Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • ...erschien Durus wieder wie üblich in der Basilica, um sich um seine Amtsgeschäfte zu kümmern. So trat er mit seinen Liktoren und sonstigen Apparitores in die Halle der Basilica und ließ die Sella Curulis aufstellen.


    Dann nahm er Platz und ließ die Bittsteller - oder besser gesagt Kläger vorlassen.

  • Ein Bote überbringt dem Praetor Tiberius Durus die kaiserliche Antwort auf dessen Schreiben bezüglich einiger Strafverfahren.


    Ex officio imperatoris
    castra aestiva uaqud Circesium


    Der Imperator Caesar Augustus grüßt den Praetor Urbanus Tiberius Durus!


    In den von dir vorgelegten Anträgen auf Strafverfahren verfüge ich folgende Zusammensetzung des Gerichtes:


    I. Im Fall des Peregrinus Finn Kylian führst du, Tiberius Durus, den Vorsitz und wirst Senator Germanicus Avarus und Senator Octavius Victor als Iudices an deine Seite bitten.


    II. Im Fall des Senators Matinius Agrippa führt der Praefectus Urbi Vinicius Hungaricus den Vorsitz und wird dich, Tiberius Durus, sowie Senator Octavius Victor als Iudices an seiner Seite haben.


    Ich erwarte Nachricht über die ergangenen Urteile.


  • Durus saß gerade auf seiner Sella Curulis und hörte die Erste Anhörung zu einem Betrugsfall, als ein uniformierter Bote des Kaisers in die Basilica stürmte, die Anhörung ignorierte und Durus die Post direkt übergab. Einen Augenblick war der Praetor verwirrt, dann las er das Schreiben und - ärgerte sich. Zwar hatte er den Vorsitz über die Verhandlung erhalten, dafür musste er aber ausgerechnet Avarus als Beisitzer akzeptieren! Ob der Kaiser ihn ärgern wollte?


    Zumindest durfte er allerdings dem Verfahren gegen Matinius Agrippa beisitzen, was den Tiberier wieder etwas beruhigte. Schließlich verschob er diese Angelegenheiten auf später und hörte wieder dem Bürger zu, der die Frechheit besessen hatte, einen anderen Römer so offensichtlich übers Ohr zu hauen...

  • Durus hatte vor der Villa Tiberia seine Sänfte bestiegen und ließ sich dann hinab in das Tal tragen, in dem die Foren lagen. Während er seinen neuen Helfer hinter sich hermarschieren ließ und die Liktoren wie üblich vorausgingen, begann der Tiberier bereits, die Tageskorrespondenz zu bearbeiten.


    Kurze Zeit später - die Villa Tiberia lag schließlich verkehrsgünstig! - erreichten sie das Forum Traianum und schon entstieg Durus seiner Sänfte, ließ sich noch einmal die Toga gerade zupfen und betrat dann die Gerichtshalle.


    Kaum hatte er auf seiner Sella Curulis Platz genommen, erhoben sich alle Herumschweifenden im Raum, wie es sich für einen anständigen Bürger gehörte, wenn ein Magistrat Platz nahm.

  • Publius folgte ihm so unauffällig es sein Aussehen es zuließ und nahm die ganzen neuen Eindrück auf die auf ihn einströmten. Er war froh über die Aufgabe Durus zu folgen. endlich hatte er wieder mal was zu tun und stand nicht nur dumm herum.

  • Durus begann mit dem Tagesgeschäft, als er über sein Edikt von neulich stieß. Die Frist war abgelaufen, also war es eigentlich an der Zeit, seinen leitenden Scriba zu nötigen, seinen Aufgaben nachzukommen.


    "Haben die entsprechenden Advocati uns bereits alle benachrichtigt?"


    fragte er daher seinen Schreiber, woraufhin dieser zugeben musste, dass sich noch nichts getan hatte.


    "Dann wird es Zeit!"


    meinte er und scheuchte den Scriba weg.


    Dieser machte sich mit hängenden Schultern auf den Weg in ein Scriptorium, als er Publius erblickte.


    "Hey, du arbeitest doch auch für den Praetor Urbanus! Ich hab 'ne Aufgabe für dich!"


    sprach er ihn an.


