebt zu sein. Ein kleiner Tropfen Bitterkeit überkam sie bei dem Gedanken, dass ihr Liebster bereits tot war, doch verdrängte sie dies sofort und lächelte Cato an. Natürlich freute sie sich für ihn...
    "Auch das habe ich schon hier und da munkeln hören. Und ich verstehe dich sehr gut. Sie ist ein charmantes, hübsches Wesen, wenn auch ziemlich gesprächig." Dann zog sie eine Augenbraue leicht hoch und blickte fragend zu dem Freigelassenen herüber. "Von daher freue ich mich für euch, auch wenn es nicht ganz unproblematisch ist. Aber bist du hier, nur um es mir zu erzählen? Oder gibt es ein bestimmtes Anliegen diesbezüglich?"

  • Musste sie der Herrin alles nacheinander aus der Nase ziehen? Wenn sie denn so geheimnisvoll tat, dann stachelte sie Cristas Neugier um so mehr an. Die Verwandtschaftsbeziehungen untereinander waren immer noch sehr entdeckenswert. Wer stand wie gut oder schlecht zu wem, und war mit wem vergeschwistert, veronkelt, vertantet, vernichtet? Nebenbei wollte sie Tiberia Albina auch ein bisschen besser und mehr kennenlernen, um sie aufzumuntern. "Und WER war dein Vater?" fragte Crista weiter, nahm das blaue Tuch entgegen und sah zu wie das grüne Tuch dem Korb entschwand. "Wie ist er denn gebildet.. öhm.. worden?? Mein Vater hat das meiste gehört und mir dann weitererzählt..." Crista sprachs und entnahm dem Weidenkorb das letzte Tuch ein türkisfarbenes. "Stimmt, das Grün ist zu hell, da war das Blau schon besser. Wartet, ich hole euch den Spiegel." Sie erhob sich und holte den Spiegel vom Schminktisch rüber. Kurzerhand zog sie sich selbst das türkise Schulterztuch runter und bedeckte die eigenen Haare und Schultern mit dem neuen Tuch, welches sich so gut anfühlte. "Und wie steht mir diese Farbe?"

  • Immer wieder aufs neue war sie von dem Wagemut und der Leichtigkeit mit der die Sklavin Konversation mit ihr betrieb erstaunt. Mit Sklaventum hatte das wahrlich nicht viel zu tun. Vielleicht war sie doch zu milde? Nun gut, derzeit war sie schlichtweg nicht in der Stimmung Crista zurecht zu weisen und lächelte nur leicht amüsiert.
    "Mein Vater IST Gaius Tiberius Albinus. Er lebt noch, nur eben nicht in Rom. Er verweilt mit meiner Mutter in unserer Villa in Illyricum, wo ich auch aufwuchs." Dann jedoch schmunzelte sie, auf Cristas Worte hin. "Nunja, bei Menschen wie uns von hohem Stand läuft das etwas anders. Mein Vater hat eine sehr gute Erziehung bei verschiedenen Privatlehrern erhalten. So wie die meisten Patrizier. Noch dazu ist er als Politiker, der er war, sehr weit herumgekommen." meinte sie dann und dachte an die vielen Dinge die ihr Vater ihr beigebracht hatte. Sie musterte Crista die das Tuch, welches sie als Sklavin sich nie würde leisten können, um ihre Schultern gelegt hatte und meinte dann "Ich denke türkis ist nicht so das richtige. Aber dieses hellgrün" und reichte ihr dann das tuch, was sie selbst noch in der Hand hatte " würde besser zu deinem Hautton passen."

  • "Ja, sie ist wirklich wunderbar und bezaubernd," erwiederte ich, froh darüber, es geschafft zu haben, zumindest den ersten Teil meines Anliegens vorgebracht zu haben. Und wieder überraschte es mich nicht, das sie schon Gerüchte von mir und Crista gehört hatte, zeugte es nur davon, das sie doch in die Gerüchteküche der Villa eingeweiht war. Und es bestärkte mich nur in meinen Befürchtungen, die ich hatte und bestärkte mich darin, den nächsten Teil meines Anliegens vorzubringen.
    "Und ich habe ngst, das man uns unser Glück neidet,.. sei es von den anderen Sklaven des Hauses, wie auch ihrem Dominus, von dem ich so guit wie nichts weis."

  • Albina sah Catos Erleichterung und muss schmunzeln, bevor sich dessen Züge jedoch wieder ein wenig glätteten. Da war also noch was, dachte sie dann leicht besorgt, bevor Cato ihr schon erklärte, wo das Problem war.
    "Hmm..." meinte sie dann und überlegte einen Moment, bevor sie antwortete.
    "Ich verstehe deine Sorge, denke ich. Was die anderen Sklaven betrifft, kann ich das nicht beurteilen, aber falls Lupus das Ganze nicht gefallen sollte, wäre es schon etwas anderes." Sie fuhr sich kurz mit den Fingerspitzen über ihre Schläfen und sprach danach weiter. "Zur Zeit ist Lupus nicht in Rom, daher kann ich ihn diesbezüglich nicht einschätzen. Was genau erhoffst du dir denn nun, was ich da tun kann?" Vielleicht war es ersteinmal das Beste herauszufinden, was Cato sich überlegt hatte. Immerhin war er ja nicht ohne Grund hier.

