Cubiculum | Claudia Epicharis

  • "Natürlich kommt es darauf an, in wessen Haushalt man kommt", erklärte Epicharis. "Hier wirst du die Freiheit in Aussicht haben. Natürlich nicht sofort, vielleicht auch nicht in fünf Jahren, aber wenn du deine Arbeiten gut verrichtest, so werde ich dich gewiss entsprechend entlohnen zu wissen. Das gilt nicht nur für die Zeit einer eventuellen Freiheit, sondern beginnt genau in diesem Moment, Kassandra." Dass Kassandra diese Aussicht überwältigte, sah Epicharis sehr wohl, doch mehr als aufmunternd lächeln konnte und wollte sie nicht. Sie erhob sich dann, um zum Fenster zu treten. Nachdenklich strich sie über die schweren Vorhänge, die noch wegen des kühleren Wetters des Winters schwer und abweisend vor dem Fenster hingen. Nicht nur in ihrem Fenster, sondern vor allen Fenstern der Villa, das wusste sie. Und das galt es noch zu ändern, immerhin war es inzwischen Frühling, was die an Kraft gewinnenden Sonnenstrahlen und das Zwitschern der Vögel bewiesen. Sie gab der Sklavin mit dem kurzen Moment des Nachdenkens etwas Zeit, um ihre Gefühle zu verarbeiten, wandte sich jedoch um, als Kassandra sie erneut ansprach und sich entschuldigte. Epicharis winkte lässig ab und ging nicht weiter auf das Thema ein. Kassandra schien sich bald wieder gefangen zu haben, und die Claudierin nahm dies mit einem erfreuten Ausdruck auf dem Antlitz zur Kenntnis. Ebenso angetan war sie von dem Vermögen Kassandras, zwei Instrumente spielen zu können. "Ach, das ist famos!" rief sie aus und lehnte sich an die neben dem Fenster stehende Kommode, die derzeit eine Schale Obst und eine bronzene Statue der Minerva auf ihrer Oberfläche beherbergte. "Dann kennst du sicherlich das ein oder andere griechische Lied, nicht? Ich muss gestehen, ich singe sehr gern, aber mein Vater wollte nie, dass ich ein Instrument erlerne. Meine liebe Tante Sagitta hielt das immer für falsch, aber sagte nie etwas, um nicht den Missmut meines Vaters auf sich zu ziehen." Epicharis sann einen Moment darüber nach, was Aristides über das Reiten gesagt hatte, und sie fragte sich, was ihr Vater wohl sagen würde, wenn er davon erfuhr - immerhin waren beides Dinge, die sich für eine junge Patrizierin nicht schickten. Ein heimliches Lächeln schlich sich auf die Züge, als sie sich an den Tag im Park erinnerte. Obgleich sie den Flavier kaum kannte, so war das doch ein hübscher Tag gewesen. Einer, der ihr gefallen hatte und wohl auch zugesagt hätte, wenn sie mit ihren Schwestern dort gewesen wäre. Sie schüttelte nachlässig den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben, erst dann wandte sie sich wieder an ihre Sklavin. "Sag, kannst du massieren?" fragte sie neugierig.

  • Langsam konnte Kassandra sich aus ihrem eigenen Gefängnis der Trauer befreien und wirkte zusehends entspannter. Die Sehnsucht nach ihrer Heimat blieb, aber sie würde es mit dem Leben hier vereinbaren können. Ohne es selbst zu bemerkten normalisierten sich ihre Gestik und Mimik langsam. Die Hände waren nicht mehr krampfhaft im Schoss zusammengeballt, sondern unterstrichen hie und da beim sprechen etwas und das Lächeln wirkte nicht gezwungen, sondern offen und ehrlich.


    Herrin, gerne spiele ich für Euch die Lieder meiner Heimat und begleite Euch beim Singen. schwärmte sie zusammen mit Epicharis über das Musizieren. ...oder wenn Ihr möchtet zeige ich Euch, wie man ein Instrument spielt. Es ist gar nicht so schwierig .... Weiter sprach sie nicht, denn Epicharis schien in diesem Moment mit ihren Gedanken schon ganz wo anders zu sein. Kassandra nutzte verstohlen diesen Augenblick um sich ihre Herrin, die sie ja noch nicht lange kannte, etwas genauer anzuschauen.


