Cubiculum l Flavia Calpurnia

  • Schnell war ein gemütliches und sehr geschmackvoll eingerichtetes Zimmer gefunden. Das große Bett lud zu einem entspannenden Schläfchen ein. Mir war immer noch etwas kalt und müde war ich obendrein. Daher ließ ich von Rebecca nur das nötigste an auspacken. Als sie mir aus den Kleidern und in meine leichte, schneeweisse Schlaftunika geholfen hatte, legte ich mich hin. Fast auf der Stelle versank ich in Morpheus Arme.

  • Merkwürdig friedlich war sie nach diesem Gespräch mit ihrem Onkel Felix. Diese römische Hexe war unberechenbar.
    Sie war versorgt, doch was war mit mir? Ich hatte Hunger und etwas Schlaf konnte auch nicht schaden. Vorsichtig und leise verließ ich ihr Zimmer. Jetzt suchte ich einen Sklaven der mir helfen konnte.

  • Mißmutig trollte sich Daphnus durch die weitläufigen Gänge der Villa.Er hatte keinen Blick für die Ausstattung der Villa,die sich im Kunstgewerblichen entfaltete,in der Reproduktion des vielfach Reproduzierten,perfekt,aber seelenlos,in nuce in sich tragend bereits den faulenden Keim kommenden Verfalls,trägt doch nur die reine Kunst die Fackel des Fortschritts kraftvoll im nervigen Arm...
    Nun,Daphnus beschwerte sich nicht mit solch tiefgründigen Reflexionen...Sein erfahrener Blick registrierte vielmehr die peinliche Sauberkeit des Ambientes,sicherlich nicht das Werk von müßigen Peripatetikern,sondern von emsigen Haussklaven,die die allzeit gastfreundlich geöffnete Türe eines gut bestückten Ergastulums vor Augen hatten...
    Wie dem auch sei,Daphnus knurrte der Magen,und er war auf der Suche nach der Küche der Villa,und er hoffte insbesondere beim weiblichen Küchenpersonale mit einigen freundlichen Worten auf ein offenes Ohr und ebenso geöffneter Speisekammer zu treffen....

  • Fragend stand ich auf dem Flur. Noch nie war ich in einem Haus von solch beachtlicher Größe. Wo sollte ich schlafen, wo essen und wo mich pflegen? Niemand war da, der mir diese Fragen beantworten konnte. Bis dieser hübsche junge Mann mit dem Blumenkranz um den Hals, wie aus dem Nichts auftauchte.


    "Salve, mein Name ist Rebecca. Ich bin neu in dieser Villa. Kannst Du mri helfen? Ich suche die Sklavenunterkunft ... und etwas zu essen."


    Froh endlich jemanden gefunden zu haben, den ich fragen konnte, lächelte ich ihn freundlich an.

  • Daphnus' sinnlichen Lippen entschlüpfte ein Pfiff der Anerkennung-das weibliche Dienstpersonal gehörte ohne Zweifel zu den Aktivposten der Villa Flavia Felix.Der Mißmut,der sich um sein Haupt gelegt hatte wie eine Gewitterwolke,nachdem ihm klar geworden war,daß wieder einmal eine Frau zwischen ihm und seinem Ideal eines Lebens als gelassen-kontemplativen Peripatetikers getreten war,und diese Frau als Domina fatalerweise ein gewichtiges Wörtchen in dieser Hinsicht mitzureden hatte,diese Gewitterwolke löste sich spurlos auf wie an einem heißen Augusttage über den Albaner Bergen.
    Freundlich sprach er."Salve,mein Name ist Daphnus,ich bin der neue Sklave der Domina Flavia Leontia"
    Nachdenklich musterte er das Mädchen,und weil er es ebenso wie die kleine Schwarze,die ihn zur Domina geführt hatte,als Kammerkätzchen einordnete,fragte er die Conserva:"Du suchst die Sklavenunterkunft,schläfst du nicht des Nachts in Rufweite deiner Herrschaft?"

  • Daphnus brachte mich nun etwas in Verlegenheit. Bisher hatte ich immer in der Nähe meiner Domina geschlafen. Meinstens im Zimmer neben an. Doch wir waren meist zu Gast oder in Gasthöfen gewesen. Nie war ich bisher bei ihr zu Hause gewesen. Zugegeben, sie hatte mich erst vor kurzem gekauft.


    "So lange bin ich noch nicht in den Diensten von Flavia Calpurnia. Wir waren fast nur auf Reisen und da schlief ich immer in ihrer Nähe. Hier, so dachte ich, wäre das etwas anders?".


