Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • "Dann ist der Fall für mich eindeutig."


    Livianus ließ seinen Blick durch die Halle schweifen und erhob seine Stimme.


    "Bürger Roms, hört mich an!


    Als Praetor Urbanus stelle ich hiermit öffentlich fest, dass dieser Mann....."


    Er deutete auf den ehemaligen Sklaven.


    ".... keinem Herrn außer sich selbst untersteht. Er soll die Basilica Ulpia als freier Mann verlassen."


    Dann richtete der Prätor noch einmal seine Toga zurecht und setzte sich. Der Freiheitsprozess war damit, hoffentlich etwas Publikumswirksam, beendet. Er nickte dem ehemaligen Sklaven aufmuntert zu und wandte sich dann an dessen ehemaligen Herrn Prudentius Balbus.


    "Gut Procurator. Gibt es sonst noch etwas, dass ich für dich tun kann?"

  • Es war nur eine Formalität, aber Balbus war es wichtig, dass ein Praetor die Freiheit seines Freundes verkündete, denn so konnte jener sich sicher sein, dass er niemals wieder wie ein Sklave behandelt werden würde.


    Als der Freiheitsprozess dann beendet war und Livianus ihn nach weiteren Anliegen fragte, hätte er natürlich noch das eine oder andere vorbringen können, allerdings war er sich sicher, dass es nicht allzugut ankommen würde, wenn er einen Haftbefehl gegen den Vescularier beantragen würde. Daher schüttelte er leicht den Kopf und sagte: "Nein Praetor, das war alles was mich heute vor deinen Stuhl führte. Ich danke dir für die schnelle und problemlose Abwicklung und möchte dich auch nicht weiter von deinen Aufgaben abhalten." Er blickte kurz auf die noch wartenden Antragssteller.


    "Vale, ehrenwerter Praetor Urbanus." verabschiedete sich Balbus dann, mit einem freundlichen Lächeln, von Livianus. Auch sein senatorischer Klient tat dies, jedoch ohne das freundliche Lächeln, denn ihn verband mit dem Praetor keine tiefergehende Bekanntschaft.

  • Alexandros folgte dem ganzen weiterhin aufmerksam schweigend, auch wenn ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erschien, als der Praetor verkündete, dass er nun ein freier Mann und sein eigener Herr war. So ganz stimmte das natürlich nicht, dass wusste er genau, doch trotzdem tat es gut das zu hören.


    Als alles vorbei war, dankte er ebenfalls kurz dem Praetor, bevor er seinem früheren Herren folgte.

  • Noch am Tag seiner Vereidigung als Praetor Urbanus begab sich Macer in die Basilica Ulpia, um erstmal auf der Sella Curulis Platz zu nehmen, von der aus er nun ein Jahr lang einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Amtsgeschäfte führen würde. Allerdings noch nicht heute. Heute wollte er erst einmal nur Probesitzen und sich mit den wichtigsten ständigen Mitarbeitern bekannt machen, die ihm in den nächsten Tagen sicher noch kräftig helfen mussten, gut in sein Amt zu kommen. Eine seiner ersten Amtshandlungen würde dabei tranditionell sein müssen, per Edikt zu verkünden, welche Vorfahren er bei eingerichten Klagen anwenden würde, auch wenn das durch die gültige Prozessordnung des Codex kaum mehr als symbolische Bedeutung haben würde. Auch diesbezüglich war er gespannt, was die neuen Consuln mit ihren angestrebten Änderungen alles bringen würden.


    Aber bevor es soweit war, gab es noch einiges andere zu organisieren, so dass Macer letztlich nur einige Termine für den nächsten Tag vereinbarte und die Basilica dann wieder verließ.

  • Als eine der ersten Aufgaben, die weder mit laufenden Verfahren noch mit der Zusammenarbeit mit den Decemviri zu tun hatte, nahm sich Macer die Meldeliste für Advocati und Pflichtverteidiger vor, die in der Basilica Ulpia geführt wurde. Genaugenommen war das zwar gar keine wirklich Aufgabe, denn das Führen der Liste konnte ein beliebiger Schreiber problemlos erledigen, da nicht täglich Dutzende Advocati hinzu kamen oder die Stadt verließen, aber im Rahmen seiner Aufsicht über diese Dinge wollte er einfach Bescheid wissen.


