• Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Ahja, die Lex Mercatus, in der Tat... sinnierte Hungi. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Juristen dieses Gesetz aufgreifen und kommentieren und vor allem wie es sich dann in der Praxis auswirkt. Kurz dachte er über die Senatssitzung nach, in der über die Erweiterung debattiert wurde. Der Volkstribun war wohl etwas zu... hm, wie soll ich sagen... idealistisch an die Sache herangegangen.


    "Ich habe mich fast etwas gewundert. Das Gesetz kann frei ausgelegt jegliche Tätigkeit erlauben - außer vielleicht den Bergbau, den Geldverleih und den Handel. Aber sonst besteht ja fast alles aus landwirtschaftlichen Produkten."


    Juristische Dispute waren eine geliebte Beschäftigung des Tiberiers. Ihm kam allerdings, dass er sie in Zukunft kaum würde ausführen können - zumindest nicht am Kaiserhof!


    "Das kommt davon, wenn man einem Laien das Gesetzemachen überlässt."

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    Original von Manius Tiberius Durus
    "Ich habe mich fast etwas gewundert. Das Gesetz kann frei ausgelegt jegliche Tätigkeit erlauben - außer vielleicht den Bergbau, den Geldverleih und den Handel. Aber sonst besteht ja fast alles aus landwirtschaftlichen Produkten."
    "Das kommt davon, wenn man einem Laien das Gesetzemachen überlässt."


    Wie wahr, Tiberius, wie wahr... kommentierte er die Ausführungen seines Klienten, ließ dabei jedoch offen, was genau er kommentieren wollte. Hungi selber hatte aber an diesem Tag kaum Lust, eine juristische Grundsatzdiskussion zu führen, weswegen er das Thema wechselte.


    Sag, weißt du schon, was du jetzt nach dieser Amtszeit machen willst? Hungi schätzte ihn nicht so ein, daß Durus sich auf die faule Haut legen wollte und war gespannt auf dessen Antwort.

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    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Sag, weißt du schon, was du jetzt nach dieser Amtszeit machen willst? Hungi schätzte ihn nicht so ein, daß Durus sich auf die faule Haut legen wollte und war gespannt auf dessen Antwort.


    Durus registrierte den Themawechsel und stellte sich sofort darauf ein. Schade, aber der Patron bestimmte das Gespräch...


    "Oh, darüber wollte ich ohnehin mit Dir sprechen.
    Ich hörte, dass viele junge Männer beim Imperator um ein Militärtribunat ersucht haben, weshalb ich mich frage, ob es sinnvoll ist, einen solchen für manche notwendigen Posten durch meine Kandidatur zu besetzen. Obwohl es sicher nicht schädlich wäre, etwas militärische Erfahrung zu sammeln...


    Aber ich wollte Dich bitten, beim nächsten Conventus ein gutes Wort für mich einzulegen. Was aber wieder zu einem Problem führt."


    Er machte eine kurze Pause.


    "Als Senator ist eine Rückkehr zu meiner alten Beschäftigung mehr oder weniger unmöglich. Was denkst du? Wo gäbe es noch Tätigkeitsbereiche für mich?"


    Dass er eine neue, bezahlte Beschäftigung bitter nötig hatte, verschwieg er - nicht jeder musste wissen, dass das Ädilat ihn fast arm gemacht hatte...nunja, arm war vielleicht übertrieben...

  • Dem Vorbild des Aureliers folgte Marcus jedoch im Moment wohlweißlich nicht. Sicherlich hätte ihm unverwässerter Falerner sehr viel mehr gemundet, doch wußte er durchaus, daß er betrunken immer ungezügelter mit Wort und Tat wurde und seine Familie in eine schwere Blamage stürzen könnte. Das wollte er- so lange es ging- vermeiden, schließlich schien ihm das hier weniger wie ein ungezwungenes Treffen zu sein. An einer Ecke schnappte er Wortfetzen wie Patron und Conventus auf, an anderer Stelle schien über Gesetze und Politik diskutiert zu werden. Marcus war sehr froh, wohl den einzigen Patrizier und Gast im Raum gefunden zu haben, der nicht das Bedürfnis nach solchen Themen hatte. Marcus lächelte breit und leerte den verwässerten Falerner in einem Zug und ließ sich abermals Neuen einschenken. Marcus lachte leise und zuckte mit der Schulter.


    „Ob ich begnadet bin? Nun, das möchte ich lieber nicht sagen. Eher, daß ich ein passionierter Jäger bin. Wenngleich ich in den letzten Monaten, gar Jahren, kaum dazu gekommen bin. Ein Eber zu erjagen ist wahrlich eine Herausforderung. Aber die Königsdisziplin in der Jagd ist noch eine ganz andere…“


    Marcus grinste breit und beugte sich etwas vor.


    „…nämlich die Löwenjagd. Der Löwe ist wohl, neben dem Bären, einer der härtesten Gegner, den sich ein Jägersmann aussuchen kann. Besonders die Löwinnen. Kein Tier kann es mit den Weibchen dieser Gattung aufnehmen. Sie sind gewitzt, sie sind unberechenbar, stark und äußerst mutig. Aber das Jagen in Afrika oder Ägypten ist mit Sicherheit einer der größten Vergnügungen für einen Jäger. Aber wunderbar, dann sollten wir uns auf die Pirsch nach einem Eber machen. In einigen Tagen womöglich, wenn wir uns von dem Kater des heutigen Abend erholt haben?“


    Schon kam das Essen hinein, die Fleischgerichte. Marcus Augen leuchteten gut gelaunt auf, er lächelte der schwer schleppenden Sklavin freundlich zu, gedachte aber nicht im Entferntesten daran, selber einen Finger zu rühren. Stattdessen ließ er sich schnellstens einen Teller mit dem köstlichen Fleisch reichen, auch vom Wildschwein, und nahm einen Bissen davon. Wieder kommentierte er das leise mit einem: „Hmmm…!“ Während er kaute, sah sich Marcus suchend um. Keine Musikanten? Hatten die Claudier keine Haussklaven für so etwas. Etwas bedauernd zuckte er mit der Schulter.


