Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Furianus, vertieft in die Wirren der Familien, Scheidungen und Kinder, blickte, von Gracchus wieder zurück in die Realität geholt, auf und nickte.


    "Ja, die Lex Iulia, da es keine weiteren Erbberechtigten gibt fällt der Besitz der Staatskasse zu."


    Die Antwort seines Vetters verwunderte Gracchus ein wenig, waren doch genügend Erbberechtigte vorhanden, gleichsam wie auch erst die Frist gewahrt werden musste, doch schien Furianus ohnehin mit seinen Gedanken in weiter Ferne zu weilen, womöglich noch bei der Tiberia.
    "Nun gut, ich werde die Rediviva von ihrer Frist benachrichtigen, der Vollzug dieses Erbteiles wird somit nicht mehr in unsere Amtszeit fallen. Dennoch würde ich das übrige Testament, den dem Staate zufallenden Anteil includiert, gerne beizeiten vollstrecken, sofern nichts dagegen spricht. Desweiteren habe ich keine Anliegen mehr, die Berichte über die abgearbeiteten Fälle des letzten Monats werde ich dir in Kürze zukommen lassen."

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  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    "Der Proconsul Hispanias ist zwar nicht alltäglicher Gesprächsstoff, dies ist wohl auch besser so, wenn man den Frauen beim Gespräch untereinander lauscht, doch der Name Agrippa nicht vergessen. Dein Vater ist ein großer Politiker, man vergisst solche Männer nicht, besonders keine Censoren."


    Aufmunternd lächelte er ihm zu und blickte kurz aus dem Fenster.


    "Rom ist groß, weißt du denn, in was du dich in diesem Jahr noch betätigen willst? Schließlich wirst du wohl kaum die nächsten Wahlen abwarten, denn dann kann dir leicht Faulheit angehangen werden und wir beide wissen wohl, wie verderblich dies für einen Politiker sein kann. Einmal in Verruf gebracht kostet es viel Mühe diese Flecken zu beseitigen."


    "Da hast du recht, ehemalige Censoren gibt es nicht mehr viele ..."


    Um genau zu sein, war sein Vater der einzige, die anderen waren alle bereits Tod oder wie der Kaiser noch im Amte.


    "Nein, ich habe kein Betätigungsfeld hier in Rom gefunden, aber was nicht ist, kann ja noch kommen."


    "Praetor Urbanus, ich glaube, ich habe dich bereits zu lange von deiner Pflicht abgehalten, es war mir eine Freude deine Bekanntschaft zu machen ..."

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Die Antwort seines Vetters verwunderte Gracchus ein wenig, waren doch genügend Erbberechtigte vorhanden, gleichsam wie auch erst die Frist gewahrt werden musste, doch schien Furianus ohnehin mit seinen Gedanken in weiter Ferne zu weilen, womöglich noch bei der Tiberia.
    "Nun gut, ich werde die Rediviva von ihrer Frist benachrichtigen, der Vollzug dieses Erbteiles wird somit nicht mehr in unsere Amtszeit fallen. Dennoch würde ich das übrige Testament, den dem Staate zufallenden Anteil includiert, gerne beizeiten vollstrecken, sofern nichts dagegen spricht. Desweiteren habe ich keine Anliegen mehr, die Berichte über die abgearbeiteten Fälle des letzten Monats werde ich dir in Kürze zukommen lassen."


    "Natürlich Gracchus, vollstrecke das Testament."


    Antwortete Furianus nebenbei und schien wieder ein wenig abzuschweifen, zumindest richtete sich sein Blick ins Leere und er schien nach einigen Sekuden wieder erwacht zu sein.


    "Gut, ich werde mir die Berichte dann auch ansehen."


    Und er wartete, ob sein Vetter, der eigentlich sein Onkel war, sich jetzt schon verabschiedete oder noch etwas zu besprechen hatte.


  • Furianus musste den weiteren Folgerungen des Agrippa Jr. mit einem Nicken zustimmen und noch ein weiteres Mal, als es zur Verabschiedung kam.


    "Die Freude ist auch auf meiner Seite, Agrippa Minor. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen nächsten Unternehmungen. Vale bene."


    Verabschiedete er den jungen Mann, der sicherlich noch einiges vor haben sollte.