    Kassandra fand, dass ihre Herrin sehr schön war. Auch die geschmackvolle Art und Weise wie sie gekleidet war und wie anmutig sie sich darin bewegte faszinierten sie. Im Gedanken wurde sie dabei so abgelenkt, dass sie beinahe die Frage, ob sie denn massieren könnte, überhörte. Zwar hatte sie manchmal die, von der Feldarbeit, schmerzenden Rücken ihrer Brüder und den des Vaters versorgt, aber wie eine richtige Massage genau auszusehen hatte, wusste sie nicht.


    Ich ... ich glaube nicht Herrin, zumindest habe ich es nie richig gelernt ... versuchte sie zu erklären, als sie aus ihren Gedanken aufschreckte.

  • Es freute Epicharis, zu sehen, dass sich die Sklavin allmählich entspannte, denn das war unübersichtlich. Dennoch sah sie dem Vorschlag, ein Instrument zu erlernen, eher skeptisch entgegen. Ihr Vater hatte aus gutem Grund sein Missfallen darüber geäußert, damals, und sie ging nicht davon aus, dass sich seine Meinung inzwischen geändert hatte. "Ich muss mal sehen, Kassandra. Instrumente zu spielen gehört nicht zu den Dingen, die eine Patrizierin tun sollte, und wenn, dann nur unter Veschluss. Vielleicht bitte ich meinen Vater darum, das Spielen der Kithara erlernen zu dürfen, aber vorerst muss es wohl beim Singen bleiben." Epicharis seufzte ungeniert und fuhr sich mit den Fingerspitzen der linken Hand über die hochgesteckten Strähnen, um zu überprüfen, ob noch alles an Ort und Stelle saß. Eine Massage hätte sie nun gut gebrauchen können, doch bedauerlicherweise verneinte Kassandra. Epicharis musterte sie eine kurze Weile, dann sagte sie: "Ach, naja, alles ist zu erlernen. Du könntest Dhara fragen. Ich denke, sie versteht sich auf lockernde Massagen. Falls sie das tut, möchte ich, dass sie dir einige Handgriffe zeigt." Epicharis nickte untermalend. "Das wird heute deine einzige Aufgabe sein, ansonsten darfst du dich gern hier in der Villa und auf dem Anwesen umschauen und dich ausruhen oder ein Bad nehmen. Sicherlich bist du müde, ich an deiner Stelle wäre vermutlich bereits eingeschlafen", sagte sie und zwinkerte der Sklavin zu. Anschließend erhob Epicharis sich. "Das wäre vorerst alles, Kassandra. In alles weitere wirst du gewiss mit der Zeit hineinwachsen. Dhara wird vermutlich irgendwo die Salben für mich bereiten. Du kannst jetzt gehen. "

  • Kassandra war zwar etwas enttäuscht, dass ihr Vorschlag mit dem Instrument nicht so sehr auf Gegenliebe stieß aber wahrscheinlich schickte es sich wirklich nicht für eine römische Adlige ein Begleitinstrument zu spielen. So nickte sie als Zeichen, dass sie verstanden hatte und schlug stattdessen vor Ja, Herrin ihr habt recht, dann werde ich Euch beim Singen gerne begleiten.


    Den Wunsch nach einer Massage hätte sie zwar auch gerne erfüllt, aber dafür war Dhara wohl wirklich besser geeignet. Überhaupt schien sich diese Sklavin sich mit allem, was mit der Körperpflege zu tun hatte bestens auszukennen. Dem Vorschlag ihrer Herrin, sich alles von ihr erklären zu lassen konnte sie sich allerdings nur mit gemsichten Gefühlen anschließen. Einerseits hätte sie Dhara gerne besser kennen gelernt, doch irgendetwas an ihr machte ihr auch Angst.


    Das Angebot, sich alles anzuschauen, sich aus zu ruhen oder sich zu baden, mit dem Epicharis sie für heute entlies, würde sie hingegen gerne annehmen. So verabschiedete sie sich mit einem bestätigendem Lächeln Ich werde alles so machen wie Ihr sagt Herrin ! ...und ... sie machte eine kurze Pause bevor sie dies eine unbedingt noch sagen wollte ... Danke Herrin für Eure lieben Worte ! Sie verbeugte sich und entfernte sich dann leise.

  • Dhara und Kassandra standen vor der Tür, Kassandra wollte schon sie öffnen, als Dhara ihre Hand ergriff und mit dem Finger lasziv ein Zeichen gab, sie möge es doch nicht machen. warte..laß mich zuerst mal schauen, nicht, dass die Herrin wirklich nicht gestört werden will. Sie öffnet leise die Tür und horcht...

  • Schnell zog Kassandra ihre Hand wieder zurück und nickte als Zeichen dass sie verstanden hatte. Sie lies Dhara vor und stellte sich hinter sie. Neugierig blickte sie ihr dabei über ihre Schulter, so als könne sie dabei auch noch etwas lernen. Und ... ist die Herrin da ? flüsterte sie so leise sie konnte.