    „Wann genau wird eigentlich die Einweihung des Amphitheaters sein?“

  • Tiberia Livia erwies sich nicht gerade als sehr gesprächig, weswegen sich Epicharis recht bald entschuldigte und vorgab, einen Momant an die frische Luft gehen zu müssen. Sie ließ sich eine Palla geben und ging die paar Schritte, es mussten etwa dreißig gewesen sein, bis sie in der Kühle des Peristyls stand. Sie dachte an die Gäste, die hier waren. Ob ihr Vater aus jenen, die anwesend waren, einen geeigneten herausfischen würde? Jemanden, mit dem sie einen Großteil ihres Lebens würde verbringen müssen? Purgitius Macer machte einen wirklich freundlichen Eindruck, doch er war kein patrizischer Senator. Würde ihr Vater ihn deshalb gedanklich von der Liste streichen? Auch Tiberius Durus war freundlich, unterhielt sich aber nicht mit ihr, sondern lieber über Politik. Aurelius Corvinus war, nun ja, Deandras Bruder gewesen, aber auch er war wirklich nett. Und dann war da noch der Flavier, der eine angenehme Art hatte und nicht dauernd von Politik und irgendwelchen Schlachten sprach. Epicharis seufzte vernehmlich und legte die Hände an den kalten Marmor einer Säule.


    Eine Sklavin erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei, was Epicharis nur nickend bestätigte, ehe sie die Sklavin wieder fortschickte. Alles was sie wollte war, einen Moment allein sein, dann würde sie den weiteren Verlauf des Banketts sicherlich gut überstehen können.


    Als erneut Schritte hinter ihr laut wurden, drehte sie sich nicht herum. Es musste ein Sklave sein, der sicherlich sprechen würde. Doch es war kein Sklave, sondern einer er Gäste...

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Oh, darüber wollte ich ohnehin mit Dir sprechen.
    Ich hörte, dass viele junge Männer beim Imperator um ein Militärtribunat ersucht haben, weshalb ich mich frage, ob es sinnvoll ist, einen solchen für manche notwendigen Posten durch meine Kandidatur zu besetzen. Obwohl es sicher nicht schädlich wäre, etwas militärische Erfahrung zu sammeln...
    Aber ich wollte Dich bitten, beim nächsten Conventus ein gutes Wort für mich einzulegen. Was aber wieder zu einem Problem führt."

    "Als Senator ist eine Rückkehr zu meiner alten Beschäftigung mehr oder weniger unmöglich. Was denkst du? Wo gäbe es noch Tätigkeitsbereiche für mich?"


    Hungi unterbrach seinen Klienten nicht, das wäre auch reichlich unhöflich gewesen, hatte er doch gerade vom Huhn in Honigkruste geben lassen, welches er genüsslich aß. Als der Tiberier endete, schluckte er hinunter, überlegte währenddessen, ließ sich aber Zeit mit dem Antworten.


    In der Tat, eine Absolvierung eines Militärtribunates ist derzeit ein großer Wunsch bei vielen jungen Männern. Bei Patriziern ist er zwar nicht Pflicht... aber ich kann versuchen, beim Kaiser mal nachzuhaken. Versprechen kann ich dir natürlich nichts, auch was deinen, durchaus berechtigten, Wunsch angeht, in den Stand eines Senators erhoben zu werden.


    Er gönnte sich eine kleine Pause, in welchem er einen Schluck Wein zu sich nahm. Ich denke aber, daß deine Chancen gut stehen. Was dein... Problem angeht... Hungi machte wieder eine kleine Pause. Eine Rückkehr an den Kaiserhof als Jurist wird dadurch eher ausgeschlossen sein, das ist richtig. Auch hast du sicher schon bemerkt, daß sich die juristische Betätigung als Senator, man könnte schon fast sagen abschließt. Ad hoc fiel Hungi auch nicht wirklich ein, was Durus machen könnte. Ich würde mich daher nicht so sehr auf den juristischen Bereich versteifen an deiner Stelle.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Hungi unterbrach seinen Klienten nicht, das wäre auch reichlich unhöflich gewesen, hatte er doch gerade vom Huhn in Honigkruste geben lassen, welches er genüsslich aß. Als der Tiberier endete, schluckte er hinunter, überlegte währenddessen, ließ sich aber Zeit mit dem Antworten.


    In der Tat, eine Absolvierung eines Militärtribunates ist derzeit ein großer Wunsch bei vielen jungen Männern. Bei Patriziern ist er zwar nicht Pflicht... aber ich kann versuchen, beim Kaiser mal nachzuhaken. Versprechen kann ich dir natürlich nichts, auch was deinen, durchaus berechtigten, Wunsch angeht, in den Stand eines Senators erhoben zu werden.


    Er gönnte sich eine kleine Pause, in welchem er einen Schluck Wein zu sich nahm. Ich denke aber, daß deine Chancen gut stehen. Was dein... Problem angeht... Hungi machte wieder eine kleine Pause. Eine Rückkehr an den Kaiserhof als Jurist wird dadurch eher ausgeschlossen sein, das ist richtig. Auch hast du sicher schon bemerkt, daß sich die juristische Betätigung als Senator, man könnte schon fast sagen abschließt. Ad hoc fiel Hungi auch nicht wirklich ein, was Durus machen könnte. Ich würde mich daher nicht so sehr auf den juristischen Bereich versteifen an deiner Stelle.