    Verlegen schaute ich auf den Boden. Er gefiel mir, der Mann mit den Blumen um den Hals. Obwohl ich den Verdacht hege, das er sich nicht in eine Frau verlieben kann. Dafür sprachen die Blumen, die zwar hübsch waren, aber mich etwas irritierten.

  • Für einen Augenblick war Daphnus versucht,dem Mädchen über sein hübsches,unschuldiges Köpfchen zu streicheln.Er unterließ es aber,hob den rechten Zeigefinger,und richtete eindringliche Worte an dieses,Worte,die satt und fett waren von all den Erfahrungen eines langen,langen Sklavenlebens:
    "Rebecca,Rebecca,seit wann haben Sklaven selbstständig zu denken,insbesondere was ihre Dienstpflichten gegenüber ihrer Herrschaft angeht:Stell dir vor,Deine Herrschaft möchte sich des Nachts an einigen Trauben erquicken,oder das Nachtgeschirr soll bereit gehalten werden.Eine biegsame Rute wird einem solchen Wunsche oft Nachdruck verleihen,wenn der Sklave allzu großen Wert auf Distanz legt, um ungestört in Morpheus' Armen zu schlummern"
    Daphnus schüttelte betrübt seinen Kopf,daß sein weiches,blondes Haar seine Wangen liebkoste...

  • Wie recht er hatte. Eine dumme Idee von mir, mich nach einem Nachtlager umzusehen.



    "Du hast natürlich Recht. Gerade meine Domina ist in dieser Hinsicht unnachsichtig. Und wenn sie keinen findet, der mich straft, tut sie es selbst und wie das ist weis ich! Sie ist darin gnadenlos!".


    Fast war ich versucht Daphnus mein Hinterteil zu zeigen. Sicher dürften die Spuren der letzten Züchtigung, durch meine Domina persönlich, noch deutlich zu sehen sein. Aber der Anstand verbot es mir.

  • "Also,Rebecca,hurtig...eile zu Deiner Herrschaft und frag sie,ob du die Sklavenunterkunft aufzusuchen hast oder nicht"....Daphnus blickte die Sklavin nachdenklich an,sie wirkte tatsächlich recht unerfahren.Deswegen,und nur deswegen fügte er hinzu: "Aber wenn sie bereits schlafen sollte,dann weck sie nicht auf,um der Götter willen...
    Mißtrauisch blickte Daphnus den Flur auf und ab,er hatte mit Rebecca schon mächtig viel Zeit verplaudert....hoffentlich waren sie unbeobachtet....das wäre ja ein schöner Einstand für ihn,wenn man seiner Herrin melden müßte,daß er eine Sklavin von ihren Pflichten abgehalten hätte,obwohl,und Daphnus kniff ein Auge zusammen,vielleicht wär seiner Domina solche Nachricht gar nicht so unwillkommen-unwillkürlich fuhr Daphnus' rechte Hand seinen Rücken hinab....
    "Nun,Rebecca,ich warte jetzt einige Augenblicke hier,im Schlagschatten dieses Hermenpilasters,vielleicht kommst du ja gleich zurück....aber jetzt...husch...zu deiner Herrschaft!"

  • Verlegen schaute ich auf den Boden. Schnell begab ich mir wieder in das Cubiculum meiner Domina. Zusammen gerollt wie eine Katze, schlief sie. Wie schön sie im Schlaf ist, wie ebenmässig und sanft ihre Züge sind. Wer kann bei diesem Anblick ahnen, zu was sie fähig ist, wenn sie wach ist? Wenn ihre großen dunklen Augen Haß und Verachtung ausdrücken.
    Daphnus hatte recht. Ich blieb besser hier. Zu was sie fähig ist, habe ich schon an mir selbst erlebt. In rufweite legte ich mich auf den Boden. Kalt war es hier nicht. Also erlaubte ich mir, mich hinzulegen und etwas zu schlafen. Vielleicht vergaß ich den Hunger und den Durst etwas.

  • In diesem herrlichen Bett hatte ich wirklich sehr gut geschlafen. Ausgeruht setze ich mich auf. Es schien Tag zu sein. Ob es immer noch der selbe Tag war oder ob eine Nacht dazwischen gelegen hatte, wusste ich nicht. Es war mir auch egal.


    Jetzt konnte ich ein Bad vertragen.


    "REBECCA!".


    Wo steckte die dumme Gans schon wieder?

