"Manius Flavius Gracchus, willkommen in den Hallen des Senats!
Wir würden gerne ein paar Worte zu deiner Kandidatur hören, du hast das Wort!"
Zur CH Wahl Manius Flavius Gracchus
-
- Anhörung
- Marcus Vinicius Lucianus
- Geschlossen
-
-
Zum ersten Mal in seinem Leben betrat Gracchus die Curia Iulia während sich dort die Senatoren versammelt hatten. Breits seit dem frühen Morgengrauen war er auf den Beinen und zugegebenermaßen war er nervös, nervöser, als er dies vor einem Gang auf die Rostra je sein könnte. An der Rednerbühne versammelte sich für gewöhnlich allerlei verschiedenartiges Volk, von stümperhaften Versuchen die Kandidaten zu verdrehten Aussagen zu führen, über wohlwollend eingreifende Nachfragen, bis hin zu ernst geführten Diskussionen konnte dort alles vorkommen. Hier im Senat jedoch saßen ausnahmslos in der Kunst der Rhetorik geschulte Männer, jedes Wort wurde mehr als einmal durchdacht, bevor es gesprochen wurde, auf Rede folgte Gegenrede, hier fielen keine unbedachten Äußerungen frei aus einer Laune heraus, hier wurde die Politik des Staates disputiert. Die Rostra war eine Spielwiese gewesen, doch dies, dies war die pure Macht Roms. Als der Consul ihn zur Rede aufforderte, erhob sich Gracchus und trat vor die Senatoren hin. Ein wenig fühlte er sich wie ein Supplikant, doch seine Haltung war aufrecht und seine Stimme klar und laut, als er zum Sprechen anhob.
"Salvete, Senatores!
Ich danke euch für die Gelegenheit, hier in diesem Gremium meine Ziele und Intentionen für die hoffentlich vor mir liegende Amtszeit eröffnen zu dürfen. Erlaubt mir kurz, mich für jene vorzustellen, welche mit meiner Person nur wenig verbinden können. Mein Name ist Manius Flavius Gracchus, ich entstamme der Familie des Titus Flavius Vespasianus, einst Praefectus Urbi, und der Diva Flavia Lacrima Nyreti, ehemalige Procuratrix der Provincia Aegyptus. Nach meiner Ausbildung in Achaia trat ich dem Cultus Deorum bei, um dem Staat zu Diensten zu sein, denn das Wohlergehen der Götter ist seit jeher eng verknüpft mit dem Wohl des Staates. Vor zwei Amtszeiten schließlich entschloss ich mich, mein Streben gänzlich dem Staat zu widmen und kandidierte erfolreich zur Quaestur. Jene absolvierte ich als Quaestor Principis, und ich möchte behaupten, dass ich meine Aufgaben dabei pflichtbewusst und ordnungsgemäß erfüllte. Auf Weisung des Imperator Caesar Augustus hin prüfte ich gemeinsam mit meinem Amtskollegen Tiberius Durus den Codex Universalis auf Makel hinsichtlich der Formulierungen, die Arbeiten an der Chronicusa Romana koordinierte ich und fasste selbst jene Teile für Roma und Hispania zusammen, zudem bemühte ich mich um die Ausrichtung von Feiertagen während meiner Amtszeit. Nach meiner Quaestur kehrte ich zum Cultus Deorum zurück, dem ich zur Zeit weiter als Sacerdos publicus angehöre.
Für die kommende Amtszeit nun ersuche ich euch darum, mir eure Zustimmung für ein Vigintivirat zu geben. Durch die Änderungen am Cursus Honorum fand ich mich nicht wie noch vor einigen Monaten am Anfang der Ämterlaufbahn stehend, sondern bereits auf gutem Wege zur goldenen Mitte. Ich wurde, wie die übrigen gewesenen Quaestores, vor die Entscheidung gestellt eine weitere Quaestur abzulegen, oder einen Schritt zurück zu tun und das Vigintivirat anzustreben.