    Durus wollte seinen Patron nicht beim Essen stören, weshalb er beschloss, das Gespräch zum Ende zu bringen.


    "Das denke ich auch. Ich wäre Dir überaus dankbar, wenn du dich umhören würdest - deine Kontakte dürften weitreichender sein als die meinen."


    Er sah sich kurz um.


    "Aber ich werde nun Ausschau nach einem Platz halten - Vale!"


    Damit ging er davon und legte sich zu Aurelius Corvinus, den er ja kannte, und einem fremden Mann, da es offensichtlich keine Sitzordnung gab und die honorabelsten Plätze von wichtigeren Persönlichkeiten besetzt wurden.


    "Salvete!"


    Damit ließ er sich auftischen und aß ein wenig.

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    Original von Marcus Flavius Aristides
    .....


    Ich musste unweigerlich grinsen, als der Flavierseinen verdünnten Wein leerte und sich sogleich nachschenken ließ. Ich war immer noch bei meinem ersten Becher, er hingegen mindestens beim zweiten. Es war daher nicht vorauszusehen, wer von uns beiden schneller dem Alkohol erliegen würde. Die Gespräche um mich herum wären vermutlich gut gewesen, um Kontakte zu knüpfen, die dereinst wichtig sein konnten, doch in meiner momentanen Verfassung hätte ich vermutlich keinen sonderlich guten Gesprächspartner abgegeben, was gerade die Thematik der Politik und Senatsbeziehung betraf. Das war eine Crux, doch ich konnte mich nicht aufraffen und an eben jenen Gesprächen teilnehmen. Die Jagd war jedenfalls gerade weitaus interessanter.


    "Deinen Worten von eben nach zu urteilen, scheinst du beides zu sein: passioniert und begnadet."


    Ich grinste und prostete ihm zu. Aufmerksam lauschte ich der Erzählung, während ich genüsslich ein Stück des umschriebenen Schwarzwildes vertilgte. Aristides sprach von Löwen und Bären, die ich natürlich schon bei den ludi gesehen hatte, doch niemals auf freiem Gelände.


    "Es hätte durchaus seinen Reiz", entgegnete ich auf seinen Vorschlag hin.
    "Wenn es dir dein Dienst erlaubt, bin ich sehr gern mit von der Partie. Als duumvir kann ich meine Arbeitszeit gewiss besser einteilen als ein Soldat, daher richte ich mich gern nach dir. Schlage Ort und Zeit vor, und ich werde da sein.


    Claudia Epicharis erhob sich und verließ den Raum. Ob ihr nicht gut war? Doch mir bleib keine Zeit, um darüber nachzudenken, also wandte ich mich wieder dem Flavier zu, der mich eben etwas gefragt hatte, worauf ich ihm keine eindeutige Antwort geben konnte.
    "Das entscheidet sich bedauerlicherweise erst, wenn wir Rückmeldungen aus der Gladiatorenschule in Tarraco und von der germanischen Theatergruppe haben. Aber keine Angst, wir werden es groß ankündigen."


    Nun trat Tiberius Durus heran und nahm auf einer nahen Liege Platz, wo ich ihn mit einem Nicken grüßte.
    "Salve, Tiberius Durus. Das ist Flavius Aristides. Vielleicht kennt ihr euch ja schon?" stellte ich die beiden gegenseitig vor und warf einen munteren Blick in die Runde. Sollte ich gleich um ein Gespräch mit Vesuvianus bitten? Nein, das war unangebracht. Morgen, wenn die Gäste fort und der Kater gegangen war. Dann war die Zeit recht. Deandra sah ich immer noch nirgends.

  • Durus musterte den Fremden, der offensichtlich Flavius Aristides war. Er konnte sich erinnern, ihn schon irgendwo gesehen zu haben, aber wo war das nur gewesen....wahrscheinlich auf irgend einer Großfeier im Hause Flavia.


    "Salve!"


    begrüßte er den Soldaten, ohne zu wissen, dass dieser ein solcher war.
    Vorerst beschloss er, das Gespräch abzuwarten und sich zu gegebener Zeit einzuschalten.

  • „Also, ich schätze mal, den Ort schlägst besser Du als Ortskundiger vor!“


    Wann er sich die Zeit dafür nehmen konnte, darüber grübelte Marcus schon seit dem ersten Wort, was zur Jagd gesprochen wurde. Als centurio hatte er mit Sicherheit mehr Zeit übrig verglichen mit seiner Lage als optio. Mehr Zeit vielleicht doch wiederum nicht, aber mehr Möglichkeit sich die Zeit selber einzuteilen, soweit es der reguläre Dienst für seine Zenturie erlaubte. Morgens ganz früh oder in den Abendstunden war der günstige Zeitpunkt, wie Marcus immer wieder feststellen konnte. Für die Hirschjagd am frühen Morgen noch mehr. Das war schon immer der Makel an der Jagd gewesen, es widersprach seinem tief greifenden Schlafbedürfnis, doch in der legio hatte er sich schon mehr an das frühe Aufstehen oder das zu wenige Schlafen gewöhnt.


