Ich kannte Tage wie diesen, aber sie lagen derart lange zurück, dass sie bestenfalls als vage Erinnerung im Gedächtnis existierten. Da gab es diese Stimmung, bei der im Grunde alles egal war, das Vergangene, Zukünftiges und selbst was aktuell geschehen könnte. Daher ließ ich mir zu nächtlicher Stunde eine warme Palla bringen und verließ die claudische Villa in Rom - ohne Begleitung. Dunkelheit umfing mich, von Ferne leise Schritte von Soldaten, vielleicht der Vigiles. Ich zog die Palla enger und schritt weder zügig noch betont langsam Richtung Stadtinneres aus.
Während ab und an ein Nachtvogel schrie, kamen und gingen die Gedanken. Das letzte Mal war ich alleine des Nachts durch Roms Straßen spaziert, als ich mit Sophus auf diesem Empfang in der Casa Decima war. Er hatte mich zwar als Begleitung mitgenommen, sich aber den ganzen Abend um nichts weiter als seinen Alkoholpegel gekümmert. Irgendwann war ich gegangen, hatte Vic. getroffen und eine nette Unterhaltung geführt. Ich wusste damals wie heute, dass es auch hätte anders kommen können, damals wie heute, sollte es doch, es war mir egal.
Vielleicht war es die Chance, andere Eindrücke zu gewinnen, Belastendes zu vergessen. Oder war es mehr der Zwang, weil dieser Spaziergang ja nicht in Ordnung war? Auch wieder egal, wodurch die Ablenkung, der ich mich bewusst aussetzte, hervorgerufen wurde, Hauptsache sie war da. Hauptsache sie füllte die Gedanken derart aus, dass jegliches Grübeln bereits im Ansatz unterbunden wurde. Ich lauschte angestrengt den Geräuschen der Nacht, spürte den kühlen Luftzug des Februarwindes, zog fröstelnd die Schultern zusammen und ging entschlossen weiter …