Hier hat der Hausverwalter dem Gast aus Ostia ein Zimmer eingerichtet. Es ist südwärts gerichtet, sodass das Zimmer sehr hell ist. Auch das notwendige Accessoire, allem voran ein Krug Wein, ist da.
Cubiculum Helvetius Tacitus
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Am späten Nachmittag bei relativ milden Wetter überkamen ihn plötzlich heftige Schüttelkämpfe und er mußte sich ins Bett legen. Die Sklavin sorgte mit einem heißen Aufguß für Linderung und ein anderer informierte den Gastgeber.
Es schien als habe sich der Gast eine Fieberattacke zugezogen, denn er schwitzte gar sehr.
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Eine der Sklavinnen hatte auch Severina informiert, die sogleich alles stehen und liegen liess und zu ihrem Vater eilte. "Vater! Was ist mit dir?" Sie erwartete aber keine Antwort, sondern fühlte an seiner Stirn und an seinen Wangen. Dann wandte sie sich an eine Sklavin. "Mach einen Kräutersud, zur Hälfte aus Lindenblüten, die andere Hälfte Holunderblüte. Gib ein wenig Honig hinein, sonst wird er den Sud garantiert nicht trinken wollen." Sie lächelte, wahrscheinlich müsste sie den Sud gewaltsam in ihn einflössen. "Dann bringe noch Decken. Und verständige einen Medicus. Los." Selten legte Severina einen solchen Befehlston an den Tag. Die Sklavin nickte nur und marschierte los. Severina hingegen setzte sich ans Bett ihres Vaters und streichelte seine Wange.
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Tacitus stöhnte. Er atmete schwer und eine bedrückende Stimmung lag auf ihm.
Er schwitzte. Ein klatschnasser Lappen fuhr ihm durchs Gesicht. Er war warm. Er saugte die Tropfen mit den Lippen auf.
Mit trüben Blick sieht er seine Tochter. Er lächelt. Gequält. Ihm ist nicht nach Lächeln zumute.
Alle Gelenke schmerzen.
Er sackt zusammen.
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Drei Tage und drei Nächte hatte er sich gewunden in seinem Lectum. Er schwitzte, er stöhnte. Jede einzelne Sekunde bereitete ihm Schmerzen.
Dann war es soweit. Am frühen Morgen, als die ersten Sklaven aufgestanden waren, versagten in dem alten Mann die Lebensgeister und die Götter nahmen ihm den letzten Hauch menschlichen Lebens.
Die Ärzte hatten nichts diagnostizieren können und so starb er qualvoll und doch friedlich einschlummernd im Hause seines Patrons und Freundes Agrippa.
Ob ihn die Aufregungen der letzten Tage, der Aufstand in Baetica, der kriminelle Wandel seines Sohnes oder die anstrengende Reise von Rom so zugesetzt hatten, war nicht zu ermitteln.
Letztlich sollte das Orakel recht behalten. Nur in der Ferne, abseits von Rom, würde er Ruhe und Frieden finden. Er starb ohne ein letztesmal Rom gesehen zu haben.Zwei Tage später überbrachte ein Bote die Nachricht vom Tod seiner Frau. Sie würde im Elysium auf ihn warten.
In seinen letzten Zeilen hatte Tacitus in einem Brief sein gesamtes Vermögen, inclusive seines Grund und Bodens an Agrippa vermacht, vorbehaltlich eines pecuniären Opolus in Höhe von 300 Sz., welcher der Schola Atheniensis in Rom zu entrichten sei.
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Die letzten Tage waren für Severina die schlimmsten in ihrem ganzen Leben. Sie konnte nichts tun, keines der Mittel, die sie angeordnet hatte, half, auch der Medicus konnte im Endeffekt nichts mehr tun für ihn. Für sie brach eine Welt zusammen, als man ihr die Nachricht überbrachte. So sehr, dass der Tod ihrer Mutter kaum ins Gewicht fiel.
Und sie stand mit nichts da. Ihr Vater hatte alles Agrippa überschrieben, sie selbst hatte keinen einzelnen Sesterz für sich. Sie hatte nicht einmal so viel Geld, um nach Italia zurückkehren zu können. Mit Schrecken sah sie in die Zukunft. Severina musste mit Agrippa reden.
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Die Sklaven hatten ihn gerufen und von den tragischen Ereignissen berichtet. Agrippa blickte auf seinen Freund nieder, wieder war einer seiner alten und guten Freunde gestorben, da wäre es wohl nur eine Frage der Zeit bis er folgen würde ...
"Ach Caius Helvetius ..."
Er sank nieder und weinte um den Freund ...
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