  • "Sehr gut, ich werde dies in die Wege leiten. So möchte ich denn auch weiter nicht deine Zeit beanspruchen. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag, Furianus."
    Nachdem er sich erhoben hatte, glitt Gracchus' Blick noch einmal über seinen Vetter, welcher sein Neffe war, und ließen dabei ein leichtes, unscheinbares Funkeln auflodern, sodann verabschiedete sich der Decemvir litibius iucandius und verließ das Officium des Praetors.

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  • "Den wünsche ich dir auch, Gracchus."


    Verabschiedete auch Furianus seinen Vetter, der eigentlich sein Onkel war und ließ den Gedanken, die er durch die gelgentlichen Antworten zu Gracchus immer wieder unterbrechen musste, freien Lauf. Hauptsächlich ging es dabei um den Tod, das Elysium und natürlich Claudia.

  • Jener Sklave, welcher die Berichte über verteilte Erbschaften zum Officium des Praetor urbanus Flavius brachte, kannte den Praetor recht gut, handelte es sich doch um einen Sklaven aus dem Hause Flavius, welcher von seinem Herrn Flavius an diesem Tage zu seinem Herrn Flavius gesandt wurde. Er wunderte sich ein wenig ob der Komplexität dieser Amtshandlungen, könnte sein Herr Flavius seinem Herrn Flavius die Berichte doch ebenso gut auf den Frühstückstisch legen lassen, doch anscheinend bestimmt es die Wertschätzung des Cursus Honorum, wenn jener mit ein wenig mehr Komplexität ausgestattet wurde, als allgemeinhin für einen einfachen Sklaven gut war nachzuvollziehen. So sprach der Sklave denn wenig außer der kurzen Begrüßung seines Herrn Flavius Furianus und der Meldung, dass dies die Berichte seines Herrn Flavius Gracchus waren, bevor er jene Berichte - ein Stapel Tabulae von nicht geringer Größe - auf dem Tisch des Praetor urbanus, seines Herrn, ablegte.



    Caius Iulius Palladius
    verstorben: ANTE DIEM XII KAL MAR DCCCLVII A.U.C. (18.2.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Gaius Iulius Oktavianus (Onkel), Marcus Iulius Licinus (Onkel), Gaius Iulius Raeticus (Onkel); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 671,15 Sesterzen


    Sebastianus Germanicus Reverus
    verstorben: ANTE DIEM IV KAL MAR DCCCLVII A.U.C. (26.2.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Germanica Claudia (Ehefrau, cum manu), Spurius Germanicus Secundus (Sohn)
    Vermögenswerte:
    ~ 1686,21 Sesterzen


    Lucius Matinius Macro
    verstorben: ANTE DIEM XV KAL APR DCCCLVII A.U.C. (18.3.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Publius Matinius Agrippa (Onkel), Camillus Matinius Plautius (Onkel), Manius Matinius Fuscus (Onkel), Quintus Matinius Valens (Onkel); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Camillus Matinius Plautius, Manius Matinius Fuscus
    Vermögenswerte:
    ~ 100 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände


    Marcus Artorius Uranius
    verstorben: ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. (20.3.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Servius Artorius Reatinus (Neffe), Tiberius Artorius Imperiosus (Neffe), Lucius Artorius Avitus (Neffe); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 10 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände


    Lucius Caecilius Catilius
    verstorben: ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. (20.3.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Kaeso Caecilius Macro (Vetter), Marcus Caecilius Fabricianus (Vetter), Quintus Caecilius Metellus (Vetter); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Quintus Caecilius Metellus
    Vermögenswerte:
    ~ 660,7 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände


    Marcus Pompeius Scipio
    verstorben: ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. (20.3.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Sextus Pompeius Antipater (Onkel 2ten Grades); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 10 Sesterzen


    Caecilia Marcella
    verstorben: ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. (20.3.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Gaius Caecilius Crassus (Onkel); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 180,06 Sesterzen


    Aulus Sabbatius Philippus
    verstorben: ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. (20.3.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Marcus Sabbatius Maximinus (Vetter); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 190 Sesterzen


    Flavia Calpurnia
    verstorben: ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (20.4.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Caius Flavius Aquilius (Onkel)
    Vermögenswerte:
    ~ 2030,42 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände
    ~ Grundbesitz