    Neugierig studierte er die Namen auf der Liste und machte hier und dort kleine Notizen an den Rand, wenn die entsprechenden Personen aufgrund ihrer Ämter oder ihres Aufenthaltsortes als Anwälte und Verteidiger in Rom nicht in Betracht kamen. Bei dem einen oder anderen Namen war er auch einfach nur überrascht, ihn auf der Liste zu finden.

  • Zusammen mit seinem Vetter Annaeus Varus kam Modestus heute zur Basilica Ulpia. Auch sein Gefolge begleitete ihn, denn nachdem er hier fertig war, würde er noch das Forum Boarium inspizieren. Allerdings warteten sie vor der Basilica als Modestus hinenging und die Hand zum Gruß hob.


    "Ave, Praetor Urbanus!"

  • "Salve, Aedilis", grüßte Macer zurück, als im Zug der heutigen Besucher, die vor die Sella Curulis traten, sein Klient auftauchte. Noch hatte Macer keine Routine darin, auf seinem Stuhl sitzend, die verschiedenen Anfragen an sich vorbei ziehen zu lassen, so dass er sich noch bei jedem eine mehr oder minder individuelle Reaktion ausdachte. "Du kommst wegen der angekündigten Angelegenheit?", erkundigte er sich daher bei Annaeus Modestus, da sie schon einmal über ein Anliegen gesprochen hatten.

  • "In der Tat, Praetor. Darf ich dir meinen Vetter Decimus Annaeus Varus vorstellen?"


    fragte Modestus rein rethorisch und machte eine Geste in Richtung Varus. Dann wandte er sich Varus zu und stellte diesem den Praetor vor.


    "Varus, das ist mein Patron, der Praetor Urbanus Spurius Purgitius Macer. "

  • "Salve, Annaeus Varus", grüßte Macer auch den zweiten Annaer und war sich nicht sicher, ob er ihn nicht ohnehin schon kannte. Gedanklich brachte er ihn am ehesten mit der Factio Albata in Verbindung, aber vielleicht verwechselte er da auch wieder was mit Annaeus Florus.

  • Mit Modestus betrat ich das Officium des Praetor Urbanus und grüßte.
    "Salve Praetor Urbanus." Ich ließ erst einmal Modestus das Wort, der das Anliege vortrug und uns dann miteinander bekannt machte.


    "Salve, Purgitius Macer."


    Ich nahm an, das Modestus unser Anliegen schon einmal angerissen hatte, da der Praetor Urbanus kein geringerer war als der Patron von Modestus.

  • "Nun, Praetor Urbanus, es geht wie ich dir bereits gesagt hatte, um die Scheidung meines Vetters von seiner Frau, Furia Stella. Sie hat ihn verlassen und hällt sich nun irgendwo in den östlichen Provinzen auf. Wir konnten sie allerdings nicht ausfindig machen geschweige denn kontaktieren. Daher soll nun die Scheidung eingereicht werden."


    erklärte Modestus kurz und bündig und wartete nun auf die Antwort seines Patrons.

  • Macer verglich im Kopf die vorgetragenen Fakten mit denen, die ihm im Zusammenhang mit dem Scheidungsrecht als wichtig bekannt waren. "Im Allgemeinen ist eine Scheidung ja kein rechtlicher Vorgang, die die Beteiligung des Praetors erfordert. Liegen bei euch also besondere Tatsachen vor?" Er wandte sich direkt an Annaeus Varus. "Ich nehme an, deine Frau hat keinen Scheidungsbrief oder ähnliches hinterlassen, aus dem klar hervorgeht, dass sie Rom verlassen hat in der Absicht, die Ehe zu beenden?"

  • Warum und wieso das alles nun so war, daran wollte ich keinen Gedanken mehr verschwenden. ich wollte diese Sache einfach nur noch hinter mich bringen.
    "Nein hat sie nicht Praetor Urbanus. Sie ist von jetzt auf dann auf nimmer wiedersehen verschwunden. Von einem beenden der Ehe war nie die Rede. Doch jetzt möchte ich einen Schlußstrich unter dieser Sache ziehen."