  • Nachdem Kassandra gegangen war, hatte sich Epicharis eine Weile damit beschäftigt, in ihrem Zimmer auf und ab zu gehen und leise zu summen. Sie überlegte, wie sie die Aufgaben am besten verteilen sollte, ohne dass sich Dhara oder Kassandra bevorzugt fühlte. Bei Kassandra hatte sie weniger Bedenken, doch Dharas Geist erschien ihr sehr viel direkter und bestimmender. Sie hoffte, dass die beiden sich verstehen und nicht streiten würden, aber das würde die Zukunft zeigen und war jetzt wohl noch viel zu früh.


    Nach einer Weile hatte sie beschlossen, Kassandra eine Weile Dhara zu überstellen, damit diese die Griechin einführen konnte, da Kassandra noch nicht das Sklavendasein gewohnt war. Um Nordwin machte sie sich keine Sorgen, sie besaß ihn lediglich zu Schutzzwecken und für grobe Arbeitern wie jene im Garten oder schwere Arbeiten im Haus, bei denen er den anderen Sklaven helfen sollte. Botengänge gehörten ebenfalls dazu, so manches Mal. Schließlich hatte sich Epicharis in den Lehnstuhl gesetzt, der vor ihr der Tante in Tarraco gehört hatte. Er schaukelte so herrlich vor und zurück, da hatte sie darum gebeten, ihn mit nach Hause nehmen zu dürfen. Dieser Stuhl hatte also ziemlich viele Kilometer auf dem Buckel, denn wenn Epicharis nach Mantua reiste, so reiste der Stuhl mit und später wieder mit ihr zurück nach Rom. Ein Vorteil (manches Mal auch ein Nachteil) des Schaukelstuhles war es, dass der Schaukelnde recht schnell einschlief bei dem monotonen Schaukeln. So war es der Claudierin auch dieses Mal ergangen. Draußen prasselte immer noch Regen ans Fenster, wenn er auch schon nachgelassen hatte, und Epicharis' Kopf war auf die Schulter gesunken.


    Allerdings erwachte sie, als jemand die Tür öffnete. Nordwin, dachte sie ärgerlich. Diese Tür benötigte mehr Öl in der Woche als eine Lampe, so sehr quitschte sie, wenn sie nicht regelmäßig geölt wurde. Epicharis seufzte ergeben und hob den Kopf. "Na nun komm schon rein", sagte sie mürrisch, denn ihr war der Umstand nicht entgangen, dass man nicht geklopft hatte. Allerdings wusste sie auch nicht, wer vor der Tür stand und wartete.

  • Dhara hörte die Stimme ihrer Herrin und öffnete die Tür. Verzeih uns, edle Herrin sie machte dabei ein paar Schritte, um den Platz für Kassandra frei zu machen. Wir wollten nur schauen, ob du was brauchst und wollten nicht stören, daher kein Klopfen, meine erhabene Herrin. Wenn du geschlafen hättest, so hätten wir einfach vor der Tür gewartet, bis du aufwachst. Dhara sprach nicht schnell, so dass Epicharis sie jede Minute unterbrechen konnte. Und hier ist die Abendmaske fertig, deine Haut wird nach einer halben Stunde straff und nicht müde. Du wirst die Energie versprüren und alle anderen Weib.. äh... Römerinnen werden dich beneiden und die Männer legen sich reihenweise zu deinen Füssen! Dhara lächelte, ihre Hand umspielte die Taille der Kassandra und das lockige Köpchen legte sich vertraut auf Kassandras Schulter. Ach, Kassandra, ich bin so glücklich so einer wunderschönen Herrin dienen und gehören! Das klang sogar richtig ehrlich, oder fast. Auf jeden Fall das hübsche Gesicht mit Mandelaugen blickte auf ihre Herrin fasziniert.

  • Kassandra stand nur da, hielt derweil das Töpfchen mit der Maske in ihren Händen. Sie lächelte nur und wußte gar nicht ob und was sie in dem Moment sagen sollte. Dhara sprach langsam und so wanderte ihr Blick zwischen ihr und der Herrin nur stumm hin und her. Sie hörte zu und um Dharas schmeichelnde Worte zu bestätigen nickte sie eifrig, als diese sich schliesslich an sie schmiegte. Ja, das finde ich auch ...Herrin !