Ich habe mich für Letzteres entschieden, denn ich halte es mitnichten für einen Rückschritt, bietet es doch unzählige Möglichkeiten, dem Staat zu Diensten zu sein. Auch wenn ich jedes Amt, welches der Senat mir überantwortete, mit all meiner Schaffenskraft ausfüllen werde, so möchte ich euch darum ersuchen, mir ein Amt als Decemvir litibus iudicandis zu übertragen. Erbschaftsangelegenheiten mögen zu den vielen kleinen Banalitäten unseres Staates gehören, doch unser Imperium gründet sich auf den Zusammenhalt und die Stärke der Familien, darum sollte es unser Bestreben zu sein, den Rechten jener Vorschub zu leisten, und dies bezieht den reibungslosen Ablauf von Erbschaftsangelegenheiten mit ein. Wie zuvor während meiner Quaestur, so wird mir auch während eines Vigintivirates die Ehrung der Götter weiterhin am Herzen liegen, darum werde ich mich dabei ebenso wiederum um die traditionelle Aufgabe der Magistrate sich um die Ausrichtung der Feiertage zu bemühen widmen, denn nichts wäre deplorabler, als jene vernachlässigt zu sehen.
In diesem Sinne bitte ich um eure Stimmen." -
Hungi lehnte sich genüsslich zurück und schmunzelte ein wenig.
Als Banalität würde ich Erbschaftsangelegenheiten wirklich nicht bezeichnen, ist es doch eine der ganz wenigen Möglichkeiten, einen Vertrag über den Tod hinaus zu schließen.
Ich hoffe, du bist mit dem römischen Erbrecht hinreichend vertraut, um dieses Amt zur Zufriedenheit aller ausfüllen zu können?
-
Gracchus neigte etwas den Kopf um ein Nicken anzudeuten. Dass ausgerechnet Vinicius eine Frage stellte und so seine Aufmerksamkeit auf sich zog, dies brachte Gracchus ein wenig ins Schwitzen, doch er hielt an sich und beantwortete die Frage umgehend.
"Nicht die Erbschaft an sich möchte ich als Banalität bezeichnen, Senator Vinicius, auch nicht das Erbrecht, sondern die Abarbeitung eines Erbfalles, denn andernfalls würde der Staat diese Aufgabe kaum einem Vigintiviren anvertrauen, von welchem er gleichsam nicht verlangt, auf dem Gebiet der Rechtsfragen die gleiche Sicherheit aufzuweisen, wie dies ein Praetor tun muss. Natürlich bedingen auch die Aufgaben eines Decemvir litibus iudicandis ein gewisses Maß an Eigenverantwortung, doch ist unser Erbrecht äußerst umfassend abgehandelt, so dass im Grunde sicherlich der überwiegende Anteil der Erbfälle guten Gewissens anhand der Gesetze abgearbeitet werden kann. Natürlich strebe ich dieses Amt dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, nicht unvorbereitet an. Bereits im Vorfeld beschäftigte ich mich mit den Modalitäten des Erbrechtes, machte mich kundig bezüglich des Unterschiedes in der Verfahrensweise mit Erbmasse bezüglich eines Verstorbenen so er alieni iuris oder sui iuris stand, bildete mich hinsichtlich Intestat-Erbrechtes, Verteilung des Erbes unter Agnaten und der Verteilung der Dos bezüglich kinderloser oder kinderreicher Ehe weiter, und ließ mir eine Abschrift der Lex Iulia et Papia anfertigen. Das alles macht mich sicherlich noch zu keinem Experten auf jenem Gebiet, doch ich bin bereit mir jegliches weitere notwendige Wissen anzueignen." -
Hungi nickte zufrieden.
Es freut mich zu hören, daß du dich so intensiv mit unserem Erbrecht beschäftigt hast. Unter solchen Voraussetzungen wirst du den Prätorn sicher eine große Hilfe sein.