  • Ihr Vater lebte also noch, ebenfalls die Mutter. Sie saß also vor einer jungen Frau, die das Glück hatte mit zwei Elternteilen aufgewachsen zu sein anstatt so wie Crista nur mit ihrem Vater allein. Tiberia Albina war zudem eine freie Frau, in die Freiheit hineingeboren, die sie nicht erlangt hatte. Crista nickte langsam, hörte aufmerksam zu. "Seht ihr sie oft? Eure Eltern meine ich." Sie musste kurz überlegen. "Wenn Euer Vater denn Privatlehrer hatte, durften diese auch Euch unterrichten? Wie weit ist er denn herumgekommen? Auch ganz weit runter bis nach Sizilien? Zu der großen Insel am untersten Zipfel Italiens?" fragte sie weiter. Crista tauschte das türkise Tuch gegen das hellgrüne aus und legte es sich um den Kopf. Es fühlte sich ebenso gut wie das vorherige Tuch an. Mit dem Herrichten und Auszupfen des Tuches war sie so beschäftigt, dass sie nicht bemerkte, wie die Knutschflecken zu sehen waren, die Schlüsselbein und Schulterknochen zierten. Vorsichtig nahm sie den Spiegel zu sich und hob ihn an, um sich selbst einmal darin zu erblicken. Schade, dass es ein wenig dunkel vor dem Bett war, sodass man die Goldfäden in dem lindgrünen Tuch nicht richtig erkennen konnte. "Und nun?" fragte Crista leise, beeindruckt von ihrem Ebenbild, der sich ihr im Spiegel anbot.

  • Natürlich hatte ich schon eine Idee gehabt, was ich von Albina wollte, bevor ich an ihrer Tür klopfte. Doch es war etwas anderes, zu wissen was man wollte und es auch offen zu sagen zu können, so das es das Gegenüber auch verstand. Zumindest für mich.

    "Nun, ich dachte, du könntest auch,.. ein Auge,... auf sie werfen. Denn wenn zwei,.. dann ist das leichter , als wenn einer,..."


    Ich war mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt selbst verstand, was ich da sagen wollte, da kam mir schon eine weitere Idee.

    "Wenn sie nicht mehr Sklavin wäre,... Oder nicht mehr im Besitz von Lupus,..."

  • Einen Moment wurde der Ausdruck in Albinas Augen leicht traurig."Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal als ich nach Rom aufbrach und das ist mittlerweile... herrje, wie die Zeit vergeht."


    Sie strich sich eine Locke hinters Ohr. "Ich hatte meine eigenen Privatlehrer, die für meine Ausbildung zuständig waren." Dann lachte die junge Patrizierin leicht auf. "Viel weiter als du dir vermutlich vorstellen kannst. Er hat mir von komischen blau angemalten Kriegern ganz im Norden erzählt und von riesigen Tieren mit großen Ohren und einem...wie hieß es doch gleich... Rüssel, die soweit südlich leben, dass man man die Hitze kaum noch aushält."


    Während sie sprach beobachetete sie, wie Crista die Tücher miteinander austauscht und schmunzelte über ihre Reaktion. Irgendwie hatte dieses Mädchen schon etwas sympathisches an sich... Und warum auch immer musste sie in diesem Moment an Verres denken. Sklaven..., dachte sie dann, wie sehr hatte dieser eine Mensch ihr Denken diesbezüglich verändert. Jedesmal, wenn sie sich an ihn erinnerte, und das tat sie oft, hoffte sie, dass er einfach zur Tür hinein kommen würde, sie mitnähme und von hier fortbrächte. Doch er war tot. Und auch wenn sie die Worte ihres Vetters hätte anzweifeln können, sagte ihr Gefühl es ihr unbestreitbar...
    Als ihr wieder einfiel, dass sie ja nicht allein war, lächelte sie Crista an.
    "Hmm...lass mich mal überlegen. Also da es mir nicht steht und derzeit kein anderes weibliches Familienmitglied in der Villa lebt, würde ich einfach mal sagen : behalte es. Es steht dir ohnehin besser als mir. Sieh es als Geschenk an."

  • "...schon sehr lange her?" Hm, irgendwie tat ihr Tiberia Albina leid, dass sie die eigenen Eltern nicht mehr gesehen hatte. Crista hatte das Glück gehabt ihren Vater um sich herum zu wissen, bis die Krankheit ihn dahin gerafft hatte.
    "Sogar Privatlehrer?" staunte sie. "Hu.. das klingt spannend. Erzählst du mir mehr davon?" Dass es sowas wie eine Bibliothek gab, ahnte sie nicht.


    "Wie alt bist du eigentlich? Ich bin 16 und werde bald 17." Crista sah Albina erstaunt an bis sie begriff was diese da gesagt hatte. Dann fiel der Groschen. Sie rappelte sich vom Boden hoch und auf die Bettkante, umarmte Albina herzlich und voller Dankbarkeit. "Das ist sowas von klasse... ich danke dir, Albina!" rief sie freudig aus und streichelte über den Rücken der Älteren hinweg. Crista stand nach der Umarmung schon wieder auf, um nach dem Spiegel zu greifen, um sich noch einmal darin zu betrachten. Sie bewegte sich mit dem Spiegel in der Hand tanzend durch den Raum, träumte sich für den Augenblick in eine schöne Zukunft hinein.

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