  • Kaum öffnete sich die Tür ein Stück weiter, erkannte Epicharis Dhara, und hinter ihr auch Kassandra. Sie hatte nicht die Absicht, die Sklavin zu unterbrechen. Zwar war es unhöflich, nicht anzuklopfen, doch gehörte sich für einen guten Sklaven auch, dass er wusste, was der Herr - oder in diesem Fall die Herrin - brauchte und wollte, ohne dass man es ausdrücklich sagen musste. So verzog Epicharis nicht eine Miene, sondern sah den beiden nur entgegen, während Dhara munter weiterplapperte. Die Erwähnung der fertiggestellten Maske indes zauberte ein verhaltenes Lächeln auf Epicharis' Züge, und den Versprecher überhörte sie mit Absicht. Kassandra schien der Redefluss der babylonischen Sklavin nicht zu stören, im Gegenteil, die beiden wirkten sehr vertraut miteinander, und Epicharis gefiel der Umstand, dass die beiden sich wohl mochten.


    "Ah, ich denke, mein zukünftiger Gatte wird nicht erfreut sein, wenn alle deine Tinkturen eine solche Wirkung auf Männer haben werden, Dhara", entgegnete Epicharis amüsiert schmunzelnd und beugte sich etwas vor. "Kommt herein, ihr beiden. Wie ich sehe, habt ihr euch näher miteinander bekannt gemacht? Das ist gut." Die Faszination Dharas erschien Epicharis auf irgendeine Weise seltsam, und als Kassandra einstimmte und ins gleiche Horn stieß, musste Epicharis schmunzeln. Sie wurde an Kinder erinnert, die etwas ausgeheckt hatten und nun die Strafe mit freundlichen Worten abzumildern suchten. Schelmisch kniff sie die Augen zusammen, augenscheinlich prüfend dreinblickend, doch sie konnte das Grinsen nicht ganz verdrängen. "Na, was habt ihr angestellt, dass ihr mir Honig um die Lippen schmiert?" hakte sie nach und lachte anschließend kurz.



  • Diese Gelegenheit, sich von der besten Seite zu zeigen und Epicharis ein wenig Gewissensbisse für ihre unnötigen Sorge-Gedanken einzujagen und diese Umstände dann für sich zu benutzen - eine wunderbare Gelegenheit für einen Sklaven bei so einer "feinfühligen" Herrin wie Epicharis und warum soll das nicht funktionieren??? - genau diese Gelegenheit wollte und konnte Dhara sich nicht entgehen lassen. Ihre vorwurfsvolle mit kleinen Empörungstönen Stimme klang wie die Unschuld selbst Aber! Herrin! Was denkst du nur über uns! Wir haben gar nichts angestellt. Kass-Andrr-A Dhara machte die Betonung auf jeden Vokal, wie es in ihrer Muttersprache üblich war. Was für ein unmöglicher Name! kam zu mir und ich habe meine Bedenken geäußert, dass es nicht gut wäre, dich allein zu lassen. Vielleicht brauchst du uns schnell und hast keinen um dich herum. Und wenn du durstig bist? oder hungrig? Also eilten wir uns hierher. Wir haben nichts angestellt, Herrin. Dhara überlegte und fuhr mit dem Zeigefinger über die trockenen Augenwinkel. Ein wenig Schauspielerei schadete nie. Außerdem standen beide nicht so nah vor Epicharis, dass sie alles sehen konnte. Außerdem war die Creme fertig. Alles frische Zutaten. Herrin, kannst du uns sagen, womit du deinen heutigen Tag verbringen willst? So können wir alles nötige vorbereiten und sparen Zeit und deine Nerven Dhara schickte von der Schulter der Kassandra ein leichtes Lächeln.

  • Kassandra hörte gebannt zu, wie Dhara wahrheitsgemäß aber gespielt empört sie beide vertreidigte. und dann wollten wir ja noch fragen, ob wir allein in die Stadt dürfen ! die gemeinsam geplante Bitte ergänzte Kassandra in diesem Moment selbstverständlich nur im Gedanken. Sie stand nahe genug neben Dhara, um bei einem kurzen Seitenblick über die Schulter bemerkt zu haben wie sich diese zum Schein eine Träne aus dem trockenen Auge dabei wischte. Eigentlich klang der Vorwurf der Herrin doch gar nicht so schlimm, oder mochte sie es vielleicht sogar, wenn man sie besonders umschmeichelte ?! sie überlegte kurz, wann wohl ein Sklave gegenüber seiner Herrschaft etwas schauspielern musste oder gar durfte, kam dann aber zu dem Entschluss, dass Dhara es sicher besser wüsste. Sie fand es nicht weiter schlimm, denn alles was sie erwähnt hatte, stimmte ja auch ... und schließlich sollte und wollte sie ja von Dhara alles lernen !