Lediglich eine Sache vermisste ich in deiner Aufzählung: die Überprüfung der Testamente auf ihre Gültigkeit und die Unterscheidung, wann nur ein Teil des Testamentes für ungültig erklärt wird und wann das gesamte.
Hungi lächelte wohlwollend. Hast du schon den Cursus Iuris abgelegt, Flavius?
-
Dass Senator Vinicius ein Versäumnis bezüglich seiner Aufzählung entdeckt hatte, dies verwunderte Gracchus weder, noch war es blamabel, galt der Senator doch als Koryphäe bezüglich römischen Rechtes im gesamten Imperium Romanum. Da augenscheinlich die Lex Iulia et Papia nicht zur jener durch den Senator angesprochenen Überprüfung und Unterscheidung würde ausreichen, würde sich Gracchus dementsprechend noch einmal weiterbilden müssen.
"Bis zum Tage der Wahl wird es mir sicherlich möglich sein, meinen Mangel an diesbezüglichem Wissen auszumerzen. Einen Cursus Iuris habe ich noch nicht abgelegt, Senator." -
Hungi nickte.
Ich bin gespannt auf dein Ergebnis. antwortete Hungi, ließ aber offen, welches Ergebnis er meinte.
-
Auch Gracchus nickte nur auf jene Worte hin und harrte dann der Fragen, die da noch kommen mochten. Einen Augenblick ließ er sich dazu hinreißen, die überaus interessante Musterung des Fußbodens zu betrachten und sich darüber Gedanken zu machen, ob diese gemäßigten Disputationen eher zu- oder abträglich war. Doch schon einen Herzschlag später war er wiederum voll und ganz auf die Senatoren konzentriert.
-
In das Schweigen, das sich langsam ausbreitet, erhob sich die gewohnt kräftige Stimme des Tiberius Vitamalacus.
"Flavius Gracchus, es ehrt dich, das du dieses Amt anstrebst, obwohl du bereits einmal ein höher angesehenes inne gehabt hast, in dem du ohne Zweifel auch gute Arbeit geleistet hast."
"Allerdings, erlaube mir die Frage, wie es bei dir mit der Bereitschaft aussieht einige Zeit im Exercitus Romanus zu absolvieren ?"
-
Gracchus wandte sich dem Tiberier zu.
"Die Bereitschaft ist vorhanden, Senator, doch muss ich gestehen, dass die Änderungen bezüglich des Cursus Honorum mich ein wenig derangierten. Ich enschloss daher, meinen Weg mit Beständigkeit zu gehen, soweit dies noch möglich ist, und auf weitere Abweichungen weitesgehend zu verzichten. Da ein militärisches Tribunat nach dem Vigintivirat folgen soll, will ich dies unabhängig meiner Quaestur auch erst nach einem möglichen Vigintivirat anstreben. Obwohl es für meinen Stand nicht verpflichtend ist und ich zudem der Ansicht bin, dem Imperium in anderen Bereichen denn dem Exercitus weitaus besser dienlich sein zu können, so erachte ich es dennoch als äußerst sinnvoll um einen Einblick in das militärische Leben zu erhalten, der keinem Römer fehlen sollte." -
Ich blickte zu Senator Vitamalacus..... war seine Frage beantwortet?
"Wenn alles Fragen beantwortet sind, dann bitte ich den Kandidaten um ein paar schliessende Worte!"
-
"Auch wenn dies das Mindeste ist, was man von einem römischen Magistraten erwarten sollte, so kann ich nur noch einmal betonen, dass ich meine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen ausführen werde, so mir denn von euch ein Amt anvertraut wird, gleich, welches dies sein mag. In diesem Sinne bitte ich euch darum, mir ein Vigintivirat und damit den Dienst an unserem Imperium zu gewähren, und danke euch, dass ihr mir euer Gehör schenktet."
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!