Ankunft des Eunuchensklaven

  • Zitat

    Original von Daphnus:
    Daphnus wartete im Vestibulum,es war ein klammer Nachmittag,und ihm fröstelte.Der Agent des Sklavenhändlers hatte die Villla bereits verlassen,nachdem er einige Worte mit dem Ianitor gewechselt hatte.Auf einem kleinen Schemelchen neben Daphnus hatte der Ianitor die Kaufurkunde abgelegt,Daphnus,der diese aus den Augenwinkeln mustern konnte,erkannte die Unterschrift seiner künftigen Herrin,Flavia Leontina....
    Etwas unverständliches brummend hatte der Ianitor ihm die engen Fußfesseln abgenommen,wegen der Daphnus mit lächerlich kurzen Schritten dem Agenten vom Hause des Sklavenhändlers durch die lärmenden Straßen bis zur Villa Flavia hinterhereilen mußte,zum Gespött der Straßenjungen..
    So hat Daphnus nun zu warten,den Blick demütig gesenkt,seine Wangen leicht gerötet vor Scham,denn er fühlt,wie ihn so manch spöttischer Blick streift...


    Schnellen Schrittes trat eine dunkelhäutige junge Frau aus der Villa ins Vestibulum und kam direkt auf Daphnus zu. Eine fließende taubenblaue Tunika umspielte sacht ihren geschmeidigen Körper, und bei jedem Schritt wippten ihre dunklen Locken fröhlich auf und nieder. „Salve!“, grüßte Salambo fidel, „Bist du der neue Sklave?“ Ihr Blick fiel auf den Schemel mit der Kaufurkunde, sie nahm das Dokument auf, überflog es, und nickte zufrieden. Dann erst musterte sie Daphnus genauer – und lächelte breit. Ihre weißen Zähne blitzten hell in dem dunklen Gesicht. „Willkommen in der Villa Flavia. Mich nennt man Salammbô. - Salammbô die Siebte.“, präzisierte sie nicht ohne Stolz. „Ich bin die Leibsklavin unserer Domina. Komm doch bitte mit, Daphnus, ich stelle dich ihr gleich vor. “


    Energisch geleitete sie Daphnus ins Innere der Villa, durchquerte mit ihm die Fauces und das prunkvolle Atrium, in dem rotglimmende Kohlebecken knisternd eine angenehme Wärme verströmten. Weiter ging es durch herrschaftlich geschmückte Säle und weitläufige Korridore, schließlich bog Salambo in einen langen Säulengang ein, der auf eine Flügeltüre zuhielt, auf der schwarze und weiße Einlegearbeiten ein kompliziert verschnörkeltes Spiralmuster bildeten. „Sie ist in der Bibliothek.“, erklärte Salambo, machte vor der Türe halt, und sah Daphnus fragend an. „Bereit?“

  • Daphnus hatte keine Zeit gehabt,die sicherlich prunkvolle Villa,seine künftige Heimat,genauer in Augenschein zu nehmen.Er hatte große Mühe,der nubischen Sklavin zu folgen,so war sein erster Willkommenseindruck das allzu flinke Auf und Ab ihrer Sandalen auf dem kühlen Marmorfußboden.Nicht nur,daß ihm die Beine kaum gehorchen mochten,nachdem er so lange die lästigen Fußfesseln hatte tragen müssen,auch die kaum vernarbte Wunde,die seinem Sklavenleben diese überraschende Wendung gebracht hatte,machte sich wieder bemerkbar-war das Absicht von diesem Mädchen?Daphnus erinnerte sich der unerfreulichen Episode mit jener fetten Negerin in dem heruntergekommenen Lupanar in Ostia,wohin er einen früheren Herrn begleitet hatte....nun ja,tempi passati,in jeder Hinsicht..
    ...fast lief er auf die Sklavin auf,als sie abrupt stehenblieb...
    ....stotternd antwortete er...J..aa,er fühlte sich völlig unsicher,eine so hochgestellte Herrin aus vornehmen Hause hatte er natürlich noch nicht gehabt...zögernd....Bitte sagt mir,hab ich mich vor der Herrin hinzuknieen,wenn ich sie zu begrüßen habe,oder nicht...versteht,der erste Eindruck ist entscheidend für einen neuen Haussklaven.......flehend ist der Blick aus blauen Augen ...


    .