    Ob sie es allerdings schaffen würde, sich so gespielt schmeichelnd zu geben, bezweifelte Kassandra noch und auch auf die Gefahr hin nach außen vielleicht etwas wortkarg zu wirken konnte sie sich dem, was Dhara eben gesagt hatte, nur mit einem erwartungsvollen Nicken und einem ehrlichen Lächeln anschließen.

  • Ja, doch, das klang recht logisch, fand Epicharis. Auch, wenn sie Kassandra ja absichtlich weggeschickt hatte. Aber Dharas Worte erscheinen einleuchtend, und außerdem verspürte Epicharis tatsächlich etwas Durst. "Nun ja, dann will ich euch mal glauben. Etwas Wasser wäre übrigens wirklich nicht schlecht", gab sie also zu und nickte flüchtig. "Für heute ist sonst nichts weiter geplant, vielleicht werde ich später etwas weben oder finde jemanden von der Familie, der mit mir spielt, mal sehen. Aber ersteinmal möchte ich ein Nickerchen machen, ich fühle mich nicht gut, mein Kopf schmerzt etwas." Epicharis überlegte. Kassandra stand nicht weit von Dhara entfernt, sagte aber nichts. Die beiden wirkten, als seien sie wirklich dicke Freundinnen geworden, und das in der kurzen Zeit. Ob Epicharis ihnen das abkaufen sollte? Nun ja, vorerst entschied sie sich, das Gesehene zu glauben. Ob es stimmte oder wie es sich weiterentwickeln würde, würde sie ja später sehen. "Ah, da fällt mir ein...habt ihr zwei nicht Lust, Nordwin zu begleiten? Ich möchte, dass er, wenn der Regen aufgehört hat, noch einmal in die Stadt geht. Er braucht eine neue Rosenschere, sie ist ihm bedauerlicherweise heute früh zerbrochen. Das habe ich vorhin ganz vergessen. Hier könnt ihr ohnehin nicht viel tun gerade, außer mir beim Schlafen zusehen vielleicht", fügte sie hinzu und zwinkerte die beiden an. Damit hatte sie zwar unwissentlich der Frage vorweg gegriffen, aber da die zwei ohnehin in die Stadt wollten, war das wohl nicht weiter tragisch. "Dhara, die Maske tragen wir dann vor dem Zubettgehen auf?"

  • Dhara schmiegte sich noch zärtlicher an Kassandra. Es war eben ihre Art, die Freude zu zeigen. Kassandra merkte, wie der Körper der Dhara sich entspannte, die Finger strichen über ihren Rücken, federleicht und doch so angenehm. Dhara nickte ihrer Herrin Natürlich, meine Herrin. Die Creme wirkt besonders gut im Schlaf, aber du sollst mir versprechen, sie sofort nach dem Erwachen abzuwaschen. Zu lange ist auch nicht gut. Aber vielleicht werden wir zu diesem Zeitpunkt schon zurück. Wenn du mir erlaubst...gemeint war natürlich Geld ...so kann ich mich nach ein paar frischen Zutaten wie Obst und Gemüse und Honig umsehen. Wenn wir geröstete Mandeln sehen, wäre auch nicht schlecht. Wo es diese als geröstet gibt, gibt sie auch roh und Dhara kann für ihre Herrin herrliches Massageöl machen. Dabei verließ Dhara ihren Platz, stellte sich hinter dem Schaukelstuhl und begann die Schläfen ihrer Herrin zu massieren. die kundigen hände berührten sanft die Seiten und mit kleinen kreisenden Bewegungen begann die wohltuende Massage. Noch ein wenig, meine Herrin und, so hoffe ich, wirst du deine Kopfschmerzen los.

  • Dharas Nähe war angenehm und auf ihre kitzelige Berührung im Rücken hin, hätte sie fast los gekichert. Mit Mühe berrschte sie sich aber und freute sich, dass ihr Plan gemeinsam in die Stadt zu gehen, schon so schnell verwirklicht werden konnte. Fast erschien es ihr, als könne die Herrin Gedanken lesen als Dahra bereits dabei war die benötigten Sachen aufzählte.


    Um die Kopfschmerzen der Herrin kümmerte sie sich ebenfalls sogleich und Kassandra versuchte sich zu merken wo und wie sie dabei ihre Finger geschickt an den Schläfen ansetzte. Aber zum Glück gab es für sie auch etwas zu tun und so stellte sie schnell die Gesichtsmaske für später bereit. Dann ging sie zum Tisch auf dem die Karaffe mit Wasser stand und füllte das bereitstehende Glas mit Wasser. Es war zwar nur ein einfacher Dienst, aber Kassandra freute sich, dass sie sich ebenfalls nützlich machen konnte.