    „Hmm…wie wäre es mit nächsten Saturnie Dies? Also in sechs…nein sieben Tagen?“


    Daß mit der germanischen Theatergruppe- Germanen betrieben die Kunst des Theaters? Marcus war gelinde gesagt sehr erstaunt- begeisterte Marcus jetzt nicht so sonderlich, er pflegte während der Aufführung gerne sanft in seine eigene Vorstellung zu entschlummern. Doch das mit der Gladiatorenschule schien ihm deutlich spannender zu sein. Allerhand hatte man schon von den Kämpfen gehört, die von ihnen ausgerichtet wurden. Hatten sie nicht auch bei den vorletzten Tierhatzen sich daran beteiligt? Und auch die Einweihung in Hispania von irgend so einem Provinzhafen soll spektakulär gewesen sein. Aber in Rom war diese Tierhatz die letzten Spiele gewesen, die Marcus genießen konnte. Das mit den Löwen und den wilden Schwarzen…Marcus grinste immer noch bei der Vorstellung und den erschrockenen Sklaven, die vor Krokodilen und Löwen fliehen wollten. Oder dem Mann über dem Feuer…zu schade, dass er die letzten Spiele verpasst hatte…zu schade überhaupt, daß er nicht seinen ganzen Tag mit solchen Annehmlichkeiten verbringen konnte. Und wo Marcus schon an die Spiele dachte, schien der Aedil wie der Nachhall des donnernden Applauses des Theater der Flavier heranzunahen und sich zu ihnen Beiden zu gesellen. Marcus hob den Blick von den köstlichen Speisen und sah zu Tiberius Durus, nickte ihm mit einem jovialen und gut gelaunten Lächeln zu.


    „Salve, Tiberius Durus. Moment…Du bist doch der Aedil, stimmt das?“


    Marcus warf einen Blick in Richtung von Hannibal- dorthin, wo er ihn da letzte Mal sah, bevor er sich zu den Klinen begeben hatte. Doch entdecken konnte er ihn nicht. Schulter zuckend sah er zu dem tiberischen Patrizier.


    „Ich habe von Deinen Spielen gehört, sie sollen wirklich fulminant gewesen sein. Besonders die Seeschlacht soll ein unvergleichlicher Genuß gewesen sein. Es war zu schade, daß ich nicht in Rom sein konnte. Ich hätte sie mir gerne angesehen. Aber da gibt es etwas, was ich schon immer wissen wollte.“


    Marcus beugte sich etwas vor und sah Durus halb verschwörerisch, halb grinsend an- in der Erwartung ein großes Geheimnis gelüftet zu bekommen. Die Frage lag ihm auf der Zunge, aber auch noch ein anderes Bedürfnis, doch die Neugier war einfach zu groß, er musste sie noch stellen.


    „Weiß man als Veranstalter schon im Vornherein, wer gewinnen wird? Wer an jenem Tag sterben und wer überleben darf?“


    Lächelnd und erneut in einem Zug leerte Marcus den Becher, seufzte vernehmlich und fügte an.


    „Wenngleich ich der Antwort und der großen Wahrheit wohl noch etwas ausharren muss, aber ein menschlicher Ruf ereilt mich. Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet?“

  • Durus lächelte, als Aristides ihn auf seine Spiele ansprach. Natürlich hatten sie sich herumgesprochen, aber dass sie bis ins ferne Mantua gelangt waren, freute ihn doch ein wenig.


    "So ist es."


    bestätigte er die Frage. Dann beugte er sich dem Flavier entgegen. Erst wirkte sein Gesicht etwas überrascht, dann kehrte das Grinsen zurück. Die Frage nach der Abgesprochenheit - jaja, sie war natürlich für Außenstehende interessant...


    "Nunja, der Ausgang der Spiele wird von verschiedenen Faktoren bestimmt..."


    begann er gerade, als Aristides aufstand um ein Geschäft zu verrichten, weshalb er ihm kurz verwirrt nachsah und sich dann an Corvinus wandte.


    "Und, wie geht es eurer Stadt, Corvinus?"


    fragte er. Dass er Mantua als "ihre" Stadt bezeichnete, hing wohl damit zusammen, dass die Aurelier seit Menschengedenken in dem Provinznest lebten und die Tagespolitik bestimmten wie keine zweite Gens...außer vielleicht die Claudier!

  • Und so war es, Marcus hatte sich von der Kline hoch gequält- früher und vor seiner Zeit der legio und noch mit einigen Kilo mehr auf den Rippen als an jenem Abend wäre ihm das wahrlich sehr viel schwerer gefallen. Der Abtritt war mehr oder minder schnell gefunden und nach recht kurzer Zeit schritt Marcus durch die Gänge der villa Claudia wieder in Richtung des triclinum zurück. Neugierig besah sich Marcus das luxeriöse Innendekor der villa, den Stil der Claudier erforschend, und vor dem Bildnis eines Ahnen dieser patrizischen Gens blieb er einige Herzschläge lang stehen. Seine Mutter pflegte stets zu betonen, daß die Claudier die gefährliche Tendenz des Wahnsinns in ihrem Blut hatten und der Dekadenz. Letzteres war für Marcus weniger ein Manko, sondern eher ein sympathischer Zug, Marcus liebte den Prunk und den Luxus, den viele als Niedergang römischer Tradition erachteten. Mit einem Schulterzucken wandte sich Marcus von der Büste ab, ging weiter und stockte als er einen Gang links und zur anderen Seite ausmachen konnte. Von irgendwo drang doch das Stimmenmeer her, doch genau wo, wußte Marcus nicht mehr. Er nahm wahllos einen Gang und schritt in der jungen und kühlen Nacht an einigen Türen vorbei.


    Ein kühler Wind streifte seine Wangen und Säulen tauchten den Gang in ein Spiel zwischen Licht und Schatten. Marcus betrachtete die dunklen Konturen der Gartensträucher, konnte vom Innengarten doch wenig erahnen. Wie der Nordstern leuchtete am Ende des Ganges die Lichter des triclinum auf, die Stimmen der Gäste waren nun deutlicher zu vernehmen als er einer weiteren Gestalt im peristylium gewahr wurde. So still und stumm wie die Frau- Marcus erkannte sie im Moment nicht- dort stand, schien sie nicht gestört werden zu wollen. Darum wollte Marcus schon an ihr vorbeigehen und sich wieder der doch angenehmen Unterhaltung mit den beiden anderen Patriziern widmen. Doch gerade da wandte sich die Frau um, Marcus erkannte in ihr die Tochter des Gastgebers. Es wäre jetzt auch unhöflich gewesen, stumm und wortlos an ihr vorbei zu gehen. Marcus verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, setzte die Miene auf, die man von ihm als ‚höflichen Patrizier’ erwartete und neigte vornehm-zurückhaltend den Kopf.