    Artoria Sabina
    verstorben: ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (20.4.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Lucius Artorius Avitus (Bruder); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ diverse Warenbestände


    Sergia Seia
    verstorben: ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (20.4.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Caius Sergius Curio (Bruder), Publius Sergius Epulos (Bruder); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 73,81 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände


    Tiberia Livilla
    verstorben: ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (20.4.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Manius Tiberius Durus (Bruder), Marcus Tiberius Gracchus (Bruder); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Manius Tiberius Durus
    Vermögenswerte:
    ~ 337,4 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände


    Titus Octavius Dio
    verstorben: ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (20.4.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Caius Octavius Sura (Neffe), Gaius Octavius Victor (Neffe), Quintus Octavius Vocula (Neffe), Marcus Octavius Maximus (Neffe), Aulus Octavius Avitus (Neffe); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 3126,89 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände


    Marcus Caecilius Fabricianus
    verstorben: PRIDIE NON MAI DCCCLVII A.U.C. (6.5.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Quintus Caecilius Metellus (Bruder), Kaeso Caecilius Macro (Bruder); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Quintus Caecilius Metellus
    Vermögenswerte:
    ~ 1385,13 Sesterzen


    Marcus Decimus Corbulo
    verstorben: PRIDIE NON MAI DCCCLVII A.U.C. (6.5.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Titus Decimus Verus (Bruder), Decima Pulchra (Schwester)
    Vermögenswerte:
    ~ 526,12 Sesterzen

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  • Furianus ging die Berichte sorgfältig durch und musste bei dem ein oder anderem schmunzeln, wenn nicht gar ein wenig überlegen, bevor er sich eine kleine Notiz machte und weiter die Namen abging.
    Plötzlich fiel ihm der von Flavia Calpurnia auf. Er kannte sie, damals, hatte er selbst doch schon versucht sie von diesem Didius Crassus fern zu halten, hatte damals sogar Geld bieten wollen, damit der Didier verschwand. Diese Frau bereitete ihm so manch unruhige und schlaflose Nacht, doch sie gehörte zur Familie und ihr Tod ging ihm natürlich nahe.
    Seufzend fuhr er fort die Berichte durchzugehen und winkte anschließend den Sklaven herbei, der eine Tabula von ihm empfing und zu Gracchus bringen sollte, sofern dieser sich noch hier irgendwo in der Basilica befand.

  • Es dauerte seine Zeit und nicht in der Basilica fand der Sklave seinen Herrn, sondern in einem der Archive am Forum Romanum gelegen, bei der Prüfung einiger Daten einen Sterbefall betreffend. Obgleich er sich nur ungern aus seiner Arbeit herausreißen lies, folgte Gracchus dem Sklaven zur Basilica und bis zum Officium seines Vetters, welcher sein Neffe war hin, und betrat dieses, nachdem er sich hatte melden lassen.
    "Salve, Furianus, du wolltest mich sprechen?"

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  • Furianus stand auf und wies mit einem freundlichen Lächeln auf den Platz vor ihm.


    "Salve, Gracchus. Entschuldige, dass ich dich stören muss, aber ich müsste noch kurz Rücksprache mit dir halten. Bitte, setze dich doch"


    Dann nahm er die schon sorgfältig geordneten Tabulae und ging sie noch einmal durch, nahm sich eine heraus und zeigte sie Gracchus.


    "Und zwar der Fall der Sergia Seia. Ich vermute, dass der Name des zweiten Bruders nicht so ganz stimmt, denn Epulos scheint nicht so geläufig zu sein, ich denke mal, dass dem Scriba hier ein kleiner Fehler unterlaufen ist?"


    Schließlich konnte man sich nicht erlauben ein mit einem Fehler versehenes Dokument zu unterzeichnen und vor Gericht könnte man dies auch ganz anders auslegen, als es eigentlich gemeint oder verschuldet war.