    Sie brachte das Wasser zu Epicharis und überreichte ihr das Glas mit einem Lächeln. Hier bitte Herrin, das Wasser. Möge es Euch erfrischen.

  • Irgendwie verhielten sich die beiden doch seltsam - das zumindest flüsterte eine Stelle von Epicharis' Unterbewusstsein. Die Müdigkeit und Dharas Worte aber drängten diese unterbewusste Realisierung dorthin zurück, wo sie hergekommen war. "Das kannst du machen, ehe du mich morgen einkleidest und schminkst, Dhara" sagte Epicharis und nickte. "Sicher ist es nicht besonders wirkungsvoll, wenn die Creme jetzt auf getragen werden würde, direkt auf die Schminke. Besser ist es, wenn wir das abends machen, wenn ich ohnehin niemanden mehr zu Gesicht bekommen werde, das spart dann das erneute Einschminken. Ja, das ist besser. Heute Abend." Dharas Bitte nach weiteren Zutaten konnte sie indes nicht recht nachvollziehen, waren sie doch erst am Morgen auf dem Markt gewesen, und auch, wenn sie des Regens wegen vorschnell wieder hatten heim gehen müssen, so hatte doch Nordwin einiges einkaufen und Dhara aushändigen sollen. Auf Epicharis' Gesicht legte sich ein fragender Ausdruck. "Hat Nordwin nicht alles besorgt, was du aufgeschrieben hast? Oh, dieser Nichtsnutz! Manchmal frage ich mich, warum ich ihn nicht einfach verkaufe", sagte Epicharis und seufzte verärgert, doch im nächsten Moment schon entspannten sich ihre Züge, als Dhara ihre Wunderhände an ihren Kopf legte und damit begann, sanft die Schläfen zu massieren. Die weiteren Worte zogen einfach an Epicharis vorbei, sie versank ganz in Dharas geschickten Bewegungen und nahm lediglich auf, dass diese Berührungen angenehmer werden würden, wenn sie die beiden Sklavinnen in die Stadt gehen und Mandeln kaufen ließ. So war es nicht weiter verwunderlich, dass Epicharis bald darauf nur träge mit einer Hand wedelte und sagte: "Mmmmh....Ihr zwei, besorgt, was immer ihr wollt.... Dhara, die Götter haben dir wunderbare Gaben gegeben...ach, herrlich..."


    Und die babylonische Sklavin hatte recht, denn die Kopfschmerzen schwollen auf ein erträgliches Maß ab und hoben Epicharis' ebenfalls an. "Nehmt Nordwin mit. Er kann euch tragen helfen", schlug Epicharis vor. Außerdem hatte dieser Nichtsnutz damit die Möglichkeit, sein Verfehlen wieder gut zu machen, denn dass er die Hälfte vergessen haben musste, davon ging Epicharis aus - auch wenn es eigentlich nicht so war. Epicharis nahm Kassandra das Wasser ab, trank einige Schlucke und seufzte schließlich erneut. Sie bereute weder den Kauf Kassandras, noch die nette Geste ihres Verlobten, als er ihr Dhara geschenkt hatte. Zufrieden sah sie zwischen den beiden hin und her. "Ah, bald müssen wir auch die Villa auf Vordermann bringen. Es sind teilweise noch die dicken Vorhänge vor den Fenstern, da kann die Sonne gar nicht hereinscheinen. Und im Atrium müssen unbedingt freundlichere Farben vorherrschen als dieses triste Blau der Vasen und Tücher... Ich werde mir etwas überlegen, aber zuerst mache ich ein kleines Nickerchen. Geht nur, geht, ihr zwei. Und llasst euch vom Maiordomus Geld geben, nehmt Nordwin mit."

  • Ja, Herrin, es wird alles getan, wie es du willst. Dhara strich noch ein paar Mal über die Stirn von einer Schläfe zur anderen und schlich sie rückwärts wie eine Katze zu Kassandra zurück. Komm, Kassandra flüsterte sie. Laß uns Nordwin aufsuchen. Sie nahm Kassandras Hand und zog sie aus dem Zimmer. Erst nachdem die Tür zum Zimmer zugemacht wurde, klatschte Dhara wie ein kleines Kind in die Hände und freute sich riesig. Wir gehen in die Stadt! Sie legte ein paar Tanzpha um Kassandra herum und grinste in ihr Gesicht. Nun komm, wir suchen diesen nordischen Gott. Natürlich war diese Anspielung nicht umsonst gemacht, aber Dhara überlegte langsam, dass ein Herzensfreund gar nicht so verkehrt wäre.