    „Du suchst die Stille der Abgeschiedenheit?“


    Marcus trat an ihre Seite und sah in die Dunkelheit, was nur durch das vage Sternenlicht unterbrochen wurde. Und er fühlte sich bereits im Zugzwang etwas Gebildetes von sich zu geben. Wie sehr er das Gefühl doch haßte, denn dann rieselte ihm ein unangenehme Gefühl über seinen Rücken. Doch er bemühte sich das nicht anmerken zu lassen, hielt sich aufrecht und betrachtete Epicharis Profil.


    „Es ist nicht verwunderlich, daß Dein Vater stolz heute seine Tochter vorgestellt hat, wenn ich das anmerken darf. Fürwahr, auf eine so bildschöne Tochter kann man besonders stolz sein.“


    Das erinnerte ihn natürlich an Arrecina und ein düsterer Schatten glitt über seine Gesichtszüge und er sah schnell in den dunklen Garten. Er hatte immer noch nichts von Gracchus erfahren, wie der Exorzismus verlaufen ist und ob seine Tochter geheilt war. Die Sorge nagte ständig an ihm, wenn er sie im Alltag doch zu unterdrücken wußte. Mit einem andeutungsweisen Lächeln sah er wieder zu Epicharis.


    „Störe ich?“

  • Fröstelnd zog Epicharis die Palla um die Schultern. Sie erschien ihr nun, da sie wahrhaftig gebraucht wurde, doch um etwas zu dünn, um richtig wärmen zu können. Wenigstens hielt sie den leichten Wind ab, der gelegentlich um die bauchigen Säulen strich und den Gang in einen gespenstischen Ort verwandelte. Die Schritte hinter ihr verklangen für einen kurzen Moment, und da keine Aufforderung erklang, der Höflichkeit stattzugeben und wieder herein zu kommen, wandte sie sich um, denn ein Sklave konnte es demnach nicht sein. Wen sie erspähte, war Flavius Aristides, der sie in diesem Moment anlächelte und die Hände auf dem Rücken verschränkte. Diese Geste hatte sie auch bei Aurelius Corvinus schon oft beobachtet, und auch ihr Vater legte die Arme zurück, wenn er keine Verwendung für sie hatte. Epicharis wirkte überrascht und war es auch, deswegen dauerte ihr Zurücklächeln auch einen Moment länger, fiel dafür aber umso erleichterter aus. Auf seine Frage antwortete sie nicht gleich, sondern beobachtete das Spiel der Schatten auf der linken Seite seines Gesichts, verursacht durch raschelnte Blätter, die sich im sachten Wind wogen, und das vage Licht, das durch sie hindurchfiel. Von dem Drang in seinem Inneren bemerkte sie natürlich nichts. Als sie merkte, das er sie nun ebenfalls musterte, sah sie schnell wieder in die Abgeschiedenheit des dunklen, cclaudischen Gartens.


    "Ich suchte einen Moment der Besinnung", sagte Epicharis schließlich leise, denn die Atmosphäre schien ihr dem angemessener zu sein, als der normale Gesprächston. Sie fragte sich, warum er das wissen wollte und warum er überhaupt hier war und sie davon abhielt, sich weiterhin Gedanken über die patrizische Männerwelt um ihre Folgen zu machen, musste sich aber eingestehen, dass es eine ganz willkommene Ablenkung war, eigentlich. Sein Kompliment ließ sie ihn verlegen anlächeln. Hier waren sie allein, zumindest für den Moment, also war er eigentlich nicht gewzungen, sie weiterhin mit Komplimenten zu überhäufen, wie es der patrizische Anstand in Gesellschaft hingegen verlangen mochte. Dass er es trotzdem tat, verwunderte sie zugegebenermaßen, daher war die Verlegenheit echt, die er sehen konnte. Auf seine Frage hin schüttelte sie kurz den Kopf.


    "Nein, du störst nicht. Ich wollte lediglich einen Moment frische Luft schnappen. Die vielen Gespräche im Raum lassen die Luft flirren, da ist es gut, dem eine Weile zu entfliehen", erklärte sie, ließ jedoch weg, dass die wenigstens Gesprächsthemen sie sonderlich interessierten. Wenn es nicht um Politik ging, so ging es um Ansehen und Macht, hinter vorgehaltener Hand zumindest, und die zwei weiblichen Gäste außer Epicharis schienen nicht gerade interessiert an Themen, die das Interesse der Claudierin geweckt hätten. Tiberia Livia erschien ihr langweilig - um so vieles langweiliger als Tiberia Albina! - und Deandra wirkte seit einigen Tagen wie ausgewechselt. Epicharis war einfach nach etwas Abwechslung, und da sie die nicht bekommen konnte, verbrachte sie einen Augenblick an der frischen Luft, damit diese ihren Geist wiedererwecken und für die nächsten Stunden aufbauen konnte. Dass Aristides allerdings beinahe die gleichen Gedanken wie sie hegte, darauf wäre sie im Traume nicht gekommen.


    "Und warum bist du nicht bei den anderen und genießt Essen und Wein? Fällt denn meine Absentia schon auf?" erkundigte sie sich und wandte sich um, um über die Schulter einen prüfenden Blick in Richtung des hell erleuchteten Festraumes zu werfen. Nein, sie und der Flavier waren die einzigen, die nicht anwesend waren, vermutete Epicharis. Eine Vermutung keimte in ihr auf. Vielleicht hatte ihr Vater ihn ja geschickt? Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu.