  • Die Nubierin blickte zu dem Germanen auf, und lächelte ein aufmunterndes, blitzendes Lächeln. „Nein, Niederknien musst du nicht – obwohl, wer weiß, vielleicht würde es ihr gefallen? – eigentlich reicht es, wenn du dich tief verbeugst. Und es versteht sich von selbst, dass du sehr höflich sein solltest. Bedenke, wir dienen einer der erhabensten Familien des Imperiums, einem Geschlecht, das noch vor kurzer Zeit die Kaiser stellte!“ Sie dämpfte ihre Stimme, und beugte ihren Lockenkopf zu Daphnus hin. „Es kursieren ja die schlimmsten Gerüchte, wie grausam und unberechenbar die Flavier angeblich sind, aber ich sage dir, wenn du es nur richtig anstellst, hast du hier ein angenehmes Leben! Wenn du allerdings einen Fehler machst, dann bist du ganz schnell weg vom Fenster! Will sagen, du endest als abschreckendes Beispiel, oder als Futter für die Muränen…“


    Sie verzog das Gesicht und schüttelte angewidert den Kopf. „Scheußlich.“ Noch etwas näher kam sie ihm, und ihre dunklen, fast schwarzen Augen, fixierten unverwandt Daphnus' blaue. „Ich kann dir helfen, weißt du. Ich bin eine Sklavin in der siebten Generation, und diene den Flaviern mein Leben lang… ich kenne alle Fallstricke und Kniffe, die es hier zu beachten gibt, wenn du überleben willst. Und ich helfe dir gerne. – Aber…“, und urplötzlich schwand alle Wärme aus ihrer Stimme, wich einem frostig schneidenden Tonfall, „…eines merk dir, Daphnus, komm nie – niemals! – zwischen mich und meine Herrin! Ich bin ihre bevorzugte Sklavin, und wenn du mir diesen Platz jemals streitig machen solltest, dann mache ich dir erst das Leben zur Hölle und sorge dann dafür, dass du es auf unschönste Weise verlierst!“ Wie Dolche aus Eis bohrte sich der Blick der hübschen Nubierin in die Augen ihres sehr viel größeren Gegenübers. Was für ein Spaß! Herrlich! Salambo liebte dieses Spiel.


    „Haben wir uns verstanden, Daphnus?“

  • Daphnus mußte dem Blick der Nubierín ausweichen und ihm brach plötzlich der Schweiß aus....nicht ihrer Worte wegen,nun das war er gewohnt,wenn er in einen neuen Haushalt kam,daß die anderen Sklaven ihre hart errungenen Vorrechte mit Klauen und Zähnen verteidigten,mit Drohungen oder gar noch Schlimmeren,da war dieses schwarze Kammerkätzchen keine Ausnahme....nein,was ihn augenblicklich aus der Fassung brachte,war,daß es also doch der Wahrheit entsprach,was ihm die beiden alten,fetten und kurzatmigen Eunuchen erzählt hatten,die auch zum Verkaufe bei dem Sklavenhändler standen und sich kichernd in die Seiten stießen,als er vom Hause des syrischen Arztes direkt zu ihnen in die Zelle geführt worden war.....
    ...ganz vorsichtig rückte Daphnus von der Sklavin weg,weg von dieser Lockenpracht und vor allen Dingen weg von dem betörenden Geruch,der davon ausging,sicherlich hatte dieses Kammerkätzchen einen Tiegelrest Haaröl ihrer Herrin aufgebraucht...
    .....nein,er durfte auf keinen Fall das Mädchen anblicken...und über dieses hinwegblickend und den Säulengang musternd,als ob es ihn umtreibe,ob es nun dorische,ionische oder doch korinthische Säulen seien,sprach Daphnus mit sanfter Stimme:Ich habe verstanden,Salambo,ihr seid die Vertraute der Herrin,ich werde mich auch Euren Anweisungen zu fügen haben

  • „Sehr schön.“ Ein maliziöses Lächeln umspielte Salambos volle Lippen. „Dann bin ich zuversichtlich, dass wir gut miteinander auskommen werden.“ Und als wäre nicht gewesen, fuhr sie geschäftig fort: „Also, mach dich drauf gefasst, dass die Domina dich gleich gründlich ausfragen wird. Rede ruhig frei, sie mag keine Sklaven, die auf den Mund gefallen sind - aber drück dich manierlich aus. Und mach dir nicht zu große Sorgen, sie wird dich schon nicht gleich auffressen...“ Sie zwinkerte gönnerhaft, griff nach dem Blumengewinde, das Daphnus noch um den Hals trug, und rückte es kurz zurecht. „Unsere Herrin schätzt den Anblick der Schönheit.“, bemerkte sie leichthin. „Und du bist ja ein ganz Hübscher.“


    Mit einem „Warte kurz, ich melde dich.“, öffnete sie den Türflügel einen Spalt, und schlüpfte geschwind in die Bibliothek hinein. Einen Moment lang war der Blick gegeben auf einen blanken, schwarz und weiß gemusterten Mamorboden, und ein paar Wortfetzen einer kühlen Frauenstimme drangen bis in den Gang hinaus: „….Lucius Flavius Serenus, ich sagte keine Diskussion….“, dann schloss sich die Türe wieder, und vor Daphnus war nur mehr das verwirbelte Spiralmuster auf den Türflügeln zu sehen.