  • Nickend und sich mit einem Lächeln verabschiedend wurde Kassandra auch schon von Dhara aus dem Zimmer gezogen. Als sie von den bevorstehenden Arbeiten hörte freute sie sich, denn sicher konnte sie sich da besser nützlich machen, wie eben. Draußen vor der Tür jedoch waren erst einmal alle Gedanken von eben wie weggewischt. Staunend sah sie zu wie Dhara um sie herum tanzte. Dass sie so fröhlich und ausgelassen sein konnte, glaubte sich kaum, doch schnell lies sie sich von Dharas guter Laune anstecken. Ja, Ja ! ich komm ja schon, hast Du das gehört, wir dürfen in die Stadt !! stimmte sie lachend mit ein und konnte es immer noch nicht ganz glauben, als sie sich anschickte, zusammen mit Dhara den "nordischen Gott" - wie sie in ginsend nannte - zu suchen.

  • Epicharis hatte alle Sklaven fortgeschickt, als man ihr den Brief von Aristides übergeben hatte. Direkt nach dem Orakelbesuch hatte sie ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie nicht nach Mantua reisen würde, da ihr Vater kurzfristig nach Rom gereist war, um als Quaestor zu kandidieren. Dass sie nun so schnell eine Antwort erhalten würde, hätte sie nicht gedacht. Sie wartete, bis die letzte Sklavin die Tür geschlossen hatte, dann eilte sie aufgeregt zu einem Sessel und setzte sich nieder. Sie brach das Siegel und entrollte das Pergament. Die Schrift sagte viel über die Persönlichkeit eines Menschen aus, hatte ihre Tante in Tarraco stets gesagt, wenn Epicharis wieder einmal schnell und unsauber geschrieben hatte. Daher vermied sie eine unordentliche Schrift. Die von Aristides indes sah aus, als hätte er sich große Mühe gegeben, doch hier und dort war ein Wort schnell aufgeschrieben worden oder die Buchstaben standen schief zu ihren Nachbarn, was Epicharis leicht schmunzeln ließ.


    Als sie jedoch die ersten Zeilen las, wich jegliche frohe Erwartung über die lieben Worte, die sie erwarten würden in diesem Schriftstück, aus ihrem Gesicht und kühle Gewissheit umfasste ihren Körper. Epicharis zwang sich, den Brief bis zum Ende zu lesen, ohne abzusetzen und die Gedanken schweifen zu lassen. Als sie am Ende angelangt war, war ihr kalt und sie war verwirrt. Aus einem Impuls heraus roch sie an dem Pergament, seufzte tief und schwer und legte den Brief schließlich auf dem Tisch neben dem fröhlich ausschauenden und Südfrüchte entahltenden Obstschälchen ab. Gedanken setzten ein, wirbelten durcheinander und senkten sich schwer auf das Gemüt der jungen Frau. Wie gern hätte sie ihm postwendend geschrieben und versuchtm ihn umzustimmen, ihn dazu zu drängen, nicht in den Krieg zu ziehen, doch alls Tochter eines Offiziers wusste sie, dass sie ihn nicht einmal zum Bleiben hätte bewegen können, wenn sie schon seine Ehefrau gewesen wäre. Nachdenklich starrte Epicharis auf den filigranen Ring hinab, dessen Perlen im spärlichen Licht ihres Zimmers matt glänzten. Die Gemme sollte ihr doch Glück bringen, und ihr nicht den Verlobten nehmen. Epicharis seufzte erneut und rutschte im Sessel tiefer. Da waren Worte und Sätze in diesem Brief, die sie nicht mochte und die allein mit ihrem Vorhandensein das in Frage stellten, von dem sie gedacht hatte, dass es Aristides ausmachte.


    ...Leider hat unser Legat außerdem eine Ausgangssperre über alle Soldaten und die Offiziere verhängt......haben sich auch alle Klarheiten, was die Zukunft angeht, aufgelöst.....mir ist klar, daß das für Dich ein sehr schweres Los ist. Ein Los, was Du vielleicht nicht willends bist, zu ertragen......dies verlangt viel von Dir und ich ahne, dass es womöglich auch zu viel ist.....möchte ich Dir die Freiheit lassen, Dich anders zu entscheiden...einen Ehemann zu wählen, der an Deiner Seite sein und Dich mit Glück erfüllen kann......solltest Du Dir das Lösen unserer Verbindung wünschen.....