  • Eine winzige Spur nur hob sich Gracchus' rechte Augenbraue nachdem er Platz genommen hatte, Ausdruck der Verwunderung, da er sich fragte, ob dies nur ein Scherz seines Vetters war, oder ob jener tatsächlich erwartete, dass er all die Namen der Hunderten von Verstorbenen, deren Erbhinterlassenschaften er zugeteilt hatte, und deren Anverwandten auswendig wusste und sich dabei um solche Details wie ein s mehr oder ein s weniger kümmerte, vor allem da ein Mann, der sich das Bürgerrecht erstritten hatte, beinahe jeden beliebigen Cognomen konnte geben. Vermutlich handelte es sich jedoch tatsächlich mehr um einen Scherz um den Beginn der kleinen Sitzung aufzulockern, um hernach schwerwiegende Fehler auf den Tisch zu bringen, welche Gracchus augenblicklich in seiner Arbeit vermutete. Wie oft war er ob der juristischen Wortklauberei schier verzweifelt über der Arbeit der letzten Monate, wie oft hatte er die Tabulae den Sklaven bald zugeworfen, damit sie den Inhalt ausmerzten und das Wachs glätteten, so dass er von vorn beginnen konnte, da er von vorn beginnen musste, weil er wieder und wieder ein kleines Detail hatte übersehen. Mochte er auch irgendwann womöglich sich wieder um ein Amt im Cursus Honorum bemühen, mochte es einem Römer zuträglich sein, durchaus bereits durchlaufene Ämter zu wiederholen, niemals wieder würde Gracchus den Staat darum bitten, ihm als Decemvir litibus iucandis dienen zu dürfen.
    "Ich werde dies prüfen lassen,"
    sprach er beinahe tonlos ob seines übermäßig schlechten Gewissens und beorderte gleichsam den Sklaven mit einem Wink, dass sich dieser sogleich auf den Weg machte, wobei ihm völlig gleich war, ob jener den genauen Namen des Verstorbenen oder des Hinterbliebenen kannte oder im schlimmsten Falle zurück in die Villa Flavia eilen und auf den Kopien musste nachsehen, um welchen Fall es ging.

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  • "Gut, ich danke dir."


    Dann suchte er nach der anderen Tabula, die auch nach ein paar Minuten gefunden wurde. Er las sie sich noch einmal durch, um sich zu erinnern was bei dieser zu beanstanden war.


    "Ahja, bei dem Fall des Marcus Decimus Corbulo. Fehlt leider die Angabe, was nach Ablauf der Frist mit dem Vermögen geschieht."


    Er schob die Tabula zu Gracchus und wies mit dem Zeigefinger auf die entsprechende Stelle, an der die Angabe üblicherweise aufgeführt war.

  • Konzentriert folgte Gracchus dem schlanken Finger seines Vetters, der sein Neffe war, und betrachtete den hellen, gepflegten Nagel, bevor sein Blick weiter auf den Name des Verstorbenen und dessen Hinterlassenschaft rutschte. Seine Augenbraue kletterte ein weiteres, winziges Stück empor.
    "Nun, augenscheinlich wurde das Erbe von den Erbberechtigten angenommen und an jene verteilt. In diesem Falle ist eine Angabe über den Ablauf der Frist nicht vonnöten, denn die Frist musste in solchen Fällen meist nicht einmal ablaufen."
    Wieder ein wenig überzeugter von seiner Arbeit lehnte sich Gracchus zurück, denn er wusste, dass er sich solcherlei Fehler nicht würde erlauben.
    "Es mag vorkommen, dass sich ein Buchstabe den Kopisten einschleicht, sie mögen womöglich auch einen verlieren, doch ich habe die Liste über die Erbschaftsverteilungen äußerst akribisch geführt, ein wenig zu akribisch vielleicht, denn ich sage dir, wenn du tagelang nichts anderes mehr tust, als nur Namen aufzulisten und Stammbäume mit deinen Augen abzusuchen, dann verfolgen dich diese Namen noch im Schlaf und dass es die Namen Verstorbener sind, macht diese ganze Angelegenheit nicht wirklich besser, vor allem nicht, wenn du ob der Wichtigkeit dieser Angelegenheit die Listen doppelt und dreifach führen und selbst die Arbeit der Scribae noch nachprüfen musst, doch ..."
    Gracchus stockte. Er hatte den Anfang seines Satzes verloren und wusste nun nicht mehr recht, wo das Ende hin führen sollte. Seit er Sciurus nach Hispania gesandt hatte, um seine Schwester nach Hause zu holen, hatte er das Gefühl, dass um ihn herum nur Chaos und Konfusion herrschte, erst recht, nachdem in den Archiven des Tabularium Listen von Jahre zurückliegenden Erbfällen aufgetaucht waren, doch womöglich war dies mehr in ihm selbst, als um ihn herum. Er sehnte das Ende dieser Amtszeit herbei, denn sie war nicht nur äußerst arbeitsreich, sondern auch für ihn persönlich äußerst ereignisreich, beinahe ein wenig zu ereignisreich gewesen. Gracchus stützte seinen Ellenbogen auf die Lehne des Stuhles und rieb mit Zeige- und Mittelfinger seine Schläfe. Obgleich Furianus sein Neffe war, war es nicht tolerabel, vor jenem die Haltung zu verlieren, saß sein Neffe doch als Praetor vor ihm und er als Decemvir vor jenem.
    "Ich werde es nachprüfen, du verstehst sicherlich, dass ich nicht all die Erbfälle in meinem Kopf habe."