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Also, ich schätze mal, den Ort schlägst besser Du als Ortskundiger vor!“
    ...
    „Hmm…wie wäre es mit nächsten Saturnie Dies? Also in sechs…nein sieben Tagen?“


    An einem Stück Wildschwein kauend überlegte ich, wo man der Jagd am besten nachgehen konnte. Auf Anhieb fiel mir da nur der Wald südwestlich des castellum ein, in dem es Schwarz- wie Rotwild zu erlegen gab. Im Norden der Wald war eher eine Ansammlung von Bäumen denn ein Wald, der erlegenswertes Wild beherbergte.


    "In Ordnung, dann werde ich zwei Stunden vor Sonnenaufgang am castellum sein. Ich habe ein Stück Wald im Hinterkopf, in welchem es Eber und Rehe gibt und das nicht allzu weit entfernt liegt", erwiderte ich mit nun leerem Mund. Nach dieser Absprache hatte ich einen Moment Zeit, mir Huhn und Fisch nachlegen zu lassen und jenes zu verspeisen, währen Tiberius Durus und Arisitides sich über die Spiele unterhielten. Auch mir war es nicht möglich gewesen, in Rom zu weilen und sie mir zu Gemüte zu führen. Aber das mochte sich ändern, wenn die nächsten ludi anstanden. Schließlich unterbrach Aristides die Unterhaltung, da sich ein wichtiges Bedürfnis nicht aufschieben lassen wollte. Ich nickte ih zu und blickte ihm kurz nach, ehe Durus mich in ein Gespräch verwickeln wollte. Die Frage war banal und resultierte vermutlich nur aus Höflichkeit heraus. Dennoch ging ich darauf ein, auch wenn ich es leicht missbilligte, dass man Mantua als "unsere Stadt" bezeichnete.


    "Mantua geht es gut. Derzeit wird viel gebaut und die Wirtschaft floriert. Es ging also schon einmal schlechter, aber ich bin sicher, dass es auch besser gehen könnte", gab ich daher zurück und zwinkerte Durus zu.
    "Und was planst du nun, nach deinem Aedilat?"

  • Durus nickte. Etwas anderes als gute Neuigkeiten hatte er von der Provinzstadt auch nicht erwartet. Er selbst wusste ja, dass die Wirtschaft im ganzen Reich florierte. Also wohl auch in Italia.


    Die Frage jedoch war eine, die er in letzter Zeit allzu oft hörte, aber nie eine befriedigende Antwort geben konnte. Schließlich wusste er es selbst nicht! Gerade noch mit seinem Patron...


    "Ich bin ein wenig unsicher. Zum einen erhoffe ich eine Erhebung in den Senatorenstand, zum anderen kann ich aber nicht genau sagen, was ich dann tun will. Meine bisherige Tätigkeit wäre unstandesgemäß, so viel steht fest.
    Ich wollte auch mein Militärtribunat nachholen, was aber dank des großen Andrangs eher unwahrscheinlich erscheint. Ich denke, vorerst werde ich möglicherweise auch von meinen Landgütern leben und sehen, welche Stellen frei sind. Im Cursus Honorum habe ich ja ohnehin eine Pause einzuhalten."


    Er nahm sich etwas vom Essen.


    "Aber wie ist es mit dir? Wird man dich in Zukunft auch ein wenig mehr in Roma auf den Rednertribünen, die die Welt bedeuten, antreffen?"

  • Es war der erste Satz, der die Worte des Aureliers zu bestätigen schien, wenn Marcus auch etwas Mühe hatte ihre leisen gesprochenen Worte gänzlich zu verstehen. Ich suchte einen Moment der Besinnung. Ein solcher Ausspruch hätte von einem der gebildeten Flavier kommen können, die die Ruhe für dem Lauschen ihrer eigenen Gedanken suchten. Marcus hatte selten das Bedürfnis alleine zu sein, im Gegenteil. Zuviel Nachdenken, dieser Meinung war er schon länger, tat einem Mann nicht allzu gut. Grübeln war der Keim des Unglücks und Marcus grübelte nur sehr selten. Seine Augenbrauen zuckten leicht bei dieser schnellen Überlegung und er spähte in den dunklen Garten, konnte jedoch nichts erblicken, was die Aufmerksamkeit von Epicharis zu fesseln schien. Mit den Händen hinter dem Rücken dachte Marcus einige Herzschläge über jenes Rätsel nach, wie die Gespräche einen Raum zum flirren bringen konnte. Es musste wohl jedoch eine weitere Ausdrucksweise von einer gebildeten Frau sein, derer Gedankengänge Marcus schwerlich und wohl nie verfolgen konnte. So ließ er es schnell wieder. Absentia? Was sie wohl damit sagen wollte? Marcus hatte nicht die geringste Ahnung, versuchte jedoch sich nicht anmerken zu lassen. Vielleicht war das auch eine Krankheit. Marcus musterte sie schnell, bis auf ihre Blässe, sah sie nicht sonderlich krank aus. Und die Blässe kam sicherlich vom vielen Stuben hocken, was alle gebildeten Menschen gemein zu haben schienen.