    Es war ihr das Herz schwer. Sie dachte an die Scherze und die leichtfertigen Worte, die sie im Tiergarten gewechselt hatten, auch über die Legion und den Krieg. War es ein böser Streich, den das Schicksal ihr und auch ihm Spielen wollte? Noch vor wenigen Tagen, einer Woche, schien doch alles im Lot gewesen, wohl durchdacht zu sein. Epicharis schüttelte den Kopf und betrachtete die Malve, die vor dem Fenster ihres Zimmers emporragte.


    Sie würde es leicht haben, sie müsste ihm nur den Ring zurücksenden und nicht einmal ein Wort darüber verlieren, was sie darüber dachte und davon hielt. Aber das wäre feige und einer Claudierin nicht würdig. Epicharis mochte jung an Jahren sein, aber sie war keineswegs jemand, der wie das Wasser den Weg des geringsten Widerstandes ging, oh nein! Aristides hatte sich für sie entschieden, ihr Vater hatte der geplanten Verbindung bereits zugestimmt und sie ebenfalls. Es war schlicht und ergreifend ihre Pflicht, nun keinen Rückzieher zu machen.......oder? Auf Epicharis' Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck von Ärger ab. Sie scholt sich selbst ein dummes Ding, dass sie auch nur daran dachte, die Verbindung zu lösen. Trotzdem war die Aussicht, auf Jahre vom Verlobten getrennt zu sein und weder vor noch zurück zu kommen, nicht gerade erbaulich. Sie wurde nervös, trippelte mit den Fingern auf der Lehne des Sessels und erhob sich schließlich, um auf und ab zu gehen. Dabei spielte sie mit ihrer Palla, warf dem Brief böse Blicke zu, seufzte abwechselnd traurig und entrüstet und sah nachdenklich auf ihren Verlobungsring hinunter.


    Fünf Minuten verbrachte sie so, dann zehn, schließlich fünfzehn. Dann schritt sie zur Tür und verlangte von dem erstbesten Sklaven, der herumlief, dass er sofort ihren Vater holen sollte, und zwar auf der Stelle, ehe ihr die hand entgleisen würde. Der Sklave trollte sich, um dem Hausherren die Nachricht seiner aufgewühlten Tochter zu überbringen. Epicharis begnügte sich derweil, nachdenklich und sich Antwortsätze ausdenkend und wieder verwerfend weiterhin auf und ab zu gehen.

  • Als der Sklave die Nachricht seiner Tochter überbrachte, befand sich Claudius bei der Auflistung der in den nächsten Tagen anfallenden Verpflichtungen, die er gegenüber seinen Klienten hatte, und sonstigen Wegen und Absprachen, die mit seinem Bestreben zusammenhingen, erneut als Quaestor zu kandidieren. Er legte den Griffel beiseite und runzelte die Stirn, denn er schätzte es ganz und gar nicht, von jemandem herbeordert zu werden, der nicht sein Vorgesetzter war. Er liebte die Freiheit, das zu tun, was ihm beliebte, und hasste es förmlich, auch noch den Wünschen einer Frau Folge leisten zu müssen. Eine Wand aus Abwehr baute sich in ihm auf, die auch der Gedanke nicht verhindern konnte, dass es sich bei dem Wunsch seiner Tochter möglicherweise um etwas Dringliches handeln könne. Sie hätte ihn genauso gut in seinem Arbeitszimmer aufsuchen können - sie hätte es sogar tun müssen.


    "Raus", fauchte er den Sklaven an, erhob sich und wanderte einige Male von einer Zimmerecke zur nächsten, bis er sich dazu durchgerungen hatte, ausnahmsweise dem Wunsch nachzukommen.


    Er nahm sich vor, seine Tochter auf dieses unpassende Verhalten hinzuweisen. Die Tür seines Arbeitszimmers flog ins Schloss, als er sich auf den Weg machte. Sein Gesichtausdruck war verschlossen, seine Stimmung niedrig, die innere Einstellung abweisend. Er bemühte sich dennoch, zunächst halbwegs neutral Epicharis’ Erklärungen zu folgen, bevor er sich kritisch äußern würde.


    Durch einen Wink gab er einem Sklaven zu verstehen, die Tür zu ihrem Cubiculum für ihn zu öffnen. Als sie annähernd geräuschlos wieder hinter ihm geschlossen wurde, fasste er seine Tochter ins Auge.


    "Was gibt’s?", fragte er unwilliger, als er es sich vorgenommen hatte.

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