  • Lange geschlafen hatte ich nicht, dafür durfte ich sie ins Bad begleiten. Wie immer verbrachten wir dort Stunden. Baden, waschen, massieren, Mani- und Pediküre. Anschliessend einölen mit ihrem Lieblingsduftöl. Immerhin hatte ich dort Gelegenheit etwas zu essen und zu trinken. Meine Domina war so gnädig mir dies zugestatten, während sie im heißen Wasser entsprannte.


    Jetzt stand sie vor mir wir die Götter sie schufen. Immer noch eine schöne Frau. Obwohl sie ein Kind bekommen hatte, hat ihre Figur darunter nicht gelitten.
    Nur kurz stand sie vor ihrer Kleidung und wählte schnell, doch mit bedacht. Einen eleganten blauen Seidentraum als Tunika, leichte Sandalen in der gleichen Farbe, ein leichtes Cap. Daui dezenten Schmuck für den Hals und die beiden Arme, aber keinen einzigen Ring.


    Nun nahm sie Platz, um sich von mir frisieren und schminken zu lassen.

  • Nach dieser elend langen Reise fühle ich mich zum erstenmal wieder als Mensch. So gefiel ich mir. Sauber, hübsch gekleidet und ausgeruht.


    "Ich wünsche nicht, das Du in den Sklavenunterkünften schläfst. Du bist zu meiner ausschliesslichen Bedienung hier!".
    Schärfte ich Rebecca ein. Mittlerweile hatte sie gelernt, wie sie mich zu kleiden, zu schminken und zu frisieren hatte. Es war aber ein mühsamer Weg gewesen. In dem Land wo sie herkam, schienen diese Dinge, die eine Frau erst zu Frau machen, völlig unbekannt zu sein. Nun, wo sie zu meiner Zufriedenheit diese Dinge erledigte, wollte ich nicht, das sie für andere Arbeiten im Haus herangezogen wird.


    "Es wird sich sicher eine Möglichkeit finden, das Du immer in meiner Rufweite bist. Tag und Nacht!".

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  • Bisher hatte sie mich behandelt wie ein Stück Vieh. Gedemütigt, gequält und geschlagen. Woher dieses Verlangen das ich bei ihr bleiben solle?
    Nach meinen bisherigien Erfahrungen mit meiner Domina, konnte es für mich nicht unbedingt etwas gutes bedeuten. Wärme, Zuneigung oder gar Respekt, wird es nicht sein. Sie hat ihre Hintergedanken. Vorsicht ist geboten!


    "Danke, Herrin.", mehr sagte ich nicht, vergass aber auch nicht, die Augen niederzuschlagen und meine Demut zu zeigen. Sie mag nun mal diese devote Haltung, die sie mir schmerzhaft anerzogen hat.

  • Rebecca räumte die Schatulle mit meinem Schmuck bei Seite. Dabei viel mir die Kette ins Auge die ich von Lucius bekommen hatte. Mein Herz verkrampfte sich, ich schloss die Augen und packte mit festem, wütenden Griff die Armlehne des Sessels.
    Wie konnte ich so tief sinken und mich mit diesem Sohn einer Hure einlassen? Wie konnte ich m ich so vergessen? Die Strafe der Götter habe ich verdient! Nie wieder würde ich einem Mann die Ehre einräumen, mit mir das Bett zu teilen. Ich würde es nur noch über mich ergehen lassen, um der Ehre genüge zu tun.


    "Rebecca! Räume das sofort weg! Ich will diese Kette nie wieder sehen!"


    Meine Laune hatte sich blitzartig verschlechtert.

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  • Vor Schreck zuckte ich zusammen. An ihre plötzlichen Wutausbrüche hatte ich mich immer noch nicht gewöhen können.


    "Ja, Herrin. Sofort."


    Was hatte ich jetzt wieder falsch gemacht? Oder lag es diesmal nicht an mir, sondern an dieser wunderschönen Kette? Dieses römische Biest wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben.


    Schnell packte ich die Schmuckschatulle weg. Damit mir das nicht noch einmal passieren kann, werde ich nachher die Kette in einen kleinen Stoffsack einnähen. Dann fällt ihr dieses erlesene Schmuckstück nicht mehr sofort in die Augen.

  • Langsam erhob ich mich. Ich wollte in den Hortus. Dringend frische Luft einatmen, nach dem mich dieser Geist aus der Vergangenheit wieder eingeholt hatte.


    "Begleite mich!"

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