[Forum Nervae] Bibliotheca Cultus Deorum

  • In einem Gebäude hinter dem Forum Nervae, außerhalb des Templum des Minerva-Tempels und damit schon beinahe der Subura zugehörig, befand sich eine Sammlung von Schriften zu kutlischen und okkulten Angelegenheiten, welche der Cultus Deorum zu Studienzwecken sammelte. Die Schriften waren aufgrund der Brisanz mancher Inhalte nur Angehörigen des Cultus Deorum zugänglich und wurden von einem Freigelassenen verwaltet, welcher schon ein wenig angegraut war - schwer zu sagen, ob dies vom Alter herrührte, oder von mangelndem Sonnenlicht - und mit einer Stimme sprach, die ähnlich klang, als würde man trockenes Pergament aneinander reiben. Sein Name war Lucius Fabianus Papyrus, und somit war zumindest sein Cognomen bezeichnend, ein Andenken an seinen vormaligen Herrn, einen Rex sacrorum, der jedoch bereits seit etlichen Jahren im Elysium weilte. Zwei Nischen mit je einem Stuhl und einem Tisch darin boten dem Wissenssuchenden Gelegenheit, die Schriften, welche Papyrus aus den Regalen suchte, in aller Ruhe zu studieren.


    An einem dieser Tische saß an diesem Tage der Sacerdos Flavius Gracchus. Als er in einer kleinen Denkpause seinen Blick über die unzähligen Papyrus- und Pergamentrollen, welche vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lagen, schweifen ließ, wurde ihm wieder einmal bewusst, dass ein flexibler Geist niemals ausgelernt hat. Trotz dessen, dass er bereits die zweite Prüfung des Cultus Deorum abgelegt hatte und trotz seiner doch mittlerweile nicht geringen Erfahrung stellte die Materie der Defixiones für ihn ein eher unbekanntes Gebiet dar, war dies doch etwas, was allgemeinhin weder vom Cultus Deorum gelehrt, noch überhaupt öffentlich praktiziert wurde. Glücklicherweise gab es trotz allem ausreichend theoretische Schriften zu diesem Bereich, und nachdem Gracchus dem Bibliothekar hinreichend versichert hatte, dass es um das Wohlergehen einer jungen Frau ging, und dass er sich nur soweit diesem Thema widmen wolle, als dass es für das Brechen eines bereits bestehenden Fluches notwendig war, war ihm der Freigelassene durchaus äußerst erfolgreich behilflich. Papyrus förderte mehr und mehr Schriften zutage, welche womöglich relevant sein konnten, je weiter er durch die Reihen der Bibliothek vordrang. Gracchus wusste bereits, mit welchem Wortlaut Staatsfeinde zu verfluchen waren, mit welchen Mitteln ein assyrischer Bann gelöst werden konnte, was hinsichtlich einer nicht erfüllten Devotio getan werden musste, oder auch wie die Götter im Falle des Verschluckens einer Fischgräte, was ebenfalls unter Fluchauswirkungen behandelt wurde, zu besänftigen waren. Hinsichtlich des Verfluchenden hatte er sich ebenso ein eine dünne Pergamentrolle über germanische Magiekunde eingelesen, doch es war ihm schleierhaft, wie ein einfacher Sklave wie Rutger zu einem solchen Zauber fähig sein sollte, wie er augenscheinlich über Arrecina lag. Womöglich hatte sich Aristides mit dem Germanen doch etwas ganz Besonderes eingefangen. Um so deplorabler war es, dass letztlich alle Hinweise darauf hindeuteten, dass der Germane den seinigen Göttern würde übergeben werden müssen, um seinen Einfluss von Aristides' Tochter zu lösen. Es war wahrlich deplorabel, denn der Sklave gefiel Gracchus zudem außerordentlich gut, und er hätte ihn gerne in der Villa gewusst, obwohl natürlich auch dies ein umöglicher Wunsch war, würde doch Aquilius sicherlich bald veranlassen, dass sein Sklave ihm folgte. Doch es war müßig darüber zu sinnieren, Gracchus nahm das nächste Pergament zur Hand und studierte den darauf beschriebenen Hinweis, wie sich nach einigen Zeilen herausstellte ein solcher, wie das Liebesband zwischen zwei Frischvermählten vom verschmähten Liebhaber gebrochen werden konnte. Vielleicht würde er in all diesen Schriften auch noch etwas Hilfreiches bezüglich seiner Gattin Antonia finden.


    Spät am Abend erst verließ Gracchus das Gebäude, um den Weg nach Hause anzutreten. Trotz der Sänfte und seiner durchaus kräftigen Sklaven befürchtete er an jeder Ecke Hexen, Zauberer und Fluchweiber, und er war froh, als er endlich die Villa Flavia erreichte. Sein Geist indes arbeitete noch immer und langsam stellte er einen Plan auf, wie die Bannung anzugehen sei.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

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