Peristylium | Albina und Claudia Epicharis

  • Albina dachte einen Moment nach, wie sie ihr Zuhause am besten beschreiben könnte.


    "Der Landsitz auf dem wir leben ist herrlich. Wir haben ein großes Haus mit einem roten Backstein-Dach. Es ist an einem seichten Hang gelegen und wenn die Sonne daraufscheint ist es schon von weiter Ferne zu erkennen.
    Unsere Ländereien sind riesig und die Gärten wunderschön bepflanzt. Das Perystil ist unglaublich.Meine Mutter liebt Pflanzen und so blühen dort die ausgefallensten Blumen direkt nebeneinander und tauchen das Ganze während der Blütezeit in ein Meer aus hundert verschiedenen Farben. Unser Haus liegt nah an der Küste und bei klarer Sicht kann man aus dem zweiten Geschoss schon das Meer erkennen."


    Ihr Zimmer hatte auch im zweiten Stock gelegen, sodass ihr die Erinnerung an ihre Zuhause einen kurzen Stich versetzte.


    "Und, wie es für das Landleben normal ist, ist es dort sehr ruhig. Bis auf die Vögel natürlich. Mein Vater hat seiner Vorliebe zu diesen Tieren gemäß einen großen Bereich anlegen lassen wo die verschiedensten ihrer Art leben und den ganzen Tag über ihre Melodien verbreiten.Bei Jupiter, wenn ich das so erzähle klingt das ja schrecklich idyllisch." Stellte sie fest und musste lächeln.


    "Es ist einfach herrlich. Aber auf Dauer auch längst nicht so abwechslungsreich wie Rom."


    Nach dieser Ausführung nahm sie einen Schluck aus ihrem Becher und anschließend ein paar Weintrauben.


    "Ich beneide dich um deine Geschwister." lächelte Albina freundlich. Sie stellte sich das sehr schön vor.

  • Während Albina erzählte, schloss Epicharis die Augen und versuchte, sich bildlich vorzustellen, was Albina beschrieb. Sie könnte förmlich die Hitze des Landes spüren, den Duft der Blumen riechen und das Salz in der Seeluft schmecken. Ungewöhnlich war, dass die Tiberiern in einem zweistöckigen Haus gelebt hatte. Das Zwitschern der Vögel in diesem Augenblick flang tatsächlich wie jenes der Tiere im Illyricum. Epicharis öffnete die Augen wieder, als Albina abbrach, und sah sie an.


    "Auch das Landleben kann abwechslungsreich sein. Warst du im Meer schwimmen? Ich war in meiner Zeit als Kind oft ihm Meer baden, in Tarraco. Es ist warm gewesen, das Wasser, und man konnte bunte Fische unter der Oberfläche entlangflitzen sehen. Ich habe mich nicht getraut, die Augen unter Wasser zu öffnen - das Salz hat so gebrannt - aber allein der Klang der Wellen war so schön, dass ich ihn nie wieder vergessen werde", erzählte nun auch Epicharis, gar etwas wehmütig.


    "Geschwister zu haben ist nicht immer leicht. Ich denke, dass meine kleine Schwester unter mir in der Kindheit einiges erdulden musste. Mein Vater hat mich oft als kleines Zicklein bezeichnet. Vermutlich ist er deswegen so froh, dass mich mein letzter langer Aufenthalt in Spanien so verändert hat. Aber der Tod naher Verwandter verändert gewiss jeden."


    Epicharis seufzte und leerte den Becher. Als ein Sklave nachschenken wollte, gab sie ihm die Anweisung, nur Wasser einzuschenken, und auch jenes nur halb voll. Sie setzte den Becher sogleich an und trank in bedächtigen Schlucken, sodass eine Pause zwischen den beiden entstand.


    "Es ist schon spät. Sicher fragen sich die anderen, wo ich bleibe. Es war sehr nett, Albina, vielen Dank für die Einladung. Lass es mich doch bitte wissen, wenn ich mich in Mantua revanchieren kann", bedankte sie sich und machte Anstalten, sich zu erheben.

  • Epocharis Beschreibungen waren wunderschön und Albina nickte zustimmend bei ihren Worten.
    "Ja,auch ich war schon im Meer schwimmen. Kann man diesem traumhaften Hellblau überhaupt widerstehen?" lächelte sie.


    Bei der Erinnerung schloß sie einen Moment die Augen. Das Meer würde sie nun, wo sie in Rom war wohl nicht so schnell wieder sehen.Dafür jedoch einige andere Dinge.


    Bei den nächsten Worten ihres Gegenübers nickte Albina nur verständnisvoll und als sich Epicharis anschickte aufzustehen, tat sie es ihr gleich. "Oh, natürlich." erwiderte sie dann."Deine Gesellschaft war sehr angenehm und ich freue mich, dass du mich hierher begleitet hast." Und das tat sie wirklich. Sie hätte nicht gedacht so schnell eine so freundliche Person ihres Alters zu finden und vor allem noch mit den gleichen Sorgen.


    "Ja, ich werde mich gewiss wieder bei dir melden." Noch einmal blickte sie die Claudierin an. Ja, dachte sie dabei, Epicharis war wirklich sehr nett.

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