    „Eigentlich wollte ich nur ein paar Schritte mich bewegen ehe es richtig zum Fleischgang geht.“


    Bewußt eine Lüge wollte Marcus nicht aussprechen, es war mehr eine Ausflucht. Schließlich hatte er zwar keine Probleme seine wahren Gründe für den kleinen Abstecher im hinteren Teil der Villa einem Mann zu offenbaren, aber bei Frauen hatte er durchaus Hemmungen. Das war alles nichts für die empfindsamen Frauenohren bestimmt. Seine anfängliche schlechte Laune war auch mittlerweile dahin, die Aussicht auf eine feudale Jagd in einigen Tagen beflügelte ihn sogar. Als er zu ihr sah, blinzelte er einen Herzschlag verblüfft. Warum sah sie ihn so seltsam an? Ahnte sie etwas von seinem kleinen, doch recht harmlosen, Schwindel? Hoffentlich nicht. Aber es war wohl an der Zeit wieder etwas von sich zu geben. Und nun? Marcus hatte keinen blassen Schimmer, was er mit der jungen Frau bereden wollte. Der Druck, kluge und hochtrabende Worte von sich geben zu müssen, hemmte ihn derart, daß ihm keine passenden Worte auf die Zunge kamen. Schweigend blieb er einige Zeit stehen ehe er sich einen Ruck gab.


    „Nun, mir erschienen die Worte Deines Vaters eingangs doch noch zu mysteriös. Ich meine diejenigen, die den Grund der Feier verraten sollten. Ist heute ein besonderer Familientag oder bist Du gerade aus der Fremde nach Mantua zurückgekehrt, was Dein Vater gerne feiern möchte?“


    Die toga lag schwer auf seinen Schultern, er hatte das Kleidungsstück schon immer gehasst. Unpraktisch, unbequem und lästig war die toga, wenngleich er auch wußte, dass sie ihm eine würdevollere Erscheinung verlieh. Und trotz der kühlen Brise schien sie ihm viel zu warm zu sein. Doch Epicharis, so wie sie die palla um ihre Schultern gezogen hielt, schien es zu kalt zu sein. Schön war sie wirklich, aber Marcus merkte schnell, sie war ihm zu blass, nicht der Typus von Frau, die ihn betören konnte. Aber in diesen Bereich fielen sehr viele Frauen, Marcus hatte durchaus ein eingeschränktes Beuteschema.


    „Dir ist kalt, kann das sein? Gehen wir doch vielleicht lieber wieder hinein oder geht es Dir immer noch nicht gut?“


  • Noch bevor ihm Quarto antwortete bewegten sich auch die letzten Gäste in Richtung Speisesofas. Macer und Quarto suchten sich ebenfalls einen Platz und nachdem der erste Gang eher im Smalltalk mit anderen Liegenachbarn verlaufen war, versuchte Macer das Gespräch noch einmal in Gang zu bringen.


    "Wirst du dir länger Zeit für einen Aufenthalt hier in Oberitalien nehmen können, oder wirst du schon bald in Rom zurück erwartet?", fragte er Quarto.

  • Von der Verwirrung im Inneren des Mannes zu ihrer Rechten bekam Epicharis nichts mit, denn er verbarg diese innersten Gedanken recht gut. Seinen vorgeschobenen Grund, sich vor dem rechten Essen bewegen zu müssen, konnte sie nicht gänzlich für voll nehmen, immerhin waren vermutlich ausnahmslos alle patrizischen Männer schweres Essen gewohnt. Sogar ihr Vater, der ja ebenfalls Soldat war. Wenn Epicharis nur gewusst hätte, dass Aristides weniger Wert auf eine behende und gepflegte Ausdrucksweise legte und den normalen Umgangston mehr schätzte als kluge Worte und verschachtelte Sätze! Sie wäre vermutlich sehr viel ungewzungener gewesen und hätte freier sprechen können. Doch so überlegte sie vor jedem Wort, was sie sagte, dachte stets an die gute Etikette und höfliche Antworten, wie es sich nun einmal in Gesellschaft gehörte, wie sie es aber nicht unbedingt immer gut hieß. So auch jetzt. Was hätte sie darum gegeben, sich einfach zurückziehen zu können und mit ihrer Leibsklavin zu reden. Doch wollte sie Gäste ihres Vaters nicht vor den Kopf stoßen, und der Flavier schien ihr zudem nett zu sein. Andere wären vermutlich nicht hier hinaus gekommen, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.


    Eigentlich war ihr wirklich kalt, aber hineingehen wollte sie auch nocht nicht, sodass sie Aristides kurz anlächelte und dann den Kopf mit der wohlgeschmückten Haarpracht sanft schüttelte.
    "Es ist zwar kühl, aber gerade das erfrischt", entgegnete sie also und musterte ihn erneut. Die Fackeln, die jede vierte Säule schmückten, zeichneten die Schatten auf seinem Gesicht mal tiefer, mal flacher, sodass man den Eindruck hatte, Aristides alterte schnell, um gleich darauf wieder jung zu wirken. Das Schattenspiel, das sich ebenfalls in ihren eigenen Augen widerspiegelte, faszinierte sie, doch als Epicharis merkte, dass man ihren Blcik auf falsch oder unhöflich deuten konnte, blickte sie rasch auf ihre Hände, welche die Palla zusammenhielten.


    "Deine Vermutung stimmt. Ich war lange Zeit in Tarraco. Meine Tante, Sagitta, war krank und ich pflegte sie, in der Hoffnung, sie möge gesunden. Aber sie tat es nicht und verstarb im Zuge ihrer Krankheit. Mein Vater gibt dieses Bankett meiner Rückkehr zu Ehren und um den Weg meiner Zukunft zu ebnen", erklärte Epicharis und blickte ihren Gesprächspartner nun wieder unverwandt mit leicht geneigtem Kopf an. Sicher würde er die Anspielung auf die Zukunft verstehen. Immerhin war sie im heiratsfähigen Alter und geladen waren ausschließlich für eine Heirat infragekommende Patrizier oder ehrbare Senatoren. Epicharis dachte an Tarraco, das warme, spanische Meer und die Mentalität der Menschen dort, und ganz unwillkürlich zeichnete sich ein warmes Lächeln ab und sie war wieder besserer Dinge.