    "Hol' dir die Liste der Advocati aus dem Archiv und gleiche sie mit den eingegangenen Antworten auf das Edikt ab. Schreib 'ne Liste der säumigen Advocati ab und bring das ganze dann Tiberius, damit er die Liste kurz überfliegt. Kannst du das?"


    fragte er noch und wirkte nicht so, als wolle er ein Widerwort hören.

  • Publius nickte und tat wie ihm aufgetragen wurde.


    einige Zeit später kam er wieder in Durus Büro und legte ihm fogendes vor:


    Aelia Adria
    - Antonia Annaea Minervina
    - Decima Valeria
    - Lucius Aelius Quarto
    - Manius Tiberius Durus
    - Marcus Caecilius Decius
    - Marcus Vinicius Lucianus
    - Primus Decimus Magnus
    - Quintus Terentius Alienus
    - Quintus Tiberius Vitamalacus
    - Tiberius Caecilius Metellus
    - Tiberius Prudentius Balbus


    "Herr hier ist die Liste mit den Namen der säumigen Advocati"

  • Durus hatte gerade die erste Anhörung in einem Fall von Veruntreuung abgeschlossen, bei der die beiden Kontrahenten sich auf Rückzahlung inklusive eines gehörigen Bonus geeinigt hatten, als Publius seine Zusammenstellung vorbrachte.


    "Soso, gut."


    meinte der Praetor und überflog die Liste. Als er seinen eigenen Namen las, zog er eine Augenbraue hoch. Aber dann grinste er


    "Kleiner Scherz, hm?"


    Dann wurde sein Gesicht jedoch wieder ernst und er ließ sich von einem Scriba eine Feder geben, um ein paar Namen zu streichen.


    Aelia Adria
    - Antonia Annaea Minervina
    - Decima Valeria
    - Lucius Aelius Quarto
    - Manius Tiberius Durus
    - Marcus Caecilius Decius
    - Marcus Vinicius Lucianus
    - Primus Decimus Magnus
    - Quintus Terentius Alienus
    - Quintus Tiberius Vitamalacus
    - Tiberius Caecilius Metellus
    - Tiberius Prudentius Balbus


    "Denen legen wir eine Multa auf. Du kannst schonmal versuchen, herauszufinden, wo man sie findet. Ich lasse solange einen Brief aufsetzen."


    Damit wandte er sich zu seinem anderen Schreiber, dem er den Brief diktierte.


    Sim-Off:

    Liste mit den Städten (bzw. Militäreinheiten), wo sie gemeldet sind z.B.

  • Publius enteckte nun das er auch den Namen von Durus auf die Liste geschrieben hatten und begann nun auch kurz zu lächeln. Er hatte nur rein mechanisch die Namen abgeglichen ohne darauf zu achten wen er dort aufschrieb.
    Er begab sich nun wieder zu den Recherchen über die Aufenthaltsorte der säumigen Advocati.


    Es war eine Mühevolle arbeit und nach und nach fand er die Informationen und kritzelte sie hinter die Namen auf der Liste



    -Aelia Adria ............................ Roma
    - Antonia Annaea Minervina ...... Mantua
    - Decima Valeria ...................... Alexandria
    - Lucius Aelius Quarto
    - Manius Tiberius Durus
    - Marcus Caecilius Decius .......... Lager der Legio I Traiana Pia Fidelis
    - Marcus Vinicius Lucianus ......... Legio II Germanica
    - Primus Decimus Magnus ......... Mogontiacum
    - Quintus Terentius Alienus ...... Legio II Germanica
    - Quintus Tiberius Vitamalacus
    - Tiberius Caecilius Metellus ....... Mogontiacum
    - Tiberius Prudentius Balbus ...... Ala II Numidia



    wieder zurück in Durus Büro verbeugte er sich zunächst, schritt dann zügig auf den schreibtisch zu und legte ihm die Liste erneut vor.

  • Durus saß wie den halben Tag auf seiner Sella Curulis und war erstaunt, wie schnell Publius arbeitete. Daher unterbrach er kurz die Schilderung eines Bürgers, welches Unrecht ihm angetan worden war, und wandte sich dem Sklaven zu.