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  • Furianus schüttelte leicht das Haupt.


    "Werter Vetter, dies soll keineswegs eine Bemängelung deiner Arbeit sein, nein, im Gegenteil, deine Taten in diesem Amt sind einer Auszeichnung mehr als nur gerecht. Du hast sogar mehr gemacht, als von dir erwartet wurde und dafür gebührt dir Ehre, Gracchus.
    Ich hoffe, dass du meine Vorsicht verstehen kannst, ich misstraue dir und deiner Arbeit nicht, ich will nur verstehen, was ich unterzeichne, schließlich handle ich im Namen des Volkes, das mich zur Rechenschaft ziehen wird und sollte in diesem Sinne auch wirklich alle Fälle nachvollziehen können. Schließlich habe ich selbst noch nie etwas von diesen Namen gehört, noch einen Stammbaum jener Verstorbenen in der Hand gehabt.
    Was mich zur nächsten Frage führt. Bei einigen Namen sind zwar zwei Erbberechtigte aufgeführt, doch nach Ablauf der Frist nur noch einer, was hat es damit auf sich?"


    Er hoffte, dass Gracchus dies verstehen konnte und ein leichtes Lächeln sollte den Keim, Furianus mache dies aus Bemängelung oder gar Absicht, ersticken.

  • "Natürlich, ich verstehe dies."
    Es graute Gracchus bereits jetzt vor der Vorstellung, eines Tages jene verantwortungsvolle Last sich auf die Schultern zu laden, welche sein Vetter bereits heute trug, und welche er mit jener sorglosen Leichtigkeit balancierte, die den Nachkommen des Flavius Corvinus so viel mehr gegeben zu sein schien, denn jenen des Vespasianus. Gerade hinsichtlich der vergangenen Amtszeit quälten Gracchus wieder vermehrt Zweifel, ob er diesen Weg tatsächlich bis zum Ende hin gehen konnte, doch mehr noch als alle Zweifel quälte ihn noch immer das Erbe seiner Familie und er wünschte sich manches mal, dass auch hierfür würde ein Brief genügen, um dies ablehnen zu können.
    "Den Erben wird eine Frist gesetzt, bis zu welcher sie das Erbe antreten oder ablehnen können. Meldet sich ein einer dieser Erbberechtigten bis zum Ablauf der Frist nicht, so gilt dies als Ablehnung des Erbes. Zum Zeitpunkt der Benachrichtigung beziehen sich die berechneten Summen auf den Fall, dass alle Erben ihren Anteil annehmen. Lehnt einer jedoch den ihm zustehenden Anteil ab, so fließt dieser zurück in die Gesamterbmasse, deren Aufteilung nach Beendigung der Frist unter denjenigen Erben aufgeteilt wird, welche ihren Anteil annehmen. Wo also weniger Namen nach dem Fristzusatz aufgelistet sind, denn es Erbberechtigte gab, so wurde das Erbe nur unter jenen Verteilt, welche sich meldeten und ihren Erbanteil annahmen. Nimmt keiner der nach dem Gesetz Berechtigten das Erbe an, so geht die Erbmasse an den Staat über."

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  • "Danke, nun kann ich es nachvollziehen."


    Schließlich gab es da mannigfache Gründe, die Furianus für den Verbleib der Namen eingefallen wären. Es hätte ja gut sein können, dass einer der Erbberechtigten selbst verstorben war oder vermisst wurde.