  • Daphnus fiel ein Stein vom Herzen,richtete das schwarze Kammerkätzchen seinen Blick eben nicht auf seine Tunika,die sich im Schritt etwas bauschte.....so hatte sich Daphnus wahrhaftig nicht seinen Eintritt in das Leben eines Eunuchensklaven vorgestellt....sicherlich,er hatte des Abends auch in der Sklavenküche,als alle Sklaven zu ihrem kargen Mahle versammelt waren,von gewissen Vorfällen in den vornehmsten Thermen Roms gehört,wo berüchtigte Lebedamen der Stadt sich ihren Badekorb von nackten Eunuchensklaven in ihre privaten Massageräume hinterhertragen ließen,aber Daphnus war natürlich noch nie in solch vornehmen Thermen gewesen,und er hielt diese ganzen Gespräche für Aufschneidereien von Sklaven,die,um ihr Leben betrogen,den ganzen Tag über den Mühlstein drehen oder Felle in stinkenden Laugen gerben mußten,so ihrem elenden Leben etwas Farbe verleihend...
    Aus seinen Überlegungen gerissen wurde Daphnus,als die Nubierin sich an dem lächerlichen Blumengewinde zu schaffen machte,daß ihm der verfluchte Sklavenhändler um den Hals gehängt hatte als Hinweis,daß an diesem äußerlich so wohlpropotionierten und muskulösen Sklaven mit dem markanten nordischen Gesicht noch etwas Besonderes sei,und tatsächlich strich so manche wohlgeformte Frauenhand über das Blumengewinde,neugierige Augen lasen das Wachstäfelchen,das an dessen unterem Ende befestigt war,doch zumeist runzelten die Kundinnen unwillig die Stirne und ließen das Wachstäfelchen auf die breite Brust Daphnus zurückfallen,wenn sie den Preis lasen,der für diesen Sklaven ausgelobt wurde...
    .....bis....ja bis endlich dieses junge Mädchen kam,augenscheinlich aus einer vornehmen Patrizierfamilie,in Begleitung eins Sklaven...lange schwankte sie zwischen ihm und den beiden alten,kurzatmigen,aber nach dem,was auf ihren Wachstäfelchen stand, überaus erfahrenen Eunuchensklaven,und nachdenklich musterte sie deren große,weichen Hände...aber plötzlich,wie in einer Laune,wies sie auf ihn,Daphnus,und grinsend hakte der Sklavenhändler das Wachstafelchen aus dem Blumengewinde....und Daphnus war klar,von fort an war er der Sklave,der Eunuche dieses Mädchens....
    ...ja,und nun stand er vor der Bibliothek,in Kürze würde er zu diesem Mädchen geführt werden,das er auf höchstens !7 Jahre schätzte,als ihr Eunuche und Sklave...und auf einmal,da glitzerten seine Augen so feucht,und noch einmal entstanden die Bilder vor seinen Augen,wie sie ihm in frühester Jugend ertanden waren,aus den Erzählungen seiner Mutter und seines Vaters,.. ihre zerlumpten Sklaventuniken... ,bevor er von ihnen auf immer getrennt wurde...dieses ferne Land,dort oben im Norden,diese riesigen Wälder,der Nebel,wie er des Morgens über den mächtigen Strömem lag,die Götter dort droben in Walhall,die schon längst von ihrem Volke sich abgewandt hatten.....und durch all diese Gedanken hieb wie auf einmal wie ein Peitschenschlag eine kühle Frauenstimme....Lucius Flavius Serenus,ich sagte,keine Diskussionen...
    -

  • Kurz nachdem ein leise vor sich hinbrummelnder kleiner Patrizier in Begleitung eines riesigen Hundes die Bibliothek verlassen hatte, erschien wieder Salambo in der Türe. Ihre Miene war beherrscht und nichtssagend. „Bitte tritt ein, die Domina Flavia Leontia will dich jetzt sehen.“, sprach sie in zeremoniellem Tonfall, und winkte Daphnus feierlich herein. Sie selbst schloss hinter ihm die Türe und hielt sich dann unaufdringlich im Hintergrund.

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