  • Das sah nun für Macer nach keinem besonders komplizierten Fall aus. Nun, dann solltest du ihr gegenüber die Formel zur Kündigung der Ehe aussprechen und die Dos zurückgeben. Ich gebe zu, dass ersteres etwas schwierig ist, wenn dir ihr aktueller Aufenthaltsort nicht bekannt ist, aber vielleicht kannst du bei ihren Verwandten einen entsprechenden Brief für die hinterlegen, für den Fall, dass sie nach Rom zurück kehrt. Wenn sie nicht zurück kehrt bestehen ja ohnehin keine Probleme."

  • Ich hörte mir die Worte des Praetor Urbanus an. "Ich denke, so werde ich es machen."
    Ob sie natürlich irgendwann zurückkehren würde, das stand in den Sternen. Doch ich lebte jetzt und hier und nicht irgendwo.
    "Dann wäre es garnicht so schlimm gewesen, hätte ich dich nicht aufgesucht?"
    Diese Frage war natürlich nur rein informativ.

  • Macer schmunzelte. "Wie gesagt, die Scheidung ansich ist kein Akt, der die Anwesenheit des Praetors erfordert. Bei der Hochzeit ist schließlich auch kein Praetor dabei. Aber für den Fall, dass es zu komplexeren Verwicklungen bei der Scheidung kommt, kann natürlich juristische Hilfe dennoch notwendig sein, auch wenn es in deinem Fall jetzt nicht danach aussieht", führte er weiter aus.

  • Einen kurzen Weg später - wir waren zu Fuß gegangen und hatten die Sänfte stehen lassen - waren wir vor der Basilica angekommen. Ich wusste nicht, ob Siv ahnte, was auf sie zukommen würde. Ich hatte auch keine Ahnung, wie sie später reagierte, wenn sie erfuhr, warum wir hier waren. Gemeinsam stiegen wir drei die langen marmornen Stufen empor. Es kamen zwei Senatoren im Gespräch aus dem Gebäude. Einer schien aufgewühlt, der andere erleichtert. Offensichtlich stritten sie gerade miteinander, verstummten jedoch, als sie uns passierten. "Beeindruckend, nicht wahr?" sagte ich zu meinen beiden Begleitern, ehe wir die Basilica betraten.


    Drinnen war der Weg zur sella curulis nicht mehr lang. Kurz darauf hatten wir uns in die Reihe der Antragsteller eingereiht und warteten, dass es voran ging. Immerhin hatten auch andere Römer rechtliche Angelegenheiten zu klären, und so war es nicht verwunderlich, dass wir warten mussten - zumal in wenigen Tagen bereits die Saturnalien anstanden. Doch zumindest ich selbst war ne gewisse Wartezeit vorbereitet. Pyrrus hingegen rollte bereits jetzt ungeduldig mit den Augen. Es hätte mich nicht groß gewundert, wenn er plötzlich mit einem Huf gescharrt hätte.

  • Wieder so eine Antwort, die alles und nichts sagte. Pyrrus kam also mit, weil Corvinus ihn brauchte. Aber für was? Warum musste sie dann dabei sein? Aber sie fragte nicht weiter. Corvinus würde nichts sagen, das wusste sie, und irgendwie fand sie dämlich, ihn mit Fragen zu löchern, wenn sie doch keine Antwort bekommen würde. Also bedachte sie ihn nur mit einem etwas skeptischen Blick und folgte ihm dann auf die Straßen hinaus, während Pyrrus ihnen hinterher lief, sichtlich nicht begeistert von der Tatsache, nach draußen zu müssen. Zu Fuß suchten sie sich ihren Weg durch die Straßen, hin zum Forum, während Siv versuchte, sich nicht den Kopf zu zerbrechen über das, was Corvinus wohl erledigen musste – und es natürlich doch tat. Die ganzen letzten Tage hatten sie kaum ein Wort gewechselt, und jetzt nahm er sie auf einmal mit in die Stadt. Noch dazu, wie sie kurze Zeit später feststellte, in ein höchst imposant wirkendes Gebäude. Siv konnte noch nicht einmal sagen, ob sie schon mal hier gewesen war bei einem der zahllosen Male, bei denen sie Corvinus bisher begleitet hatte, oder nicht. Nach all der Zeit in Rom sahen die Gebäude für sie nach wie vor alle gleich oder zumindest ähnlich aus.