    "Sehr gut! Dann kannst du dich gleich um die Versendung entsprechender Briefe kümmern! Der Brief wird vervielfältigt. Setze die entsprechenden Namen und Wohnorte ein und sorge für ihre Verschickung!"


    Er winkte einen Scriba herbei und ließ diesen die Briefe überreichen, sowie einige Sesterzen, um die Briefe dem Cursus Publicus anvertrauen zu können.


    Empfänger - Wohnort - Provinz


    EPISTVLA PRÆTORIS VRBANI
    PRIDIE ID FEB DCCCLVIII A.U.C.
    (12.2.2008/105 n.Chr.)


    Praetor Urbanus M' Tiberius Durus s.d.


    Gemäß des Edictum Praetoris Urbani hatten alle Advocati bis zum Kalenden des Februar zu melden, ob sie als Pflichtverteidiger zur Verfügung stehen.


    Da du dich nicht gemeldet hast, verhänge ich kraft meines Amtes eine Multa* von 50 Sesterzen über dich, was dich jedoch nicht von der Pflicht entbindet, deine Meldung nachträglich abzugeben. Dies wurde auch in einem Edictum öffentlich verkündet.


    Einsprüche gegen administrative Handlungen des Praetor Urbanus sind an den amtierenden Consul zu richten.



    gez.


    M' Tiberius Durus


    Sim-Off:

    Den Brief kannst du einfach mit der Zitieren-Taste "kopieren" (da siehst du das, was du eingeben musst). Statt Empfänger gibst du bitte den entsprechenden Namen ein. Die Rom-Bewohner kannst du gleich im entsprechenden Briefkasten posten, den Rest bringst du zum Cursus Publicus. Gib Eilbrief an - ich zahle (einfach SimOff-Post: M' Tiberius Durus zahlt)!
    Marcus Caecilius Decius wird noch ausgenommen, der ist ja in Parthia. Bei Fragen einfach ne PN schicken!

  • Publius verneigte sich vor Durus und sagte dabei "Herr er freut mich das ihr meine Arbeit schätzt. Ich werde mich sofort daran machen die Briefe zu versenden." Nun ging er und machte sich an die Arbeit

  • Kaum war Publius gegangen, als schon wieder eine neue Anhörung begann: Es handelte sich um einen älteren Geschäftsmann, der jedoch gleich seinen Advocatus (einen Bekannten von Durus) mitgebracht hatte. Ein Blick auf die Wachstafel zeigte dem Praetor, dass es um Veruntreuung ging und als er den Beklagten und seinen jungen, unerfahrenen Anwalt sah, glaubte er bereits zu wissen, wer die überzeugenderen Argumente bringen konnte. Durus war leicht gelangweilt, daher begann er sofort.


    "Hiermit eröffne ich die Hauptverhandlung im Falle Caius Ateius Drusus versus Marcus Iulianus Pansa. Die Kläger haben das Wort."


    Der Rhetor, der im Senat jedoch eher zu dem Pedarii gehörte, erhob sich und trat vor die Sella Curulis. Nach einer um Ruhe heischenden Pause begann er.


    "Verehrter Praetor Urbanus,


    ich vertrete heute meinen Klienten Ateius Drusus, Inhaber der Großbäckerei Ateia gegen seinen Verwalter Iulianus. Zu Beginn schildere ich kurz den Tathergang, um ein besseres Bild von der Sache zu ermöglichen:


    Mein Klient ist Inhaber mehrerer Bäckereien im Stadtgebiet von Rom - als solcher backt er übrigens auch Brot für die Cura Annonae - und hat daher für die einzelnen Betriebe Procuratores eingesetzt, wie es üblich ist.


    Zu diesen zählt auch der Beklagte Iulianus Pansa, der namentlich für die Bäckerei an der Via Portuensis. Diese produziert am Tag etwa eintausend Brote, die auf dem Markt verkauft werden und wird dafür von Ostia aus mit dreitausendfünfhundert Modii Weizen beliefert."


    Durus unterbrach den Anwalt, bevor er am Ende anfing, die einzelnen Maschinen der Bäckerei zu erklären.


    "Tut das etwas zur Sache?"