    "Ich danke dir, Gracchus, für deine Zeit. Mehr Unklarheiten gibt es nicht."

  • Auf diese Worte hin sah sich Gracchus entlassen. Er erhob sich und nickte seinem Vetter, der sein Neffe war, noch einmal zu.
    "Wir sehen uns in der Villa, vale Furianus."
    Es schien ihm, als würde er sich in offiziellen Angelegenheiten immer wieder solcherart von seinem Vetter verabschieden, doch nie hatten sie hinterher zuhause mehr als ein Nicken oder einen kurzen Gruß füreinander übrig, wenn sie sich durch den Zufall geleitet im Hause begegneten. Vielleicht mochte es daran liegen, dass Furianus trotz allem doch einige Jahre im Kreise der Flavia fehlten, doch andererseits war sein Bruder Milo hinsichtlich dessen auch nicht viel anders und jener hatte von Beginn an all die italischen Festivitäten über sich ergehen lassen müssen, weshalb es wohl doch eher in ihrer Abstammung begründet lag, gab sich Felix doch auch nie sehr familiär. Vor der Tür gestattete sich Gracchus ein kaum sichtbares, erleichtertes Aufatmen, bevor er hektisch nach etwas Beschreibbarem suchte, bis er schließlich einen Scriba abpasste und eine Tabula forderte. Marcus Decimus ... war es Corbulo oder Cordulo gewesen, oder vielleicht Corulo? Warum hatte er auch nur den Sklaven schon vor Ende des Gespräches hinaus gesandt, wo er doch genau wusste, dass er sich solcherlei Banalitäten kaum bis nach Hause würde merken können. Ob dessen schrieb er vorerst alle drei Namen auf und schickte einen seiner vor der Basilica wartenden Sklaven auf den Weg, um alle drei Erbfälle zu verifizieren, bevor er sich auf den Rückweg zu den Archiven machte, da seine dortige Arbeit noch nicht beendet gewesen war.

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  • "Natürlich, Gracchus. Vale."


    Sagte auch er mehr erzwungen, als ehrlich gemeint. Er wusste schon, dass er kaum nach dem Eintreten schnellen Schrittes in sein Cubiculum eilen würde, um sich dort einigen Schriften und dem Essen zu widmen. Zum Einen hatte Furianus keine wirkliche Bezugsperson, bis auf seinen Vater und den Onkel Arisitdes, die sowieso nie da waren, zum Anderen störte er die anderen Bewohner so am wenigsten, so dass er selbst ungestört dahinleben konnte. Sehnsüchtig wartete er auf seine Villa in Misenum, seinen Rückzugsort, den er auch gezielt in den Senatsferien oder bei Durchreisen nutzen würde.
    Der Gedanke daran machte ihn wütend, so dass er beschloss gleich auf dem Weg zur Villa einem Scriba einige Zeilen zu diktieren und sie dem dortigen Duumvir zu senden.

  • Es war kurz vor Ende der Amtszeit, in welcher Flavius Furianus Praetor urbanus und Flavius Gracchus Decemvir litibus iucandis gewesen waren, als ein Bote eine Tabula zum Officium des Praetoren brachte.



    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Praetori urbano Lucio Flavio Furiano s.d.


    Eine Überprüfung der Erbangelegenheit Marcus Decimus Corbulo ergab die Korrektheit der bereits getätigten Angaben. Das Erbe wurde an die beiden aufgelisteten Erben, die Geschwister des Verstorbenen, Titus Decimus Verus und Decima Pulchra, nach gültigem Gesetz aufgeteilt.


    Im Erbfall Sergia Seia fand sich tatsächlich eine Inkorrektheit bei Nennung des Publius Sergius Epulo. Die korrigierten Angaben lauten wie folgt:


    Sergia Seia
    verstorben: ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (20.4.2007/104 n.Chr.)
    Stand: sui iuris
    Erbberechtigt: Caius Sergius Curio (Bruder), Publius Sergius Epulo (Bruder); nach Ablauf der vorgegebenen Frist: Staat
    Vermögenswerte:
    ~ 73,81 Sesterzen
    ~ diverse Warenbestände


    M.F.G.

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