    Corvinus führte den Weg und gesellte sich schließlich zu einer Gruppe von Menschen, die zu warten schien, und Siv stellte sich dazu, so, dass sie nicht allzu nah bei den anderen war. Pyrrus wirkte jetzt schon ungeduldig. Und Siv hatte immer noch keine Ahnung. Was sie hier erwarten könnte, würde, damit hatte sie sich bisher noch nie wirklich beschäftigt, nicht in der Form, wie es in der Realität tatsächlich ablaufen würde. Sie öffnete den Umhang, weil ihr warm wurde, und verschränkte dann die Arme, während sie hin und her trat. Und dass sie nicht ruhig stehen blieb, lag nur zum Teil daran, dass ihr inzwischen bereits nach kurzer Zeit die Füße begannen weh zu tun, wenn sie einfach nur herumstand, vor allem wenn es warm war.

  • Irgendwann war die laufende Angelegenheit endlich erledigt und ein untersetzter Mann mit ärgerlicher Miene kam zügigen Schrittes auf die Flügeltüre am Ausgang der Basilica zugelaufen. Hintendrein schritt ein verschmitzt grinsender Beamter mit gepflegtem Bart, der den nächsten Antragsteller hervorwinkte. Als derjenige vor den Praetor getreten war, der auf seinem Amtsstuhl in der Halle trohnte, versperrte der Beamte den Durchgang wieder mit einer Kordel und blickte die Warteschlange entlang. Bona dea, hatten sich hier heute wieder viele Leute angestellt. Konnten die ihre Probleme nicht mal ohne Klagen lösen? Der Beamte - konkreter gesagt ein Liktor des Praetors - verschränkte die Arme vor der Brust und atmete gelangweilt aus. Das hier war beinah schlimmer als jede Menschenmenge auf dem Forum, die es zu durchqueren galt. Der Liktor war natürlich Quintilius Sermo, der hier heute seinen Dienst in der Basilica Ulpia versah, während viele seiner Kollegen wesentlich spannenderen Tätigkeiten nachgingen...Botengängen zum Beispiel. Oder eine Kleinigkeit zu Essen zu besorgen. (:D)
    Während er so den Blick über die Wartenden schweifen ließ, entdeckte er am Ende der Schlange eine Toga unter vielen, die durch einen signifikanten Kontrast hervorstach. Der purpurne Streifen verriet den Stand des Mannes, der im teuren Stoff eingewickelt war. Gemächlichen Schrittes, fast beiläufig ging Sermo auf den Senator zu und begrüßte ihn höflich. Die augenscheinlichen Sklaven an seiner Seite würdigte er keines Blickes. "Salve Senator. Entschuldige bitte, aber es wird wohl noch etwas Zeit vergehen bis der Praetor Purgitius dich empfangen können wird. Heute ist der Andrang recht groß."

  • Als man mich ansprach, verschränkte Livius Pyrrus die Arme vor der Brust. Ihm war es wieder einmal klar, dass nur ich angesprochen wurde. Und ich selbst bemerkte nicht, dass er sich auf den Schlips getreten fühlte. Siv schien mit sich selbst beschäftigt. Und ich fragte mich, wie sie reagieren mochte, wenn sie erfuhr, weswegen wir hier waren.


    "Vielen Dank für die Information, aber das macht nichts. Ich hatte schon damit gerechnet, so kurz vor den Saturnalien. Es gibt scheinbar eine ganze Menge Römer, die ihre Rechtsgeschäfte unbedingt noch vor den Feiertagen erledigt wissen wollen", erwiderte ich freundlich. Livius Pyrrus verfolgte das Gespräch interessiert, hielt sich aber heraus. "Ihr seid sicherlich auch froh, wenn ihr dem Rummel für ein paar Tage entfliehen könnt."

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