    Der Anwalt blickte auf, wirkte kurz aus dem Konzept gerissen und meinte dann.


    "Ja, natürlich. Dazu komme ich jetzt: An den Kalenden des Februarius wurde nun die Monatsabrechnung für den Ianuar diesen Jahres gemacht und mein Klient stellte fest, dass in der Bilanz etwa CCXXXII Sesterzen fehlten, also der Preis für CCXXXII Laibe Brot.


    Genauere Recherchen ergaben, dass ante diem VII vor den Kalenden des Februar (26.1.2008/105 n.Chr.) zwar wir üblich MMMD Modii Getreide durch unserem Zulieferungsbetrieb in Ostia geliefert, jedoch nur DLV Laibe Brot gebacken wurden. Folglich fehlt eine Menge von etwa CXXI Modii Getreide, die zwar geliefert, jedoch nicht verbraucht wurden.


    Da sie aber auch nicht gelagert wurden - die Menge der im restlichen Monat produzierten Brote nahm nicht zu und das Lager war am Kalenden des Februar leer - muss die Anklage schließen, dass die CXXI Modii Getreide vom Beklagten gestohlen wurden.


    Tatsächlich wurde festgestellt, dass der Beklagte in finanziellen Sorgen ist und offensichtlich der Trinkerei und dem Glücksspiel zugetan ist, sodass unser Verdachtsmoment durchaus naheliegend ist."


    Durus hörte zu. All die Zahlen schwirrten ihm durch den Kopf, doch es drang durchaus genau zu ihm durch, worum es ging. Und Trunksucht und Spielerei waren keine Dinge, mit denen man bei Gericht punkten konnte. Dennoch war er gespannt, welche Beweise die Anklage vorlegen konnte...

  • Nachdem der Ankläger auch noch behauptet hatte, der Beklagte hätte das Getreide, das übrig war, in die eigene Tasche gesteckt und an andere Bäckereien verkauft, kam man zu dem Schluss, dass alle Voraussetzungen für eine Veruntreuung gegeben waren.


    Nun trat der Verteidiger vor. Er hüstelte leicht und wirkte sehr nervös, was Durus ungemein störte. Er hasste es, wenn Anwälte ihn mit ihrem Herumgetue und ihrer Angst langweilten. So sah er den jungen Mann auffordernd an. Noch einmal räusperte er sich und sah auf seine Tafel, dann trat er hervor.


    "Ehrenwertes...Gericht."


    Er machte eine Pause, sodass der Praetor beinahe darum gebeten hätte, er möge fortfahren. Doch der Anwalt kam ihm zuvor.


    "Wir haben uns hier versammelt, um zu ermitteln, ob mein Mandant Iulianus Pansa hier"


    Er deutete auf seinen Mandanten, der schluckte und zum Tribunal des Praetors hinauf sah.


    "tatsächlich, wie mein Kollege hier behauptet, schuld ist am Verschwinden, oder sagen wir besser an der Nichtverwendung des Getreides."


    Er räusperte sich noch einmal und fuhr wieder fort.


    "Ich muss meinem Kollegen tatsächlich beipflichten und jeder wird bestätigen können, dass die genannten Mengen wahr sind. Aber eigentlich muss man die Sache anders sehen, da das Mehl, das meinem Mandanten geliefert wurde, nämlich gar nicht weiterverarbeitbar war.


    Es war nämlich zum Teil verdorben, was viele-"


    Ateius und sein Advocatus hatten sich zugegrinst, als der junge Mann dem Vorredner beigepflichtet hatte und Durus hatte das Gefühl, er hätte ein abschätziges Tuscheln über den unsauberen Lebenswandel des Beklagten gehört, doch der Grund zur Unterbrechung der Rede, war ein anderer: Plötzlich war der Junge leiser geworden. Zwar verstand der Praetor ihn noch einigermaßen, aber Durus hatte keine Lust, sich vorbeugen zu müssen, um der Rede problemlos lauschen zu können.


    "Könntest du etwas lauter sprechen?"


    schnarrte er den Redner daher an, woraufhin dieser errötete und sich erneut räusperte.


    "Natürlich - ähm, wo war ich stehen geblieben?"