    "Dienst du in der Einheit meines Vaters?" fragte sie Aristides interessiert. Vesuvianus erzählte so gut wie niemanls von der Legion. Vielleicht war dies die Möglichkeit, etwas zu erfahren und sich gleichzeitig nett zu unterhalten.

  • Für Marcus gab es einige feststehende Grundsätze, was Frauen anbelangte. Unter anderem: Frauen sind launische Geschöpfe, dabei doch die reizendsten Wesen der Welt, dennoch hatten sie seltsame Angewohnheiten. Wenn sie etwas meinten, so behaupteten sie das Gegenteil von ihren Wünschen und Verlangen. So kam es Marcus in diesem Momente vor, meinte er doch eine feine Gänsehaut ob der Kälte auf Epicharis Haut erkennen zu können. Doch in einem musste Marcus ihr Recht geben, die frische Luft tat gut und belüftete sogar ein wenig den Raum unter seiner unbequemen toga. Wie sehr er doch seinen Vetter Gracchus beneidete, der die toga mit einer Selbstverständlichkeit trug als ob er damit geboren wurde. Scheinbar nachdenklich- eigentlich dachte Marcus in jenen Herzschlägen gar nicht, sondern betrachtete nur still den tiefschwarzen Garten, der sich vor seinen Füßen ausbreitete- neigte er den Kopf ein wenig zur Seite, spürte dann jedoch den Blick von der jungen Frau an seiner Seite auf sich ruhen. Sein Kopf wandte sich ein wenig zu ihr, doch in jenem Moment sah sie schon wieder weg. Vielleicht hatte er sich aber auch nur getäuscht. Mit der üblichen wachsenden Verlegenheit, wenn man als Unbeteiligter vom Tod eins nahen Verwandten des Gesprächspartners erfuhr, vernahm Marcus von dem Dahinscheiden ihrer Tante, grübelte schon über eine passende Antwort.


    „Das tut mir Leid…“


    Die übliche Frage: Standest Du ihr sehr nahe?, lag ihm bereits auf der Zunge. Doch er war froh, daß er sie nicht mehr aussprechen konnte. Daß Epicharis von sich aus die Materie von solchen bedrückenden- wenngleich sie ihm nicht nahe gingen- Nachrichten wechselte und sich wieder harmloseren Gesprächsstofff widmete. Marcus atmete tief ein und schüttelte andeutungsweise den Kopf.


    „Nein, nicht direkt. Wir dienen zwar in der gleichen legio, doch sind wir unterschiedlichen cohortes, also unterschiedlichen Einheiten, zugeteilt. Um genau zu sein, habe ich doch eher weniger mit Deinem Vater zu tun, seit Monaten das erste Mal erneut auf der Schulung in der legio mit der Thematik der Belagerungstürme…aber ich will Dich nicht damit langweilen…“


    Mit etwas, was Marcus selber ein Graus war, Theorie und Schulungen lagen ihm überhaupt nicht. Nicht umsonst hatte er schon seit seiner Kindheit versucht jegliche Unterrichtsbemühungen durch griechische Lehrer zu umgehen. Auch wollte er nicht gleich damit herausrücken, dass die Anfänge mit Epicharis Vater nicht gerade goldig und glorreich waren, es mehr zu Missverständnissen und Reibereien kam. Doch letztlich hatten sich die Wogen in der Führungsebene- zu der sich Marcus freilich nicht dazu zählte- wieder geglättet, wie es ihm schien. Marcus lächelte ein wenig und sah in Richtung des triclinum. Wehe, sie räumten das ganze gute Essen schon ab, während er sich hier unterhielt! Mit einem wehmütigen Lächeln- ob dieser Gefahr- wandte er sich an Epicharis und schnitt ein gänzlich anderes Sujet an.


    „Wenn ich vielleicht eine eher persönlichere Frage stellen dürfte? Wie ist es für eine Tochter, wenn sein Vater in der legio dient? Ich meine, nun…ich frage das nicht ganz ohne Hintergedanken. Ich habe ebenfalls eine Tochter und ich habe das Gefühl, sie scheint darunter zu leiden. Ich meine…verzeih, aber wie war es für Dich?“


    Seine Augenbrauen wölbten sich ein wenig nach oben, fragend und mit der Hoffnung eine erträgliche Antwort zu erhalten. Um das Befinden seines Sohnes machte sich Marcus weitaus weniger Gedanken, er war ein Junge und mußte nun mal lernen, daß das Leben nicht nur aus Annehmlichkeiten und Leichtigkeit bestand, daß Widrigkeiten einen Jungen nur noch mehr formen würde- so weit die Theorie, Marcus hatte bis ins hohe Alter nur die genussvollen Seiten des Lebens erfahren. Wenn er die Erfahrung, keinen Vater zu haben, genauso teilte, vielleicht noch viel schmerzhafter, da seiner schon vor seiner Geburt verstorben war. Aber um seine sensible Tochter sorgte sich Marcus sehr viel mehr, besonders natürlich in jenen Tagen.

  • Spät aber doch traf auch Marcellus am Bankett seiner Gens ein und sah sich um. Es waren wirklich sehr viele Gäste geladen und man konnte bereits auf den ersten Blick erkennen, dass alles von einem gewissen Rang und Namen war. Auch wenn es wirklich anstrengend war, nach den Amtsgeschäften und Terminen in Rom, direkt mit dem Reisewagen nach Mantua zu kommen, war er froh, diese Veranstaltung nicht verpasst zu haben. Langsam mischte er sich unter die Gäste und suchte nach bekannten Gesichtern.

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