    Wieder kam ein Lachen von der Anklagebank, was den Advocatus noch mehr verunsicherte, sodass er sogar sein Notiz-Täfelchen holte und nachlesen musste - was für ein Fehler! Seit alters her rezitierten die Redner vor Gericht ihre Reden aus dem Gedächtnis und so ein schlechter Vortrag war wohl nicht einmal für die Rednerschule in Misenum gut genug.


    "Aja, richtig: Das Getreide, das meinem Mandanten geliefert wurde, war nämlich verdorben. An diesem Morgen war nämlich wie üblich der Karren erschienen, hatte seine Getreidemenge in die Luke, die sich an der Seite von jeder Großbäckerei befindet-"


    "Langweile auch du mich nicht mit farbenprächtigen Beschreibungen!"


    fuhr der Praetor erneut dazwischen, sodass der junge Mann noch einmal der Faden verlor.


    "Jedenfalls stellte sich heraus, dass das Getreide verdorben war - nicht alles, aber ein ganzer Teil. Und dieser ließ sich logischerweise nicht weiterverarbeiten, weshalb es zu diesen Ausfällen kam. Aus diesem Grund hat mein Angeklagter, der übrigens kein Trinker und Spieler ist und in keinster Weise das verdorbene Getreide weiterverkauft hat, keine Schuld an den Verlusten und ist der Veruntreuung nicht schuldig."

  • Es sollte ein Tag werden, den weder ich noch meine Sklavin Bridhe schnell vergessen würden - denn am heutigen Tage würde sie ihre Freiheit erlangen, in einem Prozess, den man gemeinhin manumissio vindicta nannte. Ich hatte dafür extra einen meiner langjährigen Klienten mit vor Gericht einbestellt, denn er sollte die Funktion des adsertor libertatis übernehmen - desjenigen, der vor dem Gerichtsmagistraten behaupten würde, dass Bridhe frei sei, und dem ich dann, um ihr ihre Freiheit zu geben, nicht widersprechen würde. Ihre Tränen schienen getrocknet, und den Weg hierher hatten wir in einer Sänfte gemacht, waren vor der Basilica Ulpia mit meinem Klienten zusammen getroffen, jetzt musste nur noch der Magistrat Zeit für uns finden, damit die Mühlen des Gesetzes sich bewegen konnten.
    Trotz dem Wissen, dass der eigentliche Rechtsakt schnell vonstatten gehen würde, spürte ich eine gewisse Nervosität, und so hielt ich Bridhes Hand sanft fest, um ihr eine Stütze zu sein, sollte sie dessen bedürfen, denn mit ihrem dicken Bauch konnte sie sich nicht mehr so rehgleich bewegen wie noch vor einigen Monden. Wir mochten ein seltames Paar abgeben, doch das störte mich wenig. Wichtig war allein, dass sich die Dinge so ereignen würden, wie sie sich ereignen sollten, und dass sie am Ende dieses Tages eine Freigelassene sein würde. So warteten wir vor der sella curulis des praetor urbanus, dass wir vorgelassen würden, auch andere Bürger hatten Rechtsangelegenheiten zu klären, und auf eine gewisse Wartezeit war ich eingestellt.

  • Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich diese Stadt aus einer Sänfte heraus gesehen. Es war ein ungewohntes Gefühl, zumal es mir unangenehm war, dass die Sänftenträger mich durch die Stadt zu unserem Ziel schleppen mussten. Allerding hätte ich diese Strecke in meinem Zustand laufen müssen, dann hätte ich wahrscheinlich bereits nach wenigen Schritten aufgeben müssen. So war es dann doch besser.
    Ich war anscheinend nicht die Einzige, die aufgeregt war. Wenn ich es alleine gewesen wäre, hätte das bestimmt jeder verstehen können. Außerdem hatte ich ja keine Ahnung, was noch alles auf mich zu kam. Von dem ganzen Prozedere wusste ich rein gar nichts.


    Die Sänfte hielt vor einem großen Gebäude, dessen Namen ich nicht kannte. Es sah nur sehr groß und eindrucksvoll aus. Dort trafen wir einen Mann, den ich auch nicht kannte, der uns aber begleitete.
    Aquilius nahm mich bei der Hand. Das gab mir wieder Sicherheit, mich hier in dieser ungewohnten Umgebung nicht ganz so fremd zu fühlen. Ich sah mich zaghaft um und folgte ihm in das Gebäude. Offenbar waren wir nicht die Einzigen, die heute hier her gekommen waren, um verschiedene Geschäfte zu erledigen.
    Ich musste wahrscheinlich wie ein verängstigtes Tier wirken, das man eingefangen hatte und nun zu Schau stellte. Zu meiner Unsicherheit gesellte sich jetzt auch noch so etwas, wie Angst. Weswegen wusste ich auch nicht.

  • Der Praetor – sein Name spielt an dieser Stelle keine wichtige Rolle und deshalb soll er uns nicht weiter kümmern – war scheinbar darauf aus, alle Fälle dieses Tages bis zum Mittagsmahl abgehandelt zu haben. Er entschied rasch und in schneller Folge, so dass es nicht lange dauerte, bis Caius Flavius Aquilius und seine Begleiter an der Reihe waren.
    Ein Liktor winkte sie nach vorne.




    “Salvete!“, wurden sie von dem Praetor begrüßt.
    “Was ist euer Anliegen? Warum seid ihr hier? Ich höre!“

  • Ich nickte meinem Klienten zu, der sich räusperte und einen unsicheren Blick in Richtung des praetors entsandte - für seinen patronus tätig zu werden, war eben schon eine andere Sache, als von diesem ein Problem gelöst zu bekommen. Wenn ich bedachte, dass dieser Schritt Bridhes Leben von Grund auf ändern würde, und damit auch das meinige bestimmen, so hätte ich ihn am liebsten zurückgehalten, an allem festgehalten, was mir bekannt war, was in Bahnen verlief, die ich beeinflussen konnte und bei denen ich wusste, was daraus werden würde, was werden konnte. Aber ich hatte mein Wort gegeben und so blieb ich stumm, starr und gefühlt stocksteif an Bridhes Seite stehen, und konzentrierte mich lieber auf das, was mein Klient zu sagen hatte.
    "Salve, praetor! Mein Name ist Manius Ticinus Marcellus, und wir sind heute hierher gekommen, um den Status dieser Frau zweifelsfrei festzuhalten. Mein patronus, Caius Flavius Aquilius, nennt sich Herr über die Sklavin Bridhe, aber ich sage, sie ist eine freie Frau und deswegen kann er nicht Herr über sie sein." Damit waren alle formellen Dinge gesagt, im Grunde war es amüsant, wie lächerlich der Rechtsakt war, der einem Sklaven die Freiheit bringen konnte, vorausgesetzt, der ehemalige Herr war einverstanden und erhob keinen Einspruch. Die dräuende Stille, die nun eintrat, in der mein Widerspruch alles zunichte machen konnte und würde, legte sich schwer lastend auf meine Schultern, aber ich schwieg beharrlich und sah nur in die Richtung des praetors, seine weiteren Worte abwartend. Glücklicherweise schien er zu jener Sparte der Amtsträger zu gehören, die effizient und sachlich ihren Dienst versahen, jene Männer, die nach und nach immer weniger zu werden schienen, und deren Stütze dem Staat mehr und mehr fehlte.


  • Der Praetor nickte und sah dann zu Flavius Aquilius, der beharrlich schwieg, so wie es der traditionelle Freiheitsprozess nach römischem Recht verlangte.


    “Du bist Caius Flavius Aquilius? Wenn du dem nicht widersprichst, dann wird diese Frau frei sein.“, stellte er noch einmal zur Sicherheit klar.

  • Ich nickte und stellte klar: "Ich bin Flavius Aquilius, das ist richtig." Aber kein weiteres Wort verlor ich zu Bridhes Stand - nur einen Seitenblick in ihre Richtung wagte ich, als könnte ein zu vehementes Nachforschen ihres emotionalen Zustandes alles zerbrechen. Mein Klient hingegen richtete sich im Stehen etwas auf und blickte nun deutlich gelassener vom einen zur anderen, das würde sicherlich eine Geschichte sein, die die Runde machen würde, vor allem, da Bridhes Schwangerschaft kaum zu übersehen war.

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